Soziale Systeme
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2. BALANCE Nachwuchsseminar<br />
Dissertationsskizze von Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />
Betreuung: Prof. Dr. Christiane Funken<br />
Arbeitstitel:<br />
Steuerung von sozialen <strong>Systeme</strong>n: Entwicklung eines<br />
Modells zur soziologischen Beratung<br />
Technische Universität Berlin I Institut für Soziologie I Projekt TRUSTnet<br />
Franklinstr. 28/29 I 10587 Berlin I Raum 1049<br />
Tel.: +49 (0)30 314 – 24530<br />
email: jules.thoma@tu-berlin.de
Vorbemerkungen<br />
Stand der Arbeit:<br />
• Fragestellung und ein erstes theoretisches Konzept<br />
Ziel für heute:<br />
• Vorstellung der Grundzüge der Arbeit, ohne in theoretische<br />
Untiefen zu verfallen<br />
• Diskussion der Konsistenz der Argumentationslinie<br />
• Kritische Anmerkungen zu den zentralen Thesen<br />
• Welche Punkte sollten zusätzlich berücksichtigt und welche<br />
können vernachlässigt werden?<br />
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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />
jules.thoma@tu-berlin.de
Gliederung<br />
1. Fragestellung und Umsetzung<br />
2. Beratung und Wissenschaft<br />
3. Modell sozialer <strong>Systeme</strong><br />
4. Ausblick: Implikationen für eine soziologische Beratung<br />
3<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />
jules.thoma@tu-berlin.de
Fragestellung der Arbeit<br />
Titel:<br />
• Steuerung von sozialen <strong>Systeme</strong>n: Entwicklung eines<br />
Modells zur soziologischen Beratung<br />
Fragestellung:<br />
• Einleitend: Wie ist das Verhältnis von Beratung und<br />
Wissenschaft?<br />
• Wie konstituieren sich soziale <strong>Systeme</strong> und welches<br />
Steuerungsmöglichkeiten lassen sich daraus ableiten?<br />
• Wie kann ein Modell der soziologischen Beratung<br />
aussehen?<br />
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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />
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Umsetzung der Fragestellung<br />
Gliederung der Arbeit (heutiger Stand):<br />
1. Wissenschaft und Beratung (15%)<br />
2. Modell der Konstitution von sozialen <strong>Systeme</strong>n (25%)<br />
3. Modell für die Steuerung von sozialen <strong>Systeme</strong>n (25%)<br />
4. Operationalisierung des Modells zur Konzeption einer<br />
soziologischen Beratung (35%)<br />
Vorgehensweise:<br />
• Theoretische Modellentwicklung und Anwendung auf die<br />
Praxis einer soziologischen Beratung<br />
• keine empirische Erhebung<br />
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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />
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Gliederung<br />
1. Fragestellung und Umsetzung<br />
2. Beratung und Wissenschaft<br />
3. Modell sozialer <strong>Systeme</strong><br />
4. Ausblick: Implikationen für eine soziologische Beratung<br />
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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />
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Ubiquität von Beratung<br />
„Kaum einer will beratungsfrei das ihm zugewiesene Schicksal<br />
schultern. Und wenn er es doch unternähme, wäre er im Fall<br />
seines Scheiterns auch noch haftbar, weil er sich nicht hat beraten<br />
lassen“ (Fuchs, 2004, 239).<br />
Beispiele für Anwendungskontexte:<br />
• Politik: Expertenkommissionen<br />
• Wirtschaft: Consulting<br />
• Individuen: Coaching<br />
• ….<br />
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Systematisierung von Beratung<br />
Ansätze:<br />
• Fach- bzw. Expertenberatung, Strategieberatung, …<br />
• Prozessberatung, Supervision, Organisationsentwicklung, …<br />
• Systemische Beratung<br />
