Tagungsunterlagen: Alkoholprävention in Nürnberg
Tagungsunterlagen: Alkoholprävention in Nürnberg
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Jugendamt <strong>Nürnberg</strong><br />
<strong>Alkoholprävention</strong>
INHALT<br />
1. <strong>Alkoholprävention</strong> Jugendamt <strong>Nürnberg</strong> 4<br />
2. Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> 20<br />
JHA-Vorlage 03.05.07<br />
3. Umsetzung Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> 45<br />
JHA-Vorlage 03.07.08<br />
4. Arbeitsbericht Suchtprävention 56<br />
JHA-Vorlage 29.11.07<br />
5. Interview Präventive Jugendhilfe und Jugendschutz 65<br />
Kreisjugendr<strong>in</strong>g <strong>Nürnberg</strong>-Stadt, R<strong>in</strong>g frei Nr. 46, Nov. 08<br />
6. 4. Wettbewerb Kommunale Suchtprävention 71<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit und Drogenbeauftragte der<br />
Bundesregierung<br />
7. Materialien 77<br />
Vere<strong>in</strong>barung gegen den Alkoholmissbrauch <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken<br />
Rundbrief an alle Tankstellen im Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong><br />
Muster-Hausordnung bei öffentlichen Veranstaltungen<br />
Flyer „Jugendliche und Alkohol“<br />
Flyer „Jugendliche und Führersche<strong>in</strong>“<br />
Broschüre „Von der Party <strong>in</strong> die Notaufnahme – e<strong>in</strong> Ratgeber für Eltern“<br />
3
<strong>Alkoholprävention</strong><br />
Jugendamt <strong>Nürnberg</strong><br />
Maßnahmen und Angebote zur <strong>Alkoholprävention</strong> im Rahmen des K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutzes und der Suchtprävention müssen folgende Ausgangssituation<br />
berücksichtigen:<br />
• Alkohol ist e<strong>in</strong> gesellschaftlich weitgehend akzeptiertes Suchtmittel<br />
• Alkoholkonsum ist „gesellschaftsfähig“<br />
• Verkauf und Konsum von Alkohol s<strong>in</strong>d (mit Ausnahmen der E<strong>in</strong>schränkungen nach dem<br />
Jugendschutzgesetz) aus juristischer Sicht legal<br />
• Alkohol ist e<strong>in</strong> bedeutender Wirtschaftsfaktor<br />
• Alkohol war, ist und bleibt vor diesem H<strong>in</strong>tergrund Suchtmittel Nr. 1 bei<br />
Jugendlichen und Erwachsenen mit gravierenden Risiken der Selbst- und<br />
Fremdgefährdung.<br />
Stadt <strong>Nürnberg</strong><br />
<strong>Nürnberg</strong> ist mit 500.000 E<strong>in</strong>wohnern das Wirtschafts- und Dienstleistungszentrum<br />
Nordbayerns und Mittelpunkt der Metropolregion <strong>Nürnberg</strong>, <strong>in</strong> der ca. 2,5 Millionen<br />
Menschen leben.<br />
Der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung liegt bei 17,4 %. Türkische Staatsangehörige<br />
bilden dabei die größte Nationalitätengruppe.<br />
Der Anteil deutschstämmiger (Spät-) Aussiedler, die seit 1990 nach <strong>Nürnberg</strong> zogen, liegt<br />
(<strong>in</strong>klusive der hier geborenen K<strong>in</strong>der) bei ca. 15 %.<br />
Wirtschaftlich hat sich <strong>Nürnberg</strong> seit den 70er Jahren von e<strong>in</strong>er „Industriestadt“ immer<br />
stärker zu e<strong>in</strong>em Dienstleistungszentrum mit hohen Zuwachsraten bei den Angeboten der<br />
Beratung, Planung, sowie Markt- und Verbraucherforschung entwickelt. Diese Entwicklung<br />
war jedoch auch mit Brüchen und dem Wegfall von Arbeitsplätzen <strong>in</strong> klassischen<br />
Industriezweigen wie der Automatisierungs- und Fertigungstechnik sowie der<br />
Unterhaltungselektronik verbunden. Aktuell liegt die Arbeitslosenquote <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> bei 8,5 %<br />
(22.000 Arbeitslose) und entspricht damit etwa dem Durchschnittswert vergleichbarer<br />
Großstädte.<br />
In <strong>Nürnberg</strong> leben 67.000 K<strong>in</strong>der und Jugendliche bis 18 Jahren.<br />
Soziale Infrastrukturangebote für diese Altersgruppe umfassen unter anderem 270 Spiel-<br />
und Aktionsflächen für K<strong>in</strong>der und Jugendliche sowie 40 (überwiegend stadtteilorientierte)<br />
E<strong>in</strong>richtungen der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit wie Aktivspielplätze, K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser,<br />
sowie Jugendtreffs <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Streetwork.<br />
Alkoholkonsum von Jugendlichen – Situation <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />
Seit ca. 5–6 Jahren treten zunehmend problematische Konsummuster bei Jugendlichen auf:<br />
Dies s<strong>in</strong>d die drei „K“ – Komasaufen, Kampftr<strong>in</strong>ken, Kofferraumsaufen.<br />
Letzteres me<strong>in</strong>t die Mitnahme von massenhaft Billiggetränken <strong>in</strong> Pkws und deren Konsum<br />
auf Parkplätzen vor Kneipen- und Diskobesuchen („vorglühen“) und während dieser<br />
Besuche. Verschiedene Diskotheken <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> (fast ausschließlich mit Publikum ab 18<br />
Jahren) veranstalteten seit 2005 verstärkt sogenannte Billigpartys („50-Cent- bzw. 1-Euro-<br />
Partys“, jeweils Preis für e<strong>in</strong> alkoholisches Getränk).<br />
Riskanter Alkoholkonsum tritt grundsätzlich <strong>in</strong> allen Bevölkerungs- und Bildungsschichten<br />
und <strong>in</strong> allen sozialen Milieus auf. In der örtlichen Jugendszene ist e<strong>in</strong>e überdurchschnittliche<br />
Ausprägung <strong>in</strong> den sogenannten unteren sozialen Milieus festzustellen. Problematische<br />
Alkoholkonsummuster treten jedoch nicht nur im Bereich des jugendlichen „Prekariats“ auf!<br />
Dies zeigen diverse Alkoholexzesse <strong>in</strong> den letzten Jahren z.B. bei Fasch<strong>in</strong>gspartys von<br />
Gymnasien oder im Umfeld des Nightskates.<br />
4
Geschlechtsspezifische Situation<br />
Bei der Frage nach geschlechtsspezifischen Ausprägungen gehen sofort die Schubladen<br />
auf: Jungs spielen sich <strong>in</strong> ihrer Clique auf, saufen <strong>in</strong> Massen Alkohol, zerlegen Parkbänke<br />
und hauen sich aufs Maul. Mädchen dagegen sitzen – vielleicht noch mit ihrer besten<br />
Freund<strong>in</strong> – zu Hause, schmeißen bei Problemen Tabletten e<strong>in</strong> und „ritzen“. Fakt ist, dass die<br />
weiterh<strong>in</strong> vorherrschenden Geschlechterrollen männliches und weibliches Verhalten sehr<br />
stark prägen, auch im Kontext Suchtprobleme, Alkohol-/Drogenkonsummuster,<br />
Mediennutzung, Konfliktlösungsverhalten, Aggression und Auto-Aggression sowie<br />
Gewaltbereitschaft, wobei der letzte Aspekt sich nicht nur auf physische Gewalt, sondern<br />
auch auf verschiedene Formen der psychischen Gewalt bezieht.<br />
Geschlechtsrollenstereotype als quasi absolute Wahrheiten entsprechen jedoch nicht<br />
unseren Praxiserfahrungen, e<strong>in</strong>e zunehmende Differenzierung sowie e<strong>in</strong> genauer Blick auf<br />
mögliche Ursachen, Motive, subjektive Deutungen und Bedeutungen und mögliche „Erfolge“<br />
des Handelns s<strong>in</strong>d notwendig. So ist natürlich Ausübung körperlicher Gewalt weiterh<strong>in</strong> sehr<br />
eng mit wie auch immer verstandenen Männlichkeitsbildern zu sehen. Allerd<strong>in</strong>gs beträgt hier<br />
– wie auch bei riskantem Alkoholkonsum – das Verhältnis Jungs – Mädchen 2:1 und eben<br />
nicht wie vielfach behauptet 9:1.<br />
„Cultural Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“<br />
Kultur, Ethnie, Nationalität und Religion s<strong>in</strong>d (mögliche) E<strong>in</strong>flussfaktoren auf Alkohol-/<br />
Drogenkonsum. Nach den Erfahrungen der örtlichen Jugendarbeit und des Jugendschutzes<br />
tr<strong>in</strong>ken im statistischen Durchschnitt deutsche Jugendliche <strong>in</strong> der Altersgruppe von 14 bis 17<br />
Jahren mehr Alkohol als „nichtdeutsche“ Jugendliche.<br />
Türkische und andere muslimische Jugendliche tragen dazu durch ihren <strong>in</strong>sgesamt deutlich<br />
ger<strong>in</strong>geren Konsum bei. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es auch bei diesen Jugendlichen (seltenere)<br />
Ausreißer <strong>in</strong> Richtung riskanten Alkoholkonsum. Der Bereich illegale Drogen stellt sich<br />
übrigens anders dar und müsste sehr differenziert betrachtet werden. Ohne gängige<br />
Vorurteile bedienen zu wollen, zeigt die Praxiserfahrung, dass im Kontext<br />
„Migrationsh<strong>in</strong>tergrund“ Aussiedlerjugendliche im statistischen Schnitt überdurchschnittliche<br />
Werte im Bereich Alkoholkonsum, sowohl quantitativ als qualitativ, zeigen.<br />
Alkoholkonsum und Gewaltkrim<strong>in</strong>alität<br />
Zum Thema Gewaltkrim<strong>in</strong>alität und Alkohole<strong>in</strong>fluss weist die Polizeiliche Krim<strong>in</strong>alstatistik<br />
2008 für das Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong> folgende Zahlen auf: Bei den Körperverletzungsdelikten<br />
waren 467 (2007: 429), d.h. 35,7 % (2007: 34,3 %) von <strong>in</strong>sgesamt 1308 (2007: 1250)<br />
jugendlichen Tatverdächtigen zur Tatzeit alkoholisiert. Die Gruppe der Heranwachsenden<br />
(18- bis 20-Jährige) weist noch höhere Anteile an alkoholisierten Tatverdächtigen auf:<br />
60,5 % im Jahr 2008 (2007: 55,2 %)<br />
Alkohol<strong>in</strong>toxikation:<br />
Es liegen zurzeit noch ke<strong>in</strong>e gesicherten Zahlen für den Bereich der unter 18-Jährigen vor.<br />
Nach Rücksprache mit den <strong>Nürnberg</strong>er Kl<strong>in</strong>iken gehen wir davon aus, dass die Fallzahl pro<br />
Jahr bei etwa 250 liegt (darunter dürften auch e<strong>in</strong>ige mehrfachauffällige Jugendliche se<strong>in</strong>).<br />
Nach den bisherigen Erkenntnissen bilden diese Jugendlichen die Sozialstruktur <strong>Nürnberg</strong>s<br />
fast „repräsentativ“ ab. Der Anteil der Privatkrankenversicherten sche<strong>in</strong>t eher<br />
überdurchschnittlich hoch zu se<strong>in</strong>.<br />
Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass das Dunkelfeld nach den Erfahrungen der Jugendhilfe<br />
sehr hoch ist. Dort wo das Wissen um gesundheitliche Risiken ger<strong>in</strong>ger ausgeprägt ist und<br />
e<strong>in</strong> „Suff“ <strong>in</strong> der Peergroup imagefördernd ist, ist sicherlich die Bereitschaft e<strong>in</strong>en Sanitäter<br />
anzufordern eher ger<strong>in</strong>g ausgeprägt. Es wird eher zu rabiaten und rustikalen<br />
Ausnüchterungsmethoden gegriffen, bevor ärztliche Hilfe <strong>in</strong> Anspruch genommen wird.<br />
Wo wird getrunken?<br />
Grundsätzlich können – nicht ganz trennscharf – drei Bereiche benannt werden:<br />
1. Privater Bereich<br />
5
2. Öffentlicher Raum<br />
3. Diskotheken, Gaststätten, Veranstaltungen (von „Rock im Park“ über Kirchweihen bis h<strong>in</strong><br />
zu Vere<strong>in</strong>sfesten)<br />
Der private Bereich ist sicher quantitativ die Nummer 1 der Alkoholkonsumorte, für<br />
Jugendhilfe jedoch nur bed<strong>in</strong>gt zugänglich! Allerd<strong>in</strong>gs bestehen zu vielen Konsumenten über<br />
Schule und Regelangebote der Jugendhilfe persönliche Zugänge. Im Bereich des<br />
öffentlichen Raumes und im Veranstaltungssektor bestehen Kontakte z.B. über aufsuchende<br />
Arbeit (Streetwork).<br />
Alkoholkonsum im öffentlichen Raum<br />
Alkoholkonsum von Jugendlichen im öffentlichen bzw. im öffentlich zugänglichen Raum ist<br />
und bleibt nach den Erfahrungen der Jugendhilfe, <strong>in</strong>sbesondere der Arbeitsfelder Streetwork<br />
und Jugendschutz, e<strong>in</strong> Thema. Orte und (Jugend-) Szenen wechseln, die Problematik<br />
bewegt sich jedoch <strong>in</strong> etwa auf dem Level der Vorjahre.<br />
Unter dem Blickw<strong>in</strong>kel Ordnungswidrigkeiten stellt sich die Situation folgendermaßen dar:<br />
2008 wurden <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> 1351 (2007: 1728) Fälle des Alkoholgenusses außerhalb<br />
genehmigter Freiflächen und damit Verstöße gegen das Bayerische Straßen- und<br />
Wegegesetz (BayStrWG) festgestellt. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr e<strong>in</strong> Rückgang von<br />
ca. 20 %.<br />
2007 ergab sich im Vergleich zum Vorjahr noch e<strong>in</strong>e Zunahme von ca. 19 %.<br />
Diese Zahlen beziehen sich allerd<strong>in</strong>gs jeweils auf Jugendliche und Erwachsene. Es handelt<br />
sich überwiegend um Anzeigen an „stadtbekannten Stellen im Straßenraum“. Nur 19 Fälle,<br />
d.h. 1,4 % (2007: 14 Fälle d.h. 0,8 %) wurden <strong>in</strong> Grünanlagen festgestellt (Quelle: Stadt<br />
<strong>Nürnberg</strong>, Rechtsamt – Jahresergebnisse der Zentralen Bußgeldstelle 2007 und 2008).<br />
Verstöße gegen das Gaststättengesetz (<strong>in</strong>sbesondere Ausschank alkoholischer Getränke an<br />
Betrunkene) belaufen sich 2008 auf 50 Fälle (2007: 23).<br />
Arbeitsschwerpunkte und Adressaten<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz und Suchtprävention sprechen beim Arbeitsschwerpunkt<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> im Wesentlichen vier Adressatengruppen an:<br />
- K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
- Eltern und Erziehungsberechtigte<br />
- auf der Multiplikatorenebene Fachkräfte aus Jugendhilfe und Schule<br />
- Gewerbetreibende und Veranstalter<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche s<strong>in</strong>d mittelbar über die bisher genannten Adressatengruppen und<br />
unmittelbar im direktem Kontakt die wichtigste Zielgruppe des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes<br />
und der Suchtprävention.<br />
Information, Beratung, Freizeitangebote, Projekte und Veranstaltungen s<strong>in</strong>d die<br />
Kernangebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche. Wichtig s<strong>in</strong>d die Orientierung an der realen<br />
Lebenswelt der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen sowie im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er nachhaltigen Wirkung<br />
Kont<strong>in</strong>uität und E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> die Alltagsarbeit, wie z.B. <strong>in</strong> die stadtteilbezogenen Angebote<br />
der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit, <strong>in</strong> die Jugendsozialarbeit an Schulen und <strong>in</strong> die Arbeit<br />
von K<strong>in</strong>derhorten und Schülertreffs.<br />
Jugendliche und junge Erwachsene aus dem E<strong>in</strong>zugsgebiet <strong>Nürnberg</strong>s, die <strong>in</strong> der Regel nur<br />
am Wochenende bestimmte Diskotheken und Kneipen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> besuchen, s<strong>in</strong>d über das<br />
örtliche Regelangebot der Jugendhilfe natürlich nur sehr e<strong>in</strong>geschränkt erreichbar und <strong>in</strong><br />
ihrem Verhalten kaum bee<strong>in</strong>flussbar.<br />
Eltern und andere Erziehungsberechtigte sollen nach den Vorschriften des<br />
Sozialgesetzbuches VIII befähigt werden, K<strong>in</strong>der und Jugendliche vor gefährdenden<br />
E<strong>in</strong>flüssen zu schützen. Erziehungsverantwortung und Verbesserung von<br />
Erziehungskompetenz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem fachlichen Kontext die entscheidenden Aspekte.<br />
Information und (Erziehungs-) Beratung stehen daher im Mittelpunkt.<br />
6
Der „Erstkontakt“ zu Alkohol f<strong>in</strong>det bei K<strong>in</strong>dern überwiegend <strong>in</strong> der Familie oder im familiären<br />
Umfeld statt. Die Grundlagen für den Umgang mit Alkohol werden im K<strong>in</strong>desalter gelegt.<br />
Deshalb kommt der Zielgruppe der Eltern e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung zu.<br />
Bei Multiplikatoren und Fachkräften aus Jugendhilfe und Schule stehen Informationen,<br />
Beratung, Schulung, Fortbildung, Qualifizierung und die Erarbeitung von<br />
Informationsmaterialien und Flyern im Mittelpunkt der suchtpräventiven Arbeit und des<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes.<br />
Fachliche Beratung, Unterstützung und Information zu Fragen des K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutzes bilden die Basis für die Arbeit mit Gewerbetreibenden und Veranstaltern.<br />
Auch <strong>in</strong> diesem Feld spielen präventive Aspekte e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle:<br />
So ersche<strong>in</strong>t z.B. e<strong>in</strong>e Mitwirkung des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes bei der Ausbildung von<br />
Gastwirten im H<strong>in</strong>blick auf den Stellenwert der Jugendschutzbestimmungen s<strong>in</strong>nvoll.<br />
Daneben spielt <strong>in</strong> diesem Bereich die Kontrolle und Überwachung der Vorschriften des<br />
Jugendschutzrechtes e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle.<br />
Grundsätzlich gilt für diesen Adressatenkreis:<br />
Jugendschutzrechtliche Bestimmungen s<strong>in</strong>d dazu da, um e<strong>in</strong>gehalten zu werden.<br />
Dies gilt auch für die e<strong>in</strong>schlägigen Bestimmungen des Gaststätten- und<br />
Ladenschlussgesetzes, Letzteres <strong>in</strong>sbesondere im H<strong>in</strong>blick auf Alkoholverkauf an<br />
Tankstellen (Stichwort „Reisebedarf“).<br />
Bei Verstößen gegen die Jugendschutzbestimmungen werden <strong>in</strong> Abstimmung mit<br />
Ordnungsamt, Rechtsamt und Polizei die gesetzlichen Möglichkeiten ausgeschöpft. Dies<br />
kann Auflagen umfassen wie z.B. Zutrittsverbot für unter 18-Jährige, Erhöhung von<br />
Bußgeldern bei Ordnungswidrigkeiten sowie Prüfung der Zuverlässigkeit von z.B. Gastwirten<br />
und Diskotheken-Betreibern.<br />
Über diesen genannten Kreis h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d Veranstalter von Volksfesten, Kirchweihen und<br />
Vere<strong>in</strong>sfesten wichtige Ansprechpartner, die ebenfalls <strong>in</strong> der Verantwortung stehen,<br />
Jugendschutzbestimmungen e<strong>in</strong>zuhalten. E<strong>in</strong>e fachliche Beratung durch den K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutz ist auch im S<strong>in</strong>ne der Bürgerämter der Stadt <strong>Nürnberg</strong>, <strong>in</strong> deren Bereich die<br />
o.a. Veranstaltungen e<strong>in</strong>e große Rolle spielen.<br />
Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> des Jugendamtes <strong>Nürnberg</strong><br />
Aufgrund der aktuellen Entwicklungen und des zunehmend problematischeren<br />
Alkoholkonsumverhaltens von Jugendlichen hat das Jugendamt der Stadt <strong>Nürnberg</strong> dem<br />
zuständigen Gremium Jugendhilfeausschuss am 03.05.2007 e<strong>in</strong> Arbeitsprogramm<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> 2007 und Folgejahre zur Beschlussfassung vorgelegt.<br />
Diese Vorlage enthält e<strong>in</strong>e systematische Beschreibung der Angebote und Maßnahmen des<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes sowie der Suchtprävention. Neben der Vorstellung bereits<br />
laufender Angebote wird auf die Planung neuer Angebote und Maßnahmen sowie die dafür<br />
notwendigen Ressourcen e<strong>in</strong>gegangen.<br />
Ziel dieser Ausschussvorlage war es, <strong>Alkoholprävention</strong> strukturell und langfristig als<br />
Arbeitsschwerpunkt im Rahmen der Suchtprävention und des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes<br />
zu verankern, die politische Zustimmung für das Arbeitsprogramm zu erhalten und den<br />
Ausbau der <strong>Alkoholprävention</strong> mit der entsprechenden Mittelausstattung zu ermöglichen.<br />
Ausführlich beschrieben wurden Angebote, Maßnahmen und Arbeitsschwerpunkte der<br />
Suchtprävention und des erzieherischen sowie ordnungsrechtlichen K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutzes.<br />
Der Jugendhilfeausschuss beschloss die Umsetzung des Arbeitsprogramms, die<br />
Aufstockung der Sachmittel für <strong>Alkoholprävention</strong> (im Jahr 2008 e<strong>in</strong>malig 50.000 , ab 2009<br />
jährlich fortlaufend 25.000 ) sowie die Schaffung e<strong>in</strong>er zusätzlichen Planstelle für den<br />
erzieherischen K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz. Arbeitsschwerpunkte dieser Planstelle s<strong>in</strong>d zu<br />
jeweils 50 % <strong>Alkoholprävention</strong> und Jugendmedienschutz (Vorlage Arbeitsprogramm<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> im Jugendhilfeausschuss 03.05.2007, siehe S. 20).<br />
Die Besetzung o.a. Planstelle erfolgte zum 01.05.2008.<br />
7
Das Jugendamt <strong>Nürnberg</strong> berichtete dem Jugendhilfeausschuss am 03.07.2008 über die<br />
Umsetzung und weitere Planung des Arbeitsprogramms <strong>Alkoholprävention</strong> (Vorlage<br />
Umsetzung Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> im Jugendhilfeausschuss 03.07.2008, siehe<br />
Seite 41).<br />
Das Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> wurde auf der Grundlage der beiden<br />
Ausschussvorlagen weiterentwickelt und fortgeschrieben.<br />
Neue Arbeitsschwerpunkte und Projekte kamen h<strong>in</strong>zu.<br />
Drei E<strong>in</strong>zelprojekte bzw. Projektschwerpunkte s<strong>in</strong>d im Anhang beschrieben:<br />
1. HipHop-Musical „Alkorapical“<br />
2. „Auf euer Wohl“ – die Katertüte (Streetworkprojekt)<br />
3. Ordnungsrechtlicher K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />
Angebote und Projekte im Rahmen der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />
E<strong>in</strong>en besonders hohen Stellenwert <strong>in</strong>nerhalb der <strong>Alkoholprävention</strong> haben Angebote im<br />
Rahmen der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit. <strong>Alkoholprävention</strong> ist <strong>in</strong> den 11 Jugendtreffs<br />
und 15 K<strong>in</strong>der- und Jugendhäusern des Jugendamtes für 2008 und die Folgejahre e<strong>in</strong><br />
zentraler Arbeitsschwerpunkt. Insgesamt werden <strong>in</strong>zwischen 13 Angebote und Projekte von<br />
der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe fachlich begleitet und aus Mitteln der<br />
Suchtprävention bezuschusst. Diese Angebote s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Alltagsarbeit <strong>in</strong>tegriert und<br />
längerfristig angelegt. Bei den Zielgruppen handelt es sich überwiegend um Jugendliche im<br />
Alter von 12 bis 20 Jahren, die aus verschiedenen Motiven Alkohol konsumieren und deren<br />
Konsum von Experimentieren, Ausprobieren bis h<strong>in</strong> zu riskanten Tr<strong>in</strong>kmustern reicht. Das<br />
<strong>in</strong>formelle System von Jugendlichen, d.h. Peergroups, Cliquen und jugendkulturelle Szenen,<br />
ist mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />
Öffentlichkeitsarbeit – Kampagne „NA TOLL!“ (Infoscreen)<br />
„NA TOLL!“ ist e<strong>in</strong>e Öffentlichkeitsaktion im Rahmen der <strong>Alkoholprävention</strong> und nutzt die 15<br />
digitalen Großbildflächen <strong>in</strong> zentralen U-Bahn-Stationen sowie <strong>in</strong> den Bahnhöfen <strong>Nürnberg</strong><br />
und Fürth. Im Zeitraum von April 2008 bis Januar 2009 wurden sieben verschiedene Motive<br />
jeweils 10 Tage lang e<strong>in</strong>geblendet. Diese Motive orientieren sich an saisonalen<br />
„Höhepunkten“, an denen erfahrungsgemäß Alkoholkonsum von Jugendlichen besonders<br />
stark ausgeprägt ist, wie z.B. die Veranstaltung „Rock im Park“, Fußballeuropameisterschaft,<br />
Eröffnung der Freiluftsaison im Frühl<strong>in</strong>g, Herbstvolksfest, Schulabschlussfeiern, Silvester<br />
und Auftakt der Fasch<strong>in</strong>gssaison.<br />
Zwischenresümee<br />
Das Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> deckt mit se<strong>in</strong>en Maßnahmen und Angeboten e<strong>in</strong><br />
breites Spektrum ab: von ordnungsrechtlichem Jugendschutz über Angebote der<br />
Suchtprävention, Freizeit- und Beratungsangebote für alkoholkonsumierende Jugendliche<br />
bis h<strong>in</strong> zur Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Das Arbeitsprogramm erreicht alle für die Aufgabenstellung relevanten Zielgruppen:<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche, Eltern, Fachkräfte aus Jugendhilfe und Schule, <strong>in</strong>stitutionelle<br />
Kooperationspartner, Multiplikatoren, Gewerbetreibende und Veranstalter sowie die<br />
Öffentlichkeit.<br />
Das Gesamtpaket <strong>Alkoholprävention</strong> zeigt auf verschiedenen Ebenen bereits Wirkung:<br />
Restriktive Maßnahmen wie z.B. Bußgelderhöhung und verstärkte Jugendschutzkontrollen<br />
führen zu e<strong>in</strong>er gewissen (teilweise erzwungenen) E<strong>in</strong>sichtsfähigkeit von Anbietern,<br />
Gewerbetreibenden und Veranstaltern bezogen auf ihre Alkoholverkaufspolitik. Dies zeigt<br />
sich <strong>in</strong>sbesondere bei Veranstaltern und Wirten von Kirchweihen, Volksfesten und ähnlichen<br />
Veranstaltungen sowie bei Pächtern oder Besitzern von Tankstellen.<br />
E<strong>in</strong>richtungen der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit (K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser,<br />
Jugendtreffs) arbeiten <strong>in</strong>tensiv mit den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen (auch und gerade mit<br />
suchtmittelkonsumierenden K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen) an dieser Thematik.<br />
8
Informationsmaterialien zum Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen werden verstärkt<br />
nachgefragt von Eltern, Fachkräften aus Jugendhilfe und Schule und Kooperationspartnern.<br />
Das Problem Alkoholkonsum wird nach E<strong>in</strong>schätzung des Jugendamtes <strong>Nürnberg</strong> <strong>in</strong> der<br />
Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen und ernsthafter diskutiert.<br />
Die <strong>in</strong>stitutionelle Zusammenarbeit mit Polizei, Ordnungsamt sowie Institutionen und<br />
E<strong>in</strong>richtungen der Jugend- und Suchthilfe verläuft weiterh<strong>in</strong> sehr konstruktiv.<br />
Das <strong>Nürnberg</strong>er Forum der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit (bundesweite Fachtagung) beschäftigt<br />
sich 2009 mit dem Thema <strong>Alkoholprävention</strong>: „Jugendliche am Absaufen – Jugendhilfe am<br />
Abtauchen?... und es gibt sie doch: <strong>Alkoholprävention</strong>“. Term<strong>in</strong>: 23.-25.09.2009.<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> ist auf der Ebene der örtlichen Jugendhilfeplanung und auf der Praxis-<br />
bzw. Umsetzungsebene <strong>in</strong> den Bereichen Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe sowie (Offene)<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit auch für die Folgejahre <strong>in</strong>haltlich konzeptionell fest verankert,<br />
f<strong>in</strong>anziell langfristig gesichert und auf Nachhaltigkeit angelegt.<br />
Projektbeschreibungen<br />
1. HipHop-Musical „Alkorapical“<br />
Das Projekt „Alkorapical“ ist e<strong>in</strong> Schwerpunkt des Arbeitsprogramms <strong>Alkoholprävention</strong> des<br />
Jugendamtes <strong>Nürnberg</strong> und wird f<strong>in</strong>anziell von der Präventiven K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendhilfe/Suchtprävention gefördert.<br />
„Alkorapical“: e<strong>in</strong> Rap- und HipHop-Musical wurde von Jugendlichen für Jugendliche<br />
produziert.<br />
„Alkorapical“ ist e<strong>in</strong> stadtteilübergreifendes Projekt zur <strong>Alkoholprävention</strong> mit<br />
unterschiedlichen Bauste<strong>in</strong>en.<br />
Beteiligte Stadtteile und E<strong>in</strong>richtungen der Offenen Jugendarbeit:<br />
Johannis: Straßensozialarbeit und Jugendtreff Johannis stellt die Autorengruppe.<br />
Gostenhof: K<strong>in</strong>der- und Jugendhaus „GOST“ ist zuständig für Licht- und Tontechnik.<br />
Ste<strong>in</strong>bühl: Jugendtreff „Schlossäcker“ erbr<strong>in</strong>gt folgende Leistungen: Schauspiel,<br />
Dramaturgie, Choreografie, Gesang und Gestaltung und Pflege e<strong>in</strong>er Homepage, Maske,<br />
Bühnenhelfer und Dokumentation.<br />
Zielgruppe und Akteure s<strong>in</strong>d überwiegend Jugendliche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (Italien,<br />
Türkei, Deutschland, Ex-Jugoslawien, Russland, Roma, Rumänien, Polen, Spanien, Kenia<br />
und Griechenland) im E<strong>in</strong>zugsbereich der Jugendtreffs und K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser im<br />
Alter von 12 bis 25 Jahren.<br />
Sie stammen häufig aus sozial benachteiligten Verhältnissen, erleben häufig Konflikte <strong>in</strong> der<br />
Familie, haben Vorerfahrungen mit Alkohol-/Drogenkonsum, Aggression und Gewalt (häufig<br />
aus Opfer- und Täterperspektive) und s<strong>in</strong>d ohne nachhaltige Perspektive auf e<strong>in</strong>en<br />
qualifizierten Schulabschluss und festen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. Aufgrund ihres<br />
sozialen Status, der unzureichend zur Verfügung stehenden f<strong>in</strong>anziellen Mittel und nicht<br />
gel<strong>in</strong>gender sozialer und beruflicher Integration, haben viele nur ger<strong>in</strong>ge Möglichkeiten, sich<br />
und ihre Fähigkeiten auszuprobieren, zu erweitern oder sich positiv zu präsentieren.<br />
Ziele des Projektes<br />
Die Entwicklung von Schlüsselqualifizierungen und <strong>in</strong>dividuellen Fähigkeiten soll durch<br />
kreatives Arbeiten mit Musik, Text, Tanz, Gesang und Schauspiel gefördert werden. Der<br />
Umgang mit den neuen Medien und der Veranstaltungstechnik soll erlernt und vertieft<br />
werden. Durch geme<strong>in</strong>sames Planen, Organisieren und Durchführen e<strong>in</strong>es eigenen<br />
Highlights und Events entsteht e<strong>in</strong>e positive Selbst- und Außendarstellung. In dem Projekt<br />
wurden positive Gefühle, reale Erfahrungen und Erfolgserlebnisse vermittelt.<br />
9
Mit der aktiven Teilnahme an der Gestaltung werden <strong>in</strong>dividuelle Handlungskompetenzen<br />
gestärkt oder geweckt. Mädchen und Jungen wurden gleichermaßen angesprochen und<br />
br<strong>in</strong>gen sich mit ihren Fähigkeiten und Interessen e<strong>in</strong> oder entdecken diese neu bei sich.<br />
Die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der eigenen Situation erfolgt <strong>in</strong> jugendeigener Sprache und mit<br />
jugendeigenen Mitteln. Mit unterschiedlichen kreativen Methoden (Recherchen,<br />
Autorengruppe, Tanz, Schauspielerei, Veranstaltungstechnik etc.) bearbeiten die<br />
Jugendlichen ihre Themen wie eigene Zukunft, Schul- und Arbeitswelt, Alkohol/Drogen und<br />
Gewalt.<br />
Durch die Projektarbeit erweisen sie sich als zuverlässig, ausdauernd und beständig. Sie<br />
schätzen die Zusatzqualifikationen und erkennen, dass sie ihnen zur Orientierung und<br />
Unterstützung <strong>in</strong> ihrem zukünftigen Arbeitsleben dienen können.<br />
Das Projekt wurde von Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen der Jugende<strong>in</strong>richtungen und externen Fachkräften<br />
aus den Bereichen Choreografie, Künstlerische Leitung, Ton und Technik angeleitet.<br />
Projektentwicklung und Projektverlauf s<strong>in</strong>d auf der Internetseite www.alkorapical.de<br />
ausführlich dokumentiert.<br />
An dieser Stelle erfolgt deshalb nur e<strong>in</strong>e stichpunktartige Auflistung:<br />
• Besuch der Ausstellung „NA TOLL!“ (<strong>Alkoholprävention</strong>) im Januar 2008<br />
• Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den Fakten zu Alkohol und Prävention<br />
• Besuch e<strong>in</strong>es Musicals „The Streets of Wedd<strong>in</strong>g“, produziert von Schülern aus Berl<strong>in</strong><br />
• Besuch diverser Tanzfilme im K<strong>in</strong>o<br />
• Gesundheitstage mit der Tanzgruppe (Wellness- und Fitnesstage)<br />
• Aufbau und Begleitung e<strong>in</strong>er Autorengruppe zur Erstellung der Rahmenhandlung<br />
• Bauste<strong>in</strong>e des Musicals ausgearbeitet mit den Jugendlichen (Schauspiel, Choreografie,<br />
Gesang, Musik, Bild, Ton, Technik, Schauspiel und Dramaturgie)<br />
• Dokumentationsgruppe: Aufbau und Gestaltung der Internetseite (www.alkorapical.de)<br />
• Fotoshoot<strong>in</strong>g<br />
• Öffentlichkeitsarbeit: Programmhefte, Flyer, Poster<br />
• Gesangstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
• Aufbau e<strong>in</strong>er Technikgruppe<br />
• Workshops für die Technikgruppe <strong>in</strong> Kooperation mit der Musikzentrale<br />
• Generalprobe im Oktober 2008 mit komplettem technischem Equipment (Headsets,<br />
Sche<strong>in</strong>werfer, Tontechnik), Maske und Bühnenhelfern<br />
• Freistellung von den Schulen für die Protagonisten zum Auftritt am 22.11.2008<br />
• Auftritte:<br />
o Juni 2008: Streetsoccer Cup (mit kle<strong>in</strong>en Ausschnitten)<br />
o Juli 2008: Südstadtfest (mit kle<strong>in</strong>en Ausschnitten)<br />
o Oktober 2008: Arena im C<strong>in</strong>ecittà: öffentliche Premiere<br />
o November 2008: Gesundheitstag für <strong>Nürnberg</strong>er Schulen der 8.-10. Klassen<br />
• Geplante Auftritte:<br />
o Erstes Quartal 2009: Zentrale Veranstaltung offen für alle Jugendlichen im<br />
Stadtgebiet<br />
