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Tagungsunterlagen: Alkoholprävention in Nürnberg

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Jugendamt <strong>Nürnberg</strong><br />

<strong>Alkoholprävention</strong>


INHALT<br />

1. <strong>Alkoholprävention</strong> Jugendamt <strong>Nürnberg</strong> 4<br />

2. Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> 20<br />

JHA-Vorlage 03.05.07<br />

3. Umsetzung Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> 45<br />

JHA-Vorlage 03.07.08<br />

4. Arbeitsbericht Suchtprävention 56<br />

JHA-Vorlage 29.11.07<br />

5. Interview Präventive Jugendhilfe und Jugendschutz 65<br />

Kreisjugendr<strong>in</strong>g <strong>Nürnberg</strong>-Stadt, R<strong>in</strong>g frei Nr. 46, Nov. 08<br />

6. 4. Wettbewerb Kommunale Suchtprävention 71<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Gesundheit und Drogenbeauftragte der<br />

Bundesregierung<br />

7. Materialien 77<br />

Vere<strong>in</strong>barung gegen den Alkoholmissbrauch <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken<br />

Rundbrief an alle Tankstellen im Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong><br />

Muster-Hausordnung bei öffentlichen Veranstaltungen<br />

Flyer „Jugendliche und Alkohol“<br />

Flyer „Jugendliche und Führersche<strong>in</strong>“<br />

Broschüre „Von der Party <strong>in</strong> die Notaufnahme – e<strong>in</strong> Ratgeber für Eltern“<br />

3


<strong>Alkoholprävention</strong><br />

Jugendamt <strong>Nürnberg</strong><br />

Maßnahmen und Angebote zur <strong>Alkoholprävention</strong> im Rahmen des K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutzes und der Suchtprävention müssen folgende Ausgangssituation<br />

berücksichtigen:<br />

• Alkohol ist e<strong>in</strong> gesellschaftlich weitgehend akzeptiertes Suchtmittel<br />

• Alkoholkonsum ist „gesellschaftsfähig“<br />

• Verkauf und Konsum von Alkohol s<strong>in</strong>d (mit Ausnahmen der E<strong>in</strong>schränkungen nach dem<br />

Jugendschutzgesetz) aus juristischer Sicht legal<br />

• Alkohol ist e<strong>in</strong> bedeutender Wirtschaftsfaktor<br />

• Alkohol war, ist und bleibt vor diesem H<strong>in</strong>tergrund Suchtmittel Nr. 1 bei<br />

Jugendlichen und Erwachsenen mit gravierenden Risiken der Selbst- und<br />

Fremdgefährdung.<br />

Stadt <strong>Nürnberg</strong><br />

<strong>Nürnberg</strong> ist mit 500.000 E<strong>in</strong>wohnern das Wirtschafts- und Dienstleistungszentrum<br />

Nordbayerns und Mittelpunkt der Metropolregion <strong>Nürnberg</strong>, <strong>in</strong> der ca. 2,5 Millionen<br />

Menschen leben.<br />

Der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung liegt bei 17,4 %. Türkische Staatsangehörige<br />

bilden dabei die größte Nationalitätengruppe.<br />

Der Anteil deutschstämmiger (Spät-) Aussiedler, die seit 1990 nach <strong>Nürnberg</strong> zogen, liegt<br />

(<strong>in</strong>klusive der hier geborenen K<strong>in</strong>der) bei ca. 15 %.<br />

Wirtschaftlich hat sich <strong>Nürnberg</strong> seit den 70er Jahren von e<strong>in</strong>er „Industriestadt“ immer<br />

stärker zu e<strong>in</strong>em Dienstleistungszentrum mit hohen Zuwachsraten bei den Angeboten der<br />

Beratung, Planung, sowie Markt- und Verbraucherforschung entwickelt. Diese Entwicklung<br />

war jedoch auch mit Brüchen und dem Wegfall von Arbeitsplätzen <strong>in</strong> klassischen<br />

Industriezweigen wie der Automatisierungs- und Fertigungstechnik sowie der<br />

Unterhaltungselektronik verbunden. Aktuell liegt die Arbeitslosenquote <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> bei 8,5 %<br />

(22.000 Arbeitslose) und entspricht damit etwa dem Durchschnittswert vergleichbarer<br />

Großstädte.<br />

In <strong>Nürnberg</strong> leben 67.000 K<strong>in</strong>der und Jugendliche bis 18 Jahren.<br />

Soziale Infrastrukturangebote für diese Altersgruppe umfassen unter anderem 270 Spiel-<br />

und Aktionsflächen für K<strong>in</strong>der und Jugendliche sowie 40 (überwiegend stadtteilorientierte)<br />

E<strong>in</strong>richtungen der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit wie Aktivspielplätze, K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser,<br />

sowie Jugendtreffs <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Streetwork.<br />

Alkoholkonsum von Jugendlichen – Situation <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />

Seit ca. 5–6 Jahren treten zunehmend problematische Konsummuster bei Jugendlichen auf:<br />

Dies s<strong>in</strong>d die drei „K“ – Komasaufen, Kampftr<strong>in</strong>ken, Kofferraumsaufen.<br />

Letzteres me<strong>in</strong>t die Mitnahme von massenhaft Billiggetränken <strong>in</strong> Pkws und deren Konsum<br />

auf Parkplätzen vor Kneipen- und Diskobesuchen („vorglühen“) und während dieser<br />

Besuche. Verschiedene Diskotheken <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> (fast ausschließlich mit Publikum ab 18<br />

Jahren) veranstalteten seit 2005 verstärkt sogenannte Billigpartys („50-Cent- bzw. 1-Euro-<br />

Partys“, jeweils Preis für e<strong>in</strong> alkoholisches Getränk).<br />

Riskanter Alkoholkonsum tritt grundsätzlich <strong>in</strong> allen Bevölkerungs- und Bildungsschichten<br />

und <strong>in</strong> allen sozialen Milieus auf. In der örtlichen Jugendszene ist e<strong>in</strong>e überdurchschnittliche<br />

Ausprägung <strong>in</strong> den sogenannten unteren sozialen Milieus festzustellen. Problematische<br />

Alkoholkonsummuster treten jedoch nicht nur im Bereich des jugendlichen „Prekariats“ auf!<br />

Dies zeigen diverse Alkoholexzesse <strong>in</strong> den letzten Jahren z.B. bei Fasch<strong>in</strong>gspartys von<br />

Gymnasien oder im Umfeld des Nightskates.<br />

4


Geschlechtsspezifische Situation<br />

Bei der Frage nach geschlechtsspezifischen Ausprägungen gehen sofort die Schubladen<br />

auf: Jungs spielen sich <strong>in</strong> ihrer Clique auf, saufen <strong>in</strong> Massen Alkohol, zerlegen Parkbänke<br />

und hauen sich aufs Maul. Mädchen dagegen sitzen – vielleicht noch mit ihrer besten<br />

Freund<strong>in</strong> – zu Hause, schmeißen bei Problemen Tabletten e<strong>in</strong> und „ritzen“. Fakt ist, dass die<br />

weiterh<strong>in</strong> vorherrschenden Geschlechterrollen männliches und weibliches Verhalten sehr<br />

stark prägen, auch im Kontext Suchtprobleme, Alkohol-/Drogenkonsummuster,<br />

Mediennutzung, Konfliktlösungsverhalten, Aggression und Auto-Aggression sowie<br />

Gewaltbereitschaft, wobei der letzte Aspekt sich nicht nur auf physische Gewalt, sondern<br />

auch auf verschiedene Formen der psychischen Gewalt bezieht.<br />

Geschlechtsrollenstereotype als quasi absolute Wahrheiten entsprechen jedoch nicht<br />

unseren Praxiserfahrungen, e<strong>in</strong>e zunehmende Differenzierung sowie e<strong>in</strong> genauer Blick auf<br />

mögliche Ursachen, Motive, subjektive Deutungen und Bedeutungen und mögliche „Erfolge“<br />

des Handelns s<strong>in</strong>d notwendig. So ist natürlich Ausübung körperlicher Gewalt weiterh<strong>in</strong> sehr<br />

eng mit wie auch immer verstandenen Männlichkeitsbildern zu sehen. Allerd<strong>in</strong>gs beträgt hier<br />

– wie auch bei riskantem Alkoholkonsum – das Verhältnis Jungs – Mädchen 2:1 und eben<br />

nicht wie vielfach behauptet 9:1.<br />

„Cultural Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g“<br />

Kultur, Ethnie, Nationalität und Religion s<strong>in</strong>d (mögliche) E<strong>in</strong>flussfaktoren auf Alkohol-/<br />

Drogenkonsum. Nach den Erfahrungen der örtlichen Jugendarbeit und des Jugendschutzes<br />

tr<strong>in</strong>ken im statistischen Durchschnitt deutsche Jugendliche <strong>in</strong> der Altersgruppe von 14 bis 17<br />

Jahren mehr Alkohol als „nichtdeutsche“ Jugendliche.<br />

Türkische und andere muslimische Jugendliche tragen dazu durch ihren <strong>in</strong>sgesamt deutlich<br />

ger<strong>in</strong>geren Konsum bei. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es auch bei diesen Jugendlichen (seltenere)<br />

Ausreißer <strong>in</strong> Richtung riskanten Alkoholkonsum. Der Bereich illegale Drogen stellt sich<br />

übrigens anders dar und müsste sehr differenziert betrachtet werden. Ohne gängige<br />

Vorurteile bedienen zu wollen, zeigt die Praxiserfahrung, dass im Kontext<br />

„Migrationsh<strong>in</strong>tergrund“ Aussiedlerjugendliche im statistischen Schnitt überdurchschnittliche<br />

Werte im Bereich Alkoholkonsum, sowohl quantitativ als qualitativ, zeigen.<br />

Alkoholkonsum und Gewaltkrim<strong>in</strong>alität<br />

Zum Thema Gewaltkrim<strong>in</strong>alität und Alkohole<strong>in</strong>fluss weist die Polizeiliche Krim<strong>in</strong>alstatistik<br />

2008 für das Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong> folgende Zahlen auf: Bei den Körperverletzungsdelikten<br />

waren 467 (2007: 429), d.h. 35,7 % (2007: 34,3 %) von <strong>in</strong>sgesamt 1308 (2007: 1250)<br />

jugendlichen Tatverdächtigen zur Tatzeit alkoholisiert. Die Gruppe der Heranwachsenden<br />

(18- bis 20-Jährige) weist noch höhere Anteile an alkoholisierten Tatverdächtigen auf:<br />

60,5 % im Jahr 2008 (2007: 55,2 %)<br />

Alkohol<strong>in</strong>toxikation:<br />

Es liegen zurzeit noch ke<strong>in</strong>e gesicherten Zahlen für den Bereich der unter 18-Jährigen vor.<br />

Nach Rücksprache mit den <strong>Nürnberg</strong>er Kl<strong>in</strong>iken gehen wir davon aus, dass die Fallzahl pro<br />

Jahr bei etwa 250 liegt (darunter dürften auch e<strong>in</strong>ige mehrfachauffällige Jugendliche se<strong>in</strong>).<br />

Nach den bisherigen Erkenntnissen bilden diese Jugendlichen die Sozialstruktur <strong>Nürnberg</strong>s<br />

fast „repräsentativ“ ab. Der Anteil der Privatkrankenversicherten sche<strong>in</strong>t eher<br />

überdurchschnittlich hoch zu se<strong>in</strong>.<br />

Es ist jedoch zu berücksichtigen, dass das Dunkelfeld nach den Erfahrungen der Jugendhilfe<br />

sehr hoch ist. Dort wo das Wissen um gesundheitliche Risiken ger<strong>in</strong>ger ausgeprägt ist und<br />

e<strong>in</strong> „Suff“ <strong>in</strong> der Peergroup imagefördernd ist, ist sicherlich die Bereitschaft e<strong>in</strong>en Sanitäter<br />

anzufordern eher ger<strong>in</strong>g ausgeprägt. Es wird eher zu rabiaten und rustikalen<br />

Ausnüchterungsmethoden gegriffen, bevor ärztliche Hilfe <strong>in</strong> Anspruch genommen wird.<br />

Wo wird getrunken?<br />

Grundsätzlich können – nicht ganz trennscharf – drei Bereiche benannt werden:<br />

1. Privater Bereich<br />

5


2. Öffentlicher Raum<br />

3. Diskotheken, Gaststätten, Veranstaltungen (von „Rock im Park“ über Kirchweihen bis h<strong>in</strong><br />

zu Vere<strong>in</strong>sfesten)<br />

Der private Bereich ist sicher quantitativ die Nummer 1 der Alkoholkonsumorte, für<br />

Jugendhilfe jedoch nur bed<strong>in</strong>gt zugänglich! Allerd<strong>in</strong>gs bestehen zu vielen Konsumenten über<br />

Schule und Regelangebote der Jugendhilfe persönliche Zugänge. Im Bereich des<br />

öffentlichen Raumes und im Veranstaltungssektor bestehen Kontakte z.B. über aufsuchende<br />

Arbeit (Streetwork).<br />

Alkoholkonsum im öffentlichen Raum<br />

Alkoholkonsum von Jugendlichen im öffentlichen bzw. im öffentlich zugänglichen Raum ist<br />

und bleibt nach den Erfahrungen der Jugendhilfe, <strong>in</strong>sbesondere der Arbeitsfelder Streetwork<br />

und Jugendschutz, e<strong>in</strong> Thema. Orte und (Jugend-) Szenen wechseln, die Problematik<br />

bewegt sich jedoch <strong>in</strong> etwa auf dem Level der Vorjahre.<br />

Unter dem Blickw<strong>in</strong>kel Ordnungswidrigkeiten stellt sich die Situation folgendermaßen dar:<br />

2008 wurden <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> 1351 (2007: 1728) Fälle des Alkoholgenusses außerhalb<br />

genehmigter Freiflächen und damit Verstöße gegen das Bayerische Straßen- und<br />

Wegegesetz (BayStrWG) festgestellt. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr e<strong>in</strong> Rückgang von<br />

ca. 20 %.<br />

2007 ergab sich im Vergleich zum Vorjahr noch e<strong>in</strong>e Zunahme von ca. 19 %.<br />

Diese Zahlen beziehen sich allerd<strong>in</strong>gs jeweils auf Jugendliche und Erwachsene. Es handelt<br />

sich überwiegend um Anzeigen an „stadtbekannten Stellen im Straßenraum“. Nur 19 Fälle,<br />

d.h. 1,4 % (2007: 14 Fälle d.h. 0,8 %) wurden <strong>in</strong> Grünanlagen festgestellt (Quelle: Stadt<br />

<strong>Nürnberg</strong>, Rechtsamt – Jahresergebnisse der Zentralen Bußgeldstelle 2007 und 2008).<br />

Verstöße gegen das Gaststättengesetz (<strong>in</strong>sbesondere Ausschank alkoholischer Getränke an<br />

Betrunkene) belaufen sich 2008 auf 50 Fälle (2007: 23).<br />

Arbeitsschwerpunkte und Adressaten<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz und Suchtprävention sprechen beim Arbeitsschwerpunkt<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> im Wesentlichen vier Adressatengruppen an:<br />

- K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

- Eltern und Erziehungsberechtigte<br />

- auf der Multiplikatorenebene Fachkräfte aus Jugendhilfe und Schule<br />

- Gewerbetreibende und Veranstalter<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche s<strong>in</strong>d mittelbar über die bisher genannten Adressatengruppen und<br />

unmittelbar im direktem Kontakt die wichtigste Zielgruppe des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes<br />

und der Suchtprävention.<br />

Information, Beratung, Freizeitangebote, Projekte und Veranstaltungen s<strong>in</strong>d die<br />

Kernangebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche. Wichtig s<strong>in</strong>d die Orientierung an der realen<br />

Lebenswelt der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen sowie im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er nachhaltigen Wirkung<br />

Kont<strong>in</strong>uität und E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> die Alltagsarbeit, wie z.B. <strong>in</strong> die stadtteilbezogenen Angebote<br />

der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit, <strong>in</strong> die Jugendsozialarbeit an Schulen und <strong>in</strong> die Arbeit<br />

von K<strong>in</strong>derhorten und Schülertreffs.<br />

Jugendliche und junge Erwachsene aus dem E<strong>in</strong>zugsgebiet <strong>Nürnberg</strong>s, die <strong>in</strong> der Regel nur<br />

am Wochenende bestimmte Diskotheken und Kneipen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> besuchen, s<strong>in</strong>d über das<br />

örtliche Regelangebot der Jugendhilfe natürlich nur sehr e<strong>in</strong>geschränkt erreichbar und <strong>in</strong><br />

ihrem Verhalten kaum bee<strong>in</strong>flussbar.<br />

Eltern und andere Erziehungsberechtigte sollen nach den Vorschriften des<br />

Sozialgesetzbuches VIII befähigt werden, K<strong>in</strong>der und Jugendliche vor gefährdenden<br />

E<strong>in</strong>flüssen zu schützen. Erziehungsverantwortung und Verbesserung von<br />

Erziehungskompetenz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem fachlichen Kontext die entscheidenden Aspekte.<br />

Information und (Erziehungs-) Beratung stehen daher im Mittelpunkt.<br />

6


Der „Erstkontakt“ zu Alkohol f<strong>in</strong>det bei K<strong>in</strong>dern überwiegend <strong>in</strong> der Familie oder im familiären<br />

Umfeld statt. Die Grundlagen für den Umgang mit Alkohol werden im K<strong>in</strong>desalter gelegt.<br />

Deshalb kommt der Zielgruppe der Eltern e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung zu.<br />

Bei Multiplikatoren und Fachkräften aus Jugendhilfe und Schule stehen Informationen,<br />

Beratung, Schulung, Fortbildung, Qualifizierung und die Erarbeitung von<br />

Informationsmaterialien und Flyern im Mittelpunkt der suchtpräventiven Arbeit und des<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes.<br />

Fachliche Beratung, Unterstützung und Information zu Fragen des K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutzes bilden die Basis für die Arbeit mit Gewerbetreibenden und Veranstaltern.<br />

Auch <strong>in</strong> diesem Feld spielen präventive Aspekte e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle:<br />

So ersche<strong>in</strong>t z.B. e<strong>in</strong>e Mitwirkung des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes bei der Ausbildung von<br />

Gastwirten im H<strong>in</strong>blick auf den Stellenwert der Jugendschutzbestimmungen s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Daneben spielt <strong>in</strong> diesem Bereich die Kontrolle und Überwachung der Vorschriften des<br />

Jugendschutzrechtes e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle.<br />

Grundsätzlich gilt für diesen Adressatenkreis:<br />

Jugendschutzrechtliche Bestimmungen s<strong>in</strong>d dazu da, um e<strong>in</strong>gehalten zu werden.<br />

Dies gilt auch für die e<strong>in</strong>schlägigen Bestimmungen des Gaststätten- und<br />

Ladenschlussgesetzes, Letzteres <strong>in</strong>sbesondere im H<strong>in</strong>blick auf Alkoholverkauf an<br />

Tankstellen (Stichwort „Reisebedarf“).<br />

Bei Verstößen gegen die Jugendschutzbestimmungen werden <strong>in</strong> Abstimmung mit<br />

Ordnungsamt, Rechtsamt und Polizei die gesetzlichen Möglichkeiten ausgeschöpft. Dies<br />

kann Auflagen umfassen wie z.B. Zutrittsverbot für unter 18-Jährige, Erhöhung von<br />

Bußgeldern bei Ordnungswidrigkeiten sowie Prüfung der Zuverlässigkeit von z.B. Gastwirten<br />

und Diskotheken-Betreibern.<br />

Über diesen genannten Kreis h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d Veranstalter von Volksfesten, Kirchweihen und<br />

Vere<strong>in</strong>sfesten wichtige Ansprechpartner, die ebenfalls <strong>in</strong> der Verantwortung stehen,<br />

Jugendschutzbestimmungen e<strong>in</strong>zuhalten. E<strong>in</strong>e fachliche Beratung durch den K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutz ist auch im S<strong>in</strong>ne der Bürgerämter der Stadt <strong>Nürnberg</strong>, <strong>in</strong> deren Bereich die<br />

o.a. Veranstaltungen e<strong>in</strong>e große Rolle spielen.<br />

Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> des Jugendamtes <strong>Nürnberg</strong><br />

Aufgrund der aktuellen Entwicklungen und des zunehmend problematischeren<br />

Alkoholkonsumverhaltens von Jugendlichen hat das Jugendamt der Stadt <strong>Nürnberg</strong> dem<br />

zuständigen Gremium Jugendhilfeausschuss am 03.05.2007 e<strong>in</strong> Arbeitsprogramm<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> 2007 und Folgejahre zur Beschlussfassung vorgelegt.<br />

Diese Vorlage enthält e<strong>in</strong>e systematische Beschreibung der Angebote und Maßnahmen des<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes sowie der Suchtprävention. Neben der Vorstellung bereits<br />

laufender Angebote wird auf die Planung neuer Angebote und Maßnahmen sowie die dafür<br />

notwendigen Ressourcen e<strong>in</strong>gegangen.<br />

Ziel dieser Ausschussvorlage war es, <strong>Alkoholprävention</strong> strukturell und langfristig als<br />

Arbeitsschwerpunkt im Rahmen der Suchtprävention und des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes<br />

zu verankern, die politische Zustimmung für das Arbeitsprogramm zu erhalten und den<br />

Ausbau der <strong>Alkoholprävention</strong> mit der entsprechenden Mittelausstattung zu ermöglichen.<br />

Ausführlich beschrieben wurden Angebote, Maßnahmen und Arbeitsschwerpunkte der<br />

Suchtprävention und des erzieherischen sowie ordnungsrechtlichen K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutzes.<br />

Der Jugendhilfeausschuss beschloss die Umsetzung des Arbeitsprogramms, die<br />

Aufstockung der Sachmittel für <strong>Alkoholprävention</strong> (im Jahr 2008 e<strong>in</strong>malig 50.000 , ab 2009<br />

jährlich fortlaufend 25.000 ) sowie die Schaffung e<strong>in</strong>er zusätzlichen Planstelle für den<br />

erzieherischen K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz. Arbeitsschwerpunkte dieser Planstelle s<strong>in</strong>d zu<br />

jeweils 50 % <strong>Alkoholprävention</strong> und Jugendmedienschutz (Vorlage Arbeitsprogramm<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> im Jugendhilfeausschuss 03.05.2007, siehe S. 20).<br />

Die Besetzung o.a. Planstelle erfolgte zum 01.05.2008.<br />

7


Das Jugendamt <strong>Nürnberg</strong> berichtete dem Jugendhilfeausschuss am 03.07.2008 über die<br />

Umsetzung und weitere Planung des Arbeitsprogramms <strong>Alkoholprävention</strong> (Vorlage<br />

Umsetzung Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> im Jugendhilfeausschuss 03.07.2008, siehe<br />

Seite 41).<br />

Das Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> wurde auf der Grundlage der beiden<br />

Ausschussvorlagen weiterentwickelt und fortgeschrieben.<br />

Neue Arbeitsschwerpunkte und Projekte kamen h<strong>in</strong>zu.<br />

Drei E<strong>in</strong>zelprojekte bzw. Projektschwerpunkte s<strong>in</strong>d im Anhang beschrieben:<br />

1. HipHop-Musical „Alkorapical“<br />

2. „Auf euer Wohl“ – die Katertüte (Streetworkprojekt)<br />

3. Ordnungsrechtlicher K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />

Angebote und Projekte im Rahmen der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />

E<strong>in</strong>en besonders hohen Stellenwert <strong>in</strong>nerhalb der <strong>Alkoholprävention</strong> haben Angebote im<br />

Rahmen der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit. <strong>Alkoholprävention</strong> ist <strong>in</strong> den 11 Jugendtreffs<br />

und 15 K<strong>in</strong>der- und Jugendhäusern des Jugendamtes für 2008 und die Folgejahre e<strong>in</strong><br />

zentraler Arbeitsschwerpunkt. Insgesamt werden <strong>in</strong>zwischen 13 Angebote und Projekte von<br />

der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe fachlich begleitet und aus Mitteln der<br />

Suchtprävention bezuschusst. Diese Angebote s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Alltagsarbeit <strong>in</strong>tegriert und<br />

längerfristig angelegt. Bei den Zielgruppen handelt es sich überwiegend um Jugendliche im<br />

Alter von 12 bis 20 Jahren, die aus verschiedenen Motiven Alkohol konsumieren und deren<br />

Konsum von Experimentieren, Ausprobieren bis h<strong>in</strong> zu riskanten Tr<strong>in</strong>kmustern reicht. Das<br />

<strong>in</strong>formelle System von Jugendlichen, d.h. Peergroups, Cliquen und jugendkulturelle Szenen,<br />

ist mit e<strong>in</strong>bezogen.<br />

Öffentlichkeitsarbeit – Kampagne „NA TOLL!“ (Infoscreen)<br />

„NA TOLL!“ ist e<strong>in</strong>e Öffentlichkeitsaktion im Rahmen der <strong>Alkoholprävention</strong> und nutzt die 15<br />

digitalen Großbildflächen <strong>in</strong> zentralen U-Bahn-Stationen sowie <strong>in</strong> den Bahnhöfen <strong>Nürnberg</strong><br />

und Fürth. Im Zeitraum von April 2008 bis Januar 2009 wurden sieben verschiedene Motive<br />

jeweils 10 Tage lang e<strong>in</strong>geblendet. Diese Motive orientieren sich an saisonalen<br />

„Höhepunkten“, an denen erfahrungsgemäß Alkoholkonsum von Jugendlichen besonders<br />

stark ausgeprägt ist, wie z.B. die Veranstaltung „Rock im Park“, Fußballeuropameisterschaft,<br />

Eröffnung der Freiluftsaison im Frühl<strong>in</strong>g, Herbstvolksfest, Schulabschlussfeiern, Silvester<br />

und Auftakt der Fasch<strong>in</strong>gssaison.<br />

Zwischenresümee<br />

Das Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> deckt mit se<strong>in</strong>en Maßnahmen und Angeboten e<strong>in</strong><br />

breites Spektrum ab: von ordnungsrechtlichem Jugendschutz über Angebote der<br />

Suchtprävention, Freizeit- und Beratungsangebote für alkoholkonsumierende Jugendliche<br />

bis h<strong>in</strong> zur Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Das Arbeitsprogramm erreicht alle für die Aufgabenstellung relevanten Zielgruppen:<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche, Eltern, Fachkräfte aus Jugendhilfe und Schule, <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Kooperationspartner, Multiplikatoren, Gewerbetreibende und Veranstalter sowie die<br />

Öffentlichkeit.<br />

Das Gesamtpaket <strong>Alkoholprävention</strong> zeigt auf verschiedenen Ebenen bereits Wirkung:<br />

Restriktive Maßnahmen wie z.B. Bußgelderhöhung und verstärkte Jugendschutzkontrollen<br />

führen zu e<strong>in</strong>er gewissen (teilweise erzwungenen) E<strong>in</strong>sichtsfähigkeit von Anbietern,<br />

Gewerbetreibenden und Veranstaltern bezogen auf ihre Alkoholverkaufspolitik. Dies zeigt<br />

sich <strong>in</strong>sbesondere bei Veranstaltern und Wirten von Kirchweihen, Volksfesten und ähnlichen<br />

Veranstaltungen sowie bei Pächtern oder Besitzern von Tankstellen.<br />

E<strong>in</strong>richtungen der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit (K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser,<br />

Jugendtreffs) arbeiten <strong>in</strong>tensiv mit den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen (auch und gerade mit<br />

suchtmittelkonsumierenden K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen) an dieser Thematik.<br />

8


Informationsmaterialien zum Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen werden verstärkt<br />

nachgefragt von Eltern, Fachkräften aus Jugendhilfe und Schule und Kooperationspartnern.<br />

Das Problem Alkoholkonsum wird nach E<strong>in</strong>schätzung des Jugendamtes <strong>Nürnberg</strong> <strong>in</strong> der<br />

Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen und ernsthafter diskutiert.<br />

Die <strong>in</strong>stitutionelle Zusammenarbeit mit Polizei, Ordnungsamt sowie Institutionen und<br />

E<strong>in</strong>richtungen der Jugend- und Suchthilfe verläuft weiterh<strong>in</strong> sehr konstruktiv.<br />

Das <strong>Nürnberg</strong>er Forum der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit (bundesweite Fachtagung) beschäftigt<br />

sich 2009 mit dem Thema <strong>Alkoholprävention</strong>: „Jugendliche am Absaufen – Jugendhilfe am<br />

Abtauchen?... und es gibt sie doch: <strong>Alkoholprävention</strong>“. Term<strong>in</strong>: 23.-25.09.2009.<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> ist auf der Ebene der örtlichen Jugendhilfeplanung und auf der Praxis-<br />

bzw. Umsetzungsebene <strong>in</strong> den Bereichen Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe sowie (Offene)<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit auch für die Folgejahre <strong>in</strong>haltlich konzeptionell fest verankert,<br />

f<strong>in</strong>anziell langfristig gesichert und auf Nachhaltigkeit angelegt.<br />

Projektbeschreibungen<br />

1. HipHop-Musical „Alkorapical“<br />

Das Projekt „Alkorapical“ ist e<strong>in</strong> Schwerpunkt des Arbeitsprogramms <strong>Alkoholprävention</strong> des<br />

Jugendamtes <strong>Nürnberg</strong> und wird f<strong>in</strong>anziell von der Präventiven K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendhilfe/Suchtprävention gefördert.<br />

„Alkorapical“: e<strong>in</strong> Rap- und HipHop-Musical wurde von Jugendlichen für Jugendliche<br />

produziert.<br />

„Alkorapical“ ist e<strong>in</strong> stadtteilübergreifendes Projekt zur <strong>Alkoholprävention</strong> mit<br />

unterschiedlichen Bauste<strong>in</strong>en.<br />

Beteiligte Stadtteile und E<strong>in</strong>richtungen der Offenen Jugendarbeit:<br />

Johannis: Straßensozialarbeit und Jugendtreff Johannis stellt die Autorengruppe.<br />

Gostenhof: K<strong>in</strong>der- und Jugendhaus „GOST“ ist zuständig für Licht- und Tontechnik.<br />

Ste<strong>in</strong>bühl: Jugendtreff „Schlossäcker“ erbr<strong>in</strong>gt folgende Leistungen: Schauspiel,<br />

Dramaturgie, Choreografie, Gesang und Gestaltung und Pflege e<strong>in</strong>er Homepage, Maske,<br />

Bühnenhelfer und Dokumentation.<br />

Zielgruppe und Akteure s<strong>in</strong>d überwiegend Jugendliche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund (Italien,<br />

Türkei, Deutschland, Ex-Jugoslawien, Russland, Roma, Rumänien, Polen, Spanien, Kenia<br />

und Griechenland) im E<strong>in</strong>zugsbereich der Jugendtreffs und K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser im<br />

Alter von 12 bis 25 Jahren.<br />

Sie stammen häufig aus sozial benachteiligten Verhältnissen, erleben häufig Konflikte <strong>in</strong> der<br />

Familie, haben Vorerfahrungen mit Alkohol-/Drogenkonsum, Aggression und Gewalt (häufig<br />

aus Opfer- und Täterperspektive) und s<strong>in</strong>d ohne nachhaltige Perspektive auf e<strong>in</strong>en<br />

qualifizierten Schulabschluss und festen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. Aufgrund ihres<br />

sozialen Status, der unzureichend zur Verfügung stehenden f<strong>in</strong>anziellen Mittel und nicht<br />

gel<strong>in</strong>gender sozialer und beruflicher Integration, haben viele nur ger<strong>in</strong>ge Möglichkeiten, sich<br />

und ihre Fähigkeiten auszuprobieren, zu erweitern oder sich positiv zu präsentieren.<br />

Ziele des Projektes<br />

Die Entwicklung von Schlüsselqualifizierungen und <strong>in</strong>dividuellen Fähigkeiten soll durch<br />

kreatives Arbeiten mit Musik, Text, Tanz, Gesang und Schauspiel gefördert werden. Der<br />

Umgang mit den neuen Medien und der Veranstaltungstechnik soll erlernt und vertieft<br />

werden. Durch geme<strong>in</strong>sames Planen, Organisieren und Durchführen e<strong>in</strong>es eigenen<br />

Highlights und Events entsteht e<strong>in</strong>e positive Selbst- und Außendarstellung. In dem Projekt<br />

wurden positive Gefühle, reale Erfahrungen und Erfolgserlebnisse vermittelt.<br />

9


Mit der aktiven Teilnahme an der Gestaltung werden <strong>in</strong>dividuelle Handlungskompetenzen<br />

gestärkt oder geweckt. Mädchen und Jungen wurden gleichermaßen angesprochen und<br />

br<strong>in</strong>gen sich mit ihren Fähigkeiten und Interessen e<strong>in</strong> oder entdecken diese neu bei sich.<br />

Die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der eigenen Situation erfolgt <strong>in</strong> jugendeigener Sprache und mit<br />

jugendeigenen Mitteln. Mit unterschiedlichen kreativen Methoden (Recherchen,<br />

Autorengruppe, Tanz, Schauspielerei, Veranstaltungstechnik etc.) bearbeiten die<br />

Jugendlichen ihre Themen wie eigene Zukunft, Schul- und Arbeitswelt, Alkohol/Drogen und<br />

Gewalt.<br />

Durch die Projektarbeit erweisen sie sich als zuverlässig, ausdauernd und beständig. Sie<br />

schätzen die Zusatzqualifikationen und erkennen, dass sie ihnen zur Orientierung und<br />

Unterstützung <strong>in</strong> ihrem zukünftigen Arbeitsleben dienen können.<br />

Das Projekt wurde von Mitarbeiter/-<strong>in</strong>nen der Jugende<strong>in</strong>richtungen und externen Fachkräften<br />

aus den Bereichen Choreografie, Künstlerische Leitung, Ton und Technik angeleitet.<br />

Projektentwicklung und Projektverlauf s<strong>in</strong>d auf der Internetseite www.alkorapical.de<br />

ausführlich dokumentiert.<br />

An dieser Stelle erfolgt deshalb nur e<strong>in</strong>e stichpunktartige Auflistung:<br />

• Besuch der Ausstellung „NA TOLL!“ (<strong>Alkoholprävention</strong>) im Januar 2008<br />

• Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den Fakten zu Alkohol und Prävention<br />

• Besuch e<strong>in</strong>es Musicals „The Streets of Wedd<strong>in</strong>g“, produziert von Schülern aus Berl<strong>in</strong><br />

• Besuch diverser Tanzfilme im K<strong>in</strong>o<br />

• Gesundheitstage mit der Tanzgruppe (Wellness- und Fitnesstage)<br />

• Aufbau und Begleitung e<strong>in</strong>er Autorengruppe zur Erstellung der Rahmenhandlung<br />

• Bauste<strong>in</strong>e des Musicals ausgearbeitet mit den Jugendlichen (Schauspiel, Choreografie,<br />

Gesang, Musik, Bild, Ton, Technik, Schauspiel und Dramaturgie)<br />

• Dokumentationsgruppe: Aufbau und Gestaltung der Internetseite (www.alkorapical.de)<br />

• Fotoshoot<strong>in</strong>g<br />

• Öffentlichkeitsarbeit: Programmhefte, Flyer, Poster<br />

• Gesangstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

• Aufbau e<strong>in</strong>er Technikgruppe<br />

• Workshops für die Technikgruppe <strong>in</strong> Kooperation mit der Musikzentrale<br />

