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Italienische Pfandleiher im nordlichen und ostlichen Frankreich

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Vorwort.<br />

(4f -;;‚•<br />

Das Material zu vorliegender Arbeit habe ich der handsehrift.enabei]<br />

ing der Biblioth'que Nationale Un(l den Arehives<br />

Nationales in Paris, den arcliive.s dparteinentalcs du Nord<br />

in Lilie, den archives dpartcTnentaies de Ja cöte d'or in<br />

1)ijn, den archives &lpartementales de la Meuse in Barleduc,<br />

<strong>und</strong> den archives dparteinentaJes de la Meurthe et Moselle<br />

in Nancv entnommen. In dem ersten 'Teile meiner Arbeit<br />

habe ich 1() bisher zumeist unedierte Urk<strong>und</strong>enregcsteii zusammengestellt..<br />

welche der hohen philosophiseheu Fakultät<br />

vorgelegen haben. Mit ihrer Genehmi gung veröffentliche<br />

ich hiervon in vorliegender Arbeit nur einen geringen Teil,<br />

behalte mir aber vor, das urk<strong>und</strong>liche Material an anderer<br />

Stelle herauszugeben.<br />

Bei der Sammlung des IJrkumleninaterials fand ich<br />

bei den Herrn Archivaren durchwegs grosses Entgegenkommen<br />

<strong>und</strong> spreche diesen Herren, vor allen den Herren<br />

Arehiv;u'eii L e g ran 1 <strong>und</strong> Vi a rd der archives nationales in<br />

Paris, die mir in überaus liebenswürdiger Weise bei der<br />

Auffindung des Materials zur Hand gingen, meinen herzlichsten<br />

Dank aus. Auch fühle ich mich Herrn C. Piton in<br />

Paris, der durch mannigfache nützliche Winke meine Arbeit<br />

zu frdcrn bestrebt war, sehr zu Dank verpflichtet. Herrn<br />

Prof. Dr. A. Schulte, dem ich die Anregung zu vorliegender<br />

Arbeit verdanke, <strong>und</strong> der durch mündliche <strong>und</strong> schriftliche<br />

förderliche Hinweise <strong>und</strong> Ratschlä ge mich bei meiner Arbeit<br />

unterstützte, spreche ich auch an dieser Stelle meinen<br />

wärmsten Dank ans.<br />

Document<br />

11111111 IH 111111<br />

0000005731633


\T iI r!i l.ge l uh Arbeit darf iiiul vi1I keinen Anspruch darauf<br />

erheben, (his 'j'lieina zu erschöpfen. I)eiin da die Lombarden<br />

<strong>Frankreich</strong>s in manchen Gegenden viel zahlreicher <strong>und</strong><br />

dichter beieinander wohnen als in Deutschland, würde eine<br />

vollständige Darstellun g die Durchforschung der Bezirks-<br />

archive <strong>und</strong> der unzähligen kleinen Gemeindearehive er-<br />

fordern, in denen sich wohl iioi:'li viel Material finden dürfte.<br />

T'berdies weist die urk<strong>und</strong>liche Uberlieferung in manchen<br />

Gegenden grosse Lücken auf. Gedruckte Quellen für die<br />

Behandlung des vorliegenden Gegenstandes existieren nur in<br />

geringer Anzahl. l ii r(l ii ei ot ')hat das ' E'lLema bloss allgemein<br />

behandelt, soweit es in den Rahmen s piiier Darstellung<br />

passt. Piten ) knnte nur wenig Material für unsere Gruppe<br />

von Lomharden liefern, da er sämtliche in einer gedrängten<br />

TJehersiclit, geben rollte <strong>und</strong> zudem noch am meisten die<br />

Florentiner berücksichtigte. Seine Auszüge sind dazu verworren,<br />

i in in on e t ) haben bloss (Ije beiden ersten Bände der<br />

inventair(es des archives (1dpartementales de la c'it.e der vor-<br />

gelegen, <strong>und</strong> in der Zusammenstellung, die Sella 4) bringt,<br />

finden sich nur wenige Nachweise für <strong>Frankreich</strong>. Ich he-<br />

1) l"1ix B nur q ne! o t, Ettides sur les foircs dc Champagne in Minires<br />

prdsents par divers savauts äl'aeaddinie des incriptions et<br />

helles iettres. 2e strie. AntiquiGs de la France Tonie5. Paris 1865.<br />

2) C. P i t o ii, L's L,iiibard cii France et ä Paris 1 S92/93.<br />

) S i iii In 011 e t. Jiiifs CL LUllIbar(1S ca Bourgogne in Minoires de<br />

]'Acadini(- de Dija, 2e, sric, t. Xlii. 1865.<br />

') Seils, Qaintino, hei codice d'Asti detto de Malabayla Vol 1,<br />

des (odex. Aaiensis. Atti d. r. Acc. dci Lincej 187516. Serie ii Vol. 4.<br />

Itoilia 1887.


-8--<br />

schränke mich deshalb darauf die italienischen <strong>Pfandleiher</strong><br />

in den Provinzen zu erfolgen in denen sie am meisten<br />

vorkon<strong>im</strong>en, (l. Ii. in Burg<strong>und</strong>, Lothringen, Bar, Uh;unpagne,<br />

Hennegau, Flandern <strong>und</strong> setze so die Forschungen S eh ii lt es 1)<br />

nach Westen hin fort, während ich <strong>im</strong> Norden nicht, an die<br />

Grenze seines Forsclmngsgebietes lieraiireiclic. Diese lebiete<br />

fasse ich von unserer heutigen pulitiseh-geograpisclieti An-<br />

schauung ausgehend unter dem Nanieri <strong>Frankreich</strong> zia<strong>im</strong>ncii,<br />

was allerdings für das Mittelalter nicht recht zutrifft, da in<br />

dieser Zeit die franzüsische Grenze besonders nach Osten<br />

hin sehr schwankend war. Und zwar habe ich besonders<br />

diejenigen Ueldhändler <strong>im</strong> Auge, die sich wohl an den<br />

Geschäften der aus Florenz, Genua, Pl;icentia, Lucca 1111(1<br />

anderen Orten 2) stainmenilen Lomharden manchmal beteiligten,<br />

aber doch <strong>im</strong> grossen <strong>und</strong> ganzen eine besondere Klasse<br />

bildeten. Während nämlich jene ihr Schwergewicht auf die<br />

von des Kurie verbürgten Gelddarlehen <strong>und</strong> den 'Wucher<br />

mit den Fürsten legten, daher meistens in den grossen<br />

Städten wohnten, betrieben letztere mehr den Pfandkredit,<br />

liessen sich in vielen kleineren Städten <strong>und</strong> Dörfern nieder<br />

bezw, gründeten dort eine Batik (casana). Ihre hemmt war<br />

wie sich dies aus der weiter folgenden Zusamnicnstel lumig<br />

nach Familien 3) ergibt Asti in Italien.<br />

\Vami die Astigianen begonnen haben, Geldgeschäfte<br />

mit <strong>Frankreich</strong> oder vielmehr in <strong>Frankreich</strong> zu treiben, lässt<br />

sich wohl kaum ermitteln. Der älteste Chronist der Stadt<br />

Ogerio Ahlen, der am .Ende des 1 3. .Jahrh<strong>und</strong>erts lebte er-<br />

zählt Anno (lomini 1226 cives Astenses coeperunt iiraestaie<br />

et Leere ulsiaras in Friuicia et ultramontanis partibus 4) doch<br />

1) 'Vgl. S eh u lt e, Geschichte (1(8 mittelalLerlicIlelt Handels ii.<br />

Verkehrs zwischen Wetdcutseh1and it. Italien, Leipzig 1900 Band 1,<br />

Seite 311.<br />

2) vgl. das Verzeichnis bei Piton 5. 4311'.<br />

) vgl. 5. 11ff.<br />

4) Ist tir au cii, Rerurn Italicaruin scriptores. Mediolani 1723— 51.<br />

11,142. Cudex Matabayla, Codex Astensis, qui de Malabayla eoiluiIuniter<br />

nuneupatnr. Vol. 2. cd. QuilltilLus Seilu. Rorna 1880 S. 00.


egründet er die von ihm angegebene ‚Jahreszahl keineswegs.<br />

Da, Asti <strong>im</strong> vorhergehenden Jahre <strong>im</strong> Kampfe mit Alessan-<br />

dria zwei grosse Niederlagen erlitten hatte, wodurch der<br />

Stadt ein Gi'ldsthaden von über 200 0 1.)0 Pfand erwuchs<br />

wäre es wohl denkbar, dass die Bürger sieh nunmehr nach<br />

dein Ausland gewandt hätten, um dort den erlitteneii Vor-<br />

1 (Ist durch titligeseldifte wieder einzubringen 1) . P i ton will<br />

sie schon 1-209 auf den Champagnermessen finden 2); einen<br />

Beleg dafür bringt er nicht. Jedenfalls erscheinen sie in<br />

<strong>Frankreich</strong> bedeutend früher als in 1)eutschlan(V). Im Jahre<br />

1-235 erhält Petrus Galterus lunihardus de civitate Asterisi<br />

von Theobald, dein (ratn von Champagne, ein Privileg,<br />

sich nut' 10 ‚Jahre in I'r ',vjns oder suiist <strong>im</strong> Gebiete des<br />

Grafen niederziilassen 4 ,. Im Jahre l247 werden Otto Be<strong>im</strong><br />

d'Ast, Quitremins ii cahorsin (VAst <strong>und</strong> Jean dcl Solier<br />

als Bürger in I)ouai ) aufgenommen. In diesen Jahren also<br />

scheinen die Niederlassungen in <strong>Frankreich</strong> begonnen zu<br />

haben. Wo <strong>und</strong> wann sie sich an anderen Orten fest-<br />

setzten, ii ftrfte am besten eine Zusammenstellung der Ur-<br />

k<strong>und</strong>en darthu n.<br />

l) 3. J. A in i ' t. Die tranzisis'hen <strong>und</strong> lotubardischeit Geldwucherer<br />

des Mittelalters, namentlich in der Schweiz, Jahrbuch für<br />

schweizerische Geschichte 187677, 1,205 8 chit 1 tu, 1. c. 1,312.<br />

2) Piton, 1. c. 5. 43.<br />

8) Das ersteAufnahmeprivileg in 1)eutsehland dürfte wohl das<br />

des M an ii cli lt S de T in Vii <strong>und</strong> dessen Neffen Re y n er hit Jahre 1262<br />

in Trier sein vgl. Schulte 1,802.<br />

4) Bibl. Nat. 300 Culbert. 60 fe 175. vidirnus v. J. 1-239. 1j uniq<br />

nei 'it 1.175 führt die Urk<strong>und</strong>e an, setzt aber als Nierlerlassiiiigsfrist<br />

die Zeit von 7 Jahren an, während <strong>im</strong> Ms. deutlich deeeiii aunus<br />

‚ii lesen ist. Dieses wie das Rege-st. Arbuis de Jul,airvillc's in seiner<br />

ilistuire des ducs et, des cojits (le Champagne Troyes 1859 - 6.5. IV,<br />

697 it. V, 2528 über die Aiifrushme des l'ierre Gautier lombard I'Asti<br />

<strong>im</strong> Jahre P239 in lri,yins auf 8 Jahre dürfte bei der offenbaren Identit,ät,<br />

von l'icrre Gautier miii Petrus Galterus so zu erklären sein, ilass<br />

beiden nur der vid<strong>im</strong>us voin Jahre 1239 vorgelegen hat <strong>und</strong> dürfte<br />

die Differenz zwischen ihnen über die Aufenthaltserlaubnis dadurch<br />

entstanden sein, dass B our q in cl ' l t las Anfangsjahr 1239 mitzählt.<br />

11) T iii 11 a r, Recueil ‚l'actes du XIIe et du XIlIe sicIe en languc<br />

romane du N. de la France. Douai 1849. No. 82.


- 10 -<br />

Im folgenden sind die Grenzen der Provinzen Burg<strong>und</strong>,<br />

Lothringen, Bar, Champagne <strong>und</strong> Ilennegau nielit zu eng<br />

gezogen sondern auch Orte. die in der Ni1te liegen <strong>und</strong><br />

eine Niederlassung von Astigianen aufweisen, sind in das<br />

Verzeichnis mitatifgenommen worden ; so beginnt dasselbe<br />

anstatt mit Burg<strong>und</strong>, gl(-jeli mit Lyon <strong>und</strong> einigen zwischen<br />

Burg<strong>und</strong> <strong>und</strong> L yon liegenden Orten.<br />

Übersicht über die Verbreitung der Familien.<br />

Die Zusamnientellung itelt Orten zeigt uns. wie sehr<br />

die italienischen <strong>Pfandleiher</strong> in <strong>Frankreich</strong> verbreitet waren,<br />

aber sie lässt einen Punkt nicht genügend hervortreten,<br />

n<strong>im</strong>ljcli (lass etfle <strong>und</strong> dieselbe Familie sieh nicht nur nach<br />

einander, sondern auch gleichzeitig an nieltreren Orten,<br />

manchmal sogar aueli <strong>im</strong> Ausland, findet. Die Privi]egien<br />

lassen uns schon erkennen, dass diese Oeldhiündlcr nie beab-<br />

siclitigten, in eitler Stadt (lauernd Iieiniisch zu werden;<br />

meistens wird ihnen sogar gestattet in zwei oder drei<br />

St.ihlten gleichzeitig Rande] zu treiben. Ic]t lasse daher zur<br />

besseren Uebersicht eine Zusatr<strong>im</strong>enstellung (lC1 Familien<br />

nach ihren Aiisiedtlungen in <strong>Frankreich</strong> folgen. Als Aus-<br />

land bezeichne ich dabei auch Ortschaften, welche in Frank-<br />

1-eiell liegen, aber in den Gegenden, die hier nicht behandelt<br />

sind, wie umgekehrt Metz mit zu <strong>Frankreich</strong> gerechnet<br />

wurde.<br />

(A AuIial)nie ; die dahinter eingeklammerte Ziffer be-<br />

zeichnet die Zeit für welche die Aufnahme erfolgte.)


Alion<br />

A !Il irIa1H)<br />

s 1 m a ri<br />

Barau<br />

Barbian<br />

(aus Chieri)<br />

Ha reul<br />

llawluelLo,1<br />

Hevari i<br />

<strong>Frankreich</strong><br />

Ausland 2)<br />

1 309 'Cumbrai, 1327 J0,ry.<br />

1-2.-)>; Ns1es, 1323 Valenciennes1 1 304, 1 4Cun-<br />

A (15.) tbey. 1344-<br />

48 Yenne,<br />

Hussi11o.<br />

12N) Sturre.A (9): 12S0 Vi&ux- l295, 1103,<br />

ehaleau ; 13.-) 1300-1 t Arhois 1,53, : 1 35u-59,<br />

1339, 1302 Salins; 1323 Beau- 1403 - 1411<br />

veais, 1325 Cliaion ; 1331, 1343, Freiburg i. U;<br />

1375, 1379 St. Laurent les Cha-1357, ((1, 72<br />

Ion: 1330, 34, 1343, 1350, 1305, A (11) Ober-<br />

1357 Seurre; 1343, 1375. 1351 wesel; 1372<br />

St. Jean de Losne; 13()7, 1351 Köln 1346—<br />

Verdtin sur le I)ouEjs (S'wrie); 5 Genf; 1349<br />

1379 Mouzon A (25); 1379 St.- 51 (iharn-<br />

Laurent los Mcon; 1381 Beaune 'brv: 1416—<br />

13<br />

Antwer -<br />

pen; 1415-323<br />

1 [Orti)gheflhosch;<br />

1444<br />

—55 Heren -<br />

1.lials ‚ 1432<br />

]—S4Nivolles.<br />

1 331 Auxonne 1429 Laon A (1 5).<br />

435 Arniens A (15); 1448 Amiens<br />

A (10).<br />

1 327 Joigny.<br />

1 3X0 Troyes A (15).<br />

1327 Brie.y A (9); 1360 Bar,<br />

Lah eycourt, Hancourt A (1.5);1<br />

1 2H7 —72,1372-58 PonttMoussun,<br />

A (15); 1390-1405 Lilie,<br />

Douai A (15)<br />

1) 1)ic unterstrichenon Xanten bezeichnen diejenigen Fatnilieii,<br />

deren Ursprung aus Asti Sic]itr ist,<br />

) Für die hier gegebenen Notizen vgl. 5 ella S. 228-257,<br />

Schulte 1,309.