o Juni 2009: Nationale Aktionswoche Alkohol: „Alkohol? Kenn de<strong>in</strong> Limit“<br />
o September 2009: <strong>Nürnberg</strong>er Forum der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit:<br />
bundesweite Fachtagung zum Thema <strong>Alkoholprävention</strong><br />
10
Folgende Ziele wurden bisher erreicht:<br />
Durch das von den Jugendlichen produzierte Musical<br />
• entstand e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>andersetzung der beteiligten Jugendlichen mit dem Thema<br />
Alkohol <strong>in</strong> jugendeigener Sprache, mit jugendeigenen Mitteln. Jungen und Mädchen<br />
beschäftigen sich über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum mit dem Thema Alkohol<br />
• wurden Gleichaltrige erreicht<br />
• entstand e<strong>in</strong>e positive Außendarstellung von sonst eher negativ bewerteten<br />
Jugendlichen <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />
• wurden Gesundheit und Körperbewusstse<strong>in</strong> gefördert und e<strong>in</strong> bewusster Umgang mit<br />
Alkohol erlernt<br />
• wurden die Gedanken von Jugendlichen ernst genommen und diesen die Erfahrung<br />
vermittelt, durch Engagement etwas bewegen und zustande br<strong>in</strong>gen zu können<br />
• wurden durch die Teilhabe und Übernahme verschiedener Verantwortungsbereiche<br />
<strong>in</strong>dividuelle Handlungskompetenzen gestärkt<br />
• wurden Selbstwertgefühl und Selbstbewusstse<strong>in</strong> gefördert<br />
• wurden Mädchen und Jungen gleichermaßen angesprochen und konnten gemäß<br />
ihren Fähigkeiten und Interessen teilnehmen<br />
• wurden Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> der Gruppe gegenüber<br />
gefördert<br />
• wurden Netzwerke zu anderen Jugende<strong>in</strong>richtungen und Schulen im Stadtteil<br />
aufgebaut<br />
• wurde die Identifikationsbereitschaft mit den jeweiligen Jugende<strong>in</strong>richtungen<br />
gefördert<br />
• haben die Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen die Möglichkeit, im Jugendtreff auch <strong>in</strong>tensiv schulisch<br />
gefördert zu werden<br />
• wurden neue Schlüsselqualifikationen und <strong>in</strong>dividuelle Fähigkeiten durch kreatives<br />
Arbeiten mit Musik, Tanz, Gesang, Schauspiel und den Umgang mit neuen Medien<br />
und Veranstaltungstechnik entwickelt<br />
• Lehrer und Klassenkameraden nehmen ihre Protagonisten anders und<br />
wertschätzender wahr<br />
Weiterführung des Projektes:<br />
„Alkorapical“ – der Film: Zusammen mit der künstlerischen Leitung, Murat Basak, und e<strong>in</strong>em<br />
professionellen Mediengestalter für Bild und Ton, Nakil Shabani, wird mit drei Jugendlichen<br />
e<strong>in</strong> Kurzfilm zum Musical produziert. Die Jugendlichen werden <strong>in</strong> die Arbeit e<strong>in</strong>es<br />
Mediengestalters e<strong>in</strong>gearbeitet. Sie planen die e<strong>in</strong>zelnen Szenen und werden bei den<br />
Aufnahmen und der Nachbereitung, den Effekten und den Animationen mit e<strong>in</strong>bezogen und<br />
somit qualifiziert. Es handelt sich um Jugendliche, die ihren Berufswunsch <strong>in</strong> dieser Richtung<br />
sehen und durch die Teilnahme bereits Erfahrungen sammeln konnten.<br />
Das Ensemble des Musicals spielt se<strong>in</strong>e Rollen selbst e<strong>in</strong> und die Jugendlichen werden<br />
Akteure ihres eigenen Films se<strong>in</strong>. Der Film wird voraussichtlich im Mai 2009 fertiggestellt<br />
se<strong>in</strong>. Die Vorstellung des Filmes und der Dokumentation erfolgt <strong>in</strong> der Nationalen<br />
Aktionswoche Alkohol „Alkohol? Kenn de<strong>in</strong> Limit“ im Juni 2009 und beim <strong>Nürnberg</strong>er Forum<br />
der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit im September 2009.<br />
2. „Auf euer Wohl“ – Die Katertüte<br />
Ausgangssituation:<br />
Gostenhof ist e<strong>in</strong> zentrumsnaher Stadtteil <strong>Nürnberg</strong>s mit ca. 10.000 E<strong>in</strong>wohnern und e<strong>in</strong>em<br />
überdurchschnittlich hohen Anteil an K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen. Der Anteil der<br />
nichtdeutschen Bevölkerung beträgt 43,6 % gegenüber dem Stadtdurchschnitt von<br />
17,4 %.<br />
Der Stadtteil ist gekennzeichnet durch e<strong>in</strong>e hohe Bevölkerungs- und Wohnbebauungsdichte.<br />
Die Wohnungen liegen überwiegend <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern, größtenteils mit zehn oder<br />
11
mehr Wohnungen. Alte Bausubstanz ist vorherrschend: Knapp 60 % der Wohnhäuser<br />
wurden vor 1948 gebaut, die Hälfte davon <strong>in</strong> der Zeit vor 1918.<br />
Die Arbeitslosenquote <strong>in</strong>sgesamt und im Bereich der unter 25-Jährigen liegt doppelt so hoch<br />
wie im Stadtdurchschnitt.<br />
Im Bereich der sozialen Infrastruktur ist e<strong>in</strong> starker Fehlbedarf im Bereich von Spiel- und<br />
Aktionsflächen für K<strong>in</strong>der und Jugendliche im Stadtteil festzustellen.<br />
Alkoholkonsum von Jugendlichen im öffentlichen Raum tritt sehr häufig auf.<br />
Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wurde 2007 das Projekt Streetwork Gostenhof des Jugendamtes mit<br />
zwei Stellen gestartet. Haupte<strong>in</strong>satzgebiet ist der Bereich Gostenhof-Ost.<br />
Ziele des Projektes:<br />
Mit diesem Projekt sollen<br />
• der Alkoholkonsum mit Jugendlichen thematisiert<br />
• die Risiken erläutert<br />
• e<strong>in</strong> verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol und<br />
• das Thema „Verantwortung für sich und andere übernehmen“<br />
angesprochen werden.<br />
Projektbeschreibung:<br />
Streetwork Gostenhof-Ost sucht gezielt <strong>in</strong> den Abendstunden die <strong>in</strong>formellen Treffpunkte von<br />
Jugendlichen auf.<br />
Die Kontaktaufnahme wird mit e<strong>in</strong>em Alkoholquiz gestaltet. Angesprochen werden<br />
erwünschte und unerwünschte Wirkungen und Nebenwirkungen von Alkohol sowie<br />
(mögliche) Risiken beim Konsum von Alkohol.<br />
Jugendliche, die an dem Quiz teilnehmen, erhalten e<strong>in</strong>e „Katertüte“.<br />
Diese „Katertüte“ dient zur Schadensm<strong>in</strong>imierung und hilft den Jugendlichen im Notfall<br />
weiter.<br />
Die „Katertüte“ enthält 1 Kondom, 1 Traubenzucker, 1 Kaugummi, Nightl<strong>in</strong>er-Fahrplan,<br />
Telefonnummern der Taxizentrale, Notfallnummern der Polizei und des Krankenwagens,<br />
sowie e<strong>in</strong>e Infocard für Boys und Girls zum Thema Alkohol und e<strong>in</strong>en Alkoholselbsttest, bei<br />
dem der eigene Konsum reflektiert werden kann.<br />
Der erste Teil des Projektes hat im Jahr 2008 von April bis e<strong>in</strong>schließlich August<br />
stattgefunden.<br />
Dabei suchte Streetwork Gostenhof 300 Jugendliche aus dem Stadtteil <strong>in</strong> den Abendstunden<br />
auf und sprach sie gezielt an.<br />
3. Ordnungsrechtlicher K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />
E<strong>in</strong> wichtiger Bauste<strong>in</strong> der <strong>Alkoholprävention</strong> der Stadt <strong>Nürnberg</strong> ist der ordnungsrechtliche<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz. Neben den präventiven Maßnahmen – wie oben beschrieben –<br />
wurden auch e<strong>in</strong>e Reihe restriktiver Maßnahmen ergriffen. Es folgt e<strong>in</strong>e Kurzauswahl von<br />
Maßnahmen des ordnungsrechtlichen (gesetzlichen) K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes.<br />
Detaillierte Darstellungen s<strong>in</strong>d den beigefügten Jugendhilfeausschuss-Vorlagen vom<br />
03.05.2007 und 03.07.2008 zu entnehmen.<br />
Zusammenarbeit mit Polizei/Rechtsamt und Ordnungsamt<br />
Bei mehrmaligen Verstößen <strong>in</strong> Bezug auf Verkauf von Alkohol bzw. bei erhöhten<br />
Verdachtsmomenten werden die Gewerbetreibenden durch die Polizei und den<br />
Jugendschutzbeauftragten vor Ort angesprochen und auf die E<strong>in</strong>haltung der gesetzlichen<br />
Vorschriften h<strong>in</strong>gewiesen. Engmaschige Kontrollen wurden und werden <strong>in</strong> Absprache mit der<br />
Polizei durchgeführt. Ab dem 4. Verstoß liegt e<strong>in</strong>e Straftat wegen beharrlicher Wiederholung<br />
(evtl. aus Gew<strong>in</strong>nsucht) vor und wird von der Staatsanwaltschaft verfolgt. Bei mehrmaligen<br />
Verstößen überprüft dann das Ordnungsamt auch die Zuverlässigkeit des Betreibers und<br />
entzieht unter Umständen die Konzession. In den letzten beiden Jahren wurde dies<br />
mehrfach praktiziert. Auch bei unerlaubten Alkoholveranstaltungen (z.B. Saufen aus<br />
12
5-l-Eimern) schreitet das Ordnungsamt <strong>in</strong> Zusammenspiel mit dem Jugendamt gezielt<br />
e<strong>in</strong> und verbietet solche Events nach dem Gaststättengesetz. In e<strong>in</strong>em Fall wurde e<strong>in</strong>e<br />
Diskothek geschlossen, weil aufgrund von Saufpartys die Strafdelikte im Umfeld der<br />
Diskothek enorm gestiegen waren. Die Schließung wurde zwischenzeitlich auch vom<br />
Obersten Bayerischen Verwaltungsgericht <strong>in</strong> zweiter Instanz als rechtmäßig bestätigt.<br />
Diese Zusammenarbeit zwischen Rechtsamt, Ordnungsamt, Jugendamt und Polizei ist<br />
e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung für erfolgreiches Handeln im restriktiven Bereich und verläuft<br />
seit Jahren <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> äußerst positiv.<br />
Erhöhung des Ordnungswidrigkeiten-Bußgeldes<br />
E<strong>in</strong>e Ordnungswidrigkeit begehen nicht die konsumierenden K<strong>in</strong>der und Jugendlichen,<br />
sondern immer die Erwachsenen/Verkäufer. Der Strafrahmen bei Verstößen gegen die<br />
Vorschriften des Jugendschutzgesetzes wurde nahezu verdreifacht. Viele Veranstalter<br />
missachteten das Verbot der Alkoholabgabe an M<strong>in</strong>derjährige. Insbesondere bei den<br />
Saufpartys wurden die Besucher animiert, Alkoholika zu konsumieren. Offensichtlich war das<br />
ursprünglich ger<strong>in</strong>ge Bußgeld <strong>in</strong> Höhe von 100 (Regelsatz pro Jugendlichen und Verstoß)<br />
ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>derungsgrund. Das Jugendamt und das Rechtsamt haben deshalb vere<strong>in</strong>bart die<br />
Bußgeldsätze zu erhöhen, sie orientieren sich an den Empfehlungen des Bayerischen<br />
Landesjugendamtes und bewegen sich z.B. bei verbotenem Alkoholverkauf an M<strong>in</strong>derjährige<br />
zwischen 500 und 4000 (je nach Alter des Konsumenten, Art und Menge des Getränkes<br />
usw.).<br />
Information des Gaststättenverbandes<br />
Die Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband, Bezirk<br />
Mittelfranken, wurde <strong>in</strong>tensiviert. Alle Mitglieder erhalten auf diesem Wege Informationen<br />
(Broschüren, Aufkleber, Jugendschutztafel) des Jugendamtes. Auf den<br />
Mitgliederversammlungen ist die Problematik des Alkoholverkaufes an M<strong>in</strong>derjährige<br />
spezielles Thema. Die gute Kooperation wird weitergeführt.<br />
Aktion gegen „Saufpartys“ –<br />
freiwillige Selbstverpflichtung der <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken<br />
E<strong>in</strong> großes Problem stellten die Sauf- und Billigpartys dar. Von der „50-Cent-Party“ bis h<strong>in</strong><br />
zum „Doppeldecker“ war <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken alles vertreten. Angelockt durch billige<br />
Alkoholika trafen sich bei den Billigpartys auch M<strong>in</strong>derjährige. Die Folgen des<br />
unkontrollierten Alkoholkonsums äußerten sich vor allem nach den Veranstaltungen mit e<strong>in</strong>er<br />
steten Zunahme von Körperverletzungen bis h<strong>in</strong> zu Massenschlägereien. Die zuständige<br />
Polizei<strong>in</strong>spektion der Innenstadt war im Dauere<strong>in</strong>satz, ohne die Ausschreitungen effektiv<br />
verh<strong>in</strong>dern zu können. Etwa 30 % der Körperverletzungsdelikte wurden dem sog.<br />
Kohlenhofareal (3 Diskotheken) zugerechnet und geschahen hauptsächlich <strong>in</strong> den Nächten<br />
von Samstag auf Sonntag. Die Körperverletzungsdelikte im Umfeld der Diskotheken hatten<br />
sich <strong>in</strong> den letzten Jahren deutlich erhöht. Die Veranstalter berichteten unisono, dass sie bei<br />
Billigpartys weniger verdienen, aber aus Konkurrenzgründen mitziehen müssten.<br />
Behördliche Anordnungen zum Verbot solcher Veranstaltungen s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />
möglich, z.B. bei aggressiver Werbung mit Alkohol (z.B. „Absturzgarantie-Party“) oder<br />
entsprechenden Darstellungen im Internet. Aufgrund dr<strong>in</strong>genden Handlungsbedarfes wurde<br />
unter Federführung des Rechtsamtes zusammen mit dem Ordnungsamt, der Polizei<br />
<strong>Nürnberg</strong> des Jugendamtes e<strong>in</strong>e freiwillige Selbstverpflichtung für alle Diskotheken (siehe<br />
Seite 78) erarbeitet. Fast alle <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken haben diese unterschrieben und<br />
verzichteten freiwillig auf solche Veranstaltungen. Es bleibt festzuhalten, dass viele<br />
Kommunen <strong>Nürnberg</strong> als Vorbild sahen und die <strong>Nürnberg</strong>er Vere<strong>in</strong>barungen als Grundlage<br />
für eigene Abmachungen mit Discos abfragten. Die Vere<strong>in</strong>barung mit den Betreibern liegt<br />
bei. Seitdem s<strong>in</strong>d auch die Straftaten im Umfeld des Kohlenhofareals massiv zurück-<br />
gegangen und bestätigen die Vorgehensweise der Ordnungsbehörden.<br />
13
Aufklärungskampagne für alle <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen<br />
Zusammen mit dem Ordnungsamt hat das Jugendamt alle <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen über das<br />
Jugendschutzgesetz und das Ladenschlussgesetz <strong>in</strong>formiert (siehe Seite 80). Die<br />
Gewerbetreibenden wurden zum wiederholten Male nachdrücklich auf die e<strong>in</strong>schlägigen<br />
Gesetze <strong>in</strong> Bezug auf Alkoholverkauf h<strong>in</strong>gewiesen. Außerdem wurde daran er<strong>in</strong>nert, dass<br />
nach dem Ladenschlussgesetz ab 20:00 Uhr nur noch Reisebedarf an Reisende verkauft<br />
werden darf. Scharfe Alkoholika oder e<strong>in</strong>e Kiste Bier fallen sicherlich nicht darunter. Ebenso<br />
kann es nicht se<strong>in</strong>, dass Jugendliche nach 20:00 Uhr massenweise Schnapsflaschen aus<br />
Tankstellen h<strong>in</strong>austragen können. Diese Jugendlichen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e „Reisenden“ im S<strong>in</strong>ne des<br />
Gesetzes, vor allem wenn klar ist, dass sie Besucher e<strong>in</strong>er nahen Jugende<strong>in</strong>richtung s<strong>in</strong>d<br />
oder ihren <strong>in</strong>formellen Treffpunkt <strong>in</strong> der Nähe der Tankstelle haben. Die Regelungen des<br />
Ladenschlussgesetzes werden von den Polizeidienststellen <strong>in</strong>tensiv überwacht. Es wurden<br />
mehrfach Anzeigen notwendig.<br />
Nach den Erkenntnissen von Polizei und Jugendschutz zeigen die Kontrollmaßnahmen und<br />
die Maßnahmen der Verwaltungsbehörden (Bußgelderhöhung) Wirkung. Immer mehr<br />
Tankstellenpächter halten sich an die gesetzlichen Vorschriften. Inzwischen kam es<br />
allerd<strong>in</strong>gs mehrfach zu Nebenwirkungen <strong>in</strong> Form von polizeilichen E<strong>in</strong>sätzen wegen<br />
ungehaltener bzw. randalierender Kunden, denen der Kauf von Alkoholika verweigert wurde.<br />
Somit ist e<strong>in</strong>e Bezugsquelle zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den Nachtstunden versiegt. Allerd<strong>in</strong>gs bleibt die<br />
Weitergabe von Alkoholika durch volljährige Freunde an M<strong>in</strong>derjährige e<strong>in</strong> großes Problem,<br />
dem <strong>in</strong> Zukunft weiter entgegenzuwirken ist.<br />
E<strong>in</strong>dämmung des Alkoholkonsums M<strong>in</strong>derjähriger auf Kirchweihen<br />
Die Probleme mit alkoholisierten M<strong>in</strong>derjährigen s<strong>in</strong>d auch bei Kirchweihen und ähnlichen<br />
Veranstaltungen und bei fast allen „Events“ (z.B. Fasch<strong>in</strong>gsveranstaltungen von Schulen) im<br />
Stadtgebiet <strong>in</strong> diversen Variationen existent. Meist ist bei diesen Veranstaltungen der<br />
Alkoholkonsum von M<strong>in</strong>derjährigen und Erwachsenen „gesellschaftlich“ akzeptiert. Wir<br />
haben deshalb verstärkt auf die Veranstalter e<strong>in</strong>gewirkt, um Alkoholexzesse e<strong>in</strong>zuschränken.<br />
So ziehen z.B. die Bürgerämter bei Vorbereitungstreffen der Kirchweihausrichter e<strong>in</strong>en<br />
Vertreter des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes zu Rate. Ausgiebiges Infomaterial kann zur<br />
Verfügung gestellt werden. Extra für Kirchweihen/Freiluftveranstaltungen wurde e<strong>in</strong>e<br />
„Muster-Hausordnung“ z.B. für Bierzelte entwickelt, die die Jugendschutzvorschriften und<br />
eventuell weitere Maßnahmen be<strong>in</strong>haltet.<br />
In Bezug auf die Kirchweihen 2009 wird die Stadt <strong>Nürnberg</strong> – auch auf Betreiben der Polizei,<br />
des Jugendamtes und des Süddeutschen Schaustellerverbandes – e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es<br />
„Mitbr<strong>in</strong>gverbot von Alkoholika“ aussprechen. Die Überwachung übernimmt die örtliche<br />
Polizei. Auch hier zeigt sich, wie wichtig die Verzahnung aller Beteiligten ist. Nur wenn alle<br />
Behörden und Veranstalter zusammenarbeiten, kann dem übermäßigen Alkoholmissbrauch<br />
entgegengewirkt werden.<br />
Jugendliche und Führersche<strong>in</strong><br />
Im Schnittstellenbereich zum erzieherischen K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz ist im Dezember 08<br />
e<strong>in</strong>e neue Broschüre „Jugendliche und Führersche<strong>in</strong>“ erschienen. Der Flyer <strong>in</strong>formiert über<br />
die gesetzlichen Grundlagen und möglichen Folgen für die Erteilung e<strong>in</strong>er Fahrerlaubnis<br />
nach Alkohol- und/oder sonstigem Drogenkonsum. Hier herrscht bei vielen Jugendlichen e<strong>in</strong><br />
großes Informationsdefizit. Nachdem die Polizei „alkoholauffällige“ M<strong>in</strong>derjährige der<br />
Führersche<strong>in</strong>stelle meldet, ist diese Infobroschüre e<strong>in</strong> wichtiger Bauste<strong>in</strong> der präventiven<br />
Arbeit. Die <strong>Nürnberg</strong>er Fahrschulen werden zukünftig <strong>in</strong> diese Aktivitäten e<strong>in</strong>gebunden.<br />
Die aktualisierte Broschüre „Jugendliche und Alkohol“ musste nachgedruckt werden und wird<br />
vor allem bei präventiven Maßnahmen <strong>in</strong> Schulen und Jugende<strong>in</strong>richtungen verwendet.<br />
Beide Broschüren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Anlage enthalten.<br />
14
Folgende Maßnahmen bef<strong>in</strong>den sich zurzeit <strong>in</strong> der Umsetzung:<br />
Information der Eltern<br />
Werden M<strong>in</strong>derjährige nach Mitternacht und/oder alkoholisiert von der Polizei aufgegriffen<br />
und die Veranstalter/Verkäufer mit e<strong>in</strong>er Ordnungswidrigkeiten-Anzeige belegt, so werden<br />
zukünftig im Anschluss daran die Eltern vom Jugendamt über das Aufgreifen/den<br />
Missbrauch <strong>in</strong>formiert werden. Es ist geplant, dass <strong>in</strong> diesem Elternschreiben und direkt über<br />
den Allgeme<strong>in</strong>en Sozialdienst des Jugendamtes auch auf (externe) Hilfsangebote wie<br />
Erziehungsberatungsstellen h<strong>in</strong>gewiesen wird.<br />
Gastwirtausbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK)<br />
Das Jugendamt wird die IHK bei den Ausbildungssem<strong>in</strong>aren der Gastwirte mithilfe von<br />
Vorträgen, e<strong>in</strong>es neuen Merkblattes und diversen Unterlagen (z.B. Unterrichtse<strong>in</strong>heiten zum<br />
Jugendschutz) unterstützen. E<strong>in</strong>e frühzeitige Aufklärung und Verdeutlichung der Vorschriften<br />
des JuSchG <strong>in</strong> der Gastwirtausbildung ersche<strong>in</strong>t notwendig.<br />
Aktionen des Jugendamtes zur <strong>Alkoholprävention</strong> beim Musikfestival „Rock im Park<br />
2009“ (60.000 Besucher)<br />
Der E<strong>in</strong>satz des „Mobilen Jugendtreffs Doppelstockbus“ des Jugendamtes und der „Mobilen<br />
alkoholfreien Cocktailbar“ von Freitagmittag bis Sonntagabend ist bereits mit dem<br />
Veranstalter fest vere<strong>in</strong>bart. Hier haben die jugendlichen Besucher des Festivals die<br />
Möglichkeit, die E<strong>in</strong>richtungen des Doppelstockbusses wie Internet (per Funk) und<br />
Playstation zu nutzen. Ebenso wird die mobile alkoholfreie Bar Cocktails ohne Alkohol zu<br />
jugendgerechten Preisen anbieten. Abgerundet werden beide Angebote von e<strong>in</strong>er<br />
abgegrenzten Freifläche mit Liegestühlen und gezielten Aktionen zur <strong>Alkoholprävention</strong>.<br />
Die Angebote bilden den Rahmen, um auch Gespräche im Kontext der Alkohol- und<br />
Drogenprävention zu führen. Dabei steht diverses Material zur <strong>Alkoholprävention</strong> zur<br />
Verfügung. Die StreetworkerInnen stehen natürlich auch darüber h<strong>in</strong>aus als<br />
AnsprechpartnerInnen zur Verfügung.<br />
15
Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> 2007<br />
Anmeldung<br />
zur Tagesordnung der Sitzung des<br />
Jugendhilfeausschusses am 3. Mai 2007<br />
- öffentlicher Teil -<br />
I. Sachverhalt<br />
Seit ca. zwei Jahren s<strong>in</strong>d zunehmend problematischere Alkoholkonsummuster von<br />
Jugendlichen festzustellen, die <strong>in</strong> der Fachliteratur als „b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g“ bezeichnet werden.<br />
Umgangssprachlich werden für diese Formen exzessiven Alkoholkonsums Begriffe wie<br />
„Rauschtr<strong>in</strong>ken“, „Komasaufen“ und „Kampftr<strong>in</strong>ken“ verwendet.<br />
Diese Art des Alkoholkonsums von Jugendlichen mit se<strong>in</strong>en negativen Auswirkungen war<br />
<strong>in</strong> den vergangenen Monaten häufig Thema <strong>in</strong> der öffentlichen Berichterstattung.<br />
Das Direktorium für Recht und Sicherheit hat zu den ordnungsrechtlichen Aspekten<br />
bereits <strong>in</strong> der geme<strong>in</strong>samen Sitzung des Jugendhilfe- und Schulausschusses vom 29.<br />
März mündlich berichtet, e<strong>in</strong> schriftlicher Bericht dazu liegt <strong>in</strong> dieser<br />
Jugendhilfeausschusssitzung unter dem Tagesordnungspunkt „Maßnahmen gegen<br />
Alkoholmissbrauch von Jugendlichen“ vor.<br />
Aufgrund der aktuellen Entwicklung und des zunehmend problematischeren<br />
Alkoholkonsumverhaltens von Jugendlichen haben das Referat für Jugend, Familie und<br />
Soziales und die Verwaltung des Jugendamtes im Januar 2007 vere<strong>in</strong>bart, dass <strong>in</strong> dieser<br />
Jugendhilfeausschusssitzung e<strong>in</strong> ausführlicher Bericht zum Thema <strong>Alkoholprävention</strong><br />
vorgelegt wird, der systematisch die Angebote und Maßnahmen des K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutzes sowie der Suchtprävention aufzeigt.<br />
In dieser Vorlage erfolgt e<strong>in</strong>e Vorstellung der bereits laufenden Angebote und<br />
Maßnahmen sowie die Vorstellung neuer Projekte bzw. Projektideen.<br />
Beteiligung<br />
Die Vorlage wurde federführend von der Verwaltung des Jugendamtes erstellt und mit<br />
dem Direktorium Recht und Sicherheit, dem Ordnungsamt, dem Rechtsamt, der Polizei,<br />
dem Suchtbeauftragten der Stadt und – bei e<strong>in</strong>igen juristischen Fragen – mit dem<br />
Bayerischen Landesjugendamt abgestimmt.<br />
Beratungsfolge<br />
Die Problematik des Alkoholkonsums von Jugendlichen wurde <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren <strong>in</strong> mehreren Vorlagen des Jugendhilfeausschusses behandelt:<br />
Gremium<br />
Sitzungs-<br />
term<strong>in</strong><br />
öffentlich/<br />
nicht<br />
öffentlich<br />
Thema<br />
JHA 22.07.04 öffentlich Maßnahmen gegen Alkoholkonsum<br />
bei Jugendlichen<br />
JHA 16.12.04 öffentlich „5 von 12“ statt „5 vor 12“ –<br />
Umsetzungsmöglichkeit des<br />
Jugendschutzkonzeptes „5 von 12“<br />
JHA u. 21.07.05 öffentlich Arbeitsprogramm K<strong>in</strong>der- und<br />
SchA<br />
Jugendschutz“<br />
20<br />
Abstimmungsergebnis<br />
Bericht<br />
Bericht<br />
JHA<br />
e<strong>in</strong>stimmig
In diesen Vorlagen wurden die gesetzlichen und konzeptionellen Grundlagen der (sucht-)<br />
präventiven Maßnahmen sowie die entsprechenden Handlungsfelder der Jugendhilfe<br />
bereits ausführlich beschrieben.<br />
Die Verwaltung des Jugendamtes möchte <strong>Alkoholprävention</strong> vor dem H<strong>in</strong>tergrund der<br />
aktuellen Entwicklungen zum Schwerpunktthema im K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz und <strong>in</strong> der<br />
Suchtprävention für 2007 und den Folgejahren machen.<br />
Ziel des Beschlussvorschlages ist es, die Zustimmung für das Maßnahmenpaket zu er-<br />
halten und den Ausbau der <strong>Alkoholprävention</strong> mit der entsprechenden Mittelausstattung<br />
zu ermöglichen.<br />
II. Beilagen<br />
Matrix <strong>Alkoholprävention</strong><br />
III. Beschlussvorschlag<br />
siehe Beilage<br />
IV. Herrn OBM<br />
V. Herrn Ref. V<br />
Am<br />
Referat V<br />
21
Sachverhalt<br />
Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> 2007<br />
Maßnahmen und Angebote zur <strong>Alkoholprävention</strong> im Rahmen des K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutzes und der Suchtprävention müssen folgende Ausgangssituation<br />
berücksichtigen:<br />
- Alkohol ist e<strong>in</strong> gesellschaftlich weitgehend akzeptiertes Suchtmittel<br />
- Alkoholkonsum ist „gesellschaftsfähig“<br />
- Verkauf und Konsum von Alkohol s<strong>in</strong>d (mit Ausnahmen der E<strong>in</strong>schränkungen<br />
nach dem Jugendschutzgesetz) aus juristischer Sicht legal<br />
- Alkohol ist e<strong>in</strong> bedeutender Wirtschaftsfaktor<br />
- Alkohol war, ist und bleibt vor diesem H<strong>in</strong>tergrund Suchtmittel Nr. 1 bei<br />
Jugendlichen und Erwachsenen mit gravierenden Risiken der Selbst- und<br />
Fremdgefährdung<br />
Alkoholkonsum von Jugendlichen<br />
Statistisch ist <strong>in</strong> den vergangenen 10 Jahren ke<strong>in</strong>e quantitative Zunahme von Alkoholkonsum<br />
bei Jugendlichen festzustellen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs treten seit ca. 3 Jahren zunehmend problematische Konsummuster bei<br />
Jugendlichen auf: Dies s<strong>in</strong>d die drei „K“ – Komasaufen, Kampftr<strong>in</strong>ken, Kofferraumsaufen.<br />
Letzteres me<strong>in</strong>t die Mitnahme von massenhaft Billiggetränken <strong>in</strong> Pkws und deren Konsum<br />
auf Parkplätzen vor Kneipen- und Diskobesuchen und während dieser Besuche.<br />
Diese Formen exzessiven Alkoholkonsums werden <strong>in</strong> der Fachliteratur als „b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g“<br />
bezeichnet. B<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g wird def<strong>in</strong>iert als Konsum von fünf oder mehr alkoholischen<br />
Getränken zu e<strong>in</strong>er Gelegenheit.<br />
Laut dem Bayerischen Sozialm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz,<br />
Studie Gesundheitsverhalten von Jugendlichen <strong>in</strong> Bayern 2005, München, März 2006 s<strong>in</strong>d<br />
nachfolgende Fakten relevant:<br />
• 46 % aller Jugendlichen <strong>in</strong> Bayern haben an m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em Tag <strong>in</strong>nerhalb der letzten<br />
30 Tage fünf alkoholische Getränke wie Bier, We<strong>in</strong> oder Spirituosen und mehr<br />
h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander zu sich genommen.<br />
• 28 % aller Jugendlichen tr<strong>in</strong>ken exzessiv an e<strong>in</strong> bis zwei Tagen pro Monat, 10 % an drei<br />
bis vier Tagen pro Monat und 9 % an fünf oder mehr Tagen pro Monat.<br />
• Verkürzt dargestellt: Jeder zehnte Jugendliche <strong>in</strong> Bayern bef<strong>in</strong>det sich m<strong>in</strong>destens fünf<br />
mal im Monat im Vollrausch.<br />
Diese Studie zeigt jedoch auch, dass der Anteil regelmäßiger Alkoholkonsumenten unter den<br />
Jugendlichen <strong>in</strong> Bayern gegenüber 1995 leicht rückläufig ist und seit dem Jahr 2000 konstant<br />
bleibt.<br />
1995 tranken noch 23 % der 12- bis 24-Jährigen regelmäßig, d.h. mehrmals wöchentlich<br />
Alkohol. Seit 2000 s<strong>in</strong>d dies durchschnittlich noch 18 %. Die Zahlen der Bundeszentrale für<br />
gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bestätigen bundesweit diesen Trend. 34 % der<br />
Jugendlichen (43 % Jungs, 25 % Mädchen) haben <strong>in</strong> den letzten 30 Tagen m<strong>in</strong>destens<br />
e<strong>in</strong>mal fünf oder mehr Alkoholgetränke h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander getrunken. 5 % von ihnen praktizieren<br />
dieses „b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g“ sogar sechsmal oder noch häufiger im Monat (Pressemitteilung der<br />
BZgA vom 14.12.2004).<br />
22
Das Durchschnittsalter für den ersten Alkoholrausch liegt laut BZgA bei ca. 15 Jahren. Am<br />
meisten und häufigsten tr<strong>in</strong>ken die 16- bis 19-jährigen Jugendlichen regelmäßig Alkohol. In<br />
dieser Altersgruppe liegt auch nach den Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> der Schwerpunkt für<br />
exzessiven Alkoholkonsum, allerd<strong>in</strong>gs auch mit gelegentlichen Ausreißern nach unten bis <strong>in</strong><br />
die Altersgruppe der 12- und 13-Jährigen.<br />
Die Praxiserfahrungen aus den verschiedenen Arbeitsfeldern <strong>in</strong> der Jugendhilfe zeigen, dass<br />
exzessiver Alkoholkonsum bei Jugendlichen aus dem sogenannten unteren sozialen Milieu<br />
bzw. bei sozial benachteiligten Jugendlichen auftritt. Exzessiver Alkoholkonsum tritt aber<br />
auch <strong>in</strong> anderen sozialen Milieus, z.B. im Umfeld der „Nightskates“ oder bei Fasch<strong>in</strong>gspartys<br />
an Gymnasien auf.<br />
Aus verschiedenen Arbeitsfeldern der Jugendhilfe, vor allem aus dem Bereich der Offenen<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit wird berichtet, dass der Anteil von Mädchen bei exzessivem<br />
Alkoholkonsum <strong>in</strong> den vergangenen Jahren angestiegen ist. Das Magaz<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>.de<br />
(Ausgabe Juli 2006) bestätigt diesen Trend. Demnach ist die ärztliche Behandlungsrate bei<br />
Alkoholproblemen von 15- bis 20-jährigen Mädchen und jungen Frauen zwischen 2000 und<br />
2003 um 75 % gestiegen. Dieser Trend sche<strong>in</strong>t anzuhalten.<br />
In der JHA-Sitzung am 22. Juli 2004 wurde unter Tagesordnungspunkt „Maßnahmen gegen<br />
Alkoholkonsum bei Jugendlichen“ über den damals stark angestiegenen Konsum von<br />
Alcopopgetränken berichtet. Der Konsum von Alcopops ist <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />
aufgrund der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er Sondersteuer ab 1. Juli 2004 deutlich zurückgegangen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs steigt der Trend zum „Selbermischen“ solcher Getränke.<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
(Quelle für alle Zahlen und Vergleichswerte <strong>in</strong> diesem Kapitel: Deutsche Hauptstelle für<br />
Suchtfragen e.V. – Jahrbuch Sucht 2007)<br />
Alkoholkonsum ist wie e<strong>in</strong>leitend bereits erwähnt ke<strong>in</strong> Jugendproblem. Der Alkoholverbrauch<br />
je E<strong>in</strong>wohner an re<strong>in</strong>em Alkohol liegt <strong>in</strong> Deutschland seit 2001 nahezu unverändert bei ca. 10<br />
Litern.<br />
Deutschland liegt damit im Europavergleich weiterh<strong>in</strong> im vorderen Feld (Rangplatz 5).<br />
Die E<strong>in</strong>nahmen aus alkoholbezogenen Steuern liegen nach Auswertungen des<br />
Bundesm<strong>in</strong>isteriums für F<strong>in</strong>anzen 2005 bei 3.380 Millionen Euro. Die Werbeaufwendungen<br />
für alkoholische Getränke <strong>in</strong> Deutschland, vor allem <strong>in</strong> den klassischen Werbegattungen wie<br />
TV, Rundfunk, Plakate, Tageszeitungen, Publikums- und Fachzeitschriften liegen 2005 bei<br />
564 Millionen Euro und s<strong>in</strong>d gegenüber dem Vorjahr um ca. 5 % angestiegen. Auch das<br />
„Sommermärchen 2006“ (Fußballweltmeisterschaft) hätte ohne Sponsorengelder aus der<br />
Alkoholbranche <strong>in</strong> dieser Form nicht stattgefunden.<br />
Die Alkoholkontrollpolitik ist den Europäischen Staaten sehr unterschiedlich ausgeprägt.<br />
Alkoholkontrollpolitik me<strong>in</strong>t die Bee<strong>in</strong>flussung des Angebotes von Alkohol durch Kontrolle<br />
des Zugangs und der Verfügbarkeit. Dies kann geschehen durch e<strong>in</strong> Staatsmonopol für<br />
Alkohol, Verkaufsbeschränkungen sowie die Festlegung e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>destalters für Kauf und<br />
Konsum von Alkohol. Die Bee<strong>in</strong>flussung der Nachfrage nach Alkohol durch Steuer und<br />
