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Unsigned Sounds - Underground Music Magazine, Ausgabe 05

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Interviews, Bands und mehr:<br />

Amora Hope,<br />

Ashes of a Lifetime,<br />

Filiz Birkandan,<br />

Intractable,<br />

I Saw Daylight,<br />

Molllust, Sevenlies,<br />

Sparkling, Midsummer<br />

Records<br />

07/2013 <strong>Ausgabe</strong> <strong>05</strong><br />

Band des Monats<br />

Creamhild’s<br />

Jazzpants


Impressum<br />

Angaben gemäß § 5 TMG:<br />

<strong>Unsigned</strong> <strong>Sounds</strong> -<br />

<strong>Underground</strong> music magazi-<br />

ne GbR<br />

Ganghoferstraße 23<br />

82256 Fürstenfeldbruck<br />

Kontakt<br />

unsignedsounds@gmx.net<br />

Wichtiger Hinweis<br />

Die Angaben auf unserer Fanseite<br />

wurden sorgfältig auf Fehlerquellen<br />

hin überprüft. Dennoch können wir<br />

die Fehlerfreiheit nicht garantieren.<br />

Wir möchten deshalb drauf hinwei-<br />

sen, dass wir die Haftung für mögli-<br />

cherweise fehlerhafte Angaben im<br />

Rahmen des rechtlich Zulässigen<br />

ausschließen.<br />

Für die Inhalte der in unserer Fansei-<br />

te gesetzten Links und der von dort<br />

weiterführenden Links übernehmen<br />

wir keine Verantwortung und distan-<br />

zieren uns von allen Inhalten auf<br />

Dritt-Webseiten, die zu uns ver-<br />

linken. Wir machen uns diese Inhalte<br />

nicht zu Eigen. Dies gilt insbesondere<br />

auch für alle Veränderungen, die nach<br />

dem Setzen unserer Links an den<br />

verlinkten Sites vorgenommen wur-<br />

03 Einleitung<br />

den.<br />

Einleitung<br />

Fakt ist: Es ist extrem schwer,<br />

eine Band zu gründen!<br />

Das erste Problem ist der<br />

Wohnort, denn ca. 99,9% der 80<br />

Millionen Einwohner Deutsch-<br />

lands wohnen nicht in deiner<br />

Nähe. Mindestens ein Dreivier-<br />

tel der Leute, die in deiner Nähe<br />

wohnen, haben kein Interesse<br />

daran, eine Band zu gründen.<br />

Und wenn du dann endlich ein<br />

paar Musiker zusammen hast,<br />

scheitert es (in vielen Fällen)<br />

entweder am Bandnamen, oder<br />

spätestens dann, wenn über die<br />

Musikrichtung gesprochen wird.<br />

Die wenigen, die es dann tat-<br />

sächlich geschafft haben, eine<br />

Band zu gründen, bekommen oft<br />

zu wenig Aufmerksamkeit. Und<br />

das, obwohl sie es vielleicht um<br />

Einiges mehr verdient hätten als<br />

so mancher „Künstler“ aus den<br />

Charts – wobei ich keine Namen<br />

nennen möchte.<br />

Deshalb: An alle Bands da drau-<br />

ßen: Macht euch bemerkbar, wo<br />

ihr nur könnt! Man muss nicht<br />

an teilweise entwürdigenden<br />

Castingshows teilnehmen, um<br />

bekannt zu werden.<br />

Oft reichen schon ein kleiner<br />

Clip auf YouTube, eine gute<br />

Facebook-Seite, hier und da ein<br />

Artikel in der Zeitung, ein biss-<br />

chen Recherche im Internet über<br />

Bandcontests und Festivals, bei<br />

denen man möglicherweise auf-<br />

treten kann, oder ein kleiner Gig<br />

in der Kneipe nebenan. Das<br />

bedeutet natürlich für die Barbe-<br />

sitzer, dass sie auch mal unbe-<br />

kannten Bands eine Chance<br />

geben sollten!<br />

Und wenn es nicht auf Anhieb<br />

klappt: Dranbleiben und damit<br />

weitermachen, was wir alle doch<br />

am liebsten pflegen – unsere<br />

Musik!<br />

Und damit wünsche ich euch<br />

viel Spaß beim Lesen unserer<br />

brandneuen <strong>Ausgabe</strong>!<br />

Lea Lea Härtel<br />

Härtel


Band sounds<br />

<strong>05</strong> Filiz Birkandan 07 Amora Hope 09 Creamhild’s Jazzpants<br />

10 Intractable 11 Sparkling 13 Ashes of a lifetime<br />

15 i saw daylight 16 sevenlies<br />

18 Molllust<br />

Studio & touring sounds<br />

26 GrooVe & Dead Night 27 Meine neue Ukulele<br />

Dies & das sounds<br />

21 patreon.com<br />

23 mannheim<br />

31 das grosse betteln<br />

Inhalt 04<br />

29 Midsummer Redcords


<strong>05</strong> Filiz Birkandan<br />

FILIZ<br />

BIRKANDAN<br />

„Ich mache keinen<br />

Glitter-Glamour-<br />

Pop!“<br />

„Ich mache aber keinen Glitter-<br />

Glamour-Pop!“, so die 26-<br />

jährige Filiz Birkandan. Sie ist<br />

Sänger- und Songwriterin und<br />

hat sich das Gitarrespielen<br />

selbst beigebracht. Die – wie sie<br />

sich selbst beschreibt – lebens-<br />

lustige und emotionale Kielerin<br />

komponiert seit drei Jahren ihre<br />

eigenen Songs, wobei sie sich an<br />

eher unbekannten Künstlern<br />

wie Kina Grannis (USA) und<br />

Glen Hansard (Irland), aber<br />

auch an prominenten Größen<br />

wie John Mayer oder Maroon 5<br />

orientiert. Ihre Musikrichtung<br />

hängt von ihrer Stimmung ab.<br />

Die meisten Songs jedoch ge-<br />

hen in Richtung In-<br />

die/Akkustik-Pop. Welche<br />

Musik sie nicht macht, wissen<br />

wir ja!<br />

Deine Songs veröffentlichst du<br />

auf YouTube. Siehst du You-<br />

Tube mittlerweile als eine po-<br />

tenzielle Plattform zum Durch-<br />

starten? Wie steht es mit<br />

Castingshows? Via YouTube<br />

kann man natürlich viele Leute<br />

erreichen. Meine eigentliche<br />

Intention war damals allerdings<br />

eine andere. Ich wollte den<br />

Situationen aus dem Weg ge-<br />

hen, in denen es hieß: „Hey, du<br />

machst Musik? Sing mal was!“<br />

Mir war dies oft sehr unange-<br />

nehm, aus Angst, etwas falsch<br />

zu machen oder arrogant zu<br />

wirken. Durch meine Videos<br />

konnte ich dann immer sagen:<br />

„Hört es euch im Internet an!“<br />

In erster Linie macht es mir<br />

einfach nur Spaß, die Videos<br />

aufzunehmen und sie zu veröf-<br />

fentlichen. Was Castingshows<br />

betrifft: Ich will nicht sagen,<br />

dass ich sie hasse, kann aber<br />

auch nicht behaupten, ein gro-<br />

ßer Fan zu sein. Ich habe Res-<br />

pekt vor jedem, der sich da hin-<br />

wagt. Ich selber möchte aller-<br />

dings nicht in eine Art<br />

Castingshow-Schema gepresst<br />

werden. Desweiteren zweifele


ich an der Echtheit und Glaub-<br />

würdigkeit dieser Formate. Klar<br />

gibt es inzwischen Shows, in<br />

denen angeblich nur die Stimme<br />

zählt, aber so ganz geheuer ist<br />

mir das dann doch nicht. Die<br />

Angst vor dem „sich verkaufen<br />

müssen“ wäre mir zu groß.<br />

Du hast mittlerweile schon 3500<br />

Abonnenten auf YouTube.<br />

Kannst du uns verraten, wie du<br />

das geschafft hast? Ich freue<br />

mich sehr über die Abonnenten-<br />

zahl. Wie es dazu gekommen<br />

ist, kann ich beim besten Willen<br />

nicht sagen. Praktisch ist natür-<br />

lich immer, wenn ich auf Kon-<br />

zerten anmerken kann: „Den<br />

eben gehörten Song gibt es auch<br />

auf YouTube zu hören!“ – Was<br />

bei YouTube wichtig ist, ist<br />

wohl, soviel Material wie nur<br />

irgend möglich hochzuladen.<br />

Vor allem am Anfang! Dabei<br />

sollte die Qualität aber nicht<br />

leiden. Ein gutes Mikro ist auf<br />

jeden Fall von Vorteil, so dass<br />

zumindest die Audioqualität<br />

stimmt. Meine ersten drei Vi-<br />

deos hatten eine sehr schlechte<br />

Qualität. Erst mit dem entspre-<br />

chenden Equipment wuchs<br />

dann auch langsam die Zahl der<br />

Klicks.<br />

In eigenen Songs verarbeitet<br />

man ja oft auch Gefühle. Wenn<br />

man diese Songs dann<br />

veröffentlicht, fühlt es sich da<br />

nicht manchmal so an, als<br />

würden Fremde in deinem<br />

Tagebuch lesen? Ja, oft<br />

verarbeitet man eigene Gefühle,<br />

aber eben nicht immer. Es gibt<br />

Songs, die wirklich von mir<br />

handeln, es gibt aber auch<br />

Songs, in denen ich tatsächlich<br />

über andere Personen (bekannte<br />

oder fiktive) oder nur<br />

Vorstellungen schreibe. Das<br />

Gute daran ist: Am Ende ist es<br />

immer mir überlassen, was ich<br />

zu welchem Song sage oder ob<br />

ich überhaupt etwas sage.<br />

Denken darf sich dazu jeder, was<br />

er will … Die Wahrheit kenne<br />

nur ich.<br />

Regelmäßig trittst du bei der<br />

„Kieler Woche“ auf der „jungen<br />

Bühne“ auf. Was war dein bisher<br />

schönstes, verrücktestes<br />

Konzerterlebnis dort? Der<br />

schönste Moment war 2011, als<br />

ich überglücklich eine Zugabe<br />

geben durfte, zu der ich meinen<br />

damals 7-jährigen Neffen auf<br />

die Bühne holte. Eine Freundin<br />

von mir kam ganz locker dazu<br />

und pustete Seifenblasen. Es war<br />

so schön spontan und<br />

ungezwungen!<br />

Du trittst bei dem Contest „lo-<br />

cal heroes“ an. Was erhoffst du<br />

dir davon? Soweit ich mich<br />

informiert habe, ist der „local<br />

heroes band contest“ ein Wett-<br />

bewerb, der in allen deutschen<br />

Bundesländern, Italien, Öster-<br />

reich und Ungarn stattfindet.<br />

Filiz Birkandan 06<br />

Viele kompetente Musiker,<br />

Veranstaltungsmanager und<br />

Coaches haben ihre Hand im<br />

Spiel. Somit kann man natürlich<br />

viele wichtige Kontakte knüpfen<br />

und sich einen Namen in der<br />

Musikszene schaffen. Dieser<br />

Punkt ist mir persönlich sehr<br />

wichtig. Ob Gewinnen oder<br />

nicht, das Wichtigste – und<br />

auch mit der schwierigste Punkt<br />

beim Musik machen – ist, erst<br />

einmal bekannt zu werden. Dies<br />

geht nur, wenn man an so vielen<br />

Events wie möglich teilnimmt.<br />

Man will und muss gehört wer-<br />

den, um sich so Schritt für<br />

Schritt einen Platz in der „Sze-<br />

ne“ zu erkämpfen. Stetiges re-<br />

cherchieren ist hierzu wichtig.<br />

Ansonsten hätte ich wohl erst<br />

sehr spät oder sogar nie von<br />

diesem Contest erfahren. Aller-<br />

dings – ohne zu pessimistisch<br />

wirken zu wollen – rechne ich<br />

mir nicht so große Chancen aus.<br />

Ich bin wirklich total überrascht,<br />

dass ich als Singer/Songwriter<br />

an der Vorrunde teilnehmen<br />

darf. Ich freue mich sehr auf den<br />

Abend und die tollen Bands und<br />

erwarte mir von diesem Auftritt<br />

neue Erfahrungen und nette<br />

Leute, und – wie gesagt – gute<br />

Musik! :-)<br />

http://filiz-music.de/<br />

Lea Lea Lea Härtel<br />

Härtel


EP-REVIEW<br />

AMORA HOPE<br />

WE FOUND<br />

HOME<br />

„Breathe“, „Call My Name“,<br />

„Suddenly“, „My Love“, „Em-<br />

pire“ – fünf Songs, die es in sich<br />

haben. Schon nach den ersten<br />

paar Sekunden überkommt mich<br />

eine Gänsehaut. Der Mix ist<br />

sauber, fast schon zu. Der Ge-<br />

sang klingt abgefuckt, emotio-<br />

nal, erinnert mich stellenweise<br />

an Kris Allen, Ex-American-<br />

Idol-Gewinner. Im Vergleich zu<br />

den Demoaufnahmen werden<br />

hier die Töne allerdings getrof-<br />

fen. Bereits Song numero uno<br />

gibt uns einen Ohrwurm mit auf<br />

den Weg. Das Design: stilvoll.<br />

AMORA HOPE machen läs-<br />

sig-kantigen Indie/Alternative-<br />

Rock mit eingängigen Melodien<br />

und Delay-Gitarren. Beim Mi-<br />

xing haben sie sich an BIFFY<br />

CLYRO, ONE REPUBLIC<br />

und KINGS OF LEON orien-<br />

tiert.<br />

07 Amora Hope<br />

Wie ging die Produktion eurer<br />

EP vonstatten? Die Produktion<br />

der CD war anstrengender und<br />

dauerte länger als erwartet. Wir<br />

haben selbst im Vorfeld jeden<br />

Song vorproduziert und, als es<br />

ins Studio ging, das eine oder<br />

andere noch nachträglich geän-<br />

dert. Wir haben uns bewusst<br />

Zeit gelassen und alles sehr gut<br />

vorbereitet. Wir wollten einfach<br />

alles aus unseren Songs rausho-<br />

len. Wir wollten eine Debut-EP<br />

aufnehmen, die sich sehen lassen<br />

kann.<br />

Warum nur so wenige Lieder?<br />

Da wir momentan noch alles<br />

selber finanzieren müssen, ist es<br />

schwierig, ein ganzes Album in<br />

der Qualität aufzunehmen. Zum<br />

einen wegen der Kosten, und<br />

zum anderen, weil uns ja noch<br />

kaum einer kennt. Wir würden<br />

auf den Kosten sitzenbleiben. Es<br />

war, wie für jede junge Band,<br />

quasi eine wirtschaftliche Ent-<br />

scheidung. Wir sehen die EP als<br />

eine Art Visitenkarte, mit der<br />

wir uns bei Veranstaltern vor-<br />

stellen können, ohne uns verste-<br />

cken zu müssen.<br />

Welche Erfolge konntet ihr<br />

bereits verzeichnen?<br />

Unsere Erfolge waren bislang<br />

fast alle auf persönlicher Basis.<br />

Wir sind unglaublich Stolz auf<br />

die Platte. Die Reaktionen der<br />

Leute sind auch überwältigend,<br />

und das freut uns am meisten!<br />

Ansonsten durften wir die Band<br />

THREE CHORD SOCIETY<br />

auf deren Tour Ende letzten<br />

Jahres begleiten und spielen<br />

jetzt, am 22ten Juni, als Vor-<br />

band für SILBERMOND und<br />

BOSSE in Tettnang! Ich denke,<br />

ich muss nicht sagen wir sehr<br />

wir uns darauf freuen.


