Version vom 06.06.2013 - ZIB
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2 Matroide und Unabhängigkeitssysteme<br />
(d) Gegeben sei ein vollständiger Digraph Dn = (V, A) mit n Knoten und Bogenlängen<br />
cij für alle (i, j) ∈ A. Eine Tour (gerichteter Hamiltonkreis) ist ein gerichteter Kreis<br />
in Dn, der jeden Knoten enthält. Die Aufgabe, eine Tour mit minimalem Gewicht zu<br />
finden, heißt asymmetrisches Travelling-Salesman-Problem, siehe ADM I, (3.12). Die<br />
Menge T aller Touren ist kein Unabhängigkeitssystem, jedoch eine Antikette, also<br />
Basissystem eines Unabhängigkeitssystems. Das asymmetrische TSP ist somit ein<br />
Optimierungsproblem über einem Basissystem. Wir können es aber auch als Optimierungsproblem<br />
über einem Unabhängigkeitssystem auffassen. Dies geht wie folgt:<br />
Setzen wir<br />
˜T := {I ⊆ A | ∃T ∈ T mit I ⊆ T },<br />
c ′ ij := max{|cij| | (i, j) ∈ A} + 1 − cij,<br />
so ist ˜ T ein Unabhängigkeitssystem, und jede Lösung von max{c ′ (I) | I ∈ ˜ T } ist<br />
eine Tour, die – bezüglich der Gewichte cij – minimales Gewicht hat. (Auf die gleiche<br />
Weise kann man viele andere Optimierungsprobleme über Basissystemen in Optimierungsprobleme<br />
über Unabhängigkeitssystemen überführen.) Ebenso ist das symmetrische<br />
TSP ein Optimierungsproblem über einem Basissystem.<br />
(e) Gegeben sei ein gerichteter Graph D = (V, A). Ein Branching in D ist eine Bogenmenge<br />
B ⊆ A, die keinen Kreis (im ungerichteten Sinne) enthält, und die die<br />
Eigenschaft hat, dass jeder Knoten v ∈ V Endknoten von höchstens einem Bogen<br />
aus B ist. Die Menge aller Branchings ist ein Unabhängigkeitssystem auf A. Das Problem,<br />
in einem vollständigen Digraphen eine minimale aufspannende Arboreszenz zu<br />
finden, ist ein Optimierungsproblem über einem Basissystem, siehe ADM I, (3.11).△<br />
Überlegen Sie sich, welche der übrigen Beispiele aus ADM I, Abschnitt 3.3 als Optimierungsprobleme<br />
über Unabhängigkeits- oder Basissystemen aufgefasst werden können<br />
und welche nicht.<br />
Verschiedene praktische Fragestellungen führen auch zu Optimierungsproblemen über<br />
Zirkuits. Sind die Elemente e ∈ E durch Gewichte ce bewertet, so kann man das Problem<br />
untersuchen, ein Zirkuit C ∈ C zu finden, das minimales Gewicht c(C) hat. Die Aufgabe,<br />
in einem Graphen einen kürzesten Kreis zu bestimmen, ist z. B. von diesem Typ.<br />
Allgemeiner noch ist folgende Frage von Interesse. Wir sagen, dass eine Menge Z ⊆ E<br />
ein Zyklus ist, wenn Z die Vereinigung von paarweise disjunkten Zirkuits ist, d. h. wenn<br />
es Zirkuits C1, . . . , Ck gibt mit Ci ∩ Cj = ∅, 1 ≤ i < j ≤ k, so dass Z = k i=1 Ci.<br />
Sind die Elemente e ∈ E mit Gewichten ce belegt, so sucht man nach einem Zyklus<br />
maximalen Gewichts. Das Chinesische Postbotenproblem (siehe ADM I, (3.12)) und das<br />
Max-Cut-Problem (siehe ADM I, (3.15)) sind z. B. von diesem Typ. Aus Zeitgründen<br />
können wir auf Optimierungsprobleme über Zirkuits bzw. Zyklen nicht eingehen, siehe<br />
hierzu Barahona and Grötschel (1986) und Grötschel and Truemper (1989).<br />
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