• Generalprobe im Oktober 2008 mit komplettem technischem Equipment (Headsets,<br />

Sche<strong>in</strong>werfer, Tontechnik), Maske und Bühnenhelfern<br />

• Freistellung von den Schulen für die Protagonisten zum Auftritt am 22.11.2008<br />

• Auftritte:<br />

o Juni 2008: Streetsoccer Cup (mit kle<strong>in</strong>en Ausschnitten)<br />

o Juli 2008: Südstadtfest (mit kle<strong>in</strong>en Ausschnitten)<br />

o Oktober 2008: Arena im C<strong>in</strong>ecittà: öffentliche Premiere<br />

o November 2008: Gesundheitstag für <strong>Nürnberg</strong>er Schulen der 8.-10. Klassen<br />

• Geplante Auftritte:<br />

o Erstes Quartal 2009: Zentrale Veranstaltung offen für alle Jugendlichen im<br />

Stadtgebiet<br />

o Juni 2009: Nationale Aktionswoche Alkohol: „Alkohol? Kenn de<strong>in</strong> Limit“<br />

o September 2009: <strong>Nürnberg</strong>er Forum der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit:<br />

bundesweite Fachtagung zum Thema <strong>Alkoholprävention</strong><br />

10


Folgende Ziele wurden bisher erreicht:<br />

Durch das von den Jugendlichen produzierte Musical<br />

• entstand e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>andersetzung der beteiligten Jugendlichen mit dem Thema<br />

Alkohol <strong>in</strong> jugendeigener Sprache, mit jugendeigenen Mitteln. Jungen und Mädchen<br />

beschäftigen sich über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum mit dem Thema Alkohol<br />

• wurden Gleichaltrige erreicht<br />

• entstand e<strong>in</strong>e positive Außendarstellung von sonst eher negativ bewerteten<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />

• wurden Gesundheit und Körperbewusstse<strong>in</strong> gefördert und e<strong>in</strong> bewusster Umgang mit<br />

Alkohol erlernt<br />

• wurden die Gedanken von Jugendlichen ernst genommen und diesen die Erfahrung<br />

vermittelt, durch Engagement etwas bewegen und zustande br<strong>in</strong>gen zu können<br />

• wurden durch die Teilhabe und Übernahme verschiedener Verantwortungsbereiche<br />

<strong>in</strong>dividuelle Handlungskompetenzen gestärkt<br />

• wurden Selbstwertgefühl und Selbstbewusstse<strong>in</strong> gefördert<br />

• wurden Mädchen und Jungen gleichermaßen angesprochen und konnten gemäß<br />

ihren Fähigkeiten und Interessen teilnehmen<br />

• wurden Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong> der Gruppe gegenüber<br />

gefördert<br />

• wurden Netzwerke zu anderen Jugende<strong>in</strong>richtungen und Schulen im Stadtteil<br />

aufgebaut<br />

• wurde die Identifikationsbereitschaft mit den jeweiligen Jugende<strong>in</strong>richtungen<br />

gefördert<br />

• haben die Teilnehmer/-<strong>in</strong>nen die Möglichkeit, im Jugendtreff auch <strong>in</strong>tensiv schulisch<br />

gefördert zu werden<br />

• wurden neue Schlüsselqualifikationen und <strong>in</strong>dividuelle Fähigkeiten durch kreatives<br />

Arbeiten mit Musik, Tanz, Gesang, Schauspiel und den Umgang mit neuen Medien<br />

und Veranstaltungstechnik entwickelt<br />

• Lehrer und Klassenkameraden nehmen ihre Protagonisten anders und<br />

wertschätzender wahr<br />

Weiterführung des Projektes:<br />

„Alkorapical“ – der Film: Zusammen mit der künstlerischen Leitung, Murat Basak, und e<strong>in</strong>em<br />

professionellen Mediengestalter für Bild und Ton, Nakil Shabani, wird mit drei Jugendlichen<br />

e<strong>in</strong> Kurzfilm zum Musical produziert. Die Jugendlichen werden <strong>in</strong> die Arbeit e<strong>in</strong>es<br />

Mediengestalters e<strong>in</strong>gearbeitet. Sie planen die e<strong>in</strong>zelnen Szenen und werden bei den<br />

Aufnahmen und der Nachbereitung, den Effekten und den Animationen mit e<strong>in</strong>bezogen und<br />

somit qualifiziert. Es handelt sich um Jugendliche, die ihren Berufswunsch <strong>in</strong> dieser Richtung<br />

sehen und durch die Teilnahme bereits Erfahrungen sammeln konnten.<br />

Das Ensemble des Musicals spielt se<strong>in</strong>e Rollen selbst e<strong>in</strong> und die Jugendlichen werden<br />

Akteure ihres eigenen Films se<strong>in</strong>. Der Film wird voraussichtlich im Mai 2009 fertiggestellt<br />

se<strong>in</strong>. Die Vorstellung des Filmes und der Dokumentation erfolgt <strong>in</strong> der Nationalen<br />

Aktionswoche Alkohol „Alkohol? Kenn de<strong>in</strong> Limit“ im Juni 2009 und beim <strong>Nürnberg</strong>er Forum<br />

der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit im September 2009.<br />

2. „Auf euer Wohl“ – Die Katertüte<br />

Ausgangssituation:<br />

Gostenhof ist e<strong>in</strong> zentrumsnaher Stadtteil <strong>Nürnberg</strong>s mit ca. 10.000 E<strong>in</strong>wohnern und e<strong>in</strong>em<br />

überdurchschnittlich hohen Anteil an K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen. Der Anteil der<br />

nichtdeutschen Bevölkerung beträgt 43,6 % gegenüber dem Stadtdurchschnitt von<br />

17,4 %.<br />

Der Stadtteil ist gekennzeichnet durch e<strong>in</strong>e hohe Bevölkerungs- und Wohnbebauungsdichte.<br />

Die Wohnungen liegen überwiegend <strong>in</strong> Mehrfamilienhäusern, größtenteils mit zehn oder<br />

11


mehr Wohnungen. Alte Bausubstanz ist vorherrschend: Knapp 60 % der Wohnhäuser<br />

wurden vor 1948 gebaut, die Hälfte davon <strong>in</strong> der Zeit vor 1918.<br />

Die Arbeitslosenquote <strong>in</strong>sgesamt und im Bereich der unter 25-Jährigen liegt doppelt so hoch<br />

wie im Stadtdurchschnitt.<br />

Im Bereich der sozialen Infrastruktur ist e<strong>in</strong> starker Fehlbedarf im Bereich von Spiel- und<br />

Aktionsflächen für K<strong>in</strong>der und Jugendliche im Stadtteil festzustellen.<br />

Alkoholkonsum von Jugendlichen im öffentlichen Raum tritt sehr häufig auf.<br />

Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund wurde 2007 das Projekt Streetwork Gostenhof des Jugendamtes mit<br />

zwei Stellen gestartet. Haupte<strong>in</strong>satzgebiet ist der Bereich Gostenhof-Ost.<br />

Ziele des Projektes:<br />

Mit diesem Projekt sollen<br />

• der Alkoholkonsum mit Jugendlichen thematisiert<br />

• die Risiken erläutert<br />

• e<strong>in</strong> verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol und<br />

• das Thema „Verantwortung für sich und andere übernehmen“<br />

angesprochen werden.<br />

Projektbeschreibung:<br />

Streetwork Gostenhof-Ost sucht gezielt <strong>in</strong> den Abendstunden die <strong>in</strong>formellen Treffpunkte von<br />

Jugendlichen auf.<br />

Die Kontaktaufnahme wird mit e<strong>in</strong>em Alkoholquiz gestaltet. Angesprochen werden<br />

erwünschte und unerwünschte Wirkungen und Nebenwirkungen von Alkohol sowie<br />

(mögliche) Risiken beim Konsum von Alkohol.<br />

Jugendliche, die an dem Quiz teilnehmen, erhalten e<strong>in</strong>e „Katertüte“.<br />

Diese „Katertüte“ dient zur Schadensm<strong>in</strong>imierung und hilft den Jugendlichen im Notfall<br />

weiter.<br />

Die „Katertüte“ enthält 1 Kondom, 1 Traubenzucker, 1 Kaugummi, Nightl<strong>in</strong>er-Fahrplan,<br />

Telefonnummern der Taxizentrale, Notfallnummern der Polizei und des Krankenwagens,<br />

sowie e<strong>in</strong>e Infocard für Boys und Girls zum Thema Alkohol und e<strong>in</strong>en Alkoholselbsttest, bei<br />

dem der eigene Konsum reflektiert werden kann.<br />

Der erste Teil des Projektes hat im Jahr 2008 von April bis e<strong>in</strong>schließlich August<br />

stattgefunden.<br />

Dabei suchte Streetwork Gostenhof 300 Jugendliche aus dem Stadtteil <strong>in</strong> den Abendstunden<br />

auf und sprach sie gezielt an.<br />

3. Ordnungsrechtlicher K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />

E<strong>in</strong> wichtiger Bauste<strong>in</strong> der <strong>Alkoholprävention</strong> der Stadt <strong>Nürnberg</strong> ist der ordnungsrechtliche<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz. Neben den präventiven Maßnahmen – wie oben beschrieben –<br />

wurden auch e<strong>in</strong>e Reihe restriktiver Maßnahmen ergriffen. Es folgt e<strong>in</strong>e Kurzauswahl von<br />

Maßnahmen des ordnungsrechtlichen (gesetzlichen) K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes.<br />

Detaillierte Darstellungen s<strong>in</strong>d den beigefügten Jugendhilfeausschuss-Vorlagen vom<br />

03.05.2007 und 03.07.2008 zu entnehmen.<br />

Zusammenarbeit mit Polizei/Rechtsamt und Ordnungsamt<br />

Bei mehrmaligen Verstößen <strong>in</strong> Bezug auf Verkauf von Alkohol bzw. bei erhöhten<br />

Verdachtsmomenten werden die Gewerbetreibenden durch die Polizei und den<br />

Jugendschutzbeauftragten vor Ort angesprochen und auf die E<strong>in</strong>haltung der gesetzlichen<br />

Vorschriften h<strong>in</strong>gewiesen. Engmaschige Kontrollen wurden und werden <strong>in</strong> Absprache mit der<br />

Polizei durchgeführt. Ab dem 4. Verstoß liegt e<strong>in</strong>e Straftat wegen beharrlicher Wiederholung<br />

(evtl. aus Gew<strong>in</strong>nsucht) vor und wird von der Staatsanwaltschaft verfolgt. Bei mehrmaligen<br />

Verstößen überprüft dann das Ordnungsamt auch die Zuverlässigkeit des Betreibers und<br />

entzieht unter Umständen die Konzession. In den letzten beiden Jahren wurde dies<br />

mehrfach praktiziert. Auch bei unerlaubten Alkoholveranstaltungen (z.B. Saufen aus<br />

12


5-l-Eimern) schreitet das Ordnungsamt <strong>in</strong> Zusammenspiel mit dem Jugendamt gezielt<br />

e<strong>in</strong> und verbietet solche Events nach dem Gaststättengesetz. In e<strong>in</strong>em Fall wurde e<strong>in</strong>e<br />

Diskothek geschlossen, weil aufgrund von Saufpartys die Strafdelikte im Umfeld der<br />

Diskothek enorm gestiegen waren. Die Schließung wurde zwischenzeitlich auch vom<br />

Obersten Bayerischen Verwaltungsgericht <strong>in</strong> zweiter Instanz als rechtmäßig bestätigt.<br />

Diese Zusammenarbeit zwischen Rechtsamt, Ordnungsamt, Jugendamt und Polizei ist<br />

e<strong>in</strong>e Grundvoraussetzung für erfolgreiches Handeln im restriktiven Bereich und verläuft<br />

seit Jahren <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> äußerst positiv.<br />

Erhöhung des Ordnungswidrigkeiten-Bußgeldes<br />

E<strong>in</strong>e Ordnungswidrigkeit begehen nicht die konsumierenden K<strong>in</strong>der und Jugendlichen,<br />

sondern immer die Erwachsenen/Verkäufer. Der Strafrahmen bei Verstößen gegen die<br />

Vorschriften des Jugendschutzgesetzes wurde nahezu verdreifacht. Viele Veranstalter<br />

missachteten das Verbot der Alkoholabgabe an M<strong>in</strong>derjährige. Insbesondere bei den<br />

Saufpartys wurden die Besucher animiert, Alkoholika zu konsumieren. Offensichtlich war das<br />

ursprünglich ger<strong>in</strong>ge Bußgeld <strong>in</strong> Höhe von 100 (Regelsatz pro Jugendlichen und Verstoß)<br />

ke<strong>in</strong> H<strong>in</strong>derungsgrund. Das Jugendamt und das Rechtsamt haben deshalb vere<strong>in</strong>bart die<br />

Bußgeldsätze zu erhöhen, sie orientieren sich an den Empfehlungen des Bayerischen<br />

Landesjugendamtes und bewegen sich z.B. bei verbotenem Alkoholverkauf an M<strong>in</strong>derjährige<br />

zwischen 500 und 4000 (je nach Alter des Konsumenten, Art und Menge des Getränkes<br />

usw.).<br />

Information des Gaststättenverbandes<br />

Die Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband, Bezirk<br />

Mittelfranken, wurde <strong>in</strong>tensiviert. Alle Mitglieder erhalten auf diesem Wege Informationen<br />

(Broschüren, Aufkleber, Jugendschutztafel) des Jugendamtes. Auf den<br />

Mitgliederversammlungen ist die Problematik des Alkoholverkaufes an M<strong>in</strong>derjährige<br />

spezielles Thema. Die gute Kooperation wird weitergeführt.<br />

Aktion gegen „Saufpartys“ –<br />

freiwillige Selbstverpflichtung der <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken<br />

E<strong>in</strong> großes Problem stellten die Sauf- und Billigpartys dar. Von der „50-Cent-Party“ bis h<strong>in</strong><br />

zum „Doppeldecker“ war <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken alles vertreten. Angelockt durch billige<br />

Alkoholika trafen sich bei den Billigpartys auch M<strong>in</strong>derjährige. Die Folgen des<br />

unkontrollierten Alkoholkonsums äußerten sich vor allem nach den Veranstaltungen mit e<strong>in</strong>er<br />

steten Zunahme von Körperverletzungen bis h<strong>in</strong> zu Massenschlägereien. Die zuständige<br />

Polizei<strong>in</strong>spektion der Innenstadt war im Dauere<strong>in</strong>satz, ohne die Ausschreitungen effektiv<br />

verh<strong>in</strong>dern zu können. Etwa 30 % der Körperverletzungsdelikte wurden dem sog.<br />

Kohlenhofareal (3 Diskotheken) zugerechnet und geschahen hauptsächlich <strong>in</strong> den Nächten<br />

von Samstag auf Sonntag. Die Körperverletzungsdelikte im Umfeld der Diskotheken hatten<br />

sich <strong>in</strong> den letzten Jahren deutlich erhöht. Die Veranstalter berichteten unisono, dass sie bei<br />

Billigpartys weniger verdienen, aber aus Konkurrenzgründen mitziehen müssten.<br />

Behördliche Anordnungen zum Verbot solcher Veranstaltungen s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />

möglich, z.B. bei aggressiver Werbung mit Alkohol (z.B. „Absturzgarantie-Party“) oder<br />

entsprechenden Darstellungen im Internet. Aufgrund dr<strong>in</strong>genden Handlungsbedarfes wurde<br />

unter Federführung des Rechtsamtes zusammen mit dem Ordnungsamt, der Polizei<br />

<strong>Nürnberg</strong> des Jugendamtes e<strong>in</strong>e freiwillige Selbstverpflichtung für alle Diskotheken (siehe<br />

Seite 78) erarbeitet. Fast alle <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken haben diese unterschrieben und<br />

verzichteten freiwillig auf solche Veranstaltungen. Es bleibt festzuhalten, dass viele<br />

Kommunen <strong>Nürnberg</strong> als Vorbild sahen und die <strong>Nürnberg</strong>er Vere<strong>in</strong>barungen als Grundlage<br />

für eigene Abmachungen mit Discos abfragten. Die Vere<strong>in</strong>barung mit den Betreibern liegt<br />

bei. Seitdem s<strong>in</strong>d auch die Straftaten im Umfeld des Kohlenhofareals massiv zurück-<br />

gegangen und bestätigen die Vorgehensweise der Ordnungsbehörden.<br />

13


Aufklärungskampagne für alle <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen<br />

Zusammen mit dem Ordnungsamt hat das Jugendamt alle <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen über das<br />

Jugendschutzgesetz und das Ladenschlussgesetz <strong>in</strong>formiert (siehe Seite 80). Die<br />

Gewerbetreibenden wurden zum wiederholten Male nachdrücklich auf die e<strong>in</strong>schlägigen<br />

Gesetze <strong>in</strong> Bezug auf Alkoholverkauf h<strong>in</strong>gewiesen. Außerdem wurde daran er<strong>in</strong>nert, dass<br />

nach dem Ladenschlussgesetz ab 20:00 Uhr nur noch Reisebedarf an Reisende verkauft<br />

werden darf. Scharfe Alkoholika oder e<strong>in</strong>e Kiste Bier fallen sicherlich nicht darunter. Ebenso<br />

kann es nicht se<strong>in</strong>, dass Jugendliche nach 20:00 Uhr massenweise Schnapsflaschen aus<br />

Tankstellen h<strong>in</strong>austragen können. Diese Jugendlichen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e „Reisenden“ im S<strong>in</strong>ne des<br />

Gesetzes, vor allem wenn klar ist, dass sie Besucher e<strong>in</strong>er nahen Jugende<strong>in</strong>richtung s<strong>in</strong>d<br />

oder ihren <strong>in</strong>formellen Treffpunkt <strong>in</strong> der Nähe der Tankstelle haben. Die Regelungen des<br />

Ladenschlussgesetzes werden von den Polizeidienststellen <strong>in</strong>tensiv überwacht. Es wurden<br />

mehrfach Anzeigen notwendig.<br />

Nach den Erkenntnissen von Polizei und Jugendschutz zeigen die Kontrollmaßnahmen und<br />

die Maßnahmen der Verwaltungsbehörden (Bußgelderhöhung) Wirkung. Immer mehr<br />

Tankstellenpächter halten sich an die gesetzlichen Vorschriften. Inzwischen kam es<br />

allerd<strong>in</strong>gs mehrfach zu Nebenwirkungen <strong>in</strong> Form von polizeilichen E<strong>in</strong>sätzen wegen<br />

ungehaltener bzw. randalierender Kunden, denen der Kauf von Alkoholika verweigert wurde.<br />

Somit ist e<strong>in</strong>e Bezugsquelle zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> den Nachtstunden versiegt. Allerd<strong>in</strong>gs bleibt die<br />

Weitergabe von Alkoholika durch volljährige Freunde an M<strong>in</strong>derjährige e<strong>in</strong> großes Problem,<br />

dem <strong>in</strong> Zukunft weiter entgegenzuwirken ist.<br />

E<strong>in</strong>dämmung des Alkoholkonsums M<strong>in</strong>derjähriger auf Kirchweihen<br />

Die Probleme mit alkoholisierten M<strong>in</strong>derjährigen s<strong>in</strong>d auch bei Kirchweihen und ähnlichen<br />

Veranstaltungen und bei fast allen „Events“ (z.B. Fasch<strong>in</strong>gsveranstaltungen von Schulen) im<br />

Stadtgebiet <strong>in</strong> diversen Variationen existent. Meist ist bei diesen Veranstaltungen der<br />

Alkoholkonsum von M<strong>in</strong>derjährigen und Erwachsenen „gesellschaftlich“ akzeptiert. Wir<br />

haben deshalb verstärkt auf die Veranstalter e<strong>in</strong>gewirkt, um Alkoholexzesse e<strong>in</strong>zuschränken.<br />

So ziehen z.B. die Bürgerämter bei Vorbereitungstreffen der Kirchweihausrichter e<strong>in</strong>en<br />

Vertreter des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes zu Rate. Ausgiebiges Infomaterial kann zur<br />

Verfügung gestellt werden. Extra für Kirchweihen/Freiluftveranstaltungen wurde e<strong>in</strong>e<br />

„Muster-Hausordnung“ z.B. für Bierzelte entwickelt, die die Jugendschutzvorschriften und<br />

eventuell weitere Maßnahmen be<strong>in</strong>haltet.<br />

In Bezug auf die Kirchweihen 2009 wird die Stadt <strong>Nürnberg</strong> – auch auf Betreiben der Polizei,<br />

des Jugendamtes und des Süddeutschen Schaustellerverbandes – e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es<br />

„Mitbr<strong>in</strong>gverbot von Alkoholika“ aussprechen. Die Überwachung übernimmt die örtliche<br />

Polizei. Auch hier zeigt sich, wie wichtig die Verzahnung aller Beteiligten ist. Nur wenn alle<br />

Behörden und Veranstalter zusammenarbeiten, kann dem übermäßigen Alkoholmissbrauch<br />

entgegengewirkt werden.<br />

Jugendliche und Führersche<strong>in</strong><br />

Im Schnittstellenbereich zum erzieherischen K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz ist im Dezember 08<br />

e<strong>in</strong>e neue Broschüre „Jugendliche und Führersche<strong>in</strong>“ erschienen. Der Flyer <strong>in</strong>formiert über<br />

die gesetzlichen Grundlagen und möglichen Folgen für die Erteilung e<strong>in</strong>er Fahrerlaubnis<br />

nach Alkohol- und/oder sonstigem Drogenkonsum. Hier herrscht bei vielen Jugendlichen e<strong>in</strong><br />

großes Informationsdefizit. Nachdem die Polizei „alkoholauffällige“ M<strong>in</strong>derjährige der<br />

Führersche<strong>in</strong>stelle meldet, ist diese Infobroschüre e<strong>in</strong> wichtiger Bauste<strong>in</strong> der präventiven<br />

Arbeit. Die <strong>Nürnberg</strong>er Fahrschulen werden zukünftig <strong>in</strong> diese Aktivitäten e<strong>in</strong>gebunden.<br />

Die aktualisierte Broschüre „Jugendliche und Alkohol“ musste nachgedruckt werden und wird<br />

vor allem bei präventiven Maßnahmen <strong>in</strong> Schulen und Jugende<strong>in</strong>richtungen verwendet.<br />

Beide Broschüren s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Anlage enthalten.<br />

14


Folgende Maßnahmen bef<strong>in</strong>den sich zurzeit <strong>in</strong> der Umsetzung:<br />

Information der Eltern<br />

Werden M<strong>in</strong>derjährige nach Mitternacht und/oder alkoholisiert von der Polizei aufgegriffen<br />

und die Veranstalter/Verkäufer mit e<strong>in</strong>er Ordnungswidrigkeiten-Anzeige belegt, so werden<br />

zukünftig im Anschluss daran die Eltern vom Jugendamt über das Aufgreifen/den<br />

Missbrauch <strong>in</strong>formiert werden. Es ist geplant, dass <strong>in</strong> diesem Elternschreiben und direkt über<br />

den Allgeme<strong>in</strong>en Sozialdienst des Jugendamtes auch auf (externe) Hilfsangebote wie<br />

Erziehungsberatungsstellen h<strong>in</strong>gewiesen wird.<br />

Gastwirtausbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK)<br />

Das Jugendamt wird die IHK bei den Ausbildungssem<strong>in</strong>aren der Gastwirte mithilfe von<br />

Vorträgen, e<strong>in</strong>es neuen Merkblattes und diversen Unterlagen (z.B. Unterrichtse<strong>in</strong>heiten zum<br />

Jugendschutz) unterstützen. E<strong>in</strong>e frühzeitige Aufklärung und Verdeutlichung der Vorschriften<br />

des JuSchG <strong>in</strong> der Gastwirtausbildung ersche<strong>in</strong>t notwendig.<br />

Aktionen des Jugendamtes zur <strong>Alkoholprävention</strong> beim Musikfestival „Rock im Park<br />

2009“ (60.000 Besucher)<br />

Der E<strong>in</strong>satz des „Mobilen Jugendtreffs Doppelstockbus“ des Jugendamtes und der „Mobilen<br />

alkoholfreien Cocktailbar“ von Freitagmittag bis Sonntagabend ist bereits mit dem<br />

Veranstalter fest vere<strong>in</strong>bart. Hier haben die jugendlichen Besucher des Festivals die<br />

Möglichkeit, die E<strong>in</strong>richtungen des Doppelstockbusses wie Internet (per Funk) und<br />

Playstation zu nutzen. Ebenso wird die mobile alkoholfreie Bar Cocktails ohne Alkohol zu<br />

jugendgerechten Preisen anbieten. Abgerundet werden beide Angebote von e<strong>in</strong>er<br />

abgegrenzten Freifläche mit Liegestühlen und gezielten Aktionen zur <strong>Alkoholprävention</strong>.<br />

Die Angebote bilden den Rahmen, um auch Gespräche im Kontext der Alkohol- und<br />

Drogenprävention zu führen. Dabei steht diverses Material zur <strong>Alkoholprävention</strong> zur<br />

Verfügung. Die StreetworkerInnen stehen natürlich auch darüber h<strong>in</strong>aus als<br />

AnsprechpartnerInnen zur Verfügung.<br />

15


Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> 2007<br />

Anmeldung<br />

zur Tagesordnung der Sitzung des<br />

Jugendhilfeausschusses am 3. Mai 2007<br />

- öffentlicher Teil -<br />

I. Sachverhalt<br />

Seit ca. zwei Jahren s<strong>in</strong>d zunehmend problematischere Alkoholkonsummuster von<br />

Jugendlichen festzustellen, die <strong>in</strong> der Fachliteratur als „b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g“ bezeichnet werden.<br />

Umgangssprachlich werden für diese Formen exzessiven Alkoholkonsums Begriffe wie<br />

„Rauschtr<strong>in</strong>ken“, „Komasaufen“ und „Kampftr<strong>in</strong>ken“ verwendet.<br />

Diese Art des Alkoholkonsums von Jugendlichen mit se<strong>in</strong>en negativen Auswirkungen war<br />

<strong>in</strong> den vergangenen Monaten häufig Thema <strong>in</strong> der öffentlichen Berichterstattung.<br />

Das Direktorium für Recht und Sicherheit hat zu den ordnungsrechtlichen Aspekten<br />

bereits <strong>in</strong> der geme<strong>in</strong>samen Sitzung des Jugendhilfe- und Schulausschusses vom 29.<br />

März mündlich berichtet, e<strong>in</strong> schriftlicher Bericht dazu liegt <strong>in</strong> dieser<br />

Jugendhilfeausschusssitzung unter dem Tagesordnungspunkt „Maßnahmen gegen<br />

Alkoholmissbrauch von Jugendlichen“ vor.<br />

Aufgrund der aktuellen Entwicklung und des zunehmend problematischeren<br />

Alkoholkonsumverhaltens von Jugendlichen haben das Referat für Jugend, Familie und<br />

Soziales und die Verwaltung des Jugendamtes im Januar 2007 vere<strong>in</strong>bart, dass <strong>in</strong> dieser<br />

Jugendhilfeausschusssitzung e<strong>in</strong> ausführlicher Bericht zum Thema <strong>Alkoholprävention</strong><br />

vorgelegt wird, der systematisch die Angebote und Maßnahmen des K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutzes sowie der Suchtprävention aufzeigt.<br />

In dieser Vorlage erfolgt e<strong>in</strong>e Vorstellung der bereits laufenden Angebote und<br />

Maßnahmen sowie die Vorstellung neuer Projekte bzw. Projektideen.<br />

Beteiligung<br />

Die Vorlage wurde federführend von der Verwaltung des Jugendamtes erstellt und mit<br />

dem Direktorium Recht und Sicherheit, dem Ordnungsamt, dem Rechtsamt, der Polizei,<br />

dem Suchtbeauftragten der Stadt und – bei e<strong>in</strong>igen juristischen Fragen – mit dem<br />

Bayerischen Landesjugendamt abgestimmt.<br />

Beratungsfolge<br />

Die Problematik des Alkoholkonsums von Jugendlichen wurde <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren <strong>in</strong> mehreren Vorlagen des Jugendhilfeausschusses behandelt:<br />

Gremium<br />

Sitzungs-<br />

term<strong>in</strong><br />

öffentlich/<br />

nicht<br />

öffentlich<br />

Thema<br />

JHA 22.07.04 öffentlich Maßnahmen gegen Alkoholkonsum<br />

bei Jugendlichen<br />

JHA 16.12.04 öffentlich „5 von 12“ statt „5 vor 12“ –<br />

Umsetzungsmöglichkeit des<br />

Jugendschutzkonzeptes „5 von 12“<br />

JHA u. 21.07.05 öffentlich Arbeitsprogramm K<strong>in</strong>der- und<br />

SchA<br />

Jugendschutz“<br />

20<br />

Abstimmungsergebnis<br />

Bericht<br />

Bericht<br />

JHA<br />

e<strong>in</strong>stimmig


In diesen Vorlagen wurden die gesetzlichen und konzeptionellen Grundlagen der (sucht-)<br />

präventiven Maßnahmen sowie die entsprechenden Handlungsfelder der Jugendhilfe<br />

bereits ausführlich beschrieben.<br />

Die Verwaltung des Jugendamtes möchte <strong>Alkoholprävention</strong> vor dem H<strong>in</strong>tergrund der<br />

aktuellen Entwicklungen zum Schwerpunktthema im K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz und <strong>in</strong> der<br />

Suchtprävention für 2007 und den Folgejahren machen.<br />

Ziel des Beschlussvorschlages ist es, die Zustimmung für das Maßnahmenpaket zu er-<br />

halten und den Ausbau der <strong>Alkoholprävention</strong> mit der entsprechenden Mittelausstattung<br />

zu ermöglichen.<br />

II. Beilagen<br />

Matrix <strong>Alkoholprävention</strong><br />

III. Beschlussvorschlag<br />

siehe Beilage<br />

IV. Herrn OBM<br />

V. Herrn Ref. V<br />

Am<br />

Referat V<br />

21


Sachverhalt<br />

Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> 2007<br />

Maßnahmen und Angebote zur <strong>Alkoholprävention</strong> im Rahmen des K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutzes und der Suchtprävention müssen folgende Ausgangssituation<br />

berücksichtigen:<br />

- Alkohol ist e<strong>in</strong> gesellschaftlich weitgehend akzeptiertes Suchtmittel<br />

- Alkoholkonsum ist „gesellschaftsfähig“<br />

- Verkauf und Konsum von Alkohol s<strong>in</strong>d (mit Ausnahmen der E<strong>in</strong>schränkungen<br />

nach dem Jugendschutzgesetz) aus juristischer Sicht legal<br />

- Alkohol ist e<strong>in</strong> bedeutender Wirtschaftsfaktor<br />

- Alkohol war, ist und bleibt vor diesem H<strong>in</strong>tergrund Suchtmittel Nr. 1 bei<br />

Jugendlichen und Erwachsenen mit gravierenden Risiken der Selbst- und<br />

Fremdgefährdung<br />

Alkoholkonsum von Jugendlichen<br />

Statistisch ist <strong>in</strong> den vergangenen 10 Jahren ke<strong>in</strong>e quantitative Zunahme von Alkoholkonsum<br />

bei Jugendlichen festzustellen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs treten seit ca. 3 Jahren zunehmend problematische Konsummuster bei<br />

Jugendlichen auf: Dies s<strong>in</strong>d die drei „K“ – Komasaufen, Kampftr<strong>in</strong>ken, Kofferraumsaufen.<br />

Letzteres me<strong>in</strong>t die Mitnahme von massenhaft Billiggetränken <strong>in</strong> Pkws und deren Konsum<br />

auf Parkplätzen vor Kneipen- und Diskobesuchen und während dieser Besuche.<br />

Diese Formen exzessiven Alkoholkonsums werden <strong>in</strong> der Fachliteratur als „b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g“<br />

bezeichnet. B<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g wird def<strong>in</strong>iert als Konsum von fünf oder mehr alkoholischen<br />

Getränken zu e<strong>in</strong>er Gelegenheit.<br />

Laut dem Bayerischen Sozialm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz,<br />

Studie Gesundheitsverhalten von Jugendlichen <strong>in</strong> Bayern 2005, München, März 2006 s<strong>in</strong>d<br />

nachfolgende Fakten relevant:<br />

• 46 % aller Jugendlichen <strong>in</strong> Bayern haben an m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>em Tag <strong>in</strong>nerhalb der letzten<br />

30 Tage fünf alkoholische Getränke wie Bier, We<strong>in</strong> oder Spirituosen und mehr<br />

h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander zu sich genommen.<br />

• 28 % aller Jugendlichen tr<strong>in</strong>ken exzessiv an e<strong>in</strong> bis zwei Tagen pro Monat, 10 % an drei<br />

bis vier Tagen pro Monat und 9 % an fünf oder mehr Tagen pro Monat.<br />

• Verkürzt dargestellt: Jeder zehnte Jugendliche <strong>in</strong> Bayern bef<strong>in</strong>det sich m<strong>in</strong>destens fünf<br />

mal im Monat im Vollrausch.<br />

Diese Studie zeigt jedoch auch, dass der Anteil regelmäßiger Alkoholkonsumenten unter den<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> Bayern gegenüber 1995 leicht rückläufig ist und seit dem Jahr 2000 konstant<br />

bleibt.<br />

1995 tranken noch 23 % der 12- bis 24-Jährigen regelmäßig, d.h. mehrmals wöchentlich<br />

Alkohol. Seit 2000 s<strong>in</strong>d dies durchschnittlich noch 18 %. Die Zahlen der Bundeszentrale für<br />

gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bestätigen bundesweit diesen Trend. 34 % der<br />

Jugendlichen (43 % Jungs, 25 % Mädchen) haben <strong>in</strong> den letzten 30 Tagen m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong>mal fünf oder mehr Alkoholgetränke h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander getrunken. 5 % von ihnen praktizieren<br />

dieses „b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g“ sogar sechsmal oder noch häufiger im Monat (Pressemitteilung der<br />

BZgA vom 14.12.2004).<br />

22


Das Durchschnittsalter für den ersten Alkoholrausch liegt laut BZgA bei ca. 15 Jahren. Am<br />

meisten und häufigsten tr<strong>in</strong>ken die 16- bis 19-jährigen Jugendlichen regelmäßig Alkohol. In<br />

dieser Altersgruppe liegt auch nach den Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> der Schwerpunkt für<br />

exzessiven Alkoholkonsum, allerd<strong>in</strong>gs auch mit gelegentlichen Ausreißern nach unten bis <strong>in</strong><br />

die Altersgruppe der 12- und 13-Jährigen.<br />

Die Praxiserfahrungen aus den verschiedenen Arbeitsfeldern <strong>in</strong> der Jugendhilfe zeigen, dass<br />

exzessiver Alkoholkonsum bei Jugendlichen aus dem sogenannten unteren sozialen Milieu<br />

bzw. bei sozial benachteiligten Jugendlichen auftritt. Exzessiver Alkoholkonsum tritt aber<br />

auch <strong>in</strong> anderen sozialen Milieus, z.B. im Umfeld der „Nightskates“ oder bei Fasch<strong>in</strong>gspartys<br />

an Gymnasien auf.<br />

Aus verschiedenen Arbeitsfeldern der Jugendhilfe, vor allem aus dem Bereich der Offenen<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit wird berichtet, dass der Anteil von Mädchen bei exzessivem<br />

