Endlich Stille im Kopf Endlich Stille im Kopf - vita sana Gmbh
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Kätzchentraum<br />
Und plötzlich ist die Luft<br />
leicht und beschwingt.<br />
Die Vögel zwitschern es<br />
von den Bäumen, der blaue H<strong>im</strong>mel<br />
öffnet das Herz. Schluss jetzt<br />
mit den wintergesättigten, düsteren<br />
Räumen.<br />
Die Natur ruft, sie ist aus ihrem<br />
Schlaf erwacht.<br />
Wer ist denn da am Wegesrand?<br />
Noch nie ist mir die kleine<br />
Weide aufgefallen, achtlos bin<br />
ich stets an ihr vorbeigegangen.<br />
Doch heute leuchtet sie in ihrer<br />
ganzen Pracht, silberverzaubert<br />
wie eine Prinzessin ruft sie mich,<br />
innezuhalten und ihre Schönheit<br />
zu geniessen. Oh Kätzchen!<br />
Über und über geschmückt hat<br />
sie sich mit diesen entzückenden<br />
«Tierchen». Verzückt streichle<br />
ich die flauschigen Silberpelzchen,<br />
während die Sonne mir den<br />
winterverspannten Rücken<br />
wärmt und ich in Kindheitserinnerungen<br />
versinke. Es ist eine<br />
altbekannte Freude, die tief aus<br />
mir herausbricht, <strong>im</strong>mer wieder,<br />
wenn ich <strong>im</strong> Frühjahr das erste<br />
Mal diese Kätzchen sehe. Die<br />
Amsel <strong>im</strong> Haselbusch besingt<br />
meine Schwärmereien und der<br />
Alltag rückt in weite Ferne.<br />
Wie eine Mutter wiegt der zarte<br />
Baum seine Kätzchen, die zusammengerollt<br />
und schnurrend<br />
die Frühlingssonne geniessen.<br />
Immer näher spüre ich die Kraft<br />
des Baumes, fast scheint mir, ich<br />
könnte sie einatmen. Wie gegensätzlich<br />
ist diese freudvolle Kätzchenwelt<br />
zur feuchten Kühle um<br />
seine Wurzeln.<br />
«Licht und Dunkel sind wie<br />
Bruder und Schwester», zwirbeln<br />
meine Gedanken in die<br />
Morgenluft. Oder sprechen Bäu-<br />
me vielleicht doch in ihrer besonderen<br />
Sprache zu uns?<br />
«Ihr Menschen hockt fest, indem<br />
ihr stets das Licht erhaschen<br />
wollt. Eure ‹wichtigen› Dinge<br />
lassen euch das Wesentliche verpassen!»<br />
Jetzt werden meine<br />
Füsse kalt und feucht, denn ich<br />
stehe ganz nahe be<strong>im</strong> Baum, um<br />
diese unverhoffte Begegnung<br />
ganz und gar wahrzunehmen. Ich<br />
stelle mir vor, wie tief <strong>im</strong> Wurzelnest<br />
unten, ganz <strong>im</strong> Dunkeln ein<br />
mondgesichtiges Weidenkind<br />
schlummert und wohlig seufzt,<br />
wohl wissend, dass es hoch hinauf<br />
wachsen wird, getragen vom<br />
geschmeidig biegsamen Körper<br />
seiner Baummutter, dem Licht<br />
und der Wärme entgegen, dorthin,<br />
wo die Kätzchen mit ihren<br />
kleinen Krallen Luft und Lebensfeuer<br />
sammeln. Nahrung für das<br />
schlummernde Kind.<br />
Ich denke an die kühle konzentrierte<br />
Kraft der Weidenrinde, die<br />
durch ihren Salicylgehalt Fieber<br />
zu senken und Hitze abzufangen<br />
vermag, sie zieht zusammen,<br />
stoppt Durchfall und Blutungen.<br />
Ihre Nähe macht mich hellwach,<br />
ernst und konzentriert, gleichzeitig<br />
aber voller Freude. «In mir<br />
trifft sich Feuer und Wasser. Mei-<br />
Eva Rosenfelder<br />
ist freie Journalistin<br />
ne Kätzchen helfen mir, Heilkräfte<br />
zu bilden und ich vereinige<br />
sanft meine kaltfeuchte Wurzelwelt<br />
mit meiner feurighellen<br />
Kronenwelt. Vereine auch du<br />
deine Schwarz-Weiss-Gedanken,<br />
und du wirst heil in den Frühling<br />
tanzen.»<br />
Ich werde <strong>im</strong>mer ruhiger, fühle<br />
eine wohlige Entspannung<br />
durch meinen Körper fliessen<br />
und höre das Summen der ersten<br />
Bienen hoch oben <strong>im</strong> Geäst. Sie<br />
laben sich an der Nahrung, welche<br />
die Weide ihnen so früh <strong>im</strong><br />
Jahr schon gewährt.<br />
«Klack, klack!» ertönt ein hektisches<br />
Stockgeklapper. Zwei<br />
Sportlerinnen eilen plappernd<br />
vorbei, winken mir zu. Der Zauber<br />
ist gebrochen.<br />
Doch ich habe ein Zweiglein<br />
mit Kätzchen mitgenommen. Inzwischen<br />
hat es <strong>im</strong> Wasser schon<br />
Wurzeln gebildet. Ich werde es in<br />
einen Blumentopf pflanzen. Ihm<br />
zusehen, wie es dem Licht entgegen<br />
wächst und versuchen, es<br />
ihm gleichzutun ...<br />
Eva Rosenfelder<br />
<strong>vita</strong> <strong>sana</strong> sonnseitig leben 3/2010<br />
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