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Ausgabe 3 | 2008 - Elde Online

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elde<br />

liberale depesche Das Magazin der Liberalen<br />

Liberal und<br />

eigenständig<br />

Schlussfolgerungen<br />

der FDP aus den<br />

Verschiebungen<br />

im Parteiensystem<br />

Schwerpunkt:<br />

Regierung redet immer<br />

öfter am Bürger vorbei<br />

Bayern und Hamburg:<br />

Die kommunale Basis<br />

ist gestärkt<br />

<strong>Online</strong> und für jeden:<br />

Die Diskussion über<br />

das Wahlprogramm für<br />

2009 ist eröffnet<br />

Foto: Picture-Alliance<br />

3l <strong>2008</strong>


2<br />

> Editorial/Inhalt elde 3|<strong>2008</strong><br />

Wir werden unserem Kompass folgen<br />

Inhalt elde 3|<strong>2008</strong><br />

Mosaik<br />

3 Zitate zur Freiheit<br />

Liebe Parteifreundinnen, liebe Parteifreunde,<br />

die vier Wahlen zu Jahresbeginn haben für uns Freie Demokraten drei Erfolge und eine Ent -<br />

täuschung gebracht. In Niedersachsen kann die FDP unter der Führung von Philipp Rösler mit<br />

dem besten Ergebnis seit 45 Jahren die erfolgreiche Regierungsarbeit mit der Union fortsetzen.<br />

In Hessen erreichten wir Liberale das beste Ergebnis seit 38 Jahren. Hessens FDP steht<br />

zu dem, was sie vor der Wahl gesagt hat. Das ist abermals ein Beweis für die Glaubwürdigkeit<br />

der Freien Demokraten. Den Kurs von Jörg-Uwe Hahn und seinem Team haben Präsidium und<br />

Bundesvorstand einstimmig unterstützt.<br />

Wir gratulieren zudem den bayerischen Freien Demokraten zum besten Kommunal wahl -<br />

ergebnis seit 1948. Das motiviert die ganze FDP für den Wahlkampf zur Landtagswahl am<br />

28. September <strong>2008</strong>.<br />

In Hamburg haben wir zwar erheblich an Stimmen gewonnen, aber eben doch – das erste Mal<br />

seit 2004 – den Einzug in ein Landesparlament verpasst. Wir freuen uns aber, dass wir in<br />

Hamburg jetzt wieder in allen sieben Bezirksparlamenten kommunalpolitisch vertreten sind.<br />

In wenigen Wochen kommen wir zum Bundesparteitag in München zusammen. Wir werden dort zeigen,<br />

wie eine schlüssige Politik der Freiheit aussieht. Wir werden uns mit der Forschungsfreiheit als Grund -<br />

lage einer guten Zukunft in Wohlstand beschäftigen. Wir werden ein Steuer- und Sozialsystem aus<br />

einem Guss als liberale Alternative zum schwarz-roten Kurs des Abkassierens vorstellen. Wir werden<br />

unserem Kompass folgen. Wir werden als Kraft der Mitte an unserem Programm arbeiten. Ich freue mich<br />

schon sehr auf die Begegnungen und die Diskussionen.<br />

Herzlichst,<br />

Ihr<br />

Guido Westerwelle<br />

FDP-Hotline<br />

11 88 5<br />

„Stichwort: FDP“<br />

12 ct./min.<br />

4 Gewinnspiel: Gastgeberstadt München<br />

Aktion des Monats: Gründeridee mit Erfolg<br />

5 Leserforum<br />

8 Zur Kasse bitte!<br />

Der Aufschwung kommt bei den<br />

Bürgern nicht an<br />

12 Wahlergebnisse in Bayern und Hamburg:<br />

Stärkung der kommunalen Basis<br />

I–III Liberal und eigenständig<br />

Schlussfolgerungen der FDP aus den<br />

Verschiebungen im Parteiensystem<br />

Aktuell<br />

13 Abgeordnete vor Ort<br />

14 Wissenschaft braucht Freiheit<br />

15 Starkes Recht für Datenschutz<br />

16 Friedrich-Naumann-Stiftung<br />

für die Freiheit: 2. Berliner Rede<br />

17 Pro & Contra: Finde ich das<br />

Bernsteinzimmer?<br />

18 Kosovo – Testfall für die<br />

EU-NATO-Zusammenarbeit<br />

19 Reform-Reisen: Norwegen<br />

20 Gedenken an Hans A. Engelhard<br />

21 Liberales: Bürgerinnenpreis „LIBERTA“<br />

23 Fragebogen: Andreas Martin<br />

6 Bundesparteitag<br />

17 Pro & Contra<br />

19 Reform-Reisen: Norwegen


Zitate zur Freiheit<br />

„Es hebt die Freiheit siegend ihre Fahne.“<br />

Friedrich Schiller, Wilhelm Tell<br />

„Mein Herr, ich teile Ihre<br />

Meinung nicht, aber ich würde<br />

mein Leben dafür einsetzen,<br />

dass Sie sie äußern dürfen.“<br />

Voltaire<br />

„Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut.“<br />

Perikles<br />

„Die Freiheit verlangt immer<br />

nach Staatsbürgern,<br />

manchmal nach Helden.“<br />

Benjamin Constant de Rebecque,<br />

Die Religion<br />

<<br />

<<br />

elde 3|<strong>2008</strong><br />

Adolf Friedrich von Menzel: Aufbahrung der Märzgefallenen<br />

> Mosaik<br />

><br />

><br />

„Denn meine Gedanken<br />

zerreißen die Schranken und<br />

Mauern entzwei,<br />

die Gedanken sind frei!“<br />

Unbekannter Autor<br />

„Das ist der Weisheit letzter Schluss:<br />

Nur der verdient sich Freiheit wie das<br />

Leben, der täglich sie erobern muss.“<br />

Johann Wolfgang von Goethe,<br />

Faust II, Vers 11574 ff<br />

„Die Freiheit ist nicht etwas, das<br />

in äußeren Verhältnissen liegt, sie<br />

liegt in den Menschen. Wer frei<br />

sein will, der ist frei.“<br />

Paul Ernst, Erdachte Gespräche<br />

„Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht,<br />

ist zu Recht ein Sklave.“<br />

Aristoteles<br />

Berichte von Zeitzeugen<br />

und Revolutionslieder waren<br />

während einer „Stunde<br />

zur liberalen Revolution<br />

von 1848“ unter dem Motto „Der Auf -<br />

bruch zur Freiheit“ zu hören, die die FDP<br />

am 18. März <strong>2008</strong> im Deutschen Dom in<br />

Berlin veranstaltet hat.<br />

3


4<br />

> Mosaik elde 3|<strong>2008</strong><br />

Gewinnspiel: Gastgeberstadt München<br />

Der 59. Ordentliche Bundesparteitag findet in diesem Jahr in München<br />

statt. Die Delegierten erwartet eine gastfreundliche und traditionsbewusste<br />

Stadt, die mehr zu bieten hat als Dirndl, Lederhosen und Weißbier.<br />

München wird ein guter Gastgeber sein. Sie kennen die Stadt an der Isar?<br />

Dann fallen Ihnen die Antworten nicht schwer:<br />

1. Wann wurde die Stadt München erstmals<br />

urkundlich erwähnt?<br />

2. Wie viele Einwohner leben derzeit in der Stadt (in Mio.)?<br />

3. Wie viele Universitäten und Fachhochschulen hat München?<br />

4. Wie viele FDP-Abgeordnete sitzen seit der<br />

Kommunalwahl im März im Münchener Stadtrat?<br />

FDP in der Kurve<br />

Stabile Liberale<br />

Die FDP ist stabil stark. So liegt sie bei zwei<br />

Instituten bei 10%, bei zwei weiteren Instituten<br />

darüber. Währenddessen sinkt das Vertrauen in<br />

die Regie rung. Einer Spiegel-Umfrage zufolge<br />

glaubt inzwischen die Mehrheit der Bevölkerung,<br />

dass es wirtschaftlich bergab geht. Nur noch<br />

18 Prozent erwarten eine Verbesserung.<br />

ktion des Monats: Gründeridee mit vollem Erfolg<br />

12%<br />

11%<br />

10%<br />

Manchmal beschäftigen sich<br />

hochbezahlte Füh rungs kräf -<br />

te in Unternehmen mit Auf -<br />

gaben, für die sie weder<br />

qualifiziert sind noch die nötige<br />

Erfahrung haben. Also<br />

was tun? Hier hilft seit kurzem<br />

eine Idee, die der<br />

Liberale Arne Stoschek aus<br />

dem Kreisverband Düssel -<br />

dorf mit seinem Mit streiter<br />

Nils Dreyer hatte: netjobbing.de ist eine interaktive<br />

Ausschrei bungs plattform, die sich als virtueller<br />

Marktplatz der Möglichkeiten etablieren soll. Bereits<br />

beim Dort mun der Gründungswettbewerb „start2grow“<br />

erfolgreich und bei der CeBit ausgezeichnet, unterstützen<br />

die beiden Jungunter neh mer mit ihrer Idee sowohl<br />

Unternehmen als auch Freiberufler bei der Vermittlung<br />

von Aufträgen.<br />

Und so geht’s: Das Projekt wird auf der Plattform ausgeschrieben,<br />

vorselektierte Experten bewerben sich mit ih-<br />

9%<br />

8%<br />

7%<br />

6%<br />

5%<br />

,<br />

Senden Sie die hoffentlich richtigen Antworten<br />

an die Redaktion elde, Rein hardt str. 14, 10117 Ber -<br />

lin. Oder per Fax: 030/27572880. Oder per Mail an<br />

roland.kowalke@liberalverlag.de. Unter den richtigen<br />

Einsendungen verlosen wir Bücher der Frie d -<br />

rich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Einsende -<br />

schluss ist der 31. Mai <strong>2008</strong>.<br />

1.7. 1.8. 1.9. 1.10. 1.11. 1.12. 1.1. 1.2. 1.3. 1.4. 1.5.<br />

2007 <strong>2008</strong><br />

Forsa<br />

Emnid<br />

Allensbach<br />

Infratest-dimap<br />

Forschungsgruppe<br />

Wahlen<br />

ren Qualifikationen, Referenzen und dem Preis. Der<br />

Auftraggeber entscheidet, und es kommt ein<br />

Dienstleistungsvertrag zustande. Am Ende bewerten<br />

Auftraggeber und Experte die Zusam men arbeit. Der<br />

Auftraggeber zahlt bei einer erfolgreichen<br />

Vermittlung eine geringfügige Pauschale, der Experte<br />

eine zuvor festgelegte Provision seines erzielten<br />

Umsatzes.<br />

Nachdem die technische Umsetzung der Plattform<br />

weitgehend abgeschlossen ist, beschäftigen sich<br />

Stoschek und Dreyer mit der Gewinnung von Auf -<br />

traggebern für ihre Plattform. „Es ist natürlich eine Herauforderung,<br />

Unternehmen von neuen Dienstleistungen und Pro dukten zu überzeugen“, so<br />

Stoschek. „Wir konzentrieren uns darauf, unsere Leistung in Kooperation mit<br />

Multiplikatoren wie Verbänden oder Personalberatern an den Mann zu bringen.“<br />

Inzwischen sind die Jung unter nehmer in ein neues Büro in Düsseldorf<br />

gezogen und suchen händeringend Praktikanten zur Unterstützung.<br />

Die Antwort auf die Frage, was den Betriebswirt und Bankkaufmann Arne<br />

Stoschek motiviert: „Die tägliche Herausforderung und die Freiheit, den auftretenden<br />

Problemen mit kreativen Lösungen zu begegnen – ohne diese vor<br />

einem Vorgesetzten zu rechtfertigen.“ RK


eldeelde<br />

L E S E R B R I E F E<br />

Zu: Der Fall Nokia<br />

Keine Verschwendung<br />

von Steuermillionen<br />

Konsequenzen ziehen aus dem Fall Nokia darf<br />

nicht nur als Lippenbekenntnis wahrgenommen<br />

werden. Wir sollten gegen die Verschwendung<br />

von Steuermillionen als Subventionen an international<br />

agierende Konzerne mit ganzer Kraft<br />

vorgehen. Der Bevölkerung sollte mit aller Kon -<br />

se quenz die Richtung der FDP erläutert werden.<br />

Ein Bildungssystem mit hervorragenden Schu -<br />

len, Universitäten und Hochschulen müssen im<br />

Mittelpunkt der Argumentation stehen. Populis -<br />

ti sche Wortspielereien wie: „Nutzung der Res -<br />

sour ce Humankapital“ müssen der Vergangen -<br />

heit angehören. Eine auf Bildung fokussierte<br />

Subventionspolitik muss nachhaltig Familien<br />

und mittelständische und familiengeprägte<br />

Unternehmen ereichen. Standpunkte, wie der<br />

von Annett Witte sollten aus meiner Sicht mehr<br />

Öffentlichkeit erfahren. Manfred Görke, Srande<br />

Zu: Datenschutz<br />

Preisgabe persönlicher Daten<br />

Endlich nimmt sich die FDP eines Themas an,<br />

das mir seit Jahren auf den Nägeln brennt. In -<br />

zwi schen ist es zum Alltag geworden, dass beim<br />

Einkauf die Preisgabe von Adresse und Konto -<br />

verbindung als selbstverständlich angesehen<br />

wird. Wer günstige Rabatte und Schnäppchen<br />

haben möchte, dem bleibt nichts weiter übrig<br />

als dies im Gegenzug für seine persönlichen<br />

Daten zu tun. Ich finde, das ist ein unhaltbarer<br />

Zustand. Ganz zu schweigen von der Möglich -<br />

keit der Händler, mein Kaufverhalten nachzuvollziehen,<br />

ist diese Offenlegung ein Schritt in<br />

Richtung „gläserner Bürger“. Ich kann nicht<br />

mehr nachvollziehen, wer alles meine Daten erhält,<br />

zu welchem Zweck und mit welcher Ab -<br />

sicht. So richtig ist das den meisten Ver brau -<br />

chern noch gar nicht bewusst geworden. Und<br />

meistens erst, wenn es zu spät ist. Ein unhaltbarer<br />

Zustand und ein Betäti gungs feld für die<br />

Freiheitspartei FDP. Mathias Brendel, Hannover<br />

Zu: Editorial FDP ist kein Fußballverein<br />

Zum Editorial von Dirk Niebel möchte ich sagen:<br />

Wir sind doch kein Fußballverein. Meister wird<br />

beim Fußball immer nur einer (zumeinst FCB),<br />

die anderen sind mehr oder weniger Statisten.<br />

Willibald Hackl, Putzbrunn<br />

elde 3|<strong>2008</strong><br />

> Leserforum<br />

Zu: GEZ abschaffen, elde 1/<strong>2008</strong><br />

Brauchen wir den öffentlich-rechtlicher Rundfunk?<br />

Dass die GEZ abgeschafft werden sollte, ist ein vernünftiger Gedanke.<br />

Rundfunkfinanzierung durch eine Mediensteuer ist aber nicht viel besser.<br />

Es ist doch einfach mal zu fragen, ob ein öffent-<br />

lich rechtlicher Rundfunk überhaupt erforderlich<br />

ist. Ein Vergleich mit Print medien zeigt, dass es<br />

auch anders geht: Es gibt zwar staatliche<br />

Zeitungen, sog. Stadt zei tungen, die aber von der<br />

herausgebenden Stelle finanziert werden. Warum<br />

soll das nicht auch mit dem Rundfunk möglich<br />

sein? Hofbericht er stat tung, also das, was Träger<br />

öffentlicher Belange verlauten möchten, sollte<br />

aus Steuermitteln finanziert werden. Bildung<br />

kann durch verpflichtende Kontingente in privat<br />

finanziertem Fern sehen vermittelt werden, wie es<br />

ja bei der Ertei lung von Sendelizenzen jetzt be-<br />

reits üblich ist. Unterhaltung kann gänzlich durch Werbung oder Pay-TV finanziert<br />

werden. Für Kosten aufwendiger Spielfilmserien oder Quiz-Shows<br />

sollte der Steuerbürger nicht entgegen dem eigenen Bedarf in Anspruch<br />

genommen werden. „Was die private Wirtschaft leisten kann, soll der<br />

Staat unterlassen.“ Ist das nicht ein liberaler Grundsatz?<br />

Hartmut Angenendt, Groß Grönau<br />

Zu: Leistung muss sich lohnen<br />

Lohnerhöhung durch den Staat<br />

Im Moment fordern einige Gewerkschaften für ihre Mitglieder eine weitere<br />

Lohnerhöhung von deren Arbeitgebern. Warum sollte die FDP diese For -<br />

derung nicht unterstützen? Meine Version wäre, dass diese Lohner höhung<br />

der Staat zahlen sollte.<br />

Die Arbeitgeber haben im vergangenen Jahr brutto ca. 40 Milliarden Euro<br />

an ihre Arbeitnehmer ausgezahlt. Bei den Arbeitnehmern sind aber nur ca.<br />

16 Milliarden angekommen. Den Rest hat der Staat (Länder und Bund) für<br />

sich beansprucht, zusätzlich zu den üblichen Lohnsteueranteilen und zusätzlich<br />

zu der Mehrwertsteuererhöhung. Daher sollten Bund und Länder<br />

den Arbeitgebern (aber nur denen, die Lohnsteuer gezahlt haben) in <strong>2008</strong><br />