Alkoholkonsum <strong>in</strong> den vergangenen Jahren angestiegen ist. Das Magaz<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>.de<br />

(Ausgabe Juli 2006) bestätigt diesen Trend. Demnach ist die ärztliche Behandlungsrate bei<br />

Alkoholproblemen von 15- bis 20-jährigen Mädchen und jungen Frauen zwischen 2000 und<br />

2003 um 75 % gestiegen. Dieser Trend sche<strong>in</strong>t anzuhalten.<br />

In der JHA-Sitzung am 22. Juli 2004 wurde unter Tagesordnungspunkt „Maßnahmen gegen<br />

Alkoholkonsum bei Jugendlichen“ über den damals stark angestiegenen Konsum von<br />

Alcopopgetränken berichtet. Der Konsum von Alcopops ist <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

aufgrund der E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er Sondersteuer ab 1. Juli 2004 deutlich zurückgegangen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs steigt der Trend zum „Selbermischen“ solcher Getränke.<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

(Quelle für alle Zahlen und Vergleichswerte <strong>in</strong> diesem Kapitel: Deutsche Hauptstelle für<br />

Suchtfragen e.V. – Jahrbuch Sucht 2007)<br />

Alkoholkonsum ist wie e<strong>in</strong>leitend bereits erwähnt ke<strong>in</strong> Jugendproblem. Der Alkoholverbrauch<br />

je E<strong>in</strong>wohner an re<strong>in</strong>em Alkohol liegt <strong>in</strong> Deutschland seit 2001 nahezu unverändert bei ca. 10<br />

Litern.<br />

Deutschland liegt damit im Europavergleich weiterh<strong>in</strong> im vorderen Feld (Rangplatz 5).<br />

Die E<strong>in</strong>nahmen aus alkoholbezogenen Steuern liegen nach Auswertungen des<br />

Bundesm<strong>in</strong>isteriums für F<strong>in</strong>anzen 2005 bei 3.380 Millionen Euro. Die Werbeaufwendungen<br />

für alkoholische Getränke <strong>in</strong> Deutschland, vor allem <strong>in</strong> den klassischen Werbegattungen wie<br />

TV, Rundfunk, Plakate, Tageszeitungen, Publikums- und Fachzeitschriften liegen 2005 bei<br />

564 Millionen Euro und s<strong>in</strong>d gegenüber dem Vorjahr um ca. 5 % angestiegen. Auch das<br />

„Sommermärchen 2006“ (Fußballweltmeisterschaft) hätte ohne Sponsorengelder aus der<br />

Alkoholbranche <strong>in</strong> dieser Form nicht stattgefunden.<br />

Die Alkoholkontrollpolitik ist den Europäischen Staaten sehr unterschiedlich ausgeprägt.<br />

Alkoholkontrollpolitik me<strong>in</strong>t die Bee<strong>in</strong>flussung des Angebotes von Alkohol durch Kontrolle<br />

des Zugangs und der Verfügbarkeit. Dies kann geschehen durch e<strong>in</strong> Staatsmonopol für<br />

Alkohol, Verkaufsbeschränkungen sowie die Festlegung e<strong>in</strong>es M<strong>in</strong>destalters für Kauf und<br />

Konsum von Alkohol. Die Bee<strong>in</strong>flussung der Nachfrage nach Alkohol durch Steuer und<br />

Preisgestaltung, Regelungen für Werbung und Market<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d weitere wichtige Faktoren.<br />

Die Alkoholbesteuerung <strong>in</strong> der Bundesrepublik liegt deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Die<br />

Preise für alkoholische Getränke s<strong>in</strong>d seit dem Jahr 2000 nur um 4,8 % gestiegen, während<br />

sich die Lebenshaltungskosten im gleichen Zeitraum um 6,2 % verteuert haben. In Relation<br />

zu den Lebenshaltungskosten <strong>in</strong>sgesamt s<strong>in</strong>d alkoholhaltige Getränke damit billiger<br />

geworden.<br />

23


Die Weltgesundheitsorganisation arbeitet mit dem Begriff des relativen Preises. Der relative<br />

Preis setzt den Preis für e<strong>in</strong> alkoholhaltiges Getränk <strong>in</strong> Relation zum Pro-Kopf-<br />

Brutto<strong>in</strong>landsprodukt des jeweiligen Staates und bietet e<strong>in</strong>en Anhaltspunkt dafür, wie teuer<br />

oder billig das Getränk für die Bevölkerung ist. Nach diesem Indikator ist nur <strong>in</strong> wenigen<br />

Ländern der Welt Alkohol so billig wie <strong>in</strong> Deutschland. Im weltweiten Rank<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d bezogen<br />

auf Bier die relativen Preise lediglich <strong>in</strong> sieben Staaten und für Spirituosen nur <strong>in</strong> zwei<br />

Staaten (Luxemburg und USA) niedriger.<br />

Die Ausgaben für die Bewerbung alkoholischer Getränke spiegeln die „Machtverhältnisse“<br />

gegenüber Maßnahmen der <strong>Alkoholprävention</strong> wider. Gesetzliche Werbeverbote s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

Deutschland im europaweiten Vergleich nur schwach ausgeprägt. Freiwillige<br />

Beschränkungen der Alkoholhersteller <strong>in</strong> Deutschland entfalten eher e<strong>in</strong>e symbolische<br />

Wirkung. Die „Verhaltensregeln des Deutschen Werberates über die kommerzielle<br />

Kommunikation für alkoholhaltige Getränke“ (gültig ab 01.01.2005) sollen verh<strong>in</strong>dern, dass<br />

die kommerzielle Kommunikation für Alkoholerzeugnisse als Ansprache von K<strong>in</strong>dern und<br />

Jugendlichen missverstanden werden kann, verweisen auf die E<strong>in</strong>haltung der Bestimmungen<br />

des Jugendschutzrechts und sollen K<strong>in</strong>der und/oder Jugendliche weder zum Tr<strong>in</strong>ken<br />

alkoholhaltiger Getränke auffordern noch tr<strong>in</strong>kende, bzw. zum Tr<strong>in</strong>ken auffordernde K<strong>in</strong>der<br />

und/oder Jugendliche zeigen. Diesem Zusammenschluss gehören u.a. an: Bundesverband<br />

der deutschen Spirituosen<strong>in</strong>dustrie, Bundesverband We<strong>in</strong> und Spirituosen, Deutscher<br />

Brauer-Bund und der Bundesverband Mittelständischer Privatbrauereien.<br />

Diese Selbstverpflichtung wird <strong>in</strong> der bundesweiten Werbung weitgehend e<strong>in</strong>gehalten. Der<br />

Deutsche Werberat hat jedoch ke<strong>in</strong>en oder nur ger<strong>in</strong>gen E<strong>in</strong>fluss auf Gewerbetreibende, die<br />

beliefert werden. Auf lokaler Ebene zeigt sich, dass Veranstalter und Gewerbetreibende sehr<br />

wohl Werbekampagnen durchführen, die Jugendliche (auch M<strong>in</strong>derjährige!) durch Wort<br />

(„Absturzgarantie!“) und Bild gezielt ansprechen und zum Alkoholkonsum animieren.<br />

Die Verfügbarkeit von Alkohol ist e<strong>in</strong> weiterer wichtiger Faktor für den Konsum. Mögliche<br />

Beschränkungen betreffen u.a. den Verkaufsort für alkoholhaltige Getränke (z.B.<br />

Tankstellen, Supermärkte, Kioske) und die Lage der Verkaufsstätte (z.B. Nähe zu Schulen).<br />

Auch diese Beschränkungen im H<strong>in</strong>blick auf Verfügbarkeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Deutschland im<br />

europaweiten Vergleich ger<strong>in</strong>g ausgeprägt. Es existieren <strong>in</strong> Deutschland nur wenige<br />

alkoholspezifische Beschränkungen des Außerhausverkaufes, während <strong>in</strong> der Mehrzahl der<br />

EU-Staaten E<strong>in</strong>schränkungen h<strong>in</strong>sichtlich Tageszeit, Wochentag und Ort des Verkaufes<br />

gesetzlich verankert s<strong>in</strong>d.<br />

Auf kommunaler Ebene s<strong>in</strong>d vor diesem gesetzlichen H<strong>in</strong>tergrund Maßnahmen zur<br />

Steuerung des Alkoholkonsums, mit Ausnahme der Bestimmungen des Jugendschutzgesetzes<br />

bei m<strong>in</strong>derjährigen alkoholkonsumierenden Jugendlichen, nur sehr begrenzt<br />

möglich. Diese Möglichkeiten z.B. über das Gaststättengesetz und das Ladenschlussgesetz<br />

werden jedoch ausgeschöpft (siehe dazu Maßnahmen des ordnungsrechtlichen<br />

Jugendschutzes im folgenden Kapitel).<br />

Alkoholkonsum und Risiken<br />

Die gesundheitlichen Folgen übermäßigen Alkoholkonsums s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>reichend bekannt.<br />

Alkohol ist nach Nikot<strong>in</strong>konsum und Bluthochdruck das dritthöchste Risiko für Krankheit und<br />

Tod <strong>in</strong> Europa noch vor Übergewicht und Cholester<strong>in</strong> (Anderson, P. und Baumberg, B.:<br />

Alcohol <strong>in</strong> Europe, London 2006).<br />

Jährlich sterben nach Angaben der DHS <strong>in</strong> Deutschland ca. 42.000 Personen, deren Tod<br />

direkt (z.B. durch Alkoholmissbrauch) oder <strong>in</strong>direkt (z.B. durch e<strong>in</strong>en alkoholisierten<br />

Unfallverursacher) <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Alkohol steht.<br />

Die Kosten alkoholbezogener Krankheiten werden pro Jahr auf ca. 20 Milliarden Euro<br />

geschätzt. Dies entspricht etwa 1,1 % des Bruttosozialproduktes.<br />

Die Zahl der alkoholbed<strong>in</strong>gten Unfälle im Straßenverkehr lag 2005 bei ca. 22.000. Diese Zahl<br />

ist <strong>in</strong> den vergangenen Jahren um ca. 10 % zurückgegangen. 2005 wurden bei diesen<br />

Unfällen 603 Personen getötet. Die Zahl der alkoholisierten Beteiligten liegt bei über 22.000,<br />

24


darunter knapp 90 % Männer. Der mittlere Blutalkoholspiegel lag im Jahr 2005 bei 1,62 Promille<br />

und hat sich gegenüber den Vorjahren leicht erhöht.<br />

Die Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen ist überproportional stark an meist sehr schwerwiegenden<br />

Verkehrsunfällen unter Alkohole<strong>in</strong>fluss beteiligt, <strong>in</strong>sbesondere im ländlichen<br />

Raum (sog. Diskounfälle).<br />

Alkoholkonsum ist auch bei Gewaltkrim<strong>in</strong>alität e<strong>in</strong> wesentlicher Faktor. Zwar bestehen ke<strong>in</strong>e<br />

monokausalen Zusammenhänge im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>fachen Ursache-Wirkung-Schemas, aber<br />

gerade bei Jugendlichen spielt Alkohol bei gewalttätigen Ause<strong>in</strong>andersetzungen e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Rolle als situativer Faktor (Auslöser, Verstärker).<br />

Die bundesweite Polizeiliche Krim<strong>in</strong>alstatistik (PKS) zeigt, dass bei den aufgeklärten Delikten<br />

<strong>in</strong> mehr als 9 % der Fälle bei den Tatverdächtigen Alkohole<strong>in</strong>fluss während der Tatbegehung<br />

festgestellt wurde. Bei Gewaltdelikten lag dieser Anteil bei ca. 30 %. Die Erfahrungen <strong>in</strong><br />

<strong>Nürnberg</strong> bestätigen diesen Trend. E<strong>in</strong> Anstieg der Gewaltkrim<strong>in</strong>alität von und unter<br />

Jugendlichen im Zusammenhang mit Diskothekenbesuchen und hier vor allem im<br />

Zusammenhang mit sogenannten Billigpartys (50-Cent- oder 1-Euro-Partys) ist festzustellen.<br />

Dies lässt sich an Zeiten (Wochentagen), an Tatorten und an dem alkoholisierten Zustand<br />

der meisten Beteiligten festmachen.<br />

Arbeitsschwerpunkte und Adressaten<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz und Suchtprävention sprechen beim Arbeitsschwerpunkt<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> im Wesentlichen vier Adressatengruppen an:<br />

- K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

- Eltern und Erziehungsberechtigte<br />

- auf der Multiplikatoren-Ebene Fachkräfte aus Jugendhilfe und Schule<br />

- Gewerbetreibende und Veranstalter<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche s<strong>in</strong>d mittelbar über die bisher genannten Adressatengruppen und<br />

unmittelbar die wichtigste Zielgruppe des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes und der<br />

Suchtprävention.<br />

Information, Beratung, Freizeitangebote, Projekte und Veranstaltungen s<strong>in</strong>d die Kernangebote<br />

für K<strong>in</strong>der und Jugendliche, die im letzen Teil der Vorlage ausführlich beschrieben<br />

s<strong>in</strong>d. Wichtig s<strong>in</strong>d die Orientierung an der realen Lebenswelt der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen<br />

sowie im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er nachhaltigen Wirkung Kont<strong>in</strong>uität und E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> die Alltagsarbeit,<br />

wie z.B. <strong>in</strong> die stadtteilbezogenen Angebote der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit, <strong>in</strong> die<br />

Jugendsozialarbeit an Schulen und <strong>in</strong> die Arbeit von K<strong>in</strong>derhorten und Schülertreffs.<br />

Jugendliche und junge Erwachsene aus dem E<strong>in</strong>zugsgebiet <strong>Nürnberg</strong>s, die <strong>in</strong> der Regel nur<br />

am Wochenende bestimmte Diskotheken und Kneipen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> besuchen, s<strong>in</strong>d über das<br />

örtliche Regelangebot der Jugendhilfe natürlich nur sehr e<strong>in</strong>geschränkt erreichbar und <strong>in</strong><br />

ihrem Verhalten kaum bee<strong>in</strong>flussbar.<br />

Eltern und andere Erziehungsberechtigte sollen nach den Vorschriften des Sozialgesetzbuches<br />

VIII (SGB) befähigt werden, K<strong>in</strong>der und Jugendliche vor gefährdeten E<strong>in</strong>flüssen zu<br />

schützen. Erziehungsverantwortung und Verbesserung von Erziehungskompetenz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

diesem fachlichen Kontext die entscheidenden Aspekte.<br />

Information und (Erziehungs-) Beratung stehen daher im Mittelpunkt.<br />

Der „Erstkontakt“ zu Alkohol f<strong>in</strong>det bei K<strong>in</strong>dern überwiegend <strong>in</strong> der Familie oder im familiären<br />

Umfeld statt. Die Grundlagen für den Umgang mit Alkohol werden im K<strong>in</strong>desalter gelegt.<br />

Deshalb kommt der Zielgruppe der Eltern e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung zu.<br />

25


Bei Multiplikatoren und Fachkräften aus Jugendhilfe und Schule stehen Informationen,<br />

Beratung, Schulung, Fortbildung, Qualifizierung und die Erarbeitung von<br />

Informationsmaterialien und Flyern im Mittelpunkt der suchtpräventiven Arbeit und des<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes.<br />

Fachliche Beratung, Unterstützung und Information zu Fragen des K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutzes bilden die Basis für die Arbeit mit Gewerbetreibenden und Veranstaltern.<br />

Auch <strong>in</strong> diesem Feld spielen präventive Aspekte e<strong>in</strong>e wesentliche Rolle:<br />

So ersche<strong>in</strong>t z.B. e<strong>in</strong>e Mitwirkung des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes bei der Ausbildung von<br />

Gastwirten im H<strong>in</strong>blick auf den Stellenwert der Jugendschutzbestimmungen s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Daneben spielt <strong>in</strong> diesem Bereich die Kontrolle und Überwachung der Vorschriften des<br />

Jugendschutzrechtes e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle.<br />

Grundsätzlich gilt für diesen Adressatenkreis:<br />

Jugendschutzrechtliche Bestimmungen s<strong>in</strong>d dazu da, um e<strong>in</strong>gehalten zu werden.<br />

Bei Verstößen gegen die Jugendschutzbestimmungen werden <strong>in</strong> Abstimmung mit<br />

Ordnungsamt, Rechtsamt und Polizei die gesetzlichen Möglichkeiten ausgeschöpft. Dies<br />

kann Auflagen umfassen wie z.B. Zutrittsverbot für unter 18-Jährige, Erhöhung von<br />

Bußgeldern bei Ordnungswidrigkeiten sowie Prüfung der Zuverlässigkeit von z.B. Gastwirten<br />

und Diskotheken-Betreibern.<br />

Über diesen genannten Kreis h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d Veranstalter von Volksfesten, Kirchweihen und<br />

Vere<strong>in</strong>sfesten wichtige Ansprechpartner, die ebenfalls <strong>in</strong> der Verantwortung stehen,<br />

Jugendschutzbestimmungen e<strong>in</strong>zuhalten. E<strong>in</strong>e fachliche Beratung durch den K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutz ist auch im S<strong>in</strong>ne der Bürgerämter, <strong>in</strong> deren Bereich die o.a. Veranstaltungen<br />

e<strong>in</strong>e große Rolle spielen.<br />

Angebote, Maßnahmen und Arbeitsschwerpunkte, Methoden, Adressaten und<br />

Kooperationspartner s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der beiliegenden Matrix aufgelistet und werden hier erläutert:<br />

1. Erzieherischer K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />

Neuauflage der Broschüre „Jugendliche und Alkohol“<br />

Die Broschüre „Jugendliche und Alkohol“ wurde im Oktober 2003 mit 20.000 Exemplaren<br />

erstmals aufgelegt (Zielgruppen s<strong>in</strong>d Arbeitsschwerpunkte und Adressaten). Aufgrund der<br />

großen Nachfrage erfolgte bereits 2004 e<strong>in</strong> Nachdruck mit wiederum 20.000 Exemplaren.<br />

Der Flyer gab Auskunft über gesetzliche Grundlagen und H<strong>in</strong>weise für Jugendliche, Eltern<br />

und Gewerbetreibende rund um das Thema Alkohol und (alkoholische) Mixgetränke. Das<br />

Jugendschutzgesetz (JuSchG) regelt den Verkauf von Alkohol an M<strong>in</strong>derjährige und den<br />

Konsum durch diese klar. Nach den gesetzlichen Verschärfungen (Steuer auf Alcopops) im<br />

Jahre 2004 hat sich auch das Tr<strong>in</strong>kverhalten der Jugendlichen verändert. Die Alcopops<br />

spielen nur noch e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle, Selbermixen heißt nun die Devise. Das<br />

sogenannte „Komasaufen“ ist nun „<strong>in</strong>“. Die Beschaffungswege für harte Alkoholika s<strong>in</strong>d nicht<br />

vollständig e<strong>in</strong>zuschränken, vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass oft Volljährige <strong>in</strong><br />

Massen Alkohol für M<strong>in</strong>derjährige besorgen.<br />

Die geplante Neuauflage (20.000 Exemplare) geht nun auf diese Veränderungen e<strong>in</strong>. Neben<br />

der Thematik des „Komasaufens“ wird auch auf die Folgen der Weitergabe alkoholischer<br />

Getränke an M<strong>in</strong>derjährige h<strong>in</strong>gewiesen. Erweitert wurde der Flyer mit Tipps für Eltern und<br />

Pädagogen zum Thema Alkoholkonsum. Zusätzlich werden Informationsadressen sowie<br />

Beratungs- und Beschwerdestellen benannt.<br />

Die Broschüre wird im Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong> kostenlos verteilt, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> allen<br />

E<strong>in</strong>richtungen der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit der Stadt <strong>Nürnberg</strong> und der freien Träger, <strong>in</strong><br />

Schulen und bei der Polizei. Sie wird auch an den üblichen städtischen Verteilstellen und der<br />

Jugend<strong>in</strong>formation des Kreisjugendr<strong>in</strong>ges <strong>Nürnberg</strong>-Stadt ausliegen. Für Gewerbetreibende<br />

wird sie beim Ordnungsamt erhältlich se<strong>in</strong>. Zudem wird sie im Internetangebot der<br />

Verwaltung des Jugendamtes (www.jugendamt.nuernberg.de) und des Kreisjugendr<strong>in</strong>ges<br />

<strong>Nürnberg</strong>-Stadt (www.jugend<strong>in</strong>formation-nuernberg.de) aufrufbar se<strong>in</strong>. Sie wird weiterh<strong>in</strong> als<br />

Schulungsmaterial bei vielen Polizeidienststellen auch außerhalb <strong>Nürnberg</strong>s e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

26


E<strong>in</strong>zelexemplare werden kostenlos abgegeben, ebenso höhere Stückzahlen für <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Besteller. Auswärtige Anfrager müssen bei größerer Bestellung 0.30 pro Stück entrichten.<br />

Die Verwaltung des Jugendamtes hat zugestimmt, dass das Polizeipräsidium Mittelfranken<br />

kostenlos Auszüge aus der Broschüre auf ihrer Internetseite präsentieren wird. Das<br />

Copyright wird wieder gegen e<strong>in</strong>e Schutzgebühr an andere Institutionen <strong>in</strong> der BRD verkauft.<br />

Als Ersche<strong>in</strong>ungsterm<strong>in</strong> ist Mai/Juni 2007 geplant.<br />

2. Ordnungsrechtlicher (gesetzlicher) K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />

Zusammenarbeit mit Polizei/Rechtsamt und Ordnungsamt<br />

Bei mehrmaligen Verstößen <strong>in</strong> Bezug auf Verkauf von Alkohol, bzw. bei erhöhten<br />

Verdachtsmomenten werden weiterh<strong>in</strong> die Gewerbetreibenden durch die Polizei und den<br />

Jugendschutzbeauftragten vor Ort auf ihr Verhalten angesprochen und auf die E<strong>in</strong>haltung<br />

der gesetzlichen Vorschriften h<strong>in</strong>gewiesen. Engmaschige Kontrollen wurden und werden <strong>in</strong><br />

Absprache durchgeführt. Die festgestellten Missstände werden dann <strong>in</strong> Wiederholungsfällen<br />

mit erhöhten Bußgeldern belegt. Ab dem 4. Verstoß liegt e<strong>in</strong>e Straftat wegen beharrlicher<br />

Wiederholung (evtl. aus Gew<strong>in</strong>nsucht) vor und wird von der Staatsanwaltschaft verfolgt. Bei<br />

mehrmaligen Verstößen überprüft dann das Ordnungsamt die Zuverlässigkeit des Betreibers<br />

und entzieht unter Umständen die Konzession. In den letzten beiden Jahren wurde dies<br />

mehrfach praktiziert. Auch bei unerlaubten Alkoholveranstaltungen (z.B. Saufen aus 5-l-<br />

Eimern) schreitet das Ordnungsamt <strong>in</strong> Zusammenspiel mit der Verwaltung des Jugendamtes<br />

gezielt e<strong>in</strong> und verbietet solche Events nach dem Gaststättengesetz. Die Zusammenarbeit<br />

zwischen Rechtsamt, Ordnungsamt und Polizei, vor allem im Innenstadtbereich mit se<strong>in</strong>er<br />

großer Kneipendichte, verläuft seit Jahren äußerst positiv.<br />

Erhöhung des OWI-Bußgeldes<br />

E<strong>in</strong>e Ordnungswidrigkeit begehen nicht die konsumierenden K<strong>in</strong>der und Jugendlichen,<br />

sondern immer die Erwachsenen, die z.B. Alkohol an M<strong>in</strong>derjährige abgeben. Im Rahmen<br />

des neuen Jugendschutzgesetzes, das seit 01.04.2003 gültig ist, wurde auch der<br />

Strafrahmen bei Verstößen gegen die Vorschriften nahezu verdreifacht. Viele Veranstalter<br />

missachten das Verbot der Alkoholabgabe an M<strong>in</strong>derjährige. Insbesondere bei den<br />

Saufpartys werden die Besucher animiert, Alkoholika zu konsumieren. Offensichtlich ist das<br />

bisher ger<strong>in</strong>ge Bußgeld <strong>in</strong> Höhe von 100 (Regelsatz pro Jugendlichen und Verstoß) ke<strong>in</strong><br />

Grund sich an die gesetzlichen Vorgaben zu halten. Die Verwaltung des Jugendamtes und<br />

das Rechtsamt haben deshalb vere<strong>in</strong>bart die Bußgeldsätze zu erhöhen und Verstöße<br />

werden ab dem 01.06.2007 mit e<strong>in</strong>em höheren Bußgeld belegt. Die neuen Bußgeldsätze<br />

werden sich an den Empfehlungen des Bayerischen Landesjugendamtes orientieren und<br />

bewegen sich zwischen 500 und 4000 , je nach Alter des Konsumenten, Art des<br />

Getränkes und Funktion des Verantwortlichen. Die Erhöhung wird noch<br />

öffentlichkeitswirksam bekannt gemacht.<br />

Auflagenverschärfung<br />

Stellt die Polizei wiederholten Missbrauch durch Anbieter fest, so wird <strong>in</strong> Zukunft früher als<br />

bisher die Möglichkeit e<strong>in</strong>er Altersauflage nach § 7 Jugendschutzgesetz zum Tragen<br />

kommen (z.B. Zutrittsverbot unter 18 Jahren). Kurz vor Weihnachten 2006 wurde bereits<br />

e<strong>in</strong>er Diskothek am Kohlenhofareal e<strong>in</strong> Zutrittsverbot für M<strong>in</strong>derjährige wegen häufiger<br />

Verstöße angedroht. B<strong>in</strong>nen kürzester Zeit hatte sich die Situation entschärft,<br />

zwischenzeitlich ist die Diskothek jedoch nicht mehr existent und e<strong>in</strong>e andere Diskothek<br />

„kümmert“ sich um dieses junge Publikum. Hier treten nun dieselben Schwierigkeiten auf und<br />

wir haben bereits Auflagen angedroht.<br />

Meldungen von Schulen/Jugende<strong>in</strong>richtungen<br />

Liegen von Schulen oder Jugende<strong>in</strong>richtungen H<strong>in</strong>weise (jährlich etwa 30 Fälle) auf widerrechtlichen<br />

Verkauf von Alkohol an M<strong>in</strong>derjährige vor, so werden die Gewerbetreibenden<br />

unmittelbar auch ohne konkrete und nachweisbare Tat vom Jugendschutzbeauftragten<br />

27


aufgesucht und mit H<strong>in</strong>weisen auf die Gesetzeslage konfrontiert. In der Regel nehmen<br />

anschließend die Beschwerden über diese Verkaufsstellen ab.<br />

Gastwirtausbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK)<br />

Der IHK wurde angeboten, dass e<strong>in</strong> Mitarbeiter/-<strong>in</strong> des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes bei den<br />

Ausbildungssem<strong>in</strong>aren der Gastwirte unterstützend mitwirken könnte. E<strong>in</strong>e frühzeitige<br />

Aufklärung und Verdeutlichung der Vorschriften des JuSchG ersche<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>nvoll. Erste<br />

Vorgespräche wurden bereits geführt.<br />

Information des Gaststättenverbandes<br />

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband, Bezirk Mittelfranken, zeigte sich <strong>in</strong> der<br />

Vergangenheit sehr kooperativ und hat an alle se<strong>in</strong>e Mitglieder die Informationen (Broschüre,<br />

Aufkleber, Jugendschutztafel) der Verwaltung des Jugendamtes weitergeleitet. Es wurde<br />

zugesichert, auf den Mitgliederversammlungen auf die Problematik des Alkoholverkaufes an<br />

M<strong>in</strong>derjährige speziell h<strong>in</strong>zuweisen. Die gute Kooperation wird weitergeführt.<br />

Aktion gegen „Saufpartys“<br />

E<strong>in</strong> großes Problem stellen die Sauf- und Billigpartys dar. Von der „50-Cent-Party“ bis h<strong>in</strong><br />

zum „Doppeldecker“ (zwei Getränke, e<strong>in</strong>mal zahlen) ist <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken alles<br />

vertreten. Lediglich die sogenannten „Flatrate-Partys“ – mit dem E<strong>in</strong>tritt ist auch der gesamte<br />

Alkoholkonsum bezahlt – s<strong>in</strong>d hier noch nicht im Angebot, es ist aber zu befürchten, dass<br />

unverantwortliche Veranstalter bald auch dies <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> e<strong>in</strong>führen werden. Angelockt<br />

durch billige Alkoholika treffen sich bei den Billigpartys auch M<strong>in</strong>derjährige. Die Folgen des<br />

unkontrollierten Alkoholkonsums äußern sich vor allem nach den Veranstaltungen mit e<strong>in</strong>er<br />

steten Zunahme von Körperverletzungen bis h<strong>in</strong> zu Massenschlägereien. Vor allem im<br />

Innenstadtbereich ist die PI-Mitte im Dauere<strong>in</strong>satz, ohne die Ausschreitungen effektiv<br />

verh<strong>in</strong>dern zu können. Etwa 30 % der Körperverletzungsdelikte im Innenstadtbereich s<strong>in</strong>d<br />

dem Kohlenhofareal (3 Diskotheken) zuzurechnen und geschehen hauptsächlich <strong>in</strong> den<br />

Nächten zu Samstag und Sonntag. Im Jahre 2004 waren <strong>in</strong> diesem Areal etwa 100 Körperverletzungsdelikte<br />

zu verzeichnen, im Jahre 2005 ca. 330 und stiegen 2006 auf nahezu 420!<br />

Bei anderen Delikten s<strong>in</strong>d ähnliche Steigerungen festzustellen.<br />

Die Veranstalter berichten unisono, dass sie bei Billigpartys weniger verdienen, aber aus<br />

Konkurrenzgründen diese veranstalten müssten. Behördliche Anordnungen zum Verbot<br />

solcher Veranstaltungen s<strong>in</strong>d nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen möglich, z.B. bei aggressiver Werbung<br />

mit Alkohol (z.B. „Absturzgarantie-Party“) oder entsprechenden Darstellungen im Internet.<br />

Aufgrund der Entwicklungen war dr<strong>in</strong>gender Handlungsbedarf gegeben. Deshalb wird unter<br />

Federführung von Herrn SRD Frommer <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Ordnungsamt, der<br />

Polizei <strong>Nürnberg</strong> und der Verwaltung des Jugendamtes versucht, dass alle <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Diskotheken <strong>in</strong> Zukunft auf diese Art von Kundenfang freiwillig verzichten. Am 04.04.07 fand<br />

e<strong>in</strong>e Zusammenkunft der Diskobetreiber statt, über das Ergebnis wird bei der Sitzung Herr<br />

SRD Frommer berichten.<br />

Brief an alle <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen<br />

Bereits 2001 und 2004 wurden alle <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen von der Verwaltung des<br />

Jugendamtes angeschrieben und auf die E<strong>in</strong>haltung der Jugendschutzvorschriften<br />

h<strong>in</strong>gewiesen. Wie <strong>in</strong> den letzten Jahren bieten die Tankstellen e<strong>in</strong>e gute Möglichkeit für<br />

M<strong>in</strong>derjährige an Alkoholika zu kommen. Nachdem die <strong>in</strong>formellen Mitteilungen darauf<br />

schließen lassen, dass sich die Situation nicht verbessert hat, werden im Laufe des Jahres<br />

nochmals alle Pächter<strong>in</strong>nen und Pächter der <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen e<strong>in</strong>en entsprechenden<br />

Rundbrief (<strong>in</strong>sbesondere mit H<strong>in</strong>weisen zum Verkauf von Alkohol) <strong>in</strong>klusive<br />

Informationsmaterial erhalten. Dieser Rundbrief wird zusammen mit dem Ordnungsamt<br />

verfasst und ergänzend wird auf die E<strong>in</strong>haltung des Ladenschlussgesetzes h<strong>in</strong>gewiesen<br />

(Verkauf nur im Rahmen des sogenannten „Reisebedarfs“ möglich).<br />

28


Jugendschutzkontrollen mit Fernsehen/Pressearbeit<br />

In den vergangenen Jahren erfolgten mehrmals Anfragen von Pressevertretern, ob e<strong>in</strong>e<br />

direkte Beteiligung bei Kontrollen möglich ist. Die Verwaltung des Jugendamtes überprüft <strong>in</strong><br />

Zusammenarbeit mit der Polizei <strong>Nürnberg</strong>, <strong>in</strong>wieweit solche Begleitungen unter<br />

Berücksichtigung des Datenschutzes möglich s<strong>in</strong>d. Ausführlichere Berichte über Missstände<br />

könnten eventuell hilfreich se<strong>in</strong> und auch die Öffentlichkeit sensibilisieren.<br />

Information der Eltern<br />

Werden M<strong>in</strong>derjährige nach Mitternacht und/oder alkoholisiert von der Polizei aufgegriffen<br />

und die Veranstalter/Verkäufer mit e<strong>in</strong>er Ordnungswidrigkeiten-Anzeige belegt, so könnten<br />

im Anschluss daran die Eltern von der Verwaltung über das Aufgreifen/den Missbrauch<br />

<strong>in</strong>formiert werden. Es ist geplant, dass <strong>in</strong> diesem Elternschreiben auch auf externe<br />

Hilfsangebote wie Beratungsstellen h<strong>in</strong>gewiesen wird. Bei E<strong>in</strong>lieferung M<strong>in</strong>derjähriger <strong>in</strong>s<br />

Krankenhaus wegen Alkoholvergiftung ist das Projekt HaLT geplant, Näheres ist später unter<br />

Suchtprävention erläutert.<br />

Zusammenarbeit mit Bürgerämtern/Kirchweihen<br />

Die Probleme mit alkoholisierten M<strong>in</strong>derjährigen s<strong>in</strong>d auch bei Kirchweihen und ähnlichen<br />

Veranstaltungen und bei fast allen „Events“ (z.B. Fasch<strong>in</strong>gsveranstaltungen von Schulen) im<br />

Stadtgebiet <strong>in</strong> diversen Variationen existent. Meist ist bei diesen Veranstaltungen der<br />

Alkoholkonsum von M<strong>in</strong>derjährigen und Erwachsenen gesellschaftlich akzeptiert. Es ist<br />

geplant, <strong>in</strong> Zukunft verstärkt auf die Veranstalter e<strong>in</strong>zuwirken, um Alkoholexzesse möglichst<br />

e<strong>in</strong>zuschränken. Es ersche<strong>in</strong>t dr<strong>in</strong>gend geboten, dass die Veranstalter ausdrücklich auf ihre<br />

Verantwortung im Umgang mit Alkohol h<strong>in</strong>gewiesen werden. So können z.B. bereits die<br />

Bürgerämter bei Vorbereitungstreffen der Kirchweihausrichter e<strong>in</strong>en Vertreter des K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendschutzes zu Rate ziehen. Ausgiebiges Infomaterial kann zur Verfügung gestellt<br />

werden. In zwei Fällen haben bereits ähnliche Beratungsgespräche stattgefunden.<br />

3. Suchtprävention – zentrale Aktionen<br />

Suchtwoche „Alkohol – Verantwortung setzt die Grenze“<br />

Die Bundesregierung veranstaltet unter Federführung der Drogenbeauftragten Frau Sab<strong>in</strong>e<br />

Bätz<strong>in</strong>g und <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem ZDF die Suchtwoche 2007. In der Zeit vom 14. –<br />

