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Gedanken zur (Haus-)Tierhaltung<br />

2011 in Deutschland<br />

Norman Siegel, Vöhl<br />

Wie tief bewegt muss Rilke von<br />

dem Anblick <strong>die</strong>ses eingesperrten<br />

Tieres gewesen sein, als er<br />

<strong>die</strong>se Worte niederschrieb. Sein<br />

Gedicht fällt mir immer dann<br />

wieder ein, wenn ich in großen<br />

Zoos, Tier- und Freizeitparks <strong>die</strong><br />

unzähligen Mitgeschöpfe hinter<br />

Gitterstäben und Panzerglas betrachten<br />

muss. „Hier gehört Ihr<br />

nicht hin“, sage ich dann immer<br />

zu all den Bären, Raubkatzen<br />

und Primaten, „man hat Euren<br />

Lebensraum zerstört und Eure<br />

Arten beinahe ausgelöscht, und<br />

jetzt <strong>die</strong>nt Ihr der Belustigung,<br />

der materiellen Bereicherung,<br />

dem Erhalt des letzten verbliebenen<br />

Genpools.“<br />

Wie oft werden wir von Besuchern<br />

unseres Gnadenhofes gefragt,<br />

warum Menschen denn<br />

beispielsweise Affen oder Nandus<br />

halten, das sei doch sicherlich<br />

(und bei vielen schwingt <strong>hier</strong><br />

hörbar Unwissenheit, Hoffnung<br />

und Gottvertrauen mit) verboten.<br />

„Weil sie es dürfen und es<br />

gesellschaftlich akzeptiert ist,<br />

praktisch jedes Geschöpf hinter<br />

Glas und Eisen zu sperren“,<br />

entgegnen wir dann. Unzählige<br />

Der Panther<br />

Im Jardin des Plantes, Paris<br />

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe<br />

so müd geworden, dass er nichts mehr hält.<br />

Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe<br />

und hinter tausend Stäben keine Welt.<br />

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,<br />

der sich im allerkleinsten Kreise dreht,<br />

ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,<br />

in der betäubt ein großer Wille steht.<br />

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille<br />

sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,<br />

geht durch der Glieder angespannte Stille -<br />

und hört im Herzen auf zu sein.<br />

Rainer Maria Rilke, 06.11.1902, Paris<br />

Fernsehsendungen befassen sich<br />

täglich mit der Freude am Halten<br />

von Tieren, ob nun das oberflächlich<br />

amüsante Treiben in diversen<br />

Zoos und Tierparks oder<br />

Formate wie Unser Charly, Wildes<br />

Wohnzimmer und Wildes<br />

Wohnzimmer XXL – überall ist es<br />

einfach nur ein Riesenspaß und<br />

Wohltat für <strong>die</strong> eigene geschundene<br />

Seele, sich mit den ausgefallensten<br />

und ursprünglich<br />

wildesten Tieren zu umgeben.<br />

In Norbert Zajacs Supermarkt<br />

der Tiere in Duisburg beispielsweise<br />

ist <strong>die</strong> gesamte Schöpfung<br />

für jedermann zu kaufen – auf<br />

bald 12.000 Quadratmetern. Im<br />

Internet bieten Zootierhändler<br />

und Hobbyhalter alles an – zootierhandel.com,<br />

Geflügel Börse,<br />

Heisser Draht – <strong>hier</strong> wird veräußert,<br />

was Privatleuten und Zoos<br />

lästig oder gewinnversprechend<br />

scheint.<br />

Sie dachten Menschenaffen, Bären,<br />

Löwen und Elefanten könnten<br />

doch allenfalls von Zoos<br />

und bestenfalls <strong>zum</strong> Erhalt bald<br />

vollkommen von <strong>die</strong>ser Erde<br />

verschwundener Arten gehalten<br />

werden? Dann irren Sie. In<br />

Deutschland darf grundsätzlich<br />

jeder unbescholtene Bürger jedes<br />

Tier halten, das ihm beliebt<br />

– vom Raubtier bis zur Riesenschlange<br />

oder dem Nilkrokodil<br />

ist alles erlaubt. Und besteht<br />

doch ein für interessierte Halter<br />

lästiger Artenschutz, so kann<br />

der mit entsprechenden Papieren<br />

(CITES) ausgehebelt werden<br />

– selbst geschützte Tiere dürfen<br />

dann gehalten werden. Geregelt<br />

werden <strong>die</strong> notwendigen, aber<br />

keineswegs als artgerecht zu bezeichnenden<br />

Haltebedingungen<br />

im Gutachten über Mindestanforderungen<br />

an <strong>die</strong> Haltung von<br />

Säugetieren vom Bundesministerium<br />

für Verbraucherschutz,<br />

Ernährung und Landwirtschaft.<br />

Auf 73 Seiten ist <strong>hier</strong> zu lesen,<br />

das jeder Interessierte für einen<br />

Elefanten mindestens 500 Quadratmeter<br />

Außengehegefläche<br />

sowie angekettet mindestens 15<br />

Quadratmeter (!!) Stallfläche innen<br />

nachts (nicht angekettet 30<br />

Quadratmeter) vorhalten muss;<br />

für einen Wal 400 Quadratmeter<br />

Wasseroberfläche; eine Kleingruppe<br />

Löwen 40 Quadratmeter<br />

außen und 25 Quadratmeter<br />

innen; für einen Schimpansen<br />

gerade einmal 25 Quadratmeter<br />

Außen- und 25 Quadratmeter Innengehegefläche<br />

bei vier Metern<br />

Höhe.<br />

Wir betreuen auf unserem Gnadenhof<br />

beispielsweise eine<br />

Kleinstgruppe Totenkopfaffen –<br />

für <strong>die</strong>se ist im oben genannten<br />

Gutachten je eine Mindestgehegefläche<br />

(Innen- und Außengehege)<br />

von 8 Quadratmetern<br />

bei 2 Metern Höhe erforderlich.<br />

Insgesamt sollen den Affen also<br />

möglichst regelmäßig 16 Quadratmeter<br />

genügen – und wir<br />

wagen es, <strong>hier</strong> von artgerechten<br />

Mindestanforderungen zu sprechen.<br />

Totenkopfaffen können<br />

aufgrund unserer vergleichsweise<br />

kühlen Witterung nur einen<br />

32 <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info <strong>Nr</strong>. 4/2011 Naturverbunden.info<br />

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