• …<br />
Funktionen: (Kieser, 2003)<br />
• Wissenstransfer, Management auf Zeit<br />
• Legitimation und mikropolitische Munition<br />
• …<br />
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Die Rolle der Wissenschaft<br />
Legitimation von wissenschaftlicher Beratung:<br />
• Technokratischer Steuerungsglaube bröckelt<br />
• Komplexität von sozialen <strong>Systeme</strong>n wird zunehmend<br />
erkannt: z. B. Nichtwissen (Willke)<br />
• Ideologieverdacht von Expertenwissen<br />
Verhältnis von Sozialwissenschaft und Praxis:<br />
• Konzept der „doppelten Hermeneutik“ (Giddens, 1984)<br />
• Beispiel: Moden des Management (Kieser, 1996)<br />
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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Gliederung<br />
1. Fragestellung und Umsetzung<br />
2. Beratung und Wissenschaft<br />
3. Modell sozialer <strong>Systeme</strong><br />
4. Ausblick: Implikationen für eine soziologische Beratung<br />
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Das Modell sollte…<br />
• ein Konzept für das Verhältnis von Stabilität und Wandel<br />
bereitstellen<br />
• die wechselseitige Konstitution und Beeinflussung von Subjekt<br />
und sozialem System darstellen können<br />
• ein Steuerungskonzept anbieten, welches nicht ausschließlich<br />
auf Rationalität setzen muss<br />
• für alle Arten von sozialen <strong>Systeme</strong>n anwendbar sein<br />
• nützlich für die Praxis der soziologischen Beratung sein<br />
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Zentrale Bausteine und Autoren<br />
Bausteine:<br />
• différance<br />
• Subjekte und soziale <strong>Systeme</strong><br />
• Akteurskonzept<br />
Autoren:<br />
• Derrida<br />
• Giddens<br />
• Luhmann<br />
• Ortmann<br />
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Ausgangsbasis ist die Praxistheorie<br />
• „Action“ or „Agency“ (…) thus does not refer to a series of<br />
discrete acts combined together, but as a continuous flow of<br />
conduct“ (Giddens, 1979, S. 55).<br />
• Praxis besteht zunächst einmal als eine kontinuierliche<br />
Bewegung von:<br />
• Körpern<br />
• Interaktionen<br />
• Innerhalb dieser Bewegungen kommt es zu Wiederholungen, zu<br />
Regelmäßigkeiten<br />
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Regelmäßigkeit und Differenz<br />
• „In dieselben Flüsse steigen wir und steigen wir nicht, wir sind<br />
und wir sind nicht.“ (Heraklit)<br />
• „Der König ist tot. Es lebe der König.“ (N.N., )<br />
• Subjekte aber auch soziale <strong>Systeme</strong> verändern sich von<br />
Moment zu Moment und bleiben doch gleich!<br />
• Auf diesen Umstand verweist der Philosoph Derrida mit dem<br />
Begriff der différance:<br />
• Differenz (âlles definiert sich über seine Differenzen)<br />
• Bewegung (Unterscheiden bedeutet Aufschieben)<br />
• Voraussetzung (Produktion aller Differenz)<br />
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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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„threefold connotation of différance“<br />
• Der Soziologe Anthony Giddens greift das Konzept der<br />
différance für die Beschreibung von sozialer Praxis auf<br />
• „Social practices occur not just as transformations of a virtual<br />
order of differences (Wittgenstein`s rules), and differences in<br />
time (repetition), but also in physical space. I shall argue (…)<br />
that the theory of structuration of social systems should be<br />
based upon this threefold connotation of différance“ (Giddens,<br />
1979, S. 46).<br />
• Ebenen von Bewegungen:<br />
• Paradigmatisch (virtual order, Struktur)<br />
• Zeit und Raum (soziale <strong>Systeme</strong>)<br />
