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Die Bedeutung der aktuellen Gentechnik-Gesetzesdebatte in der ...

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E<strong>in</strong>leitung<br />

6<br />

entscheidende Rolle. Großzügige Regelungen<br />

beför<strong>der</strong>n dabei den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong><br />

<strong>Gentechnik</strong>, fehlende Gesetze haben –<br />

soweit dies nicht zu entsprechenden Moratorien<br />

geführt hat – im Pr<strong>in</strong>zip den gleichen<br />

Effekt. Das <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU 1998 verhängte<br />

Anbau- und Vermarktungsmoratorium<br />

wurde mit dem Fehlen von umfassenden<br />

<strong>Gentechnik</strong>gesetzen begründet. <strong>Die</strong>ses<br />

Vorgehen fand e<strong>in</strong>e Reihe von Nachahmern,<br />

vorrangig aus Furcht vor schw<strong>in</strong>denden<br />

Marktchancen, aber auch aus<br />

pr<strong>in</strong>zipiellen Gründen <strong>der</strong> Vorsorge. 3<br />

Noch im Jahr 1986 haben die entwickelten<br />

Staaten bei dem OECD-Rat auf <strong>der</strong><br />

Grundlage e<strong>in</strong>es Expertenkonsens beschlossen,<br />

„dass es ke<strong>in</strong>e wissenschaftliche<br />

Grundlage dafür gibt, e<strong>in</strong>e spezielle<br />

Gesetzgebung zu erlassen zur Regelung<br />

<strong>der</strong> Nutzung von rekomb<strong>in</strong>ierten DNR-Organismen.“<br />

Der Konsens, doch spezielle<br />

Gesetze und Behörden zur GVO-Regulierung<br />

e<strong>in</strong>zusetzen, hat sich erst 10 Jahre<br />

später zunehmend durchgesetzt.<br />

Damit wird klar, welche große <strong>Bedeutung</strong><br />

die im Jahr 2003 <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU verabschiedeten<br />

<strong>Gentechnik</strong>-Gesetze auch<br />

weltweit haben. Der zu erwartende Fall<br />

<strong>der</strong> Moratoriums <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU hätte nicht nur<br />

Auswirkungen auf die Län<strong>der</strong>, für die Europa<br />

e<strong>in</strong>e Art Vorreiter und damit Vorbild<br />

darstellt. E<strong>in</strong>e weitere, möglicherweise<br />

wesentlichere Konsequenz wäre die Öffnung<br />

des europäischen Marktes für gentechnisch<br />

verän<strong>der</strong>te Produkte aus <strong>der</strong><br />

ganzen Welt. O<strong>der</strong> auch die Schließung<br />

von Marktzugängen, weil unter Entwicklungslän<strong>der</strong>bed<strong>in</strong>gungen<br />

die hightec<br />

Ansätze e<strong>in</strong>es angeblichen sicheren<br />

und wahlfreien E<strong>in</strong>satzes, wie Koexistenz,<br />

Kennzeichnung, Trennung o<strong>der</strong> Rückverfolgbarkeit<br />

überhaupt nicht machbar<br />

s<strong>in</strong>d. Schließlich werden auch gentechnisch<br />

verän<strong>der</strong>te Technologien, Saat-<br />

3 e<strong>in</strong>e Übersicht über die Moratorien <strong>in</strong> den<br />

Län<strong>der</strong>n und Regionen <strong>der</strong> Erde gibt es unter:<br />

www.genet-<strong>in</strong>fo.org (GE-free Zones)<br />

gut und Lebensmittel von unserem Gebiet<br />

aus exportiert, womöglich solche Innovationen,<br />

die hier auf Grund ihrer Unsicherheit<br />

nie e<strong>in</strong>e Zulassung erhalten<br />

würden.<br />

Bezügliche des <strong>in</strong>ternationalen Rechtsrahmens<br />

stellt die FAO fest, dass es ke<strong>in</strong><br />

unfassendes Rechts<strong>in</strong>strument zur Regulierung<br />

von GVO gibt. M<strong>in</strong>destens 15<br />

Rechtsakte haben ihren völkerrechtlichen<br />

Bezug zum Thema, aber alle behandeln<br />

nur e<strong>in</strong>en speziellen Aspekt. Trotzdem übt<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationale Rechtsrahmen E<strong>in</strong>fluss<br />

auf die nationale Gesetzesgestaltung<br />

aus, vor allem <strong>in</strong> den Entwicklungslän<strong>der</strong>n.<br />

Bisher s<strong>in</strong>d alle GVO-Kulturen noch<br />

stark exportlastig, wie z.B. Mais, Soja und<br />

Baumwolle. <strong>Die</strong> Frage <strong>der</strong> Regulierung<br />

im nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Rahmen<br />

hat e<strong>in</strong>en großen E<strong>in</strong>fluss auf den<br />

<strong>in</strong>ternationalen Agrarhandel. <strong>Die</strong> bestehenden<br />

Gesetze <strong>in</strong> den Län<strong>der</strong>n, vor allem<br />

im Vergleich EU und USA, weichen<br />

stark vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ab. Dadurch wird <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>ternationale Handel erschwert. Es ist<br />

nur e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Zeit, bis die Globalisierung<br />

hier e<strong>in</strong>e Harmonisierung erzw<strong>in</strong>gt.<br />

<strong>Die</strong> Frage dabei ist, ob das multilateral<br />

fair mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ausgehandelt<br />

wird, o<strong>der</strong> ob die Supermächte sich mit<br />

ihrem Handelspotential sowohl als<br />

Hauptimporteure für Nahrungsmittel als<br />

auch als Hauptexporteure, e<strong>in</strong>fach versuchen<br />

werden, sich durchzusetzen. <strong>Die</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong><br />

s<strong>in</strong>d mit ihren Agrarexporten<br />

von den USA und <strong>der</strong> EU abhängig<br />

und müssen sich deshalb notgedrungen<br />

mit ihren Agrarexporten an die nationalen<br />

Vorschriften <strong>der</strong> Importlän<strong>der</strong><br />

halten. Gleichzeitig s<strong>in</strong>d diese beiden<br />

Agrarsupermächte aber auch die wichtigsten<br />

Exporteure von Agrartechnologien<br />

und Patentrechts<strong>in</strong>haber. Auch <strong>in</strong> Bezug<br />

auf <strong>der</strong>en GVO-Exportpolitik s<strong>in</strong>d die<br />

Entwicklungslän<strong>der</strong> stark abhängig, obwohl<br />

sie hier eher eigene Akzente setzen<br />

können. Wegen dieser Abhängigkeit haben<br />

die Entwicklungslän<strong>der</strong> automatisch

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