Was hat es mit eurem Design<br />

auf sich? Das Design ergibt sich<br />

aus unseren Vorstellungen, was<br />

wir machen möchten und wie<br />

wir gesehen werden wollen. Ich<br />

bin ein Freund von klaren und<br />

minimalistischen Designs. Un-<br />

sere Musik ist unserer Meinung<br />

nach aufgeräumt und hat klare<br />

Linien. Außerdem finde ich es<br />

gut, dass, wenn man z. B. nur<br />

unser Design sieht, nicht gleich<br />

erschließen kann, was dahinter<br />

steckt. Im Grunde soll es hoch-<br />

wertig und edel aussehen. Da-<br />

durch, dass ich (David, Gesang)<br />

die ganzen Designs selber ma-<br />

che, kann ich mich da natürlich<br />

voll ausleben Ich denke, als<br />

Band reicht es heute nicht mehr,<br />

nur gute Musik zu machen. Das<br />

ganze Drumherum muss stim-<br />

Amora Hope 08<br />

mig sein. Eben wie das CI einer<br />

Firma.<br />

AMORA HOPE bringen zum<br />

Nachdenken, zum Resümieren,<br />

was da gerade eigentlich passiert<br />

ist. Und lassen nur mit einem<br />

einzigen Gefühl zurück: Hoff-<br />

nung. Hoffnung, dass da noch<br />

mehr kommen wird, noch mehr<br />

kommen muss von diesen fünf<br />

Stuttgartern, die sich nach lan-<br />

ger Suche gefunden haben und<br />

den Hörer regelrecht „in ihre<br />

Familie“ aufnehmen.<br />

8,5/10<br />

https://www.facebook.com/Am<br />

oraHope<br />

Bene<br />

Bene


9 Creamhild’s Jazzpants<br />

Kein Geld in<br />

der Tasche,<br />

kein Konzept<br />

für<br />

nichts –<br />

Na dann<br />

kann's ja<br />

los gehen!<br />

Unsere<br />

Band des<br />

Monats<br />

„Man sieht es uns vielleicht<br />

nicht an, aber wir sind echte<br />

Musiker!“ Und wer kann das<br />

heutzutage noch von sich<br />

behaupten?<br />

Zu der Hand voll Auser-<br />

wählter darf sich die Rock-<br />

Funk-Band<br />

CREAMHILD‘S JAZZ-<br />

PANTS aus Rhön-Grabfeld<br />

zählen.<br />

In Zeiten, in denen „handge-<br />

machte“ Musik nicht mehr die<br />

populärste Gattung ist, bleiben<br />

sich die vier Jungens um Rapper<br />

Tollpatsch treu. Auch wenn sie<br />

sich den Weg in die Professio-<br />

nalität wünschen.<br />

Dafür aber seine Musik verleug-<br />

nen und dem Mainstream an-<br />

passen? Denkste! –<br />

CREAMHILD’S JAZZ-<br />

PANTS glänzen mit Schirm,<br />

Charme und Texten, die unter<br />

die Haut gehen. Für die ist<br />

hauptsächlich Rapper Toll-<br />

patsch verantwortlich. Genauso<br />

wie für den eher ungewöhnli-<br />

chen Bandnamen. „Ich wollte<br />

unbedingt einen Frauennamen.<br />

Der Name sollte wie unsere<br />

Musik cremig klingen. Da ka-<br />

men wir letztendlich auf<br />

Creamhild. Die ominösen Jazz-<br />

pants haben wir in einem Un-<br />

terwäschekatalog gefunden.“<br />

Unterwäsche und eine leckere<br />

Frau? Wer würde da nicht zu<br />

einem Konzert der Jazzpants<br />

gehen? Aber natürlich nicht nur<br />

deswegen. Die Musik lockt<br />

einen da noch viel mehr. „Bei<br />

uns kommen verschiedenste<br />

Einflüsse aus unterschiedlichen<br />

Genres zusammen und ergeben<br />

ein sehr abwechslungsreiches<br />

Programm aus Rock, Funk,<br />

Blues, Punk und mehr, bei dem<br />

der Rap jedoch immer im Vor-<br />

dergrund steht.“<br />

Viel Gemecker, viel Battlerap.<br />

So was findet man in dieser<br />

guten Qualität selten in der<br />

<strong>Underground</strong>-Szene. Über einen<br />

Computer rappen, das reizt<br />

Frontmann Tollpatsch über-<br />

haupt nicht. Die laute Live-<br />

Musik, die seine Texte energisch<br />

untermalt, macht den Jazzpants-<br />

Sound einzigartig. Mit Größen<br />

wie den ORSONS und CRO<br />

können sie, ohne aus der Puste<br />

zu kommen, mithalten.<br />

Seit fünf Jahren begeistern die<br />

JAZZPANTS nun schon ihr<br />

Publikum in ganz Bayern. Und<br />

das quasi noch in der Urbeset-<br />

zung – im Gegensatz zu vielen<br />

anderen Jung-Bands eine Sel-<br />

tenheit.<br />

Was kann eine Band wie die<br />

erfahrenen CREAMHILDS<br />

JAZZPANTS dem einen oder<br />

anderen Nacheiferer raten? –<br />

Rapper Tollpatsch hat für unse-<br />

re <strong>Unsigned</strong>-<strong>Sounds</strong>-Leser eine<br />

kleine Lebensphilosophie parat:<br />

„Geht euren Weg. Verlauft euch<br />

nicht. Zieht zur Not einen Fa-<br />

den hinter euch her. Und ver-<br />

gesst die Pausen nicht, sonst<br />

geht euch die Puste aus!“<br />

Ihr wollt den Faden zu den<br />

JAZZPANTS nicht verlieren?<br />

Dann loggt euch ein, unter<br />

www.creamhild.de!<br />

Sophia Sophia Binder Binder<br />

Binder


ALBUM-REVIEW<br />

INTRACTABLE<br />

INNER<br />

DECAY<br />

Durchaus gekonnt hören sich<br />

die Schweizer Death/Thrash-<br />

Metaler an. Viel gegrunzt, ge-<br />

röhrt, gegrowlt wird außerdem.<br />

Geshoutet vielleicht auch. Aber<br />

so genau kenne ich mich da<br />

nicht aus. Ich weiß nur: Es hört<br />

sich gut an! Gar nicht falsch<br />

oder nach Kehlkopfkrebs, son-<br />

dern richtig!<br />

Dominant: riffige Gitarren, die<br />

mich an Metallica erinnern,<br />

Double-Bass und Blastbeats.<br />

Das Cover: handgezeichnet, ein<br />

Fabrikgelände unter Beschuss,<br />

ein Himmel in Blutrot, schwar-<br />

ze Wolken, Rauch und Abgas-<br />

nebel, zwei Hände, leichengrau,<br />

die aus dem Himmel greifen,<br />

einer Figur, ganz ohne Beine,<br />

Hände auflegen. Mittig: eben-<br />

diese, männlich. Mit geschlos-<br />

senen Augen versucht sie zu-<br />

rückzuhalten, was aus ihrem<br />

offenen Ende fällt: herausquel-<br />

lende Gedärme.<br />

Doch kommen wir zum Mittel-<br />

punkt meiner Kritik: ihrer Mu-<br />

sik. Im Prinzip spiegelt das<br />

Cover ihre Wirkung wider:<br />

INTRACTABLE sind düster,<br />

aggressiv, gewaltig. Bedrohlich,<br />

um es auf den Punkt zu bringen.<br />

Maschinell, mit einer meditati-<br />

ven Note. Meditativ, weil alles<br />

wie aus einer inneren Ruhe zu<br />

passieren scheint, selbstzerstöre-<br />

risch anklingt. „Decay“ ist dafür<br />

tatsächlich das richtige Wort.<br />

Alles zerfällt, von innen heraus.<br />

Musikalisch unterscheiden sich<br />

die zwölf Albumsongs nicht<br />

wirklich. Alles klingt irgendwie<br />

gleich. Was man sowohl positiv<br />

als auch negativ sehen kann.<br />

Positiv, weil die Band damit ihre<br />

Stilsicherheit beweist. Negativ,<br />

weil sie mich nach den ersten<br />

drei, vier Liedern langweilt. Ich<br />

höre alle Arten von Musik. Gute<br />

Musik kann mich immer – egal,<br />

welcher Art – begeistern. Und<br />

irgendwie ist „Inner Decay“<br />

auch ganz gut gemacht. Sie<br />

passt. Nur wäre ich gern besser<br />

unterhalten gewesen. So sind<br />

mir INTRACTABLE irgend-<br />

wie zu wenig. Ich brauche Ab-<br />

wechslung. Und die bietet die<br />

Scheibe nicht – sieht man von<br />

ein paar Half-Time- und/oder<br />

Bass-Parts ab.<br />

In der Genrewertung gibt es<br />

daher 8 Punkte. Insgesamt aber<br />

kann ich nur 6,5 von 10 verge-<br />

ben. Die Scheibe flasht mich<br />

nicht. Auch etwaigen Groove<br />

vermisse ich. Ich kenne Bands,<br />

Intractable 10<br />

die haben dieses Genre besser,<br />

atemraubender gemeistert.<br />

Bene Bene<br />

Bene


11 Sparkling<br />

… und als Underg-<br />

round-Superhelden<br />

die Musikszene in<br />

Köln, besser noch in<br />

ganz Deutschland,<br />

aufmischen! – Leon,<br />

Luca und Levin bilden<br />

die Grundmauern der<br />

minimalistischen In-<br />

die-Rock-Band<br />

SPARKLING aus der<br />

Kölner Südstadt.<br />

SPARKLING<br />

Die Welt retten<br />

„Sparkling bedeutet auf<br />

Englisch erfrischend, fun-<br />

kelnd, glänzend, prickelnd.<br />

Unsere Musik erfrischt<br />

durch ihre Klarheit und<br />

‚funkelt‘ deshalb aus der<br />

Menge heraus.“ – Über-<br />

trieben? Quatsch! SPAR-<br />

KLING liegen mit dieser<br />

Selbsteinschätzung kei-<br />

neswegs daneben. Ihr clea-<br />

ner E-Gitarren-Sound,<br />

ohne Schnörkel, ohne end-<br />

lose Soli und Verzerrun-<br />

gen, prickelt auf der Haut<br />

wie kaltes, klares Mineral-<br />

wasser. Direkt und präsent.<br />

Eine neue, erfrischende,<br />

nicht überladene Musik, on<br />

point. „Wir filtern aus un-<br />

seren präferierten Musik-<br />

stilen die besten Eigen-<br />

schaften heraus.“


SPARKLING beflügeln<br />

die Bühnen der Welt seit<br />

2011. Eine Besonderheit<br />

dabei: Bereits ihre allerers-<br />

ten Konzerte waren restlos<br />

überfüllt. Und das als<br />

Newcomerband! – „Unsere<br />

ersten Konzerte waren<br />

ausverkauft. Wir waren<br />

überrascht und glücklich,<br />

dass so vielen Leuten unse-<br />

re Musik auf Anhieb ge-<br />

fällt.“<br />

Aber was genau hebt<br />

SPARKLING von den<br />

abertausend anderen Bands<br />

ab? „Unsere Emotionen<br />

werden bei jedem Auftritt<br />

vollständig auf das Publi-<br />

kum übertragen. Dadurch<br />

entsteht eine Verbunden-<br />

heit von uns (als Akteure)<br />

zum Publikum. Diese<br />

Energie unseres Auftretens<br />

animiert die Menge zur<br />

Bewegung. Keines unserer<br />

Konzerte ist wie das ande-<br />

re, da wir immer mit neuen<br />

Aktionen überraschen.“<br />

Mit jedem Ton, mit jedem<br />

Wort ziehen Sparkling die<br />

Zuschauer in ihren Bann,<br />

wie richtige Illusionisten.<br />

Gruselig, aber auch un-<br />

heimlich schön. „Bei Live-<br />

konzerten ist uns die Inter-<br />

aktion mit dem Publikum<br />

sehr wichtig, wir feiern alle<br />

zusammen, wie auf einer<br />

gemeinsamen Reise.<br />

Nichtsdestotrotz bewahrt<br />

die Grenze zwischen Pub-<br />

likum und Bühne eine ge-<br />

dankliche Distanz, die es<br />

ermöglicht, den Auftritt<br />

von außerhalb als Gesamt-<br />

kunstwerk und als Illusion<br />

wahrzunehmen.“<br />

Sparkling 12<br />

Nach ihren Erfolgen in<br />

Deutschland soll jetzt auch<br />

die Insel das Live-<br />

Phänomen SPARKLING<br />

erleben. „Im Juli 2013 geht<br />

es für uns einen Monat auf<br />

Tour durch England.“ –<br />

The Queen will be amused!<br />

Wir wünschen Sparkling<br />

auf jeden Fall viel Spaß im<br />

Land des Pfefferminztees.<br />

Vielleicht geht dann auch<br />

bald der Traum, die Lon-<br />

doner ARCTIC<br />

MONKEYS zu supporten,<br />

in Erfüllung. Bis es einmal<br />

so weit ist, bleiben die<br />

Jungs sich auch weiterhin<br />

treu und leben gemäß ih-<br />

rem Bandmotto: „Lieber<br />

einmal zu viel als einmal zu<br />

wenig. Rettet die Welt!“<br />

Sophia Sophia Binder<br />

