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Soziale Systeme

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2. BALANCE Nachwuchsseminar<br />

Dissertationsskizze von Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />

Betreuung: Prof. Dr. Christiane Funken<br />

Arbeitstitel:<br />

Steuerung von sozialen <strong>Systeme</strong>n: Entwicklung eines<br />

Modells zur soziologischen Beratung<br />

Technische Universität Berlin I Institut für Soziologie I Projekt TRUSTnet<br />

Franklinstr. 28/29 I 10587 Berlin I Raum 1049<br />

Tel.: +49 (0)30 314 – 24530<br />

email: jules.thoma@tu-berlin.de


Vorbemerkungen<br />

Stand der Arbeit:<br />

• Fragestellung und ein erstes theoretisches Konzept<br />

Ziel für heute:<br />

• Vorstellung der Grundzüge der Arbeit, ohne in theoretische<br />

Untiefen zu verfallen<br />

• Diskussion der Konsistenz der Argumentationslinie<br />

• Kritische Anmerkungen zu den zentralen Thesen<br />

• Welche Punkte sollten zusätzlich berücksichtigt und welche<br />

können vernachlässigt werden?<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />

jules.thoma@tu-berlin.de


Gliederung<br />

1. Fragestellung und Umsetzung<br />

2. Beratung und Wissenschaft<br />

3. Modell sozialer <strong>Systeme</strong><br />

4. Ausblick: Implikationen für eine soziologische Beratung<br />

3<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />

jules.thoma@tu-berlin.de


Fragestellung der Arbeit<br />

Titel:<br />

• Steuerung von sozialen <strong>Systeme</strong>n: Entwicklung eines<br />

Modells zur soziologischen Beratung<br />

Fragestellung:<br />

• Einleitend: Wie ist das Verhältnis von Beratung und<br />

Wissenschaft?<br />

• Wie konstituieren sich soziale <strong>Systeme</strong> und welches<br />

Steuerungsmöglichkeiten lassen sich daraus ableiten?<br />

• Wie kann ein Modell der soziologischen Beratung<br />

aussehen?<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />

jules.thoma@tu-berlin.de


Umsetzung der Fragestellung<br />

Gliederung der Arbeit (heutiger Stand):<br />

1. Wissenschaft und Beratung (15%)<br />

2. Modell der Konstitution von sozialen <strong>Systeme</strong>n (25%)<br />

3. Modell für die Steuerung von sozialen <strong>Systeme</strong>n (25%)<br />

4. Operationalisierung des Modells zur Konzeption einer<br />

soziologischen Beratung (35%)<br />

Vorgehensweise:<br />

• Theoretische Modellentwicklung und Anwendung auf die<br />

Praxis einer soziologischen Beratung<br />

• keine empirische Erhebung<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />

jules.thoma@tu-berlin.de


Gliederung<br />

1. Fragestellung und Umsetzung<br />

2. Beratung und Wissenschaft<br />

3. Modell sozialer <strong>Systeme</strong><br />

4. Ausblick: Implikationen für eine soziologische Beratung<br />

6<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />

jules.thoma@tu-berlin.de


Ubiquität von Beratung<br />

„Kaum einer will beratungsfrei das ihm zugewiesene Schicksal<br />

schultern. Und wenn er es doch unternähme, wäre er im Fall<br />

seines Scheiterns auch noch haftbar, weil er sich nicht hat beraten<br />

lassen“ (Fuchs, 2004, 239).<br />

Beispiele für Anwendungskontexte:<br />

• Politik: Expertenkommissionen<br />

• Wirtschaft: Consulting<br />

• Individuen: Coaching<br />

• ….<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Systematisierung von Beratung<br />