18. Juni 2007 f<strong>in</strong>den bundesweit Aktionen rund um das Thema Alkohol statt. Jeder Tag steht<br />

unter e<strong>in</strong>em bestimmten Motto und spricht unterschiedliche Zielgruppen an.<br />

14.06.2007 Eröffnung der Suchtwoche<br />

15.06.2007 Jugend- und Schülerparlament<br />

15.06.2007 Wir gehen raus, Suchtberater<strong>in</strong>nen und Suchtberater besuchen<br />

Arztpraxen und Apotheken<br />

16.06.2007 Wir gehen raus, Selbsthilfegruppen <strong>in</strong>formieren <strong>in</strong> Kaufhäusern<br />

16.06.2007 Die lange Nacht der alkoholfreien Getränke<br />

16.06.2007 Diesmal. Ke<strong>in</strong> Alkohol! Auch nach dem Sport alkoholfrei!<br />

17.06.2007 Diesmal. Ke<strong>in</strong> Alkohol! Auch nach dem Sport alkoholfrei!<br />

17.06.2007 Die Sonntagspredigt – Alkohol <strong>in</strong> den Gottesdiensten<br />

18.06.2007 Vorträge und Vorlesungen <strong>in</strong> Hochschulen<br />

18.06.2007 Aktionen zu <strong>Alkoholprävention</strong> am Arbeitsplatz<br />

Die Verwaltung des Jugendamtes (Suchtprävention) beteiligt sich an der Suchtwoche mit<br />

• dem „Jugend- und Schülerparlament“ am 15.06.2007<br />

• der „Langen Nacht der alkoholfreien Getränke“ vom 16. auf den 17.06.2007<br />

Jugend- und Schülerparlament am 15. Juni 2007<br />

Das Themenfeld Alkohol bietet sich <strong>in</strong> besonderer Weise an, als e<strong>in</strong> wichtiges<br />

gesellschaftliches und jugendspezifisches Problem im Rahmen e<strong>in</strong>es Jugend- und<br />

Schülerparlaments behandelt zu werden. In ihren Cliquen und Freundeskreisen beg<strong>in</strong>nt<br />

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schließlich für viele Jugendliche schon frühzeitig der E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> den eigenen<br />

Alkoholkonsum, nicht selten verbunden mit riskanten Tr<strong>in</strong>kgewohnheiten (b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g,<br />

Komasaufen, Kofferraumsaufen). Das Vorbildverhalten Erwachsener, die permanente<br />

Berieselung mit Werbebotschaften der Alkohol<strong>in</strong>dustrie e<strong>in</strong>erseits, verbunden mit<br />

jugendspezifischen Problemen und mangelnden Zukunftsperspektiven andererseits, fördert<br />

unter den Heranwachsenden vermehrt den unkritischen Konsum alkoholischer Getränke,<br />

ohne dass diese sich über die damit verbundenen Gefahren bewusst s<strong>in</strong>d. Gesundheitliche<br />

Schäden, die Häufung alkoholbed<strong>in</strong>gter Unfälle und wachsende Jugenddel<strong>in</strong>quenz s<strong>in</strong>d<br />

schließlich die Folgen.<br />

E<strong>in</strong>e solche Entwicklung ist ke<strong>in</strong> unabd<strong>in</strong>gbares Schicksal, sondern ihr kann bewusst<br />

entgegengesteuert werden.<br />

So bietet sich das Themenfeld „Alkohol“ <strong>in</strong> besonderer Weise an, als e<strong>in</strong> wichtiges<br />

gesellschaftliches und jugendspezifisches Problem im Rahmen e<strong>in</strong>es Jugend- oder<br />

Schülerparlaments behandelt zu werden. Auf Initiative und mit Unterstützung örtlicher<br />

Fachkräfte aus dem Bereich der Suchtprävention und der Suchthilfe können dabei die<br />

unterschiedlichen Sichtweisen des Themenbereichs „Alkohol“ erörtert und darauf<br />

aufbauend entsprechende Beschlüsse gefasst und als Anträge an die zuständigen<br />

Gremien <strong>in</strong> Verwaltung und Politik weitergereicht werden.<br />

Die Sitzung des Jugend- oder Schülerparlaments soll dabei unter „realen Bed<strong>in</strong>gungen“ im<br />

Rathaus erfolgen. Auch wenn bei e<strong>in</strong>er solchen Stadtratssitzung e<strong>in</strong> gewisser<br />

Planspielcharakter unvermeidlich ist, so sollen die von den Jugendlichen getroffenen<br />

Entschlüsse E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong> die realen örtlichen Gremien f<strong>in</strong>den. Dort werden sie auf ihre<br />

Umsetzbarkeit geprüft und gegebenenfalls als Vorschläge <strong>in</strong> die politischen<br />

Entscheidungsprozesse zur Senkung des problematischen Alkoholkonsums <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong><br />

und besonders unter Heranwachsenden e<strong>in</strong>fließen.<br />

Im März 2007 wurden alle Schulen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> über das Projekt <strong>in</strong>formiert und gebeten bis<br />

zum 31. März Schülernamenslisten e<strong>in</strong>zureichen.<br />

„Die lange Nacht der alkoholfreien Getränke“<br />

Im Rahmen der Suchtwoche wird versucht, dass am 16.06.07 möglichst viele <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Diskothekenbetreiber sich an dieser Aktion beteiligen (Bekanntgabe und weitere Absprachen<br />

bei dem Wirtetreffen am 04.04.07). Es ist e<strong>in</strong> alkoholfreier Abend <strong>in</strong> Diskotheken geplant.<br />

Gesetzlich mögliche Ausnahmegenehmigungen durch die Verwaltung des Jugendamtes s<strong>in</strong>d<br />

bei komplettem Alkoholverzicht an diesem Abend vorstellbar, z.B. E<strong>in</strong>tritt ab 14 Jahre, bzw.<br />

Verlängerung des Aufenthaltes für ab 16-Jährige bis 02:00 Uhr. Inwieweit diese Aktion von<br />

den Diskotheken mitgetragen wird, bleibt noch abzuwarten.<br />

4. Weitere suchtpräventive Aktivitäten<br />

Unterrichtse<strong>in</strong>heiten, Fortbildungen und Elternabende an Schulen<br />

Die Verwaltung des Jugendamtes hat 2002 e<strong>in</strong> Konzept zu Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für<br />

Lehrkräfte <strong>in</strong> Haupt-, Realschulen und Gymnasien zum Umgang mit Alkohol erstellt. Diese<br />

Unterrichtse<strong>in</strong>heit wurde 2007 umgeschrieben bzw. ergänzt und erweitert um die Themen<br />

Komasaufen, Kofferraumsaufen. Die Unterrichtse<strong>in</strong>heiten zu je 2 Std. s<strong>in</strong>d<br />

geschlechtsspezifisch aufbereitet worden. Die bestehenden Fortbildungen und die<br />

Elternabende wurden ergänzt mit neuen Sach<strong>in</strong>formationen rund um Alkohol, Nikot<strong>in</strong> und<br />

pädagogischen Empfehlungen für alle an der Erziehung Beteiligten.<br />

MOVE – Motivierende Kurz<strong>in</strong>tervention von riskant konsumierenden Jugendlichen<br />

• Für die Gruppe riskant konsumierender Jugendlicher s<strong>in</strong>d Maßnahmen notwendig,<br />

die ihnen angemessene Unterstützung bieten, um e<strong>in</strong>e Entwicklung <strong>in</strong> Richtung<br />

Abhängigkeit zu verh<strong>in</strong>dern. Jugendliche Konsumenten def<strong>in</strong>ieren sich <strong>in</strong> der Regel<br />

nicht als suchtgefährdet, solange ke<strong>in</strong>e schwerwiegenden Folgeprobleme aufgetreten<br />

s<strong>in</strong>d. Sie nutzen freiwillig kaum die bestehenden Beratungsangebote.<br />

• Das Konzept MOVE stützt sich auf <strong>in</strong>ternationale Erfahrungen mit Kurz<strong>in</strong>terventionen:<br />

Kurze Beratungsgespräche s<strong>in</strong>d nicht nur besser als gar ke<strong>in</strong>e, ihr Effekt ist dem von<br />

30


langfristigen Interventionen vergleichbar. Attraktiv für die Beratung von<br />

konsumierenden Jugendlichen s<strong>in</strong>d sie vor allem dadurch, dass sie <strong>in</strong><br />

unterschiedlichen Situationen – auch „zwischen Tür und Angel“ – stattf<strong>in</strong>den können.<br />

• Seit 2005 führte die Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe drei 3-tätige Fortbildungen für<br />

40 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit durch.<br />

• Ab 2007 hat das Kultusm<strong>in</strong>isterium diese Methode für die Schulen anerkannt. Für<br />

den Regierungsbezirk Mittelfranken s<strong>in</strong>d 4 Lehrkräfte ausgebildet worden. Die<br />

jeweilige Lehrkraft und e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />

bilden e<strong>in</strong> Tandem. Die Tandems bieten für alle Schultypen <strong>in</strong> Mittelfranken<br />

Fortbildungen an. Pro Schuljahr s<strong>in</strong>d 4 Fortbildungen geplant. Die ersten beiden<br />

Fortbildungen f<strong>in</strong>den im Oktober 2007 statt.<br />

Neue geplante Broschüre: „Was muss ich wissen, bei Alkohol- und Cannabismissbrauch<br />

– Information zum Führersche<strong>in</strong>erwerb“<br />

Die Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe plant 2007/2008 mit dem Bayerischen<br />

Fahrlehrerverband, der Verkehrswacht, der Polizei und dem Ordnungsamt der Stadt<br />

<strong>Nürnberg</strong> e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit zum Thema: Alkohol, Cannabis und Führersche<strong>in</strong>.<br />

Inhalt: Mit welchen Konsequenzen haben Jugendliche zu rechnen, die wegen Alkohol- und<br />

Cannabismissbrauchs <strong>in</strong> der Zeit zwischen 14 und 18 Jahren aktenkundig geworden s<strong>in</strong>d<br />

und ihren Führersche<strong>in</strong> beantragen wollen?<br />

Geplant ist e<strong>in</strong>e Informationsbroschüre: „Was muss ich wissen, bei Alkohol- und Cannabismissbrauch<br />

– Information zum Führersche<strong>in</strong>erwerb“<br />

Projektidee: Disco-Fieber<br />

Die Suchtprävention bietet den Fahrschulen e<strong>in</strong>e Unterrichtse<strong>in</strong>heit für Fahrschüler an.<br />

Disco-Fieber ist e<strong>in</strong> Präventionsprojekt zur Vermeidung von Verkehrsunfällen bei<br />

Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die Aktion will diese Jugendlichen auf emotionaler<br />

Ebene ansprechen und ohne Verbote E<strong>in</strong>stellungs- und Verhaltensänderungen erreichen.<br />

Disco-Fieber – das heißt ausgehen, Freunde treffen, gute Musik hören, den e<strong>in</strong>en oder<br />

anderen Cocktail oder auch mal e<strong>in</strong> oder zwei Bier tr<strong>in</strong>ken. Doch nach der Disco hört der<br />

Spaß oft auf. Viel zu oft enden nächtliche Heimfahrten im Krankenhaus oder auf dem<br />

Friedhof. Kann ich was dagegen tun? Wie komme ich sicher nach Hause? Was tue ich,<br />

wenn me<strong>in</strong> Freund betrunken Auto fahren will? Darauf und auf viele weitere Fragen gibt die<br />

Aktion Disco-Fieber Antworten.<br />

Diese Projektidee richtet sich an Jugendliche <strong>in</strong> den Berufsschulen und <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>richtungen<br />

der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit.<br />

Öffentlichkeitsarbeit mit „Infoscreen“<br />

Die Verwaltung des Jugendamts plant 2007/2008 e<strong>in</strong>e Alkohol-Kampagne, die über Infoscreen<br />

ausgestrahlt wird. Zu bestimmten Events, z.B. Fasch<strong>in</strong>g, Frühl<strong>in</strong>gsfest, Rock im Park,<br />

Herbstvolksfest, Nightskate und Abiturfeiern, richten sich die Botschaften an Jugendliche,<br />

Eltern und die Öffentlichkeit. Die Kampagne soll durch e<strong>in</strong>e Werbeagentur konzipiert werden.<br />

Die F<strong>in</strong>anzierung ist jedoch noch nicht gesichert.<br />

HaLT – Hart am LimiT – Beratungsgespräche mit K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen nach e<strong>in</strong>er<br />

Alkohol<strong>in</strong>toxikation (Stadt Lörrach)<br />

Im letzten Jahrzehnt hat bei e<strong>in</strong>er relativ kle<strong>in</strong>en, aber deutlich steigenden Zahl von<br />

Teenagern der riskante Konsum von Alkohol – als Kriterien gelten <strong>in</strong>sbesondere frühe oder<br />

häufige Rauscherfahrungen – zugenommen. Die Zahl der 13-Jährigen, die mehr als zweimal<br />

im Leben betrunken waren, hat sich <strong>in</strong> den letzten Jahren vermehrt. Auch die Anzahl der 12-<br />

bis 17-Jährigen, die mit e<strong>in</strong>er komatösen Alkohol<strong>in</strong>toxikation stationär behandelt werden<br />

mussten, ist bundesweit stark gestiegen. Aktuelle Zahlen des Kl<strong>in</strong>ikums <strong>Nürnberg</strong> lagen bei<br />

Erstellung des Berichtes noch nicht vor.<br />

31


Präventionskonzept HaLT:<br />

Die Villa Schöpfl<strong>in</strong> (<strong>in</strong> Trägerschaft des Badischen Landesverbandes für Prävention und<br />

Rehabilitation – blv.) hat geme<strong>in</strong>sam mit der K<strong>in</strong>derkl<strong>in</strong>ik und vielen Kooperationspartner/<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong> breit angelegtes Präventionskonzept mit dem Namen Hart am LimiT – HaLT<br />

entwickelt. Bei HaLT werden Beratungsgespräche – das Erstgespräch meist noch <strong>in</strong> der<br />

Kl<strong>in</strong>ik – und e<strong>in</strong> sozialpädagogisches Gruppenangebot für betroffene Jugendliche<br />

durchgeführt und ihren Eltern Hilfestellung angeboten. Neben diesem sogenannten<br />

„Reaktiven Bauste<strong>in</strong>“ mit Präventionsangeboten für riskant konsumierende Jugendliche wird<br />

auf kommunaler Ebene e<strong>in</strong> „Proaktiver Bauste<strong>in</strong>“ umgesetzt, der auf die Verh<strong>in</strong>derung<br />

massiven jugendlichen Rauschtr<strong>in</strong>kens durch den verantwortungsbewussten Umgang mit<br />

Alkohol <strong>in</strong> der Öffentlichkeit abzielt. Diese Maßnahme könnte von den städtischen<br />

Erziehungsberatungsstellen <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Kl<strong>in</strong>ikum <strong>Nürnberg</strong> angeboten<br />

werden.<br />

Parcours: Klarsicht – e<strong>in</strong>e Ausstellung von der Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung<br />

Das Gesundheitsamt und die Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe planen 2007 diesen<br />

Mitmachparcours für <strong>Nürnberg</strong>er Schulen, <strong>in</strong>sbesondere für die Klassenstufen 6–8<br />

anzubieten. Der Parcours besteht aus sieben Stationen, an denen sich Jugendliche durch<br />

spielerische Aktionen mit den Suchtmitteln Tabak und Alkohol kritisch ause<strong>in</strong>andersetzen.<br />

An allen Stationen stehen Moderatoren bereit und <strong>in</strong>formieren und diskutieren mit den<br />

jungen Menschen. Auf diese Weise wird Fachwissen vermittelt und die Teilnehmer<strong>in</strong>nen und<br />

Teilnehmer werden zur Diskussion und Reflexion ihres eigenen Verhaltens angeregt. Da sich<br />

gerade <strong>in</strong> dieser Altersgruppe viele Jugendliche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Phase des Experimentierens mit<br />

Suchtmitteln bef<strong>in</strong>den, erhalten sie durch die <strong>in</strong>teraktive Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den<br />

Themen Tabak- und Alkoholkonsum sachliche Informationen, lernen aber auch durch<br />

praktische Erfahrungen. So erleben die Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer beispielsweise an<br />

der Station „Drunk-Buster“ quasi e<strong>in</strong>en Rausch. Sobald sie den „Drunk-Buster“ (vergleichbar<br />

mit e<strong>in</strong>er Taucherbrille) aufsetzen, wird ihre Wahrnehmung und Koord<strong>in</strong>ationsfähigkeit<br />

e<strong>in</strong>geschränkt. Es geht ihnen so, als ob sie drei oder vier Alcopops getrunken hätten (0,8 bis<br />

1,5 Promille). Sie merken, wie schwierig es ist, e<strong>in</strong>fachste D<strong>in</strong>ge zu bewältigen, z.B. e<strong>in</strong>en<br />

H<strong>in</strong>dernis-Parcours zu bewältigen. Dies ist e<strong>in</strong>e Erfahrung, die meist nachhaltiger wirkt als<br />

e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glicher Vortrag.<br />

„Be hard – dr<strong>in</strong>k soft” – e<strong>in</strong>e Kampagne des Bayerischen M<strong>in</strong>isteriums für Umwelt,<br />

Gesundheit und Verbraucherschutz<br />

Neben Plakaten und Postkarten, die die Verwaltung des Jugendamtes <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren erworben und verteilt hat, ist der Parcours e<strong>in</strong> neues Produkt. Die Präventive K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendarbeit plant 2007/2008 diesen Parcours für die Offene K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />

anzubieten.<br />

An 4 moderierten Parcoursstationen („be“, „hard“, „dr<strong>in</strong>k“ und „soft“) können sich die<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen bei Pantomime, Diskussion, Wissenserweiterung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Quiz sowie<br />

Sport und Spiel selbst e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, gleichwie neue Aspekte zum Thema „Be hard – dr<strong>in</strong>k soft“<br />

erfahren. All dies ist e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e neue Umgebung, die umfasst: Verzerrungsspiegel<br />

zur Selbst- und Fremdwahrnehmung bei „be“, Bilder u. Filmausschnitte von „harten Typen“<br />

bei „hard“, Wasserwände passend zu „dr<strong>in</strong>k“, bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er bequemen Kissenlandschaft<br />

mit Hollywoodschaukel, die „softig“ zum Entspannen e<strong>in</strong>laden würde, wäre nicht auch dieser<br />

Parcoursteil viel zu <strong>in</strong>teressant, um nur rumzuliegen.<br />

Theater: Süchtig – Relativ komischer Stoff (E<strong>in</strong> Beitrag zum Internationalen Drogentag<br />

am 26.06.2007)<br />

Der Nichtraucherwettbewerb „Be Smart don’t Start“ wird mit <strong>Nürnberg</strong>er Schulkassen das<br />

8. Jahr <strong>in</strong> Folge durchgeführt. Bisher haben wir unter den erfolgreich teilgenommenen<br />

Klassen Preise ausgelost. Für das Jahr 2007 planen wir ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelnen Preise auszugeben,<br />

sondern laden alle am Wettbewerb beteiligten Klassen (75) aus den <strong>Nürnberg</strong>er Haupt- und<br />

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Realschulen und Gymnasien <strong>in</strong> die Meisters<strong>in</strong>gerhalle zu e<strong>in</strong>em Theaterstück „Süchtig –<br />

Relativ komischer Stoff“ am 26.06.2007 von 10.00–12.15 Uhr e<strong>in</strong>.<br />

In dem Stück geht es um Spielen, Klauen, Sex, Drogen – willkommen <strong>in</strong> der Welt der<br />

Abhängigkeiten! Menschen verfallen dem Rausch des Geldausgebens, des Internets, des<br />

Fernsehkonsums – und schaffen es nicht, ohne fremde Hilfe davon zu lassen. Es wird so viel<br />

analysiert und therapiert wie nie zuvor – nicht immer mit Erfolg, aber stets mit großem Ernst.<br />

Mark Lundholm hält dagegen. Se<strong>in</strong> Solo-Stück „Süchtig“ ist schonungslos, aber nicht<br />

mitleidheischend. Es geht um Sucht, um Süchte grundsätzlich – ohne erhobenen Zeigef<strong>in</strong>ger<br />

oder moralische Parolen. Es zeigt die Grausamkeit von Sucht – und ist dabei grausam<br />

komisch. Das Stück lässt sich nicht vergleichen mit den Klassikern der Sucht-Literatur von<br />

Borroughs bis Bukowski. Es verklärt nicht, klagt nicht an. „Süchtig“ ist Comedy, bittere<br />

Comedy. „Süchtig“ ist gnadenlos mit den Süchtigen.<br />

5. <strong>Alkoholprävention</strong> <strong>in</strong> der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />

E<strong>in</strong>zelprojekte zur <strong>Alkoholprävention</strong> aus der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />

Bei den Zielgruppen der Projekte handelt es sich größtenteils um Jugendliche, die aus<br />

verschiedenen Motiven Alkohol konsumieren und deren Konsum vom Experimentieren,<br />

Ausprobieren bis h<strong>in</strong> zu riskanten Tr<strong>in</strong>kmustern (wie b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g) reicht. In aller Regel liegt<br />

jedoch noch ke<strong>in</strong>e Abhängigkeit vor und gerade <strong>in</strong> diesem Vorfeld versuchen die Projekte<br />

nach dem Konzept der Förderung protektiver Faktoren folgende drei Ziele zu verwirklichen:<br />

• Förderung spezifischer Lebenskompetenzen als wichtigstem Bestandteil<br />

• Förderung alternativer Handlungsmöglichkeiten (funktionelle Äquivalente)<br />

• Vermittlung von suchtspezifischen Kompetenzen<br />

Nach allen bisherigen Erfahrungen s<strong>in</strong>d die lebenskompetenzorientierten Ansätze als die<br />

wirkungsvollsten Maßnahmen <strong>in</strong> der Prävention anzusehen. Zu diesem Bereich gehört<br />

neben der Entwicklung und Stärkung von Handlungskompetenzen auch die Begleitung<br />

Jugendlicher bei der Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben. Effektive Präventionsmaßnahmen<br />

bedürfen e<strong>in</strong>er alters- und geschlechtsspezifischen Ausdifferenzierung und e<strong>in</strong>er<br />

Ausrichtung an den konkreten Lebenswelten der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen. Dabei ist zu<br />

beachten, dass viele der Projekte sich an Jugendliche aus bildungsfernen Bevölkerungsgruppen<br />

wenden, bei denen die zu fördernden Kompetenzen oftmals nur <strong>in</strong> Ansätzen vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d, die natürlich aber die Basis der Arbeit bilden. Der Aspekt des Gender-<br />

Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g wird bei den Projekten berücksichtigt.<br />

Jugendliche brauchen Alternativen, damit sie zur Erfüllung ihrer Bedürfnisse nicht auf<br />

Ersatzmittel/Suchtmittel zurückgreifen müssen. In der Praxis ist es oft schwer, geeignete,<br />

vergleichbar <strong>in</strong>tensive Alternativen zu f<strong>in</strong>den, die den Interessen und Bedürfnissen dieser<br />

Altersgruppe entgegenkommen. Gerade durch das Pr<strong>in</strong>zip der Freiwilligkeit <strong>in</strong> der Arbeit der<br />

Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit ist es erforderlich, die Projekte auf die Interessenslage der<br />

Jugendlichen abzustimmen. Sport- und Bewegungsangebote als s<strong>in</strong>nvolle Freizeitaktivitäten,<br />

<strong>in</strong>nerhalb derer e<strong>in</strong>e Reihe von Handlungskompetenzen e<strong>in</strong>geübt werden können, kommen<br />

dem häufig entgegen und ermöglichen es auch, Jugendliche anzusprechen, die ansonsten<br />

schwer zu erreichen s<strong>in</strong>d.<br />

All den Projekten geme<strong>in</strong>sam ist die Tatsache, dass durch sie den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />

e<strong>in</strong> konsumfreier Raum angeboten wird, der ihren Interessen und Bedürfnissen entgegenkommt<br />

und <strong>in</strong>nerhalb dessen sie wichtige Lernerfahrungen machen können, die sie stärken,<br />

um mit sich selbst, den Anforderungen des Lebens und damit auch dem Konsum von<br />

Drogen/Alkohol besser umgehen zu können.<br />

Jugendtreff Johannis: „Fitness für Mädchen“<br />

Zielgruppe s<strong>in</strong>d Mädchen im Alter von 13 bis 16 Jahren, die aus der Mädchengruppe des<br />

Jugendtreffs stammen, oder zu denen Kontakte aus Streetworke<strong>in</strong>sätzen bestehen.<br />

Innerhalb des Projektes sollen die drei Bereiche Ernährung, Bewegung und allgeme<strong>in</strong>es<br />

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körperliches Wohlbef<strong>in</strong>den angesprochen werden. Dadurch wird bei den K<strong>in</strong>dern und<br />

Jugendlichen Gesundheitsbewusstse<strong>in</strong> aufgebaut. Die Ergebnisse der Aff<strong>in</strong>itätsstudien der<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung weisen auf die Bedeutung von Präventionsansätzen<br />

h<strong>in</strong>, die auf e<strong>in</strong>e konsequente Förderung des Gesundheitsbewusstse<strong>in</strong>s der<br />

Jugendlichen abzielen, da damit positive Effekte bezüglich des Konsums von Tabak, Alkohol<br />

und illegalen Drogen zu erzielen s<strong>in</strong>d.<br />

Jugendtreff Johannis: „Straßenfußball-Liga“<br />

Angesprochen werden Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren (nach Bedarf bis 18<br />

Jahren), zu denen Kontakte im Rahmen der aufsuchenden Arbeit bestehen. Sie halten sich<br />

zum Teil bis spät am Abend auf öffentlichen Plätzen auf und s<strong>in</strong>d u.a. durch Alkohol und<br />

Drogenkonsum gefährdet bzw. neigen zu gewalttätigem Verhalten. Innerhalb des über<br />

mehrere Wochen laufenden Projektes wird e<strong>in</strong>e Liga-Zeitung erstellt und e<strong>in</strong>e Gruppe der<br />

Jugendlichen beteiligt sich an der Vorbereitung und Durchführung.<br />

Jugendtreff Maxfeld „MAX“: „Oster-Fitnesswochen“<br />

Es werden Mädchen und Jungen im Alter von 12 bis 16 Jahren, z.T. nach Geschlechtern<br />

getrennt, angesprochen. Auch hier wird u.a. der Gesichtspunkt der Komb<strong>in</strong>ation von<br />

Bewegung/Sport, Gesundheit und Ernährung aufgegriffen. Zusätzlich geht es um kritisches<br />

H<strong>in</strong>terfragen von Market<strong>in</strong>gstrategien.<br />

Jugendtreff Uhlandstraße „U 43“: „Wodka führt irre!“<br />

Mädchen und Jungen zwischen 13 bis 16 Jahren, die regelmäßig Alkohol tr<strong>in</strong>ken, s<strong>in</strong>d die<br />

Zielgruppe. Hier geht es ganz gezielt um die Förderung suchtspezifischer Kompetenzen. Das<br />

eigene Tr<strong>in</strong>kverhalten wird reflektiert, Gefährdungen und die Folgen von Alkoholkonsum<br />

werden aufgezeigt, für das Thema Sucht sensibilisiert, aber auch Alternativen aufgezeigt.<br />

Luise – The Cultfactory: „Erstellung e<strong>in</strong>es Musiksamplers zum Thema Alkohol“<br />

Hier handelt es sich um e<strong>in</strong> <strong>in</strong> Planung bef<strong>in</strong>dliches Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt des<br />

Kreisjugendr<strong>in</strong>gs <strong>Nürnberg</strong>-Stadt, des Bayerischen Jugendr<strong>in</strong>gs und der Präventiven K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendhilfe. Bands sollen sich <strong>in</strong> ihren Songbeiträgen für die CD kritisch mit dem Thema<br />

Alkohol ause<strong>in</strong>andersetzen und so Jugendlichen positive Vorbilder der lokalen Musikszene<br />

zugänglich gemacht werden, um sich mit der eigenen Person, Lebensentwürfen,<br />

Verhaltensmustern und Gefühlswelten ause<strong>in</strong>anderzusetzen. Durch dieses Projekt soll auch<br />

<strong>in</strong> der Öffentlichkeit e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> zum Thema Jugend und Alkohol geschaffen werden.<br />

Jugendtreff Schlossäcker: „Die Südstadt kickt, 3!!!“<br />

Dieses Projekt wird geme<strong>in</strong>sam vom Jugendtreff „Schlossäcker“, dem K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendhaus „L<strong>in</strong>ie 6“ und dem Jugendtreff „Hasenbuck“ durchgeführt und besteht aus<br />

e<strong>in</strong>zelnen Bauste<strong>in</strong>en, die <strong>in</strong> die Alltagsarbeit <strong>in</strong>tegriert s<strong>in</strong>d. Das Projekt ist e<strong>in</strong> Bestandteil<br />

der Straßensozialarbeit <strong>in</strong> der Südstadt, diese Jugendlichen stellen stets die Primärzielgruppe<br />

dar. E<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> ist der Aufbau e<strong>in</strong>es Organisationsteams mit Jugendlichen im<br />

Alter von 14 bis 18 Jahren, die aus den E<strong>in</strong>richtungen kommen und evtl. mit Jugendlichen,<br />

zu denen im Rahmen der Straßensozialarbeit Kontakte bestehen. Geme<strong>in</strong>sam mit ihnen wird<br />

das Streetsoccerturnier geplant, vorbereitet und durchgeführt. E<strong>in</strong> fester Bestandteil des<br />

Turniers ist das Fairnesspunktesystem. Das Turnier, das im Rahmen des Südstadtfestes<br />

stattf<strong>in</strong>det, ist somit „von Jugendlichen für Jugendliche“. Am Turnier können alle <strong>in</strong>teressierten<br />

Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren teilnehmen. Den Abschluss bildet<br />

e<strong>in</strong>e Reflexion des Organisationsteams.<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendhaus Gostenhof „GOST“: „Kick it like ...“<br />

Hier handelt es sich um e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt des K<strong>in</strong>der- und Jugendhauses „Gost“ mit<br />

dem Jugendtreff „Westend“ und dem Spielhaus Gostenhof. Zielgruppe s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendliche aus Gostenhof und Umgebung, die meistens nicht bei e<strong>in</strong>em Vere<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, da sie<br />

dessen Regeln nicht e<strong>in</strong>halten wollen oder dessen Beiträge nicht bezahlen können.<br />

34


Innerhalb dieses Projektes wird versucht, Selbstbewusstse<strong>in</strong> aufzubauen, die Lebenskompetenzen<br />

zu fördern, e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Freizeitgestaltung anzubieten und der oft vorherrschenden<br />

Langeweile entgegenzuwirken, die oftmals mit e<strong>in</strong> Grund für Drogenkonsum darstellt.<br />

6. F<strong>in</strong>anzielle Ressourcen<br />

Für die Durchführung der beschriebenen Maßnahmen und Angebote der <strong>Alkoholprävention</strong><br />

s<strong>in</strong>d zusätzliche Mittel erforderlich, <strong>in</strong>sbesondere für suchtpräventive Projekte, Öffentlichkeitsarbeit<br />

sowie für Angebote <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit.<br />

Die Ansätze für K<strong>in</strong>der und Jugendschutz sowie Suchtprävention haben sich <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Jahren durch E<strong>in</strong>sparungen im Rahmen der Haushaltskonsolidierung und<br />

Umschichtung von Mitteln aus der Suchtprävention <strong>in</strong> die „Kampagne Erziehung“ deutlich<br />

verr<strong>in</strong>gert.<br />

2002 standen für K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz sowie Suchtprävention 96.000 Euro zur<br />

Verfügung, 2007 liegt dieser Ansatz nur noch bei 36.000 Euro.<br />

Die Verwaltung des Jugendamtes schlägt deshalb vor, den Haushaltsansatz für K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutz sowie Suchtprävention mit dem Schwerpunkt <strong>Alkoholprävention</strong> für 2008<br />

e<strong>in</strong>malig um 50.000 Euro zu erhöhen. Ab 2009 sollte für diesen Arbeitsschwerpunkt der<br />

Ansatz dauerhaft um m<strong>in</strong>destens 25.000 Euro jährlich erhöht werden.<br />

35


Punkt 3: Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> 2007<br />

B e s ch l u s s<br />

zur Tagesordnung der Sitzung des<br />

Jugendhilfeausschusses am 3. Mai 2007<br />

- öffentlicher Teil -<br />

- e<strong>in</strong>stimmig -<br />

I. 1. Der Jugendhilfeausschuss beauftragt die Verwaltung, das Maßnahmenpaket<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> <strong>in</strong> der beschriebenen Form umzusetzen.<br />

2. Der Jugendhilfeausschuss beantragt, zur Umsetzung des Maßnahmenpaketes<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> für die Arbeitsfelder K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz und Sucht-<br />

prävention folgende zusätzliche Sachmittel e<strong>in</strong>zustellen:<br />

2008: e<strong>in</strong>malig 50.000 <br />

ab 2009: jährlich 25.000 <br />

3. Der Jugendhilfeausschuss beantragt e<strong>in</strong>e Sozialpädagogenstelle zur Stärkung<br />

des erzieherischen K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes zu schaffen.<br />

II. Ref. V/J<br />

Der Vorsitzende Der Referent Schriftführung<br />

Gebhardt Prölß Legler<br />

Ehrenamtlicher Stadtrat Berufsm. Stadtrat Schriftführer<strong>in</strong><br />

36


Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong><br />

39<br />

Beilage: 5.0<br />

zur Sitzung des<br />

Jugendhilfeausschusses<br />

vom 3. Juli 2008<br />

hier: Bericht und Antrag der SPD-Stadtratsfraktion vom 12. Dezember 2007<br />

I. Sachverhalt<br />

Anmeldung<br />

zur Tagesordnung der Sitzung des<br />

Jugendhilfeausschusses am 3. Juli 2008<br />

- öffentlicher Teil -<br />

Die Verwaltung des Jugendamtes hat dem Jugendhilfeausschuss am 3. Mai 2007 das<br />

Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> zur Beschlussfassung vorgelegt.<br />

Der Jugendhilfeausschuss beauftragte die Verwaltung, das Arbeitsprogramm<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> <strong>in</strong> der beschriebenen Form umzusetzen und beantragte, dafür<br />

zusätzliche Sachmittel (2008: e<strong>in</strong>malig 50.000 , ab 2009 jährlich 25.000 ) e<strong>in</strong>zustellen<br />

und e<strong>in</strong>e Planstelle für den erzieherischen K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz mit dem<br />

Schwerpunkt <strong>Alkoholprävention</strong> und Jugendmedienschutz zu schaffen. Diese Planstelle<br />

wurde zum 2. Juni 2008 besetzt.<br />

Die Verwaltung des Jugendamtes berichtet unter dem Blickw<strong>in</strong>kel K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutz sowie Suchtprävention<br />

- über den derzeitigen Sachstand zum Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen,<br />

- über aktuelle Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> sowie<br />

- den Stand der Umsetzung des Arbeitsprogramms <strong>Alkoholprävention</strong>.<br />

Die Vorlage wurde von der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe des Jugendamtes erstellt.<br />

Beratungsfolge<br />

Das Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen wurde <strong>in</strong> den vergangenen Jahren<br />

<strong>in</strong> mehreren Vorlagen des Jugendhilfeausschusses behandelt:<br />