Binder


13 Ashes of a Lifetime<br />

Ashes Of A Lifetime<br />

EP-Review: „Green“<br />

Ashes Of A Lifetime, das<br />

sind: Stephan (Guitar),<br />

Sebsatian (Guitar), Nils<br />

(Vocals), Daniel (Bass)<br />

und Jannik (Drums). Die<br />

fünf Jungs standen bereits<br />

mit Born From Pain, War<br />

From A Harlots Mouth,<br />

Purified In Blood und A<br />

Traitor Like Judas, aber<br />

auch mit Bands wie Equi-<br />

librium oder Die Apokalyp-<br />

tischen Reiter auf der Büh-<br />

ne. Mir vor liegt ihre neue<br />

EP.<br />

„Green“ beginnt stim-<br />

mungsvoll: Keys, Geräu-<br />

sche, die in ein Piano<br />

übergehen. Orientalisch<br />

anmutende Klänge. Ein<br />

Teufel spricht im Hinter-<br />

grund. Ich muss an<br />

Kamelots „March of Me-<br />

phisto“ denken. Auch hier<br />

kamen Streicher,<br />

Snarerolls zum Einsatz.<br />

Aber das war’s auch schon<br />

mit den Gemeinsamkeiten.<br />

Es knallt ordentlich.<br />

„Shock“ läuft an. Saubere<br />

Death Metal-Gitarren,<br />

Tapping-Läufe – technisch<br />

absolut perfekt. Der Ge-<br />

sang: sehr guttural, Shouts,<br />

die die eigentliche Stimme<br />

des „Sängers“ nicht gänz-<br />

lich zu verschleiern wissen.<br />

Dennoch: Auch hier gilt:<br />

technisch relativ ausgefeilt.<br />

„Illusion“ kommt etwas<br />

melodramatischer daher.<br />

Gezupfte Gitarrenchords<br />

über einem grundsoliden<br />

Riff. Wieder „Geschrei“.<br />

Zu Beginn gibt’s eine


Sprachpassage. Dann<br />

klingt alles aus. Atmosphä-<br />

rische Gitarren. Im An-<br />

schluss: ein verzweifeltes<br />

Nachluftringen. Am Ende<br />

mündet alles wieder in das<br />

Anfangsriff.<br />

„Nemesis“ gibt richtig auf<br />

die Fresse. Und präsentiert<br />

den ersten Chorus mit<br />

(gebrüllter) Melodie. Der<br />

richtig gut rüberkommt! –<br />

Schließlich: Chöre, ein<br />

herzzerreißendes Krei-<br />

schen. Ich verliere irgend-<br />

wie den Faden … Erst der<br />

Chorus bringt mich wieder<br />

back in track.<br />

Womit wir auch schon bei<br />

„Continuation“ wären:<br />

Den Anfang machen apo-<br />

kalyptische<br />

Gitarrenchords. Echte<br />

Rifftaifune lassen den Hö-<br />

rer in seinen Grundfesten<br />

erzittern. Ein finsterer<br />

Malstrom reißt mich in die<br />

Tiefe. Urplötzlich fühle ich<br />

mich umringt von Teufeln<br />

und Dämonen. Sie singen<br />

im Chor. Eine Riffwand<br />

katapultiert mich auf die<br />

Füße, schlägt mir ins Ge<br />

sicht: Breakdown! – Heavy<br />

as hell …<br />

Der Bonus-Track dürfte<br />

ein bekannter sein:<br />

„Davidian“ von Machine<br />

Head. Der klingt hier<br />

deutlich härter. Wo Rob<br />

Flynn noch einigermaßen<br />

menschlich klingt, scheint<br />

Nils einen ihm innewoh-<br />

nenden Dämon zu entfes-<br />

seln. Der Fünfer schaukelt<br />

sich ins Ekstatische … und<br />

klingt aus, rhythmisch, ein<br />

Sterbender in letzen Zü-<br />

gen. Es ist vollbracht.<br />

Auch wenn sich Ashes Of A<br />

Lifetime keinem eindeuti-<br />

gen Genre zuordnen las-<br />

sen: Sie machen Metal,<br />

und das richtig, richtig gut!<br />

– Wer auf Machien Head,<br />

Soilwork und Konsorten<br />

steht, sollte diese Band<br />

verfolgen! Unbedingt im<br />

Auge behalten!<br />

Ashes of A Lifetime 14<br />

Mittlerweile hat ein kleiner<br />

Lineup-Change stattge-<br />

funden: An Sebastians<br />

Stelle ist Bastian getreten<br />

und statt Daniel zupft nun<br />

Anna den Bass.<br />

https://www.facebook.co<br />

m/ashesofalifetime<br />

Bene<br />

Bene


15 I Saw Daylight<br />

EP-Review<br />

I Saw<br />

Daylight<br />

Wütend-schön statt<br />

Bimmelei<br />

Ulm. Eigentlich nur be-<br />

kannt für das Münster und<br />

das schöne Fischerviertel.<br />

Doch mittlerweile hört<br />

man aus der Stadt an der<br />

Donau außer Glockenge-<br />

bimmel noch etwas ande-<br />

res: melancholischen<br />

Hardcore.<br />

I SAW DAYLIGHT greifen<br />

auf altbewährte Mittel zurück<br />

und verzichten gerne auf viel<br />

Schnickschnack in ihren Songs.<br />

Verzerrte Gitarren, ein knacki-<br />

ger Bass, fette Drums und ein<br />

brachial bellender Frontmann<br />

reichen den zwei Mädels und<br />

drei Jungs, um dem Zuhörer<br />

eine Welle von Emotionen<br />

entgegenzuwerfen. Ob verletz-<br />

lich, wütend oder melancholisch<br />

– die fünf jungen Menschen<br />

wissen, wie sie es auf den Punkt<br />

bringen!<br />

Der Opener „wake up my heart“<br />

ihrer Split-CD mit JTZT<br />

(ebenfalls aus Ulm!) gibt die<br />

Grundstimmung der Platte vor,<br />

die sich auch durch die anderen<br />

Tracks zieht, ohne aufdringlich<br />

zu wirken. Melancholisch,<br />

nachdenklich und doch wütend-<br />

schön.<br />

In „used to…“ bilden die<br />

Guestvocals einen schönen Kon-<br />

trast zum Geschrei des Ulmer<br />

Frontmanns. Allerdings macht<br />

der Mix einiges kaputt. Die<br />

Gesangspassagen wirken zu hart<br />

und trocken im Vordergrund,<br />

was den Song im Gesamtein-<br />

druck etwas schwächeln lässt.<br />

„Words I left unsaid“ treibt<br />

einen von Beginn an, spätestens<br />

beim Breakdown (Achtung:<br />

Ohrwurm!) wippt man automa-<br />

tisch mit dem Kopf vor und<br />

zurück. Die Groupshout-<br />

Passage am Ende rundet den<br />

Song mit einem ordentlichen<br />

Wumms! ab.<br />

Bevor die CD zu JTZT wech-<br />

selt, kommt mit „Orchid“ wohl<br />

die beste Nummer des Quin-<br />

tetts. Mit ruhigem Intro, an-<br />

schließendem Hardcorebeat,<br />

einem klasse geschriebenen Text<br />

sowie einem passenden Wechsel<br />

aus Härte und Gefühl verab-<br />

schieden sich ISD vom Hörer.<br />

Fazit: Die Ulmer wissen, auf<br />

ihrer Seite der Split-CD zu<br />

überzeugen. Die melancholische<br />

Grundstimmung, die einen in<br />

den ersten paar Sekunden beim<br />

Anhören übermannt, ist dezent<br />

– wirkt aber! Getragen von trei-<br />

benden Beats und gefühlvollen<br />

Leadriffs glaubt man Front-<br />

mann Eugen jedes Wort, das er<br />

einem entgegen schreit, und das,<br />

ohne vor Schmerz und Melan-<br />

cholie zu triefen. I SAW<br />

DAYLIGHT liefern ein gelun-<br />

genes Gesamtpaket ab. Auch<br />

wenn das Mixing alles andere als<br />

gut ist und der ein oder andere<br />

aus dem Takt geratene<br />

Verspieler zu hören ist, kann<br />

man den Ulmer Mädels und<br />

Jungs keine Langeweile oder<br />

fehlende Kreativität vorwerfen.<br />

Potential ist nicht von der Hand<br />

zu weisen. Mit dem richtigen<br />

Engineer an der Seite wird die<br />

nächste Platte dazu beitragen,<br />

ISD über regionale Grenzen<br />

hinaus zu katapultieren!<br />

PS: Mittlerweile haben die<br />

Jungs und Mädels schon wieder<br />

eine ganz neue, andere EP auf<br />

Lager …<br />

www.facebook.com/ISAWDA<br />

YLIGHT<br />

Yannick Yannick Forstenhäusler<br />

Forstenhäusler


ALBUM-REVIEW<br />

“Ready to<br />

roll!?”<br />

Mit „Ready To Roll“ jagen<br />

SEVENLIES ihre Hörer durch<br />

ein regelrechtes Wechselbad der<br />

Gefühle – wenn auch ungewollt:<br />

Gemeint sind nämlich nicht die<br />

den Songs immanenten<br />

Changes, sondern mein Kopfni-<br />

cken, -schütteln, wenn ich etwas<br />

gut oder mal weniger gut finde.<br />

„Weniger gut“ wäre in den<br />

meisten Fällen sogar noch un-<br />

tertrieben. Meiner Meinung<br />

nach wagen sich die Jungs viel<br />

zu früh an ihr Album. Der Sän-<br />

ger kommt kaum hoch, die<br />

Vocals klingen unsauber, unsi-<br />

cher. Es fehlt ihnen an Druck,<br />

der nötigen Stringenz. Auch<br />

wenn er eine geile Stimme hat,<br />

der Jean-Jaque Rosé. Er sollte<br />

an ihr arbeiten. Nicht einmal<br />

seine Melodien kommen richtig<br />

rüber.<br />

Womit wir auch schon bei mei-<br />

nen Favoriten wären: Die Riffs,<br />

Akkordfolgen und Harmonien,<br />

die das Gitarrenspiel (Luka<br />

Egner, Lucien DeVille) offen-<br />

bart, sind der Hammer! – Die<br />

Jungs erinnern mich an NI-<br />

CKELBACK, BREAKING<br />

Sevenlies 16


Sevenlies 17<br />

BENJAMIN und BLACK<br />

STONE CHERRY. (Allerdings<br />

wechseln sich auch hier Gut und<br />

Böse ab: Während das Solo in<br />

„Over The Edge“ nur so<br />

reinhämmert, bleibt es andern-<br />

orts bei ein paar ziellos<br />

dahingedudelten Tönchen.)<br />

Dennoch sind sie noch ein gro-<br />

ßes Stück von deren Perfektion<br />

entfernt. Hier und da hört man<br />

die Trigger-Drums heraus, Bass<br />

und Gitarre kommen untight<br />

oder der Frontmann leistet sich<br />

schiefe Töne. Richtige Ohr-<br />

würmer bleiben auch aus. Lei-<br />

der.<br />

Dabei kommt die Mucke richtig<br />

gut! Ihr Mix ist richtig geil!<br />

Auch das Layout sieht gut aus.<br />

Da waren echte Profis am<br />

Werk.<br />

„Ready To Roll“ ist kein kom-<br />

pletter Flopp. Die Jungs haben<br />

Potential. Doch sollten sie noch<br />

etwas feilen, an ihren Songs, den<br />

Melodien, ihrem Zusammen-<br />

spiel. Dann könnte aus ihnen<br />

eine richtig große Rock-<br />

Nummer werden!<br />

Nachtrag: Das Album haben die<br />

Jungs im Tonstudio ihres Sän-<br />

gers aufgenommen, den soge-<br />

nannten „Asskan Studios“. Das<br />

Vocal Feature auf „Steal the sun<br />

from the sky“ mit Sänger Pedro<br />

von der Luzerner Alternative-<br />

Rock-Band ONE DAY<br />

REMAINS kam durch eine<br />

gemeinsame Tour im Jahr 2011<br />

zustande. Die Stimme von Ped-<br />

ro hat sie „alle einfach nur faszi-<br />

niert“.<br />

Mit dem Rohmix des Songs als<br />

Grundlage haben Pedro und<br />

Claudio, der Produzent und<br />

Gitarrist von ONE DAY<br />

REMAINS, die Gesangsspur in<br />

der Schweiz aufgenommen und<br />

ihnen zugeschickt – Internet sei<br />

Dank! Das Solo für den Song<br />

„Over the edge“ stammt von<br />

Kai, dem Sänger, Gitarrist und<br />

Produzent der Aalener Melodic-<br />

Death-Metal-Band<br />

PARASITE INC. Der hat<br />

freundlicherweise auch das<br />

Mastering für „Ready To Roll“<br />

übernommen. Außerdem hat er<br />

ihnen bei den Recordings bera-<br />

tend zur Seite gestanden.<br />

(6/10)<br />

Bene<br />

Bene


Molllust<br />

Opera Metal<br />

“Bach Con Fuoco” heißt das<br />

neue Werk des Sechsers. Darauf<br />

enthalten: vier Songs, oder soll-<br />

te ich besser sagen: Stücke, denn<br />

„Songs“ kann man diese<br />

aufarrangierten klassischen<br />

„Bauklötze“ beim besten Willen<br />

nicht nennen. Zu tun haben wir<br />

es mit dem „Präludium in d-<br />