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Unterscheidung von Beziehung und Praxis<br />
Im Anschluss daran:<br />
• Analytische Unterscheidung von<br />
• Beziehungen: semantische Bewegungen<br />
• Praxis: raum- zeitliche Bewegungen<br />
• beide konstituieren sich gegenseitig<br />
Frage:<br />
• Wie konstituieren sich vor dem Hintergrund der Bewegungen<br />
soziale <strong>Systeme</strong> oder Subjekte?<br />
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Subjekte und soziale <strong>Systeme</strong><br />
Subjekte: (Bewegungen und Wiederholungen)<br />
• Semantische Ebene: Gedächtnisspuren (Wissen)<br />
• Raum-zeitliche Ebene: Körperlichkeit<br />
• vgl. Giddens, 1984, S. 51<br />
<strong>Soziale</strong> <strong>Systeme</strong>: (Bewegungen und Wiederholungen)<br />
• semantische Ebene (Regeln)<br />
• raum-zeitliche Ebene (Interaktion)<br />
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Bewegung oder Handlung ?<br />
• „What is left over?“ (Wittgenstein)<br />
• „We surely observe actions just as immediately as we observe<br />
(„involuntary“) movements; each equally involves<br />
„interpretation“, if this is taken to mean that descriptions of what<br />
is observed have to be couches in expressions which<br />
presuppose (divergent) theoretical terms“ (Giddens, 1993, S.<br />
80).<br />
• Ob Handlung oder Bewegung ist damit eine Frage der<br />
Interpretation und des zugrunde gelegten Modells<br />
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Akteursmodell bei Giddens<br />
• Subjekt: Kompetenter Akteur<br />
• Nutzt sein Wissen um soziale Praktiken und (re-)produziert in<br />
der Interaktion soziale <strong>Systeme</strong> (Giddens, 1984, S. 52)<br />
• Strukturwissen in den „memory traces“<br />
• Zwar de-zentriertes Subjekt, aber weiterhin alleiniger Akteur<br />
Offen bleibt aber:<br />
• Wie wirkt das soziale System auf den Akteur ein?<br />
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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Wie macht es Luhmann?<br />
• Operative geschlossene <strong>Systeme</strong><br />
• Luhmann differenziert zwischen physischen und psychischen<br />
System sowie sozialem System<br />
• Autopoiesis Modell startet bei Selbstproduktion<br />
• Die Wirkung zwischen sozialen <strong>Systeme</strong>n und/oder<br />
psychischen <strong>Systeme</strong>n können nicht erfasst werden bzw.<br />
werden an den „Rand des Modells“ verschoben<br />
• Irritationen, strukturelle Kopplung, Kontextsteuerung<br />
• Selbststeuerung: ja > Fremdsteuerung: nein<br />
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Wofür steht das Konzept Akteur?<br />
Akteur<br />
• universelles Konzept<br />
• Fähigkeit einen Unterschied herzustellen<br />
• Akteur = Wirksamkeit, Wirkmächtigkeit, Wirkung herstellen<br />
Aber:<br />
• Newton`s 3. Gesetz: Wechselwirkungsprinzip<br />
• mit den Worten Derrida`s:<br />
• „Man könnte auf diese Weise (…) alle Gegensatzpaare wieder aufgreifen,<br />
(…) von denen unser Diskurs lebt, um an ihm nicht etwa das Erlöschen des<br />
Gegensatzes zu sehen, sondern eine Notwendigkeit, die sich ankündigt, daß<br />
einer der Termini als différance des anderen erscheint, als der andere in<br />
der Ökonomie des Gleichen unterschieden/aufgehoben …“ (1999, S. 47).<br />
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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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These: Praxis und Beziehung als Akteure<br />
Ausgangspunkt:<br />
• <strong>Soziale</strong> <strong>Systeme</strong> und Subjekte wirken aufeinander ein,<br />
konstituieren sich gegenseitig<br />
Verschiebung des Fokus:<br />
• von Subjekt und sozialen System zu deren Verhältnis<br />
Verhältnis:<br />
• auf der Ebene der semantischen Beziehung: Rationalität<br />