hift-<br />

12 -<br />

Name. Frankrti1i<br />

Bdtnuiie 1278 Lagiiy<br />

Btrtaudy 1325 Paris; 1277 Bourges.<br />

Bolla 1247 1)ouai, 1333 Uuesnov. Forrtt<br />

A (15); 1328, 1330, 31,3G-40,c<br />

1336 —59, 1 33—S5 Poiitailler<br />

1 31 St. Jcan de Losne A (10)<br />

1 33 1)ijon, 1 33 - TaI;uit.<br />

Ausland.<br />

l3rogliti ii •i aiin. ]TUi iranan. 1334 Aac114n,<br />

Tluri-v 1:392 Abbeville A (15).<br />

( ac1 c ran .> 125 N1cs, 121 Berguos A (6),<br />

1339 Ancervillc A (1).<br />

(J;titjiie, 'Ic la 1322 A (12). 31. 1365, 1369, 1374-<br />

1 35. S6, Bava y 1396 Henne-<br />

gau; 1332 Apreinont.<br />

1327 Btiey A (9), 1379 A (25).<br />

1406 A (15) Moon.<br />

ClarlIon 13,81 St Jean de Losne A (19);<br />

1354 Essev.<br />

1327 PrJvins.<br />

13,38 Pontail 1cr. 1429 Laon A (1 5).<br />

1 lst.'giiull' 1405 Lille A (12)<br />

Cormaille 1366 A (13) Bar, Lalievcourt, Hantourt<br />

1 37 .1, 75 Bar, 1385 Ancer-<br />

\j tle.<br />

(J1uizi11i. 1321, 1323 A (15' Va1ln1iennes.<br />

133, 43 A.,<br />

Bingen 1337<br />

A (10) 1363,<br />

73 A (15).<br />

Conthins,<br />

\iontnci11an<br />

St. Pictro d'-<br />

Alhigny 1362.<br />

Rossillon<br />

1362


- 13 -<br />

Narrie F'rankri)i Ausland.<br />

1)a1. (I)uul) A 12) 1323 A (15) Va1ncidnnes,<br />

1337 Ilizihant, 1339 Salins.}<br />

1)'Espine 1313 Quesny, Forrest A (15).<br />

1ua i c 1322 Meau.<br />

1'alletti 1322-25 Auxerre, 1325 Beaurai,I<br />

Buurges, 1327 Cornod, 13 29i<br />

Lagny, 1339 Niolltpellier, voi•<br />

1318 Provins.<br />

1'eriiiir 1 3:7 Brahant.<br />

FicIiier 1 316Etrepigny, 1325 Paris.<br />

Fiesques 1277 Bourges.<br />

1380 A (15) Trnve, 1323Meaux(?)j<br />

1396, 1401 Heunegau.<br />

4 ;iril i iii 1324 Cornpi gne, 1365 Uambrai, vor 1346 Köln<br />

1385 Ancerville. 1341 Reuland<br />

iaiet .t i 1217 J)uai, 1 ,248 Bar sur Aube,j 1308 Sieg-<br />

1812 A(12) 1323 A(15). 13421biirg, 1310<br />

Vahmeieniies, 1376 A (15) 13901 'Chonon 1,337<br />

A ((5) Douai 1378 13801 Senibranclier,<br />

A (15), 1392 A (15), 1106 A Sitten. Mar-<br />

(15) Ainiens, 13, 770 A (6), 13761 tigny , 1345<br />

A (1 5). I390 A (15) Lilie, 13781 Yenne, 1367<br />

A (6) \leaiix 137,14, 13X0 A (1 )l Sernbranclier.<br />

Abbeville, 1384) A (15) Paris.<br />

:aviei<br />

4 Lbert<br />

1ii'azel 1t<br />

(rossi<br />

1 306 Paris.<br />

1381 A (15) Noyon.<br />

1 %32 Vare<strong>im</strong>es, 1353 Dun, 1 354<br />

1.)rmes ‚ 1379 Vaiicix. 1 380 r.tI<br />

reilnos A (15)<br />

1378 Muittluel.


- 14 -<br />

Narnc,. Frankreieh Auslan(t.<br />

Iuttuaiit 123 3 A (10), 12,3 9 A (7) Provins,Bern voi1 324,<br />

1370 A (1) LilIe 1380, 1392 30, 37, 38,<br />

A (15) Troves, 1392 A (1.,-»' 80, Freiburg<br />

Arniens 1396, 1401 Hennegau. Hr. vor 1330,<br />

Jsuardj 1-2290 Lyon, 1299 Bai', 1331-40, Thun 1337,<br />

13513-58, 1363-90 Pontailler,' Brüssel [304.<br />

1331-38. 1363-71, Aiixoiine,, 13341 A (20)<br />

13313 Montaigu,Muntb1iardA( 15) ;, Freiburg Br.,<br />

13:35 Lachausste. 1331, Chatiliun 1371 Luxenlos<br />

[)ornbes A (10), 1343 Cum-, burgischen.<br />

piigne, 1347 — 1350 Essey,<br />

Gondrecourt A (16), 1360 Pontiousson,<br />

1379 Ancerville<br />

Lajulu 1327 J oigny 1358, 59 Besanon, C<strong>im</strong>they 1304<br />

138 1 Paris, 1392 Troycs A (15)1 1296, 98<br />

Laeayrani 1349 Paris (Niines, Montpellier). 1308, 33 Lii-<br />

Loruin 1327 A (9) Briey. zern. 1342-<br />

Macet 1381 Noyon A (15), 14013 A (15), 88 Yenne,<br />

Laon. Chanaz, 1338<br />

Chainbry.<br />

Malabaila 1288, 1310, 1350 Bourg er' Bresse,l 1342 Avig -<br />

- 1326, 27 Chatillon los 1)ornbesi neu.<br />

1326 Cuyseiie, 1384) rarenhics 1<br />

Maiant 1380 A (15). 1392 A (15) Troves<br />

Maikeb.r 1337 Brabant, 1347 Noisv sur Oise,<br />

vor 1348 Beauinont sur Oise.<br />

Mono 1325 Beauvais, 1378 Moutluel.<br />

M,jTi 1312 A (12), 1323 A (15) Va1encien<br />

‚‚es.<br />

M onruel 1 337 Bral)ant.<br />

Montalla Wenn statt Monte n i er Mcint eule i<br />

zu lesen ist 1299 Metz.<br />

Monte 1433 Le (iiteau A (15).<br />

(aus Chieri)


- 15<br />

Name. <strong>Frankreich</strong> Aii1 riti.<br />

de Monte- 1312 A (12), 1323 A (15), 1<br />

magn. 1338 Valenciennes 1337 Brabant»<br />

Mofl'UeI 1337 Brabant.<br />

Mus1435 A (15), 1148 A (10) Ainiens:<br />

1 Poiitailler.<br />

Paanini vor 1358 Metz vrgl. uh Bolla.<br />

Pallit!, 1337 I3rahartt, 1353 8a1in. 1357 Obei-wesel<br />

‚ 1372<br />

Alirweilcr,<br />

L1)4() Cham-<br />

Pail 1<br />

Pain cli CII<br />

Pci 1 etta<br />

Perins<br />

Po 1 ue1)ail l<br />

Provaria<br />

Rabaillon<br />

Ottini<br />

Hjclioin<br />

1:bja<br />

htry.<br />

1379 A (25), 1406 A i 15» Mouzoii.<br />

1461 A (15) Lain.<br />

1258 Ns1es,1317,1323-25Me1un,1347-85Lu-<br />

1325 Lyon, Rouen, 1327 A (9)zern, 1349 A,<br />

Brie', 1331-40 l'ont.ailler, 13301,364, 66, 81,<br />

•prcnmont. (ro1ii, 1339 Montigny. 85, 1405,<br />

1345 Chaussins, 1363 Satins.: 1409 A (24)<br />

1373 ('ainbrai. 1381 Nuyon A (15). 1433 Ä (20),<br />

tiherlingen<br />

1433. 1295-<br />

1456 zahlr.<br />

in Savoyen<br />

1452 Loowen.<br />

1381 A (15) Nuyon.<br />

1391 Seurre.<br />

1323 Auxerre. 1323 Beauvais, 1435<br />

A (15) 1448 A (10) Amiens.<br />

13 87 Mauheuge.<br />

1330 Valeneiennes.<br />

1337 Brahant,<br />

1335, 36,1348,1359, 1303-67, 1370<br />

---77 Losne 1336 Montaigu, 1 33S,<br />

1348, 1363-71 Auonne, 1338<br />

Pontailler, 1371 St.Jean de Losne.


- 16 -<br />

Name. Frankreir.h ns1ancl.<br />

della 1283 Champagne, 1312, 1393, 26, 1 ,296 A (25).<br />

(de Monte) 33, 43 Valeneiennes, 1333 Ucju- 12,09 K,eln.<br />

(Bnpe) cham. 1325-27 1tu'ge ' 1333 1349 t\ (15)1<br />

Le Uäteau, 1353 Sulins, 13111 ii ‚63, 71, 74,<br />

Arbois, 1391 Seurie, 1413 A'(1 4)ca. 1387, 93<br />

Furrest, 1337 Brabant. Luzern, 1363<br />

A 10) 69A,<br />

90 Zürich,<br />

AiiI. XV s.<br />

Bern ‚ 1324<br />

\lecltel n.<br />

Beere (Ho- 1981 \ (4;), 1.296 1354 A (140. I3; A (95)<br />

tarii) A () Bergues; 131,3 Forrest,Koeln, 1315<br />

Quesnoy, 1327 Cambrai, I33 Aachen, 34,<br />

Va1encienne ; 1349, 1353. 1 353:3,42 A, 1361<br />

1356-58, 1362-71 Ponfailler. A (20) 1:194<br />

1338, 1346 Hennegau, 111 (A (90); 1399<br />

Treffort.<br />

—1403 Freiburg<br />

Ü; 1347<br />

—79 Savoyen<br />

$harata Falls Lharre eine Verkürzun g n 1982 K4Ju-<br />

Esbarata ist: 1325 Paris. stanz.<br />

Searairipi 1299, 1300, 1323-25 Paris; 1322<br />

—27 Aiixerre. 1322-27 I3eaiivais,<br />

1322 Pont Meu sson ,<br />

1325-27 Vitrv ‚ 1329-<br />

\ieaux ‚ 1347 Boiiriii&nt ‚ vor<br />

1348 Punteis4, 1330 St. Nlilliel.<br />

Sil vatici 1323-25 Or1ans.<br />

Sol an 1281 A (6) llergues 1211 ; 1)uai.<br />

1334 Lilie, 1336 Ilenumes, 1343;<br />

1331 Palma, 1390 Saliiis.<br />

Strache 1 395 Pontoise.<br />

Tabus 1401.1 A (15) 1429 A (15) Laun.


- 17<br />

Thehaudun 1.380 A (13) Troyes.<br />

Thomas 13-20 Provins.<br />

Tiflc] 13 9 A ( 13) Äinien.<br />

<strong>Frankreich</strong> Ausland.<br />

Tu rehi 1 :iO, 1:41-2 Hennegau, 1349, 1 1321 M.ns,<br />

r1ure11 i<br />

\7 agi eti<br />

Vair<br />

\Tai.ye<br />

V illa<br />

5; 5, 13-71 Pontailler. 1348 - 49<br />

1334 Paris.<br />

Falls Vag oder \Tak..bkürzung<br />

oder Verstüinitilung von Vag!eti<br />

1312) Valeneiennes, Mariv;<br />

1 33 A (1 3). 1326 Boucliain,<br />

1337 Brahant.<br />

1396 Valenciennes.<br />

1374 Naney.<br />

13() A (13) Meaux. 137 A (13)<br />

L yon, 1113, 1433 A (15) Le<br />

C3tea P 'riet<br />

1ehcrhlnkcn wir vor.,tuhende<br />

Sitten, 1361<br />

'Uhonon<br />

werden wir fin(len, dass cliruso wie in I)eutschlan(1 ) die<br />

Kawersehen keine 1 'raIIz(.'setI, sondern die Mehrzahl derselben<br />

1talienr waren, welche aus Asti stammten.<br />

) Vgl. ShuILe, 1, 311.<br />

2


- 18<br />

1, Die rechtliche Stellung der Kawertschen.<br />

Wie die Stellung der Juden durch besondere Erlasse<br />

oder Privilegien geregelt war, so auch die der italierusehen<br />

<strong>Pfandleiher</strong>. Schon zu Anfang des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts hatten<br />

die Grafen der Champagne die Wichtigkeit <strong>und</strong> Bedeutung<br />

dieser fremden Kaufleute für ihren Personal- beziehungsweise<br />

Pfandkredit erkannt <strong>und</strong> sie zunächst durch günstige Bedingungen<br />

veranlasst, die Messen zu besuchen. Uald aber<br />

versuchten sie dieselben dauernd <strong>im</strong> Lande festzuhalten, indem<br />

sie ihnen die Niederlassung freistellten <strong>und</strong> ihnen grosse<br />

Freiheiten gestatteten. Das erste Privileg vom Jahre 1,235,<br />

welches uns bloss mi vidinius erhalten ist, ist nicht ausführlich<br />

genug, um die einzelnen Bedingungen erkennen 7.11<br />

lassen, jedoch enhä]t es in nuce fast alle Best<strong>im</strong>mungen<br />

der späteren Privilegien. Ich lasse nun zunächst als Gr<strong>und</strong>lage<br />

das Privileg Wilhelms, Grafen von Hennegau, vorn<br />

7. Oktober 1313 folgen; in dci' darauf folgenden Besprechung<br />

werde ich die Abweichungen der anderen mii' bekannten<br />

Privilegien hinzufügen. Es dürfte vielleicht gewagt erscheinen<br />

die Hennegauer mit den 1Ginigliclien Privile gien zu<br />

vergleichen doch halte ich mich dazu berechtigt, da doch<br />

die Petition der Lombarden die (r<strong>und</strong>lage der Urk<strong>und</strong>en<br />

bildet <strong>und</strong> dadurch das Lombardenreeht ebenso international<br />

wurde wie das Judenrecht.<br />

Privileg für Quesnoy <strong>und</strong> Forrest.<br />

Or. in den Arch. Up. du Nord. II. M49 Nr.. 1910.<br />

Pergament. An rotbrauner Schnur hütigt das Siegel des<br />

Grafen von Hennegau. beschiüdigt.<br />

Nous Guillaunic par la grace de diu cuens de Hayniaut,<br />

de Hol]ande, de Zelande et sires de Frize, laisons savoii'<br />

atouz chiauz ki ces preseiites lettres voront v oront ke il<br />

nous plaist et est de notre volontei et aceu nous soii<strong>im</strong>cs<br />

