Ausgabe 3 | 2008 - Elde Online
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Foto: Picture-Alliance<br />
Peter Haustein, Hobby-Schatzsucher, Bürgermeister,<br />
FDP-Bundestagsabgeordneter, Unternehmer<br />
Die Hinweise sind einfach<br />
zu umfangreich und stimmig<br />
Mein Heimatort Deutschneudorf im Erzgebirge<br />
lag zum Ende des Zweiten Weltkriegs praktisch<br />
mitten im noch nicht von den Alliierten eingenommenen<br />
Rest Europas. Während der letzten<br />
Kriegswochen sind dort nachweislich umfangreiche<br />
Transporte per Eisenbahn und Lastwagen<br />
angekommen. Daran erinnern sich Augen zeu -<br />
gen. Hochrangige Offiziere sollen die Transporte<br />
begleitet haben – was dafür spricht, dass die<br />
Transporte von höherer Stelle angeordnet waren.<br />
Angesichts des Aufwands, der ganz offenkundig<br />
damals getrieben wurde, kommen als<br />
Ladegut finanzielle Werte, Kunst- und Kultur -<br />
güter, aber auch wichtige oder brisante Akten in<br />
Betracht – und auch Teile des Bernsteinzimmers,<br />
dessen Verbleib ja immer noch ungeklärt ist.<br />
Dass tatsächlich gegen Kriegsende in den damals<br />
schon jahrzehntelang verschlossenen<br />
Deutschneudorfer Bergwerksstollen Betrieb geherrscht<br />
hat, belegen Funde von Pyrotechnik<br />
und einer Maschinenpistole, die bei Stilllegung<br />
unseres Bergwerks 1882 noch gar nicht erfunden<br />
waren. Kurzum: Die Gesamtheit aller Hin -<br />
weise ist einfach zu umfangreich und zu stimmig,<br />
um ein komplettes Trugbild zu sein.<br />
Deshalb suche ich in Deutschneudorf nach dem<br />
Ort, wo die Transporte abgeladen und versteckt<br />
wurden – mit Beharrlichkeit und der im Bergbau<br />
unabdingbaren Demut, die schon im gebückten<br />
Gang der Bergleute so eindrucksvoll zum Aus -<br />
druck kommt.<br />
elde 3|<strong>2008</strong><br />
Pro Contra<br />
Finde ich das Bernsteinzimmer?<br />
Zum Kriegsende<br />
wurden bei<br />
Deutschneudorf<br />
Kulturgüter<br />
versteckt.<br />
Da ist sich<br />
Peter Haustein<br />
sicher.<br />
Ob er sie findet?<br />
> Pro & Contra<br />
Peter Haustein, Bürgermeister, FDP-Bundestags -<br />
abgeordneter, Unternehmer und Hobby-Schatzsucher<br />
Ich bin auch ohne Schatz<br />
ein zufriedener Mensch<br />
Wenn die deponierten Güter in einem Berg -<br />
werkstollen liegen, ist die Suche schon schwer<br />
genug, denn die Stollen um Deutschneudorf erstrecken<br />
sich über 7,4 Quadratkilometer und in<br />
bis zu 60 Meter Tiefe, sind zum Teil beim<br />
Oberbergamt nicht dokumentiert und meist nur<br />
in mühevollster Arbeit zu finden und zu öffnen.<br />
Wenn die abgeladenen Kisten in damals neu gegrabenen<br />
Depots stecken, wäre eine Ent -<br />
deckung noch einmal komplizierter, weil das<br />
Aufspüren mehrerer kleinerer, nicht miteinander<br />
verbundener Hohlräume eine höhere Or tungs -<br />
genauigkeit erfordert als bei einem bergbaulichen<br />
Stollensystem, das gewissen Grund regeln<br />
folgt. Egal wie: Selbst noch so knapp daneben<br />
wäre nun einmal vorbei.<br />
Ich habe mein Ziel, werde aber auch nicht unglück<br />
lich, falls ich erfolglos bleibe. Ich baue mit<br />
rund 160 Mitarbeitern im eigenen Unter nehmen<br />
Aufzüge, bin Bürgermeister meines schönen<br />
Ortes, habe unsere Freiwillige Feuer wehr mit<br />
aufgebaut und freue mich über das funktionierende<br />
Miteinander mit unseren tschechischen<br />
Grenznachbarn, mit denen zusammen wir in<br />
Deutschneudorf einen deutsch-tschechischen<br />
Kindergarten eingerichtet haben. Außer dem<br />
vertrete ich als FDP-Abgeordneter das<br />
Erzgebirge im Deutschen Bundestag.<br />
So gesehen brauche ich keinen Schatz, denn ich<br />
bin ein zufriedener Mensch.<br />
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