Neues Arrestrecht im Nicht-LugÜ-Bereich
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Jürg Roth<br />
prache kann auch die Auferlegung einer Arrestkaution oder deren Erhöhung<br />
92, 93<br />
verlangt werden.<br />
Der Einspracheentscheid kann binnen zehn Tagen (Art. 278 Abs. 1<br />
SchKG) mittels Beschwerde an die obere kantonale Instanz weitergezogen<br />
werden; eine Berufung ist in jedem Fall ausgeschlossen (Art. 309 lit. b<br />
Ziff. 6ZPO). Die Beschwerde hat von Gesetzes wegen keine aufschiebende<br />
Wirkung (Art. 325 ZPO). Sie ist schriftlich zubegründen (Art. 321 Abs. 1<br />
und 2ZPO). Vor der Rechtsmittelinstanz können –<strong>im</strong>Unterschied zur<br />
normalen Beschwerde (vgl. dazu Art.326 Abs. 1ZPO) –echte Noven 94<br />
geltend gemacht werden (Art. 278 Abs. 3SchKG). Demgegenüber können<br />
tatsächliche Feststellungen nur gerügt werden, wenn sie offensichtlich<br />
unrichtig sind (Art. 320 lit. bZPO). Weder Einsprache noch Beschwerde<br />
hemmen die Wirkungen des Arrests (Art. 278 Abs.4SchKG). Wie schon in<br />
2.2 ausgeführt, ruht während des Einspracheverfahrens und eines allfälligen<br />
gegen den Einspracheentscheid gerichteten Rechtsmittelverfahrens die<br />
Arrestprosequierungsfrist (Art. 279 Abs. 5Ziff. 1SchKG).<br />
Der Beschwerdeentscheid unterliegt seinerseits der Beschwerde in Zivilsachen<br />
ans Bundesgericht, wenn das Streitwerterfordernis von mindestens<br />
CHF30'000 erfüllt ist (Art.72Abs.2lit. ai.V.m. Art. 74Abs. 1lit. bBGG)<br />
oder wenn sich eine Rechtsfrage von grundsätzlicher Bedeutung stellt<br />
(Art. 74Abs.2 lit. aBGG). Andernfalls steht nur die subsidiäre Verfassungsbeschwerde<br />
(Art. 113 ff. BGG) zur Verfügung. Weil der Arrest eine<br />
vorsorgliche Massnahme <strong>im</strong> Sinne von Art. 98BGG darstellt, kann injedem<br />
Fall nur die Verletzung verfassungsmässiger Rechte gerügt werden. 95 Zu<br />
beachten ist das strenge Rügeprinzip, 96 das sich –über den Wortlaut von<br />
Art. 106 Abs.2 BGG hinaus – nicht nur auf Grundrechte, sondern auf<br />
verfassungsmässige Rechte überhaupt erstreckt. 97 Es ist daher möglich, dass<br />
die in 2.1.a diskutierten Fragen noch länger offen bleiben werden. Denn<br />
sollte das Bundesgericht die eine Ansicht als "nicht willkürlich" erachten,<br />
hiesse dies nicht notwendigerweise, dass sich die andere nicht ebenfalls<br />
vertreten liesse. Entsprechend könnten sich sogar kantonal unterschiedliche<br />
Rechtsprechungen herausbilden, insbesondere wenn das Bundesgericht<br />
92<br />
BSKSchKG II-REISER, Art. 278 N. 17.<br />
93<br />
Im <strong>Bereich</strong> von Art. 47 Abs. 2<strong>LugÜ</strong> scheidet die Auferlegung einer Kaution aus. Vgl. dazu<br />
Fn.86.<br />
94<br />
SCHWANDER, S.684.<br />
95<br />
BGE133 III589.<br />
96<br />
BGE133 III589 E. 2.<br />
97<br />
BGE 133 III 639 E. 2, m.H. auf die Botschaft zur Totalrevision der Bundesrechtspflege vom<br />
28. Februar 2001, gemäss welcher die Praxis zur staatsrechtlichen Beschwerde und zur Verwaltungsgerichtsbeschwerde<br />
fortgeführt werden sollte (BBl 2001 4202, 4344 f.: "Beibehaltung des<br />
Rügeprinzips <strong>im</strong>Rahmen der Verfassungsgerichtsbarkeit"); BSK SchKG II-REISER, Art. 278<br />
N. 42.<br />
88<br />
©Stämpfli Verlag AG Bern