April - Wohnungsgenossenschaft Schiffahrt - Hafen Rostock e.G.
April - Wohnungsgenossenschaft Schiffahrt - Hafen Rostock e.G.
April - Wohnungsgenossenschaft Schiffahrt - Hafen Rostock e.G.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
AKTUELL 5<br />
Vorgestellt<br />
Liane Szadkowski - Ein Leben für die Eisenbahn<br />
Die Sache begann schwierig. Liane Szadkowski kam<br />
als junge Frau in den Strudel der Nachkriegszeit. Zuvor<br />
war die gebürtige <strong>Rostock</strong>erin durch verschiedene<br />
Schulen gegangen. Von der St.-Georg-Schule führte<br />
der Weg sie in die Altstädtische Mädchenschule und<br />
schließlich in die Friedrich-Franz-Mädchenschule.<br />
Den Kriegswirren geschuldet, blieb ihr ein brauchbarer<br />
Schulabschluss verwehrt, was sie später nachholen<br />
sollte. Der Vater verstarb 1943. Es galt, die Familie zu<br />
ernähren. So arbeitete sie bei einem Bauern gegen den<br />
Erwerb von Lebensmitteln. 1946 arbeitete sie im Torf,<br />
ein körperlich schweres Unterfangen.<br />
Die junge Liane heiratete früh. 1947 war die Hochzeit.<br />
Ihr aus Schlesien gebürtiger Mann kam aus der<br />
Kriegsgefangenschaft. Die Ehe sollte ein Leben lang<br />
halten. Das tägliche Leben war nicht einfach. Man<br />
hatte nichts. Bettwäsche beispielsweise gab es nicht<br />
zum Wechseln. Man wusch sie und legte sie wieder<br />
auf. Töpfe kamen aus der Familie. Doch langsam<br />
wurde es besser. Und auch mit der Bildung ging es<br />
voran. Die junge Frau konnte an der Volkshochschule<br />
ihr Abitur machen und erlernte schließlich in einem<br />
Steuerbüro die Buchhaltung.<br />
Doch dann geschah etwas, das ihr Leben bis über die<br />
Rente hinaus bestimmen sollte. Sie ging zur Reichsbahn.<br />
Das Unternehmen ermöglichte ihr ein Studium<br />
mit dem Ziel Ingenieur für Eisenbahnfahrzeuge. Immerhin<br />
sechs Jahre paukte sie dafür. Es sollte sich<br />
lohnen. Einmal im Eisenbahnerberufsleben angekommen,<br />
führte der Weg über die Funktionen Gruppenleiter<br />
und Abteilungsleiter zur Funktion der Leiterin des<br />
Bahnbetriebswagenwerkes. Da war sie zuständig für<br />
alles Rollende, außer den Lokomotiven. Diese Arbeit,<br />
eine verantwortungsvolle Tätigkeit, füllte sie beruflich<br />
bis zum Renteneintritt im Jahre 1991 aus. Sie hatte in<br />
ihrer Funktion rund vierhundert Mitarbeiter zu führen,<br />
eine verantwortungsvolle Aufgabe. Schließlich erwarb<br />
sie den Titel Reichsbahnhauptrat, ein Titel, auf den sie<br />
stolz ist, zu recht, sollte man denken. Sie hatte etwas<br />
erreicht im Berufsleben. Die Arbeit bei der Eisenbahn,<br />
so sagt sie im Gespräch, hat ihr immer Freude bereitet.<br />
Sie hat gerne dort gearbeitet, trotz mancher Probleme,<br />
die das tägliche Arbeitsleben so mit sich brachte. Eisenbahner,<br />
so sagt Liane Szadkowski, die auf Grund<br />
ihrer Tätigkeit und ihres Engagements Verdienter Eisenbahner<br />
der DDR wurde, waren sehr mit ihrem Betrieb<br />
verbunden, waren eine eingeschworene Gemeinschaft.<br />
Dabei ging es bei der Bahn durchaus militärisch<br />
zu. Der Dienstbefehl war eine Selbstverständlichkeit.<br />
Auch ihr inzwischen verstorbener Mann war bei<br />
der Bahn. Er war Lokführer, so wie auch einer ihrer beiden<br />
Söhne.<br />
Seit dem Eintritt in den Ruhestand engagiert Liane<br />
Szadkowski sich ehrenamtlich in der Seniorenbetreuung<br />
in der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft und<br />
im Bahnsozialwerk. Sie organisiert Veranstaltungen,<br />
Ausflüge und damit das Gemeinschaftsleben der alten<br />
Leute. Es ist wiederum eine Tätigkeit, die reichlich Arbeit,<br />
aber auch Freude am Geschaffenen mit sich<br />
bringt.<br />
Bliebe noch die Sache mit der Wohnung in der Rosa-<br />
Luxemburg-Straße 5a. Die Szadkowskis wurden 1955<br />
Mitglied in der gerade gegründeten Reichsbahngenossenschaft.<br />
Um Kredite zu bekommen, benötigte die<br />
Genossenschaft fünfzig Mitglieder. Szadkowskis<br />
waren die neunundvierzigsten. Als noch ein Interessierter<br />
dazukam, konnte mit dem Wohnungsbau begonnen<br />
werden. Das Haus mit den Nummern 5 und 5a<br />
entstand auf dem Grundstück einer ausgebombten<br />
Villa. Die neuen Genossenschaftler hatten 2500 Mark<br />
Eigenanteil einzubringen und Eigenleistungen in gleicher<br />
Höhe zu leisten. 1957 konnten sie einziehen.<br />
Liane Szadkowski wohnt noch immer dort und erfreut<br />
sich auch noch immer an ihrem Domizil.<br />
Hans-Heinrich Schimler