Das Faustpfand
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gegenwärtig, zu alltäglich zu sein, als dass er ihm<br />
noch eine Bemerkung wert wäre. Die in den Kuhstall<br />
Verbannten wagen es zu protestieren: Sofort<br />
sind zwei Personen zum Ingenieur gegangen. Sie haben<br />
ihm gesagt, dass wir dort nicht wohnen und schlafen können,<br />
da die Ratten nicht nur unsere Sachen nicht in Ruhe<br />
lassen, sondern auch unsere Nasen angreifen. Wir haben<br />
ihm so lange zugeredet, bis er gesagt hat, dass unter<br />
uns ein Magazinraum ist, wo Hafer, Weizen usw. liegen,<br />
dass man zusammenschlichten muss, um für uns Platz zu<br />
schaffen. Wir können dort wohnen, bis ein anderer Raum<br />
für uns gerichtet wird. Mehr als einen Monat später ist<br />
die versprochene Kammer noch immer nicht fertig.<br />
Am 1. Dezember 1944 treffen 28 weitere ungarischjüdische<br />
Zwangsarbeiter, die vor allem aus Debrecen<br />
stammen, auf dem Antonshof ein, mit denen<br />
sich die Alteingesessenen den knappen Raum teilen<br />
müssen. So warten seitdem statt 24 52 Juden auf die<br />
Stunde der Erlösung, schreibt György Stroch. Mitte<br />
Dezember wird die armselige Unterkunft gegen<br />
2 Uhr früh von Polizei gestürmt. Man lässt die jüdischen<br />
Sklaven Appell stehen und examiniert vor<br />
allem die Krankgemeldeten peinlich genau. Bevor sie<br />
aber weggingen, haben sie uns eingeschärft, dass in Zukunft<br />
nur der zuhause bleibe, der wirklich krank ist, denn<br />
sonst wird er in ein Straflager gebracht, notiert György<br />
Stroch. 2 Nächte später wiederholt sich die Sekkatur,<br />
diesmal allerdings durch die Gestapo und unter<br />
wesentlich mehr Gebrüll und Geschimpfe. Der<br />
jüdische Vorarbeiter Pál Feldmesser wird abge-<br />
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