Gremium Sitzungsterm<strong>in</strong><br />

Thema<br />

Abstimmungsergebnis<br />

JHA 22.07.04 Maßnahmen gegen Alkoholkonsum<br />

bei Jugendlichen<br />

Bericht<br />

JHA 16.12.04 „5 von 12“ statt „5 vor 12“ – Umsetzungsmöglichkeit Bericht<br />

des Jugendschutzkonzeptes „5 von 12“<br />

JHA u. 21.07.05 Arbeitsprogramm K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz JHA<br />

SchA<br />

e<strong>in</strong>stimmig<br />

JHA 03.05.07 Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong><br />

e<strong>in</strong>stimmig<br />

Maßnahmen gegen Alkoholmissbrauch von<br />

Jugendlichen/Alkohol- und Gewaltproblematik bei<br />

jungen Menschen<br />

Bericht


JHA u.<br />

SchA<br />

29.11.07 Umsetzung Arbeitsprogramm K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutz und Arbeitsbericht Suchtprävention<br />

40<br />

Bericht<br />

In der Sitzung des Jugendhilfeausschusses vom 5. Juli 2007 und der des Schulausschusses<br />

vom 20. Juli 2007 wurde unter dem Tagesordnungspunkt „Jugend- und<br />

Schülerparlament zum Thema Alkohol im Rahmen der bundesweiten Suchtwoche 2007“<br />

erläutert, warum im Rahmen dieser Veranstaltung das Jugend- und Schülerparlament<br />

nicht zustande kam (siehe hierzu auch Punkt 10. des Sachverhaltes 5.1).<br />

Der Schul- und der Referent für Jugend, Familie und Soziales kündigten <strong>in</strong> ihrer<br />

geme<strong>in</strong>samen Stellungnahme an, Veranstaltungen zum Themenbereich Sucht zu planen.<br />

Auf dieser Grundlage wurde e<strong>in</strong>stimmig der Beschluss gefasst, 2008 e<strong>in</strong>e Aktionswoche<br />

zur <strong>Alkoholprävention</strong> <strong>in</strong> Kooperation durchzuführen.<br />

Da die SPD-Stadtratsfraktion <strong>in</strong> ihrem Antrag vom 12. Dezember 2007 den Stand der<br />

Vorbereitungen nachfragt, wird hier zum Sachstand berichtet:<br />

Der 3. BM wird <strong>in</strong> Abstimmung mit dem Staatlichen Schulamt den <strong>Nürnberg</strong>er Schulen<br />

empfehlen, den Gesundheitstag aller bayerischer Schulen (Nachholtag für die Herbstferien)<br />

am 22.11.2008 als „Präventionstag“ mit dem Schwerpunkt <strong>Alkoholprävention</strong> zu<br />

gestalten.<br />

Unabhängig von e<strong>in</strong>er Suchtwoche, wurden die Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> über Sucht,<br />

Suchtverhalten und die Folgen von Alkoholmissbrauch <strong>in</strong> unterschiedlichster Weise<br />

sowohl unterrichtet, als auch mit Unterstützung der Suchtprävention des Jugendamtes<br />

<strong>in</strong>formiert.<br />

II. Beilagen<br />

5.1 Sachverhalt<br />

5.2 Öffentlichkeitsarbeit: Kampagne „Na toll!“<br />

5.3 Muster-Hausordnung Jugendschutz bei öffentlichen Veranstaltungen<br />

5.4 Presseartikel<br />

5.5 Antrag der SPD-Stadtratsfraktion vom 12. Dezember 2007<br />

Die Flyer „Jugendliche und Alkohol“, K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz (Neuauflage 2007)<br />

liegen <strong>in</strong> der Sitzung auf.<br />

Gezeigt wird der Film „Es geht nur weiter, wenn Du weiter denkst" (ca. 7 M<strong>in</strong>uten).<br />

E<strong>in</strong> Film von Jugendlichen für Jugendliche zum Thema Suchtprävention, Jugend u.<br />

Alkohol.<br />

Der Film entstand <strong>in</strong> der Luise-The Cultfactory, e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>richtung des Kreisjugendr<strong>in</strong>gs.<br />

III. Beschlussvorschlag<br />

entfällt, da Bericht<br />

IV. Herrn OBM<br />

V. Herrn Ref. V<br />

Am<br />

Referat V


Sachverhalt<br />

Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong><br />

Alkoholkonsum von Jugendlichen<br />

41<br />

Beilage: 5.1<br />

zur Sitzung des<br />

Jugendhilfeausschusses<br />

vom 3. Juli 2008<br />

Über die Datenlage bis e<strong>in</strong>schließlich des Jahres 2006 wurde <strong>in</strong> der Sitzung des<br />

Jugendhilfeausschusses vom 03.05.2007 berichtet.<br />

Die Entwicklung des Alkoholkonsums von Jugendlichen seit Beg<strong>in</strong>n des Jahres 2007<br />

zeigt, dass:<br />

1. quantitativ, d.h. bezogen auf den durchschnittlichen Pro-Kopf-Konsum von alkoholischen<br />

Getränken nach den leichten Rückgängen der Vorjahre wieder e<strong>in</strong> Anstieg<br />

zu verzeichnen ist.<br />

2. das Ausmaß exzessiven Alkoholkonsums <strong>in</strong> Form des sog. „b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g“ bei<br />

Jugendlichen sich auf dem bisherigen hohen Niveau verfestigt.<br />

Die Zunahme des Alkoholverbrauchs 2007 ist <strong>in</strong> allen Altersgruppen festzustellen, liegt<br />

allerd<strong>in</strong>gs durchgängig noch deutlich unter den „Spitzenverbrauchswerten“ Mitte und<br />

Ende der neunziger Jahre.<br />

Die Zunahme von Alkoholkonsum zeigt sich am deutlichsten bei den männlichen<br />

Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren. Nach Umfragen der Deutschen Hauptstelle<br />

für Suchtfragen e.V. war 2004 und 2005 der durchschnittliche wöchentliche Konsum <strong>in</strong><br />

dieser Gruppe von 126 g auf 108 g Re<strong>in</strong>alkohol pro Person zurückgegangen. Die<br />

Befragung Anfang 2007 ergab gegenüber 2005 e<strong>in</strong>e Steigerung um 43 % auf 154 g<br />

(Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. – Jahrbuch Sucht 2008).<br />

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung bestätigt <strong>in</strong> ihrer Presseerklärung vom<br />

05.05.08 diesen Trend:<br />

12- bis 17-Jährige tranken im Jahr 2007 pro Woche im Durchschnitt 50,3 g Alkohol. Dies<br />

entspricht zwar „nur“ ca. vier 0,3-l-Flaschen Bier, führt jedoch – wenn man die<br />

Nichtkonsumenten abzieht – zu e<strong>in</strong>em weitaus höheren Wert bei regelmäßig<br />

alkoholkonsumierenden Jugendlichen. Zwei Jahre zuvor waren es <strong>in</strong> dieser Altersgruppe<br />

erst 34,1 g Alkohol pro Woche.<br />

E<strong>in</strong>e Repräsentativbefragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)<br />

zum Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen 2004 bis 2007 brachte folgendes Ergebnis:<br />

Der Anteil K<strong>in</strong>der und Jugendlicher im Alter von 12 bis 17 Jahren, die <strong>in</strong> den letzten 30<br />

Tagen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal fünf Gläser oder mehr an e<strong>in</strong>em Tag getrunken haben,<br />

verr<strong>in</strong>gerte sich von 23 % im Jahr 2004 auf 20 % im Jahr 2005. 2007 stieg der Anteil<br />

jedoch wieder um 6 Prozentpunkte auf 26 % an. Der deutlichste Anstieg ist auch hier bei<br />

männlichen Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren zu beobachten. Im Jahr 2004<br />

berichten 52 % dieser Gruppe dieses Verhalten, im Jahr 2005 s<strong>in</strong>d es noch 48 % und im<br />

Jahr 2007 steigt der Wert auf 63 %.<br />

Bei Jungen im Alter von 12 bis 15 Jahren berichtet 2007 jeder Achte, <strong>in</strong> den letzten 30<br />

Tagen m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal fünf Gläser Alkohol oder mehr getrunken zu haben. Bei<br />

Mädchen im Alter von 12 bis 15 Jahren ist dies 2007 bei etwa jeder Neunten der Fall<br />

(Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – Alkoholkonsum von<br />

Jugendlichen <strong>in</strong> Deutschland 2004 bis 2007).<br />

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen kommt für die Altersgruppe der 12- bis 17-<br />

Jährigen im Jahrbuch Sucht 2008 auf folgende Zahlen:


2007 gaben 26 % der 12- bis 17-Jährigen an, zum<strong>in</strong>dest an e<strong>in</strong>em Tag des vergangenen<br />

Monats fünf oder mehr alkoholische Getränke konsumiert zu haben.<br />

Zum Thema Gewaltkrim<strong>in</strong>alität und Alkohole<strong>in</strong>fluss weist die Polizeiliche Krim<strong>in</strong>alstatistik<br />

2007 für das Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong> folgende Zahlen auf:<br />

Bei den Körperverletzungsdelikten waren 429 (34 %) von <strong>in</strong>sgesamt 1250 jugendlichen<br />

Tatverdächtigen zur Tatzeit alkoholisiert.<br />

Insbesondere die Gruppe der Heranwachsenden (18- bis 20-Jährige) weist überproportional<br />

hohe Anteile an alkoholisierten Tatverdächtigen auf.<br />

Alkoholkonsum von Jugendlichen im öffentlichen Raum<br />

Alkoholkonsum von Jugendlichen im öffentlichen bzw. im öffentlich zugänglichen Raum ist<br />

und bleibt nach den Erfahrungen der Jugendhilfe, <strong>in</strong>sbesondere der Arbeitsfelder<br />

Streetwork und Jugendschutz, e<strong>in</strong> Thema. Orte und (Jugend-) Szenen wechseln, die<br />

Problematik bewegt sich jedoch <strong>in</strong> etwa auf dem Level der Vorjahre.<br />

Unter dem Blickw<strong>in</strong>kel Ordnungswidrigkeiten stellt sich die Situation folgendermaßen dar:<br />

2007 wurden <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> 1728 Fälle des Alkoholgenusses außerhalb genehmigter<br />

Freiflächen und damit Verstöße gegen das Bayerische Straßen- und Wegegesetz<br />

(BayStrWG) festgestellt. Dies ist im Vergleich zum Vorjahr e<strong>in</strong>e Zunahme von ca. 19 %.<br />

Diese Zahlen beziehen sich allerd<strong>in</strong>gs jeweils auf Jugendliche und Erwachsene. Es<br />

handelt sich überwiegend um Anzeigen an „stadtbekannten Stellen im Straßenraum“. Nur<br />

14 Fälle, d.h. 0,8 % wurden <strong>in</strong> Grünanlagen festgestellt (Quelle: Stadt <strong>Nürnberg</strong>,<br />

Rechtsamt – Jahresergebnisse der Zentralen Bußgeldstelle 2007).<br />

Über die Situation um das Kohlenhofareal wurde <strong>in</strong> der Sitzung des<br />

Jugendhilfeausschusses vom 03.05.2007 bereits ausführlich berichtet. Dort hat sich die<br />

Situation <strong>in</strong>zwischen aufgrund der ordnungsrechtlichen Maßnahmen der Stadtverwaltung<br />

und verstärkter polizeilicher Kontrollen entschärft.<br />

An dieser Stelle soll auf drei Bereiche näher e<strong>in</strong>gegangen werden, die <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Monaten verstärkt <strong>in</strong>s Blickfeld gerieten: Hauptbahnhof, Volkspark<br />

Marienberg und das Umfeld der Cultfactory Luise:<br />

Hauptbahnhof<br />

Im Bereich des Hauptbahnhofes <strong>Nürnberg</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbesondere die Osthalle, die<br />

Verteilerebene und die Königstorpassage verstärkt Treffpunkte von Jugendlichen und<br />

jungen Erwachsenen, vorrangig im Alter von 14 bis ca. 25 Jahren. Vere<strong>in</strong>zelt s<strong>in</strong>d am<br />

späten Nachmittag und abends auch 11- bis 13-Jährige anzutreffen.<br />

Der Hauptbahnhof wurde <strong>in</strong> den vergangenen Monaten verstärkt am Wochenende<br />

(Freitagnachmittag bis Sonntag) als Treffpunkt genutzt, nicht nur von Jugendlichen aus<br />

<strong>Nürnberg</strong>, sondern auch aus dem näheren und weiteren Umfeld der Stadt. E<strong>in</strong> Teil der<br />

Jugendlichen, die sich 2007 häufig im Bereich der Luise aufhielten, treffen sich<br />

<strong>in</strong>zwischen ebenfalls am Hauptbahnhof.<br />

Der Hauptbahnhof fungiert für diese Zielgruppe als <strong>in</strong>formeller Treff und<br />

Verabredungstreff für weitere Wochenendaktivitäten. In den vergangenen Jahren war der<br />

Bahnhof für diese Besuchergruppe <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Großveranstaltungen<br />

wie z.B. Heimspielen des 1. FCN attraktiv. Seit 2007 ist er jedoch auch ohne<br />

entsprechende Veranstaltungen <strong>in</strong> aller Regel gut besucht.<br />

42


Bei e<strong>in</strong>em Teil der Jugendlichen ist nach übere<strong>in</strong>stimmender E<strong>in</strong>schätzung des<br />

Jugendamtes, der Polizei<strong>in</strong>spektion Mitte und der Bundespolizei (ehemals Bahnpolizei)<br />

starker Alkoholkonsum festzustellen, der zum Teil <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung steht mit aggressivem<br />

Verhalten gegenüber Passanten (<strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Pöbeleien) und bei diesen Passanten e<strong>in</strong><br />

Gefühl der Bedrohung auslöst. An mehreren Wochenenden kam es zu Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

von Jugendlichen untere<strong>in</strong>ander.<br />

Die örtliche Jugendhilfe hat zur jugendlichen Bahnhofsszene Zugang über City-Streetwork<br />

sowie den K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz. Im Rahmen der Jugendschutzkontrollen ließen sich<br />

bisher (von e<strong>in</strong>igen wenigen Ausnahmen abgesehen) ke<strong>in</strong>e Verstöße gegen die Jugendschutzbestimmungen<br />

(Jugendschutzgesetz – JuSchG) bei den Verkaufsstellen im<br />

Bahnhof feststellen, d.h., die Jugendlichen treffen überwiegend schon alkoholisiert am<br />

Bahnhof e<strong>in</strong> oder br<strong>in</strong>gen entsprechende Getränke mit.<br />

City-Streetwork arbeitet schwerpunktmäßig mit der örtlichen Punkszene, hat jedoch auch<br />

e<strong>in</strong>zelne Kontakte zu deren Ablegern wie z.B. „Emos“ und zu der neueren Szene der<br />

„Visus“. Emo (Emotional Hardcore) bezeichnet ursprünglich e<strong>in</strong>en Ableger des Hardcore-<br />

Punks, hat sich jedoch <strong>in</strong> den letzten Jahren zu e<strong>in</strong>em breiteren jugendkulturellen<br />

Modephänomen entwickelt, das mit diesem Musikstil nur noch mittelbar <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

steht.<br />

„Visus“ bezeichnet die sogenannten Visual-Kei-Fans, die durch ihre ungewöhnliche Optik<br />

(Kleidung, Frisuren, Schm<strong>in</strong>ke) auffallen. Dabei werden häufig verschiedene modische<br />

Elemente komb<strong>in</strong>iert und das Outfit oft gewechselt. Alkoholkonsum (und eventueller<br />

Konsum anderer Drogen) dürfte bei beiden Gruppierungen <strong>in</strong> etwa dem Durchschnitt der<br />

betreffenden Altersgruppe entsprechen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus trifft sich am <strong>Nürnberg</strong>er Hauptbahnhof seit Jahren <strong>in</strong> wechselnder<br />

Besetzung immer wieder e<strong>in</strong> Teil der örtlichen HipHop-Szene. Ebenso s<strong>in</strong>d dort<br />

Jugendliche aus E<strong>in</strong>richtungen der Jugendhilfe (<strong>Nürnberg</strong> und Umgebung) anzutreffen.<br />

Am Wochenende ist der Anteil des „Laufpublikums“ natürlich entsprechend hoch.<br />

Das weitere Vorgehen von Jugendhilfe, Polizei und Ordnungsamt wird derzeit<br />

abgestimmt.<br />

Die Jugendschutzkontrollen werden im bisherigen Umfang fortgeführt.<br />

City-Streetwork wird mit den „Stammbesuchern“ des Hauptbahnhofes weiter Kontakt<br />

halten und Beratung anbieten, hat allerd<strong>in</strong>gs kaum Möglichkeiten, zu dem typischen<br />

Wochenend-Laufpublikum <strong>in</strong>tensiveren Kontakt aufzubauen.<br />

Weitere und zusätzliche Angebote der Mobilen Jugendarbeit werden geprüft.<br />

Zur Unterstützung der Arbeit wurde von der Verwaltung des Jugendamtes e<strong>in</strong>e<br />

Sozialpädagogenstelle zum Stellenplan 2009 angemeldet.<br />

Marienberg<br />

Der Volkspark Marienberg geriet im Zusammenhang mit Alkoholkonsum von<br />

Jugendlichen 2007 verstärkt <strong>in</strong> den Blickpunkt. E<strong>in</strong>e Kontaktaufnahme zur dortigen<br />

Jugendszene ist während der Sommersaison 2007 erfolgt. Die Erfahrungen der<br />

Streetworker<strong>in</strong>nen und Streetworker des Jugendamtes zeigen, dass e<strong>in</strong>e differenzierte<br />

Betrachtungsweise notwendig ist. Das Pauschalbild von „Komasäufern“ wird der dortigen<br />

heterogenen Jugendszene nicht gerecht.<br />

Es treffen sich von Größe, Altersstruktur und jugendkultureller Orientierung her sehr<br />

unterschiedliche Cliquen von Jugendlichen aus verschiedenen sozialen Milieus, dies <strong>in</strong><br />

erster L<strong>in</strong>ie Freitag- und Samstagabend. Die Jugendlichen kommen aus dem gesamten<br />

Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong>s.<br />

Diese Gruppen und Cliquen s<strong>in</strong>d sich zwar untere<strong>in</strong>ander nicht alle „grün“, arrangieren<br />

sich jedoch auf dem großen Gelände mite<strong>in</strong>ander. Etwa die Hälfte der Jugendlichen<br />

konsumiert nach E<strong>in</strong>schätzung der Streetworker<strong>in</strong>nen und Streetworker Alkohol, e<strong>in</strong><br />

43


kle<strong>in</strong>erer Teil davon auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Umfang, der unter die wissenschaftliche Def<strong>in</strong>ition von<br />

„b<strong>in</strong>ge dr<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g“ fällt. Schwerbetrunkene Jugendliche wurden nur vere<strong>in</strong>zelt angetroffen.<br />

Für e<strong>in</strong>en Großteil der Jugendlichen ist der Marienberg e<strong>in</strong> attraktiver Treffpunkt ohne<br />

selbstschädigende oder gefährdende Nebenersche<strong>in</strong>ungen. Verabredung, Partys,<br />

Geburtstagsfeiern, Sport, Musik hören, grillen und relaxen <strong>in</strong> der Clique stehen im<br />

Mittelpunkt. Die Jugendlichen zeigten sich den Streetworkern gegenüber durchaus<br />

gesprächsbereit. Erste Vor-Ort-Term<strong>in</strong>e des Jugendschutzbeauftragten im Mai 2008<br />

bestätigten die bisherigen E<strong>in</strong>drücke.<br />

Die Störungen der öffentlichen Ordnung und vor allen D<strong>in</strong>gen der öffentlichen Sicherheit<br />

halten sich <strong>in</strong> überschaubaren Grenzen. Nach Aussage der Polizei s<strong>in</strong>d Aggressionen<br />

gegenüber unbeteiligten Dritten, wie zum Beispiel Spaziergängern nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />

festzustellen, ebenso wenig wie gewalttätige Ause<strong>in</strong>andersetzungen zwischen den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Cliquen. E<strong>in</strong>zelne Diebstähle vor allem von Handys und Rucksäcken wurden<br />

der Polizei angezeigt.<br />

Nach E<strong>in</strong>schätzung der Verwaltung des Jugendamtes haben Jugendliche selbstverständlich<br />

das Recht, sich auch weiterh<strong>in</strong> im öffentlichen Raum zu treffen.<br />

Problematische Alkoholkonsummuster e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>eren Teils dieser Jugendlichen lassen<br />

sich nach übere<strong>in</strong>stimmender Auffassung von Polizei und Jugendhilfe nicht durch den<br />

verschärften Vollzug von Sondernutzungssatzungen oder der Grünanlagensatzung lösen.<br />

Eventuelle Platzverweise würden lediglich zu e<strong>in</strong>er Verschiebung bzw. Verlagerung<br />

dieses Problems führen.<br />

Informelle Treffpunkte von Jugendlichen im öffentlichen Raum wie am Marienberg<br />

erfordern <strong>in</strong> aller Regel ke<strong>in</strong> Großaufgebot von Polizei, Parkwacht und Streetworkern.<br />

Jugendhilfe sollte zu diesen Cliquen, Gruppen und Szenen von Jugendlichen über ihr<br />

Alltagsangebot (stadtteilorientierte Angebote wie K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser, Jugendtreffs<br />

und Streetwork) Kontakt aufbauen, Zugänge herstellen und entsprechende Freizeit- und<br />

Beratungsangebote für diese Jugendlichen bereithalten. Die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und<br />

Mitarbeiter des nächstgelegenen Jugendtreffs „Brixx“ <strong>in</strong> Ziegelste<strong>in</strong> werden auch 2008<br />

über Streetwork Kontakt zu der Jugendszene am Marienberg halten.<br />

Umfeld der Luise<br />

Die LUISE – The Cultfactory hat ihren festen Platz <strong>in</strong> der (Jugend-) Kulturszene im<br />

Großraum <strong>Nürnberg</strong>. Über 120 Veranstaltungen (Live-Musik, Workshops, Discos,<br />

Theaterveranstaltungen, Sonstige) und e<strong>in</strong>e Vielzahl von unterschiedlichen Besuchs- und<br />

Nutzungsmöglichkeiten (Nachmittagsöffnung, Café, Übungsräume, Tonstudio, Werkstatt,<br />

Jugendradioprojekt, Tanzgruppen, Vermietungen, Kooperationen etc.) werden von der<br />

Jugendkulture<strong>in</strong>richtung für Jugendliche und junge Erwachsene aus dem Stadtteil und der<br />

Gesamtstadt angeboten.<br />

Über 60.000 Besuche und durchwegs positive Rückmeldungen seitens der Besucher/<br />

-<strong>in</strong>nen und Nutzer/-<strong>in</strong>nen zeigen, dass mit dieser Angebotspalette die Zielgruppen erreicht<br />

werden. Als allgeme<strong>in</strong>e Zielgruppe werden Jugendliche zwischen 13 und 27 Jahren<br />

def<strong>in</strong>iert. Abweichungen nach oben und unten s<strong>in</strong>d nach Angebotsstruktur möglich. Der<br />

Altersschwerpunkt liegt bei den 14- bis 23-Jährigen.<br />

Ab der Jahresmitte 2006 wurde die Luise von Besucher/-<strong>in</strong>nen förmlich überrannt. Das<br />

Fassungsvermögen der E<strong>in</strong>richtung mit 400 Besucher/-<strong>in</strong>nen reichte oftmals nicht aus.<br />

Die Luise entwickelte sich zunehmend zu e<strong>in</strong>em „Szenetreffpunkt“ für Jugendliche und <strong>in</strong><br />

Spitzenzeiten versammelten sich bis zu 800 Jugendliche auf dem Gelände.<br />

Ungefähr die Hälfte dieser Jugendlichen nutzte die Freiflächen rund um die E<strong>in</strong>richtung<br />

als Treffpunkt und hatte wenig Interesse an den Angeboten des Hauses. Die<br />

Menschenmenge und die von ihr mitgebrachte Alkoholmenge brachten ziemlich schnell<br />

Konfliktpotentiale mit sich. Probleme entstanden vor allem mit dem übermäßigen<br />

Alkoholkonsum von m<strong>in</strong>derjährigen Jugendlichen. Alkohol wurde auch von der nahe<br />

gelegenen Tankstelle beschafft. Die daraus resultierenden Ersche<strong>in</strong>ungen, wie Müllberge,<br />

44


Lautstärke und Gefährdungspotentiale für Jugendliche erforderten verstärkte pädagogische<br />

Präsenz und brachten die E<strong>in</strong>richtung speziell im Bereich der Personalressourcen<br />

oft an die Grenzen des Machbaren.<br />

Vor diesen Konfliktpotentialen wurde <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit der Polizei, mit der<br />

Verwaltung des Jugendamtes und mit jugendpolitischen Vertreter/-<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> Maßnahmenmix<br />

aus Prävention, Intervention und Repression erarbeitet und erfolgreich umgesetzt.<br />

Durch hervorragende Kooperation und durch geme<strong>in</strong>same Bündelung unterschiedlicher<br />

Dienste und Angebote gelang es, die Situation erfolgreich zu bere<strong>in</strong>igen:<br />

Durch Mitwirkung des Jugendamtes, Abteilung Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />

(Suchtprävention und Jugendschutz) und der Abteilung K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit,<br />

Jugendsozialarbeit und Mobile Angebote, durch engagiertes, umsichtiges und fachlich<br />

sehr qualifiziertes Agieren der <strong>in</strong> unterschiedlicher Weise beteiligten Polizeiorgane, durch<br />

aufgrund von Sondermitteln möglichen E<strong>in</strong>satz zusätzlichen pädagogischen Personals,<br />

durch Kooperation mit der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule sowie durch zusätzliche<br />

Angebote aus der Luise heraus.<br />

Im 1. Quartal 2008 kann die Situation im Außenbereich als erheblich entspannt und als<br />

normalisiert e<strong>in</strong>geschätzt werden. E<strong>in</strong> Teil der Szene hat sich <strong>in</strong> den Bahnhofsbereich<br />

verlagert.<br />

Damit ist der an vielen Orten zu beobachtende und verstärkt stattf<strong>in</strong>dende oft<br />

ungehemmte Alkoholmissbrauch (von Jugendlichen) als aktuelles gesellschaftliches<br />

Problem ke<strong>in</strong>eswegs gebannt. Die Luise wird weiterh<strong>in</strong> im Verbund präventiv wirken.<br />

Umsetzung des Arbeitsprogramms <strong>Alkoholprävention</strong><br />

Stand: Juni 2008<br />

1. Broschüre „Jugendliche und Alkohol“<br />

Der Flyer „Jugendliche und Alkohol“ wurde im Oktober 2007 mit e<strong>in</strong>er Stückzahl von<br />

20.000 Stück neu aufgelegt.<br />

Zielgruppe s<strong>in</strong>d neben <strong>in</strong>teressierten Jugendlichen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Eltern, Pädagog<strong>in</strong>nen<br />

und Pädagogen, E<strong>in</strong>richtungen der Jugendhilfe, Schulen, Multiplikatoren,<br />

Gewerbetreibende, Veranstalter und Verkaufsstellen.<br />

Obwohl nach dem Jugendschutzgesetz der Erwerb und der Konsum von Alkohol durch<br />

M<strong>in</strong>derjährige klar geregelt ist, haben problematische Alkoholkonsummuster von K<strong>in</strong>dern<br />

und Jugendlichen <strong>in</strong> den letzten Jahren stark zugenommen. Die Broschüre gibt deshalb<br />

Auskunft, ab welchem Alter welche Art von Alkohol e<strong>in</strong>gekauft und konsumiert werden<br />

darf. E<strong>in</strong>e farblich gestaltete Tabelle benennt den erlaubten altersabhängigen<br />

Alkoholgenuss <strong>in</strong> der Öffentlichkeit. Neu dargestellt werden die Konsequenzen für die<br />

Verkaufsstellen, wenn sie verbotenerweise Alkohol abgeben. Nützliche Tipps für<br />

Pädagog<strong>in</strong>nen und Pädagogen werden aufgezeigt, ebenso wichtige Internetadressen und<br />

Beratungsstellen. Übermäßiger Alkoholkonsum <strong>in</strong> jungen Jahren kann auch beim Erwerb<br />

des Führersche<strong>in</strong>es Probleme bereiten. Hierüber wird ausführlich <strong>in</strong>formiert. E<strong>in</strong>ige<br />

Gewerbetreibende beachten auch nicht, dass im Rahmen des Gaststättengesetzes (§ 6<br />

GastG) e<strong>in</strong> nichtalkoholisches Getränk zum gleichen Preis wie e<strong>in</strong> vergleichbares (auch<br />

mengenmäßig) alkoholisches angeboten werden muss. Zudem muss jede Verkaufsstelle<br />

(auch Kioske) auf die gesetzlichen Vorschriften per Aushang h<strong>in</strong>weisen (§ 3<br />

Jugendschutzgesetz – JuSchG).<br />

E<strong>in</strong>e Ordnungswidrigkeit begehen nicht die K<strong>in</strong>der und Jugendlichen, sondern immer die<br />

Erwachsenen, die z.B. Alkohol an K<strong>in</strong>der verkaufen, den nichtgestatteten Aufenthalt <strong>in</strong><br />

Gaststätten/Diskotheken dulden oder wenn volljährige Freund<strong>in</strong>nen und Freunde Alkohol<br />

an M<strong>in</strong>derjährige weitergeben. Im Rahmen des Jugendschutzgesetzes s<strong>in</strong>d Bußgelder <strong>in</strong><br />

nicht unerheblicher Höhe möglich und variieren z.B. bei unerlaubter Alkoholabgabe<br />

zwischen 500 und 2000 , wobei die Höchstgrenze bei 50.000 liegt!<br />

45


2. Zusammenarbeit mit Polizei, Rechtsamt, Ordnungsamt und Gaststättenverband<br />

Die Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Dienststellen funktioniert seit<br />

Jahren sehr gut. Frühzeitige gegenseitige Informationen gewährleisten adäquates und<br />

abgestimmtes Handeln der jeweiligen Fachdienststelle. Notwendige Absprachen, z.B.<br />

Erhöhung des Bußgeldkataloges, werden immer im Vorfeld getroffen.<br />

3. Erhöhung des Ordnungswidrigkeiten-Bußgeldes<br />

Zum 01.06.2007 hat die Stadt <strong>Nürnberg</strong> den neuen Bußgeldkatalog des Bayerischen<br />

Landesjugendamtes mit erhöhten Bußgeldern übernommen. Die Bußgeldhöhe wird nun<br />

sehr differenziert berechnet, <strong>in</strong>sgesamt jedoch haben sich die Strafen drastisch erhöht.<br />

Dies macht sich auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mehrung der E<strong>in</strong>sprüche bemerkbar. Der abschreckende<br />

Charakter der neuen Bußgelder ist nicht zu verhehlen. Langsam entwickelt sich das<br />

Bewusstse<strong>in</strong> bei Veranstaltern und Gewerbetreibenden dah<strong>in</strong>gehend, dass Verstöße<br />

gegen das Jugendschutzgesetz ke<strong>in</strong>e Kavaliersdelikte s<strong>in</strong>d.<br />

4. Auflagenverschärfung<br />

In letzter Zeit genügten Androhungen von Auflagen nach § 7 JuSchG, ohne dass diese<br />

vollzogen werden mussten. Es bleibt festzuhalten, dass <strong>in</strong> aller Regel bereits die Androhung<br />

von Auflagen – z.B. Zutritt ab 18 Jahre – bei den Gewerbetreibenden e<strong>in</strong><br />

Umdenken im S<strong>in</strong>ne des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes zur Folge hat.<br />

5. „Saufpartys – Billigpartys“<br />

Über die Vere<strong>in</strong>barung der <strong>Nürnberg</strong>er Diskothekenbetreiber mit der Stadt <strong>Nürnberg</strong> auf<br />

den Verzicht der Durchführung von und Werbung für Saufpartys wurde dem<br />

Jugendhilfeausschuss bereits im November 2007 berichtet. Es sei nochmals darauf<br />

h<strong>in</strong>gewiesen, dass diese Vere<strong>in</strong>barung bundesweite Beachtung gefunden hat und die<br />

<strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken <strong>in</strong>zwischen auf die Werbung und Durchführung von Billigpartys<br />

im Großen und Ganzen verzichten. E<strong>in</strong>ige wenige Ausreißer (meist Gaststätten) wurden<br />

durch das Ordnungsamt abgemahnt bzw. es wurden „Saufpartys“ verboten. Der Betreiber<br />

der Diskothek am Kohlenhofareal, gegen den die Stadt <strong>Nürnberg</strong> gerichtliche Erfolge<br />

erzielte, hat <strong>in</strong>zwischen se<strong>in</strong>e Diskothek verkauft und e<strong>in</strong> stadtbekannter Gastronom führt<br />

nun diesen Betrieb, Zielgruppe allerd<strong>in</strong>gs sollen junge Menschen ab 21 Jahre se<strong>in</strong>. Im<br />

Moment ist es am Kohlenhof relativ ruhig, wahrsche<strong>in</strong>lich auch weil sich e<strong>in</strong> Teil der<br />

„Problem-Jugendlichen“ nun am Resigelände (mit mehreren Diskotheken) aufhält.<br />

Die Polizei stellt <strong>in</strong> den vergangenen Monaten e<strong>in</strong>en Rückgang der Körperverletzungsdelikte<br />

(häufig unter Alkohole<strong>in</strong>fluss) am Kohlenhofareal und der näheren<br />

Umgebung fest.<br />

6. Brief an alle <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen<br />

Wie schon berichtet, hat die Verwaltung des Jugendamtes zusammen mit dem<br />

Ordnungsamt alle <strong>Nürnberg</strong>er Tankstellen über das Jugendschutzgesetz und das<br />

Ladenschlussgesetz <strong>in</strong>formiert. Zum e<strong>in</strong>en g<strong>in</strong>g es um die Vorschriften des<br />

Jugendschutzgesetzes <strong>in</strong> Bezug auf den Alkoholverkauf, zum anderen um die Def<strong>in</strong>ition<br />

des Reisebedarfes nach dem Ladenschlussgesetz. Hier gab es bei den<br />

Tankstellenpächtern <strong>in</strong> den letzten Monaten des Jahres 2007 großen Informationsbedarf.<br />

Die Regelungen des Ladenschlussgesetzes werden weiterh<strong>in</strong> von den Polizeidienststellen<br />

überwacht und es erfolgen bei Verstößen Anzeigen. Nach polizeilichen Erkenntnissen<br />

zeigen die Kontrollen und die Maßnahmen der Verwaltungsbehörden (Bußgelderhöhung)<br />

Wirkung. Immer mehr Tankstellenpächter halten sich an die gesetzlichen Vorschriften.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs bleibt die Weitergabe von Alkoholika durch volljährige Freunde an M<strong>in</strong>derjährige<br />

weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> großes Problem, dem <strong>in</strong> Zukunft weiter entgegenzuwirken ist.<br />

46


7. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Im Sommer 2007 war das Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen und dessen mögliche<br />

negative Begleitersche<strong>in</strong>ungen (Gewaltexzesse, Körperverletzungen) <strong>in</strong> aller Munde.<br />