moll“ nach der überarbeiteten<br />

Fassung von D. Kabalewski,<br />

„Blute nur, du liebes Herz“ aus<br />

der Matthäus-Passion, „Aus<br />

Liebe will mein Heiland ster-<br />

ben“, ebenfalls aus der Matthä-<br />

us-Passion, sowie „Ave“ nach<br />

„Ave Maria“, einer Meditation<br />

über das Präludium Nr. 1 in C-<br />

Dur.<br />

Aber was macht das ganze Ding<br />

zum Metal? Aussehen tut die<br />

Scheibe ja wie ein Zusammen-<br />

schnitt des Klassikfachs: feinge-<br />

schnittene Profile, feder-, hand-<br />

gezeichnet, stilvoll auf Creme-<br />

weiß. Im Hintergrund: eine<br />

geschmackvolle Tapete. Das<br />

Cover zeigt Bach, den Kompo-<br />

nisten, sowie Janika Groß, filig-<br />

rane Schönheit und Sängerin<br />

des Sechsers, die außerdem das<br />

Klavier zu allen Stücken<br />

eingeklimpert hat. Ansonsten<br />

partizipieren Frank Schumacher<br />

(Gesang, E-Gitarre), Tommaso<br />

Soru (Schlagzeug), Sandrine<br />

Bisenius (Violine), Lisa Hellner<br />

(Cello) und Johannes Hank am<br />

Molllust 18<br />

Bass. Als Gäste sind zu hören:<br />

Stephan Klingner (Violine),<br />

Christoph Uschner (Cello) so-<br />

wie Andy Schmidt (Bass).<br />

Zugegeben: „Opera Metal“<br />

klingt nach NIGHTWISH.<br />

Und so ganz ist der Vergleich<br />

auch nicht von der Hand zu<br />

weisen. Janika Groß hat einen<br />

klaren, wunderbar klassischen<br />

Sopran. Sie singt echte Kolora-<br />

turen. So wie Tarja. Allerdings<br />

klingt Janika manchmal etwas<br />

schief, was aber wahrscheinlich<br />

an der Färbung ihrer Stimme<br />

liegt. Etwas dunkler oder heller<br />

eingefärbte Vokale klingen eben<br />

einfach etwas tiefer oder höher.<br />

Außerdem darf/muss sie schwe-


19 MOLLLUST<br />

re Sprünge singen. Ihre Auf-<br />

nahmen klingen echt und unge-<br />

künstelt, und ich habe großen<br />

Respekt vor ihrer Kunst. (Ganz<br />

anders klingt ihr männliches<br />

Konterfei: Frank Schumacher<br />

hat leider keine sehr angenehme<br />

Stimme!)<br />

Anders als bei NIGHTWISH<br />

wird hier noch alles handge-<br />

macht. Die verwendeten klassi-<br />

schen Instrumente sind echt und<br />

klingen auch so. Außerdem<br />

stehen hier weniger individuali-<br />

sierte Songs, sondern vielmehr<br />

die Originale im Vordergrund,<br />

die durch Schlagzeug und Gitar-<br />

re bloß ergänzt werden.<br />

Das Ergebnis jagt dem Hörer<br />

das eine oder andere Mal (samt<br />

und sonders in „Ave“) einen<br />

wohligen Schauer über den<br />

Rücken. „Bach con fuoco“ ist<br />

sperrig, aber auf seine eigene,<br />

einzigartige Weise auch wun-<br />

derschön; ein gelungenes, ge-<br />

konntes Werk. 2012 haben die<br />

Jungs und Mädels sogar die<br />

Bachspiele gewonnen.<br />

Wie seid ihr darauf gekommen,<br />

DAS aus klassischer Musik zu<br />

machen? Wir wollten eine Brü-<br />

cke bauen zwischen den heuti-<br />

gen Hörgewohnheiten und der<br />

Kunst der alten Meister. Als<br />

klassischer Musiker wächst man<br />

fast automatisch in zwei Welten<br />

gleichzeitig auf: in der Klassik<br />

und mit all dem, was das Um-<br />

feld an einen heranträgt. Was<br />

spricht dagegen, diese zu ver-<br />

binden? Ich wollte allerdings nie<br />

Bach einfach irgend etwas über-<br />

stülpen. Zunächst habe ich mich<br />

intensiv mit seinem Werk ausei-<br />

nandergesetzt und die darin<br />

enthaltenen Aussagen extrahiert.<br />

Als Kunstgriff habe ich mir<br />

lediglich die Freiheiten genom-<br />

men, diese mit den heutigen<br />

Möglichkeiten zu unterstreichen<br />

oder einen ganz bestimmten<br />

enthaltenen Aspekt mehr in den<br />

Vordergrund zu heben. Bach<br />

war Kirchenmusiker und hatte<br />

in seinem Arbeitsvertrag stehen,<br />

dass er nichts zu aufwühlendes<br />

schreiben dürfe, was der An-<br />

dacht abträglich wäre. Heute ist<br />

eine andere Zeit: Jeder wird von<br />

einem wahren Blitzlichtgewitter<br />

an Reizen täglich überfallen. Da<br />

muss man meiner Meinung<br />

nach auch andere Akzente set-<br />

zen, um die Menschen zu errei-<br />

chen, um ihnen einen Zugang<br />

zu solchen Werken zu schaffen.<br />

Wie geht ihr beim Umschrei-<br />

ben, Arrangieren vor? Ich habe<br />

mich vor den Klavierauszug<br />

gesetzt, mir klar gemacht, was<br />

mir dieses Stück jeweils sagt und<br />

mit welcher musikalischen Spra-<br />

che ich dies umsetzen würde. Z.<br />

B. bei „Blute nur“ steht der<br />

Judas-Verrat im Raum, das<br />

Unheil kündigt sich an. Daher<br />

hörte ich für mich den Gang<br />

zum Schafott, die Trommeln,<br />

das Bedrohliche, und im Gegen-<br />

satz dazu die unschuldige Klage<br />

der Frauenstimme. Die Violinen<br />

im Original waren mir zu ver-<br />

spielt. Ich habe also das Thema<br />

der tieferen Instrumente ge-<br />

nommen und ausgeweitet sowie<br />

das Werk etwas von der baro-<br />

cken, verspielteren Auffüh-<br />

rungspraxis gelöst und stattdes-<br />

sen mit der Gefühlsintensität<br />

der Romantik angestrichen. Aus<br />

rein technischer Sicht habe ich<br />

ganz verschiedene Kniffe ange-<br />

wendet: Teilweise habe ich<br />

etwas gekürzt oder bestimmte<br />

Parts wiederholt, die Taktart<br />

geändert, den Rhythmus präg-<br />

nanter gesetzt,<br />

uminstrumentiert, stärkere Kon-<br />

traste geschaffen, bestimmte<br />

Themen betont, andere wegge-<br />

lassen, den Stückaufbau leicht<br />

verändert, etwas eingefügt, den<br />

Text abgewandelt – je nachdem,<br />

was mir an welcher Stelle gerade<br />

als passend erschien.<br />

Wer ist bei euch federführend?<br />

Ich, die Frau an Tasten und<br />

Mikro (Janika). Das Songwri-<br />

ting kommt fast ausschließlich<br />

von mir, allerdings fließen auch<br />

immer wieder beim Proben die<br />

Impulse meiner Bandkollegen<br />

mit ein. Ich schreibe erst einmal<br />

alle Stimmen und schicke sie<br />

herum, aber jeder für sich macht<br />

sich Gedanken, wie man noch<br />

mehr aus der eigenen Linie<br />

herausholen kann. Bei den Ei-<br />

genkompositionen fließt auch ab


und an mal ein Riff von unserem<br />

Gitarristen, Frank, ein – das war<br />

bei „Bach con fuoco“ aber logi-<br />

scherweise nicht der Fall. Insbe-<br />

sondere die Gestaltung des<br />

Schlagzeuges ist am Ende im-<br />

mer wesentlich kreativer und<br />

vielschichtiger, als ich sie im<br />

ersten Entwurf grob notiere.<br />

Was habt ihr für einen Hinter-<br />

grund? Klassische Ausbildung?<br />

Eure Sängerin hört sich danach<br />

an. Wir haben allesamt zumin-<br />

dest über einen kurzen Zeitraum<br />

hinweg Unterricht auf unseren<br />

jeweiligen Instrumenten gehabt,<br />

größtenteils sogar von Kindes-<br />

beinen an. Dennoch würde ich<br />

nicht alle von uns als klassische<br />

Musiker bezeichnen. Johannes,<br />

Sandrine und ich hatten schon<br />

Unterricht, als wir noch halb so<br />

groß wie jetzt waren. Lisa hat<br />

ihre Liebe zum Cello erst als<br />

Jugendliche gefunden und hat<br />

zumindest die Grundlagen bei<br />

einem Lehrer erarbeitet, jetzt<br />

arbeitet sie auch viel in Eigenre-<br />

gie. Frank und Tommaso sind<br />

eigentlich Rockmusiker. Frank<br />

war ursprünglich Autodidakt,<br />

hat sich ab einem gewissen<br />

Punkt dann aber auch mit Hilfe<br />

eines Lehrers weiter vorange-<br />

bracht. Und Tommaso stammt<br />

aus einer Schlagzeugerfamilie –<br />

er hat also auch gleich früh das<br />

Rüstzeug bekommen, sich zu-<br />

sätzlich aber auch noch unter-<br />

richten lassen, aber eben weni-<br />

ger in Hinblick auf klassische<br />

Musik. Ich habe ein privates<br />

Gesangsstudium durchgezogen<br />

und hole mir heutzutage zusätz-<br />

lich neue Impulse in Meister-<br />

kursen.<br />

(7,5/10)<br />

Bene<br />

Bene


21 Patreon.com<br />

Patreon<br />

Wer oder<br />

was ist<br />

Patreon?<br />

Patreon passiert onli-<br />

ne, in Form einer<br />

Website. Jack Conte<br />

(Singer/Songwriter,<br />

Musiker, Sound- und<br />

Video-Creator) hat die<br />

Site gegründet, um<br />

seinen multimedialen<br />

Output zu finanzieren<br />

– und den aller ande-<br />

ren content bloggers.<br />

Die Seite bietet ihren Be-<br />

suchern an, Patenschaft zu<br />

übernehmen. Für alles<br />

kann gespendet werden:<br />

Bilder, Fotos, Musik, Vi-<br />

deos …<br />

Der Sinn dahinter: Die<br />

content creators sollen von<br />

ihrer Leidenschaft/Sucht<br />

leben können. Mit dabei<br />

mittlerweile unter anderen:<br />

Nataly Dawn, die Sängerin<br />

der durch YouTube be-<br />

kannt gewordenen Cover-<br />

band Pomplamoose, sowie<br />

Lauren O’Connell. Das<br />

sind die Gefeatureten.<br />

Die Präsenz steht aller-<br />

dings noch in den Startlö-<br />

chern. Es soll noch so viel<br />

mehr passieren. Künstler<br />

sollen nicht nur ihre eige-<br />

nen Links promoten, son-<br />

dern sich auch gegenseitig<br />

finden können. MySpace,<br />

ick hör dir trapsen! – Der<br />

einzige Unterschied: die<br />

Möglichkeit, den Künst-<br />

lern Geld zu spenden.<br />

Doch tatsächlich: Jack<br />

Contes<br />

(http://www.youtube.com<br />

/user/jackcontemusic)<br />

Plan geht auf. In einem<br />

halben Tag hat er so über<br />

2000$ gemacht. Und das<br />

pro Video! – Ab heute<br />

kann er sich zurücklehnen,<br />

chillen, sich die Sonne auf<br />

den Bauch schaun lassen.<br />

Angefangen hat das alles<br />

vor sechs Jahren. Sein ers-<br />

tes Video „The Making<br />

Of: the Video Blog Intro”<br />

hatte fast 20000 Aufrufe –<br />

wenig für einen Conte-<br />

Song. Seine beliebteste<br />

Kreation verzeichnet nahe-<br />

zu 1000000 Klicks! – Hier<br />

könnt ihr euch das Video<br />

ansehen:<br />

http://www.youtube.com/<br />

watch?v=lBUUOJpFg9Y.<br />

Seitdem versorgt uns Jack<br />

relativ regelmäßig mit neu-<br />

en kreativen Songideen.<br />

Seine Musik klingt ganz<br />

anders, frisch, experimen-<br />

tell, unkonventionell. Im-<br />

mer mit dabei: ein ganzer<br />

Arsch voller Effekte!<br />

Mittlerweile hat er ganze<br />

60 Videos im Alleingang<br />

produziert. Und dabei sind<br />

noch nicht die, die er in<br />

irgendwelchen Projekten<br />

fabriziert hat. Denn Conte<br />

ist quasi überall dabei! – Er<br />

filmt, schneidet und kom-<br />

poniert für gut ein halbes<br />

Dutzend Bands.<br />

Seine neue, wieder ganz<br />

andere EP gibt’s übrigens<br />

zum kostenlosen Down-<br />

load hier:<br />

www.patreon.com/JackCo<br />

nte.