Geld zurückzahlen, damit diese mehr Netto in der Tasche haben. Vor -<br />

schläge: 12 Monate nur 50 % der üblichen KFZ-Steuern, 2 % weniger Bei -<br />

trag zur Rentenversicherung, 1 % geringeren Beitrag zur Krankenver siche -<br />

rung, 1 % Rentenerhöhung für alle Rentner die unter 2.000 Euro Rente/<br />

Pensionen beziehen. Karl-Heinz Hackert-Wilberg, Gütersloh<br />

Wir freuen uns auf Ihre Post!<br />

Ihre Briefe bitte an:<br />

Redaktion elde,<br />

Reinhardtstr. 14,<br />

10117 Berlin,<br />

Telefon 030/27572879,<br />

Fax 030/27572880,<br />

E-Mail Roland.Kowalke<br />

@liberalverlag.de<br />

Redaktion elde<br />

Reinhardtstr. 14<br />

10117 Berlin<br />

elde 1|<strong>2008</strong><br />

geschafft und das Schwarzseherproblem behoben werden. Zudem wäre die<br />

Medienabgabe mit 9 bis11 Euro erheblich geringer als die jetzige Gebühr.<br />

> Aktuell<br />

Rundfunkfinanzierung: Medienabgabe<br />

einführen und GEZ abschaffen!<br />

Unbestritten muss Deutschlands Finanzierungssystem für<br />

den öffentlich-rechtlichen Rundfunk reformiert werden.<br />

Die alte, an das „Bereithalten eines Empfangsgeräts“<br />

knüpfende Rundfunkgebühr hat in einer Zeit ausgedient, in der Fernsehen<br />

und Radio theoretisch auch über eine Vielzahl von neuen Geräten wie Handys<br />

oder Computer empfangen werden können. Dazu kommt, dass die<br />

Gebührenbeauftragten der Rundfunkanstalten häufig Methoden anwenden,<br />

die gegen Anstand und elementare Bürgerrechte verstoßen und die<br />

Datensammelwut der GEZ datenschutzrechtlich bedenklich ist.<br />

Trotz der dringenden Probleme verschieben die für die Rundfunkfinanzierung<br />

zuständigen Bundesländer – und insbesondere die Ministerpräsidenten<br />

– die Reform und ignorieren die Probleme der Rundfunkgebühr,<br />

die in anachronistischer Weise immer noch am Bereithalten eines Rund- Hans-Joachim Otto Christoph Waitz<br />

funkempfangsgerätes anknüpft. „Die von den Ministerpräsidenten in die<br />

engere Auswahl gezogene Haushaltsabgabe sowie die modifizierte Gerä- Auch die Spirale der ständigen Gebührenerhöteabgabe<br />

sind nicht geeignet, um die Struktur- und die Akzeptanzprobleme hungen könnte zu einem Ende kommen, sollten<br />

des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu lösen“, sind sich Christoph Waitz, sich die Ministerpräsidenten endlich dazu durch-<br />

kultur- und medienpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, und ringen, den Auftrag des öffentlich-rechtlichen<br />

Hans-Joachim Otto, Vorsitzender des Kultur- und Medienausschusses des Rundfunks – und damit den Finanzbedarf – kla-<br />

Deutschen Bundestages sowie Vorsitzender der FDP-Kommission für rer und enger zu definieren, als es ARD und ZDF<br />

Internet und Medien, einig. „Beide Modelle machen auch weiterhin den im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie der-<br />

Einsatz der GEZ-Außenbeauftragten nötig, steigern den bürokratischen zeit tun. „Insbesondere den Kernaufträgen Bil-<br />

Aufwand und belasten Privat- und Geschäftspersonen doppelt.“<br />

dung, Information und Kultur muss ein höherer<br />

„Die von uns vorgeschlagene allgemeine und personenbezogene Medien- Stellenwert zukommen“, fordern Waitz und<br />

abgabe könnte effektiv und staatsfern die Finanzierung von ARD, ZDF und Otto. „Jetzt ist es an den Abgeordneten der<br />

Deutschlandfunk sicherstellen“, fordern die Medienexperten und schlagen Landtage, die Pläne der Ministerpräsidenten zu<br />

vor: Da alle Personen ab 18 Jahren, die über ein steuerpflichtiges Ein- verhindern und auf eine schnelle Ablösung des<br />

kommen verfügen, rundfunkabgabepflichtig wären, könnte die Abgabe von Gebührenmodells durch ein einfaches und faires<br />

den Finanzämtern eingezogen, die gesamte Gebühreneinzugszentrale ab- Modell sowie auf die Neudefinition des öffent-<br />

lich-rechtlichen Auftrages zu drängen.“<br />

Matthias Schulze<br />

15<br />

5


6<br />

> Bundesparteitag elde 3|<strong>2008</strong><br />

Servus und Grüß Gott<br />

Die FDP auf dem Weg nach München<br />

Am 31. Mai machen sich 662 Delegierte, mehr als Tausend Gäste und<br />

Journalisten sowie rund 100 fleißige Helfer zum 59. Ordentlichen Bun des par -<br />

teitag auf den Weg in die bayerische Landeshauptstadt. Nach 1951, 1963 und<br />

1980 sind die Liberalen nun zum vierten Mal zu Gast in München, in der<br />

Stadt, in der die FDP bei den Kommunalwahlen vor knapp zwei Monaten mit<br />

6,8 Prozent (+ 3,2 %) das bes te Wahlergebnis seit 34 Jahren erzielt hat.<br />

„Unsere liberalen Freunde in München hätten uns keinen schöneren Empfang<br />

bereiten können“, kommentiert FDP-Bundesgeschäftsführer Hans-Jürgen<br />

Beerfeltz freudig die Ergebnisse der Kommunalwahl. Keinen Zweifel lässt<br />

Beerfeltz deshalb auch daran, dass sich die Partei gestärkt und mit breiter<br />

Brust in München präsentieren werde. „Die Stimmung in der Partei ist hervorragend,<br />

die Umfragen sowohl im Bund als auch für Bayern sind ausgezeichnet“,<br />

so Beerfeltz weiter.<br />

Die Delegierten können sich auf spannende programmatische Diskussionen<br />

freuen. So wird FDP-Steuerexperte Hermann Otto Solms einen Leitantrag vorstellen,<br />

in dem das liberale Steuerkonzept mit der Reform der Sozialsysteme<br />

verbunden wird. NRW-Innovationsminister Andreas Pinkwart wird seine<br />

„Initiative für mehr Forschungsfreiheit“ präsentieren und dazu einen Leit -<br />

antrag zur Beratung vorlegen.<br />

Der Bundesparteitag hat aber auch eine historische Bedeutung, begeht doch<br />

die FDP in diesem Jahr als Bundespartei ihren 60. Geburtstag. „Jeder<br />

Delegierte und Gast des Parteitages kann sich schon jetzt auf wirklich eindrucksvolle<br />

und emotionale Bilder, Dokumente und Im pre s sio nen aus den<br />

letzten 60 Jahren FDP freuen“, ver spricht Beer feltz. Und wer ne ben An trags -<br />

be ra tungen, Hin ter grund ge sprä -<br />

chen und historischen Infor ma -<br />

tionen über die FDP eine kleine<br />

Ver schnauf pau se braucht, findet<br />

diese natürlich auf dem großen<br />

Ausstel ler markt.<br />

Sondertarif zum Bundesparteitag<br />

Ab 99 Euro bringt die Deutsche Bahn Sie zu einem<br />

Sonderpreis nach München. Der Ticketpreis*<br />

für die Hin- und Rückfahrt gilt bundesweit, unabhängig<br />

von welchem Bahnhof Sie reisen: 2. Klas -<br />

se: 99,00 Euro, 1. Klasse: 159,00 Euro. Mit dem<br />

speziellen Angebot können alle Züge der DB genutzt<br />

werden, auch der ICE. Die Tickets gelten<br />

vom 29. Mai und 3. Juni <strong>2008</strong>. Buchbar sofort unter<br />

der Hotline 01805 - 31 11 53** mit dem Stich -<br />

wort: Bundesparteitag FDP.<br />

* Umtausch und Erstattung vor dem 1. Geltungstag 15 €, ab dem 1. Geltungstag<br />

ausgeschlossen. ** Telefonkosten aus dem Netz der Deutschen Telekom AG betragen<br />

14ct/min., Die Hotline ist Montag bis Samstag von 8.00 – 21.00 Uhr erreichbar.<br />

Ein weiteres Highlight bietet der „Gesellige<br />

Abend“, der bei De le gierten und Gästen seit jeher<br />

für seine ganz besonders stimmungsvolle At mos -<br />

phäre bekannt ist. Und wie es sich für Bayern gehört,<br />

wird dieser ganz zünftig als „Bayern-<br />

Abend“ im Hacker-Pschorr Bräuhaus direkt neben<br />

der Theresienwiese gefeiert.<br />

„Ich denke, dass wir mit dem Parteitag in Mün -<br />

chen deutlich machen werden, dass die FDP eine<br />

gleichermaßen traditionsreiche wie zukunftsorientierte<br />

Partei ist“, so Beerfeltz. Weiteren<br />

Infor mationen rund um den Bundesparteitag, zur<br />

Anreise und Übernachtung finden zum Sie im<br />

Internet unter http://parteitag.fdp.de. T.S.<br />

Ihre Freiheit. Ihr Programm. Internet-Diskussion zum Deutschlandprogramm 2009<br />

Der Inhalt macht’s! Dieser liberalen Devise<br />

folgt die FDP auch bei der Erarbeitung des<br />

Bundestagswahlprogramms 2009. Am 31.<br />

März hat sich zum ersten Mal die Pro gramm -<br />

kommission unter Leitung von FDP-Gene -<br />

ralsekretär Dirk Niebel getroffen. Dieser gab<br />

auch den Startschuss für die begeleitende<br />

<strong>Online</strong>-Debatte. Auf der Internet-Seite<br />

www.deutschlandprogramm.de kann in den<br />

nächsten Monaten jeder – egal ob FDP-<br />

Mitglied oder nicht – den Politikwechsel mitgestalten.<br />

Das ist seit 2002 bei der FDP<br />

Tradition. Diesmal stehen gegliedert in fünf<br />

Themenblöcke, die jeweils für sechs Wochen<br />

kommentiert werden können, wieder alle<br />

zentralen Politikfelder zur Diskussion. Noch<br />

bis zum 12. Mai dreht sich alles um „Mehr<br />

Chancen durch mehr Bildung, Forschung<br />

und Innovation“. Dann heißt es bis zum 22.<br />

Juni „Mehr Bürgerfreiheit durch mehr Ver -<br />

trauen, Zusammenhalt und Toleranz“. Im Anschluss<br />

dann die Bereiche „Mehr Freiheit<br />

und Sicherheit durch weltweite Partner -<br />

schaft“ (bis 3. August), „Mehr Lebens qua -<br />

lität durch mehr Freiheit“ (bis 14. Sep tem -<br />

ber) und „Mehr Freiheit und Fairness durch<br />

Soziale Marktwirtschaft“ (bis 26. Oktober).<br />

Am Ende der Diskussionsphasen gibt es jeweils<br />

eine Internetabstimmung; alle Texte ge -<br />

hen dann an die FDP-Programmkommission.<br />

www.deutschlandprogramm.de


1963 1998 2003<br />

Werbung im ZDF hat Tradition.<br />

Und Zukunft.<br />

• Allein im ZDF entlasten Werbung und Sponsoring den Gebührenzahler mit ca. 600 Mio. Euro pro<br />

Gebührenperiode, denn jeder Werbe-Euro reduziert die Gebühr.<br />

• Der Umfang der Werbung im ZDF ist sehr gering und beträgt weniger als 1% am Gesamtprogramm,<br />

maximal 20 Minuten pro Werktag – und das auch nur bis 20.00 Uhr.<br />

• Dennoch stärkt Werbung das ZDF und ermöglicht ein qualitativ hochwertiges Programm.<br />

• Werbung im ZDF nimmt dem Wettbewerb nichts weg.<br />

• Und schließlich: Werbung belebt den Konsum, stützt die Konjunktur und sorgt für Arbeitsplätze.<br />

Mehr Informationen unter:<br />

www.medienpolitik.zdf.de<br />

Anzeige


8<br />

> Schwerpunkt elde 3|<strong>2008</strong><br />

Fotos: Panthermedia<br />

Zur Kasse bitte!<br />

Der Aufschwung komme bei den Menschen an und das sei eine gute<br />

Botschaft für Deutschland, sagte die Bundeskanzlerin Angela Merkel vor dem<br />

Deutschen Bundestag in Berlin – und ganz Deutschland glaubte ihr. Ganz<br />

Deutschland? Nein, einer hakte nach – der findige Finanzexperte der FDP-<br />

Bundestagsfraktion Volker Wissing erkundigte sich mit einer Kleinen Anfrage<br />

bei der Bundesregierung, an wen denn die Bundeskanzlerin gedacht habe,<br />

als sie sagte, der Aufschwung komme bei den<br />

Menschen an. Die Antwort brachte Erstaun li -<br />

ches zutage: Trotz intensiver Suche konnte die<br />

Bundes regierung kaum jemanden ausfindig<br />

machen, der von dem Aufschwung nachweislich<br />

profitiert. Für Wissing lässt das nur den einen<br />

Schluss zu: „Die Kanzlerin hat den Kontakt<br />

zu den Bürgerinnen und Bürgern verloren.“<br />

Zwar schreibt die Bundesregierung, dass die<br />

Volker Wissing<br />

Warum die Schere zwischen den Aufschwung-Reden der Bundesregierung und der<br />

Lebenswirklichkeit der Bürgerinnen und Bürger immer weiter auseinander geht<br />

