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Ausgabe 3 | 2008 - Elde Online

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> Gedenken elde 3|<strong>2008</strong><br />

Klaus Kinkel zum Gedenken an Hans Arnold Engelhard<br />

Ein Mann der leisen Töne<br />

Mit Hans Arnold Engelhard<br />

hat die FDP einen klugen,<br />

treuen, menschlich hochanständigen<br />

Mann verloren, der<br />

in seiner für einen Politiker<br />

unüblichen, unaufgeregten<br />

Art unverwechselbar war.<br />

Wir Liberale trauern mit seiner Frau Katja, mit<br />

der er 47 Jahre glücklich verheiratet war. Sie hat<br />

ihn in den letzten Jahren, in denen ihn seine<br />

Krankheit immer stärker belastete, besonders<br />

aufopferungsvoll betreut. Wir wissen, was Katja<br />

Engelhard verloren hat.<br />

Acht Jahre haben Hans A. Engelhard und ich im<br />

Bundesjustizministerium engstens, vertrauensvoll<br />

zusammengearbeitet. Es waren gute Jahre, in<br />

denen ich mit einem sachkundigen, von klaren<br />

Wertvorstellungen geleiteten, unbeirrbaren und<br />

nicht so leicht von seiner einmal gefassten Überzeugung<br />

abzubringenden politischen Menschen<br />

ein Stück gemeinsamen Weges in der Recht spo<br />

litik gehen durfte und dabei viel gelernt habe.<br />

Ich bin stolz, dass ich sein Nachfolger werden<br />

durfte.<br />

Hans Engelhard war ruhig, beherrscht, menschlich<br />

gütig, stets ausgleichend, nur manchmal<br />

bayrisch grantelnd – die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter im Bundesjustizministerium mochten<br />

ihn, ich auch. Er war Mensch in der Politik geblieben;<br />

bescheiden und sympathisch. Anders als<br />

man sich den typischen Politiker vorstellt. Ein<br />

feiner, belesener, Würde ausstrahlender Mann.<br />

Obwohl schon relativ früh von einer heimtückischen,<br />

Gott sei Dank nur seine körperliche<br />

Bewegungsfreiheit beeinträchtigenden Krankheit<br />

belastet, hat Hans Arnold Engelhard nie geklagt.<br />

In seiner bedächtigen, überlegten, stillen Art hat<br />

er das alles – an seiner geliebten Pfeife ziehend –<br />

für sich akzeptiert und seine Arbeit verrichtet,<br />

gut und verlässlich: im Sinne des freiheitlichen, liberalen<br />

Rechtsstaates, dem er sich verpflichtet<br />

fühlte und im Sinne seiner FDP und deren Ideale.<br />

Früh in die FDP eingetreten, hat er kommunale<br />

und Parteiämter in seiner geliebten Heimat<br />

Bayern, vor allem in München durchlaufen.<br />

22 Jahre war er im Deutschen Bundestag; acht<br />

Jahre Bundesjustizminister, länger als jeder<br />

Vorgänger und Nachfolger. Er hat in den acht<br />

Jahren in der Kohl-Regierung viel auf den Weg<br />

gebracht. Ein neues Betreuungsrecht, ein neues<br />

Bilanz richt liniengesetz, den Opferschutz im<br />

Strafrecht, ein Embryonenschutzgesetz, das<br />

Scheidungs folge recht und vieles mehr. Er war<br />

liberaler Gegenpart zum nicht immer einfachen<br />

konservativen Koalitionspartner Zimmermann in<br />

den strittigen Fragen des Demonstrations straf -<br />

rechts, dem Vermummungsverbot, der passiven<br />

Bewaffnung, der Kronzeugenregelung.<br />

Hans A. Engelhard hat die Wiedervereinigung im<br />

Innern in den Jahren nach 1990 entscheidend mitgestaltet.<br />

Die Aufarbeitung der NS-Justiz war ihm<br />

ein besonderes Anliegen. Die damals geschaffene<br />

Ausstellung tourt heute noch durch unser Land.<br />

Und nicht zu vergessen: die ganze RAF-Pro ble -<br />

matik, die ihn zwangsläufig in seiner gesamten<br />

Amtszeit sehr beschäftigt hat. Das alles lief ohne<br />

laute Töne, unspektakulär, ohne die übliche politische<br />

Begleitmusik. Aktionismus war ihm fremd.<br />

Das hat ihn so anders, liebenswert gemacht.<br />

Hans A. Engelhard war ein Mann der leisen Töne;<br />

die politische Fanfare lag ihm nicht; wohl war<br />

ihm an den Ergebnissen seiner Arbeit gelegen,<br />

die dann in den Gesetzblättern standen. Und diese<br />

Bilanz kann sich wahrlich sehen lassen. Wir<br />

haben uns von ihm in einer würdigen Trauerfeier<br />

in München am 17.3. verabschiedet, bei der unser<br />

Bundesvorsitzender Westerwelle, Minister de<br />

Maiziere für die Bundesregierung, Sabine Leut -<br />

heuser-Schnarrenberger und der Bundestag ab ge -<br />

ordnete Stinner für die bayrische FDP, die stellvertretende<br />

Oberbürgermeisterin Christine Strobl<br />

für die Stadt München und Detlef Kleinert als<br />

enger Freund den Toten ehrten.<br />

Wir werden Hans Arnold Engelhard nicht vergessen.<br />

Nicht umsonst waren so viele Parteifreunde<br />

und frühere Mitarbeiter und Angehörige des Bun -<br />

desministeriums der Justiz zu seinem Abschied<br />

nach München gekommen.<br />

Dr. Klaus Kinkel<br />

Bundesjustizminister von 1991 bis 1992<br />

Bundesaußenminister von 1992 bis 1998<br />

FDP-Bundesvorsitzender von 1993 bis 1995

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