Ansätze:<br />

• Fach- bzw. Expertenberatung, Strategieberatung, …<br />

• Prozessberatung, Supervision, Organisationsentwicklung, …<br />

• Systemische Beratung<br />

• …<br />

Funktionen: (Kieser, 2003)<br />

• Wissenstransfer, Management auf Zeit<br />

• Legitimation und mikropolitische Munition<br />

• …<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />

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Die Rolle der Wissenschaft<br />

Legitimation von wissenschaftlicher Beratung:<br />

• Technokratischer Steuerungsglaube bröckelt<br />

• Komplexität von sozialen <strong>Systeme</strong>n wird zunehmend<br />

erkannt: z. B. Nichtwissen (Willke)<br />

• Ideologieverdacht von Expertenwissen<br />

Verhältnis von Sozialwissenschaft und Praxis:<br />

• Konzept der „doppelten Hermeneutik“ (Giddens, 1984)<br />

• Beispiel: Moden des Management (Kieser, 1996)<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Gliederung<br />

1. Fragestellung und Umsetzung<br />

2. Beratung und Wissenschaft<br />

3. Modell sozialer <strong>Systeme</strong><br />

4. Ausblick: Implikationen für eine soziologische Beratung<br />

10<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Das Modell sollte…<br />

• ein Konzept für das Verhältnis von Stabilität und Wandel<br />

bereitstellen<br />

• die wechselseitige Konstitution und Beeinflussung von Subjekt<br />

und sozialem System darstellen können<br />

• ein Steuerungskonzept anbieten, welches nicht ausschließlich<br />

auf Rationalität setzen muss<br />

• für alle Arten von sozialen <strong>Systeme</strong>n anwendbar sein<br />

• nützlich für die Praxis der soziologischen Beratung sein<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Zentrale Bausteine und Autoren<br />

Bausteine:<br />

• différance<br />

• Subjekte und soziale <strong>Systeme</strong><br />

• Akteurskonzept<br />

Autoren:<br />

• Derrida<br />

• Giddens<br />

• Luhmann<br />

• Ortmann<br />

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Ausgangsbasis ist die Praxistheorie<br />

• „Action“ or „Agency“ (…) thus does not refer to a series of<br />

discrete acts combined together, but as a continuous flow of<br />

conduct“ (Giddens, 1979, S. 55).<br />

• Praxis besteht zunächst einmal als eine kontinuierliche<br />

Bewegung von:<br />

• Körpern<br />

• Interaktionen<br />

• Innerhalb dieser Bewegungen kommt es zu Wiederholungen, zu<br />

Regelmäßigkeiten<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Regelmäßigkeit und Differenz<br />

• „In dieselben Flüsse steigen wir und steigen wir nicht, wir sind<br />

und wir sind nicht.“ (Heraklit)<br />

• „Der König ist tot. Es lebe der König.“ (N.N., )<br />

• Subjekte aber auch soziale <strong>Systeme</strong> verändern sich von<br />

Moment zu Moment und bleiben doch gleich!<br />

• Auf diesen Umstand verweist der Philosoph Derrida mit dem<br />

Begriff der différance:<br />

• Differenz (âlles definiert sich über seine Differenzen)<br />

• Bewegung (Unterscheiden bedeutet Aufschieben)<br />

• Voraussetzung (Produktion aller Differenz)<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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„threefold connotation of différance“<br />

• Der Soziologe Anthony Giddens greift das Konzept der<br />

différance für die Beschreibung von sozialer Praxis auf<br />

• „Social practices occur not just as transformations of a virtual<br />

order of differences (Wittgenstein`s rules), and differences in<br />

time (repetition), but also in physical space. I shall argue (…)<br />

that the theory of structuration of social systems should be<br />

based upon this threefold connotation of différance“ (Giddens,<br />

1979, S. 46).<br />

• Ebenen von Bewegungen:<br />

• Paradigmatisch (virtual order, Struktur)<br />

• Zeit und Raum (soziale <strong>Systeme</strong>)<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Unterscheidung von Beziehung und Praxis<br />