Gehälter der Beschäftigten um 1,3 Prozent<br />

gestiegen seien; sie muss aber in der gleichen<br />

Antwort einräumen, dass der „Anstieg des<br />

Preisniveaus im Jahre 2007 gemessen am Ver brau cher preis index 2,2 Pro -<br />

zent betrug.“ In der Tat sind im letzten Jahr die Ver brau cherpreise rasant<br />

ge stiegen. Insbesondere die Kosten für Haus halts energie wie Strom und<br />

Gas sind zwischen Oktober 2005 und Oktober 2007 um 9,2 Prozent gestiegen.<br />

Aber auch Nahrungsmittel sind im gleichen Zeitraum um 7,5 Prozent<br />

teurer gewonnen. Die Preise für Bildungsmaßnahmen verteuerten sich so-<br />

gar um 33,5 Prozent. „Wenn der Auf schwung nicht<br />

bei den Menschen ankommt, so hat die Inflation<br />

einen sehr hohen Anteil daran“, folgert Wissing.<br />

Preissteigerungen ausgewählter Produkte<br />

im Zeitraum zwischen Oktober 2005 und Oktober 2007<br />

Nahrungs- und Genussmittel 7,5%<br />

Bildungswesen 33,5%<br />

Saisonabhängige Nahrung 13,9%<br />

Beherbergung und Gastronomie 4,1%<br />

Haushaltsenergie (Strom...) 9,2%<br />

Dienstleistungen 3,1%<br />

Kfz-Index 3,3%<br />

(Quelle: Bundesregierung)


elde 3|<strong>2008</strong><br />

An dieser Entwicklung ist insbesondere die Bundesregierung selbst nicht<br />

ganz unschuldig. Der Präsident der Bundesbank Axel Weber geht davon<br />

aus, dass alleine die Anhebung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent<br />

die Inflationsrate um 1,5 Prozent nach oben getrieben habe. Für Wissing<br />

steht daher fest: „Die Erhöhung der Mehrwertsteuer ist voll und ganz bei<br />

den Menschen angekommen.“ Ohne die Steuererhöhungspolitik der<br />

Bundesregierung läge die Inflationsrate bei 0,7 Prozent.<br />

Schwarz-rote Finanzpolitik – reine Steuererhöhung<br />

„Damit hätte der Aufschwung zumindest den Hauch einer Chance gehabt,<br />

die Menschen zu erreichen“, so Wissing. Die Steuermehreinnahmen in<br />

Höhe von 24 Mrd. Euro machen deutlich, wie gravierend sich die Erhöhung<br />

> Schwerpunkt<br />

der Mehrwertsteuer auswirkt. Zwar werden<br />

Steuermehreinnahmen des Staates oftmals als<br />

frohe Botschaft verkündet, gleichzeitig stehen<br />

diese jedoch für nichts anderes als eine gestiegene<br />

Belastung der Bürgerinnen und Bürger.<br />

„Wer glaubt, dass man den Menschen 24 Mrd.<br />

Euro wegnehmen kann, ohne dass dieses Folgen<br />

für die Wirtschaft hat, ist finanz- und wirtschaftspolitisch<br />

reichlich unbedarft“, sagte der<br />

FDP-Finanzpolitiker.<br />

Zumal die Erhöhung der Mehrwertsteuer nicht<br />

die einzige Maßnahme war, mit der die<br />

Bundesregierung die Bürgerinnen und Bürger<br />

zur Kasse gebeten hat. So sind der Sparer -<br />

freibetrag und die Pendlerpauschale drastisch<br />

zusammengestrichen, die Versicherungssteuer<br />

erhöht und die Eigenheimzulage ersatzlos gestrichen<br />

worden. „Die Finanzpolitik von SPD<br />

und Union bestand vor allem aus Steuer -<br />

erhöhungen“, so FDP-Finanzexperte Wissing.<br />

Für ihn ist deshalb auch schlüssig, dass der<br />

Aufschwung vor allem bei einem ankommt: dem<br />

Staat. So konnte der Staat seine Einnahmen im<br />

Jahr 2007 im Vergleich zum Vorjahr um 12,8<br />

Prozent steigern. Die Steuermehreinnahmen lagen<br />

im Jahr 2007 sogar um 9,5 Mrd. Euro über<br />

dem ursprünglichen Haushaltsansatz. Für<br />

Wissing ist das nur eine bedingt frohe Bot -<br />

schaft: Die Steuermehreinnahmen des Staates<br />

seien im Wesentlichen die gestiegenen Steuer -<br />

belastungen der Bürgerinnen und Bürger. „Die<br />

Menschen erarbeiten sich einen Aufschwung<br />

und der Staat beansprucht diesen vollständig<br />

für sich“, so Wissing. Das sei eine schlechte<br />

Botschaft für Deutschland. ><br />

9


10<br />

> Schwerpunkt elde 3|<strong>2008</strong><br />

Wahlgeschenke sind keine Lösung<br />

Kurzfristige Wahlgeschenke wie die von Schwarz-Rot beschlossene<br />

Renten erhöhung sind keine Lösung, sondern Teil des Problems: Jeder Euro,<br />

der vom Staat umverteilt wird, fehlt der Gesamtheit aller Bürgerinnen und<br />

Bürger als verfügbares Einkommen. Die FDP<br />

im Deutschen Bundestag setzt stattdessen<br />

konsequent auf mehr private Vorsorge mög -<br />

lich keiten, um über den Tag hinaus Wohl -<br />

stand für alle zu ermöglichen.<br />

Zur Vermeidung von Altersarmut will die<br />

FDP-Bundestagsfraktion, dass private und<br />

betriebliche Vorsorge auch für die Bezieher<br />

der sogenannten Grundsicherung im Alter<br />

teilweise anrechnungsfrei bleibt. Nach<br />

Ansicht des sozialpolitischen Sprechers der<br />

FDP im Deutschen Bundestag Heinrich L.<br />

Kolb und des sozialhilfepolitischen Sprechers<br />

der FDP-Bundes tags frak tion Jörg Rohde<br />

muss sich die private und betriebliche Alters -<br />

vorsorge auch für Geringverdiener und<br />

Menschen mit unterbrochenen Erwerbs bio -<br />

gra phien lohnen, deren gesetzliche Rente<br />

allein später nicht das Existenz minimum absichert.<br />

Weil nach den geltenden Gesetzen Einkünfte<br />

aus einer Riesterrente oder anderen freiwilligen<br />

Altersvorsorgeverträgen voll auf die<br />

Heinrich L. Kolb<br />

Jörg Rohde<br />

Grund sicherung angerechnet werden, werden künftig viele Rentner für ihr<br />

jahrelanges Sparen bestraft. Dies widerspricht nach An sicht der FDP im<br />

Deutschen Bundestag dem Grundsatz, dass derjenige, der für das Alter<br />

vorsorgt, am Ende auch mehr übrig behält als der, der nicht vorgesorgt<br />

hat. Nach dem Modell der FDP-Bundestags -<br />

fraktion bleiben z. B. bei 200 Euro aus privater<br />

Vorsorge 120 Euro anrechnungsfrei. „Die An -<br />

reize zur Altersvorsorge müssen für alle gelten,<br />

auch für Personen, die nur 20 Jahre in die Ren -<br />

tenversicherung eingezahlt haben“, sagen Kolb<br />

und Rohde.<br />

Die Bundesregierung hat bislang Korrekturen<br />

am geltenden Recht abgelehnt. „Die Koalition<br />

entzieht sich damit der öffentlichen Diskussion,<br />

wie den berechtigten Sorgen gering verdienender<br />

Riestersparer abgeholfen werden könnte.<br />

Dies ist angesichts der Tatsache, dass bis zu einem<br />

Drittel der ca. 11 Millionen Riestersparer<br />

von der Anrechnung betroffen sein könnten, unverantwortlich“,<br />

finden die beiden FDP-So zial -<br />

politiker. Bereits jetzt herrsche große Unsicher -<br />

heit bei den Geringverdienern. Wenn zukünftig<br />

Geringverdiener wegen der absehbaren Anrech -<br />

nung ihrer Riesterrente auf die Grundsicherung<br />

auf private Vorsorge verzichten, müssen die<br />

Kommunen deren Grundsicherung auf jeden Fall<br />

komplett finanzieren. Beim FDP-Modell dagegen<br />

rechnet sich die private Eigenvorsorge für beide<br />

– für die Rentnerinnen und Rentner, weil sie<br />

mehr im Portemonnaie haben, und für den<br />

Staat, weil die Altersversorgung auf einer breiteren<br />

Basis steht. Eine Politik der besten sozialen<br />

Ergeb nisse ist eben am Ende besser als eine<br />

Politik der besten sozialen Absichten.<br />

Christoph Steegmans, Angelika Sick,<br />

Hartmut Höppner<br />

Fotos: Picture-Alliance, suedraumfoto


elde 3|<strong>2008</strong><br />

FDP-Bundestagsfraktion<br />

will der Sozialisierung von<br />

Spekulationsverlusten bei Staatsbanken<br />

einen Riegel vorschieben<br />

Seit der Wiedervereinigung erhielten mindestens vier Bankinstitute im<br />

Rahmen von „Rettungsmaßnahmen“ öffentliche Mittel des Bundes oder<br />

einzelner Länder. Dazu gehören die Bankgesellschaft Berlin (2001), die<br />

WestLB (2003) und die ganz aktuellen Fälle der IKB Deutsche Industrie -<br />

bank AG, der WestLB und der SachsenLB. Die staatlichen Garantien der<br />

Länder Sachsen (2,75 Mrd. Euro), Nordrhein-<br />

Westfalen (5,0 Mrd. Euro) und Bayern (im<br />

Landtag beantragte 6,0 Mrd. Euro) zuguns -<br />

ten ihrer Landesbanken sowie die milliardenschweren<br />

Zusagen des Bundes zugunsten der<br />

KfW haben eine für den Steuer zahler höchst<br />

riskante Größenordnung erreicht.<br />

„Die Sozialisierung von Spekulations ver lus -<br />

ten ist unsozial. Sie zwingt zur Ver schwen -<br />

dung von Steuermitteln oder staat lichem<br />

Jürgen Koppelin<br />

Vermögen, ver hin dert die sozialpolitisch gebotene<br />

Rück führung der Steuer- und Abgabenlast,<br />

ge fähr det eine generationengerechte Haus haltskons o lidierung,<br />

engt den Spielraum für Zu kunfts investitionen ein und erodiert dadurch<br />

letztlich das Vertrauen der Bürger in die freiheitlich-soziale Wirtschafts -<br />

ver fassung der Bundes republik“, findet der haushaltspolitische Spre -<br />

cher und parla men tarische Geschäftsführer der FDP-Bun destagsfraktion<br />

Jürgen Koppelin. „Der Staat darf Missmana gement und aufsichtsrecht-<br />

Foto: Picture-Alliance<br />

> Schwerpunkt<br />

liche Verfehlungen im Finanzsektor nicht<br />

durch eine Schulden übernahme und Tilgung<br />

mit Steuermitteln honorieren.“<br />

Die FDP im Deutschen Bundestag fordert<br />

deshalb in einem Anfang April verabschiedeten<br />

Antrag unter anderem:<br />

>> bis auf Weiteres keine zusätzlichen<br />

Haushaltsmittel des Bundes, kein<br />

Bundes vermögen, keine Bundesgarantien<br />

und kein Vermögen der KfW Kreditanstalt<br />

für Wiederaufbau für die Sozialisierung<br />

von Verlusten zur Rettung von Finanz -<br />

institutionen einzusetzen;<br />

>> sich für eine zeitnahe Privatisierung<br />

der Landesbanken einzusetzen und eine<br />

privatisierungsfreundliche<br />

Rahmengesetzgebung zu schaffen;<br />

>> eine interventionistische Industriepolitik<br />

zur Konsolidierung von Landesbanken<br />

durch eine staatlich gelenkte Zusammen -<br />

führung privatwirtschaftlich organisierter<br />

Unternehmen oder Unternehmensteile<br />

zu unterlassen und dies gegenüber den<br />

Ländern aktiv zu vertreten;<br />

>> eine gesetzliche Regelung zu schaffen,<br />

die staatliche Garantien und Schulden -<br />

übernahmen für Landesbanken seitens<br />

der Länder im Rahmen der Finanz -<br />

ausgleiche bestraft (Bail-out-Klausel).<br />

Mit vordergründigen personellen Konse quen -<br />

zen wie dem Personalwechsel an der Spitze<br />

der KfW will sich die FDP im Deutschen Bun -<br />

destag nicht zufrieden<br />

geben –<br />

das machte der<br />

finanzpolitische<br />

Sprecher der<br />

FDP-Bun des -<br />

tags fraktion<br />

Hermann Otto<br />

Solms eindeutig<br />

Hermann Otto Solms<br />

klar: „Ich be -<br />

daure den Rück -<br />

tritt von Frau<br />

Matthäus-Maier. Sie übernimmt mit diesem<br />

Schritt die Verantwortung für die Fehler anderer<br />

gleich mit. Die Ent scheidung, dass sich die<br />

staatliche KfW an der privaten Ge schäfts bank<br />

IKB beteiligt, wurde schließlich im Bun des -<br />

finanz minis terium getroffen. Trotz Kontrolle<br />

der Bundesanstalt für Finanzdienst leis tungs -<br />

aufsicht und obwohl ein hoher Mitarbeiter des<br />

Finanz ministers im Aufsichts rat der IKB sitzt,<br />

sind die Probleme nicht erkannt und nicht beseitigt<br />

worden. Mehr als sechs Mil liarden öffentlicher<br />

Gelder musste die KfW bislang aufwenden,<br />

um die Pleite der IKB abzuwenden –<br />

und noch ist das Ende nicht in Sicht. Das ist ein<br />

Skandal.“<br />

11


12<br />

> Wahlen elde 3|<strong>2008</strong><br />

Bayern: Liberaler Rekord in den Kommunen<br />

Horst Meierhofer hat Verstärkung bekommen, liberale Verstärkung. Und<br />

zwar im Stadtrat seiner Heimatstadt Regensburg, in dem er bisher als<br />

„Ein zelkämpfer“ die Stimme der FDP vertreten hatte. Dem 35-jährigen<br />

Bun destagsabgeordneten werden nun nämlich zwei weitere Parteifreunde<br />

zur Seite stehen, wenn es im Stadtrat der<br />

Universitätsstadt in der Oberpfalz um das<br />

breite Spektrum der kommunalen Politik<br />

geht. Und der Erfolg der Regensburger Libe -<br />

ralen steht stellvertretend für das generelle<br />

Abschneiden der bayerischen FDP bei den<br />

Kommunal wah len vom 2. März. Sie konnte<br />

ihr Er geb nis von 2002 insgesamt verdoppeln<br />

und das beste Kom munalwahlergebnis seit<br />

1948 ein fah ren. Die Kommunalwahlen zwischen<br />

Hof und Berchtesgaden sind ausgeprägte<br />

Persön lichkeitswahlen, die traditionell<br />

oft zwischen den Volksparteien entschieden werden oder bei denen lokale<br />

Bürgergruppierungen „zum Zug“ kommen. Das beste bayerische<br />

Kommunalwahlergebnis sicherte sich die Starnberger FDP, die 11,3% erreichte<br />

