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8<br />
> Liberaler Salon<br />
„Bildung in Deutschland – Sozialer Fahrstuhl oder<br />
Sackgasse?“, diese Frage stand im Mittelpunkt des<br />
zweiten Liberalen Salons von Generalsekretär Chris -<br />
tian Lindner. Rund 100 Multiplikatoren aus Politik,<br />
Wirtschaft und Gesellschaft folgten am 2. Mai 2011<br />
seiner Einladung ins Thomas-Dehler-Haus in Berlin.<br />
Podiumsgäste waren der Pädagoge und Autor Dr.<br />
Bernhard Bueb sowie der Hauptgeschäftsführer<br />
des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Dr. Ulrich<br />
Schneider. Gemeinsam mit Christian Lindner diskutierten<br />
sie zum Beispiel darüber, wie man für alle<br />
Kinder gleiche Bildungschancen am Start schaffen<br />
kann, und wie Schulen jenseits ideologischer Debatten<br />
gestaltet werden können. Mit den beiden<br />
Podiumsgästen und Christian Lindner hat die elde<br />
nach der Veranstaltung über Bildungspolitik gesprochen:<br />
elde: Herr Lindner, warum haben Sie Bildung zum<br />
Thema Ihres zweiten Liberalen Salons gemacht?<br />
Lindner: Weil Bildung sowohl Voraussetzung individuellen<br />
Aufstiegs als auch Erfolgsfaktor unserer<br />
Wirtschaft im globalen Wettbewerb ist. Ein rohstoffarmes<br />
Land wie Deutschland muss auf die Talente<br />
und Fähigkeiten seiner Menschen setzen – in<br />
Zukunft mehr denn je. Es muss daher unser Anspruch<br />
als FDP sein, Bildung weiter zu denken und<br />
ihre Priorität zu verteidigen. In einer lernenden Gesellschaft<br />
wollen wir wieder die Bildungspartei<br />
Deutschlands werden.<br />
elde: Der Bundesvorstand der FDP hat unter Ihrer<br />
Federführung zeitgleich zum zweiten Liberalen<br />
Salon einen Leitantrag mit 13 Thesen liberaler Bildungspolitik<br />
beschlossen – worum geht es darin<br />
und was geschieht nun damit?<br />
Lindner: Der Entwurf des Leitantrages ist der Auftakt<br />
einer breiten bildungspolitischen Debatte, die<br />
mit einem außerordentlichen Programmparteitag<br />
elde 3|2011<br />
Für gleiche Bildungschancen am Start<br />
Gespräch der elde-Redaktion mit Christian Lindner und seinen Podiumsgästen<br />
im Herbst dieses Jahres ihren Höhepunkt finden wird. In dem Leitantrag beschäftigen<br />
wir uns mit den drängenden Herausforderungen des Bildungssys -<br />
tems und nehmen Bezug auf die Prinzipien und Werte, die liberale Bildungspolitik<br />
leiten – im Unterschied zur bildungspolitischen Gleichmacherei zum Beispiel<br />
von den Grünen.<br />
elde: Herr Schneider, „Sozialer Fahrstuhl oder Sackgasse?“, so lautete die Ausgangsfrage<br />
des zweiten Liberalen Salons von Christian Lindner. Wenn Sie das<br />
deutsche Bildungssystem in drei Sätzen auf einer Postkarte beschreiben müssten<br />
– was würden Sie darauf schreiben, eher Fahrstuhl oder eher Sackgasse?<br />
Schneider: Ich würde darauf schreiben, dass unser Bildungssystem verkrustet<br />
und verschult ist. Es grenzt aus und setzt die Benachteiligungen des Elternhauses<br />
fort. Aber es ist zu retten.<br />
Bueb: Ich würde etwas anderes betonen. Das deutsche Bildungssystem ist<br />
nicht auf den demographischen Wandel und auf die rasante Zunahme von Einwandererkindern<br />
aus schwachen sozialen Verhältnissen vorbereitet. Eltern und<br />
Familien erhalten zu wenig Unterstützung in der frühkindlichen Bildung, vor<br />
allem bei der Sprachbildung. Es mangelt an Kitas, an ganztägigen Schulen und<br />
an qualifiziertem Personal.<br />
Lindner: Ich kann Herrn Bueb und Herrn Schneider nur zustimmen. Ungerechte<br />
Zugangschancen, Lehrer die durch Bürokratie und Vorschriften gefesselt sind, und<br />
Bildungseinrichtungen in einem katastrophalen baulichen Zustand – das alles sind<br />
Symptome, die viele Eltern und Kinder nur zu gut kennen. Wir wollen als Liberale<br />
dafür sorgen, dass es in jedem einzelnen Klassenzimmer wieder besser läuft.<br />
elde: Herr Bueb, welche Rolle sollen und können die Eltern heute bei der Erziehung<br />
und Bildung ihrer Kinder spielen? Was muss der Staat leisten?<br />
Bueb: Die Eltern sollen natürlich eine zentrale Rolle bei der Bildung ihrer Kinder<br />
spielen, brauchen aber eine „aufsuchende Elternbildung“ und Einrichtungen,<br />
die die Erziehung in der Familie ergänzen.<br />
Schneider: Ich würde insofern widersprechen, als dass es nicht die typischen<br />
Eltern gibt. Die Potenziale der Eltern zur Unterstützung ihrer Kinder sind denkbar<br />
unterschiedlich. Die Spannweite reicht von Eltern mit viel Zeit und guter Bildung<br />
bis hin zu Eltern, die nicht einmal der deutschen Sprache mächtig sind<br />
oder aber aus beruflichen Gründen wenig zu Hause sein können. Die Aufgabe<br />
des Staates ist es, ein Unterstützungssystem zu schaffen, das jedem Kind optimale<br />
Entwicklungsmöglichkeiten unabhängig von den familiären Ausgangsbedingungen<br />
garantiert, und die Eltern gleichzeitig auf dem Bildungsweg ihrer<br />
Kinder mitnimmt.