assent,is et assentons ke notre hon ami Nicholins Andrins et<br />

Albertins dis Ro yers, Baudraquin dis Roycrs et ses frres<br />

l3oucars de l'Espiue et ses fru'es ki furent fil Bollant Boelk,


— 19 -<br />

!oitibart tnar&eant et tvtain (last, leur eompaiLrnons et mai-<br />

SIliCS. plLisSeflt nian ' iir et demorer an flI)S vilies du Caisnoit<br />

et de 1"orrie4 CIL (liii' fl1UISUII V 011 laus, ensi (jUC IIIIUS leur<br />

plaira. (iiu jour saint Giilain (9 ratolire) et samt I)enise<br />

(9 octol:re) proisine que n)Us attefi(lons jnsqties a quinze<br />

ans apres, ansuivans 1)i-ociiainement continueis et accomplis.<br />

2. Et avons o4trovet et octroins que Ii devant dit<br />

i(lnba rt, Icurs con1aignons et leurs niaisnies puissent cii<br />

nos ditas villes par taut le tenne devant dit aceater,<br />

vendre cangier marceander et prester leurs deniers<br />

an toutes las manietes ke il 1iiideront et faront faire leur<br />

avantaige et leur pourtit.<br />

3 Le j ueIs Inibars Ie.ur compaignons et leur maisnies,<br />

leur biens et toutes leiir coses entireinent nous avoris pris,<br />

praiirliiis et recevons en notre conduite, en iiot.re sauve varde,<br />

protection et deffense, en alant, en venant, en demorant et an<br />

toutes leiir besungnes raisant, an nos dites villes et par taute<br />

notre terre tollt le terme devant (lit.<br />

4 Et si leur irinettoli s et avons an coiivant que nous<br />

ne ] aiions ne soutlrerons uni autre lombart, toskan, juys, ne<br />

euoursin ne autra atTorain fais;uis sanians negociations uianoir<br />

iif deinorer an nos ditas villes du Uaisnoit et da Forrest par<br />

tout le terme deseurre dit, se ec nt1ait par le volentei des<br />

dis lainbars v rio leur uoinuiignons et pur leur assent<br />

especial.<br />

5. Et sil avenit ke uiicuns au aucun des lainbars dessus<br />

dis, quant que ce lust, dedaiis le terme dessus dit, se volsist<br />

v volsissent partir de nos vilies don Caisnoit et de Forriest<br />

ICSSIIS dites, faire te puet r pueent et vendre et eseangier<br />

leur partie de leurs biens et da leur catels que ils aroient<br />

an nos ditas rilles ii uns a lautre sans mal cii FiCil et sans<br />

niaise fraude et cc ke fait cii seruit v sera que partie cognist.era<br />

v ki appaira pur avuwe da nos dittes villes v par<br />

nos hommes de lief v par autre instrumoiit pubiique, nous<br />

le farons tenir coniina sires.<br />

(. Et si avons los (]evant riis lombars, leur compaignons<br />

et leur niaisnies quitteis, quitlon et allraiikissr.ns (10 tout.es


- -<br />

tailles, prieres, curowees. nialetotes, tunuwus, d'ost. de ce-<br />

auciees. de tous pies faire a nuUs v antin de par unus et<br />

de tUtCs ilLtrUS exartins quc nus kur por jens et v)nens<br />

deivanler ne favre deinander de par iiou: aiii les tenseroiis<br />

et \saranlirns 1ien ci b, vuieuient envers tuus ciaux ki sollt<br />

notre justicaiile, ki tuit, ;lnnui, v dinage icur vurroient<br />

LI<br />

faire.<br />

7. Et se ii avenuit quc aucuns des linbars, de leur<br />

ornpau.niunS et dc lur maisnies devant dis v de leur biens<br />

fusent dettnu v artcit en atik- un Heu, nons sorurnes tuiu<br />

du pour 1uerrc leur desarrost et kur delivraiuc cii bonne<br />

foy tuvalernent a leur coust, ensi tinme nuns frions et<br />

veriens faire Iwur 1105 huninies et pour nos bourgois.<br />

. Ne ne pons, nt es vluns ockisrner ceulx. leur<br />

conipaignuns ne kur maisnies ne rien demanden des coses<br />

ki passees sont, c1uelks ke dies sient ne euwissent esteil<br />

en quc]eonqtles ]uIaniClCS quc cc tust.<br />

. Et so il avenoit ke uleulis des dessus dis 1urnbars<br />

de kur cornpaigntns et de tour maisnies rnoroit ledens le<br />

toline devant dit, ki cust lait tet.anient, iien ite deinanderiemes<br />

a SeS biens, mcrternain ne aut.re rose, ums tenienios le testairerit<br />

tenir ot, feriernes aussi ke si hieris fiseit touniret et<br />

ronveitit seine in dis1osit in de str tstament enune sires<br />

telTliells.<br />

10. Et sil nwroit sans faire t.estanient. v tust sers v<br />

bastar. uns von tons ke si 1)10115 v isent as plus pruismes<br />

parens dc luv. seine le luv et Ic uoustunte du pa ys dont<br />

ii eroit. Et leur quittons cii cc cas tutes los iroilnres. ki<br />

eskeir nous porient v devient dou sierf v don bastart et<br />

de tour hicirs.<br />

1 Et se il aveiioit ke auculis de louilais devart dis<br />

(10 kur eouui}aignuris v de tour maisnies ftsist aLictin furfiuit,<br />

1 uei quil tust, nous nen pouns rien ireridre ne demander<br />

iia1i ki eutips iii a&icnt, ne ;i leur bjes, tuns seulernent<br />

au coi- de crluy, qui aruit fourfait. cii unaniere he bus pour<br />

pielori1ire turlut kil eust Irit. Irs ke de nirt dünne et<br />

de tniitves irisi,.. ne prendro rio (ik0flluid0I ke virit


- 21 -<br />

et cuit livres de tournuis monnie iursaiil cii no ditte<br />

contuei de Haynaut; et se Ii foiiifait estoit tneiires, moins<br />

en leverienits >icrdre, scione le jugenient des jureis v des<br />

eskieviiis d:ju liii nuquel il aueroit fmI'ait et parrni taut<br />

seriit Ii coupaules ijitittes envers nous et envers les notres.<br />

1 ,2. Ne pötii, guerre ke nous cuwissiens ne peuwissiens<br />

a%'uir, ne kc lombart aient entre vaus, ne que autre gens<br />

puissent avoir nous ne Je volons ne poons ocquoisonner par<br />

IIUUS ne per autruy de per nous.<br />

13. Et se il avenoit ke aiicun waige ernhliit v a tort<br />

ilportet fussent mis es maisons des dis loinbars, neus ne<br />

VOIOflS mie ke il soient ten ut dou rendre devant ce qnil<br />

soient bien et citirement paie.t de leur eateil et de leur<br />

coust.enges, de quiy on les doit croire u lan diaus sans<br />

maise okisun d leur s<strong>im</strong>ple parolle saits autre provance<br />

üire.<br />

14. Et vouions aussi et assentons ke sil aveneit<br />

eusi ke ledit lombart. leur compaignons et leur tiiaisnies<br />

Cuwissent wardes waiges au et jour, ke il des dont en avant<br />

les puissent vendre a leur volonteit sans calenge de autrui<br />

et sans ijeffaire cilveis iioi.is ne enveis autrui de per UOUS,<br />

et quil an et jour [es aient wardeis. eruire les en (bit cli<br />

hin diaus per leur s<strong>im</strong>ple lit sans autre provance fiire.<br />

15. Et prt ' iriottorisaussi et arons ei) convent as devant<br />

dis lombars de Iiire peier teile inonnaje et de autei valeiir<br />

comme il iaueroient piestee, si avant ciuc les lettres, ii<br />

chirgraile v los forces ku cii aront feront meiition; et dc<br />

tout ccii. quc il ai'oient presteit dont il flaroieitt let.tres,<br />

cirograffes ne forces nous leur devons aussi faire par teile<br />

monnoje comme il aroierit 1estee, si avant ke eil ' ki leur<br />

doivent v dcvront laront vaillant et ei) doivent ctre ereut<br />

ni- leur (lii. SlLnS autre pluewe faire.<br />

16. Et parnhi toutes les convenalices contenues par<br />

desseurrt et per dessous en ces presentes lettres, nous doivent<br />

Ii devant dit bombart donner et paver ceskiut an des quiuze<br />

ans desewre dis, deus cens livres dc touinois monnoje cur-<br />

saiili vil ii dite ciiteit de Haynaut au jour de paleinens,


a deus termes en lan. cest assavoir au jcur samt Gillain et<br />

samt Denis et au juiir de notre Dame i'n mars (25. März)<br />

acesnn de ces dells tei'ir1ts ecut livrts dt trurnois en telle<br />

lnonnoie, ke dit (st par devant.<br />

17. Et est assavoir ke dou tenne des quinze ans dessus<br />

dit lidit lonibart ont fait prest a nous et de]ivret a liotre<br />

certain commandement sys cens livres de tt,urnois pour le<br />

palelnent des trois pretnieres annees, desque.11es ditt .es sys<br />

ceus livres de tournuis 110118 110115 tenons (haus bien et loyale-<br />

ment a sols et a paver, et les eh titiittoflS et quittes ciamons<br />

pour nous et pour tous nos huirs bien et parfiteIT1ent atous<br />

jours.<br />

18. Par teile condicion que se litlit lombart se partissent<br />

de nos ditt.es villes avant ]es dittes trois prernieres annees<br />

jiarveliues, parquoy il ni volsissent plus dernorer, rendre et<br />

paycr leni' devons ucus les dittes sys uCns livrcs de tournois<br />

dedens le premier mois apres ecu ke 110115 des dis ltnnbars<br />

arons esteit requis (1011 reudre sans mauvaie ockison, sauf<br />

cou qiul (loivent payer a nous a lavenant dou temps de eou<br />

qLie il aroiit dotnoreit cii rios villes don (Jaisnot et de Foi'riest<br />

deseurre dittes.<br />

1 1). Ne nest inie a laisser keli dit lombart dedens le<br />

terme des dittes cluirize anneez ne se puissent partir de nos<br />

(littes villes 41011 Caisnoit et de Forriest tontes les fois quil<br />

leur plaira, pariui CÜU (lilil ajent paiet a iious a leiii' depai'tie<br />

a lavenant dou tcmps kil arunt cli rios dittes villes dernoreit<br />

et puis t 1 uii aront es dittes villes ilemore.i les dittes trois<br />

premieres an!iees des quinze ans (ICSSUS dis, nous Selons<br />

t uittes envers iaus des sys cens 1 ivres dessus clittes.<br />

20. Et se il avenoit ciuil anavigne ke Ii dit loui bart,<br />

leur cinj>aignoris v leur maisuies cuwissent dedens le terme<br />

dessus 'hit aucufl diitiaige, inolleste v autres adversiteis quel-<br />

UItI1IjIICS Cli le tC(jlLI}i$Ofl Ile IIQUS hIC pour 110118 cli quelcoiiques<br />

inanieres kt, cc lust, 110115 leur sommes Lenus de rendre tes<br />

dis doiiiaiges quc il at'oietit cli en cell maniere, hY\'alcment<br />

Cli borme, f,.<br />

21. lt avilis encore avutuk tint tdioii dituinei as tljs<br />

luinbars et a leur com)agnuu1s an an de tenne iuui' deinorer


-- 23 -<br />

en nos littes vi les saris pestet' ne rnaieeinder aussi quitteinent<br />

et aussi t'ranq ueineiit. currilile deseurre et lessoiis est<br />

deviseit de toutes (oses, afres los quinze aniiees v dedens los<br />

quirize an ke il departir sen vonont v dcv4runt ne nosdittesvilles,<br />

Sans ceusse a donner a nous; cii lequelleannee il poroienteukacier<br />

1 cur 4Iettes. leni' hesungiies et leur coustenges, sauf taut quil<br />

dniv'nt faire ;t lissue don tenne ke il depaitir sen vurront v dcvernt<br />

de us dittes villes que tont 'liii ki atont waiges a leni'<br />

inaisons les vuiseut i'accater.<br />

22. Et tuii los waiges ki leiir (lernorront apres celle<br />

dcvuiit dite dierraine annee nws assentons et volons ke il<br />

[es puissent vendre et ltire leitr volotiteit, sans meffaire envers<br />

nous et envers autrui de par nous.<br />

23. El dont nous les devons coriluire sauvement et<br />

(Juitternent yauls, leur colupaignons et leur niaisnies tons<br />

leur biens et toutes leur coses jusques a In fin de nostre<br />

terre, de noti'e signorie et dc notre pooir auquelleis que il<br />

vorront traire.<br />

24. Et sil avenoit ke aucun mandenient. comniandement<br />

prieres venissent a ums de aucun seigneur teniicn V (1(3<br />

sainte eglise v du aucuite autre persoline, quelle ke eile fast,<br />

dc prendre v de arrester les demut dis loinhars, leur compaignons,<br />

lein- maismies, v de leur hiens v diaus v de aucun<br />

iliaus faire widier ns dittes villes, 110 (litte terre v no pays,<br />

ni!t1es pour si fais. mandernens, commandemens v<br />

ne feriemes iii soufferiemes a faire a vauls ne a aucun (haus,<br />

ne a leni' bieiis destorse nulle ne arrestement, ains les tenserons<br />

et warandiruris bien et ioyaumment tout lii Lerme<br />

deseurre nommeis, sauf conquc des mandemens des maistres<br />

de tjire des fuires de campaigne bus poons faire chmt que<br />

a nous appartient sans mais ockison.<br />

2. El leur prornettuns et avons CII convent qUc nmis<br />

1cm' ferons avuir toutes los debtes que 011 leur doit v devera<br />

1)011!' le tamps qUi est aveilir par toute noti'e (litte terre et<br />

dc nos gens, ki sont tenant dessous notis si avant COifliflC<br />

leur biens so porrorit estendre quil aront dessous nous et ke<br />

lidit louibart le porotit monstrer par lettres, par cirograffes


- 24 -<br />

v par honne veriteit ke OH leiir devera v (Icit chou qiw il<br />

demariderit i , denianderont desqiielks dehtes ki ki leer (live<br />

1edens notre tiere devant ditte v en rio pooir nous ne kur<br />

volons ne .levnns querre respit a donner, dilaci4n ne respit<br />

a leer detteurs, se cc nest par leur voloiitei v par leer otro<br />

saus atterite dautre inandement ne commandement de nous<br />

ne dautruv de par nous.<br />

26. Et volons ke tous chiaux et toutes ee114s (Lili<br />

arresteit, iris v iletenu seroiit dehors nos rlittes villes don<br />

Caisnoit et de Forriest et dedens icelles villes ineismes<br />

pour dettes des lomhars dessus dis v de auiins dIaUs que<br />

uns prevus dou Caisnoit v nos autres ]ustice de nos dittes<br />

villes les wargent en nos prisons au coust et au frait rlou<br />

debteur ou des debteurs jus 1ues alont ke Ii dit lumbart cii<br />

serorit plairienierit et entireinent sols et payet..<br />

27. Et se ii detteres v detteur navoit v avojent vaillant<br />

kur despens, warder les doivent nos diz prcvoz v nos autres<br />

justices de ces notre deus devant dittes villes, quiconques<br />

le soierit pour le t.enips avenir. au coust et au frait des dis<br />

lonibarz et a despens convignaule, selon(- le diposiciort et<br />

lusaige don prison et des prisons.<br />

28. Et volons eneore ke lidit loniharz, leer (ompaignons<br />

v ii unz diaus v kur niaisnies toutes les iis kil kur plaira,<br />

puissent preridre leurs uns et leur convenences tlevant TIOS<br />

honames de lief, devant laiiiwe de uns autres eilles v !ornbart<br />

ne soiit deniorant, et ruicisunernent aussi hier, les pueent il<br />

prendre cii los autres villes v iornhart deunorent ou deniorront,<br />

mais que cc soit par le volonteit des lainbars ki cii<br />

ces (littes vilies seront demoiant.<br />

29. Toutes les convenences devatit (littes et ceseune<br />

(teiles en teile maniere comme dies sont deviseit. couteuuues<br />

et ordunuices par deseurre et par dessous en ces preseiites<br />

]ettres avons ines en convent et prornettons a tenir et a<br />

eiiiplir bien et lovaurninent as devant dis lombars a leer<br />

compaignons et a leur maisnies tout le tenne deseulTe dit,<br />

sans aler encotitre en quelconque cose ne enfraindre Cli aucurie<br />

maniere.


30.<br />

- '25 -<br />

Et si Ii dit loinhart, Icur vonipaignon v leiir<br />

iilaisnies v aucun (IiaiI a»ieitt (lulinuge tisoient COUS f'rais<br />

v despens comrnent quc co fust par le deffaute des conve-<br />

nences tiessus dites v de aliduries delles, v par le cou:ie, le<br />

tit V loc( 1 u ')ison de nouS v de nus gens, reiiilre ei lutier<br />

leLir deVuns uns. •t avons en cunvent it rendre tt it reslorer<br />

jilaituenient par henne et loyale cOflvfleflee a lein- vlouuteit<br />

ietr leur siuiiplc dit et ii le diaus v a le requeste<br />

(liCeIUi ki ces presentes Icttres ariit. l.eur divers ml sans<br />

autre provanee faire.<br />

31. EL (t U atit ii hutes ces tuses devauit dites et cesrune<br />

ileiles faire tenir et aeunplir hien et entireunent nons avorus<br />

ihligiet et01)1 igouiS 11(5 hieiis Al, les blt?nS de Ilos heirs cl<br />

de nos suceesseuls c)ntes de Ilavnaut.<br />

Et pour cou qiie t.outes les ciisos dessuis (litte-; et ceseulle<br />

delle., soient fernes cl et.au1es et hien teuiues, si uvons 110115<br />

(ui11aume pr ha glasec de din. ciiens de ilaynaut, de<br />

Hollande, de Zellande et sires de Frize dessus dis donnes<br />

as devant dis lunhars ces presentes lettres saiellees de notie<br />

i0ue saycl, ki fuient taites Uni de grasee itotre seignor mii<br />

treis cens et 1 reze. le prochain diemeuuce devauit Ic jouir samt<br />

Gillain et. saiiit Denis au uiiois de octenibre.<br />

Die in dein angeführten Privileg enthaltenen Be-<br />

st<strong>im</strong>niurigen lassen sich wohl am besten in folgende drci<br />

(4 rappen zerlegen:<br />

1. Privatrechtliche Best<strong>im</strong>mungen.<br />

JE. Strafrechtliche Bcstiniinungeut.<br />

111. (fteiitlich-reclutlithe Bestininiungen.<br />

1. Privatrechtliche Best<strong>im</strong>mungen.<br />

Ä. lau1iiiinnisilie llandelstre.ilitit.<br />

Einer der wichtigsten Punkte, welche die Ansiedlung<br />

der Astigi:itien herhiciftihrteu, war die Ocwilirung (1er voll-<br />

ständigen Handelsfreiheit, wie sie ihnen in (heil ersten Privi-<br />

legien zugestanden wird. Der Paragraph, der ihnen also<br />

sowohl den Warenhandel als auch das Zinsdarlehen gestattet,


- 26 -<br />

kehrt wegen seiner hohen Bedeutung in fast. gleicher Foi-iii<br />

in folgenden Privilegien wieder:<br />

1312 für Valencienries, wo allerdings die Formel sans<br />

rien meffaire contie neus ne contre autrui de par nous öfters<br />

wiederkehrt, Eine Bedeutung für den Handel aber ist der<br />

sich hier findenden einschränkenden Klausel infol ge ihrer<br />

allgeirmeinen Fassung wohl nicht zuzuschreiben, andrerseits<br />

mag sie freilich stets den Fürsten eine Handhabe zur Massregelung<br />

geboten haben.<br />

1323 Valeneiennes, 1 3iü, Bouchain, Camnbrai, 1379, 1106<br />

Mouzon, 1336 MonthIiard, 1390 Lille, I)ouai, 139:2 Troyes.<br />

Für den Warenhandel finden sich nirgends genaue Rest<strong>im</strong>mnngeri,<br />

wohl aber für das Geldausleihemi auf Zins.<br />

Bis um die Mitte des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts finden wir in dcii<br />