Zahlreiche Anfragen bei der Verwaltung des Jugendamtes mit folgenden Presseberichten<br />

belegen dieses Interesse. Inzwischen sche<strong>in</strong>t sich das Bewusstse<strong>in</strong> zu schärfen, dass<br />

dem exzessiven Alkoholkonsum von Jugendlichen geeignete Maßnahmen entgegenzusetzen<br />

s<strong>in</strong>d. Es bleibt zu hoffen, dass die Mentalität des Wegsehens e<strong>in</strong>er Mentalität<br />

des Handelns weicht. Bei e<strong>in</strong>em Test e<strong>in</strong>es Fernsehsenders <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem<br />

<strong>Nürnberg</strong>er Jugendschutzbeauftragten <strong>in</strong> der Fußgängerzone mit (Wasser) „saufenden“<br />

K<strong>in</strong>dern haben doch nicht wenige Erwachsene richtig reagiert und die K<strong>in</strong>der auf ihr<br />

Verhalten angesprochen. Das Instrument der Öffentlichkeitsarbeit wird deshalb weiterh<strong>in</strong><br />

entsprechend e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

8. Zusammenarbeit mit Bürgerämtern/Kirchweihen<br />

In den Sommermonaten 2007 wurden bei mehreren Kirchweihen Jugendschutzkontrollen<br />

durch Mitarbeiter des Jugendamtes durchgeführt. Durchweg wurden die Kontrollen bei der<br />

Bevölkerung positiv aufgenommen, auch bei vielen kontrollierten Jugendlichen wurde<br />

Verständnis gezeigt (z.B. im Juli im Volkspark Marienberg). Die Zusammenarbeit mit den<br />

Bürgerämtern bei Kirchweihen (koord<strong>in</strong>iert durch das Bürgeramt Nord) ist positiv verlaufen,<br />

da auch dort dr<strong>in</strong>gender Handlungsbedarf bestand. Bei e<strong>in</strong>em Kirchweihfest mit<br />

Problemen <strong>in</strong> den Vorjahren wurden bereits im Vorfeld mit der zuständigen Polizei<strong>in</strong>spektion<br />

West Tankstellen und Geschäfte aufgesucht und die E<strong>in</strong>haltung der Jugendschutzbestimmungen<br />

angemahnt.<br />

E<strong>in</strong>e „Hausordnung“ bzw. „Zeltordnung“ mit H<strong>in</strong>weisen auf K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz sowie<br />

Suchtprävention für die Wirte und Betreiber von Bierzelten wurde ausgearbeitet<br />

(s. Beilage 5.3).<br />

Es bleibt festzuhalten, dass natürlich auf den größeren Kirchweihen mehr Probleme <strong>in</strong><br />

Bezug auf Alkoholgenuss und deren Folgen bestehen als auf den etwas kle<strong>in</strong>eren mit<br />

ihrem doch noch dörflichen Charakter. Es ersche<strong>in</strong>t weiterh<strong>in</strong> notwendig, dass zum<strong>in</strong>dest<br />

stichprobenartige Kirchweihkontrollen stattf<strong>in</strong>den. Nachdem e<strong>in</strong>ige Kirchweihen nicht von<br />

den Bürgerämtern, sondern vom Süddeutschen Schaustellerverband durchgeführt<br />

werden, s<strong>in</strong>d für 2008 Gespräche mit diesem <strong>in</strong> Bezug auf den Alkoholkonsum<br />

M<strong>in</strong>derjähriger und Gegenmaßnahmen e<strong>in</strong>geplant.<br />

9. Suchtwoche der Bundesregierung im Juni 2007 –<br />

Lange Nacht der alkoholfreien Getränke<br />

Alle <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken wurden angeschrieben mit der Bitte an der Aktion<br />

teilzunehmen. Leider hat ke<strong>in</strong> kommerzieller Veranstalter das Angebot angenommen.<br />

Zwei städtische Jugende<strong>in</strong>richtungen und die Cultfactory Luise haben verschiedene<br />

Aktionen unternommen und somit den Jugendlichen Alternativen zum Alkoholkonsum<br />

aufgezeigt. Das von der Bundesregierung zur Verfügung gestellte Informationsmaterial<br />

wurde an alle Jugende<strong>in</strong>richtungen verteilt. Insgesamt betrachtet hatte die Verwaltung des<br />

Jugendamtes e<strong>in</strong>e größere Resonanz erwartet.<br />

10. Suchtwoche – Jugend- und Schülerparlament am 15.06.2007<br />

Das geplante Jugend- und Schülerparlament wurde Mitte April abgesagt:<br />

Aus der außerschulischen Jugendarbeit waren bis zum Anmeldezeitpunkt ke<strong>in</strong>e und aus<br />

den Schulen nur 21 schriftliche Anmeldungen e<strong>in</strong>gegangen. Für den geplanten Jugend-<br />

und Schülerstadtrat war die Teilnahme von 50–70 jungen Menschen notwendig.<br />

Aus dem Nicht-zustande-kommen des Jugend- und Schülerparlaments im Rahmen der<br />

Suchtwoche 2007 lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen:<br />

47


• E<strong>in</strong> Projekt dieser Größenordnung erfordert e<strong>in</strong>e langfristigere Vorbereitung und<br />

damit noch frühzeitigere Abstimmung zwischen Schule und Jugendhilfe. Der durch<br />

die bundesweite Suchtwoche vorgegebene <strong>in</strong>haltliche und zeitliche Rahmen ließ<br />

zu wenig Spielraum.<br />

• Die Auswahl des Zeitpunktes für e<strong>in</strong>e derartige Aktion ist nicht nur langfristig,<br />

sondern auch <strong>in</strong>haltlich auf Lehrpläne und Projekte der Jugendarbeit so<br />

e<strong>in</strong>zustellen, das e<strong>in</strong>e vertiefte E<strong>in</strong>stimmung und <strong>in</strong>tensive Bewerbung e<strong>in</strong>er<br />

solchen Aktion möglich ist – und dadurch nicht zuletzt alles getan wird, damit die<br />

Aktion selbst über e<strong>in</strong> hohes <strong>in</strong>haltliches Niveau verfügt.<br />

• Das Projekt verstand sich als e<strong>in</strong>maliges Projekt und nicht als Gründung e<strong>in</strong>es<br />

dauerhaften Jugend- und Schülerparlamentes.<br />

• Das Projekt muss nicht als Kompaktkurs „durchgezogen“ werden. Das „3-Tage-<br />

Modell“ wurde von den Veranstaltern der Suchtwoche vorgeschlagen.<br />

• Es s<strong>in</strong>d auch andere Formen der Durchführung denkbar, z.B. das Parlament trifft<br />

sich zu e<strong>in</strong>er Tagesveranstaltung unter der Bezeichnung Suchtprävention und<br />

Jugendschutz.<br />

Unabhängig von e<strong>in</strong>er Suchtwoche, wurden die Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> über Sucht,<br />

Suchtverhalten und die Folgen von Alkoholmissbrauch <strong>in</strong> unterschiedlichster Weise<br />

sowohl unterrichtet als auch mit Unterstützung der Suchtprävention des Jugendamtes<br />

<strong>in</strong>formiert.<br />

3. BM wird <strong>in</strong> Abstimmung mit dem Staatlichen Schulamt den <strong>Nürnberg</strong>er Schulen<br />

empfehlen, den Gesundheitstag aller bayerischer Schulen (Nachholtag für die<br />

Herbstferien) am 22.11.2008 als „Präventionstag“ mit dem Schwerpunkt<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> zu gestalten.<br />

11. Unterrichtse<strong>in</strong>heiten an Schulen<br />

Die Suchtprävention des Jugendamtes hat 2002 e<strong>in</strong> Konzept zu Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für<br />

Haupt-/Realschulen, Gymnasien um Förderzentren zum Umgang mit Alkohol erstellt.<br />

Diese Unterrichtse<strong>in</strong>heit wurde 2007 umgeschrieben bzw. ergänzt und erweitert um die<br />

Themen „Komasaufen“ und „Kofferraumsaufen“. Der geschlechtsspezifische Ansatz<br />

wurde berücksichtigt. Die Unterrichtse<strong>in</strong>heit wird von e<strong>in</strong>er Honorarkraft durchgeführt. Die<br />

Zielgruppe s<strong>in</strong>d Mädchen und Jungen zwischen 13 und 17 Jahren. In 90 M<strong>in</strong>uten wird<br />

<strong>in</strong>teraktiv mit der Zielgruppe gearbeitet. 2007 wurden 15 Schulklassen bedient. Bis 30.<br />

Juni 2008 kamen 40 Klassen <strong>in</strong> den Genuss dieser Unterrichtse<strong>in</strong>heit.<br />

12. Fachberatung, Team- und Projektberatung<br />

Zweiundzwanzig K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser, Schulen und E<strong>in</strong>richtungen des Kreisjugendr<strong>in</strong>gs<br />

erhielten Unterstützung und fachliche Beratung, wie sie Suchtprävention <strong>in</strong><br />

ihren Häusern umsetzen können. Unterschiedliche Ideen, Projekte, Kampagnen, Filme,<br />

Flyer und Plakate wurden vermittelt.<br />

13. Elternabende<br />

Elternabende mit dem Schwerpunkt Pubertät und Suchtgefahr wurden im Berichtszeitraum<br />

viermal an Gymnasien und Realschulen im Stadtgebiet abgehalten.<br />

14. MOVE – Motivierende Kurz<strong>in</strong>tervention mit riskant konsumierenden<br />

Jugendlichen<br />

Für die Gruppe riskant konsumierender Jugendlicher s<strong>in</strong>d Maßnahmen notwendig, die<br />

ihnen angemessene Unterstützung bieten, um e<strong>in</strong>e Entwicklung <strong>in</strong> Richtung Abhängigkeit<br />

zu verh<strong>in</strong>dern. Attraktiv für die Beratung von konsumierenden Jugendlichen s<strong>in</strong>d sie vor<br />

allem dadurch, dass sie <strong>in</strong> unterschiedlichen Situationen – auch „zwischen Tür und Angel“<br />

– stattf<strong>in</strong>den können. Im Berichtszeitraum führte die Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />

drei 3-tägige Fortbildungen für 54 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter der Offenen K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit an Schulen und Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer durch.<br />

48


15. HaLT – Hart am LimiT<br />

Die Stadtmission hat geme<strong>in</strong>sam mit der Suchtprävention und anderen<br />

Kooperationspartner/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong> breit angelegtes Präventionskonzept mit dem Namen Hart<br />

am LimiT – HaLT am 01.04.2008 begonnen. Bei HaLT werden Beratungsgespräche – das<br />

Erstgespräch f<strong>in</strong>det meist noch <strong>in</strong> der Kl<strong>in</strong>ik statt – und e<strong>in</strong> sozialpädagogisches<br />

Gruppenangebot (Risiko-Check) für betroffene Jugendliche durchgeführt und ihren Eltern<br />

Hilfestellung angeboten. Neben diesem sogenannten „Reaktiven Bauste<strong>in</strong>“ mit<br />

Präventionsangeboten für riskant konsumierende Jugendliche wird auf kommunaler<br />

Ebene der „Proaktive Bauste<strong>in</strong>“ im Rahmen der Suchtprävention und des K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutzes umgesetzt, der auf die Verh<strong>in</strong>derung jugendlichen Rauschtr<strong>in</strong>kens durch<br />

den verantwortungsbewussten Umgang mit Alkohol abzielt (siehe dazu die <strong>in</strong> der<br />

Anmeldung aufgeführten JHA-Vorlagen).<br />

16. Alkoholparcours Klarsicht<br />

Der Parcours Klarsicht steht für Bayern, laut Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung, im Berichtszeitraum und darüber h<strong>in</strong>aus leider nicht zur Verfügung.<br />

17. Theater: Relativ komischer Stoff<br />

Es handelt sich um e<strong>in</strong>en Beitrag zum Internationalen Drogentag am 26.06.2007.<br />

In dem Stück geht es um Spielen, Klauen, Sex, Drogen, Alkohol – willkommen <strong>in</strong> der Welt<br />

der Abhängigkeiten! Menschen verfallen dem Rausch des Geldausgebens, des Internets,<br />

des Fernsehkonsums – und schaffen es nicht, ohne fremde Hilfe davon zu lassen. Es wird<br />

so viel analysiert und therapiert wie nie zuvor – nicht immer mit Erfolg, aber stets mit<br />

großem Ernst. 1200 <strong>Nürnberg</strong>er Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler sahen das Stück <strong>in</strong> der<br />

Meisters<strong>in</strong>gerhalle.<br />

18. Infoscreen „Na Toll!“<br />

NA TOLL! ist e<strong>in</strong>e Öffentlichkeitsaktion der Stadt <strong>Nürnberg</strong> im Rahmen des Arbeitsprogramms<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> für Jugendliche. Ziel der Infoscreen-Kampagne ist die Reflexion<br />

des eigenen Konsumverhaltens und das Aneignen e<strong>in</strong>es verantwortungsbewussten<br />

Umgangs mit Alkohol. Dies wird möglich über e<strong>in</strong>e authentische Kommunikation,<br />

wenn Jugendliche <strong>in</strong> „ihrem Leben“ abgeholt werden. Alkohol soll für Jugendliche nicht<br />

mehr den hohen Stellenwert wie bisher haben.<br />

Primär soll die Altersgruppe der 14- bis 16-Jährigen erreicht werden. Mit klaren Aussagen<br />

und ungeschönten Informationen können sich die Jugendlichen ause<strong>in</strong>andersetzen.<br />

Jugendliche möchten attraktiv und cool se<strong>in</strong> – jedoch der übermäßige Alkoholgenuss lässt<br />

sie meist dumm dastehen und unattraktiv aussehen. Wie nimmt das Gegenüber mich<br />

wahr, wenn ich zu viel Alkohol getrunken habe? Welche Me<strong>in</strong>ung bildet sich das andere<br />

Geschlecht über me<strong>in</strong>en Zustand? Erreiche ich me<strong>in</strong> Ziel durch den exzessiven<br />

Alkoholgenuss?<br />

Vom 28.04.-07.05.2008 war das erste Motiv auf den Infoscreen-Tafeln <strong>in</strong> den U-<br />

Bahnhöfen zu sehen. Es nahm Bezug auf das beliebte Sichtreffen und Feiern im Freien.<br />

Mit dem Spruch „Zu viel Alkohol lässt Frühl<strong>in</strong>gsgefühle schrumpfen“ wollten wir<br />

Jugendliche animieren, sich Gedanken über die Wirkung ihres Alkoholkonsums zu<br />

machen. Wie dumm will ich vor den Anderen dastehen? B<strong>in</strong> ich cool, wenn ich besoffen<br />

b<strong>in</strong>? Will mich der tolle Typ noch küssen, wenn ich gerade „gekotzt“ habe? B<strong>in</strong> ich noch<br />

leistungsfähig, wenn ich getrunken habe? Weiß ich noch, wo es langgeht?<br />

Weitere Motive und Botschaften folgten zu „Rock im Park“ und der Fußballeuropameisterschaft.<br />

Danach werden anlässlich der Schulabschlussfeiern, dem Herbstvolksfest,<br />

Weihnachten, Silvester und zur Fasch<strong>in</strong>gssaison weitere Motive und Aussagen zur<br />

Thematik folgen.<br />

Die Infoscreen-Kampagne zur <strong>Alkoholprävention</strong> war e<strong>in</strong> Beitrag zur bayernweiten<br />

Aktionswoche gegen Alkoholmissbrauch von Jugendlichen vom 26.05.-01.06.2008.<br />

49


Motiv<br />

Hose<br />

Motiv<br />

Mädchen<br />

Motiv<br />

Hose<br />

Motiv<br />

Paar<br />

Motiv<br />

Paar<br />

Motiv<br />

Mädchen<br />

Motiv<br />

Paar<br />

28.04.-<br />

07.05.08<br />

30.05.-<br />

08.06.08<br />

09.06.-<br />

18.06.08<br />

04.07.-<br />

13.07.08<br />

29.08.-<br />

07.09.08<br />

22.12.-<br />

31.12.08<br />

15.02.-<br />

24.02.09<br />

Open Air<br />

Partys<br />

Merke: Zu viel Alkohol<br />

lässt Frühl<strong>in</strong>gsgefühle<br />

schrumpfen<br />

Rock im Park Merke: Zu viel Alkohol<br />

vermasselt dir den Rock-<br />

Auftritt<br />

EM Merke: Zu viel Alkohol<br />

macht dich zum<br />

Auswechselspieler<br />

Abschlussfeier Merke: Zu viel Alkohol und<br />

jede Abschlussfeier ist<br />

schnell zu Ende<br />

Herbstvolksfest Merke. Zu viel Alkohol und<br />

der Kopf fährt Achterbahn<br />

Weihnachten<br />

und Silvester<br />

Merke: Zu viel Alkohol<br />

heißt: „Abstürzen wie e<strong>in</strong><br />

Bl<strong>in</strong>dgänger“<br />

Fasch<strong>in</strong>g Merke: Zu viel Alkohol ist<br />

die pe<strong>in</strong>lichste Verkleidung<br />

50<br />

Viel Spaß mit der<br />

Clique und den Freiluft-<br />

Partys wünscht ...<br />

Tolle Tage bei Rock im<br />

Park wünscht ...<br />

E<strong>in</strong>e tolle Fußball-EM<br />

2008 wünscht ...<br />

Entspannte Abschlussfeiern<br />

und schöne<br />

Sommerferien wünscht<br />

...<br />

Viel Spaß beim<br />

Herbstvolksfest<br />

wünscht ...<br />

Schöne Weihnachts-<br />

und Silvesterpartys<br />

wünscht ...<br />

E<strong>in</strong>en schönen<br />

Fasch<strong>in</strong>g 2009 wünscht<br />

(Suchtprävention,<br />

K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutz) ...<br />

19. Mitmachparcours: „Be hard – dr<strong>in</strong>k soft“ 10.10.–12.10.2007<br />

Die Adressaten des Mitmachparcours waren Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler der Klassenstufen<br />

8 und 9. In <strong>Nürnberg</strong> haben die Bertolt-Brecht-Hauptschule, -Realschule und -Gymnasium<br />

sowie die Hauptschulen Neptunweg und Adalbert-Stifter (Julius-Leber-Straße) teilgenommen.<br />

Der Aufbau des Parcours erfolgte am 10.10.2007 vormittags <strong>in</strong> der Dreifachturnhalle<br />

Bertolt-Brecht-Schule. Von 12:00–16:00 Uhr fand e<strong>in</strong>e Schulung bzw. E<strong>in</strong>weisung für die<br />

Betreuung der verschiedenen Stationen statt. Zwanzig Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer,<br />

Jugendsozialarbeiter<strong>in</strong>nen und Jugendsozialarbeiter an Schulen, Elternbeiräte der Bertolt-<br />

Brecht-Schule, Mitarbeiter und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen der Abteilung Präventive K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendarbeit und Suchtprävention stellten sich für die Aktion zur Verfügung.<br />

Bei jedem Durchgang des Parcours (6 x 90 M<strong>in</strong>uten) waren ca. 120 Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schüler gleichzeitig <strong>in</strong> Aktion. Insgesamt waren ca. 700 Schüler an den acht Stationen<br />

beschäftigt. An den Stationen standen nicht nur die Wissensvermittlung über Alkohol,<br />

se<strong>in</strong>e Wirkungsweise, der gesundheitliche Aspekt und die gesetzlichen Voraussetzungen,<br />

sondern auch der Spaß und die Geschicklichkeit im Mittelpunkt. Beim Abschlussquiz<br />

konnten wir erkennen, dass die Informationen, die spielerisch erarbeitet wurden, durch die<br />

richtige Beantwortung der Fragen noch abrufbereit waren. Die teilnehmenden<br />

Elternbeiräte und Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrer gewannen neue E<strong>in</strong>blicke über ihre K<strong>in</strong>der bzw.<br />

Schüler und fachliche Erkenntnisse rund ums Thema Alkohol.<br />

Am 11.10.2007 fand e<strong>in</strong>e Pressekonferenz statt. Positiv über diese Aktion berichtet<br />

haben: Bayerisches Fernsehen Studio <strong>Nürnberg</strong>, <strong>Nürnberg</strong>er Nachrichten, <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Zeitung.<br />

Am 10.10.2007 wurde e<strong>in</strong> Elternabend <strong>in</strong> der Bertolt-Brecht-Schule abgesagt, weil sich<br />

nur drei Eltern dafür <strong>in</strong>teressierten. Bei der Wiederholung im November 2007 zeigten sich<br />

32 Eltern an dem Thema Alkohol <strong>in</strong>teressiert.<br />

Inzwischen bekundeten andere Schulen Interesse an dieser Aktion.


Das Bayerische Staatsm<strong>in</strong>isterium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz hat<br />

festgelegt, dass pro Jahr pro Regierungsbezirk der Mitmachparcours: „Be hard dr<strong>in</strong>k soft“<br />

nur zweimal ausgeliehen bzw. f<strong>in</strong>anziert werden kann. Das bedeutet für <strong>Nürnberg</strong>, dass<br />

wir 2008 nicht <strong>in</strong> den Genuss des Parcours kommen können.<br />

20. Ausstellung „Na toll!“ 28.01. –14.03.2008<br />

Die Landeszentrale für gesundheitliche Bildung <strong>in</strong> Bayern (LZG) stellte die<br />

Alkoholausstellung zur Verfügung.<br />

Lockere, teilweise provokant formulierte Merksätze wie „Mit Alkohol ist die Idealfigur<br />

dah<strong>in</strong>“ oder „Alkohol macht die Birne hohl“ sprechen Jugendliche direkt an und regten<br />

dazu an, sich weiter zu <strong>in</strong>formieren. 12 großformatige Ausstellungstafeln gehen auf<br />

verschiedene Aspekte des Themas e<strong>in</strong> und erläutern körperliche und psychische<br />

Wirkungen des Alkoholkonsums. Im Risikotest „wahr oder unwahr“ können<br />

Besucher<strong>in</strong>nen und Besucher vor Ort ihr Wissen zu Aussagen testen wie „Wird Alkohol im<br />

Schlaf schneller abgebaut?“ oder „Geht der Alkohol von kohlesäurehaltigen alkoholischen<br />

Getränken rascher <strong>in</strong>s Blut?“. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt NA TOLL! Hilfen und weist auf<br />

Alternativen h<strong>in</strong>. Die Ausstellung macht orig<strong>in</strong>elle Vorschläge, um Gruppendruck<br />

entgegenzutreten, denn „Wenn du ke<strong>in</strong>e Lust hast, Alkohol zu tr<strong>in</strong>ken, dann solltest du e<strong>in</strong><br />

paar Antworten parat haben, damit de<strong>in</strong>e Freunde dich nicht ständig nerven“. Rezepte für<br />

alkoholfreie Cocktails zeigen, dass Dr<strong>in</strong>ks auch ohne Alkohol schmecken können.<br />

Diese Ausstellung wurde <strong>in</strong> der Metropolregion <strong>Nürnberg</strong> vom 28.01.- 14.03.2008 <strong>in</strong> den<br />

Städten <strong>Nürnberg</strong>, Fürth, Erlangen, Bamberg und Roth gezeigt. In <strong>Nürnberg</strong> fand die<br />

Ausstellung im Januar im Jugendamt und im März im Willstätter-Gymnasium statt. Im<br />

Berichtszeitraum erreichten wir 16 Schulen, zwei K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser, 43 Klassen<br />

und 595 Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler. Wegen der großen Nachfrage wird die Ausstellung<br />

vom 07.10.-28.10.2008 erneut <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> an der Maria-Ward-Schule, der Städtischen<br />

Wirtschaftsschule und im K<strong>in</strong>der- und Jugendhaus „Geiza“ zu sehen se<strong>in</strong>.<br />

21. Na Toll! – Mitarbeiterschulung<br />

Was sollten bereits Jugendliche über Alkohol wissen? Wie können sie zu e<strong>in</strong>em<br />

verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol motiviert werden? Die Präventive K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendhilfe schulte am 28.01.2008 20 Student<strong>in</strong>nen und Studenten, sich mit jugendgerechten<br />

Informationen, eigenen E<strong>in</strong>stellungen gegenüber Alkohol ause<strong>in</strong>anderzusetzen<br />

und das Wissen über die gesundheitsschädigenden Folgen übermäßigen Alkoholkonsums,<br />

mit jugendgerechten Methoden, an Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler weiterzugeben.<br />

Diese Student<strong>in</strong>nen und Studenten können als freie Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter <strong>in</strong><br />

der Suchtprävention e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

22. Projekte der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> ist <strong>in</strong> den Jugendtreffs und K<strong>in</strong>der- und Jugendhäusern des<br />

Jugendamtes für 2008 und die Folgejahre e<strong>in</strong> wichtiger Arbeitsschwerpunkt.<br />

Folgende Projekte wurden bzw. werden von der Suchtprävention des Jugendamtes<br />

fachlich begleitet und aus Mitteln der Suchtprävention bezuschusst.<br />

„Die Südstadt kickt“ – JT Schloßäcker<br />

Mit diesem Streetsoccerturnier wurden <strong>in</strong>sbesondere 12- bis 18-jährige Jungs, die ihre<br />

Zeit auf öffentlichen Plätzen <strong>in</strong> der Südstadt verbr<strong>in</strong>gen, angesprochen. Das Turnier<br />

wurde geme<strong>in</strong>sam mit den Jugendlichen <strong>in</strong> der Südstadt geplant, organisiert und<br />

erfolgreich durchgeführt.<br />

Insgesamt nahmen ca. 220 Jugendliche teil.<br />

„Kick it like” – KiJH Gost<br />

Durch das 14-tägige Sportangebot <strong>in</strong> der Turnhalle der Preißlerschule des K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendhauses GOST und des Jugendtreffs „Westend“ wurden jeweils ca. 40 K<strong>in</strong>der und<br />

Jugendliche aus Gostenhof und Umgebung erreicht. Es wurden soziale Kompetenzen<br />

gefördert und das Selbstwertgefühl gesteigert.<br />

51


Straßenfußballliga – JT Johannis<br />

Im Stadtteil Johannis wurden <strong>in</strong>sgesamt 360 Jugendliche im Alter von 13–17 Jahren, die<br />

ihre Freizeit vorwiegend im öffentlichen Raum verbr<strong>in</strong>gen, motiviert, bei e<strong>in</strong>er wöchentlich<br />

stattf<strong>in</strong>denden Straßenfußballliga mitzumachen. Zuverlässigkeit, Toleranz, Akzeptanz,<br />

Fairness und Verb<strong>in</strong>dlichkeit zur Mitarbeit waren neben den sportlichen Voraussetzungen<br />

Bed<strong>in</strong>gung für die e<strong>in</strong>zelnen Teams.<br />

Wodka führt irre – JT Uhland<br />

Fünfzehn alkoholkonsumierende Mädchen und Jungen zwischen 13 bis 16 Jahren<br />

wurden gezielt mit dem Umgang mit Alkohol konfrontiert. Dabei wurden <strong>in</strong>sbesondere<br />

alternative Handlungsansätze zum Tr<strong>in</strong>ken aufgezeigt. Das eigene Tr<strong>in</strong>kverhalten wurde<br />

reflektiert, über Gefährdungen und Folgen von Alkoholkonsum wurde <strong>in</strong>formiert.<br />

Fitness für Mädchen – JT Johannis<br />

Im Durchschnitt 10 Mädchen im Alter von 12 bis 16 Jahren haben <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geschlechtsspezifischen<br />

Gruppe über fünf Monate Erfahrungen sammeln können, wie Bewegung/<br />

Sport, Gesundheit und Ernährung sich auf das Wohlbef<strong>in</strong>den auswirken.<br />

Osterfitnesswoche – JT MAX<br />

Die Mädchengruppe des Jugendtreffs MAX hat sich mit den Bereichen Ernährung,<br />

Bewegung und allgeme<strong>in</strong>es körperliches Wohlbef<strong>in</strong>den ause<strong>in</strong>andergesetzt und mehr<br />

Gesundheitsbewusstse<strong>in</strong> aufgebaut. Durch dieses Wissen können die Risiken von<br />

Tabak-, Alkohol- und illegalem Drogenkonsum besser e<strong>in</strong>geschätzt werden.<br />

„Erstellung e<strong>in</strong>es Musiksamplers zum Thema Alkohol“ – Luise – The Cultfactory<br />

Hier handelt es sich um e<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt des Kreisjugendr<strong>in</strong>gs <strong>Nürnberg</strong>-Stadt,<br />

des Bayerischen Jugendr<strong>in</strong>gs und der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe. 10 Bands<br />

haben sich <strong>in</strong> ihren Songbeiträgen für e<strong>in</strong>e CD kritisch mit dem Thema Alkohol<br />

ause<strong>in</strong>andergesetzt. In den Texten geht es um die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit der eigenen<br />

Person, den Lebensentwürfen, den Verhaltensmustern und den Gefühlswelten von<br />

Jugendlichen. Die CD wurde im Rahmen e<strong>in</strong>er Feier am 30.04.2008 e<strong>in</strong>em Fachpublikum<br />

vorgestellt.<br />

Projekt „Mitternachtssport“ – KiJH SUSPECT, JT Schwe<strong>in</strong>au und JT Schloßäcker<br />

Außergewöhnliche Freizeitangebote zu ungewöhnlichen Zeiten als Alternative zum<br />

Alkoholtr<strong>in</strong>ken und Rumhängen bieten Sportangebote, die dem Bewegungs- und<br />

Aktionsdrang von Jugendlichen angepasst s<strong>in</strong>d. Das 14-tägige Angebot, bestehend im<br />

Wechsel aus Fußball und Basketball wird jeweils von 23 Uhr bis 01:30 Uhr angeboten.<br />

„Auf euer Wohl“ – Streetwork Gostenhof-Ost<br />

Anhand e<strong>in</strong>es Alkoholquiz erfolgte die Kontaktaufnahme über Streetwork zu bis zu 200<br />

Jugendlichen im Stadtteil. Im Gespräch wurden die Risiken von Alkohol aufgezeigt und<br />

alternative Handlungsstrategien angeboten. Teilnehmende Jugendliche erhielten e<strong>in</strong>e<br />

„Katertüte“ bestehend aus Aufklärung zu Alkoholmissbrauch, e<strong>in</strong>em Kärtchen mit<br />

Hilfsadressen für Jugendliche <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> und e<strong>in</strong>em Kondom mit Nutzeranleitung.<br />

„Erste Hilfe bei Alkohol<strong>in</strong>toxikation“ – JT Westend<br />

16 Jugendliche erlernten und übten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Workshop zum Thema Erste Hilfe den<br />

Umgang mit Ersthelfersituationen. Der Schwerpunkt lag auf Alkoholvergiftung. Praktische<br />

Beispiele erläuterten, wie mit e<strong>in</strong>em stark Alkoholisierten verfahren wird, z.B. was macht<br />

der Rettungssanitäter bis zur Aufnahme im Kl<strong>in</strong>ikum. Jeder Teilnehmer erhielt e<strong>in</strong>en<br />

Nachweis über die Teilnahme am Kurs. Der Erfolg war so groß, dass dieses Angebot,<br />

mehrfach übers Jahr verteilt, wiederholt wird.<br />

„Mobile alkoholfreie Cocktailbar“ – Mobile Jugendarbeit<br />

Das Team Mobile Jugendarbeit baut gegenwärtig das Street`n Skatemobil zu e<strong>in</strong>er<br />

mobilen Cocktailbar um. Ziel ist es, e<strong>in</strong> alternatives, attraktives, alkoholfreies Getränkeangebot<br />

für Jugendliche bei Stadtteilfesten und Jugendveranstaltungen bereitzustellen.<br />

52


„Jugendliche fragen – Experten antworten“ – KiJH Wiese<br />

Kl<strong>in</strong>ikärzte, Pflegepersonal, Polizei, Sanitäter, Suchtpräventionsfachleute und Vertreter<br />

von Selbsthilfegruppen stellten sich den Fragen von Jugendlichen. 40 Jugendliche und<br />

Erwachsene haben sich über Alkohol und den Umgang mit Alkohol <strong>in</strong>formiert sowie sich<br />

über die Gedanken und Ideen von Fachkräften ausgetauscht.<br />

Resümee<br />

Das Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> deckt mit se<strong>in</strong>en Maßnahmen und Angeboten<br />

e<strong>in</strong> breites Spektrum ab: von ordnungsrechtlichem Jugendschutz über Angebote der<br />

Suchtprävention, Freizeit- und Beratungsangebote für alkoholkonsumierende Jugendliche<br />

bis h<strong>in</strong> zur Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Das Arbeitsprogramm wendet sich an alle für die Aufgabenstellung relevanten<br />

Zielgruppen:<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche, Eltern, Fachkräfte aus Jugendhilfe und Schule, <strong>in</strong>stitutionelle<br />

Kooperationspartner, Multiplikatoren, Gewerbetreibende und Veranstalter sowie die<br />

Öffentlichkeit.<br />

Das Gesamtpaket <strong>Alkoholprävention</strong> zeigt auf verschiedenen Ebenen bereits Wirkung:<br />

Restriktive Maßnahmen wie z.B. Bußgelderhöhung und verstärkte<br />

Jugendschutzkontrollen führen zu e<strong>in</strong>er gewissen (teilweise erzwungenen)<br />

E<strong>in</strong>sichtsfähigkeit von Anbietern, Gewerbetreibenden und Veranstaltern bezogen auf ihre<br />

Alkoholverkaufspolitik. Dies zeigt sich <strong>in</strong>sbesondere bei Veranstaltern und Wirten von<br />

Kirchweihen, Volksfesten und ähnlichen Veranstaltungen sowie bei Pächtern oder<br />

Besitzern von Tankstellen.<br />

E<strong>in</strong>richtungen der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit (K<strong>in</strong>der- und Jugendhäuser,<br />

Jugendtreffs) arbeiten <strong>in</strong>tensiv mit den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen (auch<br />

suchtmittelkonsumierenden K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen) an dieser Thematik.<br />

Informationsmaterialien zum Thema Alkoholkonsum von Jugendlichen werden verstärkt<br />

nachgefragt von Eltern, Fachkräften aus Jugendhilfe und Schule und<br />

Kooperationspartnern.<br />

Das Problem Alkoholkonsum wird nach E<strong>in</strong>schätzung der Verwaltung des Jugendamtes <strong>in</strong><br />

der Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen und ernsthafter diskutiert.<br />

Die <strong>in</strong>stitutionelle Zusammenarbeit mit Polizei, Ordnungsamt sowie Institutionen und<br />

E<strong>in</strong>richtungen der Jugend- und Suchthilfe verläuft weiterh<strong>in</strong> sehr konstruktiv. Die<br />

Konzipierung des Projektes HaLT zwischen verschiedenen Trägern und<br />

Kooperationspartnern (unter anderem auch aus dem Gesundheitsbereich) ist e<strong>in</strong> Beleg<br />

dafür.<br />

Weitere Planung<br />

Am 02.06.2008 konnte die neugeschaffene Planstelle des erzieherischen K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutzes mit den Schwerpunkten <strong>Alkoholprävention</strong> und Jugendmedienschutz<br />

besetzt werden.<br />

Dadurch können die weiteren im Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> beschriebenen<br />

Maßnahmen umgesetzt werden wie z.B.:<br />

• Erarbeitung e<strong>in</strong>er Informationsbroschüre „Jugendliche, Alkohol, Cannabis und<br />

Führersche<strong>in</strong>“<br />

• Intensivierung der Jugendschutzkontrollen und frühzeitige Kontaktaufnahme zu<br />

problematischen Veranstaltern/Gewerbetreibenden im Rahmen des<br />

ordnungsrechtlichen Jugendschutzes<br />

53


• Entwurf von Elternbriefen <strong>in</strong> den Fällen aufgegriffener und alkoholisierter<br />

