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3. Simultane Kongruenzen - Mathematik

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Baireuther Zahlentheorie - Zusammenfassung SoSe 2006<br />

<strong>3.</strong> <strong>Simultane</strong> <strong>Kongruenzen</strong><br />

<strong>3.</strong>1. Der Chinesische Restsatz<br />

Bez.: Eine simultane Kongruenz beschreibt Restgleichheit bezüglich verschiedener Moduln<br />

z ≡ a (mod m)<br />

und z ≡ b (mod n) ⇔ z ∈ a m ⇔<br />

und z ∈b n<br />

z ∈ a m ∩ b n<br />

Bsp.: z ≡ 5 (mod 8) ⇔ z ∈ 5 8 = { ... , 5, 13, 21, 29, 37, ... }<br />

z ≡ 6 (mod 10) ⇔ z ∈ 6 10 = { ... , 6, 16, 26, 36, 46, ... }<br />

z ≡ 7 (mod 10) ⇔ z ∈ 7 10 = { ... , 7, 17, 27, 37, 47, ... }<br />

z ≡ 6 (mod 11) ⇔ z ∈ 6 11 = { ... , 6, 17, 28, 39, 50, ... }<br />

5 8 ∩ 6 10 = { }<br />

5 8 ∩ 7 10 = { ... , 37, 77, 117, 157, 197, ... } = 37 40<br />

5 8 ∩ 6 11 = { ... , 61, 149, 237, 325, 413, ... } = 61 88<br />

6 10 ∩ 6 11 = { ... , 6, 116, 226, 336, 446, ... } = 6 110<br />

Einfache Folgerungen aus den Erkenntnissen über diophantische Gleichungen:<br />

Satz 1: Eine lineare Kongruenz z ≡ a (mod m) und z ≡ b (mod n) ist genau dann lösbar,<br />

wenn ggT(m,n) | (a-b)<br />

Wenn eine lineare Kongruenz z ≡ a (mod m) und z ≡ b (mod n) lösbar ist, dann ist<br />

die Lösungsmenge eine Restklasse modulo (m⋅n / ggT(m,n))<br />

Eine direkte Folgerung (Spezialisierung!) daraus ist der sog.<br />

Chinesische Restsatz:<br />

Satz 2: Für zwei teilerfremde Moduln m und n ist jede lineare Kongruenz<br />

z ≡ a (mod m) und z ≡ b (mod n)<br />

lösbar. Die Lösungsmenge ist eine Restklasse modulo m⋅n<br />

Der Chinesische Restsatz kann auch verallgemeinert werden:<br />

Satz 3: Für paarweise teilerfremde Moduln m1, m2, ..., mk ist jede lineare Kongruenz<br />

z ≡ a1 (mod m1), z ≡ a2 (mod m2), ... , z ≡ ak (mod mk)<br />

lösbar. Die Lösungsmenge ist eine Restklasse modulo (m1 ⋅ m2 ⋅⋅⋅ mk)<br />

Bsp.: Für m = 8 und n = 11 bestimmt man r = 33 und s = 56<br />

Also ist z.B. 5 8 ∩ 6 11 = 33⋅ 5+ 56⋅ 688<br />

= 501 88 (= 61 88 - s. Bsp. oben!)<br />

- 3 -


Baireuther Zahlentheorie - Zusammenfassung SoSe 2006<br />

<strong>3.</strong>2. Die Eulersche φ-Funktion<br />

Def.: Die Eulersche f-Funktion ordnet jeder natürlichen Zahl n die Anzahl der primen<br />

Restklassen mod n zu: f (n) := ord (Pn)<br />

Wertetabelle: n 2 3 4 5 6 7 8<br />

f(n) 1 2 2 4 2 6 4<br />

Satz: Für jede Primzahl p gilt f(p) = p – 1<br />

Für jede Primzahlpotenz p k gilt: f(p k ) = (p – 1) ⋅ p k-1<br />

Als Folgerung aus dem Chinesischen Restsatz bekommt man die Produktformel für die<br />

Euler’sche f-Funktion<br />

Satz: Für teilerfremde Zahlen m und n gilt die Produktformel<br />

f(m ⋅ n) = f(m) ⋅ f(n)<br />

allgemein:<br />

Für paarweise teilerfremde Zahlen m1, m2, ..., mk gilt die Produktformel<br />

f( m1 ⋅ m2 ⋅⋅⋅ mk) = f(m1) ⋅ f( m2) ⋅⋅⋅ f( mk)<br />

Begründung mit den Erkenntnissen aus Kap. 2:<br />

z ≡ a (mod m) und z ≡ b (mod n) ⇔<br />

z = a + mx und z = b + ny ⇔<br />

mx – ny = b – a ist eine lösbare diophantische Gleichung ⇔<br />

g := ggT(m,n) | (a-b)<br />

Wenn (x0 ; y0) eine Lösung der dioph. Gleichung mx – ny = b – a ist,<br />

dann ist die allgemeine Lösung (x0 + x0 + t⋅n/g ; y0 + t⋅m/g) 1<br />

also z = a + m ⋅ (x0 + t⋅n/g) = a + m⋅x0 + t⋅(m⋅n/g)<br />

oder z ∈ a+ m⋅ x0<br />

(mn/g)<br />

Offenkundig ist die Aussage für teilerfremde Moduln und damit der Chinesische Restsatz<br />

eine einfache Spezialisierung auf den Fall ggT(m,n) = 1<br />

Auf die Begründung für den verallgemeinerten Chinesischen Restsatz wird hier verzichtet.<br />