Für sein neustes Video –<br />

„Pedals“, eine Ode an Ef-<br />

fekt-Geräte<br />

(http://www.youtube.com<br />

/watch?v=mZ02alEkbLw<br />

&feature=youtu.be) – hat<br />

er mehrere Roboter pro-<br />

grammiert, sein Studio in<br />

das Innere einer Art<br />

Raumschiff verwandelt.<br />

Während eine ferngesteu-<br />

erte Spinne tanzt, diverse<br />

Knöpfe drückt, bewegt ein<br />

mechanischer Kopf die<br />

Lippen. Jack Conte selbst<br />

geht an der Gitarre ab.<br />

Vollkommen übernächtigt<br />

– direkt nach Upload sei-<br />

nes Videos (eigenen Aus-<br />

sagen zufolge hat er seit<br />

über 24 Stunden nicht<br />

geschlafen) – präsentiert er<br />

sein eben erst online ge-<br />

gangenes (am 07.<strong>05</strong>.2013)<br />

Baby „www.patreon.com“.<br />

Bene Bene<br />

Bene


23 Mannheim<br />

Studieren an der<br />

Popakademie<br />

Habt ihr nicht auch schon mal<br />

mit dem Gedanken gespielt,<br />

euer Hobby zum Beruf zu ma-<br />

chen? Und das am besten noch<br />

mit Studium? – Jens Schneider<br />

hat genau das getan, an der<br />

Popakademie Mannheim:<br />

Wie bist du auf Mannheim<br />

gekommen? Für mich stand<br />

schon ziemlich früh fest, dass<br />

Musik für mich mehr als nur ein<br />

Hobby ist. Initialzündung hier-<br />

für waren unter anderem die<br />

MainPop-BandCamps, an de-<br />

nen ich regelmäßig teilgenom-<br />

men habe. Auf der Suche nach<br />

Studienmöglichkeiten im Be-<br />

reich Rock/Pop bin ich dann<br />

ziemlich schnell auf die Popaka-<br />

demie in Mannheim gestoßen,<br />

die aufgrund ihres sehr guten<br />

Renomés und einiger namhafter<br />

Absolventen an Stelle eins mei-<br />

ner Studienwunschliste rückte.<br />

Mannheim?<br />

Ich habe mich zwar auch noch<br />

an anderen Unis und Berufs-<br />

fachschulen beworben, für mich<br />

war jedoch klar, dass ich nach<br />

Mannheim gehe, sofern ich die<br />

Aufnahmeprüfung bestehen<br />

würde.<br />

Wie lief das so ab? Wie hast du<br />

dich über die Prüfung infor-<br />

miert? Hast du viel geübt oder<br />

bist du einfach hingegangen?<br />

Zunächst mal wird anhand einer<br />

eingeschickten Bewerbung inkl.<br />

Demo-CD eine Vorauswahl<br />

getroffen, die dann zur Auf-<br />

nahmeprüfung eingeladen wer-<br />

den. Auf der Website der Pop-<br />

akademie finden sich hierzu<br />

ausgiebige Informationen sowie<br />

Videopodcasts, die sehr helfen,<br />

um sich auf die Aufnahmeprü-<br />

fung einzustellen. Ich habe auch<br />

im Vorfeld mit einigen Absol-<br />

venten gesprochen, die sich<br />

mittlerweile zahlreich in der<br />

deutschen Musiklandschaft<br />

tummeln. In den Wochen vor<br />

der Prüfung habe ich dann na-<br />

türlich besonders viel geübt, um<br />

einfach optimal vorbereitet zu<br />

sein, was auf jeden Fall immer<br />

empfehlenswert ist!<br />

Wie war die Prüfung? Was war<br />

gefragt? Wie bist du damit um-<br />

gegangen? Wie hast du dich<br />

gefühlt? Die Prüfung an sich<br />

besteht aus zwei, drei Teilen.<br />

Zum einen aus einer Gehörbil-<br />

dungs- und Theorie-Prüfung,<br />

die auch für Leute mit wenig<br />

Vorwissen auf dem Gebiet gut<br />

machbar ist, sowie dem Schrei-<br />

ben eines kleine Aufsatzes zu<br />

einem aktuellen die Musikwirt-<br />

schaft betreffenden Thema –<br />

auch machbar! Wenn die beiden<br />

ersten Teile bestanden sind,<br />

kommt dann das Live-Vorspiel.<br />

Dieses ist öffentlich und man<br />

sollte neben der Jury aus Dozen-<br />

ten auch mit weiterem Publi-<br />

kum rechnen. Ich habe dann<br />

meine vorbereiteten Songs zu<br />

einem Playback vorgespielt.


