Juni 2011 Liahona - Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Juni 2011 Liahona - Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Juni 2011 Liahona - Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Bring einem Mann<br />
das Fischen bei<br />
Adam C. Olson<br />
Zeitschriften <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
Ezra hörte auf zu paddeln. Er saß in<br />
seinem kleinen Auslegerkanu und<br />
betrachtete den Sonnenuntergang über<br />
dem Pazifik auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite <strong>der</strong> Bucht.<br />
Jahrelang hatte er hier mit seinem Vater<br />
gefischt. Doch heute sah er vor lauter Tränen<br />
den vertrauten Anblick nur verschwommen.<br />
Heute war er allein.<br />
Während das Kanu sanft auf dem Wasser<br />
schaukelte, konnte er hören, was sein Vater<br />
so oft zu ihm gesagt hatte: „Schau aufmerksam<br />
zu, Ezra. Einmal, wenn ich nicht mehr da<br />
bin, musst du wissen, wie du unsere Familie<br />
ernähren kannst.“<br />
Nun war <strong>der</strong> Tag da, auf den sein Vater<br />
hingewiesen hatte und auf den er ihn hatte<br />
vorbereiten wollen. Aber dieser Tag war viel<br />
zu früh gekommen. Ezra war erst sechzehn.<br />
Er war noch nicht bereit.<br />
Eine große Aufgabe<br />
Ezra verehrte seinen Vater. Jahrelang hatte<br />
er ungeduldig gewartet, bis sein Vater endlich<br />
sagte, er sei alt genug, ihm dabei zu helfen,<br />
die Netze auszulegen o<strong>der</strong> einzuholen. Damals<br />
war Ezra sieben.<br />
Ezras Vater verdiente mit dem Fischen<br />
nicht viel Geld, aber es reichte, um Ezra,<br />
seine fünf Schwestern und ihre Mutter zu<br />
ernähren, Ezras älteste Schwester auf ihrer<br />
Mission in den Vereinigten Staaten zu unterstützen<br />
und auch den Nachbarn zu helfen.<br />
Ezra konnte sogar ein wenig Geld für seine<br />
Mission sparen.<br />
Aber nun war sein Vater nicht mehr da. Er<br />
war ganz plötzlich gestorben. Es brach Ezra<br />
54 <strong>Liahona</strong><br />
das Herz. Mit seinem Vater hatte er seinen Helden<br />
verloren, seinen Bischof, seinen Mentor.<br />
Zu dem Schmerz kam noch die erschreckende<br />
Erkenntnis, dass er nun die Aufgabe<br />
übernehmen musste, auf die sein Vater ihn<br />
vorbereiten wollte. Nun musste Ezra für seine<br />
Familie sorgen.<br />
Das Gebet<br />
In <strong>der</strong> ersten Woche nach dem Tod seines<br />
Vaters konnte er nicht einmal ans Fischen<br />
denken. Der Schmerz war noch zu frisch.<br />
Der Gedanke, mit dem Kanu seines Vaters<br />
hinauszufahren, die Netze seines Vaters zu<br />
benutzen und die Arbeit seines Vaters zu tun<br />
– ohne ihn – war unerträglich.<br />
Doch in <strong>der</strong> Woche darauf musste er für<br />
seine Familie fischen gehen. Diese Bürde<br />
erschien ihm viel zu groß. So sehr Ezra wie<br />
sein Vater werden wollte, war ihm deutlicher<br />
denn je bewusst, wie weit er von diesem Ziel<br />
noch entfernt war.<br />
„Mir kam es vor, als gäbe es keine Hoffnung“,<br />
erzählt er. „Es fiel mir so schwer, in die<br />
Fußstapfen meines Vaters zu treten. Als ich<br />
mit dem Kanu aufs Meer hinausfuhr, spürte<br />
ich seine Abwesenheit. Ich erinnerte mich an<br />
ANGEGEBEN<br />
seine Worte, und ich spürte die Last <strong>der</strong> Ver-<br />
ANDERS<br />
antwortung, für meine Familie zu sorgen.“<br />
NICHT<br />
Als er in seinem Kanu auf dem seichten<br />
FALLS<br />
Wasser verharrte, wandte er sich an den<br />
Einzigen, <strong>der</strong> ihm helfen konnte – den Einen,<br />
OLSON, C.<br />
dem zu vertrauen ihn sein Vater gelehrt hatte.<br />
„Bitte zeig mir, wo mein Vater immer ge-<br />
ADAM<br />
fischt hat“, betete Ezra. „Hilf mir, den Wunsch<br />
VON<br />
meines Vaters zu erfüllen.“ FOTOS