Im Anschluss daran:<br />

• Analytische Unterscheidung von<br />

• Beziehungen: semantische Bewegungen<br />

• Praxis: raum- zeitliche Bewegungen<br />

• beide konstituieren sich gegenseitig<br />

Frage:<br />

• Wie konstituieren sich vor dem Hintergrund der Bewegungen<br />

soziale <strong>Systeme</strong> oder Subjekte?<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Subjekte und soziale <strong>Systeme</strong><br />

Subjekte: (Bewegungen und Wiederholungen)<br />

• Semantische Ebene: Gedächtnisspuren (Wissen)<br />

• Raum-zeitliche Ebene: Körperlichkeit<br />

• vgl. Giddens, 1984, S. 51<br />

<strong>Soziale</strong> <strong>Systeme</strong>: (Bewegungen und Wiederholungen)<br />

• semantische Ebene (Regeln)<br />

• raum-zeitliche Ebene (Interaktion)<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Bewegung oder Handlung ?<br />

• „What is left over?“ (Wittgenstein)<br />

• „We surely observe actions just as immediately as we observe<br />

(„involuntary“) movements; each equally involves<br />

„interpretation“, if this is taken to mean that descriptions of what<br />

is observed have to be couches in expressions which<br />

presuppose (divergent) theoretical terms“ (Giddens, 1993, S.<br />

80).<br />

• Ob Handlung oder Bewegung ist damit eine Frage der<br />

Interpretation und des zugrunde gelegten Modells<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Akteursmodell bei Giddens<br />

• Subjekt: Kompetenter Akteur<br />

• Nutzt sein Wissen um soziale Praktiken und (re-)produziert in<br />

der Interaktion soziale <strong>Systeme</strong> (Giddens, 1984, S. 52)<br />

• Strukturwissen in den „memory traces“<br />

• Zwar de-zentriertes Subjekt, aber weiterhin alleiniger Akteur<br />

Offen bleibt aber:<br />

• Wie wirkt das soziale System auf den Akteur ein?<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Wie macht es Luhmann?<br />

• Operative geschlossene <strong>Systeme</strong><br />

• Luhmann differenziert zwischen physischen und psychischen<br />

System sowie sozialem System<br />

• Autopoiesis Modell startet bei Selbstproduktion<br />

• Die Wirkung zwischen sozialen <strong>Systeme</strong>n und/oder<br />

psychischen <strong>Systeme</strong>n können nicht erfasst werden bzw.<br />

werden an den „Rand des Modells“ verschoben<br />

• Irritationen, strukturelle Kopplung, Kontextsteuerung<br />

• Selbststeuerung: ja > Fremdsteuerung: nein<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Wofür steht das Konzept Akteur?<br />

Akteur<br />

• universelles Konzept<br />

• Fähigkeit einen Unterschied herzustellen<br />

• Akteur = Wirksamkeit, Wirkmächtigkeit, Wirkung herstellen<br />

Aber:<br />

• Newton`s 3. Gesetz: Wechselwirkungsprinzip<br />

• mit den Worten Derrida`s:<br />

• „Man könnte auf diese Weise (…) alle Gegensatzpaare wieder aufgreifen,<br />

(…) von denen unser Diskurs lebt, um an ihm nicht etwa das Erlöschen des<br />

Gegensatzes zu sehen, sondern eine Notwendigkeit, die sich ankündigt, daß<br />

einer der Termini als différance des anderen erscheint, als der andere in<br />

der Ökonomie des Gleichen unterschieden/aufgehoben …“ (1999, S. 47).<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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These: Praxis und Beziehung als Akteure<br />

Ausgangspunkt:<br />

• <strong>Soziale</strong> <strong>Systeme</strong> und Subjekte wirken aufeinander ein,<br />

konstituieren sich gegenseitig<br />

Verschiebung des Fokus:<br />

• von Subjekt und sozialen System zu deren Verhältnis<br />

Verhältnis:<br />

• auf der Ebene der semantischen Beziehung: Rationalität<br />

• auf der Ebene der raum-zeitlichen Praxis: Vertrauen<br />

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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Beispiel: Entscheidungen<br />