Danach kommt noch eine Art<br />

ad-hoc-Prüfung, bei der man<br />

Spontaneität und Flexibilität<br />

unter Beweis stellen muss, sowie<br />

ein kleines „Interview“. Trotz<br />

viel Bühnenerfahrung war ich<br />

bei der Aufnahmeprüfung ext-<br />

rem aufgeregt, bin dann aber<br />

einigermaßen gut durchgekom-<br />

men. Ich glaub, man sollte das<br />

Live-Vorspiel am besten wie<br />

eine Art Konzert vor sehr auf-<br />

merksamen Publikum ansehen,<br />

das beschreibt die Situation am<br />

besten.<br />

Wie läuft’s in Mannheim? Ist<br />

das dein Traum? Wie sind die<br />

Dozenten? Mittlerweile habe<br />

ich mich gut eingelebt in<br />

Mannheim, auch die Dozenten<br />

sind super kompetent und alle<br />

selbst erfahrene Profis aus der<br />

Praxis! Das Studium ist auf<br />

jeden Fall oft kräftezehrend und<br />

zeitintensiv, aber die Arbeit<br />

lohnt sich und bringt tolle Er-<br />

gebnisse hervor. Mein Traum ist<br />

jedoch nicht das Musikstudium<br />

an sich, sondern das Spielen von<br />

Konzerten, Tourneen, auf der<br />

Bühne stehen, sowie Songs<br />

schreiben und produzieren, und<br />

mit all dem am Ende des Tages<br />

möglichst mein Geld zu verdie-<br />

nen. Natürlich zweifle ich auch<br />

immer wieder, ob dieser Weg<br />

der richtige ist und das alles so<br />

klappen kann, wie ich mir das<br />

vorstelle, aber bis jetzt schaut<br />

alles ganz gut aus!<br />

Was machst du grade? Ich bin<br />

prinzipiell jemand, der Spaß<br />

daran hat, viele verschiedene<br />

Dinge zu machen und sich mu-<br />

sikalisch auszuprobieren. Neben<br />

bzw. auch im Rahmen des Stu-<br />

diums spiele ich in verschiede-<br />

nen Projekten, die unterschiedli-<br />

che musikalische Facetten der<br />

Rock/Pop-Musik abdecken.<br />

Durch all die Projekte ergibt es<br />

sich, dass ich sehr viel live spiele,<br />

das bedeutet fast jede Woche<br />

mindestens ein Konzert. Das ist<br />

manchmal anstrengend, aber<br />

sobald vom Publikum Begeiste-<br />

rung zurückkommt, hat sich die<br />

Mühe gelohnt! Dieses Jahr war<br />

ich zweimal auf Tour, einmal<br />

mit dem Mannheimer Sin-<br />

ger/Songwriter „Jonas Knopf“<br />

und dem Wahl-Berliner und<br />

„Voice of Germany“-Gewinner<br />

„Nick Howard“, das waren tolle<br />

Erfahrungen. Ansonsten bin ich<br />

immer am Üben, Schreiben und<br />

Produzieren und arbeite ständig<br />

an neuem Material für mich und<br />

meine Projekte.<br />

Was ist in Aussicht? Was<br />

kommt dann? Im Sommer ste-<br />

hen jetzt natürlich einige Festi-<br />

val Shows und andere Konzerte<br />

an. Im Herbst geht’s dann vo-<br />

raussichtlich wieder auf eine<br />

oder mehrere Tourneen. Darauf<br />

freue ich mich! Mit dem Studi-<br />

um bin ich dann, wenn alles<br />

planmäßig läuft im Sommer<br />

2014 fertig. Was danach kommt<br />

weiß ich noch nicht, natürlich<br />

weiterhin Musik. Ob in Mann-<br />

heim, einer der einschlägigen<br />

deutschen Großstädte oder<br />

sonst wo, bleibt abzuwarten.<br />

Wem und warum würdest du<br />

Mannheim empfehlen? Um<br />

anders anzufangen, ich würde<br />

das Studium an der Popakade-<br />

mie nicht empfehlen, wenn man<br />

sich so stark wie möglich auf die<br />

Arbeit am Instrument bzw. der<br />

Stimme konzentrieren möchte


25 Mannheim<br />

und eine musikalische Ausbil-<br />

dung á la Jazz-Studium an der<br />

Musikhochschule sucht. Wenn<br />

man allerdings Spaß am Musik<br />

machen hat, auch selbst<br />

schreibt, kreativ und offen ist<br />

und viel Input selbständig aufar-<br />

beiten kann, dann ist die Pop-<br />

akademie das Richtige. Man<br />

sollte sich bewusst sein, dass es<br />

auch viel um wirtschaftliche<br />

Themen geht. Wenn man sich<br />

also sowieso auch für Booking,<br />

Management oder sonderglei-<br />

chen interessiert, lernt man auch<br />

in diesen Bereichen viel Neues.<br />

Ansonsten befindet man sich<br />

drei Jahre lang in einem Pool<br />

voller musikverrückter Men-<br />

schen, was sehr inspirierend ist<br />

und natürlich auch Netzwerke<br />

für die Zukunft entstehen lässt!<br />

facebook.com/oakfieldband<br />

facebook.com/dieherrenschneid<br />

er<br />

facebook.com/jonasknopfofficia<br />

l<br />

Bene<br />

Bene


Die<br />

Unistadt<br />

wird erschüttert.<br />

Halle, ein kleines, beschauliches<br />

Städtchen im Herzen Sachsen-<br />

Anhalts. Bekannt für seine fa-<br />

miliär anmutende Universität<br />

und die wunderschön gestaltete<br />

Innenstadt mit mehreren klei-<br />

nen Kneipenmeilen. Doch es<br />

ziehen dunkle Wolken auf und<br />

die Kleinstadtidylle wird gestört.<br />

Im Oktober wird es, passend<br />

zum stürmischen Herbstwetter,<br />

ein Konzert geben, was so gar<br />

nicht in das Stadtbild passt: Die<br />

zweite Auflage der<br />

Groov’n’Dead-Night bricht über<br />

die Stadt herein!<br />

Die Nachwuchsband YELLIN<br />

BOOTS IT lädt zum zweiten<br />

Mal in die Kulturhauptstadt ein,<br />

um eine saftige Alternative zu<br />

gemütlichen Jazz-Abenden oder<br />

studentischen Diskussionsrun-<br />

den zu bieten. „Wir haben fünf<br />

Bands auf dem Plan, die es in<br />

sich haben“, sagt Benjamin,<br />

Gitarrist von YBI und Veran-<br />

stalter.<br />

Den Abend eröffnen<br />

SNONOROUS NOISE, eine<br />

sechsköpfige<br />

Deathmetal/Deathcore-Band,<br />

die mit ihrer siebenjährigen<br />

Banderfahrung schon zu den<br />

erfahreneren Hasen im Musik-<br />

geschäft zählen und mittlerweile<br />

schon eine feste Größe in der<br />

Hallenser Szene sind.<br />

Mit einem Schmunzeln im<br />

Gesicht, aber nicht weniger<br />

böse, geht es direkt weiter – mit<br />

CLITCOMMANDER! Hier<br />

geht es um drei existenzielle<br />

Dinge: grind, beer, party! – Das<br />

ist doch mal eine Ansage! Ihre<br />

Musik lässt sich schwer be-<br />

schreiben. Jungs? Was macht ihr<br />

denn so? – „Grind’n’Roll,<br />

ULTRAHEAVYBLAST-<br />

BEATSCHWIXXE!!!“<br />

Na dann, Feuer frei!<br />

Die dritte Vorspeise vor dem<br />

Hauptgericht des Abends ist<br />

eine Band, die in den letzten<br />

Monaten durch ihre EP „The<br />

Golden Section“ von sich reden<br />

gemacht hat. Stilistisch geht es<br />

hier in eine etwas andere Rich-<br />

tung. Bei „Reach The Surface“<br />

erwartet euch eine gute Mi-<br />

schung aus Metal und Hardcore,<br />

das alles aber in einer techni-<br />

schen Reife, die man sich defini-<br />

tiv von Nahem ansehen sollte!<br />

Groove & Dead Night 26<br />

Dann folgen die beiden<br />

Mainacts: YELLIN BOOTS<br />

IT leiten das große Finale wür-<br />

dig ein. Diese Band gibt es erst<br />

seit Sommer 2012, aber das<br />

merkt man ihrem technisch<br />

anspruchsvollen Thrashcore<br />

keine Sekunde lang an. Die<br />

Jungs werden den Club zum<br />

Beben bringen!<br />

Über die letzte Band braucht<br />

man sicherlich nicht mehr viel<br />

sagen. WALKING DEAD ON<br />

BROADWAY lassen es sich<br />

nicht nehmen, euch mit ihrem<br />

Set wortwörtlich den Arsch<br />

aufzureißen. Die fünf<br />

Deathcore-Profis, die seit drei<br />

Jahren für große Furore in der<br />

Republik sorgen, werden euch<br />

nur mehr auf Knien nach Hause<br />

robben lassen!<br />

Fünf Top-Bands, 6€ Eintritt<br />

und eine gewaltige Ladung<br />

Todesmusik. Das solltet ihr<br />

euch nicht entgehen lassen!<br />

Wann? 12.10.13<br />

Wo? Rockpool, Grenzstraße 19,<br />

Halle a. d. S., Germany<br />

Einlass: 19:00 Uhr<br />

Eintritt: 6€<br />

Sascha Sascha Winkler<br />

Winkler


27 Meine neue Ukulele<br />

Meine<br />

neue<br />

Ukulele<br />

Habe letztens mal wieder<br />

was bei www.thomann.de<br />

bestellt. Machen wir ja alle<br />

hin und wieder. (Ist im-<br />

merhin bequem. Und<br />

preisgünstig.) Vor allem,<br />

wenn wir neue Kabel brau-<br />

chen. Die alten gehen ja<br />

auch schnell kaputt. Wobei<br />

wir da ja selber schuld<br />

sind. Immerhin stiefeln wir<br />

auf ihnen rum oder stol-<br />

pern über sie, im Probe-<br />

raum, Homestudio …<br />

Jedenfalls: Der liebe, gute<br />

Thomann hat sich etab-<br />

liert. Der gilt unter Musi-<br />

kern als Ausflugsziel: „Los,<br />

wir fahren jetzt zum Tho-<br />

mann! Wer kommt mit?“ –<br />

Ich muss gestehen, ich war<br />

noch nie beim Thomann.<br />

Hatte immer keine Zeit.<br />

Oder Lust. Von Interesse<br />

ganz zu schweigen. Bin ja<br />

kein Musiker in dem Sinn.<br />

Sondern nur Sänger. Aber<br />

ein bisschen klampfen<br />

kann ich auch!<br />

Egal. Auf jeden Fall habe<br />

ich mir demletzt mal wie-<br />

der was bestellt. Und stand<br />

vor einem nicht ganz außer<br />

Acht zu lassenden Prob-<br />

lem: Der Thomann hat ja<br />

sowas wie einen Mindest-<br />

bestellwert. Und sechs,<br />

sieben Euros haben mir<br />

noch dazu gefehlt. Was<br />

nun? Kabel hatte ich ei-<br />

gentlich genügend. So vie-<br />

le, dass ich fast schon mit<br />

Absicht über sie stolpere!<br />

Also habe ich ein bisschen<br />

rumgesurft. Ich weiß nicht<br />

mehr, wie ich drauf ge-<br />

kommen bin, aber irgend-<br />

wie habe ich wohl „Ukule-<br />

le“ in die Suche eingetippt.<br />

Und auch eine günstige<br />

gefunden, von Harley Ben-<br />

ton, für nur 15€!<br />

Natürlich war ich erst mal<br />

ein kleines Bisschen skep-<br />

tisch. Wir wissen ja: Das<br />

günstige Gelumps taugt<br />

nichts! – Also habe ich mir<br />

das Gerätchen mal probe-<br />

angehört … und es klang<br />

eigentlich ganz gut, zu gut,<br />

um wahr zu sein!<br />

Achselzuckend habe ich<br />

mir die Ukulele dann aber<br />

trotzdem noch bestellt. Bei<br />

manchen Schnäppchen<br />

muss man einfach zuschla-<br />

gen! Und irgendwie stehe<br />

ich darauf, unkonventio-<br />

nelle Musikinstrumente in<br />

meinen Rock zu integrie-<br />

ren …<br />

Und es dauerte auch nicht<br />

lange, da war sie auch<br />

schon da, meine Ukulele –<br />

verpackt in einen giganti-<br />

schen Karton mit haufen-<br />

weisem Füllmaterial. Das<br />

übrigens immer noch bei<br />

mir herumfliegt. Sollte es<br />

entsorgen. Bin aber zu faul<br />

…<br />

Aber was habe ich mir da<br />

eigentlich gekauft? – Har-<br />

ley Benton, Ukulele,<br />

HBUK 11/NT, Mahago-<br />

ni-Boden und -Zargen,<br />

mit laminierter Decke,<br />

matt lackiert, gesamte<br />

Länge: 52cm, Mensur:<br />

35cm, Farbe: Natur, inklu-<br />

sive Gigbag. Preis: 14,90€.<br />

Der Sound: tadellos, wie<br />

beschrieben, einwandfrei.