• auf der Ebene der raum-zeitlichen Praxis: Vertrauen<br />
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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Beispiel: Entscheidungen<br />
Die Paradoxie der Entscheidung<br />
• „Entscheidungen sind genau dann gefordert (und auch<br />
möglich!), wenn sie unmöglich sind – unmöglich im Sinne guter,<br />
gar vollständiger Begründungen. Es ist gerade die<br />
Begründungslücke, die uns eine Entscheidung abverlangt“<br />
(Ortmann/ Sydow, 2001, 236; vgl. Luhmann, 2000).<br />
• Aber wie kommt es zur Entscheidung?<br />
These:<br />
• Rationalität und Vertrauen ermöglichen die Entscheidung<br />
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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Wo liegt die Rationalität?<br />
Klassisch:<br />
• homo öconomicus<br />
Kritik:<br />
• „Man findet relativ rationales Verhalten bei Mitgliedern von<br />
Organisationen oder Professionen, aber gerade nicht im<br />
undirigierten Privatleben der Individuen. Man müsste daher<br />
fragen, ob jene Individualisierung der Rationalitätserwartung<br />
nicht seit langem obsolet ist“ (Luhmann, 2002, 143).<br />
These:<br />
• Rationalität als sprachlicher Diskurs zwischen Subjekt und<br />
sozialem System<br />
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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Vertrauen: Praxis von Subjekt und System<br />
• nicht Eigenschaft von Subjekten sondern Verhältnis<br />
• „Vertrautheit“ (Luhmann, 1968, S. 23)<br />
• „fungierendes Vertrauen“ Kern des Vertrauensbegriffs (Endreß)<br />
• Giddens beschreibt Vertrauen als „link between faith and<br />
confidence“ (Giddens, 1990, S. 33) und meint damit eine nicht<br />
auf Wissen basierende Kraft (im Gegensatz zu Simmel).<br />
• „All trust is in a certain sense blind trust!“ (Giddens, 1990, S. 33)<br />
These:<br />
• Vertrauen wirkt über die raum-zeitliche Wiederholung von<br />
Interaktionen und der Körperlichkeit des Subjekts (vgl.<br />
Routinen)<br />
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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Strukturation von sozialen <strong>Systeme</strong>n<br />
Praxis<br />
Kompetente Akteure:<br />
• Gedächtnisspuren (Struktur)<br />
• Diskursives, praktisches Wissen<br />
• Unbewusstes<br />
Syntagmatiche Ebene<br />
Paradigamatische Ebene Struktur<br />
Interaktion:<br />
• Instantisierung von Struktur<br />
• Abwesendes und Anwesendes<br />
• Aufschub<br />
soziales System<br />
nach Giddens, 1984<br />
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Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Anpassung des Modells<br />
différance<br />
Subjekt<br />
• Gedächtnisspuren<br />
Paradigmatische Ebene<br />
• semantische Beziehung<br />
• diskursiv<br />
• Akteur: Rationalität<br />
<strong>Soziale</strong>s System<br />
• Regeln<br />
• Körper<br />
Syntagmatische Ebene<br />
• raum-zeitliche Praxis<br />
• praktisch-unbewusst<br />
• Akteur: Vertrauen<br />
• Interaktion<br />
27<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Gliederung<br />
1. Fragestellung und Umsetzung<br />
2. Beratung und Wissenschaft<br />
3. Modell sozialer <strong>Systeme</strong><br />
4. Ausblick: Implikationen für eine soziologische Beratung<br />
28<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Spagat zwischen Theorie und Praxis<br />
Jede Beratung nutzt eine Theorie:<br />
• „There is nothing as practical as a good theory" (Lewin, 1951,<br />
S.169)<br />
Jede Beratung operiert in der Praxis:<br />
• „Vielmehr ist die Kluft dadurch bedingt, daß die Wissenschaft ihr<br />
Potential für Komplexität in einer Weise erweitert hat, daß es in<br />
Entscheidungen schlechterdings nicht mehr adäquat<br />