und nun mit 7<br />

Sitzen im dortigen Kreis -<br />

STÄRKUNG DER<br />

KOMMUNALEN BASIS<br />

Spitzenkandidat Hinnerk Fock im Bürgergespräch.<br />

Horst Meierhofer Dr. Michael Mattar<br />

tag vertreten ist. Ein his to -<br />

ri sches Er geb nis gelang in<br />

Mün chen. Dort erhielt die<br />

FDP unter Stadt chef Dr.<br />

Nein, ein Triumph sind sie nicht geworden, die Bezirks- und Bür ger -<br />

schaftswahlen in Hamburg. Ein Desaster ist es trotz des knapp verpassten<br />

Einzugs in die Hamburger Bürgerschaft aber auch nicht. Erstmals seit 30<br />

Jahren sind FDP-Vertreter in alle sieben Hamburger Bezirksvertretungen<br />

eingezogen. Die kommunale Basis der Hamburger FDP geht also gestärkt<br />

aus den Wahlen hervor. Der Aufbau der Liberalen in der Hansestadt ist ein<br />

langer Prozess. Der Anfang ist gemacht.<br />

Rai ner Stinner und OB-Spitzen kandidat Dr.<br />

Michael Mattar 6,8 %, gleichauf mit 1978 das<br />

beste jemals erreichte Ergebnis in der Lan -<br />

deshauptstadt. Das bedeutet: Fraktions stär ke<br />

mit 5 Stadt räten. In<br />

29 kreisfreien Städ -<br />

ten und Kreis tagen<br />

erzielte die FDP 3<br />

und mehr Man da -<br />

te, darunter beispielsweise<br />

Würz -<br />

burg, Aschaf fen -<br />

burg, Fürsten feld -<br />

bruck, Lands hut,<br />

Passau, Erlan gen<br />

und Kemp ten. Erst -<br />

mals neu eingezogen ist die FDP u.a. in die<br />

Stadträte von Strau bing, Weiden und Mem -<br />

mingen. Man kann Horst Mei er hofer also nur<br />

zustimmen, wenn er sagt: „Es war und bleibt ein<br />

hartes Stück Arbeit für alle Aktiven im Freistaat,<br />

aber es hat sich gelohnt. Die FDP ist wieder da<br />

– auch in den Kommunen. Das ist eine Grund -<br />

voraus set zung für den Erfolg bei den Landtags -<br />

wahlen im September.“ Lars Pappert<br />

Hamburg: Tritt gefasst – aber noch nicht am Ziel<br />

Gemessen daran, aus welcher Position die Libe -<br />

ralen in den Wahlkampf gestartet waren, kann<br />

Spitzenkandidat Hinnerk Fock mit seiner Partei<br />

zufrieden sein: Noch bis Mitte 2007 knirsch te es<br />

immer wieder hörbar im Landes verband, die Vor -<br />

sit zenden wechselten in kurzer Folge und von<br />

Resonanz auf liberale Politik konnte auf Landes -<br />

ebene kaum die Rede sein, bis die Partei unter<br />

dem neuen Vorsitzenden und in einem engagierten<br />

Wahlkampf zueinander fand. Der unschätzbare<br />

und hochmotivierte Einsatz der Parteibasis<br />

an zahlreichen Infoständen und bei Aktionen vor<br />

Ort war Ausdruck dieser neuen Einigkeit.<br />

Auch über 16.000 zusätzliche Wähler bei dieser<br />

Wahl freut sich der Hamburger Landesverband<br />

zu Recht und sieht sich so insgesamt in seiner<br />

Arbeit bestätigt.<br />

Mit den errungenen Erfolgen im Rücken ist die<br />

Hamburger FDP nun gefordert, auf kommunaler<br />

Ebene die Probleme der Bürger konstruktiv zu<br />

lösen und damit ihre politischen Alternativen<br />

öffentlich glaubwürdig darzustellen. So wird sie<br />

Erfahrung sammeln und ihre Arbeit darstellen<br />

können, um für die nächsten Wahlen noch zielgerichteter<br />

agieren und nicht zuletzt das neue<br />

Wahlrecht noch besser für sich nutzen zu können.<br />

Die Liberalen haben Tritt gefasst, sind aber<br />

noch nicht am Ziel. Jost Achenbach


SCHWERPUNKT I<br />

Liberal und eigenständig<br />

Schlussfolgerungen der FDP aus den Verschiebungen im Parteiensystem<br />

Die Bürger Niedersachsens haben gerade eine stabile Zwei -<br />

er-Koalition der bürgerlichen Mitte bestätigt. Auch deshalb,<br />

weil sich beide Partner, CDU und FDP, klar zueinander und<br />

zur Fortführung ihrer erfolgreichen Arbeit bekannt haben.<br />

Wenn heute also zuweilen behauptet wird, es könne keine<br />

stabilen Zweier-Bündnisse jenseits sogenannter „Großer<br />

Koalitionen“ mehr geben, dann irrt jener, der dies behauptet.<br />

In Hessen dagegen hat es für das angestrebte schwarz-gelbe<br />

Bündnis knapp nicht gereicht, obwohl die Liberalen ein<br />

Rekord-Ergebnis erzielt haben. In Hamburg versucht es die<br />

CDU mit den Grünen, auf die sie von vornherein gesetzt hatte,<br />

obwohl Schwarz-Gelb möglich war. Die Grünen wiederum<br />

sind in der Hansestadt willig – und verweigern sich gleichzeitig<br />

in Hessen jedem Gespräch über eine mögliche Zu -<br />

sam menarbeit mit CDU und FDP, eine sogenannte „Jamai -<br />

ka“-Koalition. Oskar Lafontaines gleich populistische wie<br />

programmlose Partei „Die Linke“ ist derweil in die Landes -<br />

parlamente eingezogen. Und die SPD hat sich in Nieder -<br />

sachsen blamiert, in Hamburg unter Kurt Becks Links öff -<br />

nung gelitten und in Hessen sich zwar eingeredet, die Wahl<br />

gewonnen zu haben, aber keine Mehrheit.<br />

Diese Wahlergebnisse zeigen den Liberalen: Klarheit ist<br />

mög lich – Unübersichtlichkeit auch. Die FDP sieht die veränderte<br />

Lage in einem Fünfparteiensystem, auf die sich die<br />

Liberalen einstellen. „Wir Freien Demokraten können uns nur<br />

auf eines verlassen: Auf uns selbst, auf unser freiheitliches<br />

Programm, das sich von allen anderen Parteien unterscheidet“,<br />

sagt Guido Westerwelle. „Unser eigenes liberales Pro -<br />

gramm ist eine Alternative zu allen anderen<br />

Parteien. Wir werden also den Kurs<br />

dieser Eigenständigkeit konsequent fortsetzen,<br />

und zwar ausdrücklich gegenüber<br />

allen anderen Parteien“, so der Partei- und<br />

Fraktionsvorsitzende.<br />

Die FDP kann nicht ausschließen, dass es<br />

auch bei weiteren Wahlen in einem Fünf -<br />

parteiensystem nicht für klare Mehr heiten Guido Westerwelle<br />

reicht. Klare Verhältnisse wären das Beste<br />

für unser Land. Die inhaltlichen Gemeinsamkeiten der Freien<br />

Demo kraten mit der Union sind derzeit immer noch am größten.<br />

Allerdings kann nicht übersehen werden, dass sich<br />

CDU und CSU in der Koalition mit der SPD immer mehr vom<br />

Projekt „Erneuerung der Sozialen Marktwirtschaft“ verabschieden.<br />

Als Beispiele seien nur genannt: Die Planwirt -<br />

schaft im Gesundheitswesen mit dem gleich teuren wie<br />

überflüssigen Gesundheitsfonds, an dem wider alle Vernunft<br />

störrisch festgehalten wird, die staatliche Einkommens fest -<br />

setzung beispielsweise durch den Mindestlohn bei der Post<br />

und die größte Steuer- und Abgabenerhöhung in der Ge -<br />

schichte unserer Republik, die der vergessenen Mitte unseres<br />

Landes ihren Anteil am Aufschwung nimmt.<br />

Die FDP ist zuerst eine eigenständige Partei und erst in<br />

zwei ter Linie Koalitionspartner von irgendjemandem. Koa -<br />

litionsaussagen sind hilfreich für die Orientierung der Wäh -<br />

lerinnen und Wähler. Für Ausschlussklauseln aber – außer<br />

gegenüber Links- und Rechtsaußen – sehen die Liberalen in


Fotos: Picture-Alliance, argus, Keystone, Becker & Bredel<br />

SCHWERPUNKT LINKSRUTSCH II<br />

Zukunft keine Notwendigkeit. „Wir wollen nicht zulassen,<br />

dass wir uns durch Ausschlussklauseln so einengen, dass<br />

dort, wo klare Mehrheiten nicht zustande kommen, plötzlich<br />

die Linkspartei der bestimmende Faktor einer Regierungs -<br />

bildung wird“, formuliert Guido Westerwelle. Den Sozialisten<br />

und Kommunisten von Oskar Lafontaine werden die Freien<br />

Demokraten unser Land nicht<br />

überlassen. Deutschland ist immer<br />

gut damit gefahren, wenn es von<br />

der Mitte und nicht von den<br />

Rändern aus regiert und geprägt<br />

wurde.<br />

Dirk Niebel betont: „Derzeit sieht<br />

die FDP keine inhaltliche Basis für<br />

Ampel-Überlegungen.“ Aber die<br />

Dirk Niebel<br />

Liberalen sagen auch in Richtung<br />

Union: Koalitionsaussagen wollen<br />

wir nur noch auf Gegenseitigkeit treffen. Dirk Niebel: „Ob -<br />

wohl ich natürlich die größeren inhaltlichen Schnitt mengen<br />

Erfolgreiche Koalition in Niedersachsen: Christian Wiulff und Philipp Rösler.<br />