Sie ist leicht wie eine Fe-<br />

der. Na ja, nicht ganz …<br />

Was viele nicht wissen:<br />

Eine Ukulele wird – so<br />

ähnlich sie einer Gitarre<br />

(augenscheinlich) auch ist<br />

– einfach mal komplett<br />

anders gestimmt. Wobei:<br />

Ein paar Gemeinsamkei-<br />

ten habe ich dann doch<br />

entdeckt! – Die drei (von<br />

mir, oben aus betrachtet –<br />

sodenn ich mein<br />

Ukulelchen selbst in Hän-<br />

den halte) untersten Saiten<br />

verhalten sich abstand-<br />

technisch wie die drei un-<br />

tersten (auf die gleiche Art<br />

und Weise angesehen)<br />

Saiten einer Gitarre. (Die<br />

beiden Stimmungen im<br />

Vergleich: G-C-E-A, E-<br />

A-D-G-B-E.) Dazu<br />

kommt, dass sich die<br />

oberste Saite, das G trotz<br />

seiner Lage nicht etwa für<br />

die Grundtöne der Ukulele<br />

verantwortlich zeigt, son-<br />

dern tontechnisch zwi-<br />

schen E und A verordnet.<br />

Meine neue Ukulele 28<br />

Mein Fazit: Wenn man<br />

sich erst mal richtig auf der<br />

Ukulele zurechtfindet, ist<br />

sie ein richtig geiles kleines<br />

Instrumentchen, das bockt!<br />

Einziger Nachteil: Ukulele<br />

„Billigmarke“ lässt sich<br />

nicht richtig stimmen. Sie<br />

verzieht sich immer tiefer.<br />

Die Lösung: Das<br />

Dingchen einfach so<br />

stimmen, einen Halbton<br />

tiefer: Fis-B-Dis-Gis.<br />

Dann klappt’s auch mit der<br />

„Billigmarke“!<br />

BENE<br />

BENE


29 Midsummer Records<br />

Midsummer Records<br />

In einem kleinen Ort im<br />

Saarland betreibt Tim das<br />

Label Midsummer Records.<br />

Leben kann er davon<br />

nicht. Er bekommt meist<br />

nicht mal das Geld wieder<br />

rein, welches er in die Mu-<br />

sik investiert. Tim betreibt<br />

Midsummer Records, weil<br />

es ihm Freude macht. Ein<br />

paar Fragen an einen, von<br />

denen es leider viel zu we-<br />

nige gibt.<br />

Wie kamst du denn auf die Idee<br />

oder was hat dich dazu bewo-<br />

gen, Midsummer Records zu<br />

gründen? Midsummer Records ist<br />

eigentlich aus dem Midsummer<br />

Open Air entstanden, zumindest<br />

der Name. Das Midsummer<br />

Open Air ist ein „umsonst &<br />

draußen“-Festival und findet<br />

seit 2004 jährlich in meinem<br />

Heimatort Halver (Sauerland,<br />

Märkischer Kreis) statt. Ich hab‘<br />

damals viele kleine Konzerte<br />

hier und da veranstaltet und war<br />

ebenfalls wieder mit einer neuen<br />

Band aktiv, sodass ich neben der<br />

eigenen Musik auch zig andere<br />

Bands kennenlernte, und ir-<br />

gendwie ist dadurch das Verlan-<br />

gen größer geworden, diesem<br />

Ganzen eine Plattform zu bie-<br />

ten. So ist das Ganze peu-a-peu<br />

gewachsen.<br />

Kannst du mal ein bisschen von<br />

der Arbeit erzählen, die für dich<br />

als Labelinhaber anfällt?<br />

„Labelinhaber“ klingt immer so<br />

falsch, da ich das Label nach wie<br />

vor aus Überzeugung und aus<br />

Leidenschaft mache, als „Hob-<br />

by“. Diese geschäftliche Note<br />

kann ich nie greifen, da das<br />

Label auch nach wie vor sich<br />

finanziell nicht selbst trägt. Aber<br />

nun gut, ich schweife ab, was<br />

mache ich für Arbeit? Vor allem<br />

viele E-Mails schreiben, Briefe<br />

und Pakete verschicken, diverse<br />

Menschen mit neuer Musik<br />

bemustern, extrem viel Geld<br />

ausgeben, was am Ende nicht<br />

wieder reinkommt, diverse Zeit-<br />

abläufe mit den Bands koordi-<br />

nieren, ab und an, sehr selten,<br />

beim Booking aushelfen, und<br />

hin und wieder selbst Shows<br />

organisieren und so ‘n Zeug halt<br />

…<br />

Wie läuft denn der Aufnahme-<br />

prozess einer neuen Band bei<br />

deinem Label ab? Was sind für<br />

dich die wichtigsten Punkte, die<br />

bei einem neuen „Signing“ er-<br />

füllt werden müssen? Die per-<br />

sönliche Komponente kommt<br />

bei Midsummer oftmals noch vor<br />

der musikalischen. Wenn<br />

ich eine Band musikalisch<br />

supergut finde, die Menschen<br />

dahinter aber nicht auf meiner<br />

Wellenlänge sind, dann macht<br />

eine Kooperation für mich ei-<br />

gentlich wenig Sinn. Ansonsten<br />

muss es irgendwie für mich zu<br />

Midsummer passen, das reicht.<br />

Und natürlich muss ich die<br />

Musik gut finden. Schön ist es,<br />

wenn „Midsummer-Bands“<br />

andere Bands empfehlen und da<br />

dann direkt auch alles passt und<br />

sich so die „Familie“ vergrößert.<br />

Allerdings habe ich mich da<br />

mittlerweile auch etwas über-<br />

nommen, denn bei vielen Bands<br />

fällt natürlich auch mehr Arbeit<br />

an, die ich dann fast nicht mehr<br />

ausreichend bearbeitet bekom-<br />

me. Von daher wird sich<br />

Midsummer eher, was das Raster<br />

angeht, verkleinern, anstatt<br />

weiterhin zu vergrößern. Es<br />

bleibt sonst einfach zu viel lie-<br />

gen und da hat keine Band was


von, und ich natürlich am Ende<br />

auch nicht.<br />

Woher kommt denn der größte<br />

Antrieb für dich, weiterzuma-<br />

chen, wenn es mal nicht so gut<br />

läuft? Es macht riesigen Spaß,<br />

zu sehen, wie die Bands wach-<br />

sen, und auch, wie dankbar<br />

manche einfach für das sind, was<br />

man für sie macht. Außerdem<br />

ist Musik meine große Leiden-<br />

schaft, die ich so mehr oder<br />

weniger aktiv ausleben kann. Als<br />

Musiker tauge ich nicht viel, so<br />

kümmere ich mich doch lieber<br />

um die, die das Ganze viel bes-<br />

ser beherrschen und mit diesem<br />

ebenfalls ähnliche Ideale wie<br />

man selbst verfolgen.<br />

Welche Erfahrungen kannst du<br />

denn an junge Bands weiterge-<br />

ben? Vor allem im Bezug auf<br />

Labels? Schwierig zu sagen, da<br />

ich ja ein wirklich sehr, sehr<br />

kleines Label bin, wo die Bands<br />

sehr viel selbst in Eigenregie<br />

machen. Wenn man sich als<br />

Band ein Label sucht, sollte man<br />

auf keinen Fall denken: “Super,<br />

jetzt geht es los!“ Denn ohne<br />

Eigeninitiative, die meist mit<br />

dem Eingehen einer Label-<br />

Partnerschaft sogar wächst, geht<br />

es eh nicht. Man muss sich nach<br />

wie vor den Arsch abspielen.<br />

Alle beschissenen pay-to-play-<br />

Geschichten kann man dabei<br />

allerdings zu 90% komplett<br />

vergessen, und auf so etwas<br />

würde ich mich als „kleine“<br />

Band auf keinen Fall einlassen.<br />

Das Wichtigste ist, wenn es<br />

musikalisch stimmt, dass man<br />

unentwegt Präsenz zeigt, so viel<br />

und so gut wie möglich. Alles<br />

andere kommt irgendwie schon<br />

von selbst. Falls man jedoch nur<br />

Musik macht, um hinterher<br />

„Rockstar“ zu werden, sollte<br />

man es besser gleich lassen.<br />

Was sollte deiner Meinung<br />

nach in der deutschen Indie-<br />

Musiklandschaft besser ge-<br />

macht werden? Schwer zu sa-<br />

gen, und vor allem ist die Frage<br />

ja doch sehr allgemein gestellt.<br />

Wo soll man da anfangen? Prin-<br />

zipiell kann man natürlich alles<br />

kritisieren und optimieren, aber<br />

was man wirklich besser machen<br />

sollte, kann ich schlecht beurtei-<br />

len. Beziehungsweise: Welche<br />

Aspekte sollte man hier aufgrei-<br />

fen? Da gibt es so viele Felder.<br />

Allgemein gehen mir viele Din-<br />

ge mächtig gegen den Strich,<br />

aber manche Sachen werden<br />

MIDSUMMER Records 30<br />

sich eh nie ändern. Ich fände es<br />

zum Beispiel schön, wenn hiesi-<br />

ge Künstler und Bands mehr<br />

Aufmerksamkeit bekommen<br />

würden, also, zumindest die, die<br />

es verdient haben. Aber schön<br />

und gut, wer hat es verdient?<br />

Schwer zu sagen, und das kann<br />

man wohl auch nur schlecht<br />

objektiv beurteilen. Prinzipiell<br />

könnte ich hierbei diverse The-<br />

men aufgreifen, aber das würde<br />

den Rahmen doch erheblich<br />

sprengen.<br />

Und was darf denn genauso<br />

bleiben? Die Renaissance der<br />

Schallplatte. Es ist toll, zu se-<br />

hen, wie die Schallplatte in den<br />

letzten Jahren sogar im<br />

„Mainstream“ ihre Wiederaufer-<br />