berücksichtigt, geschweige denn ausgeschöpft werden kann“<br />
(Luhmann, 1973, 348).<br />
29<br />
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Beratung: Umgang mit Komplexität<br />
• Zu geringe Integration der Komplexität der Situation in das<br />
Beratungshandeln führt zu unerwünschten Ergebnissen.<br />
• Zu hohe Integration der Komplexität der Situation in des<br />
Beratungshandeln führt zur Handlungsunfähigkeit.<br />
• Paradoxie der Komplexität:<br />
• Komplexität kann nicht „abgeschafft werden“<br />
• Strategien des Umgangs mit Komplexität (Modelle)<br />
30<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />
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Zwei Paradigmen in der Beratung<br />
Klassisches Modell:<br />
• <strong>Soziale</strong> <strong>Systeme</strong> als triviale Maschinen („als-ob“)<br />
• Reduktion von Komplexität durch Primat der Rationalität<br />
Systemisches Modell:<br />
• Komplexitätsakzeptanz aber Intervention letztlich unmöglich<br />
• Hinweis auf Bedeutung latenter Funktionen<br />
Beide Seiten werden im neuen Modell berücksichtig:<br />
• Rationalität<br />
• Vertrauen<br />
31<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Ausblick: Erhoffte Vorteile des Modells<br />
• Ein Mechanismus (keine Metapher) der gegenseitigen<br />
Konstitution von sozialen <strong>Systeme</strong>n und Subjekten<br />
• Gleichzeitige Betrachtung von Interventionen als Selbst- und<br />
Fremdsteuerung von Subjekt und sozialen <strong>Systeme</strong>n<br />
• Stabilität und Wandel (Bewegung) stehen am Anfang der<br />
Problemstellung<br />
• Rationalität und Vertrauen können in ihrer gegenseitigen<br />
Wirkung aufgenommen werden<br />
• Resistenz gegen Wandel braucht nicht Irrationalität<br />
zugeschrieben werden<br />
• …<br />
32<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />
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Danke für Ihre Aufmerksamkeit!<br />
Kontakt:<br />
Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />
Technische Universität Berlin<br />
Institut für Soziologie<br />
Projekt TRUSTnet<br />
Franklinstr. 28/29<br />
10587 Berlin<br />
Tel: +49 (0)30 314 - 24530<br />
E-Mail: jules.thoma@tu-berlin.de<br />
33<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Rationalität und Vertrauen<br />
These 2:<br />
• Das heißt: Analytisch lassen sich Prozesse des Vertrauen und<br />
der Rationalität unterscheiden, die jeweils in unterschiedlicher<br />
Logik (aufeinander ein-) wirken.<br />
34<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Backup<br />
These 2:<br />
• Das heißt: Analytisch lassen sich Prozesse des Vertrauen und<br />
der Rationalität unterscheiden, die jeweils in unterschiedlicher<br />
Logik (aufeinander ein-) wirken.<br />
35<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Integration von Selbst- und Fremdsteuerung<br />
• So wird es möglich die Momente der Selbst- und<br />
Fremdsteuerung von sozialen <strong>Systeme</strong>n und Subjekten<br />
aufzunehmen<br />
36<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Diskussion<br />
• Diskussion der Konsistenz der Argumentationslinie<br />
• Kritische Anmerkung zu den zentralen Theoriebausteinen<br />
• Welche Punkte sollten zusätzlich berücksichtigt und welche<br />
können vernachlässigt werden?<br />
37<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Wissenschaft und Beratung<br />
Taylor:<br />
• sientific management (Gutenberg/Managementlehre)<br />
Lewin:<br />
• Aktionsforschung bis zur Organisationsentwicklung<br />
Neuwaldegg-Gruppe:<br />
• Systemische Beratung<br />
Giddens:<br />
• der dritte Weg<br />
38<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Subjekte und soziale <strong>Systeme</strong><br />
Konstitution:<br />