Privilegien keine feste Normierung des Zinsfusses, doch dürften<br />

die allgemeinen ordonnancen audi für die Kawerschen<br />

gültig gewesen sein. Gleichwohl mögen sie sich wenig<br />

daran gehalten haben. Vielmehr ist es offenbar, dass sie<br />

ihre Privilegien so sehr ausbeuteten. (lass die .Fiirsten einschreiten<br />

mussten. Und so finden wir <strong>im</strong> Jahre 13461)<br />

eine allgemeine Landesverweisung der Lombarden <strong>und</strong> Konfiskation<br />

ihrer Schulden. Hierdurch erklären sieh die zahlreichen<br />

Urk<strong>und</strong>en der S ca ram p i, Fall ett i ) u. a. Die<br />

Fürsten aber konnten die <strong>Pfandleiher</strong> so wenig entbehren,<br />

(lass wir sie zum Teil schon in den nächsten Jahren wiederfinden,<br />

z. B. die lsnardi 1347 in Essey 3), 1347 die Grazelles<br />

in Dun'), 1330 ilie Malabaila in Bourg en Bresse ). Nitmi<br />

aber wurden sie wenigstens in ihrer Handelsfreiheit dahin<br />

beschränkt, dass auch für sie ein best<strong>im</strong>mter Zinsfuss in<br />

Höhe von 54,165 0 /o festgesetzt wurde. Denn wir dürfen<br />

annehmen, dass dieser in dem bei der Aufnahme in Troyes<br />

von Karl V. <strong>im</strong> Jahre 1 3O ausgestellten Privileg sich<br />

') Blauchard 1,104.<br />

11)<br />

vgl. Nr. 648-694, 699-702 ii. s. w.<br />

0) vgl. Nr. 521.<br />

4) vgl. Nr. 538.<br />

5) vgl. Nr. 16.


- 27 -<br />

findende Prozentsatz allgemein üblich war. Der betr. Ab-<br />

schnitt des Privilegs lautet wie folgt:<br />

iu'ilz prnssent prester kurs deniers ä toiites personnes,<br />

qui voul(lroiit (reuls enipriintcr, ä leur donner de 16 sols<br />

deux deniers parisis, ou de 20 s. pur. deu.x den. et<br />

maille pur. pur chaseune sepnuine, t mettre le franc pour<br />

16 s. pur.<br />

ebenso: 1 :*0 Paris, Amiens, Abbeville Meaux: 131 Noyon,<br />

Nuits, Paris 1 401i Amiens, Laon, Meaux; 1429 Laon.<br />

Das Privileg von 1401 für Laon 1) setzt den Zinsfuss<br />

nicht fest, sondern es wird den Lombarden vorgeschrieben:<br />

Volons et urdonnons que nosdiz trsoriers, qui i'i<br />

prsciit sont et pour le tem})s avenir seront ii, Paris puissent<br />

arbitrer et ordunner aus (Ii7 Lumbars quel prouffit ilz<br />

poUlrOIit prenclre et avoir de kur argent denre et mar-<br />

cii an dises<br />

In wesentlich verschiedener <strong>und</strong> sehiirferer Fonn wird<br />

dein \Vuclirzins in dem Privileg von Forrest vorn Jahre<br />

14 13 gesteuert. Hier wird ihnen der Getreidehandel gänzlich<br />

untersagt, weil sie, wie wohl anzunehmen ist unter schein-<br />

haien KaiiI\-ertriigen einen schweren Wucher trieben 2)h mi<br />

folgenden der Wortlaut des Privilegs:<br />

sauf taut quo nous ne vulons mie qiie as eenseurs, laboureurs<br />

et autres gens dc notredit pavs puissent aceater hieds ou<br />

atitrus grains a argent seeq pour recevoir as terines bin-<br />

tains, car teile marchaudise avons noiavellewent detlendu<br />

faire pur tout nostre pavs de Havnnau, pour les tres grans<br />

pertes, ilamage.s et incoliveniens qui au peuple d'icelui<br />

notre pavs en avendroit souvent, sauf et reserve que, 110118<br />

kur avons concede, ottroyet et acorde, concedons et ottroyons<br />

quc caseun an, le terme dessus (bit, ii ca puissent acater<br />

en nodit pavs partout, ou et a (-liv qne mieux le toroilt<br />

tronver taut pour le despense et gouverne d'ostel, comme<br />

pu(1r leur Jreu parlire, jus9ues a le sonne de 80 inuis de<br />

grain rnoitiet bieds et rnoitiet avoiiie, et nun plus.<br />

1) ()rdonnaioes 15,248.<br />

2) vgl. S. 50.


- 28 -<br />

B. Mono1)ol des It'aiidgesehaftes.<br />

Am meisten musste nat ürl jeli den italienischen Püui1-<br />

leiliern. die sieh in einer S t adt niederliessen. daran gelegen<br />

sein, ein Monopol in dieser Stadt zu erlangen. Es wird<br />

ihnen auch in dcii meisten Privilegien zugesichert, dass<br />

kein .Jude oder Lombarde, der ein ähnlich( !.-; G ewerbe treibe,<br />

Aufnahme linden solle.<br />

1312 Valeiicienncs, 1:323 VaIt.iicieijmts ; 1 326 Boitrliaiii,<br />

Ctmbrai 1359 Brgus 1379. 1406 Moiizon 1350 Trycs,<br />

Meaux, Paris, Atiiiens. Abbeville; 1 3 8 1 Nuvon ; 1392 Troves<br />

1 4 4; Ani jens, Meaux ; 429. 1401 Laon.<br />

U. ?iidglichkeit des (Jesehüftsverkauts.<br />

Ein ganz enderbares Hecht wird dcii Iaversc1icii in<br />

litseiii Paragrahien t 5) erteilt. Es wird ihnen gestattet<br />

die Privilegien, die doch zuntchst nur allt, ihren Namen<br />

ausgestellt sind. beliebig zu verkaufen <strong>und</strong> der K5ufer tritt<br />

vollkommen an ih re Stelle. 1:; 13, 1:323 Valeniennes, 1320<br />

B '.uehain 1390 Lille ii. L)ouai zeigt uns einen solchen<br />

Fall. die (-jaretti haben ihre Bank <strong>und</strong> ihre Rechte an die<br />

lieteari i verkautt 1).<br />

1379 Muzon, gestaltet zwar den Verkauf der 1 lank<br />

aber dio zahl der Kaufleute, welche sie ervcrl en. dar! nicht<br />

mcli r als sechs betragen.<br />

1liens 1-100 Iuiizoii, 14410 Amiens, Menux. Laun,<br />

dürfen es bloss drei 1 escl sihatter sein-. 1 3 80 'l'royes stellt<br />

bloss die BcdiriLui1g, (]er Käufer ilass Christ sein müsse.<br />

1). 'l'estiertieiheit. 1'eiii A bschoss.<br />

Volle 'J'estiertroilieit wird i hnen zugeslarmilen ( 0). Falls<br />

der Verstorbene ein Testament gemacht liatt, so sollen die<br />

\ertüguiigen iluss t^Iben ausgeführt werd uu. 1-Tal er keine<br />

lestauuitnlarischeui Best<strong>im</strong>niitugen getrihlen, fShlt das Erbe<br />

(1 ei 1 15chsten V&rwaniiteil zu, 1111(1 das I-leiinat.srechit tritt<br />

in Kraft 10).se lbst. hei Unfreien <strong>und</strong> lfastardeui, wo<br />

tier Fürst von stillen eigenen Untertanen e ine Steuer yeN'<br />

1) Ach, dp. du Nord 11 Li.173 No. 11921


— 29 —<br />

I;iiut. iw1 c1i .Asti,aon v ' n Ierse!htii lelrejt. ‚-\urh die<br />

Nac1i1;issl.euer (gabdle liereditaria, Ireit d'aUhaifle), die<br />

während des Mittelalters stets von du 'ferritorialherreii<br />

verlangt wurde, wenn ein Erbe ausser Landes ging 1, erlässt<br />

er ihnen.<br />

131 1 1 \aluirieunes. 13ü Buitiliairi, ('amhrai<br />

1 T9, 1 4Ii t1nzou 13S0 tlrives. Meaux, Paris, Amiens,<br />

Ahlevilh; 1 ;i Nv 1 'l!'ves; 1404; Amiens; 1406,<br />

1 l.fl4, 1 II 1 Lan.<br />

l. I'l';i dr'cbt.licli 1stinrniitngcn.<br />

1. Pfaulobjekt.<br />

1)ic Privilegien, vIclie den Kawerelien bis zum Jalit'<br />

13S0 ereilt wurden, gestatteten ihnen alle Arten von Gegenstät](lC11<br />

(toutes 1naiiircs de gaige.) als Püindobjcktanzumhinen.<br />

Erst iii dem Privileg vom .?. Juni 13S0 für rlr .e 5 2)<br />

findet sieh der Stz:exept saintes rel iques, e.alipces, saintuaires<br />

et mit arnenlens d'glise sacrez, socz, cousti'es<br />

et t'erremeus de charn te, Irs de, nioulins, ei les gaiges dc<br />

notre lustel et des hiostelz de us eri fans. Der Gr<strong>und</strong> ZiL<br />

dieser Massregel liegt nahe. Heilige (iel'ässe zu berühren.<br />

besonders Kelche, ist leTLl Laien untersa gt. Die Verpfändung<br />

kirelil irher Geräte<strong>und</strong> erst rechl der Verkauf ist Strenggläubigen<br />

aller Religionen ärgerlich. Uni daher div heiligen<br />

luräte vom Handel auszuslilissen, hat man den jiidiselien 3)<br />

Pfand leilirnsowohl als den liristliclien 4) den Ankauf bzw.<br />

die Aniiahinc als Pfand verboten. Auch Ackergeräte hat,<br />

nan zu beleihen untersagt, weil itian befürchtete die Gegenstände<br />

seien gestohlen, da doch kein Landmann ein \Verk-<br />

Zeug oder Gerät, dass er t 'at täglich g'ehrall4lIt. verpfänden<br />

wird . Ausserdem wäre es dem Schuldner bei Verpfiindiug<br />

1 .: vgl. S cb ro eder, Richard. Lehrbuch der dciitse.hcii lte'lLtsgeschulte.<br />

Leipzig 1898 S. 521 \ote ä.<br />

2 Ordonnances VI. 477.<br />

1218 Urdonntuices 1. 31.<br />

4) 1380 Ordonnances VI, 477.


- 30 -<br />

seines wichtigsten Handwerkzeuges gar nicht möglich, wieder<br />

in die Höhe zu kommen. Von 130 ab kehrt diese Beschränkung<br />

in allen königli chen Privilegien wieder, die<br />

anderen. so z. B. das Privileg von 1413 für 1'orrest, kennen<br />

diese Ausnahme nicht.<br />

2. Die hona fides bei Verpfändung gestohlener oder<br />

geraubt er Sachen.<br />

mi Gegensatz zu den .Juden wird bei den Kawerschen<br />

die hona fides bei iler Verpfändung ge stohlener oder geraubter<br />

Sachen nicht verlangt. Der Wortlaut des betr.<br />

Parapraphen ( 13) lautet:<br />

„Falls es' vorkommt, dass irgend ein Pfand. welhies<br />

gestohlen oder geraubt worden ist, in die Häuser der Lombarden<br />

gebracht wird, wollen wir nicht, dass sie verpflichtet.<br />

seien, die Gegenstände herauszugeben, bevor man ihnen ihre<br />

Ausla gen erstattet hat. Und dies soll man ihnen auf ihr<br />

Wort ohne irgend einen anderen Beweis glauben."<br />

1312, 1323 Valenc'iennes ‚ 13-20 Bouchiain, Cambrai,<br />

1350 Troyes, Meaux, Paris, Amiens, Abbevil1, 1 10; Anuiens;<br />

140(;,. 1429, 1461 Laon.<br />

Dieses Recht ist t.altnudischen Ursprungs <strong>und</strong> tml bis<br />

zum Jahre 1244 auch <strong>im</strong> Verkehr zwischen Juden <strong>und</strong><br />

Christen Anwendung. So finden wir es 1090 in dein Privileg,<br />

welches Heinrich IV. den Juden von Sp(„ier erteilte') <strong>und</strong><br />

auch noch 1238 in (lern Privileg, das Kaiser Friedrich 11.<br />

den Juden Wiens gewährte 2)• Seit dem Jahre 1 244 hingegen<br />

tritt für die Juden eine Jieschriinkuing hinzu. In dein<br />

Friederic.ianuni vom Jahre 1244 U heisst es):<br />

item si christianus <strong>im</strong>petiverit iudeuni, c1uod pigulus,<br />

quod iudeus habet, ei furtjm aut per violentiam sit ablatuni,<br />

iudeus inret super illo pignore, quod, curn i'eeepit, furt<strong>im</strong><br />

1) 0. Sto bb e, Die ‚Tuten in Deutschland während iles Mittelalters<br />

in politischer, sozialer <strong>und</strong> rechtlicher Beziehung, Braunschweig<br />

1806, S. 1119,<br />

2) ibidem S. 295.<br />

2) Seher er, Die 1techtsver1i1tjso der Juden in den deutschösterreichischen<br />

Ländern. Leipzig 1901. 8. 180.


- 31 -<br />

esse ablatum nut rapt .uin ignorant, hoc in sito iurainento<br />

irii plicite, quantu sit ei pignus huiusmodi ohtigatuin, et sie<br />

Prhatione t'acta cliristiainis sortem et usuras ei persols'et<br />

medio tempore aecre.scentes.<br />

Dieser Eid, den dci' jüdische Geldhändler von nun ab<br />

zu leisten hat, ist etwas ganz neues <strong>und</strong> findet <strong>im</strong> talmmlischon<br />

Recht kein Analogon. Wenn nun l-Ier 1:) ert Mey er')<br />

meint: „Die einzige Besclirnkung, die ihm auferlegt wird,<br />

entspricht auch (lern Recht: er darf be<strong>im</strong><br />

Erwerbe nicht wissen, dass die Sache gestuihlen oder geraubt<br />

ist (juret . . . quod cum rc('elnt furt<strong>im</strong> esse ahlatum aut<br />

raptum ignorant)" so ist er in vollkommenem Irrtum.<br />

Jüdischen Rechts gr<strong>und</strong>sätzen entspräche es vielmehr, dass<br />

der, welcher eine Sache vindiciert, die Berechtigung seiner<br />

Forderung nachzuweisen, in unserem Falle also der Bestohlene<br />

den Beweis zu erbringen hätte, dass der Käufer oder<br />

Plandgläuhiger um den unredlichen Erwerb des Kauf- oder<br />

Pfandohjektes gewusst habe, <strong>und</strong> dann erst seines Ersatzanspruches<br />

verlustig ginge, nicht aber. dass der Beklagte<br />

seilt Nichtwissen durch einen Eid zu beweisen habe. Da<br />

nun aber wie 11. Meve r S. 19() sagt, ‚dass kein anderes<br />

Recht dem Eigentümer so schwierige Beweise für die Tatsache<br />

des Diebstahls <strong>und</strong> die Identität der gestohlenen Sache<br />

auferlegt, wie (las Jüdische, so wurde wie l' s chel b acher )<br />

in seiner Besprechung der Me y er selten Arbeit ausführt,<br />

„in einer späteren Periode der gute Glaube nach freiem<br />

Ermessen vom Richter beurteilt". Mit dieser juristischen<br />

Praxis st<strong>im</strong>mt auch der Text der von H. Me y er S. 190<br />

zitierten Glosse zu Citoschen Ramiarlipat 356 überein,<br />

in der es heisst, „dass auch bei dem Kaufe von einem<br />

notorischen Diebe dc]' Eigentümer dem Käufer den Kaufpreis<br />

zu erstatten habe, es sei denn, dass der Käufer wusste,<br />

dass ei' gestohlenes Gut kaufe. Von einem Schwur<br />

I) II, Meyer, Entwerung <strong>und</strong> Eigentum <strong>im</strong> deutschen Fahrnisieeht..je,ia<br />

1902, S. 197.<br />

Monatsschrift für (iesehichte <strong>und</strong> Wissenschaft des Judentums,<br />

herausgegeben von Dr. M. Brann, 47. Jahrgang, S. 185.


