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Einschätzungen zum Forschungsstand Arbeit und Leben

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165ff.). Wir halten den Begriff dann für sinnvoll, wenn er aus seiner üblichen<br />

individualistischen Verengung gelost wird, d. h. wenn Work-Life-Balance nicht einfach als<br />

individuelle Kompetenz <strong>zum</strong> Ausgleich von Anforderungen aus unterschiedlichen<br />

<strong>Leben</strong>sbereichen angesehen wird, sondern wenn die Rahmenbedingungen in den Blick<br />

genommen werden, unter denen solche individuellen Balancierungsleistungen erbracht<br />

werden (können).<br />

(1) Zunächst waren diejenigen Studien zu nennen, die den Fokus auf den europäischen<br />

Vergleich legen. Sie sind fast ausschließlich quantitativ angelegt <strong>und</strong> bieten Vergleichsdaten<br />

u. a. zu WLB-Indizes in Zusammenhang mit <strong>Arbeit</strong>szeiten, aber auch mit sozialpolitischen<br />

Regulationsinstrumenten, mit Typen von familiären Arrangements sowie mit Verlaufsmustern<br />

von Berufsbiographien usw. (z.B. die Studien „Quality of Life in Changing Europe” [Lippe et<br />

al. 2009], „Household, Work and Flexibility“ [Literatur unter www.hwf.at], die europäische<br />

Betriebsbefragung zu <strong>Arbeit</strong>szeit <strong>und</strong> Work-Life-Balance, z.B. Eurofo<strong>und</strong> [European<br />

Fo<strong>und</strong>ation for the Improvement of Living and Working Conditions] 2007, 2009). Inwieweit<br />

die bislang vorliegenden quantitativen Daten <strong>zum</strong> internationalen Vergleich ausreichend sind,<br />

können wir an dieser Stelle nicht abschätzen.<br />

(2) Die räumliche Dimension von Work-Life-Balance steht bei denjenigen Projekten im<br />

Vordergr<strong>und</strong>, die sich mit den Folgen von Telearbeit auseinandersetzen. Hier ist eine<br />

charakteristische Ungleichheit von Forschung <strong>und</strong> realen Veränderungen zu beobachten.<br />

Zunächst hatte das Phänomen Telearbeit – bereits seit Beginn der 1990er Jahre – eine große<br />

wissenschaftliche Resonanz gef<strong>und</strong>en, die durchaus in Kontrast zu ihrem anfangs eher<br />

geringen Verbreitungsgrad stand. Mittlerweile hat sich das Verhältnis allerdings verändert.<br />

Aktuelle Studien zu Telearbeit fokussieren WLB-Fragen an zentraler Stelle, daneben u.a.<br />

auch ergonomische <strong>und</strong> arbeitswissenschaftliche Fragestellungen (z. B. Winkler 2001,<br />

Büssing 1998, Hornberger/Weisheit 1999). Die räumliche Dimension der WLB findet ebenso<br />

in den Studien zu Mobilität von <strong>Arbeit</strong>nehmern Beachtung (aktuell z. B. Kesselring/Vogl<br />

2010).<br />

Zu Fragen von Mobilität <strong>und</strong> Telearbeit besteht gewissermaßen „Querschnittsbedarf“ im<br />

Rahmen breiterer Studien zur WLB. An die Stelle eines Fokus auf Telearbeiter als einer<br />

speziellen Beschäftigtengruppe sollte die Untersuchung des Einsatzes <strong>und</strong> der Nutzung von<br />

neuen Kommunikationsmitteln <strong>und</strong> ihre Auswirkungen auf Belastungen <strong>und</strong> „<strong>Leben</strong>“ für<br />

sämtliche Beschäftigtengruppen treten. Denn <strong>Arbeit</strong> an wechselnden Orten bzw. mobile<br />

<strong>Arbeit</strong> sowie (zeitweise sowie offizielle wie informelle) Heimarbeit wird für immer mehr<br />

Beschäftigte in unterschiedlichen Tätigkeitssegmenten Realität. Hier besteht gerade für<br />

„Normalbeschäftigte“ in Zukunft – nicht zuletzt in Abhängigkeit von weiteren technischen<br />

Entwicklungen – weiterer Forschungsbedarf.<br />

(3) Ein Schwerpunkt der (qualitativen) Studien zur Work-Life-Balance liegt gegenwärtig<br />

noch immer im Beschäftigtensegment der Führungskräfte (aus den letzten Jahren u.a. Projekt<br />

„Führen in Teilzeit. Eine empirische Untersuchung der Chancen <strong>und</strong> Risiken der Einführung<br />

von Teilzeitarbeitsregelungen auch in Führungspositionen“ [Buhrmann], Notz 2001) – nicht<br />

zuletzt deshalb, weil für diese Gruppe besonders weitgehende Probleme im Feld der Work-<br />

Life-Balance erwartet werden, u.a. aufgr<strong>und</strong> von überlangen <strong>Arbeit</strong>szeiten sowie hohen<br />

Leistungsanforderungen. Die bevorzugten Methoden sind qualitativ. So wichtig es ist, gerade<br />

den Führungskräften hohe Aufmerksamkeit zuzugestehen, so wichtig ist es ebenfalls, die<br />

Frage der Work-Life-Balance für sämtliche Beschäftigtensegmente zu untersuchen. Zudem<br />

besteht gegenwärtig hinsichtlich der Führungskräfte noch Forschungsbedarf nicht allein<br />

hinsichtlich ihrer eigenen Vereinbarkeitsproblematik, sondern auch in Bezug auf die<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen balanceorientierten Führens (d. h.: Wie ermöglicht <strong>und</strong>

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