Preisgestaltung, Regelungen für Werbung und Market<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d weitere wichtige Faktoren.<br />
Die Alkoholbesteuerung <strong>in</strong> der Bundesrepublik liegt deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Die<br />
Preise für alkoholische Getränke s<strong>in</strong>d seit dem Jahr 2000 nur um 4,8 % gestiegen, während<br />
sich die Lebenshaltungskosten im gleichen Zeitraum um 6,2 % verteuert haben. In Relation<br />
zu den Lebenshaltungskosten <strong>in</strong>sgesamt s<strong>in</strong>d alkoholhaltige Getränke damit billiger<br />
geworden.<br />
23
Die Weltgesundheitsorganisation arbeitet mit dem Begriff des relativen Preises. Der relative<br />
Preis setzt den Preis für e<strong>in</strong> alkoholhaltiges Getränk <strong>in</strong> Relation zum Pro-Kopf-<br />
Brutto<strong>in</strong>landsprodukt des jeweiligen Staates und bietet e<strong>in</strong>en Anhaltspunkt dafür, wie teuer<br />
oder billig das Getränk für die Bevölkerung ist. Nach diesem Indikator ist nur <strong>in</strong> wenigen<br />
Ländern der Welt Alkohol so billig wie <strong>in</strong> Deutschland. Im weltweiten Rank<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d bezogen<br />
auf Bier die relativen Preise lediglich <strong>in</strong> sieben Staaten und für Spirituosen nur <strong>in</strong> zwei<br />
Staaten (Luxemburg und USA) niedriger.<br />
Die Ausgaben für die Bewerbung alkoholischer Getränke spiegeln die „Machtverhältnisse“<br />
gegenüber Maßnahmen der <strong>Alkoholprävention</strong> wider. Gesetzliche Werbeverbote s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Deutschland im europaweiten Vergleich nur schwach ausgeprägt. Freiwillige<br />
Beschränkungen der Alkoholhersteller <strong>in</strong> Deutschland entfalten eher e<strong>in</strong>e symbolische<br />
Wirkung. Die „Verhaltensregeln des Deutschen Werberates über die kommerzielle<br />
Kommunikation für alkoholhaltige Getränke“ (gültig ab 01.01.2005) sollen verh<strong>in</strong>dern, dass<br />
die kommerzielle Kommunikation für Alkoholerzeugnisse als Ansprache von K<strong>in</strong>dern und<br />
Jugendlichen missverstanden werden kann, verweisen auf die E<strong>in</strong>haltung der Bestimmungen<br />
des Jugendschutzrechts und sollen K<strong>in</strong>der und/oder Jugendliche weder zum Tr<strong>in</strong>ken<br />
alkoholhaltiger Getränke auffordern noch tr<strong>in</strong>kende, bzw. zum Tr<strong>in</strong>ken auffordernde K<strong>in</strong>der<br />
und/oder Jugendliche zeigen. Diesem Zusammenschluss gehören u.a. an: Bundesverband<br />
der deutschen Spirituosen<strong>in</strong>dustrie, Bundesverband We<strong>in</strong> und Spirituosen, Deutscher<br />
Brauer-Bund und der Bundesverband Mittelständischer Privatbrauereien.<br />
Diese Selbstverpflichtung wird <strong>in</strong> der bundesweiten Werbung weitgehend e<strong>in</strong>gehalten. Der<br />
Deutsche Werberat hat jedoch ke<strong>in</strong>en oder nur ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>fluss auf Gewerbetreibende, die<br />
beliefert werden. Auf lokaler Ebene zeigt sich, dass Veranstalter und Gewerbetreibende sehr<br />
wohl Werbekampagnen durchführen, die Jugendliche (auch M<strong>in</strong>derjährige!) durch Wort<br />
(„Absturzgarantie!“) und Bild gezielt ansprechen und zum Alkoholkonsum animieren.<br />
Die Verfügbarkeit von Alkohol ist e<strong>in</strong> weiterer wichtiger Faktor für den Konsum. Mögliche<br />
Beschränkungen betreffen u.a. den Verkaufsort für alkoholhaltige Getränke (z.B.<br />
Tankstellen, Supermärkte, Kioske) und die Lage der Verkaufsstätte (z.B. Nähe zu Schulen).<br />
Auch diese Beschränkungen im H<strong>in</strong>blick auf Verfügbarkeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschland im<br />
europaweiten Vergleich ger<strong>in</strong>g ausgeprägt. Es existieren <strong>in</strong> Deutschland nur wenige<br />
alkoholspezifische Beschränkungen des Außerhausverkaufes, während <strong>in</strong> der Mehrzahl der<br />
EU-Staaten E<strong>in</strong>schränkungen h<strong>in</strong>sichtlich Tageszeit, Wochentag und Ort des Verkaufes<br />
gesetzlich verankert s<strong>in</strong>d.<br />
Auf kommunaler Ebene s<strong>in</strong>d vor diesem gesetzlichen H<strong>in</strong>tergrund Maßnahmen zur<br />
Steuerung des Alkoholkonsums, mit Ausnahme der Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes<br />
bei m<strong>in</strong>derjährigen alkoholkonsumierenden Jugendlichen, nur sehr begrenzt<br />
möglich. Diese Möglichkeiten z.B. über das Gaststättengesetz und das Ladenschlussgesetz<br />
werden jedoch ausgeschöpft (siehe dazu Maßnahmen des ordnungsrechtlichen<br />
Jugendschutzes im folgenden Kapitel).<br />
Alkoholkonsum und Risiken<br />
Die gesundheitlichen Folgen übermäßigen Alkoholkonsums s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>reichend bekannt.<br />
Alkohol ist nach Nikot<strong>in</strong>konsum und Bluthochdruck das dritthöchste Risiko für Krankheit und<br />
Tod <strong>in</strong> Europa noch vor Übergewicht und Cholester<strong>in</strong> (Anderson, P. und Baumberg, B.:<br />
Alcohol <strong>in</strong> Europe, London 2006).<br />
Jährlich sterben nach Angaben der DHS <strong>in</strong> Deutschland ca. 42.000 Personen, deren Tod<br />
direkt (z.B. durch Alkoholmissbrauch) oder <strong>in</strong>direkt (z.B. durch e<strong>in</strong>en alkoholisierten<br />
Unfallverursacher) <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Alkohol steht.<br />
Die Kosten alkoholbezogener Krankheiten werden pro Jahr auf ca. 20 Milliarden Euro<br />
geschätzt. Dies entspricht etwa 1,1 % des Bruttosozialproduktes.<br />
Die Zahl der alkoholbed<strong>in</strong>gten Unfälle im Straßenverkehr lag 2005 bei ca. 22.000. Diese Zahl<br />
ist <strong>in</strong> den vergangenen Jahren um ca. 10 % zurückgegangen. 2005 wurden bei diesen<br />
Unfällen 603 Personen getötet. Die Zahl der alkoholisierten Beteiligten liegt bei über 22.000,<br />
24
darunter knapp 90 % Männer. Der mittlere Blutalkoholspiegel lag im Jahr 2005 bei 1,62 Promille<br />
und hat sich gegenüber den Vorjahren leicht erhöht.<br />
Die Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen ist überproportional stark an meist sehr schwerwiegenden<br />
Verkehrsunfällen unter Alkohole<strong>in</strong>fluss beteiligt, <strong>in</strong>sbesondere im ländlichen<br />
Raum (sog. Diskounfälle).<br />
Alkoholkonsum ist auch bei Gewaltkrim<strong>in</strong>alität e<strong>in</strong> wesentlicher Faktor. Zwar bestehen ke<strong>in</strong>e<br />
monokausalen Zusammenhänge im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen Ursache-Wirkung-Schemas, aber<br />
gerade bei Jugendlichen spielt Alkohol bei gewalttätigen Ause<strong>in</strong>andersetzungen e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Rolle als situativer Faktor (Auslöser, Verstärker).<br />
Die bundesweite Polizeiliche Krim<strong>in</strong>alstatistik (PKS) zeigt, dass bei den aufgeklärten Delikten<br />
<strong>in</strong> mehr als 9 % der Fälle bei den Tatverdächtigen Alkohole<strong>in</strong>fluss während der Tatbegehung<br />
festgestellt wurde. Bei Gewaltdelikten lag dieser Anteil bei ca. 30 %. Die Erfahrungen <strong>in</strong><br />
<strong>Nürnberg</strong> bestätigen diesen Trend. E<strong>in</strong> Anstieg der Gewaltkrim<strong>in</strong>alität von und unter<br />
Jugendlichen im Zusammenhang mit Diskothekenbesuchen und hier vor allem im<br />
Zusammenhang mit sogenannten Billigpartys (50-Cent- oder 1-Euro-Partys) ist festzustellen.<br />
Dies lässt sich an Zeiten (Wochentagen), an Tatorten und an dem alkoholisierten Zustand<br />
der meisten Beteiligten festmachen.<br />
Arbeitsschwerpunkte und Adressaten<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz und Suchtprävention sprechen beim Arbeitsschwerpunkt<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> im Wesentlichen vier Adressatengruppen an:<br />
- K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
- Eltern und Erziehungsberechtigte<br />
- auf der Multiplikatoren-Ebene Fachkräfte aus Jugendhilfe und Schule<br />
- Gewerbetreibende und Veranstalter<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche s<strong>in</strong>d mittelbar über die bisher genannten Adressatengruppen und<br />
unmittelbar die wichtigste Zielgruppe des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes und der<br />
Suchtprävention.<br />
Information, Beratung, Freizeitangebote, Projekte und Veranstaltungen s<strong>in</strong>d die Kernangebote<br />
für K<strong>in</strong>der und Jugendliche, die im letzen Teil der Vorlage ausführlich beschrieben<br />
s<strong>in</strong>d. Wichtig s<strong>in</strong>d die Orientierung an der realen Lebenswelt der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen<br />
sowie im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er nachhaltigen Wirkung Kont<strong>in</strong>uität und E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> die Alltagsarbeit,<br />
wie z.B. <strong>in</strong> die stadtteilbezogenen Angebote der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit, <strong>in</strong> die<br />
Jugendsozialarbeit an Schulen und <strong>in</strong> die Arbeit von K<strong>in</strong>derhorten und Schülertreffs.<br />
Jugendliche und junge Erwachsene aus dem E<strong>in</strong>zugsgebiet <strong>Nürnberg</strong>s, die <strong>in</strong> der Regel nur<br />
am Wochenende bestimmte Diskotheken und Kneipen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> besuchen, s<strong>in</strong>d über das<br />
örtliche Regelangebot der Jugendhilfe natürlich nur sehr e<strong>in</strong>geschränkt erreichbar und <strong>in</strong><br />
ihrem Verhalten kaum bee<strong>in</strong>flussbar.<br />
Eltern und andere Erziehungsberechtigte sollen nach den Vorschriften des Sozialgesetzbuches<br />
VIII (SGB) befähigt werden, K<strong>in</strong>der und Jugendliche vor gefährdeten E<strong>in</strong>flüssen zu<br />
schützen. Erziehungsverantwortung und Verbesserung von Erziehungskompetenz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
diesem fachlichen Kontext die entscheidenden Aspekte.<br />
Information und (Erziehungs-) Beratung stehen daher im Mittelpunkt.<br />
Der „Erstkontakt“ zu Alkohol f<strong>in</strong>det bei K<strong>in</strong>dern überwiegend <strong>in</strong> der Familie oder im familiären<br />
Umfeld statt. Die Grundlagen für den Umgang mit Alkohol werden im K<strong>in</strong>desalter gelegt.<br />
Deshalb kommt der Zielgruppe der Eltern e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung zu.<br />
25
Bei Multiplikatoren und Fachkräften aus Jugendhilfe und Schule stehen Informationen,<br />
Beratung, Schulung, Fortbildung, Qualifizierung und die Erarbeitung von<br />
Informationsmaterialien und Flyern im Mittelpunkt der suchtpräventiven Arbeit und des<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes.<br />
Fachliche Beratung, Unterstützung und Information zu Fragen des K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutzes bilden die Basis für die Arbeit mit Gewerbetreibenden und Veranstaltern.<br />
Auch <strong>in</strong> diesem Feld spielen präventive Aspekte e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle:<br />
So ersche<strong>in</strong>t z.B. e<strong>in</strong>e Mitwirkung des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes bei der Ausbildung von<br />
Gastwirten im H<strong>in</strong>blick auf den Stellenwert der Jugendschutzbestimmungen s<strong>in</strong>nvoll.<br />
Daneben spielt <strong>in</strong> diesem Bereich die Kontrolle und Überwachung der Vorschriften des<br />
Jugendschutzrechtes e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle.<br />
Grundsätzlich gilt für diesen Adressatenkreis:<br />
Jugendschutzrechtliche Bestimmungen s<strong>in</strong>d dazu da, um e<strong>in</strong>gehalten zu werden.<br />
Bei Verstößen gegen die Jugendschutzbestimmungen werden <strong>in</strong> Abstimmung mit<br />
Ordnungsamt, Rechtsamt und Polizei die gesetzlichen Möglichkeiten ausgeschöpft. Dies<br />
kann Auflagen umfassen wie z.B. Zutrittsverbot für unter 18-Jährige, Erhöhung von<br />
Bußgeldern bei Ordnungswidrigkeiten sowie Prüfung der Zuverlässigkeit von z.B. Gastwirten<br />
und Diskotheken-Betreibern.<br />
Über diesen genannten Kreis h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d Veranstalter von Volksfesten, Kirchweihen und<br />
Vere<strong>in</strong>sfesten wichtige Ansprechpartner, die ebenfalls <strong>in</strong> der Verantwortung stehen,<br />
Jugendschutzbestimmungen e<strong>in</strong>zuhalten. E<strong>in</strong>e fachliche Beratung durch den K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutz ist auch im S<strong>in</strong>ne der Bürgerämter, <strong>in</strong> deren Bereich die o.a. Veranstaltungen<br />
e<strong>in</strong>e große Rolle spielen.<br />
Angebote, Maßnahmen und Arbeitsschwerpunkte, Methoden, Adressaten und<br />
Kooperationspartner s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der beiliegenden Matrix aufgelistet und werden hier erläutert:<br />
1. Erzieherischer K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />
Neuauflage der Broschüre „Jugendliche und Alkohol“<br />
Die Broschüre „Jugendliche und Alkohol“ wurde im Oktober 2003 mit 20.000 Exemplaren<br />
erstmals aufgelegt (Zielgruppen s<strong>in</strong>d Arbeitsschwerpunkte und Adressaten). Aufgrund der<br />
großen Nachfrage erfolgte bereits 2004 e<strong>in</strong> Nachdruck mit wiederum 20.000 Exemplaren.<br />
Der Flyer gab Auskunft über gesetzliche Grundlagen und H<strong>in</strong>weise für Jugendliche, Eltern<br />
und Gewerbetreibende rund um das Thema Alkohol und (alkoholische) Mixgetränke. Das<br />
Jugendschutzgesetz (JuSchG) regelt den Verkauf von Alkohol an M<strong>in</strong>derjährige und den<br />
Konsum durch diese klar. Nach den gesetzlichen Verschärfungen (Steuer auf Alcopops) im<br />
Jahre 2004 hat sich auch das Tr<strong>in</strong>kverhalten der Jugendlichen verändert. Die Alcopops<br />
spielen nur noch e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle, Selbermixen heißt nun die Devise. Das<br />
sogenannte „Komasaufen“ ist nun „<strong>in</strong>“. Die Beschaffungswege für harte Alkoholika s<strong>in</strong>d nicht<br />
vollständig e<strong>in</strong>zuschränken, vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass oft Volljährige <strong>in</strong><br />
Massen Alkohol für M<strong>in</strong>derjährige besorgen.<br />
Die geplante Neuauflage (20.000 Exemplare) geht nun auf diese Veränderungen e<strong>in</strong>. Neben<br />
der Thematik des „Komasaufens“ wird auch auf die Folgen der Weitergabe alkoholischer<br />
Getränke an M<strong>in</strong>derjährige h<strong>in</strong>gewiesen. Erweitert wurde der Flyer mit Tipps für Eltern und<br />
Pädagogen zum Thema Alkoholkonsum. Zusätzlich werden Informationsadressen sowie<br />
Beratungs- und Beschwerdestellen benannt.<br />
Die Broschüre wird im Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong> kostenlos verteilt, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> allen<br />
E<strong>in</strong>richtungen der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit der Stadt <strong>Nürnberg</strong> und der freien Träger, <strong>in</strong><br />
Schulen und bei der Polizei. Sie wird auch an den üblichen städtischen Verteilstellen und der<br />
Jugend<strong>in</strong>formation des Kreisjugendr<strong>in</strong>ges <strong>Nürnberg</strong>-Stadt ausliegen. Für Gewerbetreibende<br />
wird sie beim Ordnungsamt erhältlich se<strong>in</strong>. Zudem wird sie im Internetangebot der<br />
Verwaltung des Jugendamtes (www.jugendamt.nuernberg.de) und des Kreisjugendr<strong>in</strong>ges<br />
<strong>Nürnberg</strong>-Stadt (www.jugend<strong>in</strong>formation-nuernberg.de) aufrufbar se<strong>in</strong>. Sie wird weiterh<strong>in</strong> als<br />
Schulungsmaterial bei vielen Polizeidienststellen auch außerhalb <strong>Nürnberg</strong>s e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
26
E<strong>in</strong>zelexemplare werden kostenlos abgegeben, ebenso höhere Stückzahlen für <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Besteller. Auswärtige Anfrager müssen bei größerer Bestellung 0.30 pro Stück entrichten.<br />
Die Verwaltung des Jugendamtes hat zugestimmt, dass das Polizeipräsidium Mittelfranken<br />
kostenlos Auszüge aus der Broschüre auf ihrer Internetseite präsentieren wird. Das<br />
Copyright wird wieder gegen e<strong>in</strong>e Schutzgebühr an andere Institutionen <strong>in</strong> der BRD verkauft.<br />
Als Ersche<strong>in</strong>ungsterm<strong>in</strong> ist Mai/Juni 2007 geplant.<br />
2. Ordnungsrechtlicher (gesetzlicher) K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />
Zusammenarbeit mit Polizei/Rechtsamt und Ordnungsamt<br />
Bei mehrmaligen Verstößen <strong>in</strong> Bezug auf Verkauf von Alkohol, bzw. bei erhöhten<br />
Verdachtsmomenten werden weiterh<strong>in</strong> die Gewerbetreibenden durch die Polizei und den<br />
Jugendschutzbeauftragten vor Ort auf ihr Verhalten angesprochen und auf die E<strong>in</strong>haltung<br />
der gesetzlichen Vorschriften h<strong>in</strong>gewiesen. Engmaschige Kontrollen wurden und werden <strong>in</strong><br />
Absprache durchgeführt. Die festgestellten Missstände werden dann <strong>in</strong> Wiederholungsfällen<br />
mit erhöhten Bußgeldern belegt. Ab dem 4. Verstoß liegt e<strong>in</strong>e Straftat wegen beharrlicher<br />
Wiederholung (evtl. aus Gew<strong>in</strong>nsucht) vor und wird von der Staatsanwaltschaft verfolgt. Bei<br />
mehrmaligen Verstößen überprüft dann das Ordnungsamt die Zuverlässigkeit des Betreibers<br />
und entzieht unter Umständen die Konzession. In den letzten beiden Jahren wurde dies<br />
mehrfach praktiziert. Auch bei unerlaubten Alkoholveranstaltungen (z.B. Saufen aus 5-l-<br />
Eimern) schreitet das Ordnungsamt <strong>in</strong> Zusammenspiel mit der Verwaltung des Jugendamtes<br />
gezielt e<strong>in</strong> und verbietet solche Events nach dem Gaststättengesetz. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen Rechtsamt, Ordnungsamt und Polizei, vor allem im Innenstadtbereich mit se<strong>in</strong>er<br />
großer Kneipendichte, verläuft seit Jahren äußerst positiv.<br />
Erhöhung des OWI-Bußgeldes<br />
E<strong>in</strong>e Ordnungswidrigkeit begehen nicht die konsumierenden K<strong>in</strong>der und Jugendlichen,<br />
sondern immer die Erwachsenen, die z.B. Alkohol an M<strong>in</strong>derjährige abgeben. Im Rahmen<br />
des neuen Jugendschutzgesetzes, das seit 01.04.2003 gültig ist, wurde auch der<br />
Strafrahmen bei Verstößen gegen die Vorschriften nahezu verdreifacht. Viele Veranstalter<br />
missachten das Verbot der Alkoholabgabe an M<strong>in</strong>derjährige. Insbesondere bei den<br />
Saufpartys werden die Besucher animiert, Alkoholika zu konsumieren. Offensichtlich ist das<br />
bisher ger<strong>in</strong>ge Bußgeld <strong>in</strong> Höhe von 100 (Regelsatz pro Jugendlichen und Verstoß) ke<strong>in</strong><br />
Grund sich an die gesetzlichen Vorgaben zu halten. Die Verwaltung des Jugendamtes und<br />
das Rechtsamt haben deshalb vere<strong>in</strong>bart die Bußgeldsätze zu erhöhen und Verstöße<br />
werden ab dem 01.06.2007 mit e<strong>in</strong>em höheren Bußgeld belegt. Die neuen Bußgeldsätze<br />
werden sich an den Empfehlungen des Bayerischen Landesjugendamtes orientieren und<br />
bewegen sich zwischen 500 und 4000 , je nach Alter des Konsumenten, Art des<br />
Getränkes und Funktion des Verantwortlichen. Die Erhöhung wird noch<br />
öffentlichkeitswirksam bekannt gemacht.<br />
Auflagenverschärfung<br />
Stellt die Polizei wiederholten Missbrauch durch Anbieter fest, so wird <strong>in</strong> Zukunft früher als<br />
bisher die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Altersauflage nach § 7 Jugendschutzgesetz zum Tragen<br />
kommen (z.B. Zutrittsverbot unter 18 Jahren). Kurz vor Weihnachten 2006 wurde bereits<br />
e<strong>in</strong>er Diskothek am Kohlenhofareal e<strong>in</strong> Zutrittsverbot für M<strong>in</strong>derjährige wegen häufiger<br />
Verstöße angedroht. B<strong>in</strong>nen kürzester Zeit hatte sich die Situation entschärft,<br />
zwischenzeitlich ist die Diskothek jedoch nicht mehr existent und e<strong>in</strong>e andere Diskothek<br />
„kümmert“ sich um dieses junge Publikum. Hier treten nun dieselben Schwierigkeiten auf und<br />
wir haben bereits Auflagen angedroht.<br />
Meldungen von Schulen/Jugende<strong>in</strong>richtungen<br />
Liegen von Schulen oder Jugende<strong>in</strong>richtungen H<strong>in</strong>weise (jährlich etwa 30 Fälle) auf widerrechtlichen<br />
Verkauf von Alkohol an M<strong>in</strong>derjährige vor, so werden die Gewerbetreibenden<br />
unmittelbar auch ohne konkrete und nachweisbare Tat vom Jugendschutzbeauftragten<br />
27
aufgesucht und mit H<strong>in</strong>weisen auf die Gesetzeslage konfrontiert. In der Regel nehmen<br />
anschließend die Beschwerden über diese Verkaufsstellen ab.<br />
Gastwirtausbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK)<br />
Der IHK wurde angeboten, dass e<strong>in</strong> Mitarbeiter/-<strong>in</strong> des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes bei den<br />
Ausbildungssem<strong>in</strong>aren der Gastwirte unterstützend mitwirken könnte. E<strong>in</strong>e frühzeitige<br />
Aufklärung und Verdeutlichung der Vorschriften des JuSchG ersche<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>nvoll. Erste<br />
Vorgespräche wurden bereits geführt.<br />
Information des Gaststättenverbandes<br />
Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband, Bezirk Mittelfranken, zeigte sich <strong>in</strong> der<br />
Vergangenheit sehr kooperativ und hat an alle se<strong>in</strong>e Mitglieder die Informationen (Broschüre,<br />
Aufkleber, Jugendschutztafel) der Verwaltung des Jugendamtes weitergeleitet. Es wurde<br />
zugesichert, auf den Mitgliederversammlungen auf die Problematik des Alkoholverkaufes an<br />
M<strong>in</strong>derjährige speziell h<strong>in</strong>zuweisen. Die gute Kooperation wird weitergeführt.<br />
Aktion gegen „Saufpartys“<br />
E<strong>in</strong> großes Problem stellen die Sauf- und Billigpartys dar. Von der „50-Cent-Party“ bis h<strong>in</strong><br />
zum „Doppeldecker“ (zwei Getränke, e<strong>in</strong>mal zahlen) ist <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken alles<br />
vertreten. Lediglich die sogenannten „Flatrate-Partys“ – mit dem E<strong>in</strong>tritt ist auch der gesamte<br />
Alkoholkonsum bezahlt – s<strong>in</strong>d hier noch nicht im Angebot, es ist aber zu befürchten, dass<br />
unverantwortliche Veranstalter bald auch dies <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> e<strong>in</strong>führen werden. Angelockt<br />
durch billige Alkoholika treffen sich bei den Billigpartys auch M<strong>in</strong>derjährige. Die Folgen des<br />
unkontrollierten Alkoholkonsums äußern sich vor allem nach den Veranstaltungen mit e<strong>in</strong>er<br />
steten Zunahme von Körperverletzungen bis h<strong>in</strong> zu Massenschlägereien. Vor allem im<br />
Innenstadtbereich ist die PI-Mitte im Dauere<strong>in</strong>satz, ohne die Ausschreitungen effektiv<br />
verh<strong>in</strong>dern zu können. Etwa 30 % der Körperverletzungsdelikte im Innenstadtbereich s<strong>in</strong>d<br />
dem Kohlenhofareal (3 Diskotheken) zuzurechnen und geschehen hauptsächlich <strong>in</strong> den<br />
Nächten zu Samstag und Sonntag. Im Jahre 2004 waren <strong>in</strong> diesem Areal etwa 100 Körperverletzungsdelikte<br />
zu verzeichnen, im Jahre 2005 ca. 330 und stiegen 2006 auf nahezu 420!<br />
Bei anderen Delikten s<strong>in</strong>d ähnliche Steigerungen festzustellen.<br />
Die Veranstalter berichten unisono, dass sie bei Billigpartys weniger verdienen, aber aus<br />
Konkurrenzgründen diese veranstalten müssten. Behördliche Anordnungen zum Verbot<br />
solcher Veranstaltungen s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen möglich, z.B. bei aggressiver Werbung<br />
mit Alkohol (z.B. „Absturzgarantie-Party“) oder entsprechenden Darstellungen im Internet.<br />
Aufgrund der Entwicklungen war dr<strong>in</strong>gender Handlungsbedarf gegeben. Deshalb wird unter<br />
Federführung von Herrn SRD Frommer <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt, der<br />
Polizei <strong>Nürnberg</strong> und der Verwaltung des Jugendamtes versucht, dass alle <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Diskotheken <strong>in</strong> Zukunft auf diese Art von Kundenfang freiwillig verzichten. Am 04.04.07 fand<br />
e<strong>in</strong>e Zusammenkunft der Diskobetreiber statt, über das Ergebnis wird bei der Sitzung Herr<br />
SRD Frommer berichten.<br />
Brief an alle <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen<br />
Bereits 2001 und 2004 wurden alle <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen von der Verwaltung des<br />
Jugendamtes angeschrieben und auf die E<strong>in</strong>haltung der Jugendschutzvorschriften<br />
h<strong>in</strong>gewiesen. Wie <strong>in</strong> den letzten Jahren bieten die Tankstellen e<strong>in</strong>e gute Möglichkeit für<br />
M<strong>in</strong>derjährige an Alkoholika zu kommen. Nachdem die <strong>in</strong>formellen Mitteilungen darauf<br />
schließen lassen, dass sich die Situation nicht verbessert hat, werden im Laufe des Jahres<br />
nochmals alle Pächter<strong>in</strong>nen und Pächter der <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen e<strong>in</strong>en entsprechenden<br />
Rundbrief (<strong>in</strong>sbesondere mit H<strong>in</strong>weisen zum Verkauf von Alkohol) <strong>in</strong>klusive<br />
Informationsmaterial erhalten. Dieser Rundbrief wird zusammen mit dem Ordnungsamt<br />
verfasst und ergänzend wird auf die E<strong>in</strong>haltung des Ladenschlussgesetzes h<strong>in</strong>gewiesen<br />
(Verkauf nur im Rahmen des sogenannten „Reisebedarfs“ möglich).<br />
28
Jugendschutzkontrollen mit Fernsehen/Pressearbeit<br />
In den vergangenen Jahren erfolgten mehrmals Anfragen von Pressevertretern, ob e<strong>in</strong>e<br />
direkte Beteiligung bei Kontrollen möglich ist. Die Verwaltung des Jugendamtes überprüft <strong>in</strong><br />
Zusammenarbeit mit der Polizei <strong>Nürnberg</strong>, <strong>in</strong>wieweit solche Begleitungen unter<br />
Berücksichtigung des Datenschutzes möglich s<strong>in</strong>d. Ausführlichere Berichte über Missstände<br />
könnten eventuell hilfreich se<strong>in</strong> und auch die Öffentlichkeit sensibilisieren.<br />
Information der Eltern<br />
Werden M<strong>in</strong>derjährige nach Mitternacht und/oder alkoholisiert von der Polizei aufgegriffen<br />
und die Veranstalter/Verkäufer mit e<strong>in</strong>er Ordnungswidrigkeiten-Anzeige belegt, so könnten<br />
im Anschluss daran die Eltern von der Verwaltung über das Aufgreifen/den Missbrauch<br />
<strong>in</strong>formiert werden. Es ist geplant, dass <strong>in</strong> diesem Elternschreiben auch auf externe<br />
Hilfsangebote wie Beratungsstellen h<strong>in</strong>gewiesen wird. Bei E<strong>in</strong>lieferung M<strong>in</strong>derjähriger <strong>in</strong>s<br />
Krankenhaus wegen Alkoholvergiftung ist das Projekt HaLT geplant, Näheres ist später unter<br />
Suchtprävention erläutert.<br />
Zusammenarbeit mit Bürgerämtern/Kirchweihen<br />
Die Probleme mit alkoholisierten M<strong>in</strong>derjährigen s<strong>in</strong>d auch bei Kirchweihen und ähnlichen<br />
Veranstaltungen und bei fast allen „Events“ (z.B. Fasch<strong>in</strong>gsveranstaltungen von Schulen) im<br />
Stadtgebiet <strong>in</strong> diversen Variationen existent. Meist ist bei diesen Veranstaltungen der<br />
Alkoholkonsum von M<strong>in</strong>derjährigen und Erwachsenen gesellschaftlich akzeptiert. Es ist<br />
geplant, <strong>in</strong> Zukunft verstärkt auf die Veranstalter e<strong>in</strong>zuwirken, um Alkoholexzesse möglichst<br />
e<strong>in</strong>zuschränken. Es ersche<strong>in</strong>t dr<strong>in</strong>gend geboten, dass die Veranstalter ausdrücklich auf ihre<br />
Verantwortung im Umgang mit Alkohol h<strong>in</strong>gewiesen werden. So können z.B. bereits die<br />
Bürgerämter bei Vorbereitungstreffen der Kirchweihausrichter e<strong>in</strong>en Vertreter des K<strong>in</strong>der-<br />
und Jugendschutzes zu Rate ziehen. Ausgiebiges Infomaterial kann zur Verfügung gestellt<br />
werden. In zwei Fällen haben bereits ähnliche Beratungsgespräche stattgefunden.<br />
3. Suchtprävention – zentrale Aktionen<br />
Suchtwoche „Alkohol – Verantwortung setzt die Grenze“<br />
Die Bundesregierung veranstaltet unter Federführung der Drogenbeauftragten Frau Sab<strong>in</strong>e<br />
Bätz<strong>in</strong>g und <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem ZDF die Suchtwoche 2007. In der Zeit vom 14. –<br />
18. Juni 2007 f<strong>in</strong>den bundesweit Aktionen rund um das Thema Alkohol statt. Jeder Tag steht<br />
unter e<strong>in</strong>em bestimmten Motto und spricht unterschiedliche Zielgruppen an.<br />
14.06.2007 Eröffnung der Suchtwoche<br />
15.06.2007 Jugend- und Schülerparlament<br />
15.06.2007 Wir gehen raus, Suchtberater<strong>in</strong>nen und Suchtberater besuchen<br />
Arztpraxen und Apotheken<br />
16.06.2007 Wir gehen raus, Selbsthilfegruppen <strong>in</strong>formieren <strong>in</strong> Kaufhäusern<br />
16.06.2007 Die lange Nacht der alkoholfreien Getränke<br />
16.06.2007 Diesmal. Ke<strong>in</strong> Alkohol! Auch nach dem Sport alkoholfrei!<br />
17.06.2007 Diesmal. Ke<strong>in</strong> Alkohol! Auch nach dem Sport alkoholfrei!<br />
17.06.2007 Die Sonntagspredigt – Alkohol <strong>in</strong> den Gottesdiensten<br />
18.06.2007 Vorträge und Vorlesungen <strong>in</strong> Hochschulen<br />
18.06.2007 Aktionen zu <strong>Alkoholprävention</strong> am Arbeitsplatz<br />
Die Verwaltung des Jugendamtes (Suchtprävention) beteiligt sich an der Suchtwoche mit<br />
• dem „Jugend- und Schülerparlament“ am 15.06.2007<br />
• der „Langen Nacht der alkoholfreien Getränke“ vom 16. auf den 17.06.2007<br />
Jugend- und Schülerparlament am 15. Juni 2007<br />
Das Themenfeld Alkohol bietet sich <strong>in</strong> besonderer Weise an, als e<strong>in</strong> wichtiges<br />
gesellschaftliches und jugendspezifisches Problem im Rahmen e<strong>in</strong>es Jugend- und<br />
Schülerparlaments behandelt zu werden. In ihren Cliquen und Freundeskreisen beg<strong>in</strong>nt<br />
29
schließlich für viele Jugendliche schon frühzeitig der E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> den eigenen<br />
Alkoholkonsum, nicht selten verbunden mit riskanten Tr<strong>in</strong>kgewohnheiten (b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g,<br />
Komasaufen, Kofferraumsaufen). Das Vorbildverhalten Erwachsener, die permanente<br />
Berieselung mit Werbebotschaften der Alkohol<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>erseits, verbunden mit<br />
jugendspezifischen Problemen und mangelnden Zukunftsperspektiven andererseits, fördert<br />
unter den Heranwachsenden vermehrt den unkritischen Konsum alkoholischer Getränke,<br />
ohne dass diese sich über die damit verbundenen Gefahren bewusst s<strong>in</strong>d. Gesundheitliche<br />
Schäden, die Häufung alkoholbed<strong>in</strong>gter Unfälle und wachsende Jugenddel<strong>in</strong>quenz s<strong>in</strong>d<br />
schließlich die Folgen.<br />
E<strong>in</strong>e solche Entwicklung ist ke<strong>in</strong> unabd<strong>in</strong>gbares Schicksal, sondern ihr kann bewusst<br />
entgegengesteuert werden.<br />
So bietet sich das Themenfeld „Alkohol“ <strong>in</strong> besonderer Weise an, als e<strong>in</strong> wichtiges<br />
gesellschaftliches und jugendspezifisches Problem im Rahmen e<strong>in</strong>es Jugend- oder<br />
Schülerparlaments behandelt zu werden. Auf Initiative und mit Unterstützung örtlicher<br />
Fachkräfte aus dem Bereich der Suchtprävention und der Suchthilfe können dabei die<br />
unterschiedlichen Sichtweisen des Themenbereichs „Alkohol“ erörtert und darauf<br />
aufbauend entsprechende Beschlüsse gefasst und als Anträge an die zuständigen<br />
Gremien <strong>in</strong> Verwaltung und Politik weitergereicht werden.<br />
Die Sitzung des Jugend- oder Schülerparlaments soll dabei unter „realen Bed<strong>in</strong>gungen“ im<br />
Rathaus erfolgen. Auch wenn bei e<strong>in</strong>er solchen Stadtratssitzung e<strong>in</strong> gewisser<br />
Planspielcharakter unvermeidlich ist, so sollen die von den Jugendlichen getroffenen<br />
Entschlüsse E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die realen örtlichen Gremien f<strong>in</strong>den. Dort werden sie auf ihre<br />
Umsetzbarkeit geprüft und gegebenenfalls als Vorschläge <strong>in</strong> die politischen<br />
Entscheidungsprozesse zur Senkung des problematischen Alkoholkonsums <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />
und besonders unter Heranwachsenden e<strong>in</strong>fließen.<br />