Für teilerfremde Moduln m und n bestimmt man (durch Umformung der simultanen<br />

Kongruenz in eine diophantische Gleichung und deren Lösung mit Hilfe des Euklidischen<br />

Algorithmus) direkt – als Lösungsmenge – eine Restklasse modulo m⋅n.<br />

D.h.: Für teilerfremde Moduln m und n gehört<br />

zu jedem Paar von Restklassen ( a m , b n ) eindeutig eine Restklasse zmn ⋅ (= a m ∩ b n )<br />

Umgekehrt gibt es<br />

zu jeder Restklasse zmn ⋅ ebenso eindeutig ein Paar ( a m , b n ) mit z ∈a m und z ∈b n<br />

Behauptung: Diese umkehrbare Zuordnung gilt analog auch für prime Restklassen, d.h.<br />

1 Achtung: geänderte Vorzeichen wg. Vorzeichen in der diophantischen Gleichung!<br />

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Baireuther Zahlentheorie - Zusammenfassung SoSe 2006<br />

Zu jedem Paar von primen Restklassen ( a m , b n ) gehört eindeutig eine prime<br />

Restklasse zmn ⋅ - und umgekehrt (das ist die Grundlage für die Produktformel)<br />

Begründung: Aus der Definition von primen Restklassen folgt<br />

ggT(a,m) = 1 und z = a + r⋅m ⇒ ggT(z,m) = 1. Das ist leicht zu zeigen, analog<br />

ggT(b,n) = 1 und z = b + r⋅n ⇒ ggT(z,n) = 1.<br />

Jeder (von 1 verschiedene) gemeinsamen Teiler t von z und von m ⋅n hat (mindestens<br />

einen) Primteiler p, der auch Primteiler von m oder von n (oder von beiden) sein muss 2 .<br />

Wegen der Voraussetzungen kann es einen solchen gemeinsamen Teiler nicht geben<br />

– es ist also auch ggT(z,m⋅n) = 1<br />

Umgekehrt zeigt man ähnlich:<br />

wenn ggT(z,m⋅n) = 1, dann ist auch ggT(z,m) = 1 und ggT(z,n) = 1<br />

Anmerkung: Für die Zuordnung ( a m , b n ) zmn ⋅ gibt es auch eine Formel: z = ra + sb<br />

Die „Formel-Koeffizienten“ r und s berechnet man (für jedes Paar von teilerfremden<br />

Moduln m und n) aus den linearen <strong>Kongruenzen</strong><br />

r ≡ 1 (mod m) und r ≡ 0 (mod n) sowie s ≡ 0 (mod m) und s ≡ 1 (mod n)<br />

(Grund: Modulo m gilt z= a und z= r⋅ a+ s⋅ b,<br />

also a = r⋅ a+ s⋅ b (für alle a und b). Das<br />

geht nur für r = 1 und s = 0.<br />

Analog schließt man modulo n!<br />

Die Primfaktorzerlegung einer Zahl ist ein Produkt aus teilerfremden Faktoren.<br />

Satz: Wenn eine Zahl n die Primfaktorzerlegung n =<br />

1 1<br />

1<br />

f(n) = n ⋅ ( 1−<br />

) ⋅ ( 1−<br />

) ⋅ ... ⋅ ( 1−<br />

)<br />

p p<br />

p<br />

1<br />

2<br />

t<br />

- 5 -<br />

1 k 2 p1 ⋅ k<br />

2<br />

k<br />

t<br />

t<br />

p ⋅ ... ⋅ p besitzt, so ist<br />

Bsp.: n = 60 = 2 2 ⋅ 3 1 ⋅ 5 1 1 1 1<br />

also f(60) = 60 ⋅ ( 1−<br />

) ⋅ ( 1−<br />

) ⋅ ( 1−<br />

) = 16<br />

2 3 5<br />

n = 1 f(1) = 1 ist der einzig sinnvolle Schluss aus der Formel<br />

(weil der Faktor n = 1 mit keinem anderen Faktor<br />

multipliziert wird).<br />

----------------<br />

Mit der folgenden Rekursionsformel können nacheinander schnell viele Werte für die<br />

f−Funktion berechnet werden:<br />

Satz: Wenn t1, t2, ... tk alle Teiler von n sind (darunter die Teiler 1 und n = t k), dann gilt<br />

n = f(t1) + f(t2) + ... + f(tk-1) + f(n).<br />

Daraus folgt die<br />

Formel: f(n) = n - f(t1) - f(t2) - ... - f(tk-1) (ti | n)<br />

Bsp.: f(60) = 60 - f(1) - f(2) - f(3) - f(4) - f(5) - f(6) - f(10) - f(12) - f(15) - f(20) - f(30)<br />

= 60 – 1 – 1 – 2 – 2 – 4 – 2 – 4 – 4 – 8 – 8 – 8 = 16<br />

f(61) = 61 - f(1) = 61 – 1 = 60<br />

f(62) = 62 - f(1) - f(2) - f(31) = 62 – 1 – 1 – 30 = 30<br />

2 Wegen der Eindeutigkeit der Primfaktorzerlegung – s. Kap. 7

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