mit der Union sehe, ist es unseren Mitgliedern schlechterdings<br />

nicht vermittelbar, dass die Union mit allen anderen<br />

regieren kann, wir uns aber auf einen möglichen Partner beschränken<br />

sollen.“<br />

Diese Eigenständigkeit durch die inhaltliche Arbeit am<br />

Programm weiter zu entwickeln wird die Aufgabe der kommenden<br />

Monate sein. Wirtschaftsstudien zeigen, dass die<br />

Mittelschicht in Deutschland schrumpft. Seitdem die FDP auf<br />

Bundesebene nicht mehr regiert, wird die Mittelschicht dünner.<br />

„Oben“ und „Unten“ werden dagegen breiter. Die<br />

Mittelschicht machte zu Regierungszeiten der Liberalen<br />

etwa 62 Prozent der Bevölkerung aus, jetzt sind es noch 54<br />

Prozent. Das sind fünf Millionen Menschen, die in den vergangenen<br />

Jahren aus dieser Mittelschicht herausgerutscht<br />

sind. Wenn Liberale nicht regieren, erodiert die Mittelschicht.<br />

Wenn die Mitte schrumpft, wächst die Ungerechtigkeit. Es<br />

ist die Mittelschicht, die das Land trägt.<br />

Diese negative Entwicklung ist nicht zwangsläufig, sondern<br />

das Ergebnis von Politik. "Der Staat darf den Menschen<br />

durch hohe Steuern und Abgaben nicht auch noch immer<br />

tiefer in die Taschen greifen", erklärt der wirtschaftspolitische<br />

Sprecher der FDP-Bundestags -<br />

fraktion Rainer Brüderle.<br />

Wer den Bürgern die Früchte des<br />

Aufschwungs durch eine maßlose<br />

Steuer- und Abgabener höhungs -<br />

politik nimmt, darf sich nicht wundern,<br />

wenn die große Mehrheit unseres<br />

Volkes fragt: Wo bleibt mein<br />

Aufschwung? Deswegen ist das Rainer Brüderle<br />

liberale Programm, dass sich<br />

Leistung lohnen muss und dass soziale Gerechtigkeit der<br />

Leistungs ge rechtigkeit folgt, weit mehr als Technik. Das liberale<br />

Programm für mehr Netto vom Brutto ist auch weit mehr<br />

als Steuerpolitik. Es ist ein Gebot der gesellschaftlichen<br />

Fairness, dass die Lasten für diejenigen, die in unserem<br />

Land den Karren ziehen, nicht immer schwerer gemacht<br />

werden.<br />

Ein einfacheres, niedrigeres und gerechteres Steuersystem<br />

sorgt dafür, dass der Aufschwung endlich bei der vergesse-<br />

Gute Bildung ist<br />

die individuelle<br />

Gerechtigkeitsfrage<br />

von morgen.<br />

nen Mitte unserer Gesellschaft ankommt – bevor er vorbei<br />

ist. Mehr Netto vom Brutto ist auch eine Gerechtigkeitsfrage.<br />

Denn wenn immer weniger vom selbst Erarbeiteten übrig<br />

bleibt, sind die Fleißigen die Benachteiligten. Diese Gerech -<br />

tigkeitslücke ist entstanden, weil die schwarz-rote Bundes -<br />

regierung die Steuern und Abgaben erhöht hat und damit<br />

immer mehr Familien immer weniger Luft zum Atmen lässt.<br />

Teilhabe muss bedeuten, dass ein Volk von Eigentümern<br />

besser ist als Volkseigentum. Beim kommenden Bundes -<br />

parteitag am 31. Mai und 1. Juni in München wird die FDP<br />

zeigen, wie ein neues Steuersystem mit der sozialen Sicher -<br />

heit des liberalen Bürgergelds verknüpft werden kann.<br />

Bildungsstudien zeigen: In keinem vergleichbaren Land<br />

entscheidet die soziale Herkunft stärker darüber, welche<br />

Bildungschancen ein junger Mensch hat, als in Deutsch -<br />

land. Und in keinem offenen Land haben Einwanderer so<br />

schlechte Bildungschancen wie bei uns. Deutschland fällt<br />

zurück hinter die Zeit, in der Liberale Bildung als Bürger -<br />

recht durchgesetzt haben.<br />

Bildung für alle ist die Voraussetzung für Wohlstand für alle.<br />

Die Liberalen wollen deswegen keine Bildungspolitik, die mit


SCHWERPUNKT LINKSRUTSCH III<br />

linken Einheitsschulen alle Jugendlichen über einen Kamm<br />

schert oder mit konservativer Einstellung Kasten zementiert,<br />

sondern maßgeschneiderte Bildungsangebote, in der sich<br />

unterschiedliche Persönlichkeiten entwickeln können.<br />

Gleich zeitig ist unser Bildungssystem nicht durchlässig genug.<br />

Es muss jedem jungen Menschen möglich sein, sich<br />

mit eigener Anstrengung Erfolg zu erarbeiten. Nicht Ergebnisgleichheit<br />

am Ziel, sondern Chancengleichheit am Start ist<br />

das Markenzeichen liberaler Bildungspolitik. Mit liberaler<br />

Politik für mehr Bildung, Wissenschaft und Forschung geht<br />

die FDP diese wahre soziale Schieflage in Deutschland an<br />

und eröffnet Perspektiven. Gute Bildung ist die individuelle<br />

Gerechtigkeitsfrage von morgen – und für Deutschland eine<br />

Schicksalsfrage.<br />

Das ist der Grund, warum sich die FDP beim Parteitag in<br />

München zentral mit den Themen Bildung, Wissenschaftsund<br />

Forschungsfreiheit auseinandersetzen wird. Liberale fordern<br />

dreierlei: Ein gegliedertes Schulwesen, das jedem Kind<br />

gerecht wird, größtmögliche Durchlässigkeit zwischen den<br />

Bildungsangeboten und ein Bekenntnis zum Leistungs prin -<br />

zip als Kriterium dafür, was für eine Schulform für welches<br />

Kind die beste ist. Es ist nicht ungerecht, unser Bildungs -<br />

system – im akademischen wie im beruflichen Teil – auf die<br />

Unterschiedlichkeit der Begabungen auszurichten, sondern<br />

Deutschlands größte Chance. Mehr Freiheit für Forschung,<br />

Wissenschaft und Bildung ist der Schlüssel für ein solches<br />

passgenaues, aber differenziertes Angebot.<br />

Selten hat das Bundesverfassungsgericht in so kurzer Zeit<br />

so häufig und so deutlich festgestellt, dass die Politik der<br />

Regierung unsere Verfassung verletzt. Ob bei der Erfassung<br />

von Autokennzeichen, bei der Vorratsspeicherung von Kom -<br />

munikationsdaten oder bei <strong>Online</strong>-Durchsuchungen: Karls -<br />

ruhe musste einschreiten, weil die anderen Parteien jeden<br />

Bürger pauschal als Verdächtigen behandeln. Wenn Libe -<br />

rale nicht regieren, leiden die Bürgerrechte. Mit ihrer Innenund<br />

Rechtspolitik schafft die FDP eine vernünftige Balance<br />

von Freiheit und Sicherheit.<br />

In der Wirtschafts- und Steuerpolitik, in der Familien-, Sozialund<br />

Bildungspolitik, in der Umwelt- und Energiepolitik, in der<br />

Innen- und Rechtspolitik und in der Außen- und Europa po -<br />

litik haben die Liberalen auf ihren Bundesparteitagen ein<br />

freiheitliches Programm formuliert. Die geistige Grundlage<br />

für diese Arbeit ist das Prinzip Freiheit zur Verantwortung.<br />

„Manche behaupten, den Liberalen ginge es um Freiheit von<br />

Verantwortung. Diese haben den Liberalismus nicht verstanden“,<br />

sagt Guido Westerwelle.<br />

Die bürgerliche Mitte gehört niemandem, keiner Partei und<br />

keinem Lager. Sie ist das Rückgrat unserer Gesellschaft. Zur<br />

bürgerlichen Mitte gehören alle hart arbeitenden Leistungs -<br />

bereiten, und das sind die Busfahrerin, der Handwerker<br />

oder die Krankenschwester ebenso wie die Verwaltungs -<br />

beamtin, der Architekt oder die Ärztin und all jene, die einen<br />

Arbeitsplatz oder einen Ausbildungsplatz suchen, weil sie<br />

ihr Leben eigenverantwortlich leben wollen, weil sie einsteigen<br />

wollen – und nicht aussteigen. Diese Mitte der Gesell -<br />

schaft setzt auf die Kraft der Freiheit. Freiheit in der Wirt -<br />

schaft heißt Soziale Marktwirtschaft. Freiheit in der Gesell -<br />

schaft heißt Toleranz.<br />

Diese bürgerliche Mitte gehört nicht der FDP, und die FDP<br />

behauptet nicht, sie zu besitzen. Liberale nehmen aber für<br />

sich in Anspruch, bürgerliche Werte der Mitte zu vertreten.<br />

Und die FDP tritt anderen Parteien dort entgegen, wo diese<br />

die bürgerliche Mitte vergessen. Genau dies ist in den vergangenen<br />

Jahren leider allzu oft geschehen. Wo Union und<br />

SPD heute um diese Wähler buhlen, da werben sie um<br />

Menschen, die sie selbst enttäuscht haben.<br />

Die Freien Demokraten halten Kurs. Wo andere Parteien<br />

linker und beliebiger werden, folgen die Liberalen ihrem<br />

Werte-Kompass. Die FDP hat mit ihrem Programm, ihrer<br />

Glaubwürdigkeit und ihrer Geschlossenheit in den vergangenen<br />

Jahren großartige Wahlerfolge erringen können. Sie<br />

wurde wieder zur dritten Kraft, nicht nur im Bundestag, sondern<br />

auch was die Zahl ihrer Fraktionen in den Landtagen<br />

und ihrer Vertretungen in den Landesregierungen betrifft.<br />

Diesen Weg werden die Liberalen fortsetzen, ausdrücklich<br />

mit dem Ziel, Regierungsverantwortung für Deutschland zu<br />

übernehmen – damit unser Staatsschiff wieder in Richtung<br />

Freiheit zur Verantwortung gelenkt wird. Robert von Rimscha


Gesucht: Jung, liberal, engagiert.<br />

50 JAHRE<br />

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Die Begabtenförderung der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit<br />

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elde 3|<strong>2008</strong><br />

> Aktuell<br />

Miriam Gruß leert zu schwere Schulranzen<br />

Grundschülerinnen und -schülern<br />

das Leben im wahrsten<br />

Wortsinne leichter zu machen –<br />

unter diesem Motto stand eine Aktion der kinder-<br />

und jugendpolitischen Sprecherin der FDP-<br />

Bun des tagsfraktion und derzeitigen Vorsit zen -<br />

den der Bundestags-Kinderkommission Miriam<br />

Gruß gegen zu schwere Schulranzen. Gemein -<br />

sam mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus der<br />

Kinder kom mission klärte sie an der Schule am<br />

Falk platz in Berlin-Prenzlauer Berg Klassen vom<br />

ersten bis zum dritten Schuljahr über das richtige<br />

Packen, Tragen und das Maximalgewicht der<br />

Schulranzen auf und verteilte Merkblätter mit<br />

ausführlichen Hinweisen.<br />

Das ideale Ranzengewicht bemisst sich nach<br />

dem Körpergewicht: Kinder, die zwischen 24 und<br />

28 Ki logramm wiegen, sollten nicht mehr als 3,4<br />

Kilo auf dem Rücken tragen. Miriam Gruß machte<br />

mit Hilfe einer Waage die Probe aufs Exempel.<br />

Ihr Fazit: „Problematisch sind nicht nur die<br />

Schul bücher, sondern auch das meist hohe Eigen-<br />

Patrick Döring kümmert<br />

sich um gestresste Fernfahrer<br />

Die Situation ist beängstigend: 20.000 Stellplätze für<br />

LKW fehlen an deutschen Autobahnen. Unter extremem<br />

Stress suchen Fahrer allabendlich nach einem sicheren<br />

Parkplatz für ihren LKW, stets mit der Angst im Nacken, für die Überschreitung<br />

ihrer Lenkzeit eine saftige Strafe zu kassieren. Oft werden die LKW<br />

dann regelwidrig auf den Zu- oder Abfahrten der Rastanlagen abgestellt. Es<br />

kommt immer wieder zu schweren Un fällen, erst Ende März starb ein Auto -<br />

ge wicht der Schulranzen.“ Eltern und Schü ler sollten, so Gruß, den Inhalt<br />

des Ranzens am besten täglich überprüfen, um festzustellen, welche Din -<br />

ge wirklich an diesem Tag gebraucht werden. Schulen wiederum sollten<br />

den Kindern den Verbleib der Bücher in der Schule ermöglichen und die<br />

Erledigung von Hausaufgaben so oft wie möglich nicht an den Gebrauch<br />

von schweren Schulbüchern koppeln. Stee<br />

ABGEORDNETE<br />

VOR ORT<br />

fahrer auf der A2 bei Hannover, als sein PKW bei<br />

Dunkelheit und glatter Fahrbahn unter einen in<br />

der Raststätteneinfahrt geparkten LKW rutschte.<br />

Patrick Döring, FDP-Bundestagsabgeordneter<br />

aus Hannover und Experte für Verkehr, machte<br />

sich selbst ein Bild vor Ort und diskutierte auf<br />

dem Rastplatz „Zweidorfer Holz Süd“ an der<br />

Autobahn 2 zwischen Hannover und<br />

Braunschweig mit LKW-Fahrern der Initia tive<br />

„Trucker Freunde“ Lösungsvorschläge der FDP-<br />

Bundestagsfraktion. „Mit der Öffnung von derzeit<br />

geschlossenen Parkplätzen und der<br />

Errichtung von provisorischen ,Container-Rast -<br />

plätzen‘ kann die Lage kurzfristig entspannt<br />

werden, bis reguläre Neubauprojekte abgeschlossen<br />

sind“, erklärte Döring den anwesenden<br />

Truckern.<br />

Die FDP im Deutschen Bundestag fordert zusätzlich,<br />

die Mehr ein nahmen aus der LKW-Maut<br />

zweckgebunden für Investitionen in<br />

Bundesfernstraßen, insbesondere für den Ausbau<br />

von Park- und Stellplätzen zu verwenden. Bis 2011<br />

belaufen sich die Mehreinnahmen auf mindestens<br />

eine Milliarde Euro. Ohne eine Anpassung der<br />

Park- und Stell platzkapazitäten auf den<br />

Bundesautobahnen ist es nicht möglich, dem<br />

schon jetzt bestehenden und zukünftig nochmals<br />

steigenden Bedarf gerecht zu werden. C. S.<br />

13


14<br />

> Aktuell elde 3|<strong>2008</strong><br />

Wissenschaft<br />

braucht Freiheit Foto:<br />

Der globale Wettbewerb<br />

und die damit verbundenen<br />

rasanten Ent wick lun -<br />

gen verlangen Mut zur<br />

Ver än de rung auf allen Feldern. Dies gilt beson -<br />

ders für den Bereich Forschung und Entwick -<br />

lung. „Wir brauchen in Deutschland eine neue<br />

Kultur für Innovationen“, fordert deshalb<br />

Cornelia Pieper, forschungspolitische Sprecherin<br />

der FDP-Bundes tags fraktion.<br />

„Angst schafft keine Zukunft. Angst vor neuen<br />

Forschungsfeldern und Erfindungen würde<br />

Deutschland langfristig um Jahrzehnte zurück -<br />

werfen. Wir wollen aber an der Spitze der führenden<br />

Forschungs- und Industrie nationen bleiben!“,<br />

so die Forschungsexpertin und analysiert:<br />

Im Vergleich der größten Forschungs -<br />

nationen liegt Deutschland noch hinter den USA<br />

und Japan auf Platz 3. Doch Schwellenländer<br />

wie Indien und China holen in einem rasanten<br />

Tempo nach, was sie in den letzten Jahren bei<br />

Forschung und Entwicklung versäumt haben.<br />

China hat Deutschland heute bereits als Export -<br />

welt meister abgelöst. Ihr Fazit: „Die Bundes -<br />

regierung muss handeln, damit Deutschland<br />

kluge Köpfe anzieht und der Wohlstand unseres<br />

Landes durch neue Ideen und Produkte erhalten<br />

bleibt.“<br />

Die Realität in Deutschland sieht Cornelia<br />

Pieper so: „Auch wenn die Bundeskanzlerin in<br />

ihrer ersten Regierungs er klä rung bekannte<br />

mehr Freiheit wagen zu wollen, thematisiert die<br />

Bun des regierung von Anfang an jedoch mehr<br />

die Risiken als die Chancen neuer Forschungs -<br />

felder. Egal, ob in der grünen Bio tech nologie,<br />

der Stamm zellforschung oder auch der kern -<br />

tech ni schen Sicherheitsforschung setzt sie mehr<br />

auf For schungs verbote denn auf Forschungsfreiheit.“ Deutschland<br />

braucht ein positives Forschungsklima, frei von ideologischen Dogmen,<br />

fordert deshalb die Bundestagsabgeordnete.<br />

Wissenschaft und Forschung sind ganz besonders darauf angewiesen, sich<br />

frei entfalten zu können. Es muss selbstverständlich werden, eine Hoch -<br />

schule oder eine Forschungseinrichtung nach unternehmerischen Grund -<br />

sätzen führen zu können. Trotz vieler Reformen ist es im außer- und universitären<br />

Forschungsbereich in den letzten zwanzig Jahren nicht gelungen,<br />

bestehende rechtliche Hemmnisse im Haushaltsrecht, Tarifrecht oder<br />

im Vergaberecht zu beseitigen. „Wir fordern Anreize für große For -<br />

schungs verbünde zu schaffen, wie zwischen der Großfor schungs ein rich -<br />

tung Jülich und der RWTH Aachen, die im internationalen Wettbewerb be -<br />

ste hen können“, erklärt Cornelia Pieper. „Wahre Autonomie von Hoch -<br />

schulen und Forschungseinrichtungen erfordern die Einführung von Globa l -<br />

haushalten und die Abkehr von der kameralis -<br />

tischen Haus haltsführung. Die Alter s grenzen<br />

für Wissen schaftler, die an For schungs -<br />

projekten arbeiten, müssen mit Zu stim mung<br />

der Hochschule fallen können. Wollen wir die<br />

Leistungsfähigkeit des deutschen Wissen -<br />

schafts systems erhöhen, müssen wir es attraktiv<br />

machen für Spitzen for scher aus der Wirt -<br />

schaft und dem Ausland.“<br />

Cornelia Pieper<br />

Die starre und viel zu hohe Jahres ein kom -<br />

mens grenze im Ausländerrecht muss endlich<br />

abgesenkt werden, ist eine weitere Forderung<br />

der Fraktion. Das Tarifrecht des öffentlichen Dienstes ist ein bürokratischer<br />

Hemmschuh und gehört abgeschafft. Ein Vorschlag der FDP-Bun -<br />

destagsfraktion ermöglicht eine bessere, leis tungsgerechte Bezahlung der<br />

in- und ausländischen Wissen schafts elite ohne die Fesseln eines Tarif -<br />

vertrages im Öffentlichen Dienst. Denn ein eigenständiger Wissen -<br />

schaftstarifvertrag öffnet Grenzen für Fachkräfte und macht Forschungs -<br />

infrastrukturen für alle zugänglich.<br />

„Wissenschaft braucht Freiheit. Der Schlüssel zur Freiheit ist Mut! Mut zu<br />

einem Wis sen schaftsfreiheitsgesetz, eine Initiative, die die FDP im März in<br />

den Bundestag eingebracht hat“, schlussfolgert Cornelia Pieper.<br />

Christian Meier<br />

Picture-Alliance


elde 3|<strong>2008</strong><br />

Starkes Recht<br />

für den<br />

Datenschutz<br />

Als George Orwell 1949 seinen Roman „1984" veröffentlichte,<br />

war Big Brother in der Wirklichkeit un denk -<br />

bar. Heute sind Videoüberwachung, eine aus ufern de<br />

Telefonüberwachung, Vorratsdaten spei che rung, Kfz-<br />

Kenn zei chen-Scanning, Fluggastdatenübermittlung und heimliche <strong>Online</strong>-<br />

Durch suchungen nur die Spitze des Eisbergs.<br />

Schon 1983 stellte das Bundesverfassungsgericht fest, dass es „belanglose<br />

Daten" im Informationszeitalter nicht mehr gibt. Die Schaffung des neuen<br />

IT-Grundrechts in diesem Jahr folgt der Erkenntnis, dass in den neuen<br />

Medien zwar große Chancen für die Persönlichkeitsentfaltung des Einzel -<br />

nen liegen, aber auch neue Gefährdungen des Persönlichkeitsrechts.<br />

„Nicht nur staatliche Maßnahmen bergen die Gefahr der Ausforschungen<br />

bis ins kleinste Detail, sondern auch Eingriffe durch Private“, analysiert die<br />

innenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion Gise la Piltz. „Das<br />

illegale Ausschnüffeln durch den Arbeit geber hat<br />

jüngst beispielhaft bei den Arbeit nehmern der<br />

Supermarktkette Lidl für Empörung gesorgt.“ Aber<br />

auch Rabattsysteme, die von Millionen Kunden genutzt<br />

werden, bergen Miss brauchsrisiken, die sich<br />

viele zu selten klar machen, weiß Gisela Piltz. „Ob als<br />

Kunde oder Arbeitnehmer – wir brauchen klare und<br />

transparente Rege lungen zum Schutz der Privat -<br />

sphäre“, fordert sie deshalb.<br />

Daten sind wertvolle Güter. Personenbezogene Daten<br />

Gisela Piltz<br />

werden gesammelt, gespeichert, ausgewertet und<br />

verkauft. Daten werden aber auch gestohlen. Bei<br />

deutschen Bundesbehörden sind seit 2005 rund 500 Computer gestohlen<br />

worden, verloren gegangen oder einfach nicht mehr auffindbar, musste die<br />

Bundesregierung vor wenigen Wochen auf Anfrage der FDP im Deutschen<br />

Bundestag eingestehen – das sind Computer, auf denen sich auch Daten<br />

von Bürgerinnen und Bürgern ebenso wie vertrauliche Unter lagen befunden<br />

haben. Auch im privaten Bereich grassiert der Datenklau. „Wer Opfer<br />

eines Datendiebstahls wird, dem wird gleichsam das ,Ich‘ gestohlen“, sagt<br />

Gisela Piltz. Denn Compu ter enthalten Informationen über soziale Kontak -<br />

te, Termine, Notizen, Tagebücher, E-Mails, die ganze virtuelle Identität.<br />

Betrüger erschleichen sich Bankdaten im Internet, doch auch achtlos weggeworfene<br />