Die Paradoxie der Entscheidung<br />

• „Entscheidungen sind genau dann gefordert (und auch<br />

möglich!), wenn sie unmöglich sind – unmöglich im Sinne guter,<br />

gar vollständiger Begründungen. Es ist gerade die<br />

Begründungslücke, die uns eine Entscheidung abverlangt“<br />

(Ortmann/ Sydow, 2001, 236; vgl. Luhmann, 2000).<br />

• Aber wie kommt es zur Entscheidung?<br />

These:<br />

• Rationalität und Vertrauen ermöglichen die Entscheidung<br />

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Wo liegt die Rationalität?<br />

Klassisch:<br />

• homo öconomicus<br />

Kritik:<br />

• „Man findet relativ rationales Verhalten bei Mitgliedern von<br />

Organisationen oder Professionen, aber gerade nicht im<br />

undirigierten Privatleben der Individuen. Man müsste daher<br />

fragen, ob jene Individualisierung der Rationalitätserwartung<br />

nicht seit langem obsolet ist“ (Luhmann, 2002, 143).<br />

These:<br />

• Rationalität als sprachlicher Diskurs zwischen Subjekt und<br />

sozialem System<br />

24<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Vertrauen: Praxis von Subjekt und System<br />

• nicht Eigenschaft von Subjekten sondern Verhältnis<br />

• „Vertrautheit“ (Luhmann, 1968, S. 23)<br />

• „fungierendes Vertrauen“ Kern des Vertrauensbegriffs (Endreß)<br />

• Giddens beschreibt Vertrauen als „link between faith and<br />

confidence“ (Giddens, 1990, S. 33) und meint damit eine nicht<br />

auf Wissen basierende Kraft (im Gegensatz zu Simmel).<br />

• „All trust is in a certain sense blind trust!“ (Giddens, 1990, S. 33)<br />

These:<br />

• Vertrauen wirkt über die raum-zeitliche Wiederholung von<br />

Interaktionen und der Körperlichkeit des Subjekts (vgl.<br />

Routinen)<br />

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Strukturation von sozialen <strong>Systeme</strong>n<br />

Praxis<br />

Kompetente Akteure:<br />

• Gedächtnisspuren (Struktur)<br />

• Diskursives, praktisches Wissen<br />

• Unbewusstes<br />

Syntagmatiche Ebene<br />

Paradigamatische Ebene Struktur<br />

Interaktion:<br />

• Instantisierung von Struktur<br />

• Abwesendes und Anwesendes<br />

• Aufschub<br />

soziales System<br />

nach Giddens, 1984<br />

26<br />

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Anpassung des Modells<br />

différance<br />

Subjekt<br />

• Gedächtnisspuren<br />

Paradigmatische Ebene<br />

• semantische Beziehung<br />

• diskursiv<br />

• Akteur: Rationalität<br />

<strong>Soziale</strong>s System<br />

• Regeln<br />

• Körper<br />

Syntagmatische Ebene<br />

• raum-zeitliche Praxis<br />

• praktisch-unbewusst<br />

• Akteur: Vertrauen<br />

• Interaktion<br />

27<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Gliederung<br />

1. Fragestellung und Umsetzung<br />

2. Beratung und Wissenschaft<br />

3. Modell sozialer <strong>Systeme</strong><br />

4. Ausblick: Implikationen für eine soziologische Beratung<br />

28<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Spagat zwischen Theorie und Praxis<br />