- 32 -<br />

durch den der Beklagte sein Nichtwissen zu dokumentieren<br />

habe, ist hier durchaus iiirlit die Regle, geschweige diii.<br />

dass wie H. Me y er will daraus hervorgehen stute, dass<br />

stets <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer auch hei einem Kaufe von einen[ itielit brücittigten<br />

Individuum tier Käufer einen solchen Eid zu<br />

leisten habe. Hiermit fällt natürlich jedweder ( -)r<strong>und</strong> zu<br />

tier Ami ahme ein d trart i ges i u rainentum ignorant iae auch<br />

in den ä1teten Privilegien als stillschweigende V,nuis-<br />

Setzung ergänzen zu müssen, „da es auch dein zur '/4011<br />

geltenden talniudisehen Rechte entspräche <strong>und</strong> nur der kurzen<br />

<strong>und</strong> knappen Fassung wegen fortgelassen sei." mi heuenteil,<br />

hätte eine solche Einshräiikung des Lösungsansprucites bestanden,<br />

dann wäre diese Klausel, die eine so völlig ntite<br />

lechtsansehaiiung enthält., unbedingt aufgenoiunitri wordt'a.<br />

Nunmehr selten wir also, dass dieses I'rivilir dci'<br />

Kawerschen ein Virzngsreeht vor den Juden bedeutil indem<br />

erstere mi VuIlgcnuse eines alten jüdist'hitn UeIIILS sind.<br />

während die Juden es um diese Zeit nicht Inehr haben.<br />

Und diese Bevorzugung der hawe.rshen vor den luden geht<br />

noch weiter. Sie erhalten nämlich nicht nur, wie hcrcits<br />

(heil erwähnt, das Rückerstattungsrecht von Kapital <strong>und</strong><br />

Zinsen hei Kauf- oder ehuldforderungcii in solchen Fällen,<br />

wenn das Kauf- iider Pfandobjekl ihnen zur Atitial<strong>im</strong>e rechtlich<br />

gi.sl;ittet war; sondern dasselbe konnte siir zur<br />

der Dinge gehören, die wegen des nahelii. g nleu Verdaclits<br />

des 1)iel:i.stajils vom I-Iandel atisgeshitissen sind, uuil dumm Ii<br />

erhalten sie ihre villen Ansiagen zurück. Nur iniisseii<br />

alsdann, aber nur in die sem einen Fa II e durch den Schwur<br />

ihre huna fit los I)eZel1ren<br />

Que flurant les diz 15 ans ils puissent hresler, i'Oiillfle<br />

dit est siii' tuutes Inaniöres de gaiges eX'.'ept iitites lili-<br />

ics, Calipees, SaintLiai i'es et auti'es aornemens d' Eglise sacrez,<br />

socz ceustres et ferreniens de charruy l'ers de meulins, et Ces<br />

gaiges, de nosti'e hostel et des hostetz de fliJS I'n1ans ou<br />

autres de nostre Linage qiti soient de fleur de Liz ou cas<br />

ie les (lessUs diz presteui's n'auruyerit advis ou cognuissance<br />

Ll ' audllfls l'icclles choses estre tolles comme lit est; uU quel


- 33 -<br />

cas que par inadvertance seruit fait par e]ilZ au auruns d'eulz,<br />

se les c]ises ii'estoient si Ices ii tierir de hz au les' Saings<br />

eoppez ou ostez de cc sur quoy ils presteront, Naus voulöns<br />

ui celui nt ciulz qui ainsi l'auront ttit, mit sur cc creuz<br />

par mii s<strong>im</strong>ple scremeiit, sarix uC que il leur tourne a autre<br />

pr uJudice; et chile nonubstant ce, il sofent iez de co (1u'ils<br />

auront 1restt' et du pruiulit.<br />

1380 Troyes 5, Meaux. Paris, Amiens, Abbeville; 1 34 1<br />

Nunon. 1392 Troves 6; 1406. 1 429, 1461 Laon 6.<br />

Die Juden hingegen, derieii gleichfalls die Annahme<br />

u[erselheii Uegeiiständu als Kauf- oder Pfandohjelit verboten<br />

war, konnten sich durch einen Schwur, sie Iitten nicht ge-<br />

wusst, dass diiSache eine geweihte sei, niii vor der Be-<br />

.strafun gi r als Dieb retten, blieben aber stets ohne Anspruch<br />

auf Kapital <strong>und</strong> zinsen').<br />

3. Erl isiIiin des Phiti(Ireehits uni! Ubtrgang du's Pfandes<br />

in Eigentun i.<br />

Pfandobjekt geht wie <strong>im</strong> .1 udenrecht nach Jahr <strong>und</strong><br />

Tag iler Verpf5nilun in den voller] Besitz des Gläubigers<br />

Über. lief icfi ' der 1 5iige der bereits Verstrichenen Frist<br />

soll iltiii blossen Worte der Kawei'schen Glauben geschenkt<br />

werden 141 l)as Privileg von Valenciennes 1 323 ist<br />

ausserordentlich ii nd'utl ich:<br />

17. Et volons aussi et assentuns jue s'il avu'nait ke<br />

mut niaru.haiit, leur umqmjnmm u Ii uns haus u de leur<br />

inaisnics cussentit autrui ;iucun waiges recehus ii aceates,<br />

los ]uisseI]t veituhre et faire kur volentes comme de kur<br />

pr uu lupres bieiis, sans calenge «autrni cl stilS rum niaiflan<br />

envirs nILS ne au.trui de pur iious 2<br />

Dieser Paragraph liesse verntuten, dass sie sofort be-<br />

rechtigt miu1I. das Pfand zu verkaufen. Dann wäre es doch<br />

kein PtaridisihhIt niehir. Suliti.9l1 ciii Kauf. Entweder<br />

niiscii wir annehmen. es fehle iii dieser Fassung die Angabe<br />

St. b tu ‚ 5, 215, Not' 117.<br />

1'sgniez 11 Nn. 25.<br />

v<br />

.‚w' •4(/<br />

‚»G 1<br />

'•4


- 34 -<br />

der Frist, oder aber es handele sich um etwas anderes, was<br />

auch mit Rücksicht. auf 18 wahrscheinlicher ist. Derselbe<br />

lautet, wie folgt:<br />

Et volons (inc de l'atcat ii de la marchandise qu'il<br />

aroiciit ihit de ces biens desquels il aroierit fait leur vo1ents<br />

cii la inaniöre que dit est, ke il u leur cOnipaignøn lt ii uns<br />

d'iaus u dc leur maisnies en soient creu par leur s<strong>im</strong>ples<br />

(118 sans autre proeve faire; et ke partant il en soient et<br />

deineuretent quitte et de]ivre sans empeceinent avoir.<br />

Demnach best<strong>im</strong>mt § 17 des Privilegs, dass wenn die<br />

Kawerschert von einer dritten Person ein Pfandstück als<br />

Geschenk oder durch Kauf erhalten haben, sie es wie ihr<br />

volles Eigentum verkaufen dürfen, ohne dass derjenige.<br />

welcher den Gegenstand verpfändet: hat, sie daran hindern<br />

könne. Der § 18 würde dann besagen, dass ihr Wort über<br />

den Kauf des Pfandes unbedingten Glauben verdiene. Das<br />

Privileg von 1312 für Valenciennes, ebenso wie 1 32t Camnbrav,<br />

1413 Forrest, hat wieder dieselbe Fassung wie das von<br />

1 313. - Noch deutlicher drücken sich (Ije königlichen<br />

Privilegien aus. 1380 für 'l'roye § 13.<br />

Que aprös an et jour ilz puissent vendre les gaiges sur<br />

lesquelz ilz auront prest kurs deniers, san'z cc qUC les dcliteurs<br />

qui los diz gaiges auront hail lez, ils 1)uiSseflt estre<br />

piiursuiz ne approuchiez; (luquel tdnips les diz presteurs seront<br />

creuz par kurs seremens; et (Iile les (11z an et jour<br />

les diz debteurs soient furcloz de toutes accions et poursuites<br />

qu'ils pourroient faire et intenter contre les diz presteurs pour<br />

raison et ä cause des diz gaiges.<br />

1380 Paris, Ahbeville. Amiens Meaux, 13$] Novon,<br />

Paris; 137 1), 1101 Meuzon 140(3 Amitnis, Laon.<br />

1392 r1t.I)VCS fügt noch die Worte hinzu S 'ils ont<br />

(lUelfleflt vendus.<br />

1429, 1461 Laon § 14 fehlt der Zwischensatz duquel<br />

tcinps les (hz presteurs seront ereuz. Jedoch ist dieses<br />

Privileg so stark von dem von 1380 für Troves abhängig,<br />

dass dieser Satz wohl zu ergänzen ist.


- 35 -<br />

Die Hennegaiier Privilegien, also die frühesten, kennen<br />

sonst keinen Gr<strong>und</strong> zur Erlöschung des Pfandrechts, die<br />

königlichen aber gestatten den Verkauf der Pfänder he<strong>im</strong><br />

Wegzuge der Kaverschen. Allerdings muss er es vorher<br />

il,'eirnal öffentlich bekannt machen, um dem Verpfänder die<br />

Miglielikeit zur Einlösun g zu bieten. Die Heiinegauer Privilegien<br />

gestatten bloss dcii Verkauf der Pfänder an einen<br />

Teilhaber oder an eine dritte Person, welche au seine<br />

Stelle tritt.. Die königlichen Privilegien erlauben zwar den<br />

Verkauf anjede beliebige Person, vernichten also vollkommen<br />

den Anspruch des Schuldners auf Rückerstattung des Pfandes<br />

voll seiten des Käufers gegen Begleichung der Schuld, weisen<br />

ihm aber dcii Mehrerlös zu, der hei diesem Verkaufe erzielt<br />

wurde. Ist der Schuldner nicht zugegen, bleibt dieser fberschuss<br />

beini Gerichte für ihn liegen:<br />

Que se lesdiz presteurs se vouloyent dpartir de Ja dicte<br />

ville pour aler demourer en autre ville, qne faire le puissent,<br />

Pl1Iveu que paravant le.ur partement, ilz facent crier et<br />

veniire les diz gaiges sur lesquvlz ilsauront prest, publiquement<br />

et solempucinent k lieux et places i cc aecoutumei<br />

par trois cri'e.s et suhbastacions, en prenant sur ce let.tres<br />

dc la Justice du heu; et se lescliz gaiges estoieiit. venduz<br />

et valoyent ou]lre cc pour(juoy ilz sereieiit ohligiez et, niis<br />

en gaiges, ic reinenant et le seurplus soit reiiduz et restitiiez<br />

cclui ii qui les diz gaiges seruient, et s'il n'estoit. l)rsent,<br />

91c ledit seurplus seit mis en consigne en la main de la<br />

.Just.ice soubz qui lesdiz gaiges seroient vendnz eriez et<br />

subhastez.<br />

1380 Troves § 14; ebenso Paris, Meaux . Amiens,<br />

Ahbeville; 1181 Noyon ; 1392 Truyes; 1406 Amiens; 1406,<br />

1 42 1), 1461 Laoii.<br />

Das Privileg für die Garet.ti in Paris gibt uns nähere<br />

Angaben über die Bekanntmachung des Wegzuges <strong>und</strong> des<br />

Verfahrens. Dre<strong>im</strong>al müssen sie ihren Wegzug anzeigen,<br />

<strong>und</strong> zwar in einem Zwischenraum von je 14 Tagen. Nachher<br />

aber müssen sie noch vierzig Tage zur Auslösung der Pfänder<br />

am Orte bleiben.<br />

8


Jr.<br />

- 36 -<br />

Que so les d iz Lonihars se vi.tuluiviit departi r dc liostre<br />

ditt.e villes, quc faire 1v puisseiit, pourveu et par condicion<br />

que paravant tour partement Hz faceitt eher 1cm dt-<br />

parteineiit, et ilz ileineurent 40 joHN attendans ii faire<br />

tout cc que apparteritira et rendre les gaiges sur les citielx<br />

ilz aurc)nt jestv, que ilz puisstut faire vendre puhliqitemeut<br />

et solennelinent is lieux a ec ac(ioustuinez, et au meins par<br />

tI)is crios et suhliastaciotis de quinzaine cii quinzaine. cii<br />

prenant sur cc Iftres dc Iii .Just.iii du hell; et se los iliz<br />

gaiges estoient venduz ott valovent uultre 1) u. s. w. wie<br />

Oben.<br />

Er. Strafrecht liebe Best<strong>im</strong>mungen,<br />

1 Vergehen der Lombarden.<br />

Die ersten Privilegien versprechen den Lombarden zu-<br />

nächst Indem<strong>im</strong>ität für frühere Delikte. So 131-2, 13-23 V-<br />

lenciennes, 1 313 Quesnoy, Forrest, 1325 Boucha in. \Venii<br />

sie sich vor der Erteilung des Privilegs Wucher oder sonst<br />

ein Vergelten haben zu St'hithien kommen lassen, sollen sie<br />

deswegen nicht verfolgt werden. Sodann wird ihnen stets<br />

zugesichert, dass bloss der Schuldige bestraft werden soll.<br />

Bei Delikten der Lombarden ist ein Max<strong>im</strong>um der<br />

Geldstrafe festgesetzt. Die obem gunannten Privilegien<br />

nehmen bloss Mord <strong>und</strong> Landfriedeushiucii amis. Bei eutern<br />

solchen Vergehen kann auch eine höhere etui' andere Strafe<br />

eintreten. Ist das Vergehen ein Geringeres, so lindert sieh<br />

(hie Strafe nach dein Ausspruch der Schufen des Ortes, wo es hie-<br />

gangen wurde. Das Privileg von 1312. 1323 Valencie.nnes setzt<br />

die Strafe wie in Deutschland für Aachen <strong>und</strong> Bingen 2) auf<br />

25 1 t.. fest.. 13-2(; EbensoBouchain<br />

Cainbrai, 11 1 3 Formst.:<br />

13M0 Troves 24, Paris, Meaux, Amiiien. Ahbeville<br />

1391 Noyon, Paris; 1400 Ainivns ; 1400, 142 1 ); 14C1 Laumt<br />

l<strong>im</strong>itieren die Strafe auf 10 1. t.<br />

Der Schlusssatz des Paragraphen Ii hat in unserem<br />

Privileg <strong>und</strong> dciii für Uambrai eine andere Lesart als in den<br />

1) Orlotinatices, \I. 054, * 12.<br />

2) Schulte, S. 524.