Kontoauszüge nutzen die Daten diebe.<br />

> Aktuell<br />

Die Datenschutzexpertin fordert deshalb:<br />

Datenschutz braucht ein starkes Recht. Daten -<br />

schutz braucht aber ebenso ein starkes Bewusst -<br />

sein jedes Einzelnen über den Wert seiner Daten.<br />

„Es ist an der Zeit für eine gesamtgesellschaftliche<br />

Debatte über den Stellenwert des Daten -<br />

schutzes in Zeiten des technischen Fortschritts.“<br />

Stee<br />

Für Ihre Sicherheit:<br />

Das komplette Datenschutz-Angebot der FDP im<br />

Deutschen Bundestag inklusive praktischer<br />

Hinweise, wie Sie Ihre Daten vor unbefugten<br />

Zugriffen schützen können, finden Sie im Internet<br />

unter www.fdp-fraktion.de unter den Stich punk -<br />

ten Bürgerservice und Information.<br />

Foto: Picture-Alliance<br />

15


16<br />

> Friedrich – Naumann – Stiftung<br />

für die Freiheit<br />

Heinrich August Winkler:<br />

Die Deutschen und ihre Freiheit<br />

elde 3|<strong>2008</strong><br />

2. Berliner Rede<br />

zur Freiheit am<br />

Brandenburger Tor<br />

Mit der 2. Berliner Rede zur Freiheit am Brandenburger Tor hat die Friedrich-<br />

Naumann-Stiftung für die Freiheit eine Tradition gefestigt, die sie mit der<br />

Auftaktveranstaltung im April 2007 begründet hatte: Seinerzeit sprach Udo Di<br />

Fabio zur Kultur der Freiheit, diesmal beleuchtete der Historiker Heinrich<br />

August Winkler das Thema Freiheit aus der Perspektive des Geschichts -<br />

wissenschaftlers. „Die Deutschen und ihre Freiheit“ hieß der Titel seiner Rede,<br />

die er im bis auf den letzten Platz besetzten Gebäude der DZ-Bank am Bran -<br />

den burger Tor präsentierte.<br />

Mit den 600 Zuhörern setzte Winkler zu einer tief in der Vergangenheit beginnenden<br />

Reise durch die deutsche Geschichte an, ausgehend von der Frage, ob<br />

für das Unvermögen der Deutschen, aus eigener Kraft eine liberale Demokratie<br />

im westlichen Sinn zu errichten, eine besondere deutsche Haltung gegenüber<br />

der Freiheit eine Rolle gespielt habe. Winkler bejahte diese Frage. Dies habe<br />

sich schon vor Jahrhunderten gezeigt, als – anders als in Deutschland – das<br />

Staatskirchentum in England breiten Protest auslöste und damit eine Bewe -<br />

gung, „die nicht nur, wie Luther und die Lutheraner, Glaubens- und Gewis -<br />

sensfreiheit, sondern auch politische Meinungs- und Vereinigungs frei heit forderte“.<br />

Einen ganz entscheidenden Fixpunkt für das Verhältnis der Deutschen zur<br />

Freiheit machte Winkler in der Bismarckschen Sozialpolitik aus. Bismarck habe<br />

mit den Sozialversicherungsgesetzen der 1880er Jahre Konsequenzen aus der<br />

Lehre vom „Königtum der sozialen Reform“ gezogen: „Der Staatssozialismus<br />

paukt sich durch. Jeder, der diesen Gedanken wieder aufnimmt, wird ans Ruder<br />

kommen“ – dieses Wort des Kanzlers aus dem Jahr 1881 habe am Beginn einer<br />

Tradition gestanden, die es leicht machte, soziale Sicherheit gegen politische<br />

Freiheit auszuspielen.<br />

Wolfgang Gerhardt, Vorstandsvorsitzender der Stif tung<br />

für die Freiheit, begrüßt Heinrich August Winkler.<br />

Hermann Otto Solms, Rainer Brüderle, Konrad Schily.<br />

Die beiden Diktaturen im Deutschland des 20. Jahr -<br />

hunderts hätten genau das versucht, und sich damit<br />

einen gewissen Massenrückhalt verschafft –<br />

das „Dritte Reich“ in sehr viel höherem Maß als die<br />

DDR. Vom zweiten Versuch aber wirke, so Winkler,<br />

„trotz seines Scheiterns noch einiges nach: in Ge -<br />

stalt der verbreiteten Neigung, vom Staat mehr zu<br />

fordern, als er zu leisten vermag, und im Zwei fels -<br />

fall der Gleichheit Vorrang vor der Freiheit zu geben“.<br />

Doch das Verlangen nach sozialer Sicherheit<br />

werde nicht dadurch illegitim, dass es von Dikta -<br />

turen missbraucht wurde: „Demokratien müssen<br />

sich vielmehr immer aufs neue dadurch legitimieren,<br />

dass sie allen Mitgliedern der Gesellschaft,<br />

auch den schwächsten, die Möglichkeit geben, ihre<br />

Freiheit zu nutzen und zu erweitern.“ Boris Eichler<br />

Fotos: Tina Merkau


Foto: Picture-Alliance<br />

Peter Haustein, Hobby-Schatzsucher, Bürgermeister,<br />

FDP-Bundestagsabgeordneter, Unternehmer<br />

Die Hinweise sind einfach<br />

zu umfangreich und stimmig<br />

Mein Heimatort Deutschneudorf im Erzgebirge<br />

lag zum Ende des Zweiten Weltkriegs praktisch<br />

mitten im noch nicht von den Alliierten eingenommenen<br />

Rest Europas. Während der letzten<br />

Kriegswochen sind dort nachweislich umfangreiche<br />

Transporte per Eisenbahn und Lastwagen<br />

angekommen. Daran erinnern sich Augen zeu -<br />

gen. Hochrangige Offiziere sollen die Transporte<br />

begleitet haben – was dafür spricht, dass die<br />

Transporte von höherer Stelle angeordnet waren.<br />

Angesichts des Aufwands, der ganz offenkundig<br />

damals getrieben wurde, kommen als<br />

Ladegut finanzielle Werte, Kunst- und Kultur -<br />

güter, aber auch wichtige oder brisante Akten in<br />

Betracht – und auch Teile des Bernsteinzimmers,<br />

dessen Verbleib ja immer noch ungeklärt ist.<br />

Dass tatsächlich gegen Kriegsende in den damals<br />

schon jahrzehntelang verschlossenen<br />

Deutschneudorfer Bergwerksstollen Betrieb geherrscht<br />

hat, belegen Funde von Pyrotechnik<br />

und einer Maschinenpistole, die bei Stilllegung<br />

unseres Bergwerks 1882 noch gar nicht erfunden<br />

waren. Kurzum: Die Gesamtheit aller Hin -<br />

weise ist einfach zu umfangreich und zu stimmig,<br />

um ein komplettes Trugbild zu sein.<br />

Deshalb suche ich in Deutschneudorf nach dem<br />

Ort, wo die Transporte abgeladen und versteckt<br />

wurden – mit Beharrlichkeit und der im Bergbau<br />

unabdingbaren Demut, die schon im gebückten<br />

Gang der Bergleute so eindrucksvoll zum Aus -<br />

druck kommt.<br />

elde 3|<strong>2008</strong><br />

Pro Contra<br />

Finde ich das Bernsteinzimmer?<br />

Zum Kriegsende<br />

wurden bei<br />

Deutschneudorf<br />

Kulturgüter<br />

versteckt.<br />

Da ist sich<br />

Peter Haustein<br />

sicher.<br />

Ob er sie findet?<br />

> Pro & Contra<br />

Peter Haustein, Bürgermeister, FDP-Bundestags -<br />

abgeordneter, Unternehmer und Hobby-Schatzsucher<br />

Ich bin auch ohne Schatz<br />

ein zufriedener Mensch<br />

Wenn die deponierten Güter in einem Berg -<br />

werkstollen liegen, ist die Suche schon schwer<br />

genug, denn die Stollen um Deutschneudorf erstrecken<br />

sich über 7,4 Quadratkilometer und in<br />

bis zu 60 Meter Tiefe, sind zum Teil beim<br />

Oberbergamt nicht dokumentiert und meist nur<br />

in mühevollster Arbeit zu finden und zu öffnen.<br />

Wenn die abgeladenen Kisten in damals neu gegrabenen<br />

Depots stecken, wäre eine Ent -<br />

deckung noch einmal komplizierter, weil das<br />

Aufspüren mehrerer kleinerer, nicht miteinander<br />

verbundener Hohlräume eine höhere Or tungs -<br />

genauigkeit erfordert als bei einem bergbaulichen<br />

Stollensystem, das gewissen Grund regeln<br />

folgt. Egal wie: Selbst noch so knapp daneben<br />

wäre nun einmal vorbei.<br />

Ich habe mein Ziel, werde aber auch nicht unglück<br />

lich, falls ich erfolglos bleibe. Ich baue mit<br />

rund 160 Mitarbeitern im eigenen Unter nehmen<br />

Aufzüge, bin Bürgermeister meines schönen<br />

Ortes, habe unsere Freiwillige Feuer wehr mit<br />

aufgebaut und freue mich über das funktionierende<br />

Miteinander mit unseren tschechischen<br />

Grenznachbarn, mit denen zusammen wir in<br />

Deutschneudorf einen deutsch-tschechischen<br />

Kindergarten eingerichtet haben. Außer dem<br />

vertrete ich als FDP-Abgeordneter das<br />

Erzgebirge im Deutschen Bundestag.<br />

So gesehen brauche ich keinen Schatz, denn ich<br />

bin ein zufriedener Mensch.<br />

17


18<br />

> Aktuell elde 3|<strong>2008</strong><br />

Kosovo: Testfall für die<br />

EU-NATO-Zusammenarbeit<br />

Auch im unabhängigen Kosovo wird die internationale<br />

Gemeinschaft präsent bleiben: Die NATO-geführte<br />

Mission KFOR hat derzeit über 15.000 Soldaten dort stationiert,<br />

darunter knapp 3000 Deutsche. Mit der Euro -<br />

päischen Rechtsstaatsmission EULEX sollen 1800 Polizisten und Juristen große<br />

Teile der Rechtssicherung übernehmen, die bisher die Aufgabe<br />

von UNMIK war.<br />

Der Balkanexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Rainer Stinner,<br />

sieht zu diesem Engagement keine Alternative: „Mit der<br />

Unabhängigkeit ist keines der konkreten Probleme des Kosovo<br />

gelöst. Bis zu einem funktionierenden Staat ist es noch ein weiter<br />

Weg. Vor allem zwei Probleme sind zu lösen: Es muss sichergestellt<br />

werden, dass das Kosovo wirklich multiethisch bleibt und<br />

wir müssen verhindern, dass innerhalb des Kosovo neue<br />

Grenzlinien entstehen, weil Serbien seinen Einfluss auf den nördlichen<br />

Teil des Kosovo behalten will.“<br />

Rainer Stinner<br />

Die Missionen von EU und NATO im Kosovo machen aber auch<br />

grundsätzliche Mängel deutlich. Stinner: „Es gibt zwischen EU- und NATO-<br />

Stellen keine gemeinsame strategische Planung. Zwar funktioniert die Ko ope -<br />

ration einzelner Einheiten vor Ort, aber in Brüssel herrscht zwischen EU und<br />

NATO ein ,frozen conflict‘. Paradox, wo doch die Mehrheit aller Mitglieder beiden<br />

Organisationen angehört. Das muss sich dringend ändern.“<br />

Kosovo ist auch ein klares Beispiel dafür, dass Militär allein einen Konflikt nicht<br />

lösen kann. Deshalb kritisiert Stinner die internationale Gemeinschaft: „Neun<br />