stehung feiert. Das soll bitte so<br />

weitergehen. Außerdem ist die<br />

JUZ/AZ-Kultur nach wie vor<br />

extrem wichtig für Hardcore,<br />

Punkrock etc. Ich hoffe, dass es<br />

weiterhin Menschen gibt, die<br />

sich hierfür stark machen und<br />

sich einsetzen, dass diese Zen-<br />

tren am Leben bleiben.<br />

www.midsummer-records.de<br />

Olli<br />

Olli


Das Grosse Betteln<br />

Das Angebot einer Plattenfirma.<br />

Der große Sprung, die Treibstoff-<br />

zündung für die Karriereleiter, der<br />

Traum eines jeden Künstlers wird<br />

Wirklichkeit!<br />

Doch der Musikindustrie geht es<br />

schlecht. Schon 2008 schrumpfte der<br />

europäische Phonomarkt laut Wirt-<br />

schaftsspiegel um 6,3%. Hätten nicht<br />

spätestens zu diesem Zeitpunkt sämtli-<br />

che Alarmglocken in den Büros der<br />

Musikmultis ohrenbetäubend läuten<br />

müssen, so ist der Umsatzeinbruch für<br />

den europäischen Markt inzwischen bei<br />

einem Minus von fast 20% angekom-<br />

men. Die digitale Revolution zwingt<br />

das Musikimperium in die Knie. Na-<br />

men wie Ariola, Polydor oder EMI sind<br />

nur noch Schall und Rauch. Nachdem<br />

bei letztgenannter Heimat von Künst-<br />

lern wie Herbert Grönemeyer und<br />

COLDPLAY die Umsatzzahlen plötz-<br />

lich im selben Rot wie das Firmenlogo<br />

erschienen, wurde die einst millionen-<br />

schwere Firma verscherbelt – zu einem<br />

Spottpreis von 1,9 Millionen US-<br />

Dollars.<br />

Auch kleine Plattenfirmen und Distri-<br />

butoren sind von dieser Entwicklung<br />

betroffen. Ein Indie-Label nach dem<br />

anderen schließt seine Pforten. Das<br />

Lamento ist groß.<br />

Dabei war dies durchaus vorhersehbar.<br />

Die Schallplatte wurde von der Kassette<br />

abgelöst, die Kassette von der CD.<br />

Trotz dieser Entwicklung strotzte die<br />

Labelbranche vor vermeintlichen Um-<br />

satzeinbrüchen, die die Einführung<br />

eines neuen Speichermediums für<br />

Musik mit sich brachte. In den 1980er<br />

Jahren warnte die Industrie mit Slogans<br />

wie „Home taping is killing music!“ vor<br />

dem Aufnehmen und Tauschen von<br />

Tapes. Ebenfalls eher verhalten als<br />

vehement war in den 1990er Jahren die<br />

Einführung eines Kopierschutzes für<br />

Compact Discs. Denn aufgrund der<br />

stabil bleibenden Einnahmen aus<br />

Plattenverkäufen ging man es eher<br />

locker an und ignorierte gekonnt die<br />

düsteren Zukunftsprognosen vermeint-<br />

licher Wirtschaftsexperten.<br />

Doch der Wandel kam. Und er äußerte<br />

sich in einer Enormität, deren Wucht<br />

die inzwischen adipös gewordene<br />

Industrie zurückwarf wie die Wucht<br />

eines Tsunamis: Live-Streams und<br />

Downloading. Gift für die Ohren der<br />

Labelchefs. Das Projektil für den Gna-<br />

denschuss einer ganzen Branche. Ton-<br />

träger in physikalischer Form – von nun<br />

an ein Nischenprodukt?<br />

Zumindest stand schnell fest, dass die<br />

Shake-Hand- und Download-<br />

Generation eine eher ungeeignete<br />

Zielgruppe für nachhaltige Kaufkraft<br />

darstellte. Um sich weiterhin auf dem<br />

Markt behaupten zu können, mussten<br />

innovative Ideen erdacht werden. Es<br />

grenzt an ein Wunder, dass die sonst so<br />

träge Musikindustrie für diese Erleuch-<br />

tung nur zehn Jahre benötigt hat.<br />

Als Contergan für die geschundenen<br />

Synapsen der Label-Bosse dienen nun<br />

nicht mehr die Tonträger- und Mer-<br />

chandise konsumierende Fans, sondern<br />

man besinnt sich zurück auf die Ur-<br />

sprünge der Labelpolitik. Zurück auf<br />

die Zeiten, in denen nicht nur Konsu-<br />

menten, sondern auch die Interpreten<br />

für ihre Liebe zur Musik bluten muss-<br />

ten. Es ist fast wie früher: Im Canossa-<br />

gang wird der freischaffende Künstler<br />

mit offener Hand und verdeckten<br />

Karten zur Kasse gebeten. In Form von<br />

Plattenverträgen, die gar keine sind.<br />

Da Tonträger als umsatzstarkes Medi-<br />

um nur noch auf dem Papier existieren,<br />

verwandeln sich viele Plattenfirmen,<br />

sowohl im Mainstream- als auch im<br />

Independentsektor, zu Promotion- und<br />

Bookingagenturen. Die neue Strategie<br />

sieht eine Art „Bandbetreuung“ als<br />

Dienstleistung vor. Garantien im<br />

Rahmen von Promotion- und Marke-<br />

ting-Kampagnen mit hohen Marktwer-<br />

ten sollen potentielle Interessenten<br />

locken und Geld in die leeren Firmen-<br />

kassen spülen. Slogans wie „Nichts ist<br />

erfolgreicher als der Erfolg selbst!“ oder<br />

proletenhaftes Imponiergehabe mit<br />

nichtssagenden Referenzen sollen den<br />

Eindruck suggerieren, man hätte es mit<br />

seriösem Humanismus par excellence zu<br />

tun. Die Angebote variieren und bieten<br />

eine ganze Palette an buchbaren Optio-<br />

nen für den nach besseren Gigs und<br />

höherem Ansehen strebenden Underg-<br />

round-Mucker.<br />

Buchbar? Die große Ernüchterung setzt<br />

ein, sobald man zwischen den Zeilen<br />

liest. Hier avanciert das großzügige<br />

Angebot plötzlich zu einem Kostenvor-<br />

anschlag. Genauestens werden Preise<br />

und Optionen zu Promotionszwecken<br />

aufgelistet, mögliche Kooperationen,<br />

Interview-Bookings und Review-<br />

Garantien versichert. Amazon-Charts-<br />

Promotion, Entwicklung eines ziel-<br />

gruppenorientiertenKommunikations- konzepts. Möchegern-Businesstalk von<br />

lyrischen Perückenträgern, die unter<br />

hunderten von versandten Emails<br />

hoffen, einen Dummen zu finden, der<br />

entweder zu beschränkt ist, um sich<br />

selbst um die Promotion seiner Band zu<br />

kümmern, oder nicht begriffen hat, wie<br />

das Internet funktioniert. „Ganzheitli-<br />

che Kampagnen mit PR-Garantie“ auf<br />

Laufzeitbasis von 1-2 Monaten werden<br />

zu „günstigen Konditionen“ von knapp<br />

2000€ offeriert wie das Korn dem<br />

Huhn. Die Kosten, die man für diesen


Public-Relations-Traum zu zahlen hat,<br />

bestünden lediglich aus „technische<br />

Kosten“ und würden, wie es in einem<br />

Angebot hieß, nur einen winzigen Teil<br />

der eigentlichen Arbeit des Labels<br />

finanziell decken. Schließlich wolle man<br />

mit idealistischem Tun den Künstler<br />

nach besten Wissen und Gewissen<br />

unterstützen. Vorgegaukelte Nächsten-<br />

liebe als zuckersüßes Werbekonzept!<br />

Die Absurdität dieser Offerten nimmt<br />

nun der Musikindustrie auch die letzte<br />

Würde. Verkommen zu altersschwa-<br />

chen Baumwollbaronen, die nicht wahr<br />

haben wollen, dass die Zeit des Ausbeu-<br />

tens vorbei ist, wird ein letzter Versuch<br />

gestartet, um eine Revolution aufzuhal-<br />

ten, die nie eine war. Mit scheinheiliger<br />

Doppelmoral und Worthülsen speien-<br />

der Debilität wird zum letzten Aufge-<br />

bot gerufen. Alea iacta est!<br />

Doch die Zeit der Plattenfirmen und<br />

Labelgiganten ist vorbei. Das Internet<br />

hat ihre Arbeit überflüssig gemacht.<br />

Blitzschnelles Schalten von PR, das<br />

Ankurbeln der Klicks auf der Website,<br />

Produktion von Merchandise, das<br />

Pressen von Kleinauflagen: Bands und<br />

Musiker arbeiten inzwischen autark, die<br />

Preise für Presswerk und Druckerei sind<br />

für jedermann bezahlbar geworden.<br />

Niemand benötigt „ganzheitliche<br />

Kampagnen“ und „PR-Garantien“. Das<br />

Konzept des DO-IT-YOURSELFs<br />

hält Einzug im Musikbusiness. Zeit<br />

wurde es. Den Traum vom Plattendeal<br />

träumen nur noch diejenigen, denen<br />

Image wichtiger ist als Musik. Doch<br />

auch diese Individuen werden früher<br />

oder später begreifen, dass es einen<br />

Unterschied gibt zwischen Selbstver-<br />

wirklichung und Selbstinszenierung.<br />

Auch wenn sie dafür vielleicht erst<br />

2000€ zahlen müssen, dass jemand<br />

anderes für sie Emails verschickt. Viel-<br />

leicht wäre das Geld in neuem Equip-<br />

ment oder einem Tourbus besser ange-<br />

legt.<br />

Max Marquwardt

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