- 37 -<br />

für Valiicienne-. 1312. 1 3.?3. Beide Lesarten lassen sich<br />

litfertigen parilti taut seruit Ii ro llpaules quittes, wenn<br />

die Lombarden die Strafe bezahlen, welche die Schiffen festgesetzt<br />

haben, dann sollen sie quitt sein. Et partant seroit<br />

ii coul)aules quittes ist die andere Lesart, sie sind zwar<br />

schuldig, wenn sie aber wegziehen, um am neuen Platze<br />

ein anderes Leben zu beginnen, so will man sie nicht weiter<br />

verfolgen.<br />

Der Lombarde lässt sich ja eigentlich 1rIwilirem1 . ein<br />

Vergehen zu Schulden kommen, den Wucher. Er wird deshalb<br />

von der Kurie bez. (1cm bischöfliche n Ordinariat verfolgt.<br />

Falls nun die Kurie ihre Verhaftung oder die Einziehung<br />

der Güter der Kawersehen verlangen sollte, soll<br />

diesem Ersuchen nicht stattgegeben werden. Die Königsprivilegien<br />

sichern ihnen zwar auch den Schutz der Person<br />

<strong>und</strong> des Eigentums zu, scheinen aber der Aufforderung, sie<br />

des Landes zu verweisen, nachzugehen<br />

S'iI avenoit que auuns mandemens ou prieres venissent<br />

ü nous de par nostre Samt Pere, d'auc1nL Legas dc<br />

Court de R .oinine, on d'autre persollTw de Sainte Eglise,<br />

(Pleite quc eile tust, pour prendre ou arrester ]es devant<br />

ii z marelians, leurs cumpaignons, leurs mesnjes, leurs biens<br />

'ii aucuns d'eulz et d'eulz faire widier bors de la dicte<br />

ville oll de nostre Rovanme, ous ne ferons ou souffrerons<br />

faire aus dessus tliz ne leurs biens aucuns arrest, destourhier<br />

ne cmpsc1iernent, (ommellt que cc seit, quc ils n'a'ient<br />

tenilis suffisant pour eulz partir et leurs hiens eliporter hors<br />

de nostic (lit Rovauirie.<br />

13,40 Troyes § 211, Paris, Abbeville, Meaux. A]nierIs:<br />

1381 Noyon Paris 1392 Troyes, 1406 14:-1 .1) 1 461 Lanii;<br />

1406 Amiens.<br />

Nur der Aufforderung der gardes des tuires de Champagne<br />

vollen die Grafen von Hennegau Folge leisten, wenn sie<br />

zum Einschreiten gegen einen Luinbarien ersticht werden.<br />

1313 Quesnoy, Forrest. 94; § 1326 Uainbrai.<br />

Zwarhatten die Champagnermessen in dieser Zeit schon ihre<br />

Bedeutung verloren aber die gardes des fuires haben noch das


- 38 -<br />

frühere Ansehen <strong>und</strong> die friiliere Macht. So z. B. finden wir<br />

eine Aufforderung derselbeti <strong>im</strong> Jahre 1313 an den baill 1<br />

(1'A itxois, die Güter zweier Schuldner der irailipi pflinden<br />

zu lassen ').<br />

2. Delikte andere.r gegen Kawerselien,<br />

Für den Fall eines \ret.ueliens eines Bürgers gegen<br />

einen Kawerseliert schei ion die allgenicirien Landesgeset.zc<br />

in Kraft getreten zu sein. Es finden sich in den Privilegien<br />

für einen so]chen Fall keine Best<strong>im</strong>mungen wie wir sie Z.<br />

B. in 4en Judenprivilegien haben. Nur ii) dem Privileg<br />

für Forrest vorn Jahre 1413 ist davon die Rede:<br />

Et volons qu'iI ayerit plain pooti' de rnalf'aitcurs ott<br />

inall'aiteresses arrester, prendre et detenir, s'il leni' plai'f.,<br />

ossi longhement i 1«il aront trouve no jU5ti(e, mais il ne<br />

soient mies tenitt d'arrest.er ne detenir. s'il ne leur<br />

Plaist.<br />

Wie wir alls diesem Privileg ersehen, haben sie sogar<br />

das Recht, Leute zu verhaften Uii(1 iii Haft zu halten, bis<br />

sie ihr ileelil gef<strong>und</strong>en<br />

hatten.<br />

3. Massregeln gegen dcii Schuldner hei Nic1ilbel'riedigun<br />

der Ansprüche.<br />

Ausdrücklich versprechen die Privilegien den Kawer-<br />

schen (hic Hilft des Landesherrn zur Eirizli .httng (her Schulden.<br />

Besitzen sie über das vorhergegangene 1esclüift. oder die<br />

Schuld einen Seliuhilsejjejn oder sonst ein Beweisstück, so<br />

genügt dieses. Liegt aber kein schriftlicher oder sonstiger<br />

Beweiss vor, muss wiederuni ihrem Worte urihed itigter Glaube<br />

beigemessen werden. Die Zahl urig muss in der vereinbarten<br />

Münzsorte erfolgen,<br />

1312, 23 Valenciennes 1326 B')uChaiIL Cainbrai; 1380<br />

Troyes, Meaux, Paris, Amiens, Abbeville.<br />

fl p i Nichthefriedigting der Ansprüche gelten wiederum<br />

die Hennegauet' Privilegiert am weitesten. lii dem Privileg<br />

von Valenciennes 1312 wird den Lombarden wie ihnen dies<br />

1) Cour des coloptes de l3ourgogiie B. 11686. vgl. sub Meaux.


- 39 -<br />

auch in der Konzession für Aachen t) zugesichert. ist -<br />

allerdings kiinnte es d ort schon in Folge des Einflusses<br />

unserer Privile gien erfolgt sein, da die unsrigen dein<br />

Privileg zeitlich vorangehen - ein Mann zur Verfligung ge-<br />

stellt, der auf ihr Ersuchen ohnejeden anderen Befehl er-<br />

niüuhtigt ist, zur Verhaftung des siurnigen Schuldners zu<br />

seit reiten.<br />

Pour lesquelles debtes avoir et faire paier, nous leur<br />

avons en convent ii faire aveir et dilivrer mi siergant pour<br />

ütire ens venir leur dettes (lehors Je clitte ville et. banliue<br />

(Je Valenchiennes, ;'t leur requeste tuutes les feis que ]i dis<br />

siergans en sera requis des dis lonibars ii del mi d'iaus,<br />

salis ateute d'autre majidemeut ne ceinmandement de par<br />

nons ne de par autru i dc par nous.<br />

Das Privileg von Forrest zeigt uns, dass für die In-<br />

anspruehnahnte dieses oder dieser Beamten, (le<strong>im</strong> es köniien<br />

auch mehrere verlangt werden, falls es nötig ist, keine Ge-<br />

bühr gefordert. werden darf. - Die in Schuldhaft abgeführten<br />

Schuldner sollen nun auf ihre (des Schuldner) Kosten so<br />

lange <strong>im</strong> 4efingnis gehalten werden, bis die Ansprüche der<br />

Loml,arden vollauf befriedigt sind. Nur <strong>im</strong> Falle der<br />

Schuldner insolvent, ist, sollen die Kawerschen die Kosten<br />

zahlen i (lespens convigitable, selone lusage et Ja dis-<br />

liosicion (Ion. psn•<br />

1312, 23 Valeucicunes, 13-26 Bouchain, Cambray, 1336<br />

Montbeliard, 1 413 Forrest.<br />

Die königlichen Privilegien haben diese genauen Be-<br />

stiiiiniungen nicht, die Schuldner sollen durch die kiiiiiglichen<br />

Riuhter oder sonstigen Beamten zur Begleichung ihrer Schuld<br />

gezwungen verden, ii. z. siwohl des Gr<strong>und</strong>kapitals als (Tor<br />

Zinsen. Der König verspricht ferner niemanden eine Schuld<br />

zu erlassen nilt zu prolongieren, was ihnen in den üben-<br />

genannten Privilegien alich scheu in anderem Zusammenhange<br />

zugesichert wurde:<br />

Sehitt. S. 324.


- 40 -<br />

Et tlue tons ceulx pui seront ä eulx tenuz et obligiez,<br />

sojent contrains par itos gens et officiers et par tous autres<br />

justiciers dc nostre Roynume il paier ausdiz presteiirs ce<br />

qiul apparra a onlz estre deu, taut de princi pal colnine<br />

pronfit et en teile monnave qu'ils seront obligiez. selni it<br />

par la rnaniie qui seront 1 rouvez estre tenuz et obligitz,<br />

sans aucun deport ott faveur, : et ne donrons<br />

sonne quekonques, grace ne tlilacions des debtes que on<br />

leur devra ledit temps (lirrant et s'aiicuns en empetroyent<br />

de Nous ott de itostre Court, nous les rappeloris, dis nriainteriant<br />

et voulons i 1ue dies «aient aueune forec ott effeet<br />

quant. it Cc.<br />

137 1), 1406 Mouzon, 1 .380 Tru yes, Meaux, Paris, Aniicus,<br />

Abbeville; 12 Troyes; 1406, 1421, 1461 Laon ; 1406<br />

Amien.<br />

4. Best<strong>im</strong>mungen über das Prozessverfahren.<br />

<strong>im</strong> Gegensatz zu den Juden ist der christliche <strong>Pfandleiher</strong><br />

seinem Gegner in allen Stücken gleich liiii i vollberechtigt.<br />

Er braucht nicht mehr Zeugen als sein 1 egner,<br />

wie es be<strong>im</strong> Juden verlangt wird. Für ihn gelten nicht Aus-<br />

nahmegesetze, sondern die Landesi.esetze. Es finden sich<br />

deshalb auch keine Best<strong>im</strong>mungen über den Prozess in den<br />

Privilegien, hingegen wohl über die Zustündigkeit der<br />

erichte.<br />

Im Hernegau sind, wie schon bemerkt, die ScliötTemi<br />

des Ortes, an dein ein Vergehen begangen wurde, befugt.,<br />

sie abzuurteilen. Anders ist es in dcii königlichen Privilegien,<br />

da Linken die Kawerselien bloss von der königlichen (Jerichtsharkeit<br />

gerichtet werden, wenn sie sich nicht freiwillig<br />

einer anderen unterstellt haben:<br />

Que durant le dit temps, les dessus diz presteurs soient<br />

et demeurent exernps de tons Juges et, de toutes Juridicions<br />

a minus subjetes, et 1111il soient et demneurenit noz smibgez et<br />

justicables sanz mnoyen. soumi.z a la Juridicion de nous et<br />

de noz Juges, taut cmi dernandant comme ein döfendant:<br />

toutevoves se cc n'estoit 41u( dc kur pure et ftanche volont<br />

ils voulsissent sortir autre juridicii.m jue la nostre.


- 41<br />

1380 Troves, Meaux, Paris. Abbeville, 1381<br />

Noynn; 1 ''I'inVe . ] 4(I1 ‚\iiiieii,<br />

1.10i, 142. 14(1 Laini,<br />

III. Öffentlich-rechtliche Best<strong>im</strong>mungen.<br />

1. Sein lz,<br />

Sämtliche Privilegien versprechen den angesiedelten<br />

Kawerschen detiselben Schutz wie dcii eigenen Bürgern,<br />

sowohl an dem betreffenden Orte, wo sie das Niederlassungs-<br />

recht erworben haben, als auch sonst <strong>im</strong> Gebiete des Aii-<br />

stehers der Konzession. Die Hennegauer Privilegien gehen<br />

allerdings weiter, wenn die Kawerselien an irgend einem<br />

Orte (was>ich doCh wohl auf das Ausland oder fremde<br />

Territorien bezieht) in Haft gehalten oder ihre Güter mit<br />

Best hiag belegt wurden sind. will der 4 raf für ihre Be-<br />

freiung sorgen. ebenso wie er es für seine eigenen Unter-<br />

tauen tun würde.<br />

Freiheit ei i der Kavei'sclien.<br />

Die grösste Freiheit., welche den Kawerschen gewährt<br />

wurde, bestand wohl darin, dass sie abgesehen von dem<br />

holten Schutzgelde. auf das ich <strong>im</strong> nächsten Kapitel aus-<br />

führlicher zu spi ehen komme -- von den Abgaben, die<br />

unter den verschieder14ell Namen <strong>und</strong> bei allen Geldverlegen-<br />

lteit.cii der Fürsten erhoben wurden, befreit waren. Die<br />

Hennegauer Privilegien befreien sie sowohl von den Abgaben<br />

an den Landesherrn als auch au die Stadt; allerdings müssen<br />

Sie der Stadt eine zu vereinbarende Summe alljährlich als<br />

Entschädigung zahlen, wie wir aus dem Privileg für Vulen-<br />

ciennes 13-2.3 §b ersehen. Der Graf verspricht, be<strong>im</strong> Rate<br />

der Stadt dafür zu sorgen. (lass ihnen. gestattet wird, statt<br />

der getvflhi nliclieii Abgaben eine möglichst geringe Summe<br />

zu zahlen<br />

Niis devons procurel' envers le prvost, les eskieviiis,<br />

les jniu et le eonseil de rio (bete ville de Valeneh iennes<br />

ke 1 itlit, ivai'chant, leur tonipaignolis et leur mesgnies et<br />

hut leur hien piiisent estre afl'rancki et quitte •de,<br />

toutes<br />

(all es, asises it mit res rustuines et dehittes ac.oustirmt'es


- 42 -<br />

ef, Fa?1 accoustumer parmi une certaine est<strong>im</strong>ation II<br />

d'argent par an, le men re quc rjous porol 1 s 1)1 in inen t, tut<br />

le terme deseurre dit.<br />

Die königlichen Privilegien befreien sie gleichfalls von<br />

allen Subsidien uni ausseroi-dentlichen Abgaben <strong>und</strong> verpflichten<br />

sie nur zur Zahlung der Schutz- <strong>und</strong> Wohnungssteuer,<br />

Selbst zur Instandhaltung von Festungen <strong>und</strong> dergleichen<br />

brauchen sie nicht beizutragen. Wegezoll haben<br />

sie nur dann zu bezahlen, wenn es seit sehr lange so Brauch<br />

war. (Troyes 1380 § 10, 1 7). Für den Fall, dass die Hiuser<br />

der Kawerschen durch politische Verschiebungen irgend<br />

welcher Art unter andere Gerichtsbarkeit kommen, sollen sie<br />

auch dann den anderen Untertanen gleich nur die Wohnungssteuer<br />

an die neue Herrschaft entrichten:<br />

Et s'il avenoit que en ladicte ville les maisons et<br />

liabitac.ions cii les dessus diz presteurs (lemourront, sojent<br />

soubz autre jutridicion it justice que la nostre qui lz l:uisseut<br />

en ycelles demoui-er et habiter paisiblenient ei francliement<br />

sanz cc quilz süent tennz de payer il Seigneurs uu Justiciers<br />

soubz qui ilz demourront ne autres, aucunes redevances cii<br />

Services: fors excepti celks qui seront tenuz de 110115 payer<br />

et ausi les cens et les rentes de. leurs hnaisons et liabitacins<br />

eliacun an, lesquelles ilz seroitt tenuz dc paier comme rioz<br />

atitres subgez ftnt..<br />

1380 Troyes, Meaux, Paris, Auniens, Ahbeville 1381<br />

Paris, Noyon; 1392 Troyes; 1400 Amiens; 1400, 1429,<br />

1461 Laon.<br />

Ein Kontrahierungszwang ist bei den Kawersehen nicht<br />

angrLnglg, sie sind nicht verpflichtet gegen ihren Willen<br />

auf Pfänder zu leihen. 8 § 13 unseres Privilegs. Für die<br />

.Juden hingegen bestand dieser Zwang wohl, da hat nicht<br />

nur der Rat der Stadt das Itecht wie z. B. in Liaset 5 Pf<strong>und</strong><br />

auf das Halbjahr ohne Zins von ihnen zu verlangen, sondern<br />

auch Fürsten <strong>und</strong> Bürger konnten - letztere allerdings nur,<br />

wenn die Pfänder um ein Drittel mehr wert sind als das<br />

gewünschte Darlehen betrigt - Zwangsanleihen bei ihnen<br />

machen. Selbst das sehr günstige Privileg des Rats von


- 43 -<br />

Winterthur sichert ihnen nur Straflosigkeit zu für den Fall<br />

dass sie kein Geld leihen können'). Dieses Vorzugsrecht<br />

der Kawersehcn tritt besonders klar in den königlichen Privilegien<br />

hervor. Da heisst es:<br />

Nuus ne les requernrns ne lerons requerre 011 eoiitraiitdre<br />

leiht temps durant, par Neus 011 noz Gens. de finte it<br />

ne ä aucune autre peisoiiiie aucuns dons 011 prests,<br />

p0111, qiielconque cause 011 necessitö Chile cc soit..<br />

1 30 rfro..es Meaux, Paris, Atuiens, Abbev ille § 23;<br />

1381 Paris 18; Noyon § ,2)3; 1392 Troyes § 22; 1406<br />

Arniens § 26; 1406, 1429, 1461 Laon § 26.<br />

Eine weitere Begünstigung für sie liegt ferner in der<br />

l3estiniinung ':1er königlichen Privilegien, dass, wenn Streitigkeiten<br />

entstehen über die Auslegung der für sie geltenden<br />

Gesetze, stets zu ihrem Vorteil entschieden werden soll:<br />

Et que se aucuns des articies dessuz diz avoit aiieune<br />

occulte on 11 deiist avuir (Relaracion, que i.eux articies et<br />

CC qUi cli dpent d','iilz, soent par Nous, noz suceesseurs,<br />

gens et officiers, interpret.tks et entenduz au prouffit d'icceulz<br />

presteurs et ii leurs entenc.ions, et nion autremeiit.<br />

1380 Troyes, Meaux, Paris, Amiens, Abbeville § 28;<br />

1181 Noyon § 28; Paris § 24 enlcnduz cii la Plus bonne et<br />

i'aisonnable partie et entencion meilleur au proufflt des diz<br />

lombars, selon que dc raison sera.<br />

1392 Troyes § 28; 1406, 1439, 1461 Laun § 32.<br />

III. Gültigkeit der Privilegien.<br />

a. Bedingung für die Gültigkeit.<br />

1)ic Flauptbedinguiig für die Gültigkeit der Piivilegin<br />

ist die Zahlung des Schutzgeldes, das für die einzelnen Städte<br />

verschieden ist:<br />

1235 Provijis 2 1. 14 s. t..<br />

1239 „ 2 1. 14 s. t.<br />

1288 Bourg en Bresse 160 1. t.<br />

1310 Pulignv 20 1. t.<br />

') Stobbe, S. 113, 114.