Jahre hat die internationale Gemeinschaft die Verantwortung für Kosovo ge-<br />

habt. Die Ergebnisse sind völlig unbefriedigend.<br />

Nach unserem Vorschlag hätte die EU schon wesentlich<br />

früher aktiv werden müssen. Durch das<br />

lange Nichtstun sind auf beiden Seiten Ver här tun -<br />

gen entstanden, die Kompromisse immer schwieriger<br />

machten.“<br />

Von der Bundesregierung erwartet<br />

Stinner jetzt die Klärung offener<br />

Fragen: „Welche Kom pe ten -<br />

zen hat EULEX wirklich? Wie<br />

funktioniert die Abgrenzung zu<br />

KFOR? Hat das Kosovo, wie die<br />

anderen Balkan-Staaten, eine klare<br />

EU-Perspektive? Diese Fragen<br />

werden wir weiter stellen.“<br />

Christoph Steegmans<br />

Positionspapier der FDP-Fraktion<br />

Zu diesem Thema finden Sie im Internet<br />

unter www.fdp-fraktion.de ein Positions -<br />

papier zur Zukunft der NATO.<br />

Foto: Picture-Alliance


R E F O R M - R E I S E N<br />

Norwegen<br />

Der Norweger ist dem Besucher sympathisch, weil er ein verschmitztes<br />

Verhältnis zu Skurrilitäten pflegt. Er mag hintersin -<br />

nigen Schabernack. Im Zentrum von Oslo schmiegt sich die<br />

Kneipe „Per Pa Hjørnet“ an ein schmales Plätzchen. Drinnen<br />

steht eine düstere, abgewetzte Kirchenkanzel, vollgestellt mit<br />

CDs, wo der DJ seines Amtes waltet. Schräg gegenüber wurde<br />

ein Gotteshaus renoviert. Da blieb die Kanzel übrig. Eine Kanzel<br />

in einer Kneipe – ob das gottgefällig ist? Oder nicht doch eher<br />

lästerlich? Die Bedienung hat kein Problem mit dem sakralen<br />

Möbel. „Jesus drank!“, sagt sie auf Englisch, was mit „Jesus<br />

soff!“ viel zu unhöflich übersetzt wäre – eher heißt es: „Jesus<br />

pflegte Alkohol zu sich zu nehmen!“<br />

Oslo verändert sich rapide. Grønland war ein heruntergekommener<br />

Hafen-Slum – heute ist das Viertel ein quirliger Migran -<br />

ten-Kiez. Zu Ostern ist es bitter kalt, minus vier Grad im<br />

Schatten. Draußen vor der „Cafe Espresso Bar Cedar Sunrise“<br />

sitzen trotzdem Ostafrikaner auf dem Bürgersteig, nippen an<br />

Heißgetränken und blinzeln in die grelle Sonne. Eis purzelt von<br />

den Dächern. Inder und Tamilen tragen Einkaufstüten vorbei.<br />

Der Wind sprüht Schmelzwasser aufs Trottoir. Südostasiaten<br />

bereiten ihre kleinen Restaurants für Gäste vor. Unter einer<br />

Schnellstraßenbrücke verhökern frierende Araber schäbigen<br />

Haushalts-Ramsch.<br />

In Grunerløkka, einem Bezirk auf einer zentrumsnahen Anhöhe,<br />

herrscht Verkehrsstau nur dann, wenn die zweisitzigen Doppel -<br />

kinderwägen auf dem Bürgersteig nicht aneinander vorbei<br />

kommen. Auch hier sitzen die Straßencafes voller Sonnen -<br />

brillenträger. Eltern mit schulpflichtigem Nachwuchs erklären<br />

ihre Sorgen, die sich vertraut anhören: Spracherwerb der<br />

Einwanderer-Kinder, Zahl der Muttersprachler in den Schul -<br />

klassen, Werte-Konflikte im Umgang mit Neubürgern. Und mit<br />

dem heftig genutzten Internet komme noch mehr Fremdes in<br />

die Kinderzimmer, klagt eine Mutter.<br />

Aus der nordischen Abgeschiedenheit haben sich Stolz und<br />

Selbstständigkeit in die Gegenwart hinübergerettet, ansonsten<br />

ist Oslo so bunt wie jede Metropole Europas. Skandinavische<br />

Liberalität lässt aus dieser Mischung einen zwiespältigen Alltag<br />

werden. Zur Liberalität gehört, dass mitten auf der Karl-Johans-<br />

Allee, der Einkaufs-Magistrale, die direkt aufs Königs-Schloss zu<br />

führt, ein junger Punk ein schwarzes T-Shirt mit Adolf-Hitler-<br />

Foto trägt. In der Akershus-Festung 300 Meter weiter südlich<br />

wird derweil des Widerstands gegen die Nazis gedacht.<br />

In der brandneuen Nationaloper kann Hochkultur genossen<br />

werden. Im Edvard-Munch-Museum hängen impressionistische<br />

Landschaften und surrealistische Personen-Psychogramme des<br />

größten Malers des Landes. Munchs bekanntestes Motiv, seinen<br />

„Schrei“, hat das linksautonome „Radio Orakel“ geklaut und in<br />

einer acht Meter hohen Schwarz-Weiß-Version auf die Seiten -<br />

wand seines besetzten Hauses gepinselt. Der Piratensender<br />

wirbt für sich mit der Parole „propalästinensisch, antinazistisch,<br />

antikapitalistisch“.<br />

In prokapitalistischen Orten des Nachtlebens wie der<br />

„Champagneria“ oder dem „Consenzo“ im schicken Altbau-<br />

Viertel Frogner gibt die junge Elite für Tapas und Rioja pro<br />

Abend so viel aus, wie man in Deutschland kaum pro Woche<br />

benötigt. In einem Land, in dessen Hauptstadt das kleine Bier<br />

7 Euro, das große Bier 11, die Grundgebühr fürs Taxi 10, der Bus<br />

vom Flughafen in die Stadt 16 und die Packung Zigaretten 10<br />

Euro kosten, spielt sich noch immer viel Sozialleben daheim ab,<br />

bei Freunden und Familie – oder auf der Hütte irgendwo in der<br />

wilden Natur.<br />

Das verschmitzte Verhältnis zum Skurrilen hat dem Land gerade<br />

einen Projektkünstler beschert, der ein aufblasbares rotes Haus<br />

auf den Mond transportieren lassen will. Schrulliges, gleichsam<br />

britische Exzentrik, abgekühlt durch die kalten Wasser der<br />

Fjorde, kann man auch in Henrik Ibsens Wohnung besichtigen.<br />

Der Dramatiker, der erst nach Jahrzehnten im europäischen Exil<br />

daheim ein gemachter Mann war, leistete sich vor über hundert<br />

Jahren einen Gasherd, fließend warmes Wasser, handbemaltes<br />

Linoleum und französische Seiden-Vorhänge, als noch nicht einmal<br />

der König in seinem Schloss auf der anderen Straßenseite<br />

derlei modernen Luxus besaß.<br />

Ibsen betrachtete seinen schwedischen Konkurrenten August<br />

Strindberg als „Todfeind“. Was tat er also? Er hängte ein<br />

gewaltiges Strindberg-Porträt in Öl in seinem Arbeitszimmer<br />

auf, an die Wand im Rücken seines Schreibtischs. Da musste<br />

er dem Verhassten nicht ins Antlitz blicken. Aber der musste<br />

tatenlos von seiner Leinwand hinabsehen auf Ibsen, wie jener<br />

ihn schreibend zu überholen trachtete. Und Ibsen selbst blickte<br />

derweil über die Straße hinüber aufs Schloss, wo ein Mann<br />

wohnte, den er mit seiner Hände Arbeit überholte.<br />

Robert von Rimscha<br />

Norwegen<br />

Nordsee<br />

Norwegen<br />

Schweden<br />

Ostsee<br />

Finnland<br />

> Norwegen ist der fünftgrößte Ölexporteur und der drittgrößte<br />

Gaslieferant der Welt.<br />

> Mit der viertgrößten Handelsflotte der Erde ist die Schifffahrt der<br />

zweitgrößte Wirtschaftszweig.<br />

> Die Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas bescheren der<br />

regierenden Arbeiterpartei Traumzahlen: Die Inflation liegt unter<br />

1 Prozent, die Arbeitslosigkeit bei gerade einmal 2 Prozent, der<br />

Haushalt hat regelmäßig einen Überschuss, die Wirtschaft wächst<br />

um 6 Prozent.<br />

> Seit 1990 werden die Öl-Einnahmen über einen Fonds auch im<br />

Ausland angelegt. Das Kapital des Fonds beläuft sich auf rund<br />

240 Milliarden Euro.<br />

> Die hohen Lebenshaltungskosten – Oslo gilt als eine der teuersten<br />

Hauptstädte der Welt – bewältigen die 4,7 Millionen Norweger<br />

wacker: Das Pro-Kopf-Sozialprodukt liegt bei rund 60.800 Euro.


20<br />

> Gedenken elde 3|<strong>2008</strong><br />

Klaus Kinkel zum Gedenken an Hans Arnold Engelhard<br />

Ein Mann der leisen Töne<br />

Mit Hans Arnold Engelhard<br />

hat die FDP einen klugen,<br />

treuen, menschlich hochanständigen<br />

Mann verloren, der<br />

in seiner für einen Politiker<br />

unüblichen, unaufgeregten<br />

Art unverwechselbar war.<br />

Wir Liberale trauern mit seiner Frau Katja, mit<br />

der er 47 Jahre glücklich verheiratet war. Sie hat<br />

ihn in den letzten Jahren, in denen ihn seine<br />

Krankheit immer stärker belastete, besonders<br />

aufopferungsvoll betreut. Wir wissen, was Katja<br />

Engelhard verloren hat.<br />

Acht Jahre haben Hans A. Engelhard und ich im<br />

Bundesjustizministerium engstens, vertrauensvoll<br />

zusammengearbeitet. Es waren gute Jahre, in<br />

denen ich mit einem sachkundigen, von klaren<br />

Wertvorstellungen geleiteten, unbeirrbaren und<br />

nicht so leicht von seiner einmal gefassten Überzeugung<br />

abzubringenden politischen Menschen<br />

ein Stück gemeinsamen Weges in der Recht spo<br />

litik gehen durfte und dabei viel gelernt habe.<br />

Ich bin stolz, dass ich sein Nachfolger werden<br />

durfte.<br />

Hans Engelhard war ruhig, beherrscht, menschlich<br />

gütig, stets ausgleichend, nur manchmal<br />

bayrisch grantelnd – die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter im Bundesjustizministerium mochten<br />

ihn, ich auch. Er war Mensch in der Politik geblieben;<br />

bescheiden und sympathisch. Anders als<br />

man sich den typischen Politiker vorstellt. Ein<br />

feiner, belesener, Würde ausstrahlender Mann.<br />

Obwohl schon relativ früh von einer heimtückischen,<br />

Gott sei Dank nur seine körperliche<br />

Bewegungsfreiheit beeinträchtigenden Krankheit<br />

belastet, hat Hans Arnold Engelhard nie geklagt.<br />

In seiner bedächtigen, überlegten, stillen Art hat<br />

er das alles – an seiner geliebten Pfeife ziehend –<br />

für sich akzeptiert und seine Arbeit verrichtet,<br />

gut und verlässlich: im Sinne des freiheitlichen, liberalen<br />

Rechtsstaates, dem er sich verpflichtet<br />

fühlte und im Sinne seiner FDP und deren Ideale.<br />

Früh in die FDP eingetreten, hat er kommunale<br />

und Parteiämter in seiner geliebten Heimat<br />

Bayern, vor allem in München durchlaufen.<br />

22 Jahre war er im Deutschen Bundestag; acht<br />

Jahre Bundesjustizminister, länger als jeder<br />

Vorgänger und Nachfolger. Er hat in den acht<br />

Jahren in der Kohl-Regierung viel auf den Weg<br />

gebracht. Ein neues Betreuungsrecht, ein neues<br />

Bilanz richt liniengesetz, den Opferschutz im<br />

Strafrecht, ein Embryonenschutzgesetz, das<br />

Scheidungs folge recht und vieles mehr. Er war<br />

liberaler Gegenpart zum nicht immer einfachen<br />

konservativen Koalitionspartner Zimmermann in<br />

den strittigen Fragen des Demonstrations straf -<br />

rechts, dem Vermummungsverbot, der passiven<br />

Bewaffnung, der Kronzeugenregelung.<br />

Hans A. Engelhard hat die Wiedervereinigung im<br />

Innern in den Jahren nach 1990 entscheidend mitgestaltet.<br />

Die Aufarbeitung der NS-Justiz war ihm<br />

ein besonderes Anliegen. Die damals geschaffene<br />

Ausstellung tourt heute noch durch unser Land.<br />

Und nicht zu vergessen: die ganze RAF-Pro ble -<br />

matik, die ihn zwangsläufig in seiner gesamten<br />

Amtszeit sehr beschäftigt hat. Das alles lief ohne<br />

laute Töne, unspektakulär, ohne die übliche politische<br />

Begleitmusik. Aktionismus war ihm fremd.<br />

Das hat ihn so anders, liebenswert gemacht.<br />

Hans A. Engelhard war ein Mann der leisen Töne;<br />

die politische Fanfare lag ihm nicht; wohl war<br />

ihm an den Ergebnissen seiner Arbeit gelegen,<br />

die dann in den Gesetzblättern standen. Und diese<br />

Bilanz kann sich wahrlich sehen lassen. Wir<br />

haben uns von ihm in einer würdigen Trauerfeier<br />

in München am 17.3. verabschiedet, bei der unser<br />

Bundesvorsitzender Westerwelle, Minister de<br />

Maiziere für die Bundesregierung, Sabine Leut -<br />

heuser-Schnarrenberger und der Bundestag ab ge -<br />

ordnete Stinner für die bayrische FDP, die stellvertretende<br />

Oberbürgermeisterin Christine Strobl<br />

für die Stadt München und Detlef Kleinert als<br />

enger Freund den Toten ehrten.<br />

Wir werden Hans Arnold Engelhard nicht vergessen.<br />

Nicht umsonst waren so viele Parteifreunde<br />

und frühere Mitarbeiter und Angehörige des Bun -<br />

desministeriums der Justiz zu seinem Abschied<br />

nach München gekommen.<br />

Dr. Klaus Kinkel<br />

Bundesjustizminister von 1991 bis 1992<br />

Bundesaußenminister von 1992 bis 1998<br />

FDP-Bundesvorsitzender von 1993 bis 1995


elde 3|<strong>2008</strong><br />

Barbara Genscher ist<br />

<strong>2008</strong> Schirmherrin der<br />

„LIBERTA“<br />

Am 25.Oktober 2007 wurde die<br />

Verfassungsrechtlerin Gisela Wild<br />

aus Hamburg als Erste mit dem<br />

Bürgerinnenpreis „LIBERTA“ ausgezeichnet<br />

(auf dem Foto mit Cornelia<br />

Pieper und Guido Westerwelle). Sie<br />

ist als Jeanne d`Arc der Bürger- und<br />

Frauenrechte geehrt worden. Sie<br />

hat u. a. das Recht auf informelle<br />

Selbstbestimmung vor dem Bundes -<br />

verfassungsgericht erstritten. Auch<br />

in diesem Jahr suchen wir Frauen,<br />

die eigenständig, zielbewusst und mit einer liberalen Grundeinstellung, ihren<br />

Weg gegangen sind. „Wir freuen uns ganz besonders darüber, dass sich<br />

Barbara Genscher dazu bereit erklärt hat, in diesem Jahr die<br />

Schirmherrschaft für die ,LIBERTA‘ zu übernehmen“, so die stellvertretende<br />

Bundesvorsitzende und Initiatorin des Preises Cornelia Pieper. Der liberale<br />

Bürgerinnenpreis soll sehr bewusst an eine Frau vergeben werden, die normalerweise<br />

nicht im Rampenlicht steht. „In einer Zeit, in der jeder nach dem<br />

Staat ruft und der Wettkampf um Höchstleis tungen immer stärker wird, ist<br />

das ,Normale‘ mittlerweile das ,Besondere‘ geworden“, meint Cornelia<br />

Pieper. Termin für die Preisverleihung ist in diesem Jahr der 12. No vem -<br />

ber, stattfinden wird sie wiederum in Berlin. Weitere Informationen zum<br />

Preis finden Sie im Internet unter www.liberta.fdp.de.<br />

Ehrung für Wilhelm Külz<br />

Anlässlich des 60. Todestag von Wilhelm<br />

Külz legte die stellvertretende FDP-<br />

Bundesvorsitzende Cornelia Pieper am<br />

Grab des Libe ralen einen Kranz nie der.<br />

Wil helm Külz war in der unmittel baren<br />

Nach kriegszeit des 2. Weltkriegs Mit be -<br />

gründer und Vorsitzender der Liberal<br />

Demo kra ti schen Partei Deutsch lands<br />

(LDPD). Pie per würdigte Külz als „die Inte -<br />

gra tions figur der Liberalen in der sowjetischen<br />

Besatzungszone“. Wenige Tage zuvor enthüllten die Berliner Liberalen am<br />

Gründungsort der LDPD in der Bayrischen Straße 5 eine Gedenktafel.<br />

Auch <strong>2008</strong>: Ein Straßenfest am 1. Mai<br />

In diesem Jahr findet der „Liberale 1. Mai – Tag für Arbeit“ ganz im Zeichen<br />

der Parteigründung vor 60 Jahren statt: Mit einem Straßenfest vor dem<br />

Berliner Thomas-Dehler-Haus und einem bundesweiten Neumitgliedertreffen.<br />

Erneut macht die FDP dabei den 1. Mai „vom verstaubten Tag der Arbeit mit<br />

roten Gewerkschaftsfahnen<br />

zum Tag für Arbeit mit guter<br />

Laune und liberaler Aufbruch -<br />

stim mung“, so FDP-Bundes ge -<br />

schäftsführer Hans-Jürgen Beerfeltz.<br />

Das liberale Geburts tags -<br />

fest für alle Gene rationen, bei<br />

dem auch der Musiker Heinz-<br />

Rudolf Kunze ein Kon zert geben<br />

wird, beginnt um 11 Uhr.<br />

> Liberales<br />

Festakt in Bonn: 25 Jahre VLK<br />

Der Bundesverband der Vereinigung Liberaler<br />

Kommunalpolitiker (VLK) feierte Ende März sein<br />

25. jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass waren<br />

die liberalen Kommunalpolitiker an den Ort der ersten<br />

Delegiertenversammlung, die Godesburg in<br />

Bonn, gekommen. Zu den Gratulanten zählten u. a.<br />

Joachim Stamp als Vertreter des gastgebenden<br />

FDP-Kreisverbandes, Dr. Gerd Landsberg, Haupt -<br />

ge schäftsführer des Deutschen Städte- und Ge meindebundes,<br />

die Bundestagsabgeordnete Gisela<br />

Piltz, NRW-Innenminister Dr. Ingo Wolf, VLK-<br />

Ehren vorsitzender Wolfgang Knoll, VLK-Chef<br />

Werner Becker-Blonigen, die Bundestags abge ord -<br />

nete Ulrike Flach, Hans Jörg Duppré, Prä si dent<br />

des Deutschen Landkreistages, und der Stif tungs -<br />

gründer und Unternehmer Eugen Martin (v.l.n.r.).<br />

Helmut Behrendt wiedergewählt<br />

Bereits zum vierten Mal wurde der<br />

liberale Bürgermeister der Stadt<br />

Zerbst in Sachsen-Anhalt wie der -<br />

gewählt. Mit einem überzeugenden<br />

Ergebnis von 67 % konnte Hel -<br />

mut Behrendt seine fünf Mit be werber<br />

klar auf die Plät ze verweisen.<br />

Behrendt hat in seinen 18 Dienst -<br />

jahren vor allem gemeinsam mit<br />

der Wirtschaft, den Vereinen, dem<br />

Stadtrat, den Schulen, der Ver wal -<br />

tung und natürlich mit den Bürgern Lösungen für<br />

dringliche Probleme wie die Erhaltung der Kin -<br />

der betreuung, der Musikschule, der Jugendclubs<br />

und der Stadtbibliothek gesucht.<br />

Reise zu spanischen Liberalen<br />

Liberale sind weltweit aktiv, um freiheitliche Ideen zu<br />

verwirklichen. Auch in Spanien, im katalonischen<br />

Bar celona. Besuchen Sie mit dem <strong>Online</strong>-Reisean bie ter<br />

Berge & Meer, dem Partner im „Netzwerk mit Nutz -<br />

wert“ auf my.fdp.de, die Liberalen in Spanien. Es geht<br />

in das Hauptquartier der katalonischen Libe ra len,<br />

die Convergència Democràtica de Catalunya. Hier<br />

treffen die Reisenden auf Parteivertreter, die ihnen<br />

Rede und Antwort stehen. Unter den Menü punkten<br />

„Mitglieder“ und „Sonderkonditionen“ kön nen Sie<br />

ihre liberale Reise zu einem Sonderpreis buchen.<br />

21


22<br />

> Liberales<br />

elde 3|<strong>2008</strong><br />

FDP Schleswig-Holstein fordert zur Kommunalwahl:<br />

„Seien Sie wählerisch“<br />

So lautet der Kampagnen slogan der FDP Schles wig-<br />

Holstein zur bevorstehenden Kommunal wahl am<br />

25. Mai <strong>2008</strong>. Auf ihrem Landesparteitag beschlossen<br />

die Nordliberalen einstimmig ihr Wahl pro -<br />

gramm. Jürgen Koppelin, Landes vor sitzender der<br />

Liberalen in Schleswig-Holstein, und Wolfgang<br />

Kubicki, Frak tions vorsitzender der FDP-Fraktion im<br />

Schleswig-Holsteinischen Landtag, bezeugten ihre<br />

Entschlos sen heit, die FDP auf Kommunalebene zu<br />

stärken und bei den nächsten Landtags- und Bun -<br />

des tags wah len einen Regie rungs wechsel herbei zu<br />

führen. Beide sparten nicht mit Kritik an der Arbeit<br />

der Großen Koalitionen in Bund und Land. Wolfgang Kubicki tadelte insbesondere<br />

die von Schwarz-Rot initiierte Kreisgebiets reform. Auch die Schul -<br />

reform und das Nichtraucherschutzgesetz seien ungenügend. Ein Umdenken<br />

der Politik forderte Jürgen Kop pelin. „Es wird Zeit, die Mit bestimmungs -<br />

mög lich keit der Menschen vor Ort zu erhöhen“, sagte er.<br />

Die Liberalen setzen auf das Engagement, die Kreativität sowie die Leis -<br />

tungs fähigkeit der Bürger. Sie treten darüber hinaus für eine kostenfreie<br />

Schü lerbeförderung und den Erhalt der Realschulen als zusätzliche Schul -<br />

form ein. Auch zum Thema Kreisgebietsreform positioniert sich die FDP klar.<br />