Jede Beratung nutzt eine Theorie:<br />

• „There is nothing as practical as a good theory" (Lewin, 1951,<br />

S.169)<br />

Jede Beratung operiert in der Praxis:<br />

• „Vielmehr ist die Kluft dadurch bedingt, daß die Wissenschaft ihr<br />

Potential für Komplexität in einer Weise erweitert hat, daß es in<br />

Entscheidungen schlechterdings nicht mehr adäquat<br />

berücksichtigt, geschweige denn ausgeschöpft werden kann“<br />

(Luhmann, 1973, 348).<br />

29<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Beratung: Umgang mit Komplexität<br />

• Zu geringe Integration der Komplexität der Situation in das<br />

Beratungshandeln führt zu unerwünschten Ergebnissen.<br />

• Zu hohe Integration der Komplexität der Situation in des<br />

Beratungshandeln führt zur Handlungsunfähigkeit.<br />

• Paradoxie der Komplexität:<br />

• Komplexität kann nicht „abgeschafft werden“<br />

• Strategien des Umgangs mit Komplexität (Modelle)<br />

30<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Zwei Paradigmen in der Beratung<br />

Klassisches Modell:<br />

• <strong>Soziale</strong> <strong>Systeme</strong> als triviale Maschinen („als-ob“)<br />

• Reduktion von Komplexität durch Primat der Rationalität<br />

Systemisches Modell:<br />

• Komplexitätsakzeptanz aber Intervention letztlich unmöglich<br />

• Hinweis auf Bedeutung latenter Funktionen<br />

Beide Seiten werden im neuen Modell berücksichtig:<br />

• Rationalität<br />

• Vertrauen<br />

31<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Ausblick: Erhoffte Vorteile des Modells<br />

• Ein Mechanismus (keine Metapher) der gegenseitigen<br />

Konstitution von sozialen <strong>Systeme</strong>n und Subjekten<br />

• Gleichzeitige Betrachtung von Interventionen als Selbst- und<br />

Fremdsteuerung von Subjekt und sozialen <strong>Systeme</strong>n<br />

• Stabilität und Wandel (Bewegung) stehen am Anfang der<br />

Problemstellung<br />

• Rationalität und Vertrauen können in ihrer gegenseitigen<br />

Wirkung aufgenommen werden<br />

• Resistenz gegen Wandel braucht nicht Irrationalität<br />

zugeschrieben werden<br />

• …<br />

32<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Danke für Ihre Aufmerksamkeit!<br />

Kontakt:<br />

Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />

Technische Universität Berlin<br />

Institut für Soziologie<br />

Projekt TRUSTnet<br />

Franklinstr. 28/29<br />

10587 Berlin<br />

Tel: +49 (0)30 314 - 24530<br />

E-Mail: jules.thoma@tu-berlin.de<br />

33<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Rationalität und Vertrauen<br />

These 2:<br />

• Das heißt: Analytisch lassen sich Prozesse des Vertrauen und<br />

der Rationalität unterscheiden, die jeweils in unterschiedlicher<br />

Logik (aufeinander ein-) wirken.<br />

34<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />

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Backup<br />

These 2:<br />

• Das heißt: Analytisch lassen sich Prozesse des Vertrauen und<br />

der Rationalität unterscheiden, die jeweils in unterschiedlicher<br />

Logik (aufeinander ein-) wirken.<br />

35<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />

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Integration von Selbst- und Fremdsteuerung<br />

• So wird es möglich die Momente der Selbst- und<br />

Fremdsteuerung von sozialen <strong>Systeme</strong>n und Subjekten<br />

aufzunehmen<br />

36<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Diskussion<br />

• Diskussion der Konsistenz der Argumentationslinie<br />

• Kritische Anmerkung zu den zentralen Theoriebausteinen<br />

• Welche Punkte sollten zusätzlich berücksichtigt und welche<br />

können vernachlässigt werden?<br />

37<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Wissenschaft und Beratung<br />