13 1! Ta1eiije,i ties<br />

- 44<br />

1313 Quesnoy u. 1rrest<br />

1322 Bavav<br />

1313 Valencieniies<br />

1:323 Lyon<br />

Auxrrt<br />

1)<br />

13 -26 C-Ihatillon Its 1) nbes<br />

Buucluiin<br />

13:27 Briev<br />

1330 Pontaillei<br />

13311 St. Laurent les (.Iia1on<br />

1331 Auxunne<br />

1332 Bagti<br />

133(1) Montbelja ni<br />

BiYfl1fle<br />

Los<strong>im</strong><br />

1347 Essey<br />

1 35 1 Bagt ii. St. Lauieiit les Micnii<br />

1353 Arrancy<br />

135) Bergues<br />

1363 Auxonne<br />

LCJSIIC<br />

1:564 Stenay<br />

13;3 Bar<br />

t :st;s 11rgues<br />

13 Poitailler<br />

1370 Lille<br />

1 372 Pont 5 M oussn<br />

137(5 Lilie<br />

1 1378 Montliiel<br />

1378 PolLtailler<br />

1379 Mouxon<br />

1380 l'roves<br />

Iieaiix<br />

Paris<br />

Arnietis<br />

1. t.<br />

32 1. 1..<br />

80 1. t.<br />

75 1. t.<br />

8(1) 1. t.<br />

40 1. t,<br />

60 1. t.<br />

40 1. 1.<br />

12(1<br />

15(1<br />

110 1. t.<br />

4 1. t.<br />

9(1<br />

;:s<br />

4(1 fl.<br />

4 1. t.<br />

70 fl.<br />

50 P1. Wachs.<br />

4 1. gros t.<br />

100 II.<br />

41) II.<br />

75 fl.<br />

1 0 II.<br />

lt) ii.<br />

20 1. gi. t.<br />

100 p. II.<br />

2(11.<br />

25 Ir.<br />

9(1 II.<br />

150 1. p.<br />

:200 fr.<br />

200 fr.<br />

200 fr.<br />

200 fr.


- 45 -<br />

1380 Ahbeville 200 fr.<br />

Varenues 50 fr.<br />

1 381 Noyon 100 fr.<br />

Nuits 2() fr.<br />

St. Jean de Losuc 60 fr,<br />

1390 Lilie 20 1. gr.<br />

1392 Lyon 20() fr.<br />

'i'royes 200 fr.<br />

1394 Mauheuge 120 scuz.<br />

1395 Orgelet 76 fl.<br />

1 W2 Lilie 20 gr. t.<br />

1401; Laon 100 fr.<br />

Amiens 200 fr.<br />

1413 Forrest 50 1. t.<br />

1429 Laon 100 fr.<br />

1133 Le C(teait 50 1. 1..<br />

1448 Amiens 240 1. p.<br />

1161 Laon 100 1. p.<br />

Überblicken wir diese Zusammenstellung, so selten wir,<br />

dass das Schutzgeld höher wird, je mehr wir uns dem Ende<br />

des 14. Jalultiinderts nähern. Die Zahlung dieses Schutzgeldes<br />

wird ihnen bloss erlassen, wenn sie bei ihrem Wegzuge<br />

oder bei Ablauf der ihnen erteilten Konzession noch<br />

die ihnen gewrihrte Frist 1----2 Jahre - iii einer Stadt<br />

verbleiben, um ihre Schulden einzuziehen.<br />

h. Garantie für die Gülti g keit der Privilegien.<br />

zn<br />

Es ist für die in jenen Zeiten bestehende Rechtsunsicherheit<br />

bezeiciincnd, dass der Graf von Hennegau - die königlichen<br />

Privilegien kennen etwas derartiges nicht - eine<br />

Garantie bietet für die Innehaltung der vereinbarten Best<strong>im</strong>irningen.<br />

Er verpfändet nümlicli hierfür alle seine<br />

Güter, die seiner Angehörigen <strong>und</strong> Nachfolger. Ferner versprirbt<br />

eregliehen Schaden, der den Lombarden durch<br />

die Niclltint]ellaltung der Privilegien erwilehst, zu ersetzen.<br />

Noch weiter als diese Hennegauer Privilegien geht die


- 46 -<br />

Kin€'sion liir M 'ntbeliard 13361. Der Graf Heiiiricli Vii<br />

Miupclgard stellt, den Isnardi drei Bürgen, nämlich Jean de<br />

Clialon, stigneur 4 iirart de Mont [alcan, seigneur<br />

d'Orbe iiiid Louis de NeiichteI. Diese drei Bitter verbürgen<br />

itli mit ihrem ganzen Vermigei für die Ersetzung eines<br />

durch Verletzung (1er Privilegien entstehenden Schadens.<br />

]Ebenso verbürgt sich der Grat von flennegau <strong>im</strong> Jahre 1 137<br />

für die Innehaltung der Abmachungen Johann IH, Herzigs<br />

von Brabaiit mit. den Astigianen 2).<br />

Uewä]nrung der Privilegien.<br />

Das Hecht., Kuwersehen iii eine Stadt mi zu n(,hmen.<br />

steht nicht nur dein Landesherrn, sondern auch seinen Lehiis-<br />

trügern zu. Der Graf von Champagne, der vom 1-lennegau,<br />

der Herzog von Burg<strong>und</strong> nehmen Kawerschen in ihnen<br />

Landen auf. Trotzdem scheint es manchmal einer Erlaubnis<br />

des Lehnsherrn bedurft zu haben. Im Jahre 1 334 erldlt.<br />

Eduard, Graf von Bar, vom Herzog Philipp von Burg<strong>und</strong><br />

die Erlaubnis, Lombarden in (.ont1a ns zu halten`). Im<br />

deutschen Reiche hingegen hatte jeder Landesherr das Recht<br />

ihn e (enelunigiing der Krone Kawerschen anzusiedeln<br />

Das Privileg Philipp des SchOnen, welches i'erry von Loth-<br />

ringen eine Ansiedelung von Kawerselien in Neufchiteaii<br />

ausdrücklich gestattet 4), beweist. hiergegen nichts, da Neuf-<br />

clditeau wenn auch <strong>im</strong> deutclieii Reiche gelegen, doch gegen<br />

Ende dos 13. ‚Jahrh<strong>und</strong>erts unter das Lehnsrecht des fran-<br />

zösischen KOnigs geraten war. 1her die Verhandlungen<br />

zur Erlangung eines Privilegs wissen wir so gut wie gar<br />

nichts. Wahrscheinlich musste (il1 Gesuch au den hel,itthii-<br />

den Landesherrn gemacht werden, der manchmal siuh die<br />

Einwilligung der Geistlichkeit gesichert haben mag 5), um<br />

sich vor Exk(<strong>im</strong>mitnikation zu schützen. Bloss in dein letztem<br />

Privileg von 1461 für Laon erfahrcmi wir in der narratio<br />

b vgl. Nr. 111.<br />

2) vgl. Nr. 807.<br />

fl) 1' i ge cii n i u, Histeire du iommerce le la F'ranee 1, App.lI, S.462<br />

4) vgl. Recucil des duenmeuts sur l'histoiro de la Lorraine. IU,<br />

221 vgl. Nr. 470.<br />

9 vgl. En 463.


- 47 -<br />

dass die Lombarden ein Gesuch an den König gemacht haben<br />

uni Verleihung d(-s Privilegs. Es muss wohl kurz vorher<br />

inc allgemeine Vertreibung der Lombarden stattgef<strong>und</strong>en<br />

haben, denn der König fühlt sich genötigt, die Erteilung<br />

der Konzession damit zu begründen, dass diese Lombarden<br />

schon 24 .Jahre sieh in <strong>Frankreich</strong> aufhielten, ihr ganzes<br />

Vermögen dahin gezogen <strong>und</strong> den.<br />

den Bewohnern von Laon<br />

sehr viele gute. Dienste geleistet hätten. Im allgemeinen<br />

ilfirftenr die Privilegien mit schwerem Gelde bezahlt wrjrdeu<br />

sein. In Hai' bezahlten die Kawerselien als sogenanntes An-<br />

lrittsgeld eiitre' 1(10 Pf<strong>und</strong> '). die Scararnpi bezahlen sogar<br />

für die Bank von St.. Mihiel 400 Pf<strong>und</strong> 2). Auch die Könige<br />

von <strong>Frankreich</strong> liessen sich ihre Privilegien gut bezahlen,<br />

für das von Mouzon Soo fr. 3, für die Bestätigung durch<br />

Karl VI. 120 1 p., für das Privileg von Tro yes 1200 fr. 4),<br />

welches wohl die höchste Su<strong>im</strong>ne ist. mi ilennegau erfahren<br />

wir über eine derartige Bezahlung der Privilegien nichts.<br />

WOnn auch vielleicht ein Darlehen an den Fürsten vorauswir,<br />

wie 1313 in Quesnov, so wird ihnen dies<br />

ausdrücklich auf die Schutzgelder angerechnet.<br />

II. Der Zinsfuss.<br />

Den Zinsfuss ztr best<strong>im</strong>men, welchen die hier behandelten<br />

Kawerschen genolnhlten haben, ist bis Jetzt noch nicht möglich<br />

gewesen. In Fulge der steten Furcht vor (1cm Wuclierrerbote,<br />

suchte man die Zinsen möglichst zu verbergen. Die Schuli.1-<br />

scheine wurden zumeist in der Weise ausgestellt, dass die<br />

Zinsen gleich zinn Kapital geschlagen wurden; infolgedessen<br />

ist es unmöglich, etwas darüber zu erfahren. In der ersten<br />

Zeit, bis nuin ‚Jahre 1 311, wo ihnen dci Zinsfuss überlassen<br />

blieb, dürftom sie denselben je nach der höhe <strong>und</strong> der Frist<br />

eines 1)arlehens bemessen leihen. Im ‚Juli 1311 best<strong>im</strong>mt<br />

Ph l)p ilen' schöne ')<br />

1) vgl. Nr. 481,<br />

2) vgl. Nr. .513.<br />

3) vgl. Ni'. 554.<br />

vgl. Nr. 571.<br />

5) Urclomiunces 1. 484: Boin'quelot II, 118. 1ambert 111, 11.


- 48 -<br />

Niemand dürfe - ausser auf den Champagnermessen<br />

- auf höheien Zins als ein I)enar per Pf<strong>und</strong> pro Woche,<br />

4 1)enare pro Monat, 4 sols O°' pro Jahr leihen. Durch<br />

einen Erlass Philipp Vl. vorn 19. März, 134(; ) erfahren wir,<br />

lass in jener Zeit die Lombarden bloss 15 01, nehmen durften.<br />

Die Kawerschen u1geil diesen Best<strong>im</strong>mungen kaum nachgekommen<br />

sein, vielmehr werden sie nach wie vor höhere<br />

Zinsen genommen haben. Wir sind in der Lage, dies gerade<br />

für diese Zeit zu beweisen. Am . Dezember 1347<br />

konfiszierte Philipp von Valoi 1) die Schulden der Lombarden.<br />

I)ie Schuldner sollten das Gr<strong>und</strong>kapital, dessen Höhe sie<br />

beschwören mussten, an den König bezahlen. Bei einzelnen<br />

dieser Einzahlungen ist der Entleihungsterntin angegeben,<br />

wir können daher den Zinsfuss berechnen.<br />

Nummer ['atum AU- Rü-k- Hö1it (1C<br />

zurück-<br />

des der goli i en's zahl 011 g -<br />

jr 1 I'nd<br />

RcgostsAusstellung; Kapital termiu Kapitals<br />

/1 flSIu.SS.<br />

79'2a 1333 120 Pf. 1317 11 JH) 11 ,. 2(J.32 0/0<br />

80 Pf. 1347 600 Pf. 25.09<br />

81 1337 900 Pf. 1347 000 l'l • . 44.29 0Ø<br />

1 ;73a 1338 34 Pf. 1339 •s i'i.<br />

1339 45 Pf. 1340 67 Pf. 48.81)<br />

1340;7 Pf. 1347 191 Pf. ).l9 o<br />

1339 SO Pf. 1340 1101 Pf. 5 O/<br />

1340 [IN) Pf. 1341 120 Pf, 90 0;<br />

1 1312 80 l'f. 1347 924 Pf. 22.87 0/<br />

792a 1311 30 )f 1347 200 Pf. 37.18 0/<br />

1311 71Pf. 1347 4(X) Pf. 33.39<br />

1341 80 Pf. 1317 .100 1 1 1'. 37.97 0<br />

123 1345 45 Pf. 1353 70 Pf. i 5.68 u/',<br />

702 1345 50 Pf. 134.; 7l1 Pf. 40 /•<br />

117<br />

MG<br />

l34;<br />

70 l'f.<br />

is; Pf.<br />

1353<br />

1317<br />

270 Pf.<br />

19) Pf.<br />

91.97 °!o<br />

9445 0/<br />

54 1347 223 Pf. 130 500 Pf. 99.59 0/<br />

.<br />

121a 1347 13(1(1 Pf. 135) 2200 T'I. 19.17<br />

122 1348 II)) Pf. 1353 450 1'). 35.10 0(<br />

121 1350 80 Pf. 1351 292 1,f. 2I<br />

1) Arch. Nat.. X2A 5 fo. 96.<br />

Ordonuauceo II, 419. Blanchard 1, 139.


- 4)<br />

Wir sehen, der Zinsfuss schwankt ungeheuer, ein Normal-<br />

zinsfliss lässt sich nicht. feststellen. Wir dürften wohl nicht<br />

tltlg(elten, wenn wir annehmen. (lass der Zinsfuss, der dcii<br />

Loinharden um 1 3,S() in den Privilegien zugestanden wird,<br />

der allgemein übliche ist.. Es wird ihnen gestattet von lE s<br />

2 d pro Woche zu nehmen, das ergibt einen Zinsfuss von<br />

54, 165 1, l1, Der Zinsfuss 2 d von 16 s schliesst Sich der<br />

bequemeren Rechnung wegen an die Rechnuagsinrinze an.<br />

Dieser Zinsfuss erscheint uns als eitt gewaltiger Wucher-<br />

zins. Allerdings müssen wir berücksichtigen, dass die Wirren<br />

des Iuindertjältrigen Krieges wohl viel dazu beigetragen<br />

haben, den Zitisfuss in die Höhe 'zu treiben 1)• Aber dessenungeachtet<br />

waren die Kawerschen gezwungen, derartige<br />

Wucherzinsen zu nehmen, uni die grossen Abgaben, die sie<br />

von ihrent Handel <strong>und</strong> für ihren Schutz an die Fürsten zu<br />

leisten hatten, bestreiten zu können. Rechtfertigen lässt sich<br />

ein solch gewaltiger Wucher auch dadurch nicht, aber doch<br />

verstehen <strong>und</strong> entschuldigen. Inwieweit (liese Entschuldigung<br />

zutrifft, vermögen wir nicht, anzugeben, da wir zu wenig<br />

Genaues über ihren f+i'schäftsgang wissen.<br />

III. Wirtschaftliche Bedeutung.<br />

Die wirtschaftliche Bedeutung der Astigianeit ist Wie<br />

in 1 )eutscl.iland 2), so auch in <strong>Frankreich</strong> dieselbe wie die<br />

1e1- Juden. Ihre Bedeutung für den Warenh<strong>und</strong>el ist 'auch<br />

dort sehr gering. Zwar gehörten auch die Astigianen jener<br />

grossen societas nlorcat1rum t.uscanorum et lombardorum an,<br />

welche die Uhanipagnermessen besuchten, aber in der Zeit<br />

in welcher die Astigianett wohl in grösserer Zahl dorthin<br />

kamen, d. h. um die Mitte des 13. Jahrh<strong>und</strong>erts beschäftig-<br />

ten sieh diese selten mehr mit dem Geld- als mit dem<br />

Warenhandel 11 Nicht als oh sie durch irgend eine Pc-<br />

schiränkuni.r des Warenhandels dazu veranlasst worden wären.<br />

1) Bourquelot II, 120.<br />

2) Schulte 1 314.<br />

8) ]t ii iq ui ut ii. 138.