Im Kommunalwahlprogramm wird die Beibehaltung der Kreise in ihrer bisherigen<br />

Form gefordert. Christian Albrecht<br />

150. Geburtstag von Ludwig Quidde<br />

Mit einem Kolloquium unter dem Titel „Ludwig Quidde – linkslibe<br />

raler Demokrat und Pazifist“ ehrte die Theodor-Heuss-<br />

Akademie in Gummersbach den 150. Geburtstag den Frie dens -<br />

nobelpreisträgers. Der 1858 in Bremen geborene Quidde erhielt<br />

1927 den Preis vor allem für seine Bemühungen um die Aus -<br />

söhnung Deutschlands und Frankreichs. Bereits im vergangenen<br />

Jahr hatte Prof. Dr. Karl Holl eine vollständige Biografie über<br />

Ludwig Quidde herausgebracht. Quidde wuchs in einer liberalen Kaufmanns-<br />

Familie auf und kam schon während seiner historischen Studien zur Politik.<br />

Mit Karikaturen über Kaiser Wilhelm II. und dem Vorwurf des Duckmäuser -<br />

tums und der Obrigkeits hörigkeit an das deutsche Bürgertum fand seine wissenschaftliche<br />

Karriere ein jähes Ende. In den liberalen Parteien Bayerns und<br />

des Deutschen Reiches nahm er fortan eine Reihe von Funktionen wahr, nach<br />

dem 1. Weltkrieg wurde er in die Verfassunggebende Nationalversammlung<br />

für die Weimarer Republik gewählt.<br />

FDP Wilnsdorf sucht Bürgermeisterkandiaten/-in<br />

Anzeige<br />

Wilnsdorf liegt in NRW direkt an der Bundesautobahn A 45. Die Gemeinde<br />

Wilns dorf hat ca 22.000 Einwohner, besteht aus 11 Ortschaften und ist selbst<br />

mit ca. 3500 Einwohnern der größte Ortsteil.<br />

> Gesucht wird für die 2009 stattfindende Bürgermeisterwahl eine verantwortungsbewusste,<br />

tatkräftige, einsatz- und entscheidungsfreudige Persönlichkeit, die über die<br />

erforderlichen Sachkenntnisse und über möglichst vielseitige Erfahrungen verfügt<br />

und in der Lage ist die Verwaltung leistungsorientiert, wirtschaftlich und bürgernah<br />

zu führen. Erfahrungen in Führungs- und Leitungspositionen im Bereich öffentlicher<br />

Ver wal tung bzw. der privaten Wirtschaft wären von Vorteil.<br />

Die Anstellung erfolgt als Beamter/Beamtin auf Zeit für die Dauer von sechs Jahren.<br />

Die Besoldung richtet sich nach der Besoldungsgruppe B3/B4 zzgl. einer Auf wand -<br />

ent schädigung gemäß der Nordrheinwestfälischen Kommunalbesoldungs verord -<br />

nung. Es wird erwartet, dass der Bürgermeister/Bürgermeisterin den Wohnsitz in der<br />

Gemein de oder ortsnah zu der Gemeinde nimmt.<br />

Kontakt: Andreas Klein, Am Obstgarten 16, 57234 Wilnsdorf, E-Mail akl1961@aol.com,<br />

Telefon 02737 / 592088, 0271 / 3145 622 und 0170 / 9007373.<br />

Mittelstandspreis<br />

für Prof. Pinkwart<br />

Der stellvertretende Minister -<br />

prä sident und Inno va tions minis -<br />

ter von Nordrhein-Westfalen,<br />

Andreas Pinkwart, erhält den<br />

„Deutschen Elite-Mittel stands preis – UMU-Mit -<br />

telstandspreis <strong>2008</strong>“. Der Preis wird jährlich von<br />

der Union Mittelständischer Unter nehmen e.V.<br />

(UMU) und dem Wirt schafts ma gazin impulse vergeben.<br />

Die Jury würdigt mit der Aus zeich nung<br />

Pinkwarts kontinuierlichen Einsatz für eine zukunftsfähige<br />

Wirtschafts- und Finanz ord nung in<br />

Deutschland. Zudem hebt die Jury Pink warts Mit -<br />

ar beit an grundlegenden Reformkonzepten für<br />

ein einfacheres und gerechteres Steuerrecht hervor<br />

sowie seinen Einsatz für das Auslaufen der<br />

Kohle-Subventionen.<br />

Im FDP-Waggon durchs<br />

Miniatur-Wunderland<br />

Jörg van Essen versteht es, Dienst und Hobby zu<br />

vereinen. Der Hobby-Modelleisenbahner wurde<br />

im Rahmen einer FDP-Präsidiumssitzung in Ham -<br />

burg von Jochen Braun, dem Geschäftsführer der<br />

größten Modelleisenbahnanlage der Welt, in sein<br />

Miniatur-Wunderland in der historischen Spei -<br />

cher stadt im Hamburger Hafen eingeladen. Das<br />

Miniatur-Wunderland ist zusammen mit dem Ha genbeck-Tierpark<br />

die meistbesuchte Attraktion der<br />

Hansestadt. In Zukunft bereichert eine neue Attrak -<br />

tion das Miniatur-Wunderland, denn van Essen<br />

schenkte seinem Gastgeber einen FDP-Modellei -<br />

sen bahnwagen, der jetzt vor den Augen des Pub -<br />

likums seine Runden auf der Anlage dreht.<br />

elde Impressum<br />

Herausgeber: Dr. Guido Westerwelle und Dirk Niebel; Chefredakteur:<br />

Robert von Rimscha; Verantwortlich: Wulf Oehme; Redaktion: Roland<br />

Kowalke; Redaktionelle Mitarbeit: Kirstin Balke, Susanne Bühler, Hel mut<br />

Metzner, Gabriele Renatus, Carsten Reymann, Thomas Scheffler, Dr.<br />

Christoph Steeg mans, Thomas Volkmann; Anschrift der Redaktion:<br />

Thomas-Dehler-Haus Berlin, Reinhardtstr. 14, 10117 Berlin, Postfach 04 03<br />

49, 10062 Berlin, E-mail: Roland.Kowalke@liberalverlag.de, Telefon: (0 30)<br />

27 57 28 79, Telefax: (0 30) 27 57 28 80; Verlag: liberal Verlag GmbH, Email:<br />

renate.kroening@liberalverlag.de; Anzeigen: liberal Verlag GmbH,<br />

Reinhardtstraße 16, 10117 Berlin, Tele fon: (030) 27 57 28 73, Telefax: (030)<br />

27 57 28 80; Gestaltung: Cicero Gesell schaft für Werbung und Kommuni -<br />

kation mbH, Wiesbaden; Gesamt her stellung: altmann-druck GmbH, Berlin;<br />

elde erscheint sechsmal im Jahr und wird für die FDP-Mit glie der im Rahmen<br />

der Mitgliedschaft ohne Erhebung eines besonderen Bezugspreises geliefert.<br />

Jahres bezugs preis sonst 25 Euro inkl. MwSt. und Versand.


elde 3|<strong>2008</strong><br />

> Fragebogen<br />

Ihr persönlicher elde-Fragebogen<br />

Diesmal: Andreas Martin, Sänger, Komponist, Texter und Produzent<br />

Als Produzent sorgte Andreas Martin in den letzten 28 Jahren für<br />

zahlreiche Hits von u.a. Claudia Jung, Roger Whittaker, Wolf -<br />

gang Petry, den Paldauern, den Kastelruther Spatzen und den<br />

Brüdern Brunner & Brunner. Mit den letztgenannten Österreichern<br />

wurde er Mitte der 90er Jahre für insgesamt mehr als 1,3<br />

Mio. verkaufte Tonträger mit Gold- und Platinaus zeich nun gen<br />

überhäuft. Als Sänger deutscher Pop-Schlager wie „Amore<br />

Mio“, „Samstag Nacht in der Stadt“ oder „Deine Flügel fangen<br />

Feuer“ lieben ihn seine Fans. Der Sänger wagt sich auch an po-<br />

Was ist für Sie<br />

das größte Unglück?<br />

Dass es leider viel zu viele Menschen auf<br />

dieser Welt gibt, die nicht frei und liberal<br />

leben können und dann auch noch hungern<br />

bzw. verhungern müssen.<br />

Wo möchten Sie leben?<br />

Überall dort, wo man sich frei entfalten<br />

kann und es liebenswerte Menschen gibt.<br />

Was ist für Sie das<br />

vollkommene irdische Glück?<br />

Eine gute Unterhaltung mit Menschen,<br />

die ich mag, ein guter Wein und ein lecker<br />

Stück Käse und natürlich meine Frau.<br />

Welche Fehler entschuldigen<br />

Sie am ehesten?<br />

Wenn man, um nicht zu verletzten,<br />

nicht ganz die Wahrheit sagt.<br />

Ihre liebsten Romanhelden?<br />

Miss Marple, Miss Money Penny,<br />

Miss-issippi.<br />

Ihre Lieblingsgestalt<br />

in der Geschichte?<br />

Cleopatra.<br />

Ihre Lieblingsheldinnen<br />

in der Wirklichkeit?<br />

Meine Frau, meine Frau und meine...<br />

Ihre Lieblingsheldinnen<br />

in der Dichtung?<br />

Ester.<br />

Ihre Lieblingsmaler?<br />

Miro und Kandinsky.<br />

Ihr Lieblingskomponist?<br />

Wolfgang Amadeus Mozart.<br />

Welche Eigenschaften schätzen<br />

Sie bei einem Mann am meisten?<br />

Das er kräftig zupacken kann und<br />

doch verletzlich ist.<br />

Welche Eigenschaften schätzen<br />

Sie bei einer Frau am meisten?<br />

Ihre Zartheit und trotzdem taff zu sein.<br />

Ihre Lieblingstugend?<br />

Durchhaltevermögen.<br />

Ihre Lieblingsbeschäftigung?<br />

Neben der Musik – lecker essen.<br />

Wer oder was hätten Sie sein mögen?<br />

Deckt sich mit der Frage: Was möchten<br />

Sie sein? ---- Ich----<br />

Ihr Hauptcharakterzug?<br />

Verlässlichkeit (Ich versuche es).<br />

Was schätzen Sie<br />

bei Ihren Freunden am meisten?<br />

Das sie auch einen Tag vor Heilig<br />

Abend zu Besuch kommen, nur<br />

weil ich Geburtstag habe und dann<br />

am nächsten Tag vermutlich ein wenig<br />

leiden.<br />

Ihr größter Fehler?<br />

Oft nicht nein sagen zu können.<br />

Ihr Traum vom Glück?<br />

Träumen geht nicht, denn ich bin<br />

Steinbock und weiß, dass man fürs<br />

Glück etwas tun muss.<br />

Was möchten Sie sein?<br />

Ich.<br />

Ihre Lieblingsfarbe?<br />

Blau.<br />

Ihre Lieblingsblume?<br />

Die Rose ?, die Tulpe , die ??<br />

Alle Blumen sind schön!<br />

Ihr Lieblingsvogel?<br />

Der Adler.<br />

Ihr Lieblingsschriftsteller?<br />

Kurt Tucholsky.<br />

Ihr Lieblingslyriker?<br />

Robert Gernhardt, Eugen Roth.<br />

Ihre Helden in der Wirklichkeit?<br />

Ärzte ohne Grenzen – synonym für<br />

alle, die etwas Gutes für die Gesellschaft<br />

tun.<br />

litische Themen wie Arbeitslosigkeit<br />

und den Jugendwahn im Arbeits le ben.<br />

Vor wenigen Tagen erschien seine<br />

neue Single „Ich fang dir den Mond“,<br />

für An fang Mai ist das neue Album<br />

„Mond süchtig“ angekündigt. Andre -<br />

as Martin unterstützt die FDP, weil er<br />

weiß, dass ohne Freiheit küns tlerische<br />

Leistungen unmöglich sind.<br />

Ihre Heldinnen in der Geschichte?<br />

Jeanne d´Arc, Mutter Theresa.<br />

Ihre Lieblingsnamen?<br />

Alexander, Kriemhild oder Mechthild ????<br />

Quatsch! Denn anderswo heißen sie<br />

Cedan, Kira oder ??? Namen sind Schall<br />

und Rauch, wichtig sind mir die Menschen<br />

hinter den Namen.<br />

Was verabscheuen Sie am meisten?<br />

Gier und Hinterfotzigkeit.<br />

Welche geschichtlichen Gestalten<br />

verachten Sie am meisten?<br />

Hitler und alle, die ähnlich agiert haben.<br />

Welche militärischen Leistungen<br />

bewundern Sie am meisten?<br />

Welche militärischen Leistungen?<br />

Welche Reformen bewundern<br />

Sie am meisten?<br />

Welche Reformen?<br />

Welche natürliche Gabe<br />

möchten Sie besitzen?<br />

Menschen immer wieder positiv beeinflussen<br />

zu können.<br />

Wie möchten Sie sterben?<br />

Einschlafen und nicht mehr aufwachen.<br />

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?<br />

Na ja, man wird älter. Schau ma mal. Bis<br />

jetzt alles im grünen Bereich.<br />

Ihr Motto?<br />

Aufgeben gilt nicht.<br />

Ihr Abschlusskommentar?<br />

Träume zu verwirklichen ist harte Arbeit,<br />

aber nicht zu träumen, ist verschenkte<br />

Lebensqualität. War der Traum „FDP<br />

18 %“ Traum oder Illusion? Auf jeden Fall<br />

wären diese 18 % für unser Land besser,<br />

als die 3 % Mehrwertsteuererhöhung nach<br />

der letzten Wahl. Viel Erfolg beim Ver -<br />

wirklichen der FDP-Träume!<br />

Mehr im Internet unter<br />

www.andreasmartin.de.<br />

23<br />

Foto: Manfred Esser


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