Im März 2007 wurden alle Schulen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> über das Projekt <strong>in</strong>formiert und gebeten bis<br />
zum 31. März Schülernamenslisten e<strong>in</strong>zureichen.<br />
„Die lange Nacht der alkoholfreien Getränke“<br />
Im Rahmen der Suchtwoche wird versucht, dass am 16.06.07 möglichst viele <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Diskothekenbetreiber sich an dieser Aktion beteiligen (Bekanntgabe und weitere Absprachen<br />
bei dem Wirtetreffen am 04.04.07). Es ist e<strong>in</strong> alkoholfreier Abend <strong>in</strong> Diskotheken geplant.<br />
Gesetzlich mögliche Ausnahmegenehmigungen durch die Verwaltung des Jugendamtes s<strong>in</strong>d<br />
bei komplettem Alkoholverzicht an diesem Abend vorstellbar, z.B. E<strong>in</strong>tritt ab 14 Jahre, bzw.<br />
Verlängerung des Aufenthaltes für ab 16-Jährige bis 02:00 Uhr. Inwieweit diese Aktion von<br />
den Diskotheken mitgetragen wird, bleibt noch abzuwarten.<br />
4. Weitere suchtpräventive Aktivitäten<br />
Unterrichtse<strong>in</strong>heiten, Fortbildungen und Elternabende an Schulen<br />
Die Verwaltung des Jugendamtes hat 2002 e<strong>in</strong> Konzept zu Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für<br />
Lehrkräfte <strong>in</strong> Haupt-, Realschulen und Gymnasien zum Umgang mit Alkohol erstellt. Diese<br />
Unterrichtse<strong>in</strong>heit wurde 2007 umgeschrieben bzw. ergänzt und erweitert um die Themen<br />
Komasaufen, Kofferraumsaufen. Die Unterrichtse<strong>in</strong>heiten zu je 2 Std. s<strong>in</strong>d<br />
geschlechtsspezifisch aufbereitet worden. Die bestehenden Fortbildungen und die<br />
Elternabende wurden ergänzt mit neuen Sach<strong>in</strong>formationen rund um Alkohol, Nikot<strong>in</strong> und<br />
pädagogischen Empfehlungen für alle an der Erziehung Beteiligten.<br />
MOVE – Motivierende Kurz<strong>in</strong>tervention von riskant konsumierenden Jugendlichen<br />
• Für die Gruppe riskant konsumierender Jugendlicher s<strong>in</strong>d Maßnahmen notwendig,<br />
die ihnen angemessene Unterstützung bieten, um e<strong>in</strong>e Entwicklung <strong>in</strong> Richtung<br />
Abhängigkeit zu verh<strong>in</strong>dern. Jugendliche Konsumenten def<strong>in</strong>ieren sich <strong>in</strong> der Regel<br />
nicht als suchtgefährdet, solange ke<strong>in</strong>e schwerwiegenden Folgeprobleme aufgetreten<br />
s<strong>in</strong>d. Sie nutzen freiwillig kaum die bestehenden Beratungsangebote.<br />
• Das Konzept MOVE stützt sich auf <strong>in</strong>ternationale Erfahrungen mit Kurz<strong>in</strong>terventionen:<br />
Kurze Beratungsgespräche s<strong>in</strong>d nicht nur besser als gar ke<strong>in</strong>e, ihr Effekt ist dem von<br />
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langfristigen Interventionen vergleichbar. Attraktiv für die Beratung von<br />
konsumierenden Jugendlichen s<strong>in</strong>d sie vor allem dadurch, dass sie <strong>in</strong><br />
unterschiedlichen Situationen – auch „zwischen Tür und Angel“ – stattf<strong>in</strong>den können.<br />
• Seit 2005 führte die Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe drei 3-tätige Fortbildungen für<br />
40 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit durch.<br />
• Ab 2007 hat das Kultusm<strong>in</strong>isterium diese Methode für die Schulen anerkannt. Für<br />
den Regierungsbezirk Mittelfranken s<strong>in</strong>d 4 Lehrkräfte ausgebildet worden. Die<br />
jeweilige Lehrkraft und e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />
bilden e<strong>in</strong> Tandem. Die Tandems bieten für alle Schultypen <strong>in</strong> Mittelfranken<br />
Fortbildungen an. Pro Schuljahr s<strong>in</strong>d 4 Fortbildungen geplant. Die ersten beiden<br />
Fortbildungen f<strong>in</strong>den im Oktober 2007 statt.<br />
Neue geplante Broschüre: „Was muss ich wissen, bei Alkohol- und Cannabismissbrauch<br />
– Information zum Führersche<strong>in</strong>erwerb“<br />
Die Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe plant 2007/2008 mit dem Bayerischen<br />
Fahrlehrerverband, der Verkehrswacht, der Polizei und dem Ordnungsamt der Stadt<br />
<strong>Nürnberg</strong> e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit zum Thema: Alkohol, Cannabis und Führersche<strong>in</strong>.<br />
Inhalt: Mit welchen Konsequenzen haben Jugendliche zu rechnen, die wegen Alkohol- und<br />
Cannabismissbrauchs <strong>in</strong> der Zeit zwischen 14 und 18 Jahren aktenkundig geworden s<strong>in</strong>d<br />
und ihren Führersche<strong>in</strong> beantragen wollen?<br />
Geplant ist e<strong>in</strong>e Informationsbroschüre: „Was muss ich wissen, bei Alkohol- und Cannabismissbrauch<br />
– Information zum Führersche<strong>in</strong>erwerb“<br />
Projektidee: Disco-Fieber<br />
Die Suchtprävention bietet den Fahrschulen e<strong>in</strong>e Unterrichtse<strong>in</strong>heit für Fahrschüler an.<br />
Disco-Fieber ist e<strong>in</strong> Präventionsprojekt zur Vermeidung von Verkehrsunfällen bei<br />
Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Aktion will diese Jugendlichen auf emotionaler<br />
Ebene ansprechen und ohne Verbote E<strong>in</strong>stellungs- und Verhaltensänderungen erreichen.<br />
Disco-Fieber – das heißt ausgehen, Freunde treffen, gute Musik hören, den e<strong>in</strong>en oder<br />
anderen Cocktail oder auch mal e<strong>in</strong> oder zwei Bier tr<strong>in</strong>ken. Doch nach der Disco hört der<br />
Spaß oft auf. Viel zu oft enden nächtliche Heimfahrten im Krankenhaus oder auf dem<br />
Friedhof. Kann ich was dagegen tun? Wie komme ich sicher nach Hause? Was tue ich,<br />
wenn me<strong>in</strong> Freund betrunken Auto fahren will? Darauf und auf viele weitere Fragen gibt die<br />
Aktion Disco-Fieber Antworten.<br />
Diese Projektidee richtet sich an Jugendliche <strong>in</strong> den Berufsschulen und <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen<br />
der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit.<br />
Öffentlichkeitsarbeit mit „Infoscreen“<br />
Die Verwaltung des Jugendamts plant 2007/2008 e<strong>in</strong>e Alkohol-Kampagne, die über Infoscreen<br />
ausgestrahlt wird. Zu bestimmten Events, z.B. Fasch<strong>in</strong>g, Frühl<strong>in</strong>gsfest, Rock im Park,<br />
Herbstvolksfest, Nightskate und Abiturfeiern, richten sich die Botschaften an Jugendliche,<br />
Eltern und die Öffentlichkeit. Die Kampagne soll durch e<strong>in</strong>e Werbeagentur konzipiert werden.<br />
Die F<strong>in</strong>anzierung ist jedoch noch nicht gesichert.<br />
HaLT – Hart am LimiT – Beratungsgespräche mit K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen nach e<strong>in</strong>er<br />
Alkohol<strong>in</strong>toxikation (Stadt Lörrach)<br />
Im letzten Jahrzehnt hat bei e<strong>in</strong>er relativ kle<strong>in</strong>en, aber deutlich steigenden Zahl von<br />
Teenagern der riskante Konsum von Alkohol – als Kriterien gelten <strong>in</strong>sbesondere frühe oder<br />
häufige Rauscherfahrungen – zugenommen. Die Zahl der 13-Jährigen, die mehr als zweimal<br />
im Leben betrunken waren, hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahren vermehrt. Auch die Anzahl der 12-<br />
bis 17-Jährigen, die mit e<strong>in</strong>er komatösen Alkohol<strong>in</strong>toxikation stationär behandelt werden<br />
mussten, ist bundesweit stark gestiegen. Aktuelle Zahlen des Kl<strong>in</strong>ikums <strong>Nürnberg</strong> lagen bei<br />
Erstellung des Berichtes noch nicht vor.<br />
31
Präventionskonzept HaLT:<br />
Die Villa Schöpfl<strong>in</strong> (<strong>in</strong> Trägerschaft des Badischen Landesverbandes für Prävention und<br />
Rehabilitation – blv.) hat geme<strong>in</strong>sam mit der K<strong>in</strong>derkl<strong>in</strong>ik und vielen Kooperationspartner/<strong>in</strong>nen<br />
e<strong>in</strong> breit angelegtes Präventionskonzept mit dem Namen Hart am LimiT – HaLT<br />
entwickelt. Bei HaLT werden Beratungsgespräche – das Erstgespräch meist noch <strong>in</strong> der<br />
Kl<strong>in</strong>ik – und e<strong>in</strong> sozialpädagogisches Gruppenangebot für betroffene Jugendliche<br />
durchgeführt und ihren Eltern Hilfestellung angeboten. Neben diesem sogenannten<br />
„Reaktiven Bauste<strong>in</strong>“ mit Präventionsangeboten für riskant konsumierende Jugendliche wird<br />
auf kommunaler Ebene e<strong>in</strong> „Proaktiver Bauste<strong>in</strong>“ umgesetzt, der auf die Verh<strong>in</strong>derung<br />
massiven jugendlichen Rauschtr<strong>in</strong>kens durch den verantwortungsbewussten Umgang mit<br />
Alkohol <strong>in</strong> der Öffentlichkeit abzielt. Diese Maßnahme könnte von den städtischen<br />
Erziehungsberatungsstellen <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Kl<strong>in</strong>ikum <strong>Nürnberg</strong> angeboten<br />
werden.<br />
Parcours: Klarsicht – e<strong>in</strong>e Ausstellung von der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung<br />
Das Gesundheitsamt und die Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe planen 2007 diesen<br />
Mitmachparcours für <strong>Nürnberg</strong>er Schulen, <strong>in</strong>sbesondere für die Klassenstufen 6–8<br />
anzubieten. Der Parcours besteht aus sieben Stationen, an denen sich Jugendliche durch<br />
spielerische Aktionen mit den Suchtmitteln Tabak und Alkohol kritisch ause<strong>in</strong>andersetzen.<br />
An allen Stationen stehen Moderatoren bereit und <strong>in</strong>formieren und diskutieren mit den<br />
jungen Menschen. Auf diese Weise wird Fachwissen vermittelt und die Teilnehmer<strong>in</strong>nen und<br />
Teilnehmer werden zur Diskussion und Reflexion ihres eigenen Verhaltens angeregt. Da sich<br />
gerade <strong>in</strong> dieser Altersgruppe viele Jugendliche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Phase des Experimentierens mit<br />
Suchtmitteln bef<strong>in</strong>den, erhalten sie durch die <strong>in</strong>teraktive Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den<br />
Themen Tabak- und Alkoholkonsum sachliche Informationen, lernen aber auch durch<br />
praktische Erfahrungen. So erleben die Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer beispielsweise an<br />
der Station „Drunk-Buster“ quasi e<strong>in</strong>en Rausch. Sobald sie den „Drunk-Buster“ (vergleichbar<br />
mit e<strong>in</strong>er Taucherbrille) aufsetzen, wird ihre Wahrnehmung und Koord<strong>in</strong>ationsfähigkeit<br />
e<strong>in</strong>geschränkt. Es geht ihnen so, als ob sie drei oder vier Alcopops getrunken hätten (0,8 bis<br />
1,5 Promille). Sie merken, wie schwierig es ist, e<strong>in</strong>fachste D<strong>in</strong>ge zu bewältigen, z.B. e<strong>in</strong>en<br />
H<strong>in</strong>dernis-Parcours zu bewältigen. Dies ist e<strong>in</strong>e Erfahrung, die meist nachhaltiger wirkt als<br />
e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glicher Vortrag.<br />
„Be hard – dr<strong>in</strong>k soft” – e<strong>in</strong>e Kampagne des Bayerischen M<strong>in</strong>isteriums für Umwelt,<br />
Gesundheit und Verbraucherschutz<br />
Neben Plakaten und Postkarten, die die Verwaltung des Jugendamtes <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren erworben und verteilt hat, ist der Parcours e<strong>in</strong> neues Produkt. Die Präventive K<strong>in</strong>der-<br />
und Jugendarbeit plant 2007/2008 diesen Parcours für die Offene K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />
anzubieten.<br />
An 4 moderierten Parcoursstationen („be“, „hard“, „dr<strong>in</strong>k“ und „soft“) können sich die<br />
Schüler/<strong>in</strong>nen bei Pantomime, Diskussion, Wissenserweiterung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Quiz sowie<br />
Sport und Spiel selbst e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, gleichwie neue Aspekte zum Thema „Be hard – dr<strong>in</strong>k soft“<br />
erfahren. All dies ist e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Umgebung, die umfasst: Verzerrungsspiegel<br />
zur Selbst- und Fremdwahrnehmung bei „be“, Bilder u. Filmausschnitte von „harten Typen“<br />
bei „hard“, Wasserwände passend zu „dr<strong>in</strong>k“, bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er bequemen Kissenlandschaft<br />
mit Hollywoodschaukel, die „softig“ zum Entspannen e<strong>in</strong>laden würde, wäre nicht auch dieser<br />
Parcoursteil viel zu <strong>in</strong>teressant, um nur rumzuliegen.<br />
Theater: Süchtig – Relativ komischer Stoff (E<strong>in</strong> Beitrag zum Internationalen Drogentag<br />
am 26.06.2007)<br />
Der Nichtraucherwettbewerb „Be Smart don’t Start“ wird mit <strong>Nürnberg</strong>er Schulkassen das<br />
8. Jahr <strong>in</strong> Folge durchgeführt. Bisher haben wir unter den erfolgreich teilgenommenen<br />
Klassen Preise ausgelost. Für das Jahr 2007 planen wir ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelnen Preise auszugeben,<br />
sondern laden alle am Wettbewerb beteiligten Klassen (75) aus den <strong>Nürnberg</strong>er Haupt- und<br />
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Realschulen und Gymnasien <strong>in</strong> die Meisters<strong>in</strong>gerhalle zu e<strong>in</strong>em Theaterstück „Süchtig –<br />
Relativ komischer Stoff“ am 26.06.2007 von 10.00–12.15 Uhr e<strong>in</strong>.<br />
In dem Stück geht es um Spielen, Klauen, Sex, Drogen – willkommen <strong>in</strong> der Welt der<br />
Abhängigkeiten! Menschen verfallen dem Rausch des Geldausgebens, des Internets, des<br />
Fernsehkonsums – und schaffen es nicht, ohne fremde Hilfe davon zu lassen. Es wird so viel<br />
analysiert und therapiert wie nie zuvor – nicht immer mit Erfolg, aber stets mit großem Ernst.<br />
Mark Lundholm hält dagegen. Se<strong>in</strong> Solo-Stück „Süchtig“ ist schonungslos, aber nicht<br />
mitleidheischend. Es geht um Sucht, um Süchte grundsätzlich – ohne erhobenen Zeigef<strong>in</strong>ger<br />
oder moralische Parolen. Es zeigt die Grausamkeit von Sucht – und ist dabei grausam<br />
komisch. Das Stück lässt sich nicht vergleichen mit den Klassikern der Sucht-Literatur von<br />
Borroughs bis Bukowski. Es verklärt nicht, klagt nicht an. „Süchtig“ ist Comedy, bittere<br />
Comedy. „Süchtig“ ist gnadenlos mit den Süchtigen.<br />
5. <strong>Alkoholprävention</strong> <strong>in</strong> der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />
E<strong>in</strong>zelprojekte zur <strong>Alkoholprävention</strong> aus der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />
Bei den Zielgruppen der Projekte handelt es sich größtenteils um Jugendliche, die aus<br />
verschiedenen Motiven Alkohol konsumieren und deren Konsum vom Experimentieren,<br />
Ausprobieren bis h<strong>in</strong> zu riskanten Tr<strong>in</strong>kmustern (wie b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g) reicht. In aller Regel liegt<br />
jedoch noch ke<strong>in</strong>e Abhängigkeit vor und gerade <strong>in</strong> diesem Vorfeld versuchen die Projekte<br />
nach dem Konzept der Förderung protektiver Faktoren folgende drei Ziele zu verwirklichen:<br />
• Förderung spezifischer Lebenskompetenzen als wichtigstem Bestandteil<br />
• Förderung alternativer Handlungsmöglichkeiten (funktionelle Äquivalente)<br />
• Vermittlung von suchtspezifischen Kompetenzen<br />
Nach allen bisherigen Erfahrungen s<strong>in</strong>d die lebenskompetenzorientierten Ansätze als die<br />
wirkungsvollsten Maßnahmen <strong>in</strong> der Prävention anzusehen. Zu diesem Bereich gehört<br />
neben der Entwicklung und Stärkung von Handlungskompetenzen auch die Begleitung<br />
Jugendlicher bei der Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben. Effektive Präventionsmaßnahmen<br />
bedürfen e<strong>in</strong>er alters- und geschlechtsspezifischen Ausdifferenzierung und e<strong>in</strong>er<br />
Ausrichtung an den konkreten Lebenswelten der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen. Dabei ist zu<br />
beachten, dass viele der Projekte sich an Jugendliche aus bildungsfernen Bevölkerungsgruppen<br />
wenden, bei denen die zu fördernden Kompetenzen oftmals nur <strong>in</strong> Ansätzen vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d, die natürlich aber die Basis der Arbeit bilden. Der Aspekt des Gender-<br />
Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g wird bei den Projekten berücksichtigt.<br />
Jugendliche brauchen Alternativen, damit sie zur Erfüllung ihrer Bedürfnisse nicht auf<br />
Ersatzmittel/Suchtmittel zurückgreifen müssen. In der Praxis ist es oft schwer, geeignete,<br />
vergleichbar <strong>in</strong>tensive Alternativen zu f<strong>in</strong>den, die den Interessen und Bedürfnissen dieser<br />
Altersgruppe entgegenkommen. Gerade durch das Pr<strong>in</strong>zip der Freiwilligkeit <strong>in</strong> der Arbeit der<br />
Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit ist es erforderlich, die Projekte auf die Interessenslage der<br />
Jugendlichen abzustimmen. Sport- und Bewegungsangebote als s<strong>in</strong>nvolle Freizeitaktivitäten,<br />
<strong>in</strong>nerhalb derer e<strong>in</strong>e Reihe von Handlungskompetenzen e<strong>in</strong>geübt werden können, kommen<br />
dem häufig entgegen und ermöglichen es auch, Jugendliche anzusprechen, die ansonsten<br />
schwer zu erreichen s<strong>in</strong>d.<br />
All den Projekten geme<strong>in</strong>sam ist die Tatsache, dass durch sie den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />
e<strong>in</strong> konsumfreier Raum angeboten wird, der ihren Interessen und Bedürfnissen entgegenkommt<br />
und <strong>in</strong>nerhalb dessen sie wichtige Lernerfahrungen machen können, die sie stärken,<br />
um mit sich selbst, den Anforderungen des Lebens und damit auch dem Konsum von<br />
Drogen/Alkohol besser umgehen zu können.<br />
Jugendtreff Johannis: „Fitness für Mädchen“<br />
Zielgruppe s<strong>in</strong>d Mädchen im Alter von 13 bis 16 Jahren, die aus der Mädchengruppe des<br />
Jugendtreffs stammen, oder zu denen Kontakte aus Streetworke<strong>in</strong>sätzen bestehen.<br />
Innerhalb des Projektes sollen die drei Bereiche Ernährung, Bewegung und allgeme<strong>in</strong>es<br />
33
körperliches Wohlbef<strong>in</strong>den angesprochen werden. Dadurch wird bei den K<strong>in</strong>dern und<br />
Jugendlichen Gesundheitsbewusstse<strong>in</strong> aufgebaut. Die Ergebnisse der Aff<strong>in</strong>itätsstudien der<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung weisen auf die Bedeutung von Präventionsansätzen<br />
h<strong>in</strong>, die auf e<strong>in</strong>e konsequente Förderung des Gesundheitsbewusstse<strong>in</strong>s der<br />
Jugendlichen abzielen, da damit positive Effekte bezüglich des Konsums von Tabak, Alkohol<br />
und illegalen Drogen zu erzielen s<strong>in</strong>d.<br />
Jugendtreff Johannis: „Straßenfußball-Liga“<br />
Angesprochen werden Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren (nach Bedarf bis 18<br />
Jahren), zu denen Kontakte im Rahmen der aufsuchenden Arbeit bestehen. Sie halten sich<br />
zum Teil bis spät am Abend auf öffentlichen Plätzen auf und s<strong>in</strong>d u.a. durch Alkohol und<br />
Drogenkonsum gefährdet bzw. neigen zu gewalttätigem Verhalten. Innerhalb des über<br />
mehrere Wochen laufenden Projektes wird e<strong>in</strong>e Liga-Zeitung erstellt und e<strong>in</strong>e Gruppe der<br />
Jugendlichen beteiligt sich an der Vorbereitung und Durchführung.<br />
Jugendtreff Maxfeld „MAX“: „Oster-Fitnesswochen“<br />
Es werden Mädchen und Jungen im Alter von 12 bis 16 Jahren, z.T. nach Geschlechtern<br />
getrennt, angesprochen. Auch hier wird u.a. der Gesichtspunkt der Komb<strong>in</strong>ation von<br />
Bewegung/Sport, Gesundheit und Ernährung aufgegriffen. Zusätzlich geht es um kritisches<br />
H<strong>in</strong>terfragen von Market<strong>in</strong>gstrategien.<br />
Jugendtreff Uhlandstraße „U 43“: „Wodka führt irre!“<br />
Mädchen und Jungen zwischen 13 bis 16 Jahren, die regelmäßig Alkohol tr<strong>in</strong>ken, s<strong>in</strong>d die<br />
Zielgruppe. Hier geht es ganz gezielt um die Förderung suchtspezifischer Kompetenzen. Das<br />
eigene Tr<strong>in</strong>kverhalten wird reflektiert, Gefährdungen und die Folgen von Alkoholkonsum<br />
werden aufgezeigt, für das Thema Sucht sensibilisiert, aber auch Alternativen aufgezeigt.<br />
Luise – The Cultfactory: „Erstellung e<strong>in</strong>es Musiksamplers zum Thema Alkohol“<br />
Hier handelt es sich um e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Planung bef<strong>in</strong>dliches Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt des<br />
Kreisjugendr<strong>in</strong>gs <strong>Nürnberg</strong>-Stadt, des Bayerischen Jugendr<strong>in</strong>gs und der Präventiven K<strong>in</strong>der-<br />
und Jugendhilfe. Bands sollen sich <strong>in</strong> ihren Songbeiträgen für die CD kritisch mit dem Thema<br />
Alkohol ause<strong>in</strong>andersetzen und so Jugendlichen positive Vorbilder der lokalen Musikszene<br />
zugänglich gemacht werden, um sich mit der eigenen Person, Lebensentwürfen,<br />
Verhaltensmustern und Gefühlswelten ause<strong>in</strong>anderzusetzen. Durch dieses Projekt soll auch<br />
<strong>in</strong> der Öffentlichkeit e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> zum Thema Jugend und Alkohol geschaffen werden.<br />
Jugendtreff Schlossäcker: „Die Südstadt kickt, 3!!!“<br />
Dieses Projekt wird geme<strong>in</strong>sam vom Jugendtreff „Schlossäcker“, dem K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendhaus „L<strong>in</strong>ie 6“ und dem Jugendtreff „Hasenbuck“ durchgeführt und besteht aus<br />
e<strong>in</strong>zelnen Bauste<strong>in</strong>en, die <strong>in</strong> die Alltagsarbeit <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d. Das Projekt ist e<strong>in</strong> Bestandteil<br />
der Straßensozialarbeit <strong>in</strong> der Südstadt, diese Jugendlichen stellen stets die Primärzielgruppe<br />
dar. E<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> ist der Aufbau e<strong>in</strong>es Organisationsteams mit Jugendlichen im<br />
Alter von 14 bis 18 Jahren, die aus den E<strong>in</strong>richtungen kommen und evtl. mit Jugendlichen,<br />
zu denen im Rahmen der Straßensozialarbeit Kontakte bestehen. Geme<strong>in</strong>sam mit ihnen wird<br />
das Streetsoccerturnier geplant, vorbereitet und durchgeführt. E<strong>in</strong> fester Bestandteil des<br />
Turniers ist das Fairnesspunktesystem. Das Turnier, das im Rahmen des Südstadtfestes<br />
stattf<strong>in</strong>det, ist somit „von Jugendlichen für Jugendliche“. Am Turnier können alle <strong>in</strong>teressierten<br />
Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren teilnehmen. Den Abschluss bildet<br />
e<strong>in</strong>e Reflexion des Organisationsteams.<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendhaus Gostenhof „GOST“: „Kick it like ...“<br />
Hier handelt es sich um e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt des K<strong>in</strong>der- und Jugendhauses „Gost“ mit<br />
dem Jugendtreff „Westend“ und dem Spielhaus Gostenhof. Zielgruppe s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche aus Gostenhof und Umgebung, die meistens nicht bei e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, da sie<br />
dessen Regeln nicht e<strong>in</strong>halten wollen oder dessen Beiträge nicht bezahlen können.<br />
34
Innerhalb dieses Projektes wird versucht, Selbstbewusstse<strong>in</strong> aufzubauen, die Lebenskompetenzen<br />
zu fördern, e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Freizeitgestaltung anzubieten und der oft vorherrschenden<br />
Langeweile entgegenzuwirken, die oftmals mit e<strong>in</strong> Grund für Drogenkonsum darstellt.<br />
6. F<strong>in</strong>anzielle Ressourcen<br />
Für die Durchführung der beschriebenen Maßnahmen und Angebote der <strong>Alkoholprävention</strong><br />
s<strong>in</strong>d zusätzliche Mittel erforderlich, <strong>in</strong>sbesondere für suchtpräventive Projekte, Öffentlichkeitsarbeit<br />
sowie für Angebote <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit.<br />
Die Ansätze für K<strong>in</strong>der und Jugendschutz sowie Suchtprävention haben sich <strong>in</strong> den<br />
vergangenen Jahren durch E<strong>in</strong>sparungen im Rahmen der Haushaltskonsolidierung und<br />
Umschichtung von Mitteln aus der Suchtprävention <strong>in</strong> die „Kampagne Erziehung“ deutlich<br />
verr<strong>in</strong>gert.<br />
2002 standen für K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz sowie Suchtprävention 96.000 Euro zur<br />
Verfügung, 2007 liegt dieser Ansatz nur noch bei 36.000 Euro.<br />
Die Verwaltung des Jugendamtes schlägt deshalb vor, den Haushaltsansatz für K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutz sowie Suchtprävention mit dem Schwerpunkt <strong>Alkoholprävention</strong> für 2008<br />
e<strong>in</strong>malig um 50.000 Euro zu erhöhen. Ab 2009 sollte für diesen Arbeitsschwerpunkt der<br />
Ansatz dauerhaft um m<strong>in</strong>destens 25.000 Euro jährlich erhöht werden.<br />
35
Punkt 3: Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> 2007<br />
B e s ch l u s s<br />
zur Tagesordnung der Sitzung des<br />
Jugendhilfeausschusses am 3. Mai 2007<br />
- öffentlicher Teil -<br />
- e<strong>in</strong>stimmig -<br />
I. 1. Der Jugendhilfeausschuss beauftragt die Verwaltung, das Maßnahmenpaket<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> <strong>in</strong> der beschriebenen Form umzusetzen.<br />
2. Der Jugendhilfeausschuss beantragt, zur Umsetzung des Maßnahmenpaketes<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> für die Arbeitsfelder K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz und Sucht-<br />
prävention folgende zusätzliche Sachmittel e<strong>in</strong>zustellen:<br />
2008: e<strong>in</strong>malig 50.000 <br />
ab 2009: jährlich 25.000 <br />
3. Der Jugendhilfeausschuss beantragt e<strong>in</strong>e Sozialpädagogenstelle zur Stärkung<br />
des erzieherischen K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes zu schaffen.<br />
II. Ref. V/J<br />
Der Vorsitzende Der Referent Schriftführung<br />
Gebhardt Prölß Legler<br />
Ehrenamtlicher Stadtrat Berufsm. Stadtrat Schriftführer<strong>in</strong><br />
36
Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong><br />
39<br />
Beilage: 5.0<br />
zur Sitzung des<br />
Jugendhilfeausschusses<br />
vom 3. Juli 2008<br />
hier: Bericht und Antrag der SPD-Stadtratsfraktion vom 12. Dezember 2007<br />
I. Sachverhalt<br />
Anmeldung<br />
zur Tagesordnung der Sitzung des<br />
Jugendhilfeausschusses am 3. Juli 2008<br />
- öffentlicher Teil -<br />
Die Verwaltung des Jugendamtes hat dem Jugendhilfeausschuss am 3. Mai 2007 das<br />
Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> zur Beschlussfassung vorgelegt.<br />
Der Jugendhilfeausschuss beauftragte die Verwaltung, das Arbeitsprogramm<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> <strong>in</strong> der beschriebenen Form umzusetzen und beantragte, dafür<br />
zusätzliche Sachmittel (2008: e<strong>in</strong>malig 50.000 , ab 2009 jährlich 25.000 ) e<strong>in</strong>zustellen<br />
und e<strong>in</strong>e Planstelle für den erzieherischen K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz mit dem<br />
Schwerpunkt <strong>Alkoholprävention</strong> und Jugendmedienschutz zu schaffen. Diese Planstelle<br />
wurde zum 2. Juni 2008 besetzt.<br />
Die Verwaltung des Jugendamtes berichtet unter dem Blickw<strong>in</strong>kel K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutz sowie Suchtprävention<br />
- über den derzeitigen Sachstand zum Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen,<br />
- über aktuelle Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> sowie<br />
- den Stand der Umsetzung des Arbeitsprogramms <strong>Alkoholprävention</strong>.<br />
Die Vorlage wurde von der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe des Jugendamtes erstellt.<br />
Beratungsfolge<br />
Das Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen wurde <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />
<strong>in</strong> mehreren Vorlagen des Jugendhilfeausschusses behandelt:<br />
Gremium Sitzungsterm<strong>in</strong><br />
Thema<br />
Abstimmungsergebnis<br />
JHA 22.07.04 Maßnahmen gegen Alkoholkonsum<br />
bei Jugendlichen<br />
Bericht<br />
JHA 16.12.04 „5 von 12“ statt „5 vor 12“ – Umsetzungsmöglichkeit Bericht<br />
des Jugendschutzkonzeptes „5 von 12“<br />
JHA u. 21.07.05 Arbeitsprogramm K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz JHA<br />
SchA<br />
e<strong>in</strong>stimmig<br />
JHA 03.05.07 Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong><br />
e<strong>in</strong>stimmig<br />
Maßnahmen gegen Alkoholmissbrauch von<br />
Jugendlichen/Alkohol- und Gewaltproblematik bei<br />
jungen Menschen<br />
Bericht
JHA u.<br />
SchA<br />
29.11.07 Umsetzung Arbeitsprogramm K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutz und Arbeitsbericht Suchtprävention<br />
40<br />
Bericht<br />
In der Sitzung des Jugendhilfeausschusses vom 5. Juli 2007 und der des Schulausschusses<br />
vom 20. Juli 2007 wurde unter dem Tagesordnungspunkt „Jugend- und<br />
Schülerparlament zum Thema Alkohol im Rahmen der bundesweiten Suchtwoche 2007“<br />
erläutert, warum im Rahmen dieser Veranstaltung das Jugend- und Schülerparlament<br />
nicht zustande kam (siehe hierzu auch Punkt 10. des Sachverhaltes 5.1).<br />
Der Schul- und der Referent für Jugend, Familie und Soziales kündigten <strong>in</strong> ihrer<br />
geme<strong>in</strong>samen Stellungnahme an, Veranstaltungen zum Themenbereich Sucht zu planen.<br />
Auf dieser Grundlage wurde e<strong>in</strong>stimmig der Beschluss gefasst, 2008 e<strong>in</strong>e Aktionswoche<br />
zur <strong>Alkoholprävention</strong> <strong>in</strong> Kooperation durchzuführen.<br />
Da die SPD-Stadtratsfraktion <strong>in</strong> ihrem Antrag vom 12. Dezember 2007 den Stand der<br />
Vorbereitungen nachfragt, wird hier zum Sachstand berichtet:<br />
Der 3. BM wird <strong>in</strong> Abstimmung mit dem Staatlichen Schulamt den <strong>Nürnberg</strong>er Schulen<br />
empfehlen, den Gesundheitstag aller bayerischer Schulen (Nachholtag für die Herbstferien)<br />
am 22.11.2008 als „Präventionstag“ mit dem Schwerpunkt <strong>Alkoholprävention</strong> zu<br />
gestalten.<br />
Unabhängig von e<strong>in</strong>er Suchtwoche, wurden die Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> über Sucht,<br />
Suchtverhalten und die Folgen von Alkoholmissbrauch <strong>in</strong> unterschiedlichster Weise<br />
sowohl unterrichtet, als auch mit Unterstützung der Suchtprävention des Jugendamtes<br />
<strong>in</strong>formiert.<br />
II. Beilagen<br />
5.1 Sachverhalt<br />
5.2 Öffentlichkeitsarbeit: Kampagne „Na toll!“<br />
5.3 Muster-Hausordnung Jugendschutz bei öffentlichen Veranstaltungen<br />
5.4 Presseartikel<br />
5.5 Antrag der SPD-Stadtratsfraktion vom 12. Dezember 2007<br />
Die Flyer „Jugendliche und Alkohol“, K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz (Neuauflage 2007)<br />
liegen <strong>in</strong> der Sitzung auf.<br />
Gezeigt wird der Film „Es geht nur weiter, wenn Du weiter denkst" (ca. 7 M<strong>in</strong>uten).<br />
E<strong>in</strong> Film von Jugendlichen für Jugendliche zum Thema Suchtprävention, Jugend u.<br />
Alkohol.<br />
Der Film entstand <strong>in</strong> der Luise-The Cultfactory, e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung des Kreisjugendr<strong>in</strong>gs.<br />
III. Beschlussvorschlag<br />
entfällt, da Bericht<br />
IV. Herrn OBM<br />
V. Herrn Ref. V<br />
Am<br />
Referat V
Sachverhalt<br />
Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong><br />
Alkoholkonsum von Jugendlichen<br />
41<br />
Beilage: 5.1<br />
zur Sitzung des<br />
Jugendhilfeausschusses<br />
vom 3. Juli 2008<br />
Über die Datenlage bis e<strong>in</strong>schließlich des Jahres 2006 wurde <strong>in</strong> der Sitzung des<br />
Jugendhilfeausschusses vom 03.05.2007 berichtet.<br />
Die Entwicklung des Alkoholkonsums von Jugendlichen seit Beg<strong>in</strong>n des Jahres 2007<br />
zeigt, dass:<br />
1. quantitativ, d.h. bezogen auf den durchschnittlichen Pro-Kopf-Konsum von alkoholischen<br />
Getränken nach den leichten Rückgängen der Vorjahre wieder e<strong>in</strong> Anstieg<br />
zu verzeichnen ist.<br />
2. das Ausmaß exzessiven Alkoholkonsums <strong>in</strong> Form des sog. „b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g“ bei<br />
Jugendlichen sich auf dem bisherigen hohen Niveau verfestigt.<br />
Die Zunahme des Alkoholverbrauchs 2007 ist <strong>in</strong> allen Altersgruppen festzustellen, liegt<br />
allerd<strong>in</strong>gs durchgängig noch deutlich unter den „Spitzenverbrauchswerten“ Mitte und<br />
Ende der neunziger Jahre.<br />
Die Zunahme von Alkoholkonsum zeigt sich am deutlichsten bei den männlichen<br />
Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren. Nach Umfragen der Deutschen Hauptstelle<br />
für Suchtfragen e.V. war 2004 und 2005 der durchschnittliche wöchentliche Konsum <strong>in</strong><br />
dieser Gruppe von 126 g auf 108 g Re<strong>in</strong>alkohol pro Person zurückgegangen. Die<br />
Befragung Anfang 2007 ergab gegenüber 2005 e<strong>in</strong>e Steigerung um 43 % auf 154 g<br />
(Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. – Jahrbuch Sucht 2008).<br />
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung bestätigt <strong>in</strong> ihrer Presseerklärung vom<br />
05.05.08 diesen Trend:<br />
12- bis 17-Jährige tranken im Jahr 2007 pro Woche im Durchschnitt 50,3 g Alkohol. Dies<br />
entspricht zwar „nur“ ca. vier 0,3-l-Flaschen Bier, führt jedoch – wenn man die<br />
Nichtkonsumenten abzieht – zu e<strong>in</strong>em weitaus höheren Wert bei regelmäßig<br />
alkoholkonsumierenden Jugendlichen. Zwei Jahre zuvor waren es <strong>in</strong> dieser Altersgruppe<br />
erst 34,1 g Alkohol pro Woche.<br />
E<strong>in</strong>e Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)<br />
zum Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen 2004 bis 2007 brachte folgendes Ergebnis:<br />
Der Anteil K<strong>in</strong>der und Jugendlicher im Alter von 12 bis 17 Jahren, die <strong>in</strong> den letzten 30<br />
Tagen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal fünf Gläser oder mehr an e<strong>in</strong>em Tag getrunken haben,<br />
verr<strong>in</strong>gerte sich von 23 % im Jahr 2004 auf 20 % im Jahr 2005. 2007 stieg der Anteil<br />
jedoch wieder um 6 Prozentpunkte auf 26 % an. Der deutlichste Anstieg ist auch hier bei<br />
männlichen Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren zu beobachten. Im Jahr 2004<br />
berichten 52 % dieser Gruppe dieses Verhalten, im Jahr 2005 s<strong>in</strong>d es noch 48 % und im<br />
Jahr 2007 steigt der Wert auf 63 %.<br />
Bei Jungen im Alter von 12 bis 15 Jahren berichtet 2007 jeder Achte, <strong>in</strong> den letzten 30<br />
Tagen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal fünf Gläser Alkohol oder mehr getrunken zu haben. Bei<br />
Mädchen im Alter von 12 bis 15 Jahren ist dies 2007 bei etwa jeder Neunten der Fall<br />
(Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – Alkoholkonsum von<br />
Jugendlichen <strong>in</strong> Deutschland 2004 bis 2007).<br />
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen kommt für die Altersgruppe der 12- bis 17-<br />
Jährigen im Jahrbuch Sucht 2008 auf folgende Zahlen:
2007 gaben 26 % der 12- bis 17-Jährigen an, zum<strong>in</strong>dest an e<strong>in</strong>em Tag des vergangenen<br />
Monats fünf oder mehr alkoholische Getränke konsumiert zu haben.<br />
Zum Thema Gewaltkrim<strong>in</strong>alität und Alkohole<strong>in</strong>fluss weist die Polizeiliche Krim<strong>in</strong>alstatistik<br />
2007 für das Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong> folgende Zahlen auf:<br />
Bei den Körperverletzungsdelikten waren 429 (34 %) von <strong>in</strong>sgesamt 1250 jugendlichen<br />
Tatverdächtigen zur Tatzeit alkoholisiert.<br />
Insbesondere die Gruppe der Heranwachsenden (18- bis 20-Jährige) weist überproportional<br />
hohe Anteile an alkoholisierten Tatverdächtigen auf.<br />
Alkoholkonsum von Jugendlichen im öffentlichen Raum<br />
Alkoholkonsum von Jugendlichen im öffentlichen bzw. im öffentlich zugänglichen Raum ist<br />
und bleibt nach den Erfahrungen der Jugendhilfe, <strong>in</strong>sbesondere der Arbeitsfelder<br />
Streetwork und Jugendschutz, e<strong>in</strong> Thema. Orte und (Jugend-) Szenen wechseln, die<br />
Problematik bewegt sich jedoch <strong>in</strong> etwa auf dem Level der Vorjahre.<br />
Unter dem Blickw<strong>in</strong>kel Ordnungswidrigkeiten stellt sich die Situation folgendermaßen dar:<br />
2007 wurden <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> 1728 Fälle des Alkoholgenusses außerhalb genehmigter<br />
Freiflächen und damit Verstöße gegen das Bayerische Straßen- und Wegegesetz<br />
(BayStrWG) festgestellt. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr e<strong>in</strong>e Zunahme von ca. 19 %.<br />
Diese Zahlen beziehen sich allerd<strong>in</strong>gs jeweils auf Jugendliche und Erwachsene. Es<br />
handelt sich überwiegend um Anzeigen an „stadtbekannten Stellen im Straßenraum“. Nur<br />
14 Fälle, d.h. 0,8 % wurden <strong>in</strong> Grünanlagen festgestellt (Quelle: Stadt <strong>Nürnberg</strong>,<br />
Rechtsamt – Jahresergebnisse der Zentralen Bußgeldstelle 2007).<br />
Über die Situation um das Kohlenhofareal wurde <strong>in</strong> der Sitzung des<br />
Jugendhilfeausschusses vom 03.05.2007 bereits ausführlich berichtet. Dort hat sich die<br />
Situation <strong>in</strong>zwischen aufgrund der ordnungsrechtlichen Maßnahmen der Stadtverwaltung<br />
und verstärkter polizeilicher Kontrollen entschärft.<br />
An dieser Stelle soll auf drei Bereiche näher e<strong>in</strong>gegangen werden, die <strong>in</strong> den<br />
vergangenen Monaten verstärkt <strong>in</strong>s Blickfeld gerieten: Hauptbahnhof, Volkspark<br />
Marienberg und das Umfeld der Cultfactory Luise:<br />
Hauptbahnhof<br />
Im Bereich des Hauptbahnhofes <strong>Nürnberg</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die Osthalle, die<br />
Verteilerebene und die Königstorpassage verstärkt Treffpunkte von Jugendlichen und<br />
jungen Erwachsenen, vorrangig im Alter von 14 bis ca. 25 Jahren. Vere<strong>in</strong>zelt s<strong>in</strong>d am<br />
späten Nachmittag und abends auch 11- bis 13-Jährige anzutreffen.<br />
Der Hauptbahnhof wurde <strong>in</strong> den vergangenen Monaten verstärkt am Wochenende<br />
(Freitagnachmittag bis Sonntag) als Treffpunkt genutzt, nicht nur von Jugendlichen aus<br />
<strong>Nürnberg</strong>, sondern auch aus dem näheren und weiteren Umfeld der Stadt. E<strong>in</strong> Teil der<br />
Jugendlichen, die sich 2007 häufig im Bereich der Luise aufhielten, treffen sich<br />
<strong>in</strong>zwischen ebenfalls am Hauptbahnhof.<br />
Der Hauptbahnhof fungiert für diese Zielgruppe als <strong>in</strong>formeller Treff und<br />
Verabredungstreff für weitere Wochenendaktivitäten. In den vergangenen Jahren war der<br />
Bahnhof für diese Besuchergruppe <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Großveranstaltungen<br />
wie z.B. Heimspielen des 1. FCN attraktiv. Seit 2007 ist er jedoch auch ohne<br />
entsprechende Veranstaltungen <strong>in</strong> aller Regel gut besucht.<br />
42
Bei e<strong>in</strong>em Teil der Jugendlichen ist nach übere<strong>in</strong>stimmender E<strong>in</strong>schätzung des<br />
Jugendamtes, der Polizei<strong>in</strong>spektion Mitte und der Bundespolizei (ehemals Bahnpolizei)<br />
starker Alkoholkonsum festzustellen, der zum Teil <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung steht mit aggressivem<br />
Verhalten gegenüber Passanten (<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Pöbeleien) und bei diesen Passanten e<strong>in</strong><br />
Gefühl der Bedrohung auslöst. An mehreren Wochenenden kam es zu Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
von Jugendlichen untere<strong>in</strong>ander.<br />
Die örtliche Jugendhilfe hat zur jugendlichen Bahnhofsszene Zugang über City-Streetwork<br />
sowie den K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz. Im Rahmen der Jugendschutzkontrollen ließen sich<br />
bisher (von e<strong>in</strong>igen wenigen Ausnahmen abgesehen) ke<strong>in</strong>e Verstöße gegen die Jugendschutzbestimmungen<br />
(Jugendschutzgesetz – JuSchG) bei den Verkaufsstellen im<br />
Bahnhof feststellen, d.h., die Jugendlichen treffen überwiegend schon alkoholisiert am<br />
Bahnhof e<strong>in</strong> oder br<strong>in</strong>gen entsprechende Getränke mit.<br />
City-Streetwork arbeitet schwerpunktmäßig mit der örtlichen Punkszene, hat jedoch auch<br />
e<strong>in</strong>zelne Kontakte zu deren Ablegern wie z.B. „Emos“ und zu der neueren Szene der<br />
„Visus“. Emo (Emotional Hardcore) bezeichnet ursprünglich e<strong>in</strong>en Ableger des Hardcore-<br />
Punks, hat sich jedoch <strong>in</strong> den letzten Jahren zu e<strong>in</strong>em breiteren jugendkulturellen<br />
Modephänomen entwickelt, das mit diesem Musikstil nur noch mittelbar <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
steht.<br />
„Visus“ bezeichnet die sogenannten Visual-Kei-Fans, die durch ihre ungewöhnliche Optik<br />
(Kleidung, Frisuren, Schm<strong>in</strong>ke) auffallen. Dabei werden häufig verschiedene modische<br />
Elemente komb<strong>in</strong>iert und das Outfit oft gewechselt. Alkoholkonsum (und eventueller<br />
Konsum anderer Drogen) dürfte bei beiden Gruppierungen <strong>in</strong> etwa dem Durchschnitt der<br />
betreffenden Altersgruppe entsprechen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus trifft sich am <strong>Nürnberg</strong>er Hauptbahnhof seit Jahren <strong>in</strong> wechselnder<br />
Besetzung immer wieder e<strong>in</strong> Teil der örtlichen HipHop-Szene. Ebenso s<strong>in</strong>d dort<br />
Jugendliche aus E<strong>in</strong>richtungen der Jugendhilfe (<strong>Nürnberg</strong> und Umgebung) anzutreffen.<br />
Am Wochenende ist der Anteil des „Laufpublikums“ natürlich entsprechend hoch.<br />
Das weitere Vorgehen von Jugendhilfe, Polizei und Ordnungsamt wird derzeit<br />
abgestimmt.<br />
Die Jugendschutzkontrollen werden im bisherigen Umfang fortgeführt.<br />
City-Streetwork wird mit den „Stammbesuchern“ des Hauptbahnhofes weiter Kontakt<br />
halten und Beratung anbieten, hat allerd<strong>in</strong>gs kaum Möglichkeiten, zu dem typischen<br />
Wochenend-Laufpublikum <strong>in</strong>tensiveren Kontakt aufzubauen.<br />
Weitere und zusätzliche Angebote der Mobilen Jugendarbeit werden geprüft.<br />
Zur Unterstützung der Arbeit wurde von der Verwaltung des Jugendamtes e<strong>in</strong>e<br />
Sozialpädagogenstelle zum Stellenplan 2009 angemeldet.<br />
Marienberg<br />
Der Volkspark Marienberg geriet im Zusammenhang mit Alkoholkonsum von<br />
Jugendlichen 2007 verstärkt <strong>in</strong> den Blickpunkt. E<strong>in</strong>e Kontaktaufnahme zur dortigen<br />
Jugendszene ist während der Sommersaison 2007 erfolgt. Die Erfahrungen der<br />
Streetworker<strong>in</strong>nen und Streetworker des Jugendamtes zeigen, dass e<strong>in</strong>e differenzierte<br />
Betrachtungsweise notwendig ist. Das Pauschalbild von „Komasäufern“ wird der dortigen<br />
heterogenen Jugendszene nicht gerecht.<br />
Es treffen sich von Größe, Altersstruktur und jugendkultureller Orientierung her sehr<br />
unterschiedliche Cliquen von Jugendlichen aus verschiedenen sozialen Milieus, dies <strong>in</strong><br />
erster L<strong>in</strong>ie Freitag- und Samstagabend. Die Jugendlichen kommen aus dem gesamten<br />
Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong>s.<br />
Diese Gruppen und Cliquen s<strong>in</strong>d sich zwar untere<strong>in</strong>ander nicht alle „grün“, arrangieren<br />
sich jedoch auf dem großen Gelände mite<strong>in</strong>ander. Etwa die Hälfte der Jugendlichen<br />
konsumiert nach E<strong>in</strong>schätzung der Streetworker<strong>in</strong>nen und Streetworker Alkohol, e<strong>in</strong><br />
43
kle<strong>in</strong>erer Teil davon auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umfang, der unter die wissenschaftliche Def<strong>in</strong>ition von<br />
„b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g“ fällt. Schwerbetrunkene Jugendliche wurden nur vere<strong>in</strong>zelt angetroffen.<br />
Für e<strong>in</strong>en Großteil der Jugendlichen ist der Marienberg e<strong>in</strong> attraktiver Treffpunkt ohne<br />
selbstschädigende oder gefährdende Nebenersche<strong>in</strong>ungen. Verabredung, Partys,<br />
Geburtstagsfeiern, Sport, Musik hören, grillen und relaxen <strong>in</strong> der Clique stehen im<br />
Mittelpunkt. Die Jugendlichen zeigten sich den Streetworkern gegenüber durchaus<br />
gesprächsbereit. Erste Vor-Ort-Term<strong>in</strong>e des Jugendschutzbeauftragten im Mai 2008<br />
bestätigten die bisherigen E<strong>in</strong>drücke.<br />
Die Störungen der öffentlichen Ordnung und vor allen D<strong>in</strong>gen der öffentlichen Sicherheit<br />
halten sich <strong>in</strong> überschaubaren Grenzen. Nach Aussage der Polizei s<strong>in</strong>d Aggressionen<br />
gegenüber unbeteiligten Dritten, wie zum Beispiel Spaziergängern nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />
festzustellen, ebenso wenig wie gewalttätige Ause<strong>in</strong>andersetzungen zwischen den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Cliquen. E<strong>in</strong>zelne Diebstähle vor allem von Handys und Rucksäcken wurden<br />
der Polizei angezeigt.<br />
Nach E<strong>in</strong>schätzung der Verwaltung des Jugendamtes haben Jugendliche selbstverständlich<br />
das Recht, sich auch weiterh<strong>in</strong> im öffentlichen Raum zu treffen.<br />
Problematische Alkoholkonsummuster e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>eren Teils dieser Jugendlichen lassen<br />
sich nach übere<strong>in</strong>stimmender Auffassung von Polizei und Jugendhilfe nicht durch den<br />
verschärften Vollzug von Sondernutzungssatzungen oder der Grünanlagensatzung lösen.<br />
Eventuelle Platzverweise würden lediglich zu e<strong>in</strong>er Verschiebung bzw. Verlagerung<br />
dieses Problems führen.<br />
Informelle Treffpunkte von Jugendlichen im öffentlichen Raum wie am Marienberg<br />
erfordern <strong>in</strong> aller Regel ke<strong>in</strong> Großaufgebot von Polizei, Parkwacht und Streetworkern.<br />
Jugendhilfe sollte zu diesen Cliquen, Gruppen und Szenen von Jugendlichen über ihr<br />
Alltagsangebot (stadtteilorientierte Angebote wie K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser, Jugendtreffs<br />
und Streetwork) Kontakt aufbauen, Zugänge herstellen und entsprechende Freizeit- und<br />
Beratungsangebote für diese Jugendlichen bereithalten. Die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und<br />
Mitarbeiter des nächstgelegenen Jugendtreffs „Brixx“ <strong>in</strong> Ziegelste<strong>in</strong> werden auch 2008<br />
über Streetwork Kontakt zu der Jugendszene am Marienberg halten.<br />
Umfeld der Luise<br />
Die LUISE – The Cultfactory hat ihren festen Platz <strong>in</strong> der (Jugend-) Kulturszene im<br />
Großraum <strong>Nürnberg</strong>. Über 120 Veranstaltungen (Live-Musik, Workshops, Discos,<br />
Theaterveranstaltungen, Sonstige) und e<strong>in</strong>e Vielzahl von unterschiedlichen Besuchs- und<br />
Nutzungsmöglichkeiten (Nachmittagsöffnung, Café, Übungsräume, Tonstudio, Werkstatt,<br />
Jugendradioprojekt, Tanzgruppen, Vermietungen, Kooperationen etc.) werden von der<br />
Jugendkulture<strong>in</strong>richtung für Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Stadtteil und der<br />
Gesamtstadt angeboten.<br />
Über 60.000 Besuche und durchwegs positive Rückmeldungen seitens der Besucher/<br />
-<strong>in</strong>nen und Nutzer/-<strong>in</strong>nen zeigen, dass mit dieser Angebotspalette die Zielgruppen erreicht<br />
werden. Als allgeme<strong>in</strong>e Zielgruppe werden Jugendliche zwischen 13 und 27 Jahren<br />
def<strong>in</strong>iert. Abweichungen nach oben und unten s<strong>in</strong>d nach Angebotsstruktur möglich. Der<br />
Altersschwerpunkt liegt bei den 14- bis 23-Jährigen.<br />
Ab der Jahresmitte 2006 wurde die Luise von Besucher/-<strong>in</strong>nen förmlich überrannt. Das<br />
Fassungsvermögen der E<strong>in</strong>richtung mit 400 Besucher/-<strong>in</strong>nen reichte oftmals nicht aus.<br />
Die Luise entwickelte sich zunehmend zu e<strong>in</strong>em „Szenetreffpunkt“ für Jugendliche und <strong>in</strong><br />
Spitzenzeiten versammelten sich bis zu 800 Jugendliche auf dem Gelände.<br />
Ungefähr die Hälfte dieser Jugendlichen nutzte die Freiflächen rund um die E<strong>in</strong>richtung<br />
als Treffpunkt und hatte wenig Interesse an den Angeboten des Hauses. Die<br />
Menschenmenge und die von ihr mitgebrachte Alkoholmenge brachten ziemlich schnell<br />
Konfliktpotentiale mit sich. Probleme entstanden vor allem mit dem übermäßigen<br />
Alkoholkonsum von m<strong>in</strong>derjährigen Jugendlichen. Alkohol wurde auch von der nahe<br />
gelegenen Tankstelle beschafft. Die daraus resultierenden Ersche<strong>in</strong>ungen, wie Müllberge,<br />
44
Lautstärke und Gefährdungspotentiale für Jugendliche erforderten verstärkte pädagogische<br />
Präsenz und brachten die E<strong>in</strong>richtung speziell im Bereich der Personalressourcen<br />
oft an die Grenzen des Machbaren.<br />
Vor diesen Konfliktpotentialen wurde <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit der Polizei, mit der<br />
Verwaltung des Jugendamtes und mit jugendpolitischen Vertreter/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> Maßnahmenmix<br />
aus Prävention, Intervention und Repression erarbeitet und erfolgreich umgesetzt.<br />
Durch hervorragende Kooperation und durch geme<strong>in</strong>same Bündelung unterschiedlicher<br />
Dienste und Angebote gelang es, die Situation erfolgreich zu bere<strong>in</strong>igen:<br />
Durch Mitwirkung des Jugendamtes, Abteilung Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />
(Suchtprävention und Jugendschutz) und der Abteilung K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit,<br />
Jugendsozialarbeit und Mobile Angebote, durch engagiertes, umsichtiges und fachlich<br />
sehr qualifiziertes Agieren der <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise beteiligten Polizeiorgane, durch<br />
aufgrund von Sondermitteln möglichen E<strong>in</strong>satz zusätzlichen pädagogischen Personals,<br />
durch Kooperation mit der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule sowie durch zusätzliche<br />
Angebote aus der Luise heraus.<br />
Im 1. Quartal 2008 kann die Situation im Außenbereich als erheblich entspannt und als<br />
normalisiert e<strong>in</strong>geschätzt werden. E<strong>in</strong> Teil der Szene hat sich <strong>in</strong> den Bahnhofsbereich<br />
verlagert.<br />
Damit ist der an vielen Orten zu beobachtende und verstärkt stattf<strong>in</strong>dende oft<br />
ungehemmte Alkoholmissbrauch (von Jugendlichen) als aktuelles gesellschaftliches<br />
Problem ke<strong>in</strong>eswegs gebannt. Die Luise wird weiterh<strong>in</strong> im Verbund präventiv wirken.<br />
Umsetzung des Arbeitsprogramms <strong>Alkoholprävention</strong><br />
Stand: Juni 2008<br />
1. Broschüre „Jugendliche und Alkohol“<br />
Der Flyer „Jugendliche und Alkohol“ wurde im Oktober 2007 mit e<strong>in</strong>er Stückzahl von<br />
20.000 Stück neu aufgelegt.<br />
Zielgruppe s<strong>in</strong>d neben <strong>in</strong>teressierten Jugendlichen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Eltern, Pädagog<strong>in</strong>nen<br />
und Pädagogen, E<strong>in</strong>richtungen der Jugendhilfe, Schulen, Multiplikatoren,<br />
Gewerbetreibende, Veranstalter und Verkaufsstellen.<br />
Obwohl nach dem Jugendschutzgesetz der Erwerb und der Konsum von Alkohol durch<br />
M<strong>in</strong>derjährige klar geregelt ist, haben problematische Alkoholkonsummuster von K<strong>in</strong>dern<br />
und Jugendlichen <strong>in</strong> den letzten Jahren stark zugenommen. Die Broschüre gibt deshalb<br />
Auskunft, ab welchem Alter welche Art von Alkohol e<strong>in</strong>gekauft und konsumiert werden<br />
darf. E<strong>in</strong>e farblich gestaltete Tabelle benennt den erlaubten altersabhängigen<br />
Alkoholgenuss <strong>in</strong> der Öffentlichkeit. Neu dargestellt werden die Konsequenzen für die<br />
Verkaufsstellen, wenn sie verbotenerweise Alkohol abgeben. Nützliche Tipps für<br />
Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen werden aufgezeigt, ebenso wichtige Internetadressen und<br />
Beratungsstellen. Übermäßiger Alkoholkonsum <strong>in</strong> jungen Jahren kann auch beim Erwerb<br />
des Führersche<strong>in</strong>es Probleme bereiten. Hierüber wird ausführlich <strong>in</strong>formiert. E<strong>in</strong>ige<br />
Gewerbetreibende beachten auch nicht, dass im Rahmen des Gaststättengesetzes (§ 6<br />
GastG) e<strong>in</strong> nichtalkoholisches Getränk zum gleichen Preis wie e<strong>in</strong> vergleichbares (auch<br />
mengenmäßig) alkoholisches angeboten werden muss. Zudem muss jede Verkaufsstelle<br />
(auch Kioske) auf die gesetzlichen Vorschriften per Aushang h<strong>in</strong>weisen (§ 3<br />
Jugendschutzgesetz – JuSchG).<br />
E<strong>in</strong>e Ordnungswidrigkeit begehen nicht die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen, sondern immer die<br />
Erwachsenen, die z.B. Alkohol an K<strong>in</strong>der verkaufen, den nichtgestatteten Aufenthalt <strong>in</strong><br />
Gaststätten/Diskotheken dulden oder wenn volljährige Freund<strong>in</strong>nen und Freunde Alkohol<br />
an M<strong>in</strong>derjährige weitergeben. Im Rahmen des Jugendschutzgesetzes s<strong>in</strong>d Bußgelder <strong>in</strong><br />
nicht unerheblicher Höhe möglich und variieren z.B. bei unerlaubter Alkoholabgabe<br />
zwischen 500 und 2000 , wobei die Höchstgrenze bei 50.000 liegt!<br />
45
2. Zusammenarbeit mit Polizei, Rechtsamt, Ordnungsamt und Gaststättenverband<br />
Die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Dienststellen funktioniert seit<br />
Jahren sehr gut. Frühzeitige gegenseitige Informationen gewährleisten adäquates und<br />
abgestimmtes Handeln der jeweiligen Fachdienststelle. Notwendige Absprachen, z.B.<br />
Erhöhung des Bußgeldkataloges, werden immer im Vorfeld getroffen.<br />
3. Erhöhung des Ordnungswidrigkeiten-Bußgeldes<br />
Zum 01.06.2007 hat die Stadt <strong>Nürnberg</strong> den neuen Bußgeldkatalog des Bayerischen<br />
Landesjugendamtes mit erhöhten Bußgeldern übernommen. Die Bußgeldhöhe wird nun<br />
sehr differenziert berechnet, <strong>in</strong>sgesamt jedoch haben sich die Strafen drastisch erhöht.<br />
Dies macht sich auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mehrung der E<strong>in</strong>sprüche bemerkbar. Der abschreckende<br />
Charakter der neuen Bußgelder ist nicht zu verhehlen. Langsam entwickelt sich das<br />
Bewusstse<strong>in</strong> bei Veranstaltern und Gewerbetreibenden dah<strong>in</strong>gehend, dass Verstöße<br />
gegen das Jugendschutzgesetz ke<strong>in</strong>e Kavaliersdelikte s<strong>in</strong>d.<br />
4. Auflagenverschärfung<br />
In letzter Zeit genügten Androhungen von Auflagen nach § 7 JuSchG, ohne dass diese<br />
vollzogen werden mussten. Es bleibt festzuhalten, dass <strong>in</strong> aller Regel bereits die Androhung<br />
von Auflagen – z.B. Zutritt ab 18 Jahre – bei den Gewerbetreibenden e<strong>in</strong><br />
Umdenken im S<strong>in</strong>ne des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes zur Folge hat.<br />
5. „Saufpartys – Billigpartys“<br />
Über die Vere<strong>in</strong>barung der <strong>Nürnberg</strong>er Diskothekenbetreiber mit der Stadt <strong>Nürnberg</strong> auf<br />
den Verzicht der Durchführung von und Werbung für Saufpartys wurde dem<br />
Jugendhilfeausschuss bereits im November 2007 berichtet. Es sei nochmals darauf<br />
h<strong>in</strong>gewiesen, dass diese Vere<strong>in</strong>barung bundesweite Beachtung gefunden hat und die<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken <strong>in</strong>zwischen auf die Werbung und Durchführung von Billigpartys<br />
im Großen und Ganzen verzichten. E<strong>in</strong>ige wenige Ausreißer (meist Gaststätten) wurden<br />
durch das Ordnungsamt abgemahnt bzw. es wurden „Saufpartys“ verboten. Der Betreiber<br />
der Diskothek am Kohlenhofareal, gegen den die Stadt <strong>Nürnberg</strong> gerichtliche Erfolge<br />
erzielte, hat <strong>in</strong>zwischen se<strong>in</strong>e Diskothek verkauft und e<strong>in</strong> stadtbekannter Gastronom führt<br />
nun diesen Betrieb, Zielgruppe allerd<strong>in</strong>gs sollen junge Menschen ab 21 Jahre se<strong>in</strong>. Im<br />
Moment ist es am Kohlenhof relativ ruhig, wahrsche<strong>in</strong>lich auch weil sich e<strong>in</strong> Teil der<br />
„Problem-Jugendlichen“ nun am Resigelände (mit mehreren Diskotheken) aufhält.<br />
Die Polizei stellt <strong>in</strong> den vergangenen Monaten e<strong>in</strong>en Rückgang der Körperverletzungsdelikte<br />
(häufig unter Alkohole<strong>in</strong>fluss) am Kohlenhofareal und der näheren<br />
Umgebung fest.<br />
6. Brief an alle <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen<br />
Wie schon berichtet, hat die Verwaltung des Jugendamtes zusammen mit dem<br />
Ordnungsamt alle <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen über das Jugendschutzgesetz und das<br />
Ladenschlussgesetz <strong>in</strong>formiert. Zum e<strong>in</strong>en g<strong>in</strong>g es um die Vorschriften des<br />
Jugendschutzgesetzes <strong>in</strong> Bezug auf den Alkoholverkauf, zum anderen um die Def<strong>in</strong>ition<br />
des Reisebedarfes nach dem Ladenschlussgesetz. Hier gab es bei den<br />
Tankstellenpächtern <strong>in</strong> den letzten Monaten des Jahres 2007 großen Informationsbedarf.<br />
Die Regelungen des Ladenschlussgesetzes werden weiterh<strong>in</strong> von den Polizeidienststellen<br />
überwacht und es erfolgen bei Verstößen Anzeigen. Nach polizeilichen Erkenntnissen<br />
zeigen die Kontrollen und die Maßnahmen der Verwaltungsbehörden (Bußgelderhöhung)<br />
Wirkung. Immer mehr Tankstellenpächter halten sich an die gesetzlichen Vorschriften.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs bleibt die Weitergabe von Alkoholika durch volljährige Freunde an M<strong>in</strong>derjährige<br />
weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> großes Problem, dem <strong>in</strong> Zukunft weiter entgegenzuwirken ist.<br />
46
7. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Im Sommer 2007 war das Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen und dessen mögliche<br />
negative Begleitersche<strong>in</strong>ungen (Gewaltexzesse, Körperverletzungen) <strong>in</strong> aller Munde.<br />
Zahlreiche Anfragen bei der Verwaltung des Jugendamtes mit folgenden Presseberichten<br />
belegen dieses Interesse. Inzwischen sche<strong>in</strong>t sich das Bewusstse<strong>in</strong> zu schärfen, dass<br />
dem exzessiven Alkoholkonsum von Jugendlichen geeignete Maßnahmen entgegenzusetzen<br />
s<strong>in</strong>d. Es bleibt zu hoffen, dass die Mentalität des Wegsehens e<strong>in</strong>er Mentalität<br />
des Handelns weicht. Bei e<strong>in</strong>em Test e<strong>in</strong>es Fernsehsenders <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />
<strong>Nürnberg</strong>er Jugendschutzbeauftragten <strong>in</strong> der Fußgängerzone mit (Wasser) „saufenden“<br />
K<strong>in</strong>dern haben doch nicht wenige Erwachsene richtig reagiert und die K<strong>in</strong>der auf ihr<br />
Verhalten angesprochen. Das Instrument der Öffentlichkeitsarbeit wird deshalb weiterh<strong>in</strong><br />
entsprechend e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
8. Zusammenarbeit mit Bürgerämtern/Kirchweihen<br />
In den Sommermonaten 2007 wurden bei mehreren Kirchweihen Jugendschutzkontrollen<br />
durch Mitarbeiter des Jugendamtes durchgeführt. Durchweg wurden die Kontrollen bei der<br />
Bevölkerung positiv aufgenommen, auch bei vielen kontrollierten Jugendlichen wurde<br />
Verständnis gezeigt (z.B. im Juli im Volkspark Marienberg). Die Zusammenarbeit mit den<br />
Bürgerämtern bei Kirchweihen (koord<strong>in</strong>iert durch das Bürgeramt Nord) ist positiv verlaufen,<br />
da auch dort dr<strong>in</strong>gender Handlungsbedarf bestand. Bei e<strong>in</strong>em Kirchweihfest mit<br />
Problemen <strong>in</strong> den Vorjahren wurden bereits im Vorfeld mit der zuständigen Polizei<strong>in</strong>spektion<br />
West Tankstellen und Geschäfte aufgesucht und die E<strong>in</strong>haltung der Jugendschutzbestimmungen<br />
angemahnt.<br />
E<strong>in</strong>e „Hausordnung“ bzw. „Zeltordnung“ mit H<strong>in</strong>weisen auf K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz sowie<br />
Suchtprävention für die Wirte und Betreiber von Bierzelten wurde ausgearbeitet<br />
(s. Beilage 5.3).<br />
Es bleibt festzuhalten, dass natürlich auf den größeren Kirchweihen mehr Probleme <strong>in</strong><br />
Bezug auf Alkoholgenuss und deren Folgen bestehen als auf den etwas kle<strong>in</strong>eren mit<br />
ihrem doch noch dörflichen Charakter. Es ersche<strong>in</strong>t weiterh<strong>in</strong> notwendig, dass zum<strong>in</strong>dest<br />
stichprobenartige Kirchweihkontrollen stattf<strong>in</strong>den. Nachdem e<strong>in</strong>ige Kirchweihen nicht von<br />
den Bürgerämtern, sondern vom Süddeutschen Schaustellerverband durchgeführt<br />
werden, s<strong>in</strong>d für 2008 Gespräche mit diesem <strong>in</strong> Bezug auf den Alkoholkonsum<br />
M<strong>in</strong>derjähriger und Gegenmaßnahmen e<strong>in</strong>geplant.<br />
9. Suchtwoche der Bundesregierung im Juni 2007 –<br />
Lange Nacht der alkoholfreien Getränke<br />
Alle <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken wurden angeschrieben mit der Bitte an der Aktion<br />
teilzunehmen. Leider hat ke<strong>in</strong> kommerzieller Veranstalter das Angebot angenommen.<br />
Zwei städtische Jugende<strong>in</strong>richtungen und die Cultfactory Luise haben verschiedene<br />
Aktionen unternommen und somit den Jugendlichen Alternativen zum Alkoholkonsum<br />
aufgezeigt. Das von der Bundesregierung zur Verfügung gestellte Informationsmaterial<br />
wurde an alle Jugende<strong>in</strong>richtungen verteilt. Insgesamt betrachtet hatte die Verwaltung des<br />
Jugendamtes e<strong>in</strong>e größere Resonanz erwartet.<br />
10. Suchtwoche – Jugend- und Schülerparlament am 15.06.2007<br />
Das geplante Jugend- und Schülerparlament wurde Mitte April abgesagt:<br />
Aus der außerschulischen Jugendarbeit waren bis zum Anmeldezeitpunkt ke<strong>in</strong>e und aus<br />
den Schulen nur 21 schriftliche Anmeldungen e<strong>in</strong>gegangen. Für den geplanten Jugend-<br />
und Schülerstadtrat war die Teilnahme von 50–70 jungen Menschen notwendig.<br />
Aus dem Nicht-zustande-kommen des Jugend- und Schülerparlaments im Rahmen der<br />
Suchtwoche 2007 lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen:<br />
47
• E<strong>in</strong> Projekt dieser Größenordnung erfordert e<strong>in</strong>e langfristigere Vorbereitung und<br />
damit noch frühzeitigere Abstimmung zwischen Schule und Jugendhilfe. Der durch<br />
die bundesweite Suchtwoche vorgegebene <strong>in</strong>haltliche und zeitliche Rahmen ließ<br />
zu wenig Spielraum.<br />
• Die Auswahl des Zeitpunktes für e<strong>in</strong>e derartige Aktion ist nicht nur langfristig,<br />
sondern auch <strong>in</strong>haltlich auf Lehrpläne und Projekte der Jugendarbeit so<br />
e<strong>in</strong>zustellen, das e<strong>in</strong>e vertiefte E<strong>in</strong>stimmung und <strong>in</strong>tensive Bewerbung e<strong>in</strong>er<br />
solchen Aktion möglich ist – und dadurch nicht zuletzt alles getan wird, damit die<br />
Aktion selbst über e<strong>in</strong> hohes <strong>in</strong>haltliches Niveau verfügt.<br />
• Das Projekt verstand sich als e<strong>in</strong>maliges Projekt und nicht als Gründung e<strong>in</strong>es<br />
dauerhaften Jugend- und Schülerparlamentes.<br />
• Das Projekt muss nicht als Kompaktkurs „durchgezogen“ werden. Das „3-Tage-<br />
Modell“ wurde von den Veranstaltern der Suchtwoche vorgeschlagen.<br />
• Es s<strong>in</strong>d auch andere Formen der Durchführung denkbar, z.B. das Parlament trifft<br />
sich zu e<strong>in</strong>er Tagesveranstaltung unter der Bezeichnung Suchtprävention und<br />
Jugendschutz.<br />
Unabhängig von e<strong>in</strong>er Suchtwoche, wurden die Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> über Sucht,<br />
Suchtverhalten und die Folgen von Alkoholmissbrauch <strong>in</strong> unterschiedlichster Weise<br />
sowohl unterrichtet als auch mit Unterstützung der Suchtprävention des Jugendamtes<br />
<strong>in</strong>formiert.<br />
3. BM wird <strong>in</strong> Abstimmung mit dem Staatlichen Schulamt den <strong>Nürnberg</strong>er Schulen<br />
empfehlen, den Gesundheitstag aller bayerischer Schulen (Nachholtag für die<br />
Herbstferien) am 22.11.2008 als „Präventionstag“ mit dem Schwerpunkt<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> zu gestalten.<br />
11. Unterrichtse<strong>in</strong>heiten an Schulen<br />
Die Suchtprävention des Jugendamtes hat 2002 e<strong>in</strong> Konzept zu Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für<br />
Haupt-/Realschulen, Gymnasien um Förderzentren zum Umgang mit Alkohol erstellt.<br />
Diese Unterrichtse<strong>in</strong>heit wurde 2007 umgeschrieben bzw. ergänzt und erweitert um die<br />
Themen „Komasaufen“ und „Kofferraumsaufen“. Der geschlechtsspezifische Ansatz<br />
wurde berücksichtigt. Die Unterrichtse<strong>in</strong>heit wird von e<strong>in</strong>er Honorarkraft durchgeführt. Die<br />