Taylor:<br />

• sientific management (Gutenberg/Managementlehre)<br />

Lewin:<br />

• Aktionsforschung bis zur Organisationsentwicklung<br />

Neuwaldegg-Gruppe:<br />

• Systemische Beratung<br />

Giddens:<br />

• der dritte Weg<br />

38<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Subjekte und soziale <strong>Systeme</strong><br />

Konstitution:<br />

• Subjekte: Gedächtnisspuren (Struktur), Körperlichkeit, (vgl.<br />

Giddens, 1984, S. 51)<br />

• <strong>Soziale</strong> <strong>Systeme</strong>: Regeln (Struktur), Interaktionen<br />

Modell zweier Ebene der Konstitution:<br />

• semantische Ebene (Gedächtnisspuren und Regeln)<br />

• raum-zeitliche Ebene (Körperlichkeit bzw. Interaktion)<br />

39<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Methodologische Vorüberlegungen<br />

• Operationaler Konstruktivismus:<br />

• Ausgangspunkt für die Modellbildung ist die Akzeptanz des<br />

blinden Flecks der Beobachtung<br />

• Wir können uns als Beobachter nicht beim beobachten<br />

sehen<br />

• Modell sind somit Selbstbeobachtungen des Beobachtenden<br />

40<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Struktur (1)<br />

• „Wenn wir soziale Beziehungen analysieren, müssen wir eine<br />

syntagmatische Dimension der Strukturierung sozialer<br />

Beziehungen in Zeit und Raum, die die Reproduktion situierter<br />

Praktiken beinhaltet, von einer paradigmatischen Dimension<br />

unterscheiden, welche eine virtuelle Ordnung von<br />

“Strukturierungsmodi“ involviert, die in diese Reproduktion<br />

rekursiv eingreift“ (Giddens, 1992, S. 68).<br />

• Strukturen bezeichnen die paradigmatische Dimension,<br />

während die syntagmatische Ebene für soziale <strong>Systeme</strong><br />

reserviert ist.<br />

41<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Struktur (2)<br />

• Wittgensteins Regeln: Die Verquickung von Regelmäßigkeiten<br />

und (An)wendung führt zur Figur der rekursiven (Re-)Produktion<br />

von Handlung und Struktur<br />

• Das heißt, in Bezug auf die différance das Regelmäßigkeiten<br />

ständig angewendet sind und im Moment der Anwendung sich<br />

wenden<br />

• Social practices occur not just as transformations of a virtual<br />

order of differences (Wittgenstein`s rules), and differences in<br />

time (repitition), but also in physical space. I shall argue (…) that<br />

the theory of structuration of social systems should be based<br />

upon this threefold connotation of différances<br />

42<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />

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Subjekte und soziale <strong>Systeme</strong><br />

• „Es gibt kein Subjekt, das Agent, Autor, oder Herr der différance<br />

wäre (…). (Derrida, 1986, S. 70).<br />

• “I think, that we would do well to drop the contrast between<br />

actions and movements altogether: the proper unit of reference<br />

for an analysis of action has to be the person, the acting self”<br />

(Giddens, 1993, S. 80).<br />

• “All this bears upon what the “author” is, as an acting subject.<br />

An author is neither a bundle of intentions, nor (…) a series of<br />

“traces” somehow deposited within the text” (1979, S. 43).<br />

• „Nor can „action“ be discussed in separation from the body, its<br />

mediations with the surrounding world and the coherence of the<br />

acting self“ (Giddens, 1984, S. 3).<br />

Wie konzipiert man dann soziale <strong>Systeme</strong> als Akteure?<br />

43<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

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Akteurskonzept<br />

• „Die Subjektivität ist – ebenso wie die Objektivität – eine<br />

Wirkung der différance, eine in das System der différance<br />

eingeschriebene Wirkung“ (Derrida, 1986, S. 70).<br />

• These: Ausgangspunkt ist die Bewegung<br />

• Nicht nur Subjekt oder System, sonder auch „dazwischen“.<br />

44<br />

Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />

Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />

jules.thoma@tu-berlin.de

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