M<strong>in</strong>derjähriger und verstärkte Kooperation mit Erziehungsberatungsstellen<br />

• Ausarbeitung e<strong>in</strong>es Ausbildungsmoduls für angehende Gastwirte (Industrie- und<br />

Handelskammer und Berufsausbildungswerk Mittelfranken)<br />

• Kontaktaufnahme und Absprachen mit dem Süddeutschen Schaustellerverband zum<br />

Thema Kirchweihen.<br />

54


Arbeitsbericht Suchtprävention<br />

Anmeldung<br />

56<br />

Beilage 8.0<br />

zur geme<strong>in</strong>samen Sitzung des Schul- und<br />

Jugendhilfeausschusses am 29. November 2007<br />

zur Tagesordnung der geme<strong>in</strong>samen Sitzung<br />

des Schul- und Jugendhilfeausschusses am 29. November 2007<br />

- öffentlicher Teil -<br />

I. Sachverhalt<br />

Suchtprävention ist e<strong>in</strong>e Kernaufgabe der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe.<br />

Die Aufgabenstellung der Suchtprävention leitet sich ab aus dem generellen Auftrag des<br />

§ 1 SGB VIII, auf der personenbezogenen Ebene junge Menschen <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>dividuellen<br />

und sozialen Entwicklung zu fördern, sowie auf struktureller Ebene positive<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen für junge Menschen und ihre Familien zu schaffen.<br />

Weitere Bezugspunkte s<strong>in</strong>d § 11 SGB VIII (Jugendberatung und gesundheitliche Bildung<br />

im Rahmen der Jugendarbeit), § 14 (Erzieherischer K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz) sowie<br />

§ 16 (Förderung der Erziehung <strong>in</strong> der Familie).<br />

Auf kommunaler Ebene bildet der Rahmenplan Suchthilfe e<strong>in</strong>e konzeptionelle<br />

Grundorientierung für alle Angebote und Maßnahmen der Suchtprävention <strong>in</strong> den<br />

Systemen Jugendhilfe und Suchthilfe.<br />

In der Neukonzeption der Drogenprävention der Psychosozialen Beratungsstelle (jetzt:<br />

Suchtprävention <strong>in</strong> der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe) s<strong>in</strong>d Zielsetzung,<br />

Arbeitsschwerpunkte und Methoden der Suchtprävention beschrieben.<br />

In den vergangenen Jahren wurde im Jugendhilfeausschuss mehrfach über Teilbereiche<br />

der Suchtprävention (z.B. <strong>Alkoholprävention</strong>) und zu Themen aus dem<br />

Schnittstellenbereich Suchtprävention und (erzieherischer) K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />

berichtet.<br />

Beratungsfolge<br />

GremiumSitzungsterm<strong>in</strong><br />

Inhalt<br />

Abstimmungsergebnis<br />

JHA 27.02.1992 Neukonzeption der Drogenprävention der<br />

Psychosozialen Beratungsstelle<br />

e<strong>in</strong>stimmig<br />

JHA 21.07.1994 Rahmenplan Suchthilfe e<strong>in</strong>stimmig<br />

Stadtrat<br />

12.07.1995 Rahmenplan Suchthilfe e<strong>in</strong>stimmig<br />

JHA 22.07.2004 Maßnahmen gegen Alkoholkonsum bei<br />

Jugendlichen<br />

Bericht<br />

JHA 21.07.2005 Arbeitsprogramm K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz e<strong>in</strong>stimmig<br />

JHA 15.12.2005 3. Wettbewerb Kommunale Suchtprävention<br />

„<strong>Alkoholprävention</strong> vor Ort“<br />

Bericht<br />

JHA 03.05.2007 Arbeitsprogramm <strong>Alkoholprävention</strong> e<strong>in</strong>stimmig


Seit den Beschlussfassungen von 1992 und 1995 haben sich im Bereich der Suchtprävention<br />

neue Entwicklungen ergeben, die Auswirkungen auf die <strong>in</strong>haltlich-konzeptionelle<br />

Ausrichtung dieses Arbeitsfeldes haben. Neue Formen von Sucht und damit verbunden<br />

neue Konsummuster haben sich entwickelt. Als Beispiel kann hier der Bereich<br />

stoffungebundener Suchtformen (Stichwort: neue Medien) genannt werden, der <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat.<br />

Die Angebote der Suchtprävention müssen zunehmend ausdifferenziert werden nach<br />

e<strong>in</strong>zelnen Ziel- und Adressatengruppen, nach unterschiedlichen Suchtmitteln,<br />

unterschiedlichen Konsummustern sowie aktuellen Trends und „Moden“ <strong>in</strong> den<br />

verschiedenen sozialen Milieus und jugendkulturellen Szenen.<br />

Veränderte gesetzliche Regelungen (Stichwort: Rauchen) bee<strong>in</strong>flussen ebenfalls die<br />

Nachfrage nach und die Angebotsstruktur von Suchtprävention.<br />

Verwaltungs<strong>in</strong>terne E<strong>in</strong>flussfaktoren, wie E<strong>in</strong>sparungen (Personal, Sachmittel) im Bereich<br />

der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe, veränderte Organisationsstrukturen und neue<br />

Aufgabenzuschnitte wirken sich ebenfalls auf das Angebot der Suchtprävention aus.<br />

Der Arbeitsbericht Suchtprävention geht auf die veränderten Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>,<br />

beschreibt als Bestandsaufnahme das derzeitige Angebot der Suchtprävention im<br />

Rahmen des Gesamtpaketes Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe, K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutz sowie Förderung der Erziehung <strong>in</strong> der Familie und benennt<br />

Arbeitsschwerpunkte für die weitere Planung <strong>in</strong> diesem Arbeitsfeld.<br />

II. Beilagen<br />

ke<strong>in</strong>e<br />

III. Bericht<br />

IV. Herrn OBM<br />

V. Herrn Ref. V<br />

Am<br />

Referat V<br />

57


Sachverhalt<br />

Arbeitsbericht Suchtprävention<br />

58<br />

Beilage 8.1<br />

zur geme<strong>in</strong>samen Sitzung des Schul- und<br />

Jugendhilfeausschusses am 29. November<br />

2007<br />

Ziele und Aufgaben der Suchtprävention<br />

Ziele und Aufgaben der Prävention mit dem Arbeitsschwerpunkt Suchtprävention als zentrale<br />

Aufgabe der Jugendhilfe leiten sich aus Sozialgesetzbuch VIII (SGB VIII – K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendhilfegesetz) ab.<br />

§ 1 Recht auf Erziehung, Elternverantwortung, Jugendhilfe<br />

(1) Jeder junge Mensch hat e<strong>in</strong> Recht auf Förderung se<strong>in</strong>er Entwicklung und auf Erziehung<br />

zu e<strong>in</strong>er eigenverantwortlichen und geme<strong>in</strong>schaftsfähigen Persönlichkeit. (...)<br />

(3) Jugendhilfe soll zur Verwirklichung des Rechts nach Absatz 1 <strong>in</strong>sbesondere<br />

1. junge Menschen <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>dividuellen und sozialen Entwicklung fördern und dazu<br />

beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen,<br />

2. Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Erziehung beraten und unterstützen,<br />

3. K<strong>in</strong>der und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl schützen,<br />

4. dazu beitragen, positive Lebensbed<strong>in</strong>gungen für junge Menschen und ihre Familien<br />

sowie e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>der- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen.<br />

Der erzieherische K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz ist (auch) Prävention und strukturell <strong>in</strong> das<br />

Gesamtangebot der Suchtprävention e<strong>in</strong>gebunden.<br />

§ 14 Erzieherischer K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />

(1) Jungen Menschen und Erziehungsberechtigten sollen Angebote des erzieherischen<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes gemacht werden.<br />

(2) Die Maßnahmen sollen<br />

1. junge Menschen befähigen, sich vor gefährdenden E<strong>in</strong>flüssen zu schützen und sie zu<br />

Kritikfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit und Eigenverantwortlichkeit sowie zur<br />

Verantwortung gegenüber ihren Mitmenschen führen,<br />

2. Eltern und andere Erziehungsberechtigte besser befähigen, K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

vor gefährdenden E<strong>in</strong>flüssen zu schützen.<br />

Angebote der Suchtprävention nehmen auch Bezug auf SGB VIII § 11 (Jugendarbeit)<br />

und § 16 (Allgeme<strong>in</strong>e Förderung der Erziehung <strong>in</strong> der Familie).<br />

§ 11 benennt als Schwerpunkte der K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit unter anderem<br />

Jugendberatung und gesundheitliche Bildung.<br />

Der Aspekt gesundheitliche Bildung kommt im Rahmen der Angebote der Suchtprävention<br />

für E<strong>in</strong>richtungen der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit zum Tragen, zum Beispiel durch<br />

Fortbildungen für hauptamtliche Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter wie „MOVE“ (Motivierende<br />

Kurz<strong>in</strong>tervention <strong>in</strong> der Jugendarbeit) oder <strong>in</strong> die Alltagsarbeit von K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendhäusern und Jugendtreffs e<strong>in</strong>gebundene Projekte zur <strong>Alkoholprävention</strong>.


Angebote der Suchtprävention stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em engen fachlichen Bezug zur<br />

Gesundheitsförderung zum Beispiel im Rahmen der Umsetzung der „Rauchfreien Schule<br />

Bayern“ durch sogenannte Raucherentwöhnungskurse für Schüler und Lehrer, durch die<br />

Erstellung von Informationsmaterialien, die Konzipierung von Fortbildungen zu Themen wie<br />

zum Beispiel Aids und Essstörungen oder die Entwicklung von Unterrichtse<strong>in</strong>heiten zu<br />

Suchtmitteln wie Nikot<strong>in</strong>, Alkohol und Cannabis.<br />

Nach § 16 sollen Eltern und anderen Erziehungsberechtigten Leistungen der allgeme<strong>in</strong>en<br />

Förderung der Erziehung <strong>in</strong> der Familie angeboten werden, damit diese ihre<br />

Erziehungsverantwortung (besser) wahrnehmen können.<br />

§ 16 bildet den konzeptionellen Rahmen für die Angebote der Erziehungsberatung,<br />

Familienbildung und der „Kampagne Erziehung“.<br />

Das Konzept der Kampagne Erziehung sieht vor, Eltern und alle, die K<strong>in</strong>der erziehen, <strong>in</strong> ihrer<br />

Kompetenz zu fördern und e<strong>in</strong> positives Erziehungsklima <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> zu schaffen. Familien<br />

sollen bei der Ausübung ihrer erzieherischen Verantwortung unterstützt werden und es<br />

sollen ihnen umfassende Hilfestellungen an die Hand gegeben werden.<br />

Die Kampagne Erziehung setzt die Wertschätzung von Erziehung und Erziehenden voraus,<br />

knüpft an den Fähigkeiten und Stärken an und vermittelt positive Botschaften. Die zentrale,<br />

primärpräventive Botschaft lautet: „Stark durch Erziehung“.<br />

Sucht<br />

Def<strong>in</strong>itionen und Begriffe<br />

Suchtmittel s<strong>in</strong>d psychoaktive Substanzen, die das <strong>in</strong>dividuelle Bef<strong>in</strong>den bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Pr<strong>in</strong>zipiell kann jede psychoaktive Substanz zum Suchtmittel werden. Das Suchtpotential<br />

beschreibt die „Eigenschaften“ e<strong>in</strong>er Substanz, abhängiges Verhalten zu erzeugen. Es gibt<br />

Substanzen, die häufiger und schneller zur Abhängigkeit führen können als andere.<br />

Zum Beispiel hat Nikot<strong>in</strong> e<strong>in</strong> höheres Suchtpotential als Alkohol, d.h., Nikot<strong>in</strong> wirkt schneller<br />

abhängigkeitserzeugend. Das Suchtpotential e<strong>in</strong>er Substanz erlaubt jedoch ke<strong>in</strong>e<br />

Rückschlüsse auf das Ausmaß der Gesundheitsschäden, die durch ihren Konsum<br />

hervorgerufen werden können.<br />

Suchterkrankungen s<strong>in</strong>d, abgesehen von möglichen genetischen Ursachen und weiteren, <strong>in</strong><br />

der Persönlichkeit liegenden Gründen, erheblichen E<strong>in</strong>flüssen aus dem gesellschaftlichen<br />

Umfeld unterworfen, wie z.B. Milieu- und Gruppenfaktoren, Genuss- und<br />

Konsumgewohnheiten und dem Zugang bzw. den Zugangsmöglichkeiten („Griffnähe“) zum<br />

suchterzeugenden Stoff.<br />

Der Gebrauch von Suchtmitteln bewegt sich zwischen den Polen „Lebensstil“ und<br />

„Krankheit“. Suchtmittelkonsum und Rauscherleben werden im soziokulturellen Kontext<br />

erworben und entsprechend bewertet. Jede Gesellschaft hat ihre speziellen Verständnis-<br />

und Umgehensweisen mit psychotropen Substanzen. Sie s<strong>in</strong>d auf verschiedene Stoffe<br />

bezogen und von Kultur zu Kultur unterschiedlich ausgeprägt.<br />

Nach den Begriffsbestimmungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird zwischen<br />

Substanzmissbrauch, Substanzabhängigkeit und nicht stoffgebundenen Formen<br />

unterschieden. Zur Gruppe der nicht stoffgebundenen Abhängigkeiten gehören z.B.<br />

Essstörungen und pathologisches Spielen.<br />

Suchtproblematik bei den Adressaten der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />

Hauptadressatengruppe der Suchtprävention s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong>der und Jugendliche sowie Familien.<br />

Eltern fragen die Angebote der Suchtprävention <strong>in</strong> aller Regel als Erziehungsberechtigte ab,<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> manchen Fällen jedoch auch als Konsumenten von Suchtmitteln tangiert.<br />

Der Konsum von Suchtmitteln bewegt sich zwischen den Polen Genuss, riskantem Konsum,<br />

Missbrauch und Abhängigkeit. Die Adressatengruppe der K<strong>in</strong>der und Jugendlichen im<br />

Rahmen der Suchtprävention agiert <strong>in</strong> ihrem Verhalten überwiegend <strong>in</strong>nerhalb der ersten<br />

59


drei Werte dieser Skala. Weit verbreitet s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> häufig unreflektierter Genuss und riskanter,<br />

gesundheitsgefährdender Konsum von verschiedenen Suchtmitteln. Die Übergänge zum<br />

Missbrauch s<strong>in</strong>d dabei fließend. Abhängigkeiten liegen <strong>in</strong> aller Regel (noch) nicht vor. Bei<br />

K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen spielen Aspekte wie Probieren, Experimentieren und Austesten<br />

(von Risiken) e<strong>in</strong>e entscheidende Rolle.<br />

Suchtmittel<br />

Die legalen Suchtmittel Tabak und Alkohol s<strong>in</strong>d bei der Zielgruppe von K<strong>in</strong>dern und<br />

Jugendlichen ab ca. 12 Jahren am weitesten verbreitet.<br />

Das Trendrauchen „Shisha“ erfreut sich auch unter Jugendlichen <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

zunehmender Beliebtheit.<br />

„Schnüffeln“ (Schnüffelstoffe <strong>in</strong> Form von organischen, chemisch hergestellten<br />

Lösungsmitteln) verläuft nach den Erfahrungen der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe <strong>in</strong><br />

Wellenbewegungen, wird vorrangig von der Altersgruppe der K<strong>in</strong>der und jüngeren<br />

Jugendlichen (ca. 11–14 Jahre) praktiziert und spielt sich sehr stark im Kontext von Cliquen<br />

und Peergroups ab.<br />

Im Bereich der legalen Suchtmittel spielen Medikamente auch <strong>in</strong> den jüngeren<br />

Altersgruppen zunehmend e<strong>in</strong>e größere Rolle. Es liegen allerd<strong>in</strong>gs bisher kaum gesicherte<br />

Erkenntnisse zur Häufigkeit von Medikamentenmissbrauch und Abhängigkeit <strong>in</strong> der<br />

Gesamtbevölkerung und <strong>in</strong> den verschiedenen Altersgruppen vor. Neben den „Klassikern“,<br />

die häufig auch ohne ärztliches Rezept erhältlich s<strong>in</strong>d, wie z.B. Beruhigungs- und<br />

Schlafmittel sowie Schmerzmitteln, kommen verstärkt auch bei Jugendlichen „Lifestyle-<br />

Medikamente“, wie z.B. Appetitzügler, zum E<strong>in</strong>satz.<br />

Im Bereich der illegalen Suchtmittel ist Cannabis die mit Abstand am häufigsten konsumierte<br />

Substanz bei Jugendlichen.<br />

„Halluz<strong>in</strong>ogene“ Suchtmittel (Ecstasy, Speed, Amphetam<strong>in</strong>e, Koka<strong>in</strong>, LSD) spielen im<br />

Vergleich mit Cannabis e<strong>in</strong>e deutlich ger<strong>in</strong>gere Rolle.<br />

Konsumenten von Opiaten (<strong>in</strong>sbesondere Hero<strong>in</strong>) s<strong>in</strong>d aufgrund der häufig schon<br />

vorliegenden Abhängigkeit im Rahmen der Suchtprävention die Ausnahme.<br />

Die stoffungebundenen Suchtformen haben <strong>in</strong> den vergangenen 15 Jahren stark an<br />

Bedeutung gewonnen. Essstörungen, wie Magersucht oder Bulimie, s<strong>in</strong>d vor allem unter<br />

Mädchen weit verbreitet. Unzufriedenheit mit den eigenen Körpermaßen und das Bestreben,<br />

den Vorbildern aus Musik, Sport und Mode nachzueifern, s<strong>in</strong>d Beweggründe für das<br />

Hungern, um die Figur dem „Schlankheitswunsch“ anzupassen.<br />

Selbstverletzungen (<strong>in</strong> der Jugendlichensprache häufig als „Ritzen“ bezeichnet) s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />

weitere, <strong>in</strong> der Öffentlichkeit bisher kaum beachtete „Suchtform“, mit der schwierige oder<br />

traumatische Erlebnisse zum Ausdruck gelangen. Da bei Selbstverletzungen von e<strong>in</strong>er sehr<br />

hohen Dunkelziffer auszugehen ist, können über die Verbreitung ke<strong>in</strong>e gesicherten<br />

Aussagen gemacht werden. Fakt ist jedoch, dass sich die Anfragen und Beratungswünsche<br />

zu dieser Problematik <strong>in</strong> den vergangenen Jahren im Rahmen der Suchtprävention deutlich<br />

erhöht haben.<br />

Gesteigertes bzw. übersteigertes, den eigenen f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten nicht angemessenes<br />

Konsumverhalten führt bei Jugendlichen zunehmend zur Verschuldung. Es kann<br />

davon ausgegangen werden, dass jeder fünfte Jugendliche <strong>in</strong>zwischen Schulden bei der<br />

Bank, Mobilfunkanbietern, Versandhäusern oder bei Freunden hat.<br />

Handy, Internet und PC-Spiele s<strong>in</strong>d weitere Themen im Bereich stoffungebundener Suchtgefahren.<br />

Dazu wurde dem Jugendhilfeausschuss im Rahmen der Vorstellung des Arbeits-<br />

programmes K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz am 21.07.2005 bereits gesondert berichtet.<br />

60


Adressaten und Angebote von Suchtprävention<br />

Das Angebot der Suchtprävention richtet sich an:<br />

o K<strong>in</strong>der und Jugendliche<br />

o Eltern und Erziehungsberechtigte<br />

o Fachkräfte <strong>in</strong>sbesondere aus den Bereichen Jugendhilfe und Schule<br />

o Multiplikatoren<br />

o Kooperationspartner aus den Bereichen Jugend- und Suchthilfe<br />

o Öffentlichkeit<br />

Kernangebote der Suchtprävention s<strong>in</strong>d:<br />

o Information und Beratung für alle o.a. Adressatengruppen<br />

o Erstellen von Informationsmaterialien (zum Beispiel Flyer, Broschüren,<br />

Unterrichtse<strong>in</strong>heiten)<br />

o Schulung, Qualifizierung und Fortbildung von Fachkräften und Multiplikatoren<br />

o Projekte, Freizeit- und Beratungsangebote für K<strong>in</strong>der und Jugendliche,<br />

<strong>in</strong>sbesondere im Bereich der Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />

o Kampagnen und Öffentlichkeitsarbeit<br />

Kooperation und Vernetzung<br />

Die Suchtprävention des Jugendamtes kooperiert auf regionaler Ebene sehr eng mit<br />

E<strong>in</strong>richtungen und Beratungsstellen der Jugend- und Suchthilfe (<strong>in</strong>sbesondere aus dem<br />

Bereich der freien Träger), dem Suchtbeauftragten der Stadt, dem Gesundheitsamt,<br />

Krankenkassen, Selbsthilfegruppen, Polizei und Justiz.<br />

Diese Kooperation und Vernetzung erfolgt sowohl anlass-, themen- und projektbezogen als<br />

auch auf struktureller Ebene <strong>in</strong> Form von Facharbeitskreisen wie zum Beispiel dem<br />

Arbeitskreis Drogen, dem AK Legale Drogen und dem AK Essstörungen.<br />

Diese Besprechungen dienen dem Informations- und Erfahrungsaustausch sowie der<br />

Planung und der konzeptionellen Weiterentwicklung des Arbeitsfeldes Suchtprävention.<br />

Auf überregionaler Ebene erfolgt regelmäßige Kooperation mit dem Bayerischen<br />

Staatsm<strong>in</strong>isterium für Unterricht und Kultus (StMUK), dem Bayerischen Staatsm<strong>in</strong>isterium für<br />

Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz (StMUGV), der Landeszentrale für Gesundheit<br />

<strong>in</strong> Bayern (LZG), der Aktion Jugendschutz-Landesarbeitsstelle Bayern e.V., der Bayerischen<br />

Akademie für Suchtfragen (BAS) und für das Arbeitsfeld der staatlichen Schulen mit der<br />

Regierung von Mittelfranken.<br />

Ressourcen<br />

Sachmittel<br />

Die Ansätze der Suchtprävention haben sich <strong>in</strong> den vergangenen Jahren durch Maßnahmen<br />

zur Haushaltskonsolidierung (<strong>in</strong>sbesondere das Sparpaket 2004) und Umschichtung von<br />

Mitteln aus der Suchtprävention <strong>in</strong> den Bereich „Kampagne Erziehung“ deutlich verr<strong>in</strong>gert.<br />

2002 standen für Suchtprävention noch 90.000 zur Verfügung, 2007 liegt dieser Ansatz nur<br />

noch bei 30.000 .<br />

61


Personal<br />

Bis 2004 standen 2,5 Stellen für die Aufgaben der Suchtprävention zur Verfügung.<br />

2007 s<strong>in</strong>d dies nur noch 1,3 Stellen (1 Vollzeitstelle mit 38,5 Wochenarbeitsstunden und<br />

1 Teilzeitstelle mit 12 Wochenarbeitsstunden).<br />

Das Bayerische Staatsm<strong>in</strong>isterium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen gewährt<br />

für den gesamten Bereich der Suchtprävention des Jugendamtes e<strong>in</strong>en jährlichen<br />

Personalkostenzuschuss <strong>in</strong> Höhe von 34.000 .<br />

Weitere Planung und zukünftige Arbeitsschwerpunkte<br />

Bis 2006 orientierte sich die Angebotsstruktur der Suchtprävention an e<strong>in</strong>er stark<br />

<strong>in</strong>stitutionellen Zuordnung entlang der Bereiche K<strong>in</strong>dertagesstätten, Schule sowie K<strong>in</strong>der-<br />

und Jugendarbeit.<br />

Im Rahmen der Organisationsreform des Referates V wurde Anfang 2007 das Arbeitsfeld<br />

„Kampagne Erziehung“ mit den beiden zuständigen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen organisatorisch aus<br />

dem Bereich Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe herausgelöst und <strong>in</strong> die neue Abteilung<br />

„Erziehungsberatung, Familienbildung und Kampagne Erziehung“ <strong>in</strong>tegriert.<br />

E<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> der „Kampagne Erziehung“ war bisher mit etwa der Hälfte ihrer Arbeitszeit<br />

für suchtpräventive Angebote im Bereich der K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungen zuständig. Diese<br />

Aufgabe wird auch unter geänderter Organisationsstruktur im Rahmen der „Kampagne<br />

Erziehung“ weitgehend aufrechterhalten.<br />

Die Verwaltung des Jugendamtes hat sich entschieden, die restlichen personellen<br />

Ressourcen nicht mehr strikt e<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong>stitutionellen Bereichen (Schule und K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendarbeit) zuzuordnen, sondern die Angebote der Suchtprävention stärker an Themen,<br />

Problemstellungen, aktuellen Entwicklungen an e<strong>in</strong>zelnen Adressatengruppen und deren<br />

Lebenswelten zu orientieren.<br />

Dies bedeutet:<br />

• für die Bereiche Schule und K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit wird e<strong>in</strong> Basisangebot an<br />

Suchtprävention beibehalten.<br />

Dies bedeutet für den Bereich Schule auch weiter (fachliche) Beratung, Information,<br />

Schulung, Fortbildung und Qualifizierung von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern, die<br />

Konzipierung von Unterrichtse<strong>in</strong>heiten zu verschiedenen Suchtmitteln sowie die<br />

Fortführung bewährter Projekte, wie z.B. „Be hard – dr<strong>in</strong>k soft“, „Be smart! Don´t start“<br />

(Nichtraucherwettbewerb), Ausstellung „Boys and Girls“ sowie die Entwicklung neuer<br />

Projekte, wie z.B. „Klarsicht“ (e<strong>in</strong>e Ausstellung mit Mitmachparcours zu den Themen<br />

Tabak und Alkohol).<br />

Im Bereich der (Offenen) K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit erfolgt weiterh<strong>in</strong> Fachberatung auf<br />

Anfrage, die Fortführung des Fortbildungsangebotes für Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter<br />

„Move“ sowie die Beratung und fachliche Begleitung bei Projekten zur Suchtprävention<br />

mit K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen aus den E<strong>in</strong>richtungen der Offenen K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendarbeit (Jugendamt und Kreisjugendr<strong>in</strong>g).<br />

• Darüber h<strong>in</strong>aus werden zukünftig verstärkt aktuelle Themen und Problemstellungen<br />

berücksichtigt, wie z.B. die Thematik „PC-Sucht“.<br />

• Für 2008 und die Folgejahre ist entsprechend dem Beschluss des<br />

Jugendhilfeausschusses vom 3. Mai 2007 die Umsetzung des Maßnahmenpaketes<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> e<strong>in</strong> wesentlicher Arbeitsschwerpunkt. Für diese Aufgabe stehen –<br />

vorbehaltlich der Zustimmung des <strong>Nürnberg</strong>er Stadtrates bei den Haushaltsberatungen<br />

2008 – zusätzliche personelle und f<strong>in</strong>anzielle Ressourcen zur Verfügung.<br />

Die Suchtprävention ist dabei mit folgenden Angeboten und Maßnahmen beteiligt:<br />

- Konzipierung, Planung und Mitwirkung bei dem Projekt „HaLT“ (Hart am LimiT –<br />

Beratung von K<strong>in</strong>dern, Jugendlichen und deren Eltern nach e<strong>in</strong>er Alkohol<strong>in</strong>toxikation)<br />

62


- Bearbeitung der Thematik Führersche<strong>in</strong> und Drogen (speziell Alkohol und Cannabis)<br />

<strong>in</strong>klusive der Entwicklung von Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für Fahrschüler zu diesem Thema<br />

- Elternabende an Schulen und Kooperation mit Elternbeiräten zum<br />

Schwerpunktthema Alkohol (Aspekte der Suchtprävention und des K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutzes)<br />

- „Klarsicht“ – e<strong>in</strong>e Ausstellung <strong>in</strong>klusive Mitmachparcours für <strong>Nürnberg</strong>er Schulen zum<br />

Thema Tabak und Alkohol<br />

- Öffentlichkeitsarbeit mit „Infoscreen“ (Kampagne <strong>Alkoholprävention</strong>)<br />

- Koord<strong>in</strong>ation, Beratung und Begleitung von Projekten zur <strong>Alkoholprävention</strong> <strong>in</strong> der<br />

Offenen K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit.<br />

• Die Planungen der beiden Bereiche Suchtprävention sowie K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz/<br />

Jugendmedienschutz s<strong>in</strong>d aufgrund der geme<strong>in</strong>samen Schnittstellen eng verzahnt und<br />

werden aufe<strong>in</strong>ander abgestimmt, um Synergieeffekte zu erzielen.<br />

63


Interview Präventive Jugendhilfe und Jugendschutz<br />

Jugendamt der Stadt <strong>Nürnberg</strong><br />

<strong>in</strong>: R<strong>in</strong>gfrei Nr. 46, Nov 08<br />

Zeitschrift des Kreisjugendr<strong>in</strong>gs <strong>Nürnberg</strong>-Stadt<br />

1) Die Aufgabe des Jugendschutzes ist geregelt im Jugendschutzgesetz. Welche Aufgaben<br />

ergeben sich daraus für das Jugendamt <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong>?<br />

Popp: Nicht nur das Jugendschutzgesetz ist für den K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz wichtig. In<br />

vielen Gesetzen s<strong>in</strong>d weitere Regelungen vorhanden, z.B. im Strafgesetzbuch die<br />

„Verbreitung pornographischer Schriften“. Grundsätzlich kann der K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Drei-Säulen-Systematik dargestellt werden:<br />

Der ordnungsrechtliche Jugendschutz setzt die gesetzlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Der<br />

erzieherische K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz unterstützt die Jugendlichen beim Umgang und der<br />

aktiven eigenen Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den vielfältigen Gefährdungspotentialen. Der<br />

strukturelle K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz befasst sich mit den Lebensbed<strong>in</strong>gungen junger<br />

Menschen. Diese drei Säulen unter dem Dach der Prävention s<strong>in</strong>d mite<strong>in</strong>ander verknüpft,<br />

durchdr<strong>in</strong>gen sich gegenseitig und s<strong>in</strong>d aufe<strong>in</strong>ander bezogen. Nur durch diese<br />

Verschränkung kann e<strong>in</strong> effizienter Ansatz des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes gel<strong>in</strong>gen.<br />

Die Aufgaben des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes ergeben sich aus den Zielsetzungen. Der<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz achtet auf die E<strong>in</strong>haltung der Bestimmungen des gesetzlichen<br />

Jugendschutzes, <strong>in</strong>sbesondere des Jugendschutzgesetzes und des Jugendmedienschutz-<br />

Staatsvertrages. Er will K<strong>in</strong>der- und Jugendliche <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>dividuellen und sozialen<br />

Entwicklung fördern und e<strong>in</strong>e positive Kultur des Aufwachsens schaffen, <strong>in</strong> der potentielle<br />

Gefährdungen wenig Chancen zur Entfaltung haben. Junge Menschen sollen befähigt<br />

werden, sich vor gefährdenden E<strong>in</strong>flüssen zu schützen und sie sollen Kritik-,<br />

Entscheidungsfähigkeit und Eigenverantwortlichkeit e<strong>in</strong>üben können. Der Ansatz des K<strong>in</strong>derund<br />

Jugendschutzes will auch Eltern und andere Erziehungsberechtigte dabei unterstützen,<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche vor gefährdenden E<strong>in</strong>flüssen zu schützen.<br />

2) Mit dem Jugendschutz verbunden s<strong>in</strong>d auch Begriffe wie „Vorschriften, Verbote und<br />

Kontrollen“. Neben der Ahndung von Verstößen gegen das Gesetz hat der präventive<br />

Jugendschutz aber deutlich an Bedeutung gewonnen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung,<br />

welchen Erfolg versprechen Verbote, welche Chancen bieten präventive Angebote?<br />

Gref: Um die Wirkung präventiver Angebote beurteilen zu können, müsste man sich<br />

zunächst e<strong>in</strong>mal über Ziele, Aufgaben, Angebote, Qualitätsstandards und Adressaten von<br />

Präventiver Jugendhilfe verständigen. Der Begriff Prävention wird zwar fast schon <strong>in</strong>flationär<br />

verwendet, jedoch häufig mit e<strong>in</strong>er gewissen begrifflichen Unschärfe, ohne klares fachliches<br />

Profil und wenig zielgenau. Dies führt leicht zur Beliebigkeit: Jedes Jugendhilfeangebot ist<br />

„irgendwie“ Prävention, verbunden mit der vagen Hoffnung, dass irgendwie, irgendetwas bei<br />

irgendjemanden hängen bleibt und positive Wirkungen zeigt. Die gute präventive Absicht und<br />

das Pr<strong>in</strong>zip Hoffnung reichen jedoch nicht aus.<br />

E<strong>in</strong> Blick auf den gesetzlichen Auftrag der Jugendhilfe nach dem Sozialgesetzbuch VIII<br />

(K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfegesetz) ist hilfreich. Jugendhilfe hat neben der Förderung von<br />

K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen <strong>in</strong> ihrer <strong>in</strong>dividuellen und sozialen Entwicklung ausdrücklich auch<br />

den strukturellen Auftrag, positive Lebensbed<strong>in</strong>gungen für K<strong>in</strong>der, Jugendliche und ihre<br />

Familien zu erhalten oder zu schaffen, d.h. zum Beispiel Stadtplanung und<br />

Stadtentwicklungsplanung, qualifizierte Jugendhilfeplanung, entsprechende soziale<br />

Infrastruktur schaffen und effiziente, an den Bedürfnissen von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen<br />

orientierte Beteiligungsformen zu etablieren. Prävention <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne ist staatstragend<br />

ausgedrückt Strukturmaxime und Querschnittsaufgabe von Jugendhilfe. Dies ist weder neu<br />

noch orig<strong>in</strong>ell, aber längst nicht flächendeckend <strong>in</strong> die Praxis umgesetzt – auch wenn wir bei<br />

65


aller Bescheidenheit hier <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> vergleichsweise gut dastehen. In diesem fachlichen<br />

Kontext s<strong>in</strong>d die präventiven Angebote des erzieherischen K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes<br />

sowie der Suchtprävention zu verorten.<br />

Wichtig ist mir dabei e<strong>in</strong> Aspekt: Präventive Angebote können sich aus me<strong>in</strong>er Sicht nicht nur<br />

oder vorrangig an die K<strong>in</strong>der, Jugendlichen und Familien richten, die ihr Leben auch ohne<br />

Unterstützung durch Jugendhilfe gut auf die Reihe kriegen (und dies immer noch die<br />

Mehrzahl!), sondern mit Priorität an die Adressatengruppen, bei denen zum Beispiel im<br />

Bereich Sucht <strong>in</strong>dividual- und sozialunverträgliche Verhaltensweisen ausgeprägt s<strong>in</strong>d, also<br />

K<strong>in</strong>der und Jugendliche, die mit Suchtmitteln – stoffgebundene und nichtstoffgebundene –<br />

experimentieren, Risikogrenzen austesten und problematische Konsummuster entwickeln.<br />