Zielgruppe s<strong>in</strong>d Mädchen und Jungen zwischen 13 und 17 Jahren. In 90 M<strong>in</strong>uten wird<br />
<strong>in</strong>teraktiv mit der Zielgruppe gearbeitet. 2007 wurden 15 Schulklassen bedient. Bis 30.<br />
Juni 2008 kamen 40 Klassen <strong>in</strong> den Genuss dieser Unterrichtse<strong>in</strong>heit.<br />
12. Fachberatung, Team- und Projektberatung<br />
Zweiundzwanzig K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser, Schulen und E<strong>in</strong>richtungen des Kreisjugendr<strong>in</strong>gs<br />
erhielten Unterstützung und fachliche Beratung, wie sie Suchtprävention <strong>in</strong><br />
ihren Häusern umsetzen können. Unterschiedliche Ideen, Projekte, Kampagnen, Filme,<br />
Flyer und Plakate wurden vermittelt.<br />
13. Elternabende<br />
Elternabende mit dem Schwerpunkt Pubertät und Suchtgefahr wurden im Berichtszeitraum<br />
viermal an Gymnasien und Realschulen im Stadtgebiet abgehalten.<br />
14. MOVE – Motivierende Kurz<strong>in</strong>tervention mit riskant konsumierenden<br />
Jugendlichen<br />
Für die Gruppe riskant konsumierender Jugendlicher s<strong>in</strong>d Maßnahmen notwendig, die<br />
ihnen angemessene Unterstützung bieten, um e<strong>in</strong>e Entwicklung <strong>in</strong> Richtung Abhängigkeit<br />
zu verh<strong>in</strong>dern. Attraktiv für die Beratung von konsumierenden Jugendlichen s<strong>in</strong>d sie vor<br />
allem dadurch, dass sie <strong>in</strong> unterschiedlichen Situationen – auch „zwischen Tür und Angel“<br />
– stattf<strong>in</strong>den können. Im Berichtszeitraum führte die Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />
drei 3-tägige Fortbildungen für 54 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter der Offenen K<strong>in</strong>der-<br />
und Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit an Schulen und Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer durch.<br />
48
15. HaLT – Hart am LimiT<br />
Die Stadtmission hat geme<strong>in</strong>sam mit der Suchtprävention und anderen<br />
Kooperationspartner/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> breit angelegtes Präventionskonzept mit dem Namen Hart<br />
am LimiT – HaLT am 01.04.2008 begonnen. Bei HaLT werden Beratungsgespräche – das<br />
Erstgespräch f<strong>in</strong>det meist noch <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik statt – und e<strong>in</strong> sozialpädagogisches<br />
Gruppenangebot (Risiko-Check) für betroffene Jugendliche durchgeführt und ihren Eltern<br />
Hilfestellung angeboten. Neben diesem sogenannten „Reaktiven Bauste<strong>in</strong>“ mit<br />
Präventionsangeboten für riskant konsumierende Jugendliche wird auf kommunaler<br />
Ebene der „Proaktive Bauste<strong>in</strong>“ im Rahmen der Suchtprävention und des K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutzes umgesetzt, der auf die Verh<strong>in</strong>derung jugendlichen Rauschtr<strong>in</strong>kens durch<br />
den verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol abzielt (siehe dazu die <strong>in</strong> der<br />
Anmeldung aufgeführten JHA-Vorlagen).<br />
16. Alkoholparcours Klarsicht<br />
Der Parcours Klarsicht steht für Bayern, laut Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung, im Berichtszeitraum und darüber h<strong>in</strong>aus leider nicht zur Verfügung.<br />
17. Theater: Relativ komischer Stoff<br />
Es handelt sich um e<strong>in</strong>en Beitrag zum Internationalen Drogentag am 26.06.2007.<br />
In dem Stück geht es um Spielen, Klauen, Sex, Drogen, Alkohol – willkommen <strong>in</strong> der Welt<br />
der Abhängigkeiten! Menschen verfallen dem Rausch des Geldausgebens, des Internets,<br />
des Fernsehkonsums – und schaffen es nicht, ohne fremde Hilfe davon zu lassen. Es wird<br />
so viel analysiert und therapiert wie nie zuvor – nicht immer mit Erfolg, aber stets mit<br />
großem Ernst. 1200 <strong>Nürnberg</strong>er Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler sahen das Stück <strong>in</strong> der<br />
Meisters<strong>in</strong>gerhalle.<br />
18. Infoscreen „Na Toll!“<br />
NA TOLL! ist e<strong>in</strong>e Öffentlichkeitsaktion der Stadt <strong>Nürnberg</strong> im Rahmen des Arbeitsprogramms<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> für Jugendliche. Ziel der Infoscreen-Kampagne ist die Reflexion<br />
des eigenen Konsumverhaltens und das Aneignen e<strong>in</strong>es verantwortungsbewussten<br />
Umgangs mit Alkohol. Dies wird möglich über e<strong>in</strong>e authentische Kommunikation,<br />
wenn Jugendliche <strong>in</strong> „ihrem Leben“ abgeholt werden. Alkohol soll für Jugendliche nicht<br />
mehr den hohen Stellenwert wie bisher haben.<br />
Primär soll die Altersgruppe der 14- bis 16-Jährigen erreicht werden. Mit klaren Aussagen<br />
und ungeschönten Informationen können sich die Jugendlichen ause<strong>in</strong>andersetzen.<br />
Jugendliche möchten attraktiv und cool se<strong>in</strong> – jedoch der übermäßige Alkoholgenuss lässt<br />
sie meist dumm dastehen und unattraktiv aussehen. Wie nimmt das Gegenüber mich<br />
wahr, wenn ich zu viel Alkohol getrunken habe? Welche Me<strong>in</strong>ung bildet sich das andere<br />
Geschlecht über me<strong>in</strong>en Zustand? Erreiche ich me<strong>in</strong> Ziel durch den exzessiven<br />
Alkoholgenuss?<br />
Vom 28.04.-07.05.2008 war das erste Motiv auf den Infoscreen-Tafeln <strong>in</strong> den U-<br />
Bahnhöfen zu sehen. Es nahm Bezug auf das beliebte Sichtreffen und Feiern im Freien.<br />
Mit dem Spruch „Zu viel Alkohol lässt Frühl<strong>in</strong>gsgefühle schrumpfen“ wollten wir<br />
Jugendliche animieren, sich Gedanken über die Wirkung ihres Alkoholkonsums zu<br />
machen. Wie dumm will ich vor den Anderen dastehen? B<strong>in</strong> ich cool, wenn ich besoffen<br />
b<strong>in</strong>? Will mich der tolle Typ noch küssen, wenn ich gerade „gekotzt“ habe? B<strong>in</strong> ich noch<br />
leistungsfähig, wenn ich getrunken habe? Weiß ich noch, wo es langgeht?<br />
Weitere Motive und Botschaften folgten zu „Rock im Park“ und der Fußballeuropameisterschaft.<br />
Danach werden anlässlich der Schulabschlussfeiern, dem Herbstvolksfest,<br />
Weihnachten, Silvester und zur Fasch<strong>in</strong>gssaison weitere Motive und Aussagen zur<br />
Thematik folgen.<br />
Die Infoscreen-Kampagne zur <strong>Alkoholprävention</strong> war e<strong>in</strong> Beitrag zur bayernweiten<br />
Aktionswoche gegen Alkoholmissbrauch von Jugendlichen vom 26.05.-01.06.2008.<br />
49
Motiv<br />
Hose<br />
Motiv<br />
Mädchen<br />
Motiv<br />
Hose<br />
Motiv<br />
Paar<br />
Motiv<br />
Paar<br />
Motiv<br />
Mädchen<br />
Motiv<br />
Paar<br />
28.04.-<br />
07.05.08<br />
30.05.-<br />
08.06.08<br />
09.06.-<br />
18.06.08<br />
04.07.-<br />
13.07.08<br />
29.08.-<br />
07.09.08<br />
22.12.-<br />
31.12.08<br />
15.02.-<br />
24.02.09<br />
Open Air<br />
Partys<br />
Merke: Zu viel Alkohol<br />
lässt Frühl<strong>in</strong>gsgefühle<br />
schrumpfen<br />
Rock im Park Merke: Zu viel Alkohol<br />
vermasselt dir den Rock-<br />
Auftritt<br />
EM Merke: Zu viel Alkohol<br />
macht dich zum<br />
Auswechselspieler<br />
Abschlussfeier Merke: Zu viel Alkohol und<br />
jede Abschlussfeier ist<br />
schnell zu Ende<br />
Herbstvolksfest Merke. Zu viel Alkohol und<br />
der Kopf fährt Achterbahn<br />
Weihnachten<br />
und Silvester<br />
Merke: Zu viel Alkohol<br />
heißt: „Abstürzen wie e<strong>in</strong><br />
Bl<strong>in</strong>dgänger“<br />
Fasch<strong>in</strong>g Merke: Zu viel Alkohol ist<br />
die pe<strong>in</strong>lichste Verkleidung<br />
50<br />
Viel Spaß mit der<br />
Clique und den Freiluft-<br />
Partys wünscht ...<br />
Tolle Tage bei Rock im<br />
Park wünscht ...<br />
E<strong>in</strong>e tolle Fußball-EM<br />
2008 wünscht ...<br />
Entspannte Abschlussfeiern<br />
und schöne<br />
Sommerferien wünscht<br />
...<br />
Viel Spaß beim<br />
Herbstvolksfest<br />
wünscht ...<br />
Schöne Weihnachts-<br />
und Silvesterpartys<br />
wünscht ...<br />
E<strong>in</strong>en schönen<br />
Fasch<strong>in</strong>g 2009 wünscht<br />
(Suchtprävention,<br />
K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutz) ...<br />
19. Mitmachparcours: „Be hard – dr<strong>in</strong>k soft“ 10.10.–12.10.2007<br />
Die Adressaten des Mitmachparcours waren Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler der Klassenstufen<br />
8 und 9. In <strong>Nürnberg</strong> haben die Bertolt-Brecht-Hauptschule, -Realschule und -Gymnasium<br />
sowie die Hauptschulen Neptunweg und Adalbert-Stifter (Julius-Leber-Straße) teilgenommen.<br />
Der Aufbau des Parcours erfolgte am 10.10.2007 vormittags <strong>in</strong> der Dreifachturnhalle<br />
Bertolt-Brecht-Schule. Von 12:00–16:00 Uhr fand e<strong>in</strong>e Schulung bzw. E<strong>in</strong>weisung für die<br />
Betreuung der verschiedenen Stationen statt. Zwanzig Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer,<br />
Jugendsozialarbeiter<strong>in</strong>nen und Jugendsozialarbeiter an Schulen, Elternbeiräte der Bertolt-<br />
Brecht-Schule, Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen der Abteilung Präventive K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendarbeit und Suchtprävention stellten sich für die Aktion zur Verfügung.<br />
Bei jedem Durchgang des Parcours (6 x 90 M<strong>in</strong>uten) waren ca. 120 Schüler<strong>in</strong>nen und<br />
Schüler gleichzeitig <strong>in</strong> Aktion. Insgesamt waren ca. 700 Schüler an den acht Stationen<br />
beschäftigt. An den Stationen standen nicht nur die Wissensvermittlung über Alkohol,<br />
se<strong>in</strong>e Wirkungsweise, der gesundheitliche Aspekt und die gesetzlichen Voraussetzungen,<br />
sondern auch der Spaß und die Geschicklichkeit im Mittelpunkt. Beim Abschlussquiz<br />
konnten wir erkennen, dass die Informationen, die spielerisch erarbeitet wurden, durch die<br />
richtige Beantwortung der Fragen noch abrufbereit waren. Die teilnehmenden<br />
Elternbeiräte und Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer gewannen neue E<strong>in</strong>blicke über ihre K<strong>in</strong>der bzw.<br />
Schüler und fachliche Erkenntnisse rund ums Thema Alkohol.<br />
Am 11.10.2007 fand e<strong>in</strong>e Pressekonferenz statt. Positiv über diese Aktion berichtet<br />
haben: Bayerisches Fernsehen Studio <strong>Nürnberg</strong>, <strong>Nürnberg</strong>er Nachrichten, <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Zeitung.<br />
Am 10.10.2007 wurde e<strong>in</strong> Elternabend <strong>in</strong> der Bertolt-Brecht-Schule abgesagt, weil sich<br />
nur drei Eltern dafür <strong>in</strong>teressierten. Bei der Wiederholung im November 2007 zeigten sich<br />
32 Eltern an dem Thema Alkohol <strong>in</strong>teressiert.<br />
Inzwischen bekundeten andere Schulen Interesse an dieser Aktion.
Das Bayerische Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz hat<br />
festgelegt, dass pro Jahr pro Regierungsbezirk der Mitmachparcours: „Be hard dr<strong>in</strong>k soft“<br />
nur zweimal ausgeliehen bzw. f<strong>in</strong>anziert werden kann. Das bedeutet für <strong>Nürnberg</strong>, dass<br />
wir 2008 nicht <strong>in</strong> den Genuss des Parcours kommen können.<br />
20. Ausstellung „Na toll!“ 28.01. –14.03.2008<br />
Die Landeszentrale für gesundheitliche Bildung <strong>in</strong> Bayern (LZG) stellte die<br />
Alkoholausstellung zur Verfügung.<br />
Lockere, teilweise provokant formulierte Merksätze wie „Mit Alkohol ist die Idealfigur<br />
dah<strong>in</strong>“ oder „Alkohol macht die Birne hohl“ sprechen Jugendliche direkt an und regten<br />
dazu an, sich weiter zu <strong>in</strong>formieren. 12 großformatige Ausstellungstafeln gehen auf<br />
verschiedene Aspekte des Themas e<strong>in</strong> und erläutern körperliche und psychische<br />
Wirkungen des Alkoholkonsums. Im Risikotest „wahr oder unwahr“ können<br />
Besucher<strong>in</strong>nen und Besucher vor Ort ihr Wissen zu Aussagen testen wie „Wird Alkohol im<br />
Schlaf schneller abgebaut?“ oder „Geht der Alkohol von kohlesäurehaltigen alkoholischen<br />
Getränken rascher <strong>in</strong>s Blut?“. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt NA TOLL! Hilfen und weist auf<br />
Alternativen h<strong>in</strong>. Die Ausstellung macht orig<strong>in</strong>elle Vorschläge, um Gruppendruck<br />
entgegenzutreten, denn „Wenn du ke<strong>in</strong>e Lust hast, Alkohol zu tr<strong>in</strong>ken, dann solltest du e<strong>in</strong><br />
paar Antworten parat haben, damit de<strong>in</strong>e Freunde dich nicht ständig nerven“. Rezepte für<br />
alkoholfreie Cocktails zeigen, dass Dr<strong>in</strong>ks auch ohne Alkohol schmecken können.<br />
Diese Ausstellung wurde <strong>in</strong> der Metropolregion <strong>Nürnberg</strong> vom 28.01.- 14.03.2008 <strong>in</strong> den<br />
Städten <strong>Nürnberg</strong>, Fürth, Erlangen, Bamberg und Roth gezeigt. In <strong>Nürnberg</strong> fand die<br />
Ausstellung im Januar im Jugendamt und im März im Willstätter-Gymnasium statt. Im<br />
Berichtszeitraum erreichten wir 16 Schulen, zwei K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser, 43 Klassen<br />
und 595 Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler. Wegen der großen Nachfrage wird die Ausstellung<br />
vom 07.10.-28.10.2008 erneut <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> an der Maria-Ward-Schule, der Städtischen<br />
Wirtschaftsschule und im K<strong>in</strong>der- und Jugendhaus „Geiza“ zu sehen se<strong>in</strong>.<br />
21. Na Toll! – Mitarbeiterschulung<br />
Was sollten bereits Jugendliche über Alkohol wissen? Wie können sie zu e<strong>in</strong>em<br />
verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol motiviert werden? Die Präventive K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendhilfe schulte am 28.01.2008 20 Student<strong>in</strong>nen und Studenten, sich mit jugendgerechten<br />
Informationen, eigenen E<strong>in</strong>stellungen gegenüber Alkohol ause<strong>in</strong>anderzusetzen<br />
und das Wissen über die gesundheitsschädigenden Folgen übermäßigen Alkoholkonsums,<br />
mit jugendgerechten Methoden, an Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler weiterzugeben.<br />
Diese Student<strong>in</strong>nen und Studenten können als freie Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter <strong>in</strong><br />
der Suchtprävention e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
22. Projekte der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> ist <strong>in</strong> den Jugendtreffs und K<strong>in</strong>der- und Jugendhäusern des<br />
Jugendamtes für 2008 und die Folgejahre e<strong>in</strong> wichtiger Arbeitsschwerpunkt.<br />
Folgende Projekte wurden bzw. werden von der Suchtprävention des Jugendamtes<br />
fachlich begleitet und aus Mitteln der Suchtprävention bezuschusst.<br />
„Die Südstadt kickt“ – JT Schloßäcker<br />
Mit diesem Streetsoccerturnier wurden <strong>in</strong>sbesondere 12- bis 18-jährige Jungs, die ihre<br />
Zeit auf öffentlichen Plätzen <strong>in</strong> der Südstadt verbr<strong>in</strong>gen, angesprochen. Das Turnier<br />
wurde geme<strong>in</strong>sam mit den Jugendlichen <strong>in</strong> der Südstadt geplant, organisiert und<br />
erfolgreich durchgeführt.<br />
Insgesamt nahmen ca. 220 Jugendliche teil.<br />
„Kick it like” – KiJH Gost<br />
Durch das 14-tägige Sportangebot <strong>in</strong> der Turnhalle der Preißlerschule des K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendhauses GOST und des Jugendtreffs „Westend“ wurden jeweils ca. 40 K<strong>in</strong>der und<br />
Jugendliche aus Gostenhof und Umgebung erreicht. Es wurden soziale Kompetenzen<br />
gefördert und das Selbstwertgefühl gesteigert.<br />
51
Straßenfußballliga – JT Johannis<br />
Im Stadtteil Johannis wurden <strong>in</strong>sgesamt 360 Jugendliche im Alter von 13–17 Jahren, die<br />
ihre Freizeit vorwiegend im öffentlichen Raum verbr<strong>in</strong>gen, motiviert, bei e<strong>in</strong>er wöchentlich<br />
stattf<strong>in</strong>denden Straßenfußballliga mitzumachen. Zuverlässigkeit, Toleranz, Akzeptanz,<br />
Fairness und Verb<strong>in</strong>dlichkeit zur Mitarbeit waren neben den sportlichen Voraussetzungen<br />
Bed<strong>in</strong>gung für die e<strong>in</strong>zelnen Teams.<br />
Wodka führt irre – JT Uhland<br />
Fünfzehn alkoholkonsumierende Mädchen und Jungen zwischen 13 bis 16 Jahren<br />
wurden gezielt mit dem Umgang mit Alkohol konfrontiert. Dabei wurden <strong>in</strong>sbesondere<br />
alternative Handlungsansätze zum Tr<strong>in</strong>ken aufgezeigt. Das eigene Tr<strong>in</strong>kverhalten wurde<br />
reflektiert, über Gefährdungen und Folgen von Alkoholkonsum wurde <strong>in</strong>formiert.<br />
Fitness für Mädchen – JT Johannis<br />
Im Durchschnitt 10 Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren haben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geschlechtsspezifischen<br />
Gruppe über fünf Monate Erfahrungen sammeln können, wie Bewegung/<br />
Sport, Gesundheit und Ernährung sich auf das Wohlbef<strong>in</strong>den auswirken.<br />
Osterfitnesswoche – JT MAX<br />
Die Mädchengruppe des Jugendtreffs MAX hat sich mit den Bereichen Ernährung,<br />
Bewegung und allgeme<strong>in</strong>es körperliches Wohlbef<strong>in</strong>den ause<strong>in</strong>andergesetzt und mehr<br />
Gesundheitsbewusstse<strong>in</strong> aufgebaut. Durch dieses Wissen können die Risiken von<br />
Tabak-, Alkohol- und illegalem Drogenkonsum besser e<strong>in</strong>geschätzt werden.<br />
„Erstellung e<strong>in</strong>es Musiksamplers zum Thema Alkohol“ – Luise – The Cultfactory<br />
Hier handelt es sich um e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt des Kreisjugendr<strong>in</strong>gs <strong>Nürnberg</strong>-Stadt,<br />
des Bayerischen Jugendr<strong>in</strong>gs und der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe. 10 Bands<br />
haben sich <strong>in</strong> ihren Songbeiträgen für e<strong>in</strong>e CD kritisch mit dem Thema Alkohol<br />
ause<strong>in</strong>andergesetzt. In den Texten geht es um die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der eigenen<br />
Person, den Lebensentwürfen, den Verhaltensmustern und den Gefühlswelten von<br />
Jugendlichen. Die CD wurde im Rahmen e<strong>in</strong>er Feier am 30.04.2008 e<strong>in</strong>em Fachpublikum<br />
vorgestellt.<br />
Projekt „Mitternachtssport“ – KiJH SUSPECT, JT Schwe<strong>in</strong>au und JT Schloßäcker<br />
Außergewöhnliche Freizeitangebote zu ungewöhnlichen Zeiten als Alternative zum<br />
Alkoholtr<strong>in</strong>ken und Rumhängen bieten Sportangebote, die dem Bewegungs- und<br />
Aktionsdrang von Jugendlichen angepasst s<strong>in</strong>d. Das 14-tägige Angebot, bestehend im<br />
Wechsel aus Fußball und Basketball wird jeweils von 23 Uhr bis 01:30 Uhr angeboten.<br />
„Auf euer Wohl“ – Streetwork Gostenhof-Ost<br />
Anhand e<strong>in</strong>es Alkoholquiz erfolgte die Kontaktaufnahme über Streetwork zu bis zu 200<br />
Jugendlichen im Stadtteil. Im Gespräch wurden die Risiken von Alkohol aufgezeigt und<br />
alternative Handlungsstrategien angeboten. Teilnehmende Jugendliche erhielten e<strong>in</strong>e<br />
„Katertüte“ bestehend aus Aufklärung zu Alkoholmissbrauch, e<strong>in</strong>em Kärtchen mit<br />
Hilfsadressen für Jugendliche <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> und e<strong>in</strong>em Kondom mit Nutzeranleitung.<br />
„Erste Hilfe bei Alkohol<strong>in</strong>toxikation“ – JT Westend<br />
16 Jugendliche erlernten und übten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Workshop zum Thema Erste Hilfe den<br />
Umgang mit Ersthelfersituationen. Der Schwerpunkt lag auf Alkoholvergiftung. Praktische<br />
Beispiele erläuterten, wie mit e<strong>in</strong>em stark Alkoholisierten verfahren wird, z.B. was macht<br />
der Rettungssanitäter bis zur Aufnahme im Kl<strong>in</strong>ikum. Jeder Teilnehmer erhielt e<strong>in</strong>en<br />
Nachweis über die Teilnahme am Kurs. Der Erfolg war so groß, dass dieses Angebot,<br />
mehrfach übers Jahr verteilt, wiederholt wird.<br />
„Mobile alkoholfreie Cocktailbar“ – Mobile Jugendarbeit<br />
Das Team Mobile Jugendarbeit baut gegenwärtig das Street`n Skatemobil zu e<strong>in</strong>er<br />
mobilen Cocktailbar um. Ziel ist es, e<strong>in</strong> alternatives, attraktives, alkoholfreies Getränkeangebot<br />
für Jugendliche bei Stadtteilfesten und Jugendveranstaltungen bereitzustellen.<br />
52
„Jugendliche fragen – Experten antworten“ – KiJH Wiese<br />
Kl<strong>in</strong>ikärzte, Pflegepersonal, Polizei, Sanitäter, Suchtpräventionsfachleute und Vertreter<br />
von Selbsthilfegruppen stellten sich den Fragen von Jugendlichen. 40 Jugendliche und<br />
Erwachsene haben sich über Alkohol und den Umgang mit Alkohol <strong>in</strong>formiert sowie sich<br />
über die Gedanken und Ideen von Fachkräften ausgetauscht.<br />
Resümee<br />
Das Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> deckt mit se<strong>in</strong>en Maßnahmen und Angeboten<br />
e<strong>in</strong> breites Spektrum ab: von ordnungsrechtlichem Jugendschutz über Angebote der<br />
Suchtprävention, Freizeit- und Beratungsangebote für alkoholkonsumierende Jugendliche<br />
bis h<strong>in</strong> zur Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Das Arbeitsprogramm wendet sich an alle für die Aufgabenstellung relevanten<br />
Zielgruppen:<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche, Eltern, Fachkräfte aus Jugendhilfe und Schule, <strong>in</strong>stitutionelle<br />
Kooperationspartner, Multiplikatoren, Gewerbetreibende und Veranstalter sowie die<br />
Öffentlichkeit.<br />
Das Gesamtpaket <strong>Alkoholprävention</strong> zeigt auf verschiedenen Ebenen bereits Wirkung:<br />
Restriktive Maßnahmen wie z.B. Bußgelderhöhung und verstärkte<br />
Jugendschutzkontrollen führen zu e<strong>in</strong>er gewissen (teilweise erzwungenen)<br />
E<strong>in</strong>sichtsfähigkeit von Anbietern, Gewerbetreibenden und Veranstaltern bezogen auf ihre<br />
Alkoholverkaufspolitik. Dies zeigt sich <strong>in</strong>sbesondere bei Veranstaltern und Wirten von<br />
Kirchweihen, Volksfesten und ähnlichen Veranstaltungen sowie bei Pächtern oder<br />
Besitzern von Tankstellen.<br />
E<strong>in</strong>richtungen der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit (K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser,<br />
Jugendtreffs) arbeiten <strong>in</strong>tensiv mit den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen (auch<br />
suchtmittelkonsumierenden K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen) an dieser Thematik.<br />
Informationsmaterialien zum Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen werden verstärkt<br />
nachgefragt von Eltern, Fachkräften aus Jugendhilfe und Schule und<br />
Kooperationspartnern.<br />
Das Problem Alkoholkonsum wird nach E<strong>in</strong>schätzung der Verwaltung des Jugendamtes <strong>in</strong><br />
der Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen und ernsthafter diskutiert.<br />
Die <strong>in</strong>stitutionelle Zusammenarbeit mit Polizei, Ordnungsamt sowie Institutionen und<br />
E<strong>in</strong>richtungen der Jugend- und Suchthilfe verläuft weiterh<strong>in</strong> sehr konstruktiv. Die<br />
Konzipierung des Projektes HaLT zwischen verschiedenen Trägern und<br />
Kooperationspartnern (unter anderem auch aus dem Gesundheitsbereich) ist e<strong>in</strong> Beleg<br />
dafür.<br />
Weitere Planung<br />
Am 02.06.2008 konnte die neugeschaffene Planstelle des erzieherischen K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutzes mit den Schwerpunkten <strong>Alkoholprävention</strong> und Jugendmedienschutz<br />
besetzt werden.<br />
Dadurch können die weiteren im Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> beschriebenen<br />
Maßnahmen umgesetzt werden wie z.B.:<br />
• Erarbeitung e<strong>in</strong>er Informationsbroschüre „Jugendliche, Alkohol, Cannabis und<br />
Führersche<strong>in</strong>“<br />
• Intensivierung der Jugendschutzkontrollen und frühzeitige Kontaktaufnahme zu<br />
problematischen Veranstaltern/Gewerbetreibenden im Rahmen des<br />
ordnungsrechtlichen Jugendschutzes<br />
53
• Entwurf von Elternbriefen <strong>in</strong> den Fällen aufgegriffener und alkoholisierter<br />
M<strong>in</strong>derjähriger und verstärkte Kooperation mit Erziehungsberatungsstellen<br />
• Ausarbeitung e<strong>in</strong>es Ausbildungsmoduls für angehende Gastwirte (Industrie- und<br />
Handelskammer und Berufsausbildungswerk Mittelfranken)<br />
• Kontaktaufnahme und Absprachen mit dem Süddeutschen Schaustellerverband zum<br />
Thema Kirchweihen.<br />
54
Arbeitsbericht Suchtprävention<br />
Anmeldung<br />
56<br />
Beilage 8.0<br />
zur geme<strong>in</strong>samen Sitzung des Schul- und<br />
Jugendhilfeausschusses am 29. November 2007<br />
zur Tagesordnung der geme<strong>in</strong>samen Sitzung<br />
des Schul- und Jugendhilfeausschusses am 29. November 2007<br />
- öffentlicher Teil -<br />
I. Sachverhalt<br />
Suchtprävention ist e<strong>in</strong>e Kernaufgabe der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe.<br />
Die Aufgabenstellung der Suchtprävention leitet sich ab aus dem generellen Auftrag des<br />
§ 1 SGB VIII, auf der personenbezogenen Ebene junge Menschen <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>dividuellen<br />
und sozialen Entwicklung zu fördern, sowie auf struktureller Ebene positive<br />
Lebensbed<strong>in</strong>gungen für junge Menschen und ihre Familien zu schaffen.<br />
Weitere Bezugspunkte s<strong>in</strong>d § 11 SGB VIII (Jugendberatung und gesundheitliche Bildung<br />
im Rahmen der Jugendarbeit), § 14 (Erzieherischer K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz) sowie<br />
§ 16 (Förderung der Erziehung <strong>in</strong> der Familie).<br />
Auf kommunaler Ebene bildet der Rahmenplan Suchthilfe e<strong>in</strong>e konzeptionelle<br />
Grundorientierung für alle Angebote und Maßnahmen der Suchtprävention <strong>in</strong> den<br />
Systemen Jugendhilfe und Suchthilfe.<br />
In der Neukonzeption der Drogenprävention der Psychosozialen Beratungsstelle (jetzt:<br />
Suchtprävention <strong>in</strong> der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe) s<strong>in</strong>d Zielsetzung,<br />
Arbeitsschwerpunkte und Methoden der Suchtprävention beschrieben.<br />
In den vergangenen Jahren wurde im Jugendhilfeausschuss mehrfach über Teilbereiche<br />
der Suchtprävention (z.B. <strong>Alkoholprävention</strong>) und zu Themen aus dem<br />
Schnittstellenbereich Suchtprävention und (erzieherischer) K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />
berichtet.<br />
Beratungsfolge<br />
GremiumSitzungsterm<strong>in</strong><br />
Inhalt<br />
Abstimmungsergebnis<br />
JHA 27.02.1992 Neukonzeption der Drogenprävention der<br />
Psychosozialen Beratungsstelle<br />
e<strong>in</strong>stimmig<br />
JHA 21.07.1994 Rahmenplan Suchthilfe e<strong>in</strong>stimmig<br />
Stadtrat<br />
12.07.1995 Rahmenplan Suchthilfe e<strong>in</strong>stimmig<br />
JHA 22.07.2004 Maßnahmen gegen Alkoholkonsum bei<br />
Jugendlichen<br />
Bericht<br />
JHA 21.07.2005 Arbeitsprogramm K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz e<strong>in</strong>stimmig<br />
JHA 15.12.2005 3. Wettbewerb Kommunale Suchtprävention<br />
„<strong>Alkoholprävention</strong> vor Ort“<br />
Bericht<br />
JHA 03.05.2007 Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> e<strong>in</strong>stimmig
Seit den Beschlussfassungen von 1992 und 1995 haben sich im Bereich der Suchtprävention<br />
neue Entwicklungen ergeben, die Auswirkungen auf die <strong>in</strong>haltlich-konzeptionelle<br />
Ausrichtung dieses Arbeitsfeldes haben. Neue Formen von Sucht und damit verbunden<br />
neue Konsummuster haben sich entwickelt. Als Beispiel kann hier der Bereich<br />
stoffungebundener Suchtformen (Stichwort: neue Medien) genannt werden, der <strong>in</strong> den<br />
vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat.<br />
Die Angebote der Suchtprävention müssen zunehmend ausdifferenziert werden nach<br />
e<strong>in</strong>zelnen Ziel- und Adressatengruppen, nach unterschiedlichen Suchtmitteln,<br />
unterschiedlichen Konsummustern sowie aktuellen Trends und „Moden“ <strong>in</strong> den<br />
verschiedenen sozialen Milieus und jugendkulturellen Szenen.<br />
Veränderte gesetzliche Regelungen (Stichwort: Rauchen) bee<strong>in</strong>flussen ebenfalls die<br />
Nachfrage nach und die Angebotsstruktur von Suchtprävention.<br />
Verwaltungs<strong>in</strong>terne E<strong>in</strong>flussfaktoren, wie E<strong>in</strong>sparungen (Personal, Sachmittel) im Bereich<br />
der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe, veränderte Organisationsstrukturen und neue<br />
Aufgabenzuschnitte wirken sich ebenfalls auf das Angebot der Suchtprävention aus.<br />
Der Arbeitsbericht Suchtprävention geht auf die veränderten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>,<br />
beschreibt als Bestandsaufnahme das derzeitige Angebot der Suchtprävention im<br />
Rahmen des Gesamtpaketes Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe, K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutz sowie Förderung der Erziehung <strong>in</strong> der Familie und benennt<br />
Arbeitsschwerpunkte für die weitere Planung <strong>in</strong> diesem Arbeitsfeld.<br />
II. Beilagen<br />
ke<strong>in</strong>e<br />
III. Bericht<br />
IV. Herrn OBM<br />
V. Herrn Ref. V<br />
Am<br />
Referat V<br />
57
Sachverhalt<br />
Arbeitsbericht Suchtprävention<br />
58<br />
Beilage 8.1<br />
zur geme<strong>in</strong>samen Sitzung des Schul- und<br />
Jugendhilfeausschusses am 29. November<br />
2007<br />
Ziele und Aufgaben der Suchtprävention<br />
Ziele und Aufgaben der Prävention mit dem Arbeitsschwerpunkt Suchtprävention als zentrale<br />
Aufgabe der Jugendhilfe leiten sich aus Sozialgesetzbuch VIII (SGB VIII – K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendhilfegesetz) ab.<br />
§ 1 Recht auf Erziehung, Elternverantwortung, Jugendhilfe<br />
(1) Jeder junge Mensch hat e<strong>in</strong> Recht auf Förderung se<strong>in</strong>er Entwicklung und auf Erziehung<br />
zu e<strong>in</strong>er eigenverantwortlichen und geme<strong>in</strong>schaftsfähigen Persönlichkeit. (...)<br />
(3) Jugendhilfe soll zur Verwirklichung des Rechts nach Absatz 1 <strong>in</strong>sbesondere<br />
1. junge Menschen <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>dividuellen und sozialen Entwicklung fördern und dazu<br />
beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen,<br />
2. Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Erziehung beraten und unterstützen,<br />
3. K<strong>in</strong>der und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl schützen,<br />
4. dazu beitragen, positive Lebensbed<strong>in</strong>gungen für junge Menschen und ihre Familien<br />
sowie e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>der- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen.<br />
Der erzieherische K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz ist (auch) Prävention und strukturell <strong>in</strong> das<br />
Gesamtangebot der Suchtprävention e<strong>in</strong>gebunden.<br />
§ 14 Erzieherischer K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />
(1) Jungen Menschen und Erziehungsberechtigten sollen Angebote des erzieherischen<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes gemacht werden.<br />
(2) Die Maßnahmen sollen<br />
1. junge Menschen befähigen, sich vor gefährdenden E<strong>in</strong>flüssen zu schützen und sie zu<br />
Kritikfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit und Eigenverantwortlichkeit sowie zur<br />
Verantwortung gegenüber ihren Mitmenschen führen,<br />
2. Eltern und andere Erziehungsberechtigte besser befähigen, K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
vor gefährdenden E<strong>in</strong>flüssen zu schützen.<br />
Angebote der Suchtprävention nehmen auch Bezug auf SGB VIII § 11 (Jugendarbeit)<br />
und § 16 (Allgeme<strong>in</strong>e Förderung der Erziehung <strong>in</strong> der Familie).<br />
§ 11 benennt als Schwerpunkte der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit unter anderem<br />
Jugendberatung und gesundheitliche Bildung.<br />
Der Aspekt gesundheitliche Bildung kommt im Rahmen der Angebote der Suchtprävention<br />
für E<strong>in</strong>richtungen der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit zum Tragen, zum Beispiel durch<br />
Fortbildungen für hauptamtliche Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter wie „MOVE“ (Motivierende<br />
Kurz<strong>in</strong>tervention <strong>in</strong> der Jugendarbeit) oder <strong>in</strong> die Alltagsarbeit von K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendhäusern und Jugendtreffs e<strong>in</strong>gebundene Projekte zur <strong>Alkoholprävention</strong>.