- 50 -<br />

Die Lombarden <strong>Frankreich</strong>s kennen die Beschränkungen iticht.,<br />

welche ihren 1.and1euten in Deutscltlanil auferlegt wurden. Allf<br />

den Champagnermessen durften sie gewiss in jeg] jeher Weise<br />

Handel treiben. Noch mi Jahre 1-2-18 finden wir einen Fracht-<br />

bri(f aus Marseille 1) über 5 Ladungen Ingwer, welche auf der<br />

Messe zu Bar sur Aube all G-aretti, also einen Asligi-<br />

alten, abgegeben werden sollen. In sämtlichen Privilegien mit<br />

Ausnahme des Privilegs von F'orrest vorn .Jahre 1413, in<br />

welchem ihnen der Getreidehandel untersagt ist, wird ihnen<br />

der Handel gänzlich freigegeben. Daher dürften wir wohl<br />

nicht fehigehen in der Annahme, (lass der grössere Gewinn<br />

sie veranlasste, ihr Hauptgewicht auf das Gewähren von<br />

Darlehen zulegen. Die stetige Furcht vor dem Wucherverbot<br />

der Kirche aber veranlasste sie, die Form des Darlehns zu<br />

verschleiern <strong>und</strong> einen Scheinkauf an dessen Stelle zu setzen.<br />

Zeigen uns nun die Urk<strong>und</strong>en in Rurgmtd auch tatsächliche<br />

Verkäufe von Gr<strong>und</strong>stücken, Wein, Pferden, so braucht uns<br />

dies nicht irre zu machen. denn einmal sind dieselben sehr<br />

vereinzelt, <strong>und</strong> dann kann es sich ‚ja hier um den Verkauf<br />

verfallener Pfänder oder gepfändeter Sachen handeln, seGeit<br />

also auch diese ein Darlehen bereits voraus, wie z. B. 13>i.-)<br />

Georges Asinari in Dijun 2) 100 Karpfen, welche er Jaec1u es<br />

von Grantson hat pfänden lassen, verkauft. Die Notariats-<br />

protokolle von Buiguiid ) scheinen auf den ersten Blick den<br />

'Nachweis für einen grossen Getreidehandel der Luinbardett<br />

zu erbringen. Die. Inventaires des archives dparteinentales<br />

de In ct.e d'or V analysieren die Eintragungen auch als<br />

Getreideverkäufe. Sehen wir uns aber die Form der Ein-<br />

tragung genauer an, so gewinnen wir eilt anderes Bild.<br />

Ein solcher Verkauf z. B. vorn 3. September 1 i5S, der ant<br />

deutlichsten ist, lautet:<br />

Girardus vendit 30 anuas lrumenti preeio 36 flur. sibi<br />

realiter et (lc üL1:tO solutüi'itni, so lveud . ad puriticationeitt<br />

') vgl. Nr. 568.<br />

) vgl. Nr. ‚.<br />

vgl. Nr. lSß-- 25u, 277, O. 82.


51 -<br />

( Februar) . Es erscheint, doch ganz sonderbar, dass die<br />

Loiuharden Ihr Getreide, das ihnen erst sechs Monate später<br />

geliefert werden soll, sofort das Geld bezahlt hätten. Viel-<br />

mehr haben wir es hier offenbar mit einem Scheinkaufe zu<br />

thun. Der Kawersche leiht am Tage der Ausstellung der<br />

Urk<strong>und</strong>e dem Landmann ein Kapital, das bis zum Ablösun gs-<br />

termin, in unserem Falle bis zum 2. Febr. durch Wucher-<br />

zin s en ein(„ von 31; fl. gleich 30 anuas Getreide erlangt.<br />

Aus Scheu, diese Wucherzinsen klar zu normieren, andrer-<br />

seits um zugleich ein Unterpfand für Rückzahlung des<br />

Darlehens zu gehen, verpfändet, der Landmann seine Ernte<br />

unter der eigentümlichen Form eines scheinbar harmlosen<br />

Verkaufes zu angemessenem Preise. Dass es sich aber in<br />

der Tat um ein Darlehen handelt, das bedeutend geringer<br />

ist, als der in Natural- oder Geldwert zurückzuzahlende<br />

Preis ersieht man daraus, dass, wie aus den regelmässig<br />

in dieselbe Jahreszeit fallenden Ausstellungsterminen der<br />

Urk<strong>und</strong>en hervorgeht, es sich um eine Ernte handelt, die<br />

zur Zeit noch nicht vorhanden, sondern erst nach Ablauf<br />

der ausbedungenen Frist geerntet wird. Denn die Urk<strong>und</strong>en<br />

sind zumeist <strong>im</strong> Winter ausgestellt <strong>und</strong> die Lieferung soll<br />

<strong>im</strong> darauffolgenden Jahre erfolgen oder aber der Ausstellungs-<br />

termin liegt <strong>im</strong> Herbst <strong>und</strong> (liC Lieferungsfrist betrügt 1 .Jahr<br />

oder 6 Monate. Dass es sich <strong>im</strong> ersten Falle um eine neue<br />

Ernte handelt ist offenbar, aber auch die Frist von 6 Monaten<br />

kann sich nicht auf Lieferung bereits vorhandener Getreide-<br />

vorräte beziehen, denn dazu wäre sie zu lang. Handelt es<br />

sich also nunmehr tatsächlich um eine Ernte, die noch gar<br />

nicht vorhanden iuid sollte es wirklich ein Getreidekauf sein,<br />

dann vermügen wir nicht die Kawerschcn zu begreifen.<br />

Denn wie sollten wir annehmen, dass sie ohne die Qualität<br />

der Einte <strong>und</strong> die Lage des Getreidemarktes zu berück-<br />

sichtigen <strong>im</strong> voraus einen festen Preis a11 den Landmann<br />

gezahlt <strong>und</strong> so der den Urk<strong>und</strong>en nach riesige Getreide-<br />

') vgl. Nr. 217.<br />

4.


- -<br />

handel auf einer füT diese Z&.it doppelt iinsicliei'eii (hiiiullage<br />

basiert haben. 1 )ie Richtigkeit unserer Annahme aber, unter<br />

dieseni etreideliandel habe sieh nur ein schwunghafter Wieher<br />

verborgen, erhellt auch aus (leni Privileg von }'urrest, in den),<br />

um dem \Vuclier der Lombarden zu steuern, ihnen der An-<br />

kauf von Getreide gänzlich untersagt wird. 1 )iese Annahme,<br />

bestätigt auch die Schlussftrmel, die sich z. B. in Nr. 25<br />

findet: tenebantur elapse termine iiisi s;ttislcciriint. apud<br />

dyuio nein a' ced ere et ib idem ost a gin observa ri. eine Form ei,<br />

die sich wohl benn Darlehen, nicht aber si,iist bei Verkäiiten<br />

Iindet. Bei der Bezahlung solcher Darlehen dhiitt.e ihnen<br />

wohl manchmal statt des Geldes das Getreide gegeben<br />

worden Sein. so werden sie auch etwas Handel mit Getreide<br />

getrieben haben. In welchem Masse dies ge(1liaii, entzieht<br />

siell unserer Beurteilung. Jedenfalls sehen mir, die Asti-<br />

gianen haben sich viel mehr mit dein Geld- als mii<br />

dem Warenhandel beschäftigt . Auf das französische<br />

kaufmännische (4eschä ftslehen haben sie ebenso wellig wie<br />

auf das deutsche 1) eineii Einfluss gehabt. Auc ii für die<br />

Ausbildung des Bankweseiis sind sie .duie Bedeutung ge-<br />

wesen, da ihr Schwerpunkt in dem lokalen Geldwucher<br />

beruhte.<br />

IV. I)ic sozia l e Stellung.<br />

Bei der Betrachtung der sozialen Stellung lasse ich die<br />

Florentiner uiiberückichtigt. Diese hatten sich durch dcii<br />

Verkehr mit den Herren, der hohen Geistlichkeit <strong>und</strong> der<br />

Kurie eine Stellung verselialit, die wesentlich von der dci<br />

übrigen .Lombarden verschieden ist.. 1 )ic St elluiig der Asti-<br />

gianen, die ja gleich den Juden nur den lokalen eldwuchei<br />

betrieben, war, wie bereits gezeigt, in rechtlicher Beziehung<br />

der ihrer jüdischen Konkurrenten ähnlich: Selbstverständlich<br />

dürfen wir nun aber deshalb nicht so weit gehen wie Liebe 2),<br />

1) Schulte, S. 325.<br />

2) Zeitschrift für Sozial- <strong>und</strong> Wir(schaf'tsgeschichtc 1


-<br />

bumm<strong>und</strong><br />

der aus diesem Umstande folgert, dass diese Kawersclien<br />

getaulte Juden gewesen seien, vielmehr beruht diese Gleichliit<br />

in handelsreditlicher Hinsieht auf der Gleichheit ihres<br />

Handels. Auf ihre soziale Stellung aber lasst sich die gleiche<br />

Parallele nicht übertragen. Schon der Umstand, dass bei<br />

den Kawerschen der religiöse Gegensatz zwischen Schuldnern<br />

<strong>und</strong> Ghluhigern fehlt, brachte sie zu ihren christlichen Mitbürgern<br />

in nähere Fühlung. Sie haben keine Verfolgung zu<br />

erduldet) gehabt wie die Juden. Wenn die Könige sie auch<br />

einige Male vertrieben, geschah es manchmal vielleicht aus<br />

religiösen Mi,t.iven, weil die Kawerscheu das Wucherverbot<br />

der Kirche fortgesetzt Übertraten, meistens jedoch taten sie<br />

es nur, um Geld von ihnen zu erpressen; denn bald ge.<br />

wühiten sie ihnen gegen Zahlung einer holten Summe neue<br />

Priviliegien. Dennoch musste der hohe Geldwucher, den sie<br />

trieben, auch ihnen bald die Abneigung der auf Darlehen<br />

angewiesenen Menge eintragen. I)aiier ist das Bild, das in<br />

dcii Dichtungen ihrer Zeit von ihnen entworfen wird, <strong>im</strong><br />

allgemeinen ungünstig. Man zeiht sie des Verrats:<br />

Vesei Lombars poi i ii loialtage<br />

Traitor sont cl plain de cuvertage 1),<br />

des Meineids,<br />

Vos tes i Lomharz de Lomnbardie nez<br />

(ertes anvers madame vuus tHes ])rjur(z 2)<br />

nian wirit ihnen Habgier, Geiz <strong>und</strong> dergleichen Laster vor 5)•<br />

Doch scheint sich in diesen Dichtungen nur das Urteil der<br />

stets geldbedürftigen Menge auszusprechen, die stets bereit<br />

ist, auf ihre Gläubiger den Stein des Sch<strong>im</strong>pfes <strong>und</strong> der<br />

Schande zu werfen; der begüterte Mittelstand achtete in<br />

liLnell die 'fatkraft. <strong>und</strong> Intelli genz, mit der sie ihre (je-<br />

1) Ja i iib r t de P..ris, Le chevalior de [)anemardie V, 4980 tl<br />

I• 203 l;ej Piloti 8. 8.<br />

2) Li rolilans de Paris la dtie]icsse p. 136 bei ['idon 8. 8.<br />

3) Sige de Thbu!s ins 97 In. 47. Puna S. 8.


h_____ ;4<br />

- 54 -<br />

schifte betrieben, <strong>und</strong> dabei' die Geneigtheit, sie in die Zahl<br />

der Bürgerschaft aufzunehmen. Im Jahre 1247 werden in<br />

Douai 1) Quitremius ii Cahlirsins (last., Jean du Seher <strong>und</strong><br />

Otto Bolla als Bürger aufgenommen, 1292 erteilt Philipp<br />

der SellLilLe, den Scarampi (las Privileg 21 sie sollen überall,<br />

WO sie sieh niederlassen, als Burger <strong>und</strong> flieht als Lombarden<br />

behandelt werden. Im Jahre 1323') werden die Ast.igianen,<br />

welche sich 13121 in Valvnciennes niedergelassen haben,<br />

als bourgeois et maisnies de Valer.riennes bezeichnet, (lic Ilolla-<br />

I'aanini sind Bürgei' v. 3etz5. Auch Eheverhindungen <strong>und</strong> nicht<br />

nur mit den niederen Ständen waren den Kawersclten möglich<br />

am Anfange des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts wird uns R(yiion Asinari ß)<br />

als Schwager des Ritters D<strong>im</strong>anche von S;ilins genannt, Daraus<br />

erklärt ich wohl auch, (lass man ihnen nicht wie den Juden<br />

abgesonderte \\ohinungen aufzwan g. Am Hfc von Burg<strong>und</strong><br />

scheinen die Asinari ?) eine ebenso bedeutende Rolle gespielt<br />

zu haben, wie die Franzesi am Hofe Philipp IV. ‚Ja noch<br />

mehr: man scheint ihnen sogar manchmal die Rechte der<br />

Gr<strong>und</strong>herrschaft iiheitraL'clt ZU haben <strong>im</strong> Jahre 1 ,280 ver-<br />

kauft Hugo von Vienne den Ort Viauxch'tteau ) t<strong>im</strong>i niuris<br />

funilis situ, pertineii1s, appendil-iis, ingressibus, regressihus,<br />

i'edditihus, exitihus, proventihus. t.ail liis et onIllIllus juribus. Iei'ner<br />

die beiden Weiler La (Jharmuie ittih F'rcniiy uni 1 1 tur.<br />

an Bonifacius <strong>und</strong> Biihionin Asinari. Wenn wir auch vielleicht<br />

hierin iuclit eitlen wirklichen Verkauf sondern eine Ver-<br />

p1ndutig zu erblicken haben, so sind doch die Folgen dieser<br />

') vgl. Nr. 867. 868.<br />

8) vgl. Nr. 605.<br />

3) vgl. ?r. 84.<br />

4) vgl. Nr. 83.<br />

1) vgl. Nr. 18.<br />

6) vgl. N 41.<br />

7) vgl. L. üa u tier, .Juits et Lonlbards ([als ls dux Buurgognes<br />

iii l'oitioiis dm t.hses de 1'cole du chartes 1)101,<br />

1 vgl. Nr. 448.


Verpfändung wesentlich verschieden von denen ‚ die bei<br />

Juden üblich waren. Wurden an Juden allenfalls die Einkünfte<br />

verpfändet, so erhielten die Kau-erschen hier bei dieser<br />

Gelegenheit - wenn auch nur vorübergehend - die Rechte<br />

der Gr<strong>und</strong>herrschaft. So grosse Zugeständnisse hat man<br />

den Juden, wenn je, so zu dieser Zeit nie mehr gemacht,<br />

sie Zelten ebenüberall als Fremde, die Astigianen aber<br />

haben eine He<strong>im</strong>at, nach der sie sich benennen können, mit<br />

Stolz bezeichnen sie sich als cives Astenses 1).<br />

') Schulte 1, 314.


Lebenslauf.<br />

Ich, S y lv a in Koch, jüdischen Glaubens, wurde geboren<br />

am 9. August 1878 'zu Brumath <strong>im</strong> Elsass, als Sohn des<br />

verstorbenen Kaufmanns Felix Koch <strong>und</strong> dessen Ehefrau<br />

Adele geb. IJilmann. Ich besuchte bis zum Jahre 1889<br />

die Volksschule zu Jiruma.t.h, trat <strong>im</strong> Herbst. ] 889 in die<br />

1uinta des Protestantischen Gymnasiums in Strassburg i. I.<br />

ein <strong>und</strong> ging Ostern 1894 in das Lvceum zu Colmar über,<br />

an dein ich <strong>im</strong> Herbst. 1897 das Reifezcugnis erhielt. Alsdann<br />

bezug ich die Universität Berlin, um Geschichte <strong>und</strong><br />

Philosophie zu studieren, gleichzeitig war ich Hörer uni<br />

dortigen Rabbiner-Seminar. Im Winter-Semester 1 90() bezog<br />

ölt die Universität Breslau <strong>und</strong> wurde Hörer am jüdisch-<br />

theologischen Seminar. Ich hörte Vorlesungen bei den Herren<br />

P' fessoren <strong>und</strong> Dozenten:<br />

r)Dr. I)elbrück, r)ilthey, Paulsen, Scheffer-<br />

fl ' icliorst, Sternfeld, v. Wilamowitz-Maellendorf;<br />

1iuingarten, Caro, EbbinglLuns, Kauffmanii, Schulte;<br />

r1 i ne r, B artli, Hildeshe<strong>im</strong>er, Hof't'm an n, Wo ii 1 -<br />

ii ui t . Ii; L ewy, B ran ii, Horowi tz.<br />

1 Irn meinen hialiverehrten Lehrern sage ich auch an


Thesen.<br />

1. Der Niedergang (1er Messen in der Champagin ist,<br />

abgesehen von den veränderten politischen Verhält-<br />

nissen, vor allem herbeigeführt, worden durch die Ein-<br />

richtung eines direkten Schufverkehrs zwischen Italien<br />

<strong>und</strong> Brügge.<br />

2. Schopenhauers Ansicht über das Wesen der Religion<br />

(die Welt als Wille <strong>und</strong> Vorstellung II. Teil) ist als<br />

irrig zu bezeichnen.<br />

3. Zacharias c. 9-12 sind vorexiliseli.

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