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Die Bedeutung der aktuellen Gentechnik-Gesetzesdebatte in der ...

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<strong>der</strong> Voraussetzung, dass <strong>der</strong> Mais direkt<br />

an <strong>der</strong> Grenze vermahlen wird. Sambia<br />

hat sich absolut geweigert, GVO-Mais<br />

o<strong>der</strong> -Mehl here<strong>in</strong>zulassen. <strong>Die</strong> Reaktion<br />

<strong>der</strong> US-Regierung war sehr scharf. Man<br />

warf den beteiligten afrikanischen Regierungen<br />

„Massenmord“ vor, weil es sie angeblich<br />

bevorzugten, ihre eigene Bevölkerung<br />

verhungern zu lassen, als GVO-<br />

Mais zu akzeptieren, den doch auch die<br />

US-Bürger selber essen.<br />

Das Argument <strong>der</strong> Sicherheit ist jedoch<br />

nicht von den wohlernährten US-Bürgern<br />

auf die unterernährten Afrikaner zu übertragen.<br />

Was unter den e<strong>in</strong>en Umständen<br />

ke<strong>in</strong>e Gesundgefahr bedeuten mag, kann<br />

unter e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Umstand ganz an<strong>der</strong>s<br />

wirken. Wenn die nothilfeabhängigen<br />

Hungrigen 90 % ihrer Kalorienzufuhr<br />

aus diesem Mais beziehen, aber die<br />

gesunden Amerikaner ihren GVO-Mais<br />

nur <strong>in</strong> <strong>in</strong>direkter Form als Futtermittel o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> weit verarbeiteter Form zu sich nehmen,<br />

ist das ernährungsphysiologisch e<strong>in</strong> großer<br />

Unterschied.<br />

Vierzehn südafrikanische Län<strong>der</strong>, die <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Southern Africa Development<br />

Community (SADC) zusammengeschlossen<br />

s<strong>in</strong>d, haben sich im August 2003 bei<br />

ihrem Treffen <strong>in</strong> Dar es Salam, Tansania,<br />

auf geme<strong>in</strong>same Richtl<strong>in</strong>ien zum Umgang<br />

mit GVO gee<strong>in</strong>igt. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>der</strong> Kontroversen um den Import von US-<br />

Nahrungsmittelhilfen, die gentechnisch<br />

verän<strong>der</strong>te Bestandteile enthielten, wurde<br />

vere<strong>in</strong>bart, vorzugsweise Nahrungsmittelhilfen<br />

aus <strong>der</strong> Region zu beziehen. Falls<br />

Hilfslieferungen GVO enthalten, sollen<br />

diese vor <strong>der</strong> Verteilung gemahlen o<strong>der</strong><br />

sterilisiert und auf dem Transport entsprechend<br />

gekennzeichnet werden. Außerdem<br />

wurde vere<strong>in</strong>bart, dass die Län<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

eigene nationale Gentechnologie-Politik<br />

ausbilden und weitere geme<strong>in</strong>same<br />

Regulierungsmechanismen entwickeln<br />

werden, die auf dem „Cartagena-Protokoll<br />

zur biologischen Sicherheit“ und dem<br />

„African Model Law on Biosafety“ basieren.<br />

24<br />

<strong>Gentechnik</strong> und Hungerbekämpfung<br />

Patente und TRIPS: <strong>Die</strong> mo<strong>der</strong>ne<br />

Biopiraterie<br />

„Bei dem Tempo, mit dem diese Entwicklung<br />

vonstatten geht, steht bereits<br />

jetzt fest, dass die Entwicklungslän<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Hälfte<br />

des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts die eigenen<br />

Bioressourcen, <strong>in</strong>digene Mediz<strong>in</strong><br />

und Heilverfahren, sowie die traditionellen<br />

Lebensmittel ihrer Län<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> hohem Maße nicht mehr selbst<br />

kontrollieren werden“<br />

Dr. Dev<strong>in</strong><strong>der</strong> Sharma 25<br />

<strong>Die</strong> Etablierung <strong>der</strong> Bio- und <strong>der</strong> Gentechnologie<br />

geht e<strong>in</strong>her mit e<strong>in</strong>em beispiellosen<br />

Run auf die biologischen Ressourcen<br />

<strong>der</strong> Welt. <strong>Die</strong>se s<strong>in</strong>d weitestgehend<br />

<strong>in</strong> den Entwicklungslän<strong>der</strong>n anzutreffen,<br />

werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel aber von den Konzernen<br />

aus dem Norden kommerzialisiert.<br />

Um dies zu ermöglichen und um auf<br />

Entwicklungen, die aus <strong>der</strong> Bio- und Gentechnologie<br />

hervorgehen, Patentschutz zu<br />

gewähren, wurde <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren das <strong>in</strong>ternationale Patentrecht<br />

ganz im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Konzerne reformiert.<br />

Vorleistungen zum Beispiel durch Bauern<br />

bei <strong>der</strong> Entwicklung von Saatgut (z.B.<br />

Basmati-Reis o<strong>der</strong> Qu<strong>in</strong>oa) o<strong>der</strong> durch<br />

<strong>in</strong>digene Völker und <strong>der</strong>en Wissen um die<br />

Heilwirkungen von Pflanzen (z.B. Ayahuasca)<br />

werden völlig außer Acht gelassen.<br />

Im Gegenteil, die Folgen <strong>der</strong><br />

Patentierungswut für die Kle<strong>in</strong>bauern im<br />

Süden s<strong>in</strong>d z.T. gravierend: 26<br />

24 GENET-news, 15.09.03, GID Nr. 160 Okt./<br />

Nov. 2003 S. 32<br />

25 Sharma, Dev<strong>in</strong><strong>der</strong>: Patente auf Leben – Schutz<br />

geistigen Eigentums o<strong>der</strong> Biopiraterie? Teil 1,<br />

BUKO Agrar-Info Nr. 128, Dez. 2003, S. 1<br />

26 MISEREOR, 2003, Wem gehört <strong>der</strong> Reis? – Ke<strong>in</strong><br />

Patent auf Leben!<br />

25

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