Angebote der Suchtprävention stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen fachlichen Bezug zur<br />
Gesundheitsförderung zum Beispiel im Rahmen der Umsetzung der „Rauchfreien Schule<br />
Bayern“ durch sogenannte Raucherentwöhnungskurse für Schüler und Lehrer, durch die<br />
Erstellung von Informationsmaterialien, die Konzipierung von Fortbildungen zu Themen wie<br />
zum Beispiel Aids und Essstörungen oder die Entwicklung von Unterrichtse<strong>in</strong>heiten zu<br />
Suchtmitteln wie Nikot<strong>in</strong>, Alkohol und Cannabis.<br />
Nach § 16 sollen Eltern und anderen Erziehungsberechtigten Leistungen der allgeme<strong>in</strong>en<br />
Förderung der Erziehung <strong>in</strong> der Familie angeboten werden, damit diese ihre<br />
Erziehungsverantwortung (besser) wahrnehmen können.<br />
§ 16 bildet den konzeptionellen Rahmen für die Angebote der Erziehungsberatung,<br />
Familienbildung und der „Kampagne Erziehung“.<br />
Das Konzept der Kampagne Erziehung sieht vor, Eltern und alle, die K<strong>in</strong>der erziehen, <strong>in</strong> ihrer<br />
Kompetenz zu fördern und e<strong>in</strong> positives Erziehungsklima <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> zu schaffen. Familien<br />
sollen bei der Ausübung ihrer erzieherischen Verantwortung unterstützt werden und es<br />
sollen ihnen umfassende Hilfestellungen an die Hand gegeben werden.<br />
Die Kampagne Erziehung setzt die Wertschätzung von Erziehung und Erziehenden voraus,<br />
knüpft an den Fähigkeiten und Stärken an und vermittelt positive Botschaften. Die zentrale,<br />
primärpräventive Botschaft lautet: „Stark durch Erziehung“.<br />
Sucht<br />
Def<strong>in</strong>itionen und Begriffe<br />
Suchtmittel s<strong>in</strong>d psychoaktive Substanzen, die das <strong>in</strong>dividuelle Bef<strong>in</strong>den bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Pr<strong>in</strong>zipiell kann jede psychoaktive Substanz zum Suchtmittel werden. Das Suchtpotential<br />
beschreibt die „Eigenschaften“ e<strong>in</strong>er Substanz, abhängiges Verhalten zu erzeugen. Es gibt<br />
Substanzen, die häufiger und schneller zur Abhängigkeit führen können als andere.<br />
Zum Beispiel hat Nikot<strong>in</strong> e<strong>in</strong> höheres Suchtpotential als Alkohol, d.h., Nikot<strong>in</strong> wirkt schneller<br />
abhängigkeitserzeugend. Das Suchtpotential e<strong>in</strong>er Substanz erlaubt jedoch ke<strong>in</strong>e<br />
Rückschlüsse auf das Ausmaß der Gesundheitsschäden, die durch ihren Konsum<br />
hervorgerufen werden können.<br />
Suchterkrankungen s<strong>in</strong>d, abgesehen von möglichen genetischen Ursachen und weiteren, <strong>in</strong><br />
der Persönlichkeit liegenden Gründen, erheblichen E<strong>in</strong>flüssen aus dem gesellschaftlichen<br />
Umfeld unterworfen, wie z.B. Milieu- und Gruppenfaktoren, Genuss- und<br />
Konsumgewohnheiten und dem Zugang bzw. den Zugangsmöglichkeiten („Griffnähe“) zum<br />
suchterzeugenden Stoff.<br />
Der Gebrauch von Suchtmitteln bewegt sich zwischen den Polen „Lebensstil“ und<br />
„Krankheit“. Suchtmittelkonsum und Rauscherleben werden im soziokulturellen Kontext<br />
erworben und entsprechend bewertet. Jede Gesellschaft hat ihre speziellen Verständnis-<br />
und Umgehensweisen mit psychotropen Substanzen. Sie s<strong>in</strong>d auf verschiedene Stoffe<br />
bezogen und von Kultur zu Kultur unterschiedlich ausgeprägt.<br />
Nach den Begriffsbestimmungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird zwischen<br />
Substanzmissbrauch, Substanzabhängigkeit und nicht stoffgebundenen Formen<br />
unterschieden. Zur Gruppe der nicht stoffgebundenen Abhängigkeiten gehören z.B.<br />
Essstörungen und pathologisches Spielen.<br />
Suchtproblematik bei den Adressaten der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />
Hauptadressatengruppe der Suchtprävention s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der und Jugendliche sowie Familien.<br />
Eltern fragen die Angebote der Suchtprävention <strong>in</strong> aller Regel als Erziehungsberechtigte ab,<br />
s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> manchen Fällen jedoch auch als Konsumenten von Suchtmitteln tangiert.<br />
Der Konsum von Suchtmitteln bewegt sich zwischen den Polen Genuss, riskantem Konsum,<br />
Missbrauch und Abhängigkeit. Die Adressatengruppe der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen im<br />
Rahmen der Suchtprävention agiert <strong>in</strong> ihrem Verhalten überwiegend <strong>in</strong>nerhalb der ersten<br />
59
drei Werte dieser Skala. Weit verbreitet s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> häufig unreflektierter Genuss und riskanter,<br />
gesundheitsgefährdender Konsum von verschiedenen Suchtmitteln. Die Übergänge zum<br />
Missbrauch s<strong>in</strong>d dabei fließend. Abhängigkeiten liegen <strong>in</strong> aller Regel (noch) nicht vor. Bei<br />
K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen spielen Aspekte wie Probieren, Experimentieren und Austesten<br />
(von Risiken) e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle.<br />
Suchtmittel<br />
Die legalen Suchtmittel Tabak und Alkohol s<strong>in</strong>d bei der Zielgruppe von K<strong>in</strong>dern und<br />
Jugendlichen ab ca. 12 Jahren am weitesten verbreitet.<br />
Das Trendrauchen „Shisha“ erfreut sich auch unter Jugendlichen <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
zunehmender Beliebtheit.<br />
„Schnüffeln“ (Schnüffelstoffe <strong>in</strong> Form von organischen, chemisch hergestellten<br />
Lösungsmitteln) verläuft nach den Erfahrungen der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe <strong>in</strong><br />
Wellenbewegungen, wird vorrangig von der Altersgruppe der K<strong>in</strong>der und jüngeren<br />
Jugendlichen (ca. 11–14 Jahre) praktiziert und spielt sich sehr stark im Kontext von Cliquen<br />
und Peergroups ab.<br />
Im Bereich der legalen Suchtmittel spielen Medikamente auch <strong>in</strong> den jüngeren<br />
Altersgruppen zunehmend e<strong>in</strong>e größere Rolle. Es liegen allerd<strong>in</strong>gs bisher kaum gesicherte<br />
Erkenntnisse zur Häufigkeit von Medikamentenmissbrauch und Abhängigkeit <strong>in</strong> der<br />
Gesamtbevölkerung und <strong>in</strong> den verschiedenen Altersgruppen vor. Neben den „Klassikern“,<br />
die häufig auch ohne ärztliches Rezept erhältlich s<strong>in</strong>d, wie z.B. Beruhigungs- und<br />
Schlafmittel sowie Schmerzmitteln, kommen verstärkt auch bei Jugendlichen „Lifestyle-<br />
Medikamente“, wie z.B. Appetitzügler, zum E<strong>in</strong>satz.<br />
Im Bereich der illegalen Suchtmittel ist Cannabis die mit Abstand am häufigsten konsumierte<br />
Substanz bei Jugendlichen.<br />
„Halluz<strong>in</strong>ogene“ Suchtmittel (Ecstasy, Speed, Amphetam<strong>in</strong>e, Koka<strong>in</strong>, LSD) spielen im<br />
Vergleich mit Cannabis e<strong>in</strong>e deutlich ger<strong>in</strong>gere Rolle.<br />
Konsumenten von Opiaten (<strong>in</strong>sbesondere Hero<strong>in</strong>) s<strong>in</strong>d aufgrund der häufig schon<br />
vorliegenden Abhängigkeit im Rahmen der Suchtprävention die Ausnahme.<br />
Die stoffungebundenen Suchtformen haben <strong>in</strong> den vergangenen 15 Jahren stark an<br />
Bedeutung gewonnen. Essstörungen, wie Magersucht oder Bulimie, s<strong>in</strong>d vor allem unter<br />
Mädchen weit verbreitet. Unzufriedenheit mit den eigenen Körpermaßen und das Bestreben,<br />
den Vorbildern aus Musik, Sport und Mode nachzueifern, s<strong>in</strong>d Beweggründe für das<br />
Hungern, um die Figur dem „Schlankheitswunsch“ anzupassen.<br />
Selbstverletzungen (<strong>in</strong> der Jugendlichensprache häufig als „Ritzen“ bezeichnet) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />
weitere, <strong>in</strong> der Öffentlichkeit bisher kaum beachtete „Suchtform“, mit der schwierige oder<br />
traumatische Erlebnisse zum Ausdruck gelangen. Da bei Selbstverletzungen von e<strong>in</strong>er sehr<br />
hohen Dunkelziffer auszugehen ist, können über die Verbreitung ke<strong>in</strong>e gesicherten<br />
Aussagen gemacht werden. Fakt ist jedoch, dass sich die Anfragen und Beratungswünsche<br />
zu dieser Problematik <strong>in</strong> den vergangenen Jahren im Rahmen der Suchtprävention deutlich<br />
erhöht haben.<br />
Gesteigertes bzw. übersteigertes, den eigenen f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten nicht angemessenes<br />
Konsumverhalten führt bei Jugendlichen zunehmend zur Verschuldung. Es kann<br />
davon ausgegangen werden, dass jeder fünfte Jugendliche <strong>in</strong>zwischen Schulden bei der<br />
Bank, Mobilfunkanbietern, Versandhäusern oder bei Freunden hat.<br />
Handy, Internet und PC-Spiele s<strong>in</strong>d weitere Themen im Bereich stoffungebundener Suchtgefahren.<br />
Dazu wurde dem Jugendhilfeausschuss im Rahmen der Vorstellung des Arbeits-<br />
programmes K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz am 21.07.2005 bereits gesondert berichtet.<br />
60
Adressaten und Angebote von Suchtprävention<br />
Das Angebot der Suchtprävention richtet sich an:<br />
o K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />
o Eltern und Erziehungsberechtigte<br />
o Fachkräfte <strong>in</strong>sbesondere aus den Bereichen Jugendhilfe und Schule<br />
o Multiplikatoren<br />
o Kooperationspartner aus den Bereichen Jugend- und Suchthilfe<br />
o Öffentlichkeit<br />
Kernangebote der Suchtprävention s<strong>in</strong>d:<br />
o Information und Beratung für alle o.a. Adressatengruppen<br />
o Erstellen von Informationsmaterialien (zum Beispiel Flyer, Broschüren,<br />
Unterrichtse<strong>in</strong>heiten)<br />
o Schulung, Qualifizierung und Fortbildung von Fachkräften und Multiplikatoren<br />
o Projekte, Freizeit- und Beratungsangebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche,<br />
<strong>in</strong>sbesondere im Bereich der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />
o Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Kooperation und Vernetzung<br />
Die Suchtprävention des Jugendamtes kooperiert auf regionaler Ebene sehr eng mit<br />
E<strong>in</strong>richtungen und Beratungsstellen der Jugend- und Suchthilfe (<strong>in</strong>sbesondere aus dem<br />
Bereich der freien Träger), dem Suchtbeauftragten der Stadt, dem Gesundheitsamt,<br />
Krankenkassen, Selbsthilfegruppen, Polizei und Justiz.<br />
Diese Kooperation und Vernetzung erfolgt sowohl anlass-, themen- und projektbezogen als<br />
auch auf struktureller Ebene <strong>in</strong> Form von Facharbeitskreisen wie zum Beispiel dem<br />
Arbeitskreis Drogen, dem AK Legale Drogen und dem AK Essstörungen.<br />
Diese Besprechungen dienen dem Informations- und Erfahrungsaustausch sowie der<br />
Planung und der konzeptionellen Weiterentwicklung des Arbeitsfeldes Suchtprävention.<br />
Auf überregionaler Ebene erfolgt regelmäßige Kooperation mit dem Bayerischen<br />
Staatsm<strong>in</strong>isterium für Unterricht und Kultus (StMUK), dem Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>isterium für<br />
Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV), der Landeszentrale für Gesundheit<br />
<strong>in</strong> Bayern (LZG), der Aktion Jugendschutz-Landesarbeitsstelle Bayern e.V., der Bayerischen<br />
Akademie für Suchtfragen (BAS) und für das Arbeitsfeld der staatlichen Schulen mit der<br />
Regierung von Mittelfranken.<br />
Ressourcen<br />
Sachmittel<br />
Die Ansätze der Suchtprävention haben sich <strong>in</strong> den vergangenen Jahren durch Maßnahmen<br />
zur Haushaltskonsolidierung (<strong>in</strong>sbesondere das Sparpaket 2004) und Umschichtung von<br />
Mitteln aus der Suchtprävention <strong>in</strong> den Bereich „Kampagne Erziehung“ deutlich verr<strong>in</strong>gert.<br />
2002 standen für Suchtprävention noch 90.000 zur Verfügung, 2007 liegt dieser Ansatz nur<br />
noch bei 30.000 .<br />
61
Personal<br />
Bis 2004 standen 2,5 Stellen für die Aufgaben der Suchtprävention zur Verfügung.<br />
2007 s<strong>in</strong>d dies nur noch 1,3 Stellen (1 Vollzeitstelle mit 38,5 Wochenarbeitsstunden und<br />
1 Teilzeitstelle mit 12 Wochenarbeitsstunden).<br />
Das Bayerische Staatsm<strong>in</strong>isterium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen gewährt<br />
für den gesamten Bereich der Suchtprävention des Jugendamtes e<strong>in</strong>en jährlichen<br />
Personalkostenzuschuss <strong>in</strong> Höhe von 34.000 .<br />
Weitere Planung und zukünftige Arbeitsschwerpunkte<br />
Bis 2006 orientierte sich die Angebotsstruktur der Suchtprävention an e<strong>in</strong>er stark<br />
<strong>in</strong>stitutionellen Zuordnung entlang der Bereiche K<strong>in</strong>dertagesstätten, Schule sowie K<strong>in</strong>der-<br />
und Jugendarbeit.<br />
Im Rahmen der Organisationsreform des Referates V wurde Anfang 2007 das Arbeitsfeld<br />
„Kampagne Erziehung“ mit den beiden zuständigen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen organisatorisch aus<br />
dem Bereich Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe herausgelöst und <strong>in</strong> die neue Abteilung<br />
„Erziehungsberatung, Familienbildung und Kampagne Erziehung“ <strong>in</strong>tegriert.<br />
E<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> der „Kampagne Erziehung“ war bisher mit etwa der Hälfte ihrer Arbeitszeit<br />
für suchtpräventive Angebote im Bereich der K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen zuständig. Diese<br />
Aufgabe wird auch unter geänderter Organisationsstruktur im Rahmen der „Kampagne<br />
Erziehung“ weitgehend aufrechterhalten.<br />
Die Verwaltung des Jugendamtes hat sich entschieden, die restlichen personellen<br />
Ressourcen nicht mehr strikt e<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong>stitutionellen Bereichen (Schule und K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendarbeit) zuzuordnen, sondern die Angebote der Suchtprävention stärker an Themen,<br />
Problemstellungen, aktuellen Entwicklungen an e<strong>in</strong>zelnen Adressatengruppen und deren<br />
Lebenswelten zu orientieren.<br />
Dies bedeutet:<br />
• für die Bereiche Schule und K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit wird e<strong>in</strong> Basisangebot an<br />
Suchtprävention beibehalten.<br />
Dies bedeutet für den Bereich Schule auch weiter (fachliche) Beratung, Information,<br />
Schulung, Fortbildung und Qualifizierung von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern, die<br />
Konzipierung von Unterrichtse<strong>in</strong>heiten zu verschiedenen Suchtmitteln sowie die<br />
Fortführung bewährter Projekte, wie z.B. „Be hard – dr<strong>in</strong>k soft“, „Be smart! Don´t start“<br />
(Nichtraucherwettbewerb), Ausstellung „Boys and Girls“ sowie die Entwicklung neuer<br />
Projekte, wie z.B. „Klarsicht“ (e<strong>in</strong>e Ausstellung mit Mitmachparcours zu den Themen<br />
Tabak und Alkohol).<br />
Im Bereich der (Offenen) K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit erfolgt weiterh<strong>in</strong> Fachberatung auf<br />
Anfrage, die Fortführung des Fortbildungsangebotes für Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />
„Move“ sowie die Beratung und fachliche Begleitung bei Projekten zur Suchtprävention<br />
mit K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen aus den E<strong>in</strong>richtungen der Offenen K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendarbeit (Jugendamt und Kreisjugendr<strong>in</strong>g).<br />
• Darüber h<strong>in</strong>aus werden zukünftig verstärkt aktuelle Themen und Problemstellungen<br />
berücksichtigt, wie z.B. die Thematik „PC-Sucht“.<br />
• Für 2008 und die Folgejahre ist entsprechend dem Beschluss des<br />
Jugendhilfeausschusses vom 3. Mai 2007 die Umsetzung des Maßnahmenpaketes<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> e<strong>in</strong> wesentlicher Arbeitsschwerpunkt. Für diese Aufgabe stehen –<br />
vorbehaltlich der Zustimmung des <strong>Nürnberg</strong>er Stadtrates bei den Haushaltsberatungen<br />
2008 – zusätzliche personelle und f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen zur Verfügung.<br />
Die Suchtprävention ist dabei mit folgenden Angeboten und Maßnahmen beteiligt:<br />
- Konzipierung, Planung und Mitwirkung bei dem Projekt „HaLT“ (Hart am LimiT –<br />
Beratung von K<strong>in</strong>dern, Jugendlichen und deren Eltern nach e<strong>in</strong>er Alkohol<strong>in</strong>toxikation)<br />
62
- Bearbeitung der Thematik Führersche<strong>in</strong> und Drogen (speziell Alkohol und Cannabis)<br />
<strong>in</strong>klusive der Entwicklung von Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für Fahrschüler zu diesem Thema<br />
- Elternabende an Schulen und Kooperation mit Elternbeiräten zum<br />
Schwerpunktthema Alkohol (Aspekte der Suchtprävention und des K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutzes)<br />
- „Klarsicht“ – e<strong>in</strong>e Ausstellung <strong>in</strong>klusive Mitmachparcours für <strong>Nürnberg</strong>er Schulen zum<br />
Thema Tabak und Alkohol<br />
- Öffentlichkeitsarbeit mit „Infoscreen“ (Kampagne <strong>Alkoholprävention</strong>)<br />
- Koord<strong>in</strong>ation, Beratung und Begleitung von Projekten zur <strong>Alkoholprävention</strong> <strong>in</strong> der<br />
Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit.<br />
• Die Planungen der beiden Bereiche Suchtprävention sowie K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz/<br />
Jugendmedienschutz s<strong>in</strong>d aufgrund der geme<strong>in</strong>samen Schnittstellen eng verzahnt und<br />
werden aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt, um Synergieeffekte zu erzielen.<br />
63
Interview Präventive Jugendhilfe und Jugendschutz<br />
Jugendamt der Stadt <strong>Nürnberg</strong><br />
<strong>in</strong>: R<strong>in</strong>gfrei Nr. 46, Nov 08<br />
Zeitschrift des Kreisjugendr<strong>in</strong>gs <strong>Nürnberg</strong>-Stadt<br />
1) Die Aufgabe des Jugendschutzes ist geregelt im Jugendschutzgesetz. Welche Aufgaben<br />
ergeben sich daraus für das Jugendamt <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong>?<br />
Popp: Nicht nur das Jugendschutzgesetz ist für den K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz wichtig. In<br />
vielen Gesetzen s<strong>in</strong>d weitere Regelungen vorhanden, z.B. im Strafgesetzbuch die<br />
„Verbreitung pornographischer Schriften“. Grundsätzlich kann der K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Drei-Säulen-Systematik dargestellt werden:<br />
Der ordnungsrechtliche Jugendschutz setzt die gesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Der<br />
erzieherische K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz unterstützt die Jugendlichen beim Umgang und der<br />
aktiven eigenen Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den vielfältigen Gefährdungspotentialen. Der<br />
strukturelle K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz befasst sich mit den Lebensbed<strong>in</strong>gungen junger<br />
Menschen. Diese drei Säulen unter dem Dach der Prävention s<strong>in</strong>d mite<strong>in</strong>ander verknüpft,<br />
durchdr<strong>in</strong>gen sich gegenseitig und s<strong>in</strong>d aufe<strong>in</strong>ander bezogen. Nur durch diese<br />
Verschränkung kann e<strong>in</strong> effizienter Ansatz des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes gel<strong>in</strong>gen.<br />
Die Aufgaben des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes ergeben sich aus den Zielsetzungen. Der<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz achtet auf die E<strong>in</strong>haltung der Bestimmungen des gesetzlichen<br />
Jugendschutzes, <strong>in</strong>sbesondere des Jugendschutzgesetzes und des Jugendmedienschutz-<br />
Staatsvertrages. Er will K<strong>in</strong>der- und Jugendliche <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>dividuellen und sozialen<br />
Entwicklung fördern und e<strong>in</strong>e positive Kultur des Aufwachsens schaffen, <strong>in</strong> der potentielle<br />
Gefährdungen wenig Chancen zur Entfaltung haben. Junge Menschen sollen befähigt<br />
werden, sich vor gefährdenden E<strong>in</strong>flüssen zu schützen und sie sollen Kritik-,<br />
Entscheidungsfähigkeit und Eigenverantwortlichkeit e<strong>in</strong>üben können. Der Ansatz des K<strong>in</strong>derund<br />
Jugendschutzes will auch Eltern und andere Erziehungsberechtigte dabei unterstützen,<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche vor gefährdenden E<strong>in</strong>flüssen zu schützen.<br />
2) Mit dem Jugendschutz verbunden s<strong>in</strong>d auch Begriffe wie „Vorschriften, Verbote und<br />
Kontrollen“. Neben der Ahndung von Verstößen gegen das Gesetz hat der präventive<br />
Jugendschutz aber deutlich an Bedeutung gewonnen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung,<br />
welchen Erfolg versprechen Verbote, welche Chancen bieten präventive Angebote?<br />
Gref: Um die Wirkung präventiver Angebote beurteilen zu können, müsste man sich<br />
zunächst e<strong>in</strong>mal über Ziele, Aufgaben, Angebote, Qualitätsstandards und Adressaten von<br />
Präventiver Jugendhilfe verständigen. Der Begriff Prävention wird zwar fast schon <strong>in</strong>flationär<br />
verwendet, jedoch häufig mit e<strong>in</strong>er gewissen begrifflichen Unschärfe, ohne klares fachliches<br />
Profil und wenig zielgenau. Dies führt leicht zur Beliebigkeit: Jedes Jugendhilfeangebot ist<br />
„irgendwie“ Prävention, verbunden mit der vagen Hoffnung, dass irgendwie, irgendetwas bei<br />
irgendjemanden hängen bleibt und positive Wirkungen zeigt. Die gute präventive Absicht und<br />
das Pr<strong>in</strong>zip Hoffnung reichen jedoch nicht aus.<br />
E<strong>in</strong> Blick auf den gesetzlichen Auftrag der Jugendhilfe nach dem Sozialgesetzbuch VIII<br />
(K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfegesetz) ist hilfreich. Jugendhilfe hat neben der Förderung von<br />
K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>dividuellen und sozialen Entwicklung ausdrücklich auch<br />
den strukturellen Auftrag, positive Lebensbed<strong>in</strong>gungen für K<strong>in</strong>der, Jugendliche und ihre<br />
Familien zu erhalten oder zu schaffen, d.h. zum Beispiel Stadtplanung und<br />
Stadtentwicklungsplanung, qualifizierte Jugendhilfeplanung, entsprechende soziale<br />
Infrastruktur schaffen und effiziente, an den Bedürfnissen von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />
orientierte Beteiligungsformen zu etablieren. Prävention <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne ist staatstragend<br />
ausgedrückt Strukturmaxime und Querschnittsaufgabe von Jugendhilfe. Dies ist weder neu<br />
noch orig<strong>in</strong>ell, aber längst nicht flächendeckend <strong>in</strong> die Praxis umgesetzt – auch wenn wir bei<br />
65
aller Bescheidenheit hier <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> vergleichsweise gut dastehen. In diesem fachlichen<br />
Kontext s<strong>in</strong>d die präventiven Angebote des erzieherischen K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes<br />
sowie der Suchtprävention zu verorten.<br />
Wichtig ist mir dabei e<strong>in</strong> Aspekt: Präventive Angebote können sich aus me<strong>in</strong>er Sicht nicht nur<br />
oder vorrangig an die K<strong>in</strong>der, Jugendlichen und Familien richten, die ihr Leben auch ohne<br />
Unterstützung durch Jugendhilfe gut auf die Reihe kriegen (und dies immer noch die<br />
Mehrzahl!), sondern mit Priorität an die Adressatengruppen, bei denen zum Beispiel im<br />
Bereich Sucht <strong>in</strong>dividual- und sozialunverträgliche Verhaltensweisen ausgeprägt s<strong>in</strong>d, also<br />
K<strong>in</strong>der und Jugendliche, die mit Suchtmitteln – stoffgebundene und nichtstoffgebundene –<br />
experimentieren, Risikogrenzen austesten und problematische Konsummuster entwickeln.<br />
Es sollte unser Anspruch <strong>in</strong> der Jugendhilfe se<strong>in</strong>, Zugänge zu diesen Adressaten zu schaffen<br />
und die Erreichbarkeit dieses Angebotes zu ermöglichen. Dies betrifft u.a. die Aspekte Ort<br />
und Zeit, zum Beispiel Angebote der Jugendsozialarbeit an (Haupt-) Schulen, E<strong>in</strong>beziehung<br />
der Peergroups und <strong>in</strong>formellen Treffpunkte über Streetwork, Angebote der Offenen Jugendarbeit<br />
abends und an den Wochenenden, Kont<strong>in</strong>uität dieser Angebote im S<strong>in</strong>ne von Nachhaltigkeit<br />
sowie e<strong>in</strong>e differenzierte Angebotsstruktur, die Aspekte wie Geschlecht, Nationa-<br />
lität, Ethnie, ökonomische, soziale und (jugend-) kulturelle Situation, Peergroups und <strong>in</strong>formelle<br />
Lern- und Bildungsprozesse bei K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen verstärkt berücksichtigt.<br />
Dies bedeutet auch, die Ansätze Diversity, Gender- und Cultural-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g vom Kopf<br />
auf die Be<strong>in</strong>e zu stellen.<br />
Popp: Unser Ansatz geht davon aus, dass sowohl repressive Maßnahmen als auch<br />
Angebote im präventiven Bereich notwendig s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>zelne Maßnahmen für sich alle<strong>in</strong>e<br />
betrachtet greifen zu kurz. Es macht ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, lediglich die Verstöße der Erwachsenenwelt<br />
mit Bußgeldern zu belegen, ohne sie vorher aufgeklärt zu haben. Deshalb sehen wir<br />
e<strong>in</strong>en wichtigen Ansatz <strong>in</strong> der Information, Beratung und Aufklärung. Deutlich wird dies im<br />
Bereich der <strong>Alkoholprävention</strong>. Auf der e<strong>in</strong>en Seite wurden die Strafen für Verkauf von<br />
Alkoholika an M<strong>in</strong>derjährige drastisch erhöht. Gleichzeitig klären wir aber sowohl Veranstalter<br />
als auch Jugendliche und Eltern anhand von Broschüren auf. Stellvertretend seien<br />
hier unser Flyer „Jugendliche und Alkohol“ und die demnächst ersche<strong>in</strong>ende Broschüre<br />
„Jugendliche und Führersche<strong>in</strong>“ genannt. Aber wir bieten auch Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für<br />
Schulen zum Thema Alkohol an. Jeder Bauste<strong>in</strong> unseres Maßnahmenpaketes ist sehr<br />
wichtig, für sich alle<strong>in</strong>e betrachtet allerd<strong>in</strong>gs nicht ausreichend.<br />
3) Alkoholmissbrauch, Erwerb von Zigaretten erst ab 18 Jahren, bedenkliche Computerspiele<br />
oder Aufenthalt von Jugendlichen <strong>in</strong> Discos nach 24 Uhr s<strong>in</strong>d aktuelle Stichworte <strong>in</strong> der<br />
öffentlichen Diskussion zum Thema Jugendschutz. Welche Jugendschutzbestimmungen<br />
machen Ihnen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> derzeit am meisten Arbeit?<br />
Popp: Die meisten Verkaufsstellen von Tabak halten sich an die Verkaufsverbote für<br />
M<strong>in</strong>derjährige. Allerd<strong>in</strong>gs kann ja bis zum 01.01.2009 auch e<strong>in</strong> 16-Jähriger Zigaretten am<br />
Automaten kaufen, obwohl er <strong>in</strong> der Öffentlichkeit nicht rauchen darf. Aufgrund dieser<br />
Übergangszeit und dem ganzen Theater mit dem Rauchverbot <strong>in</strong> Gaststätten ist die<br />
Verfolgung von Rauch-Verstößen von M<strong>in</strong>derjährigen im Moment ke<strong>in</strong> Schwerpunkt.<br />
„Bedenkliche Computerspiele“ s<strong>in</strong>d immer wieder Thema, ebenso wie der Aufenthalt <strong>in</strong><br />