Es sollte unser Anspruch <strong>in</strong> der Jugendhilfe se<strong>in</strong>, Zugänge zu diesen Adressaten zu schaffen<br />

und die Erreichbarkeit dieses Angebotes zu ermöglichen. Dies betrifft u.a. die Aspekte Ort<br />

und Zeit, zum Beispiel Angebote der Jugendsozialarbeit an (Haupt-) Schulen, E<strong>in</strong>beziehung<br />

der Peergroups und <strong>in</strong>formellen Treffpunkte über Streetwork, Angebote der Offenen Jugendarbeit<br />

abends und an den Wochenenden, Kont<strong>in</strong>uität dieser Angebote im S<strong>in</strong>ne von Nachhaltigkeit<br />

sowie e<strong>in</strong>e differenzierte Angebotsstruktur, die Aspekte wie Geschlecht, Nationa-<br />

lität, Ethnie, ökonomische, soziale und (jugend-) kulturelle Situation, Peergroups und <strong>in</strong>formelle<br />

Lern- und Bildungsprozesse bei K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen verstärkt berücksichtigt.<br />

Dies bedeutet auch, die Ansätze Diversity, Gender- und Cultural-Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g vom Kopf<br />

auf die Be<strong>in</strong>e zu stellen.<br />

Popp: Unser Ansatz geht davon aus, dass sowohl repressive Maßnahmen als auch<br />

Angebote im präventiven Bereich notwendig s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>zelne Maßnahmen für sich alle<strong>in</strong>e<br />

betrachtet greifen zu kurz. Es macht ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, lediglich die Verstöße der Erwachsenenwelt<br />

mit Bußgeldern zu belegen, ohne sie vorher aufgeklärt zu haben. Deshalb sehen wir<br />

e<strong>in</strong>en wichtigen Ansatz <strong>in</strong> der Information, Beratung und Aufklärung. Deutlich wird dies im<br />

Bereich der <strong>Alkoholprävention</strong>. Auf der e<strong>in</strong>en Seite wurden die Strafen für Verkauf von<br />

Alkoholika an M<strong>in</strong>derjährige drastisch erhöht. Gleichzeitig klären wir aber sowohl Veranstalter<br />

als auch Jugendliche und Eltern anhand von Broschüren auf. Stellvertretend seien<br />

hier unser Flyer „Jugendliche und Alkohol“ und die demnächst ersche<strong>in</strong>ende Broschüre<br />

„Jugendliche und Führersche<strong>in</strong>“ genannt. Aber wir bieten auch Unterrichtse<strong>in</strong>heiten für<br />

Schulen zum Thema Alkohol an. Jeder Bauste<strong>in</strong> unseres Maßnahmenpaketes ist sehr<br />

wichtig, für sich alle<strong>in</strong>e betrachtet allerd<strong>in</strong>gs nicht ausreichend.<br />

3) Alkoholmissbrauch, Erwerb von Zigaretten erst ab 18 Jahren, bedenkliche Computerspiele<br />

oder Aufenthalt von Jugendlichen <strong>in</strong> Discos nach 24 Uhr s<strong>in</strong>d aktuelle Stichworte <strong>in</strong> der<br />

öffentlichen Diskussion zum Thema Jugendschutz. Welche Jugendschutzbestimmungen<br />

machen Ihnen <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> derzeit am meisten Arbeit?<br />

Popp: Die meisten Verkaufsstellen von Tabak halten sich an die Verkaufsverbote für<br />

M<strong>in</strong>derjährige. Allerd<strong>in</strong>gs kann ja bis zum 01.01.2009 auch e<strong>in</strong> 16-Jähriger Zigaretten am<br />

Automaten kaufen, obwohl er <strong>in</strong> der Öffentlichkeit nicht rauchen darf. Aufgrund dieser<br />

Übergangszeit und dem ganzen Theater mit dem Rauchverbot <strong>in</strong> Gaststätten ist die<br />

Verfolgung von Rauch-Verstößen von M<strong>in</strong>derjährigen im Moment ke<strong>in</strong> Schwerpunkt.<br />

„Bedenkliche Computerspiele“ s<strong>in</strong>d immer wieder Thema, ebenso wie der Aufenthalt <strong>in</strong><br />

Discos nach Mitternacht. Die meisten Probleme haben wir aber e<strong>in</strong>deutig mit dem<br />

Alkoholmissbrauch mit se<strong>in</strong>en negativen Begleitersche<strong>in</strong>ungen, z.B. haben die<br />

Körperverletzungen unter Alkohole<strong>in</strong>fluss stark zugenommen. Die Stadt <strong>Nürnberg</strong> und die<br />

zuständigen Dienststellen, wie z.B. das Ordnungsamt, haben im Laufe des letzten Jahres <strong>in</strong><br />

enger Zusammenarbeit mit der Polizei die Billig-Saufpartys erfolgreich unterbunden. Neue<br />

Probleme, z.B. das Vorglühen oder das Mitbr<strong>in</strong>gen von Alkohol auf Kirchweihen erforderten<br />

neue Handlungsansätze. So wurden dieses Jahr zum ersten Mal e<strong>in</strong>ige Kirchweihen mit<br />

e<strong>in</strong>em Mitbr<strong>in</strong>gverbot von Alkohol belegt. Auch die Aufgaben im Bereich des<br />

Jugendmedienschutzes s<strong>in</strong>d gewaltig gestiegen, erwähnt seien hier nur die Kontrollen der<br />

<strong>in</strong>sgesamt 80 Internetcafés im Stadtgebiet. Deshalb hat der Stadtrat reagiert und erheblich<br />

mehr Sachmittel (zusätzlich 50.000 für 2008 und 25.000 für die Folgejahre) zur<br />

66


Verfügung gestellt und e<strong>in</strong>e Planstelle für die <strong>Alkoholprävention</strong> und den<br />

Jugendmedienschutz geschaffen.<br />

4) Wer macht denn besonders gern welchen Uns<strong>in</strong>n? – oder seriöser gefragt: Welche<br />

Gefährdungspotentiale können Sie besonders Mädchen oder Jungen oder bestimmten<br />

(Alters-) Gruppen zuordnen?<br />

Gref: Bei dieser Frage gehen ja sofort die Schubladen auf: Jungs spielen sich <strong>in</strong> ihrer Clique<br />

auf, saufen <strong>in</strong> Massen Alkohol, zerlegen Parkbänke und hauen sich aufs Maul. Mädchen<br />

dagegen sitzen – vielleicht noch mit ihrer besten Freund<strong>in</strong> – zu Hause, schmeißen bei<br />

Problemen Tabletten e<strong>in</strong> und „ritzen“.<br />

Fakt ist, dass die weiterh<strong>in</strong> vorherrschenden Geschlechterrollen männliches und weibliches<br />

Verhalten sehr stark prägen, auch im Kontext Suchtprobleme, Alkohol-<br />

/Drogenkonsummuster, Medienkonsum und -nutzung, Konfliktlösungsverhalten, Aggression<br />

und Auto-Aggression sowie Gewaltbereitschaft, wobei ich letzten Aspekt nicht nur auf<br />

psychische Gewalt, sondern auch auf verschiedene Formen der psychischen Gewalt<br />

ausdehnen würde.<br />

Geschlechtsrollenstereotype als quasi absolute Wahrheiten entsprechen jedoch nicht<br />

unseren Praxiserfahrungen, e<strong>in</strong>e zunehmende Differenzierung sowie e<strong>in</strong> genauer Blick auf<br />

mögliche Ursachen, Motive, subjektive Deutungen und Bedeutungen und mögliche subjektiv<br />

empfundene „Erfolge“ des Handelns s<strong>in</strong>d notwendig. So ist natürlich Ausübung körperlicher<br />

Gewalt weiterh<strong>in</strong> sehr eng mit wie auch immer verstandenen Männlichkeitsbildern zu sehen.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs beträgt hier das Verhältnis Jungs – Mädchen 2:1 und eben nicht wie vielfach<br />

behauptet 9:1.<br />

Popp:<br />

Aus me<strong>in</strong>er Sicht s<strong>in</strong>d viele Erwachsene auch e<strong>in</strong> nicht zu unterschätzendes<br />

Gefährdungspotential! Sobald mit K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen Geld zu machen ist, werden viel<br />

zu oft die Jugendschutzvorschriften missachtet. Er<strong>in</strong>nert sei an die Billig-Saufpartys, auch<br />

stelle ich mir oft die Frage, ob nicht die Eltern selbst den Wodka für ihre Sprössl<strong>in</strong>ge gekauft<br />

haben…<br />

5) Jugendmedienschutz ist e<strong>in</strong> wichtiger Teil des Jugendschutzes geworden. Wo sehen Sie<br />

im Bereich der Medien aktuell das größte Gefährdungspotential für Jugendliche und was<br />

können Sie dagegen tun?<br />

Popp: In den letzten Jahren wurden – aufgrund der zunehmenden Medienpräsenz und<br />

beschleunigter gesellschaftlicher Modernisierung – neue Gefährdungen junger Menschen<br />

erkannt, die man mit <strong>in</strong>dividueller und sozialer Desorientierung umschreiben kann.<br />

Insbesondere freizügige mediale Darstellungen von gesellschaftlich abweichender Sexualität<br />

und Gewaltdarstellungen können auf die Entwicklung junger Menschen negativ E<strong>in</strong>fluss<br />

nehmen. Auch exzessiver Medienkonsum tangiert Aspekte von Suchtverhalten und kann zu<br />

weiteren Negativentwicklungen bei M<strong>in</strong>derjährigen führen (z.B. bei Vernachlässigung der<br />

Schulpflicht). Auch der unreflektierte Konsum von Medien und die extensive Beschäftigung<br />

mit Gewalt <strong>in</strong> den Medien, er<strong>in</strong>nert sei an die Berichterstattung über reale Gewalt im<br />

Fernsehen und <strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>tmedien, kann <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit anderen sozialen, kulturellen,<br />

familiären und biografischen E<strong>in</strong>flussfaktoren zu dissozialen und (selbst-) gefährdenden<br />

Entwicklungen bei K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen führen, auch wenn nach dem momentanen<br />

Stand der Medienwirkungsforschung nicht von monokausalen Abläufen und<br />

Zusammenhängen mit realem Gewalthandeln von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen ausgegangen<br />

werden kann.<br />

Das größte Gefährdungspotential sehe ich aber nicht bei den Ego-Shootern oder bei den<br />

pornografischen Angeboten des Internets. Für viele Eltern ist die exzessive Nutzung des<br />

Computers durch ihre K<strong>in</strong>der und Jugendlichen das größte Problem, sprich die<br />

„Computersucht“, die aber noch nicht als Krankheit anerkannt ist. Wir haben deshalb den<br />

Flyer „Jugendliche und Computersucht“ erstellt. Er beschreibt das Phänomen<br />

67


„Computer(spiel)sucht“, enthält e<strong>in</strong>e Checkliste zur Selbste<strong>in</strong>schätzung der eigenen PC-<br />

Nutzung, gibt K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen praktische Tipps für e<strong>in</strong> „maßvolles“ Spielverhalten,<br />

erläutert die gesetzliche Alterskennzeichnung für Computerspiele, enthält Informationen und<br />

Tipps für Eltern und Pädagogen für den Umgang mit dem Medienkonsum ihrer K<strong>in</strong>der, nennt<br />

wichtige und <strong>in</strong>teressante Informations- und Beratungsstellen und enthält e<strong>in</strong>e<br />

Orientierungstabelle mit Empfehlungen zur altersgerechten Mediennutzung.<br />

6) Glauben Sie, dass Vorbilder <strong>in</strong> diesem Zusammenhang e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen?<br />

Popp: K<strong>in</strong>der und Jugendliche suchen immer nach Orientierung, deshalb probieren sie ja so<br />

vieles aus. Vorbilder s<strong>in</strong>d für K<strong>in</strong>der und junge Menschen unabd<strong>in</strong>gbar und diese sollten<br />

dann auch den Aspekt der Grenzsetzung nicht vernachlässigen. Frühzeitige<br />

Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen und e<strong>in</strong> glaubwürdiges eigenes<br />

Verhalten wären dr<strong>in</strong>gend geboten. Die Jugendlichen benötigen aber nicht nur Vorbilder aus<br />

ihrer eigenen – oft medialen – Welt, sondern „real existierende“ menschliche<br />

Kontaktpersonen sollten vorhanden se<strong>in</strong>. Deshalb setzt ja z.B. die „Kampagne Erziehung“<br />

der Stadtverwaltung sehr frühzeitig an und versucht Eltern zu e<strong>in</strong>er positiven Erziehung zu<br />

befähigen. Es wird deutlich, dass alle an e<strong>in</strong>em Strang ziehen müssen, Eltern, Schule,<br />

Gesetzgeber und nicht zuletzt die Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe.<br />

7) Eltern s<strong>in</strong>d für den Jugendschutz bestimmt e<strong>in</strong>e wichtige Zielgruppe. Wie sprechen Sie die<br />

Eltern <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong> mit Ihren Jugendschutzanliegen an und welche Erfahrungen machen Sie<br />

<strong>in</strong> der Zusammenarbeit mit den Eltern?<br />

Popp: Die Eltern s<strong>in</strong>d für uns e<strong>in</strong> wesentlicher Bauste<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Prävention. Ohne die Eltern<br />

können wir die Anliegen des K<strong>in</strong>der- und Jugendschutzes nicht rüberbr<strong>in</strong>gen. Wir <strong>in</strong>formieren<br />

über die gesetzlichen Vorschriften anhand unserer Broschüren oder geben bei Anfragen<br />

direkt Auskunft. Aber leider sieht die Realität oft so aus, dass viele Eltern ihre<br />

Erziehungsverantwortung an die öffentliche Hand (= Jugendamt) delegieren möchten. Wir<br />

wollen sie aber <strong>in</strong> die Pflicht nehmen und planen deshalb <strong>in</strong> naher Zukunft auch Elternbriefe<br />

zu versenden. Werden M<strong>in</strong>derjährige nach Mitternacht und/oder alkoholisiert von der Polizei<br />

aufgegriffen, so werden <strong>in</strong> der Regel die Eltern (und anschließend der ASD) <strong>in</strong>formiert und<br />

diese können ihre K<strong>in</strong>der abholen. Es ist weiterh<strong>in</strong> geplant, dass <strong>in</strong> diesem zusätzlichen<br />

Elternschreiben auch auf externe Hilfsangebote wie Beratungsstellen h<strong>in</strong>gewiesen wird. Bei<br />

E<strong>in</strong>lieferung M<strong>in</strong>derjähriger <strong>in</strong>s Krankenhaus wegen Alkoholvergiftung läuft <strong>in</strong> den nächsten<br />

Wochen das Projekt HaLT (Hart am LimiT) an, bei dem die sozialpädagogische Intervention<br />

und Beratung bereits im Krankenhaus beg<strong>in</strong>nt. Auch hier können und sollen die Eltern<br />

Hilfsangebote wahrnehmen.<br />

Die Arbeit mit den Eltern stellt sich allerd<strong>in</strong>gs als äußerst schwierig dar. So s<strong>in</strong>d z.B.<br />

Computerspiele mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>deutigen Alterskennzeichnung versehen, trotzdem werden die<br />

meisten Ego-Shooter von den Eltern für ihre „zu jungen“ K<strong>in</strong>der/Jugendliche gekauft!<br />

8) Wie können denn die Jugendarbeit und die Jugendverbände von den Aktivitäten der<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter des Jugendschutzes im <strong>Nürnberg</strong>er Jugendamt profitieren ?<br />

Welche Zusammenarbeit können Sie sich vorstellen? Gibt es Erwartungen vonseiten des<br />

Jugendschutzes an die Jugend(verbands)arbeit?<br />

Gref: Aus me<strong>in</strong>er Sicht arbeiten Kreisjugendr<strong>in</strong>g und Jugendamt auch <strong>in</strong> diesem Bereich<br />

bereits sehr gut zusammen, sowohl auf fachpolitischer und jugendpolitischer Ebene als auch<br />

auf Praxisebene durch Informations- und Erfahrungsaustausch, Beratung, Schulung und<br />

Qualifizierung von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeitern und durch die geme<strong>in</strong>same Entwicklung<br />

von Projekten. Materialien des Jugendschutzes, des Jugendmedienschutzes und der<br />

Suchtprävention werden auch von der Jugendverbandsarbeit verstärkt nachgefragt. Wir<br />

wissen, dass der K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz auch <strong>in</strong> der Jugendverbandsarbeit e<strong>in</strong>en hohen<br />

Stellenwert hat, ebenso wie der sich rasant weiterentwickelnde Bereich<br />

68


Jugendmedienschutz. Ich würde mich freuen, wenn wir die bisherige sehr gute Kooperation<br />

fortsetzen würden und sehe dafür auch auf beiden Seiten die Bereitschaft.<br />

Fragen von Walter Teichmann<br />

<strong>Nürnberg</strong>, 10.10.2008<br />

biografische Angaben<br />

Helmut Popp, 53 Jahre, Dipl.-Sozialpädagoge (FH) und Verwaltungsbetriebswirt (VWA),<br />

1978-1984 Leiter des K<strong>in</strong>der- und Jugendhauses „L<strong>in</strong>ie 6“, anschließend u.a. Organisator<br />

von K<strong>in</strong>der- und Jugendreisen/Jugendaustausch des Jugendamtes und seit 1996<br />

Jugendschutzbeauftragter des Jugendamtes der Stadt <strong>Nürnberg</strong><br />

biografische Angaben<br />

Kurt Gref, 54 Jahre, Dipl.-Sozialpädagoge (FH), seit 1979 beim Jugendamt der Stadt<br />

<strong>Nürnberg</strong>, Leiter der Präventiven K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe, vorher tätig im Bereich Streetwork<br />

und als Abteilungsleiter/Regionalleiter Offene K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit<br />

69


7. Materialen<br />

Vere<strong>in</strong>barung gegen den Alkoholmissbrauch <strong>in</strong> <strong>Nürnberg</strong>er Diskotheken<br />

Das Freizeitverhalten Jugendlicher und junger Erwachsener wird zunehmend durch<br />

Alkoholkonsum geprägt. Die Stadt <strong>Nürnberg</strong>, die Diskothekenbetreiber im Stadtgebiet<br />

<strong>Nürnberg</strong>, das Polizeipräsidium Mittelfranken/Abschnitt Mitte und der Bayerische<br />

Hotel- und Gaststättenverband e.V. (BHG) vere<strong>in</strong>baren folgende Grundsätze zur Bekämpfung<br />

des Alkoholmissbrauchs <strong>in</strong> Diskotheken <strong>in</strong>sbesondere durch den Verzicht<br />

auf Billigpartys im Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong>. Die Diskothekenbetreiber wollen durch Unterzeichnung<br />

und die E<strong>in</strong>haltung dieser Vere<strong>in</strong>barung den ihnen möglichen Teil zur<br />

Lösung des Problems übermäßiger Alkoholkonsum durch Jugendliche und junge<br />

Heranwachsende beitragen und ebenfalls ihre Verantwortung wahrnehmen.<br />

Präambel<br />

Durch Bewirtungskonzepte, die auf Vergünstigungen für alkoholische Getränke und<br />

Werbung hierfür beruhen, werden Tr<strong>in</strong>kexzesse von Jugendlichen und Heranwachsenden<br />

stark gefördert. Neben den gesundheitlichen Gefahren für den E<strong>in</strong>zelnen steigen<br />

zudem die Zahlen der alkoholbed<strong>in</strong>gten Aggressionsdelikte durch Diskothekenbesucher,<br />

wobei e<strong>in</strong> Höhepunkt durch e<strong>in</strong>e Massenschlägerei am <strong>Nürnberg</strong>er<br />

Plärrer, die massivsten Polizeie<strong>in</strong>satz erforderte, erreicht wurde. Dieser Vorfall<br />

erzeugte e<strong>in</strong> für den Ruf der Stadt <strong>Nürnberg</strong> und ihrer Gastronomie negatives<br />

Medienecho.<br />

Vertreter<strong>in</strong>nen und Vertreter des Stadtrechtsdirektoriums, des Ordnungsamtes, des<br />

Sozialreferates und des Jugendamtes der Stadt <strong>Nürnberg</strong>, des Polizeipräsidiums<br />

Mittelfranken/Abschnitt Mitte und des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes<br />

e.V. (BHG) haben sich deshalb zusammengeschlossen, um <strong>in</strong> Kooperation aller<br />

Beteiligten übermäßigem Alkoholkonsum von Jugendlichen und Heranwachsenden<br />

und den daraus resultierenden Gefahren wirkungsvoll zu begegnen.<br />

Die Stadt <strong>Nürnberg</strong>, das Polizeipräsidium Mittelfranken/Abschnitt Mitte, der Bayerischer<br />

Hotel- und Gaststättenverband e.V. (BHG) und die <strong>Nürnberg</strong>er Gastronomie<br />

s<strong>in</strong>d sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, wie sie sich unter anderem aus dem<br />

Gaststättengesetz und dem Jugendschutzgesetz ergibt, bewusst und ächten mit<br />

dieser Vere<strong>in</strong>barung jede Form von Angeboten zur Erzeugung von<br />

Rauscherlebnissen.<br />

77


1. Erklärung der Diskothekenbetreiber<br />

Die Diskothekenbetreiber sagen verb<strong>in</strong>dlich folgende Maßnahmen zu:<br />

1. Verzicht auf die Durchführung von und Werbung für sog. „Billigpartys“. Darunter<br />

s<strong>in</strong>d alle Bewirtungskonzepte zu verstehen, die auf die vergünstigte Abgabe von<br />

alkoholischen Getränken und die Werbung hierfür abzielen. Hierunter fallen<br />

<strong>in</strong>sbesondere:<br />

- All-<strong>in</strong>clusive-Veranstaltungen (z.B. kostenlose Abgabe aller offenen Getränke<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es bestimmten Zeitraums)<br />

- Ausgabe von Freigetränken (z.B. Abgabe an bestimmten Tagen für e<strong>in</strong>e<br />

bestimmte Gruppe – ausgenommen e<strong>in</strong>en „Welcome-Dr<strong>in</strong>k“)<br />

- Partys mit Billigangeboten von Getränken (z.B. 50-Cent- oder 1-Euro-Partys)<br />

- Veranstaltungen mit der Gewährung von Mengenrabatt (z.B. „Doppeldecker“)<br />

2. E<strong>in</strong>richtung von geeigneten Eigenkontrollsystemen zur Überprüfung der<br />

E<strong>in</strong>haltung der gaststätten- und jugendschutzrechtlichen Vorschriften,<br />

<strong>in</strong>sbesondere<br />

- ke<strong>in</strong> Ausschank an erkennbar Betrunkene, § 20 Nr. 2 GastG<br />

- Angebot m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>es alkoholfreien Getränkes zum selben Preis wie das<br />

billigste alkoholische Getränk gleicher Menge, § 6 GastG<br />

- ke<strong>in</strong> Ausschank von harten Alkoholika an M<strong>in</strong>derjährige, § 9 JuSchG<br />

3. Abweisung von erkennbar Betrunkenen bereits bei E<strong>in</strong>lass <strong>in</strong> die Diskothek.<br />

2. Erklärung der Polizei<br />

Das Polizeipräsidium Mittelfranken/Abschnitt Mitte überprüft, ob die unter Ziffer 1<br />

vere<strong>in</strong>barten Verpflichtungen e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />

3. Erklärung der Stadt <strong>Nürnberg</strong><br />

Die Stadt unterstützt die Gastronomie bei den unter Ziffer 1 geschilderten<br />

Maßnahmen – auch im Rahmen ihrer eigentlichen Öffentlichkeitsarbeit und mit<br />

sonstigen Maßnahmen bezüglich der Abgabe von Alkohol an Jugendliche und junge<br />

Erwachsene.<br />

Die Stadt <strong>Nürnberg</strong> kündigt an, ordnungsrechtliche Maßnahmen auf der Grundlage<br />

des Gaststättengesetzes (GastG) und des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) zu<br />

ergreifen, sofern die unter Ziffer 1 aufgeführten Maßnahmen nicht zugesagt und nicht<br />

e<strong>in</strong>gehalten werden bzw. ke<strong>in</strong>e Wirkung zeigen.<br />

Die Stadt vergewissert sich durch Nachfragen oder auf sonstige Weise, ob die unter<br />

Ziffer 1 aufgeführten Maßnahmen e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />

Die Stadt bietet weiter Maßnahmen und Projekte zur Sucht- und <strong>Alkoholprävention</strong><br />

an und berät Gastronomen und Veranstalter <strong>in</strong> Fragen des K<strong>in</strong>der- und<br />

Jugendschutzes.<br />

78


4. Erklärung des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes e.V. (BHG)<br />

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband e.V. (BHG) unterstützt die Stadt<br />

<strong>Nürnberg</strong> und die Polizei mit Nachdruck im Bemühen, Billigpartys abzuschaffen. Der<br />

Vere<strong>in</strong> wirkt auf se<strong>in</strong>e Mitglieder <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne maßgeblich e<strong>in</strong>, damit <strong>in</strong> der<br />

Öffentlichkeitsdebatte der verantwortungsvolle Umgang der Gastronomie mit Alkohol<br />

dokumentiert werden kann.<br />

<strong>Nürnberg</strong>, den<br />

Stadt <strong>Nürnberg</strong> .....................................................................<br />

Polizeipräsidium Mittelfranken .....................................................................<br />

Bayer. Hotel- und Gaststättenverband ......................................................................<br />

Betreiber / Betrieb .....................................................................<br />

79


Stadt <strong>Nürnberg</strong> - Jugendamt - 90443 <strong>Nürnberg</strong> – Dietzstr. 4<br />

An alle Pächter<strong>in</strong>nen<br />

und Pächter der Tankstellen<br />

im Stadtgebiet <strong>Nürnberg</strong><br />

80<br />

Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />

Dietzstr. 4<br />

E-Mail:<br />

helmut.popp@stadt.nuernberg.de<br />

www.jugendamt.nuernberg.de<br />

Sprechzeiten:<br />

Montag, Dienstag und Donnerstag<br />

8.30 – 15.30 Uhr,<br />

Mittwoch und Freitag<br />

8.30 – 12.30 Uhr<br />

Telefonzentrale (0911) 231-0<br />

U-Bahn-L<strong>in</strong>ie 1, 2, 11<br />

Haltestelle Plärrer<br />

Straßenbahnl<strong>in</strong>ie 4, 6<br />

Haltestelle Kohlenhof<br />

Stadtsparkasse <strong>Nürnberg</strong><br />

BLZ 760 501 01<br />

Konto 1 010 941<br />

Postbank <strong>Nürnberg</strong><br />

BLZ 760 100 85<br />

Konto 15-854<br />

Ihr Schreiben Unser Zeichen Zimmer-Nr. Telefon: 231- Telefax: 231- Datum<br />

J/B2-1/2 85 85 34 88 20.06.2007<br />

OA/3 2729 4006<br />

Vollzug des Jugendschutzgesetzes (JuSchG) und<br />

des Ladenschlussgesetzes (LadSchlG)<br />

Anlagen: 1 Jugendschutztafel, 1 Jugendschutz-Drehscheibe,<br />

1 Aufkleber „Ke<strong>in</strong> Alkohol an K<strong>in</strong>der und Jugendliche“<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

wie Sie sicherlich den zahlreichen Pressemeldungen <strong>in</strong> den letzten Monaten<br />

entnommen haben, nimmt unter Jugendlichen der exzessive Alkoholkonsum<br />

extrem zu. Das sogenannte „Komasaufen“, „Kofferraumsaufen“ oder auch<br />

„Vorglühen“ greift bei Jugendlichen <strong>in</strong>zwischen um sich. Lärmbelästigungen,<br />

Verschmutzungen, alkoholbed<strong>in</strong>gte E<strong>in</strong>lieferungen <strong>in</strong> Krankenhäuser und<br />

Straftaten unter Alkohole<strong>in</strong>fluss (Sachbeschädigungen, Körperverletzungen) s<strong>in</strong>d<br />

an der Tagesordnung und auf e<strong>in</strong>em nicht mehr tolerierbaren Level.<br />

Wir sehen uns deshalb veranlasst, unser Augenmerk noch stärker auf die<br />

<strong>Alkoholprävention</strong> zu legen. E<strong>in</strong> Bestandteil davon ist, die „Bezugsquellen“ für<br />

Jugendliche zu m<strong>in</strong>imieren. Deshalb erhalten Sie als Verkaufsstelle für Alkohol<br />

von der Stadtverwaltung <strong>Nürnberg</strong> zum wiederholten Male e<strong>in</strong>ige Informationen<br />

bezüglich des Verkaufes von Alkohol:<br />

1. Seit jeher wird uns immer wieder von verschiedenen Seiten berichtet, dass<br />

der Erwerb von Alkoholika durch M<strong>in</strong>derjährige – geregelt <strong>in</strong> § 9<br />

Jugendschutzgesetz (JuSchG) – bei manchen Tankstellen problemlos<br />

möglich sei. Gerade <strong>in</strong> der Nähe von Schulen, Jugendtreffs und<br />

Diskotheken hat sich diese Problematik extrem verschärft.<br />

2. Das Jugendamt hat <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit dem Rechtsamt den<br />

Bußgeldrahmen zum 01.06.2007 erhöht. Die neuen Bußgeldsätze<br />

orientieren sich an den Empfehlungen des Bayerischen<br />

Landesjugendamtes und bewegen sich z.B. bei unerlaubter Alkoholabgabe<br />

zwischen 500 und 4000 , je nach Alter des Konsumenten, Art des<br />

Getränkes und Funktion des Verantwortlichen (das JuSchG erlaubt<br />

Bußgelder bis zu e<strong>in</strong>er Höhe von 50.000 ). Im Übrigen benötigen Sie nach<br />

§ 3 JuSchG e<strong>in</strong>en Jugendschutzaushang (z.B. farbige Seite des<br />

beigefügten Jugendschutzgesetzes).


3. Nach § 6 Abs. 2 des Ladenschlussgesetzes darf durch Tankstellen auch<br />

außerhalb der allgeme<strong>in</strong>en Ladenöffnungszeiten „Reisebedarf“ verkauft<br />

werden. Die kasten- bzw. trägerweise Abgabe von alkoholischen<br />

Getränken ist davon jedoch nicht erfasst. Beim Verkauf ist <strong>in</strong>sbesondere<br />

darauf zu achten, dass es sich bei den Kunden um „Reisende“ handelt.<br />

Demnach ist die Abgabe von Getränken an Personen, deren regelmäßiger<br />

geme<strong>in</strong>samer Treffpunkt das Umfeld e<strong>in</strong>er Tankstelle ist, unzulässig.<br />

Verstöße hiergegen werden mit empf<strong>in</strong>dlichen Bußgeldern geahndet.<br />

Die Polizei und Mitarbeiter<strong>in</strong>nen/Mitarbeiter der Stadtverwaltung werden <strong>in</strong> den<br />

nächsten Monaten verstärkt Kontrollen durchführen und bei Verstößen werden<br />

hohe Bußgelder ausgesprochen. Bei beharrlich wiederholten Verstößen wird<br />

Strafantrag gestellt und es kann von e<strong>in</strong>er erheblichen Unzuverlässigkeit des<br />

Gewerbetreibenden ausgegangen werden, welche den Entzug der<br />

Gewerbeerlaubnis durch die Stadt <strong>Nürnberg</strong> zur Folge haben kann.<br />

Wir bitten Sie hiermit ausdrücklich, sich an die gesetzlichen Vorschriften zu halten<br />

und sich der gesellschaftlichen Verantwortung als Alkoholverkaufsstelle bewusst<br />

zu se<strong>in</strong>. Tragen Sie durch verantwortungsbewusstes Verhalten dazu bei, den<br />

Alkoholmissbrauch bei M<strong>in</strong>derjährigen e<strong>in</strong>zuschränken!<br />

Sollten Sie weiteres Informationsmaterial benötigen (siehe auch<br />

www.jugendschutz.nuernberg.de), so können Sie dieses bei uns beziehen. Alle<br />

weiteren Fragen werden Ihnen der Jugendschutzbeauftragte Herr Popp ( 231-<br />

8585) oder Herr Lenzner ( 231-2729) vom Ordnungsamt gerne beantworten.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

gez. gez.<br />

Reimüller Dr. Nerlich<br />

Leiter des Jugendamtes Leiter des Ordnungsamtes<br />

In Abdruck:<br />

Polizeipräsidium Mittelfranken, Abschnitt Mitte<br />

PI Mitte, Süd, West, Ost<br />

Ref. V, SRD<br />

81


Jugendamt <strong>Nürnberg</strong><br />

Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />

Dietzstr. 4<br />

90443 <strong>Nürnberg</strong><br />

Tel. 0911/231-8291<br />

Fax 0911/231-3488<br />

E-Mail: praevention@stadt.nuernberg.de<br />

Internet: www.jugendamt.nuernberg.de<br />

Suchtprävention<br />

Dietzstr. 4<br />

90443 <strong>Nürnberg</strong><br />

Tel. 0911/231-5581<br />

Tel. 0911/231-14136<br />

Fax 0911/231-3488<br />

E-Mail: praevention@stadt.nuernberg.de<br />

Internet: www.suchtpraevention.nuernberg.de<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />

Dietzstr. 4<br />

90443 <strong>Nürnberg</strong><br />

Tel. 0911/231-8585<br />

Fax 0911/231-3488<br />

E-Mail: jugendschutz@stadt.nuernberg.de<br />

Internet: www.jugendschutz.nuernberg.de<br />

86


Kontakt<br />

Jugendamt <strong>Nürnberg</strong><br />

Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />

Dietzstr. 4<br />

90443 <strong>Nürnberg</strong><br />

Tel. 0911/231-8291<br />

Fax. 0911/231-3488<br />

E-Mail: praevention@stadt.nuernberg.de<br />

<strong>in</strong>ternet: www.jugendamt.nuernberg.de<br />

Suchtprävention<br />

Dietzstr. 4<br />

90443 <strong>Nürnberg</strong><br />

Tel. 0911/231-5581<br />

Tel. 0911/231-14136<br />

Fax. 0911/231-3488<br />

E-Mail: praevention@stadt.nuernberg.de<br />

Internet: www.suchtpraevention.nuernberg.de<br />

K<strong>in</strong>der- und Jugendschutz<br />

Dietzstr. 4<br />

90443 <strong>Nürnberg</strong><br />

Tel. 0911/231-8585<br />

Fax. 0911/231-3488<br />

E-Mail: jugendschutz@stadt.nuernberg.de<br />

Internet: www.jugendschutz.nuernberg.de<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Jugendamt <strong>Nürnberg</strong><br />

Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe<br />

Dietzstr. 4, 90443 <strong>Nürnberg</strong><br />

Tel. 0911/231-8291<br />

Fax. 0911/231-3488<br />

E-Mail: praevention@stadt.nuernberg.de<br />

<strong>in</strong>ternet: www.jugendamt.nuernberg.de<br />

Titelgestaltung<br />

zur.gestaltung, <strong>Nürnberg</strong><br />

Druck<br />

Pr<strong>in</strong>t Com e.K., Erlangen<br />

Bildnachweis<br />

Maja Fischer, www.majagrafik.de;<br />

photocase: Matthias Ropel; istockphoto: zimmytws,<br />

Tyler Stalman Photography, Maica, snowkoala;<br />

shutterstock: Jose AS Reyes<br />

Stand<br />

08/2009


Stadt <strong>Nürnberg</strong>, Amt für K<strong>in</strong>der,<br />

Jugendliche und Familien – Jugendamt<br />

Bereich K<strong>in</strong>der- und Jugendarbeit,<br />

Familienbildung, Erziehungsberatung,<br />

Präventive K<strong>in</strong>der- und Jugendhilfe,<br />

Dietzstraße 4, 90443 <strong>Nürnberg</strong>

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