• Subjekte: Gedächtnisspuren (Struktur), Körperlichkeit, (vgl.<br />
Giddens, 1984, S. 51)<br />
• <strong>Soziale</strong> <strong>Systeme</strong>: Regeln (Struktur), Interaktionen<br />
Modell zweier Ebene der Konstitution:<br />
• semantische Ebene (Gedächtnisspuren und Regeln)<br />
• raum-zeitliche Ebene (Körperlichkeit bzw. Interaktion)<br />
39<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Methodologische Vorüberlegungen<br />
• Operationaler Konstruktivismus:<br />
• Ausgangspunkt für die Modellbildung ist die Akzeptanz des<br />
blinden Flecks der Beobachtung<br />
• Wir können uns als Beobachter nicht beim beobachten<br />
sehen<br />
• Modell sind somit Selbstbeobachtungen des Beobachtenden<br />
40<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />
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Struktur (1)<br />
• „Wenn wir soziale Beziehungen analysieren, müssen wir eine<br />
syntagmatische Dimension der Strukturierung sozialer<br />
Beziehungen in Zeit und Raum, die die Reproduktion situierter<br />
Praktiken beinhaltet, von einer paradigmatischen Dimension<br />
unterscheiden, welche eine virtuelle Ordnung von<br />
“Strukturierungsmodi“ involviert, die in diese Reproduktion<br />
rekursiv eingreift“ (Giddens, 1992, S. 68).<br />
• Strukturen bezeichnen die paradigmatische Dimension,<br />
während die syntagmatische Ebene für soziale <strong>Systeme</strong><br />
reserviert ist.<br />
41<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
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Struktur (2)<br />
• Wittgensteins Regeln: Die Verquickung von Regelmäßigkeiten<br />
und (An)wendung führt zur Figur der rekursiven (Re-)Produktion<br />
von Handlung und Struktur<br />
• Das heißt, in Bezug auf die différance das Regelmäßigkeiten<br />
ständig angewendet sind und im Moment der Anwendung sich<br />
wenden<br />
• Social practices occur not just as transformations of a virtual<br />
order of differences (Wittgenstein`s rules), and differences in<br />
time (repitition), but also in physical space. I shall argue (…) that<br />
the theory of structuration of social systems should be based<br />
upon this threefold connotation of différances<br />
42<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />
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Subjekte und soziale <strong>Systeme</strong><br />
• „Es gibt kein Subjekt, das Agent, Autor, oder Herr der différance<br />
wäre (…). (Derrida, 1986, S. 70).<br />
• “I think, that we would do well to drop the contrast between<br />
actions and movements altogether: the proper unit of reference<br />
for an analysis of action has to be the person, the acting self”<br />
(Giddens, 1993, S. 80).<br />
• “All this bears upon what the “author” is, as an acting subject.<br />
An author is neither a bundle of intentions, nor (…) a series of<br />
“traces” somehow deposited within the text” (1979, S. 43).<br />
• „Nor can „action“ be discussed in separation from the body, its<br />
mediations with the surrounding world and the coherence of the<br />
acting self“ (Giddens, 1984, S. 3).<br />
Wie konzipiert man dann soziale <strong>Systeme</strong> als Akteure?<br />
43<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />
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Akteurskonzept<br />
• „Die Subjektivität ist – ebenso wie die Objektivität – eine<br />
Wirkung der différance, eine in das System der différance<br />
eingeschriebene Wirkung“ (Derrida, 1986, S. 70).<br />
• These: Ausgangspunkt ist die Bewegung<br />
• Nicht nur Subjekt oder System, sonder auch „dazwischen“.<br />
44<br />
Dissertationsskizze (Stand: 01.10.10)<br />
Dipl.-Soz. tech. Jules Thoma<br />
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