Discos nach Mitternacht. Die meisten Probleme haben wir aber e<strong>in</strong>deutig mit dem<br />
Alkoholmissbrauch mit se<strong>in</strong>en negativen Begleitersche<strong>in</strong>ungen, z.B. haben die<br />
Körperverletzungen unter Alkohole<strong>in</strong>fluss stark zugenommen. Die Stadt <strong>Nürnberg</strong> und die<br />
zuständigen Dienststellen, wie z.B. das Ordnungsamt, haben im Laufe des letzten Jahres <strong>in</strong><br />
enger Zusammenarbeit mit der Polizei die Billig-Saufpartys erfolgreich unterbunden. Neue<br />
Probleme, z.B. das Vorglühen oder das Mitbr<strong>in</strong>gen von Alkohol auf Kirchweihen erforderten<br />
neue Handlungsansätze. So wurden dieses Jahr zum ersten Mal e<strong>in</strong>ige Kirchweihen mit<br />
e<strong>in</strong>em Mitbr<strong>in</strong>gverbot von Alkohol belegt. Auch die Aufgaben im Bereich des<br />
Jugendmedienschutzes s<strong>in</strong>d gewaltig gestiegen, erwähnt seien hier nur die Kontrollen der<br />
<strong>in</strong>sgesamt 80 Internetcafés im Stadtgebiet. Deshalb hat der Stadtrat reagiert und erheblich<br />
mehr Sachmittel (zusätzlich 50.000 für 2008 und 25.000 für die Folgejahre) zur<br />
66
Verfügung gestellt und e<strong>in</strong>e Planstelle für die <strong>Alkoholprävention</strong> und den<br />
Jugendmedienschutz geschaffen.<br />
4) Wer macht denn besonders gern welchen Uns<strong>in</strong>n? – oder seriöser gefragt: Welche<br />
Gefährdungspotentiale können Sie besonders Mädchen oder Jungen oder bestimmten<br />
(Alters-) Gruppen zuordnen?<br />
Gref: Bei dieser Frage gehen ja sofort die Schubladen auf: Jungs spielen sich <strong>in</strong> ihrer Clique<br />
auf, saufen <strong>in</strong> Massen Alkohol, zerlegen Parkbänke und hauen sich aufs Maul. Mädchen<br />
dagegen sitzen – vielleicht noch mit ihrer besten Freund<strong>in</strong> – zu Hause, schmeißen bei<br />
Problemen Tabletten e<strong>in</strong> und „ritzen“.<br />
Fakt ist, dass die weiterh<strong>in</strong> vorherrschenden Geschlechterrollen männliches und weibliches<br />
Verhalten sehr stark prägen, auch im Kontext Suchtprobleme, Alkohol-<br />
/Drogenkonsummuster, Medienkonsum und -nutzung, Konfliktlösungsverhalten, Aggression<br />
und Auto-Aggression sowie Gewaltbereitschaft, wobei ich letzten Aspekt nicht nur auf<br />
psychische Gewalt, sondern auch auf verschiedene Formen der psychischen Gewalt<br />
ausdehnen würde.<br />
Geschlechtsrollenstereotype als quasi absolute Wahrheiten entsprechen jedoch nicht<br />
unseren Praxiserfahrungen, e<strong>in</strong>e zunehmende Differenzierung sowie e<strong>in</strong> genauer Blick auf<br />
mögliche Ursachen, Motive, subjektive Deutungen und Bedeutungen und mögliche subjektiv<br />
empfundene „Erfolge“ des Handelns s<strong>in</strong>d notwendig. So ist natürlich Ausübung körperlicher<br />
Gewalt weiterh<strong>in</strong> sehr eng mit wie auch immer verstandenen Männlichkeitsbildern zu sehen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs beträgt hier das Verhältnis Jungs – Mädchen 2:1 und eben nicht wie vielfach<br />
behauptet 9:1.<br />
Popp:<br />
Aus me<strong>in</strong>er Sicht s<strong>in</strong>d viele Erwachsene auch e<strong>in</strong> nicht zu unterschätzendes<br />
Gefährdungspotential! Sobald mit K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen Geld zu machen ist, werden viel<br />
zu oft die Jugendschutzvorschriften missachtet. Er<strong>in</strong>nert sei an die Billig-Saufpartys, auch<br />
stelle ich mir oft die Frage, ob nicht die Eltern selbst den Wodka für ihre Sprössl<strong>in</strong>ge gekauft<br />
haben…<br />
5) Jugendmedienschutz ist e<strong>in</strong> wichtiger Teil des Jugendschutzes geworden. Wo sehen Sie<br />
im Bereich der Medien aktuell das größte Gefährdungspotential für Jugendliche und was<br />
können Sie dagegen tun?<br />
Popp: In den letzten Jahren wurden – aufgrund der zunehmenden Medienpräsenz und<br />
beschleunigter gesellschaftlicher Modernisierung – neue Gefährdungen junger Menschen<br />
erkannt, die man mit <strong>in</strong>dividueller und sozialer Desorientierung umschreiben kann.<br />
Insbesondere freizügige mediale Darstellungen von gesellschaftlich abweichender Sexualität<br />
und Gewaltdarstellungen können auf die Entwicklung junger Menschen negativ E<strong>in</strong>fluss<br />
nehmen. Auch exzessiver Medienkonsum tangiert Aspekte von Suchtverhalten und kann zu<br />
weiteren Negativentwicklungen bei M<strong>in</strong>derjährigen führen (z.B. bei Vernachlässigung der<br />
Schulpflicht). Auch der unreflektierte Konsum von Medien und die extensive Beschäftigung<br />
mit Gewalt <strong>in</strong> den Medien, er<strong>in</strong>nert sei an die Berichterstattung über reale Gewalt im<br />
Fernsehen und <strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>tmedien, kann <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit anderen sozialen, kulturellen,<br />
familiären und biografischen E<strong>in</strong>flussfaktoren zu dissozialen und (selbst-) gefährdenden<br />
Entwicklungen bei K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen führen, auch wenn nach dem momentanen<br />
Stand der Medienwirkungsforschung nicht von monokausalen Abläufen und<br />
Zusammenhängen mit realem Gewalthandeln von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen ausgegangen<br />
werden kann.<br />
Das größte Gefährdungspotential sehe ich aber nicht bei den Ego-Shootern oder bei den<br />
pornografischen Angeboten des Internets. Für viele Eltern ist die exzessive Nutzung des<br />
Computers durch ihre K<strong>in</strong>der und Jugendlichen das größte Problem, sprich die<br />
„Computersucht“, die aber noch nicht als Krankheit anerkannt ist. Wir haben deshalb den<br />
Flyer „Jugendliche und Computersucht“ erstellt. Er beschreibt das Phänomen<br />
67
„Computer(spiel)sucht“, enthält e<strong>in</strong>e Checkliste zur Selbste<strong>in</strong>schätzung der eigenen PC-<br />
Nutzung, gibt K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen praktische Tipps für e<strong>in</strong> „maßvolles“ Spielverhalten,<br />
erläutert die gesetzliche Alterskennzeichnung für Computerspiele, enthält Informationen und<br />
Tipps für Eltern und Pädagogen für den Umgang mit dem Medienkonsum ihrer K<strong>in</strong>der, nennt<br />
wichtige und <strong>in</strong>teressante Informations- und Beratungsstellen und enthält e<strong>in</strong>e<br />
Orientierungstabelle mit Empfehlungen zur altersgerechten Mediennutzung.<br />
6) Glauben Sie, dass Vorbilder <strong>in</strong> diesem Zusammenhang e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen?<br />
Popp: K<strong>in</strong>der und Jugendliche suchen immer nach Orientierung, deshalb probieren sie ja so<br />
vieles aus. Vorbilder s<strong>in</strong>d für K<strong>in</strong>der und junge Menschen unabd<strong>in</strong>gbar und diese sollten<br />
dann auch den Aspekt der Grenzsetzung nicht vernachlässigen. Frühzeitige<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen und e<strong>in</strong> glaubwürdiges eigenes<br />
Verhalten wären dr<strong>in</strong>gend geboten. Die Jugendlichen benötigen aber nicht nur Vorbilder aus<br />
ihrer eigenen – oft medialen – Welt, sondern „real existierende“ menschliche<br />
Kontaktpersonen sollten vorhanden se<strong>in</strong>. Deshalb setzt ja z.B. die „Kampagne Erziehung“<br />
der Stadtverwaltung sehr frühzeitig an und versucht Eltern zu e<strong>in</strong>er positiven Erziehung zu<br />
befähigen. Es wird deutlich, dass alle an e<strong>in</strong>em Strang ziehen müssen, Eltern, Schule,<br />
Gesetzgeber und nicht zuletzt die Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe.<br />
7) Eltern s<strong>in</strong>d für den Jugendschutz bestimmt e<strong>in</strong>e wichtige Zielgruppe. Wie sprechen Sie die<br />
Eltern <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> mit Ihren Jugendschutzanliegen an und welche Erfahrungen machen Sie<br />
<strong>in</strong> der Zusammenarbeit mit den Eltern?<br />
Popp: Die Eltern s<strong>in</strong>d für uns e<strong>in</strong> wesentlicher Bauste<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Prävention. Ohne die Eltern<br />
können wir die Anliegen des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes nicht rüberbr<strong>in</strong>gen. Wir <strong>in</strong>formieren<br />
über die gesetzlichen Vorschriften anhand unserer Broschüren oder geben bei Anfragen<br />
direkt Auskunft. Aber leider sieht die Realität oft so aus, dass viele Eltern ihre<br />
Erziehungsverantwortung an die öffentliche Hand (= Jugendamt) delegieren möchten. Wir<br />
wollen sie aber <strong>in</strong> die Pflicht nehmen und planen deshalb <strong>in</strong> naher Zukunft auch Elternbriefe<br />
zu versenden. Werden M<strong>in</strong>derjährige nach Mitternacht und/oder alkoholisiert von der Polizei<br />
aufgegriffen, so werden <strong>in</strong> der Regel die Eltern (und anschließend der ASD) <strong>in</strong>formiert und<br />
diese können ihre K<strong>in</strong>der abholen. Es ist weiterh<strong>in</strong> geplant, dass <strong>in</strong> diesem zusätzlichen<br />
Elternschreiben auch auf externe Hilfsangebote wie Beratungsstellen h<strong>in</strong>gewiesen wird. Bei<br />
E<strong>in</strong>lieferung M<strong>in</strong>derjähriger <strong>in</strong>s Krankenhaus wegen Alkoholvergiftung läuft <strong>in</strong> den nächsten<br />
Wochen das Projekt HaLT (Hart am LimiT) an, bei dem die sozialpädagogische Intervention<br />
und Beratung bereits im Krankenhaus beg<strong>in</strong>nt. Auch hier können und sollen die Eltern<br />
Hilfsangebote wahrnehmen.<br />
Die Arbeit mit den Eltern stellt sich allerd<strong>in</strong>gs als äußerst schwierig dar. So s<strong>in</strong>d z.B.<br />
Computerspiele mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>deutigen Alterskennzeichnung versehen, trotzdem werden die<br />
meisten Ego-Shooter von den Eltern für ihre „zu jungen“ K<strong>in</strong>der/Jugendliche gekauft!<br />
8) Wie können denn die Jugendarbeit und die Jugendverbände von den Aktivitäten der<br />
Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter des Jugendschutzes im <strong>Nürnberg</strong>er Jugendamt profitieren ?<br />
Welche Zusammenarbeit können Sie sich vorstellen? Gibt es Erwartungen vonseiten des<br />
Jugendschutzes an die Jugend(verbands)arbeit?<br />
Gref: Aus me<strong>in</strong>er Sicht arbeiten Kreisjugendr<strong>in</strong>g und Jugendamt auch <strong>in</strong> diesem Bereich<br />
bereits sehr gut zusammen, sowohl auf fachpolitischer und jugendpolitischer Ebene als auch<br />
auf Praxisebene durch Informations- und Erfahrungsaustausch, Beratung, Schulung und<br />
Qualifizierung von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern und durch die geme<strong>in</strong>same Entwicklung<br />
von Projekten. Materialien des Jugendschutzes, des Jugendmedienschutzes und der<br />
Suchtprävention werden auch von der Jugendverbandsarbeit verstärkt nachgefragt. Wir<br />
wissen, dass der K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz auch <strong>in</strong> der Jugendverbandsarbeit e<strong>in</strong>en hohen<br />
Stellenwert hat, ebenso wie der sich rasant weiterentwickelnde Bereich<br />
68
Jugendmedienschutz. Ich würde mich freuen, wenn wir die bisherige sehr gute Kooperation<br />
fortsetzen würden und sehe dafür auch auf beiden Seiten die Bereitschaft.<br />
Fragen von Walter Teichmann<br />
<strong>Nürnberg</strong>, 10.10.2008<br />
biografische Angaben<br />
Helmut Popp, 53 Jahre, Dipl.-Sozialpädagoge (FH) und Verwaltungsbetriebswirt (VWA),<br />
1978-1984 Leiter des K<strong>in</strong>der- und Jugendhauses „L<strong>in</strong>ie 6“, anschließend u.a. Organisator<br />
von K<strong>in</strong>der- und Jugendreisen/Jugendaustausch des Jugendamtes und seit 1996<br />
Jugendschutzbeauftragter des Jugendamtes der Stadt <strong>Nürnberg</strong><br />
biografische Angaben<br />
Kurt Gref, 54 Jahre, Dipl.-Sozialpädagoge (FH), seit 1979 beim Jugendamt der Stadt<br />
<strong>Nürnberg</strong>, Leiter der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe, vorher tätig im Bereich Streetwork<br />
und als Abteilungsleiter/Regionalleiter Offene K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />
69
7. Materialen<br />
Vere<strong>in</strong>barung gegen den Alkoholmissbrauch <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken<br />
Das Freizeitverhalten Jugendlicher und junger Erwachsener wird zunehmend durch<br />
Alkoholkonsum geprägt. Die Stadt <strong>Nürnberg</strong>, die Diskothekenbetreiber im Stadtgebiet<br />
<strong>Nürnberg</strong>, das Polizeipräsidium Mittelfranken/Abschnitt Mitte und der Bayerische<br />
Hotel- und Gaststättenverband e.V. (BHG) vere<strong>in</strong>baren folgende Grundsätze zur Bekämpfung<br />
des Alkoholmissbrauchs <strong>in</strong> Diskotheken <strong>in</strong>sbesondere durch den Verzicht<br />
auf Billigpartys im Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong>. Die Diskothekenbetreiber wollen durch Unterzeichnung<br />
und die E<strong>in</strong>haltung dieser Vere<strong>in</strong>barung den ihnen möglichen Teil zur<br />
Lösung des Problems übermäßiger Alkoholkonsum durch Jugendliche und junge<br />
Heranwachsende beitragen und ebenfalls ihre Verantwortung wahrnehmen.<br />
Präambel<br />
Durch Bewirtungskonzepte, die auf Vergünstigungen für alkoholische Getränke und<br />
Werbung hierfür beruhen, werden Tr<strong>in</strong>kexzesse von Jugendlichen und Heranwachsenden<br />
stark gefördert. Neben den gesundheitlichen Gefahren für den E<strong>in</strong>zelnen steigen<br />
zudem die Zahlen der alkoholbed<strong>in</strong>gten Aggressionsdelikte durch Diskothekenbesucher,<br />
wobei e<strong>in</strong> Höhepunkt durch e<strong>in</strong>e Massenschlägerei am <strong>Nürnberg</strong>er<br />
Plärrer, die massivsten Polizeie<strong>in</strong>satz erforderte, erreicht wurde. Dieser Vorfall<br />
erzeugte e<strong>in</strong> für den Ruf der Stadt <strong>Nürnberg</strong> und ihrer Gastronomie negatives<br />
Medienecho.<br />
Vertreter<strong>in</strong>nen und Vertreter des Stadtrechtsdirektoriums, des Ordnungsamtes, des<br />
Sozialreferates und des Jugendamtes der Stadt <strong>Nürnberg</strong>, des Polizeipräsidiums<br />
Mittelfranken/Abschnitt Mitte und des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes<br />
e.V. (BHG) haben sich deshalb zusammengeschlossen, um <strong>in</strong> Kooperation aller<br />
Beteiligten übermäßigem Alkoholkonsum von Jugendlichen und Heranwachsenden<br />
und den daraus resultierenden Gefahren wirkungsvoll zu begegnen.<br />
Die Stadt <strong>Nürnberg</strong>, das Polizeipräsidium Mittelfranken/Abschnitt Mitte, der Bayerischer<br />
Hotel- und Gaststättenverband e.V. (BHG) und die <strong>Nürnberg</strong>er Gastronomie<br />
s<strong>in</strong>d sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, wie sie sich unter anderem aus dem<br />
Gaststättengesetz und dem Jugendschutzgesetz ergibt, bewusst und ächten mit<br />
dieser Vere<strong>in</strong>barung jede Form von Angeboten zur Erzeugung von<br />
Rauscherlebnissen.<br />
77
1. Erklärung der Diskothekenbetreiber<br />
Die Diskothekenbetreiber sagen verb<strong>in</strong>dlich folgende Maßnahmen zu:<br />
1. Verzicht auf die Durchführung von und Werbung für sog. „Billigpartys“. Darunter<br />
s<strong>in</strong>d alle Bewirtungskonzepte zu verstehen, die auf die vergünstigte Abgabe von<br />
alkoholischen Getränken und die Werbung hierfür abzielen. Hierunter fallen<br />
<strong>in</strong>sbesondere:<br />
- All-<strong>in</strong>clusive-Veranstaltungen (z.B. kostenlose Abgabe aller offenen Getränke<br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es bestimmten Zeitraums)<br />
- Ausgabe von Freigetränken (z.B. Abgabe an bestimmten Tagen für e<strong>in</strong>e<br />
bestimmte Gruppe – ausgenommen e<strong>in</strong>en „Welcome-Dr<strong>in</strong>k“)<br />
- Partys mit Billigangeboten von Getränken (z.B. 50-Cent- oder 1-Euro-Partys)<br />
- Veranstaltungen mit der Gewährung von Mengenrabatt (z.B. „Doppeldecker“)<br />
2. E<strong>in</strong>richtung von geeigneten Eigenkontrollsystemen zur Überprüfung der<br />
E<strong>in</strong>haltung der gaststätten- und jugendschutzrechtlichen Vorschriften,<br />
<strong>in</strong>sbesondere<br />
- ke<strong>in</strong> Ausschank an erkennbar Betrunkene, § 20 Nr. 2 GastG<br />
- Angebot m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>es alkoholfreien Getränkes zum selben Preis wie das<br />
billigste alkoholische Getränk gleicher Menge, § 6 GastG<br />
- ke<strong>in</strong> Ausschank von harten Alkoholika an M<strong>in</strong>derjährige, § 9 JuSchG<br />
3. Abweisung von erkennbar Betrunkenen bereits bei E<strong>in</strong>lass <strong>in</strong> die Diskothek.<br />
2. Erklärung der Polizei<br />
Das Polizeipräsidium Mittelfranken/Abschnitt Mitte überprüft, ob die unter Ziffer 1<br />
vere<strong>in</strong>barten Verpflichtungen e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />
3. Erklärung der Stadt <strong>Nürnberg</strong><br />
Die Stadt unterstützt die Gastronomie bei den unter Ziffer 1 geschilderten<br />
Maßnahmen – auch im Rahmen ihrer eigentlichen Öffentlichkeitsarbeit und mit<br />
sonstigen Maßnahmen bezüglich der Abgabe von Alkohol an Jugendliche und junge<br />
Erwachsene.<br />
Die Stadt <strong>Nürnberg</strong> kündigt an, ordnungsrechtliche Maßnahmen auf der Grundlage<br />
des Gaststättengesetzes (GastG) und des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) zu<br />
ergreifen, sofern die unter Ziffer 1 aufgeführten Maßnahmen nicht zugesagt und nicht<br />
e<strong>in</strong>gehalten werden bzw. ke<strong>in</strong>e Wirkung zeigen.<br />
Die Stadt vergewissert sich durch Nachfragen oder auf sonstige Weise, ob die unter<br />
Ziffer 1 aufgeführten Maßnahmen e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />
Die Stadt bietet weiter Maßnahmen und Projekte zur Sucht- und <strong>Alkoholprävention</strong><br />
an und berät Gastronomen und Veranstalter <strong>in</strong> Fragen des K<strong>in</strong>der- und<br />
Jugendschutzes.<br />
78
4. Erklärung des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes e.V. (BHG)<br />
Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband e.V. (BHG) unterstützt die Stadt<br />
<strong>Nürnberg</strong> und die Polizei mit Nachdruck im Bemühen, Billigpartys abzuschaffen. Der<br />
Vere<strong>in</strong> wirkt auf se<strong>in</strong>e Mitglieder <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne maßgeblich e<strong>in</strong>, damit <strong>in</strong> der<br />
Öffentlichkeitsdebatte der verantwortungsvolle Umgang der Gastronomie mit Alkohol<br />
dokumentiert werden kann.<br />
<strong>Nürnberg</strong>, den<br />
Stadt <strong>Nürnberg</strong> .....................................................................<br />
Polizeipräsidium Mittelfranken .....................................................................<br />
Bayer. Hotel- und Gaststättenverband ......................................................................<br />
Betreiber / Betrieb .....................................................................<br />
79
Stadt <strong>Nürnberg</strong> - Jugendamt - 90443 <strong>Nürnberg</strong> – Dietzstr. 4<br />
An alle Pächter<strong>in</strong>nen<br />
und Pächter der Tankstellen<br />
im Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong><br />
80<br />
Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />
Dietzstr. 4<br />
E-Mail:<br />
helmut.popp@stadt.nuernberg.de<br />
www.jugendamt.nuernberg.de<br />
Sprechzeiten:<br />
Montag, Dienstag und Donnerstag<br />
8.30 – 15.30 Uhr,<br />
Mittwoch und Freitag<br />
8.30 – 12.30 Uhr<br />
Telefonzentrale (0911) 231-0<br />
U-Bahn-L<strong>in</strong>ie 1, 2, 11<br />
Haltestelle Plärrer<br />
Straßenbahnl<strong>in</strong>ie 4, 6<br />
Haltestelle Kohlenhof<br />
Stadtsparkasse <strong>Nürnberg</strong><br />
BLZ 760 501 01<br />
Konto 1 010 941<br />
Postbank <strong>Nürnberg</strong><br />
BLZ 760 100 85<br />
Konto 15-854<br />
Ihr Schreiben Unser Zeichen Zimmer-Nr. Telefon: 231- Telefax: 231- Datum<br />
J/B2-1/2 85 85 34 88 20.06.2007<br />
OA/3 2729 4006<br />
Vollzug des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) und<br />
des Ladenschlussgesetzes (LadSchlG)<br />
Anlagen: 1 Jugendschutztafel, 1 Jugendschutz-Drehscheibe,<br />
1 Aufkleber „Ke<strong>in</strong> Alkohol an K<strong>in</strong>der und Jugendliche“<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
wie Sie sicherlich den zahlreichen Pressemeldungen <strong>in</strong> den letzten Monaten<br />
entnommen haben, nimmt unter Jugendlichen der exzessive Alkoholkonsum<br />
extrem zu. Das sogenannte „Komasaufen“, „Kofferraumsaufen“ oder auch<br />
„Vorglühen“ greift bei Jugendlichen <strong>in</strong>zwischen um sich. Lärmbelästigungen,<br />
Verschmutzungen, alkoholbed<strong>in</strong>gte E<strong>in</strong>lieferungen <strong>in</strong> Krankenhäuser und<br />
Straftaten unter Alkohole<strong>in</strong>fluss (Sachbeschädigungen, Körperverletzungen) s<strong>in</strong>d<br />
an der Tagesordnung und auf e<strong>in</strong>em nicht mehr tolerierbaren Level.<br />
Wir sehen uns deshalb veranlasst, unser Augenmerk noch stärker auf die<br />
<strong>Alkoholprävention</strong> zu legen. E<strong>in</strong> Bestandteil davon ist, die „Bezugsquellen“ für<br />
Jugendliche zu m<strong>in</strong>imieren. Deshalb erhalten Sie als Verkaufsstelle für Alkohol<br />
von der Stadtverwaltung <strong>Nürnberg</strong> zum wiederholten Male e<strong>in</strong>ige Informationen<br />
bezüglich des Verkaufes von Alkohol:<br />
1. Seit jeher wird uns immer wieder von verschiedenen Seiten berichtet, dass<br />
der Erwerb von Alkoholika durch M<strong>in</strong>derjährige – geregelt <strong>in</strong> § 9<br />
Jugendschutzgesetz (JuSchG) – bei manchen Tankstellen problemlos<br />
möglich sei. Gerade <strong>in</strong> der Nähe von Schulen, Jugendtreffs und<br />
Diskotheken hat sich diese Problematik extrem verschärft.<br />
2. Das Jugendamt hat <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Rechtsamt den<br />
Bußgeldrahmen zum 01.06.2007 erhöht. Die neuen Bußgeldsätze<br />
orientieren sich an den Empfehlungen des Bayerischen<br />
Landesjugendamtes und bewegen sich z.B. bei unerlaubter Alkoholabgabe<br />
zwischen 500 und 4000 , je nach Alter des Konsumenten, Art des<br />
Getränkes und Funktion des Verantwortlichen (das JuSchG erlaubt<br />
Bußgelder bis zu e<strong>in</strong>er Höhe von 50.000 ). Im Übrigen benötigen Sie nach<br />
§ 3 JuSchG e<strong>in</strong>en Jugendschutzaushang (z.B. farbige Seite des<br />
beigefügten Jugendschutzgesetzes).
3. Nach § 6 Abs. 2 des Ladenschlussgesetzes darf durch Tankstellen auch<br />
außerhalb der allgeme<strong>in</strong>en Ladenöffnungszeiten „Reisebedarf“ verkauft<br />
werden. Die kasten- bzw. trägerweise Abgabe von alkoholischen<br />
Getränken ist davon jedoch nicht erfasst. Beim Verkauf ist <strong>in</strong>sbesondere<br />
darauf zu achten, dass es sich bei den Kunden um „Reisende“ handelt.<br />
Demnach ist die Abgabe von Getränken an Personen, deren regelmäßiger<br />
geme<strong>in</strong>samer Treffpunkt das Umfeld e<strong>in</strong>er Tankstelle ist, unzulässig.<br />
Verstöße hiergegen werden mit empf<strong>in</strong>dlichen Bußgeldern geahndet.<br />
Die Polizei und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen/Mitarbeiter der Stadtverwaltung werden <strong>in</strong> den<br />
nächsten Monaten verstärkt Kontrollen durchführen und bei Verstößen werden<br />
hohe Bußgelder ausgesprochen. Bei beharrlich wiederholten Verstößen wird<br />
Strafantrag gestellt und es kann von e<strong>in</strong>er erheblichen Unzuverlässigkeit des<br />
Gewerbetreibenden ausgegangen werden, welche den Entzug der<br />
Gewerbeerlaubnis durch die Stadt <strong>Nürnberg</strong> zur Folge haben kann.<br />
Wir bitten Sie hiermit ausdrücklich, sich an die gesetzlichen Vorschriften zu halten<br />
und sich der gesellschaftlichen Verantwortung als Alkoholverkaufsstelle bewusst<br />
zu se<strong>in</strong>. Tragen Sie durch verantwortungsbewusstes Verhalten dazu bei, den<br />
Alkoholmissbrauch bei M<strong>in</strong>derjährigen e<strong>in</strong>zuschränken!<br />
Sollten Sie weiteres Informationsmaterial benötigen (siehe auch<br />
www.jugendschutz.nuernberg.de), so können Sie dieses bei uns beziehen. Alle<br />
weiteren Fragen werden Ihnen der Jugendschutzbeauftragte Herr Popp ( 231-<br />
8585) oder Herr Lenzner ( 231-2729) vom Ordnungsamt gerne beantworten.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
gez. gez.<br />
Reimüller Dr. Nerlich<br />
Leiter des Jugendamtes Leiter des Ordnungsamtes<br />
In Abdruck:<br />
Polizeipräsidium Mittelfranken, Abschnitt Mitte<br />
PI Mitte, Süd, West, Ost<br />
Ref. V, SRD<br />
81
Jugendamt <strong>Nürnberg</strong><br />
Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />
Dietzstr. 4<br />
90443 <strong>Nürnberg</strong><br />
Tel. 0911/231-8291<br />
Fax 0911/231-3488<br />
E-Mail: praevention@stadt.nuernberg.de<br />
Internet: www.jugendamt.nuernberg.de<br />
Suchtprävention<br />
Dietzstr. 4<br />
90443 <strong>Nürnberg</strong><br />
Tel. 0911/231-5581<br />
Tel. 0911/231-14136<br />
Fax 0911/231-3488<br />
E-Mail: praevention@stadt.nuernberg.de<br />
Internet: www.suchtpraevention.nuernberg.de<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />
Dietzstr. 4<br />
90443 <strong>Nürnberg</strong><br />
Tel. 0911/231-8585<br />
Fax 0911/231-3488<br />
E-Mail: jugendschutz@stadt.nuernberg.de<br />
Internet: www.jugendschutz.nuernberg.de<br />
86
Kontakt<br />
Jugendamt <strong>Nürnberg</strong><br />
Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />
Dietzstr. 4<br />
90443 <strong>Nürnberg</strong><br />
Tel. 0911/231-8291<br />
Fax. 0911/231-3488<br />
E-Mail: praevention@stadt.nuernberg.de<br />
<strong>in</strong>ternet: www.jugendamt.nuernberg.de<br />
Suchtprävention<br />
Dietzstr. 4<br />
90443 <strong>Nürnberg</strong><br />
Tel. 0911/231-5581<br />
Tel. 0911/231-14136<br />
Fax. 0911/231-3488<br />
E-Mail: praevention@stadt.nuernberg.de<br />
Internet: www.suchtpraevention.nuernberg.de<br />
K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />
Dietzstr. 4<br />
90443 <strong>Nürnberg</strong><br />
Tel. 0911/231-8585<br />
Fax. 0911/231-3488<br />
E-Mail: jugendschutz@stadt.nuernberg.de<br />
Internet: www.jugendschutz.nuernberg.de<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Jugendamt <strong>Nürnberg</strong><br />
Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />
Dietzstr. 4, 90443 <strong>Nürnberg</strong><br />
Tel. 0911/231-8291<br />
Fax. 0911/231-3488<br />
E-Mail: praevention@stadt.nuernberg.de<br />
<strong>in</strong>ternet: www.jugendamt.nuernberg.de<br />
Titelgestaltung<br />
zur.gestaltung, <strong>Nürnberg</strong><br />
Druck<br />
Pr<strong>in</strong>t Com e.K., Erlangen<br />
Bildnachweis<br />
Maja Fischer, www.majagrafik.de;<br />
photocase: Matthias Ropel; istockphoto: zimmytws,<br />
Tyler Stalman Photography, Maica, snowkoala;<br />
shutterstock: Jose AS Reyes<br />
Stand<br />
08/2009
Stadt <strong>Nürnberg</strong>, Amt für K<strong>in</strong>der,<br />
Jugendliche und Familien – Jugendamt<br />
Bereich K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit,<br />
Familienbildung, Erziehungsberatung,<br />
Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe,<br />
Dietzstraße 4, 90443 <strong>Nürnberg</strong>