Ausgabe 26 - Gameswelt
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Ein Herr im italienischen Anzug<br />
schlägt einem Ladenbesitzer ein Angebot<br />
vor, das dieser kaum abschlagen<br />
kann. So kassiert der italienische<br />
Anzugträger vom Ladenbesitzer<br />
Geld, damit dessen Kunden auch in<br />
Zukunft den Weg in den Laden finden.<br />
Quizfrage: Wie nennen wir das?<br />
Richtig! Es heißt Schutzgelderpressung<br />
und gehört zu den typischen<br />
Mafiamethoden. Nun stelle man sich<br />
vor, ein Provider, nennen wir ihn einfach<br />
mal T-Com, möchte in Zukunft<br />
Geld von Seiten wie Google, Yahoo,<br />
Amazon und Ebay kassieren, damit<br />
auch deren Kunden in Zukunft ohne<br />
Probleme die jeweiligen Seiten erreichen<br />
können. Unvorstellbar? Weit gefehlt!<br />
Wie Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke gegenüber<br />
der Wirtschaftswoche sagte,<br />
plant man das genannte Vorgehen in<br />
Zukunft in Verbindung mit dem Glasfasernetzausbau<br />
tatsächlich in die Tat umzusetzen.<br />
So spricht Ricke davon, dass<br />
nicht nur die Kunden für die schnelleren<br />
Leitungen bezahlen sollen, sondern<br />
auch die Webseiten-Betreiber. Dass diese<br />
zwar dabei wie auch ein normaler<br />
Kunde ihre Transitgebühren und ihren<br />
Traffic zahlen und damit ihre Seite der<br />
Internetanbindung ebenfalls selbst finanzieren,<br />
spielt beim geplanten doppelten<br />
Abkassieren seitens der T-Com<br />
aber wohl keine Rolle. So möchte man<br />
anscheinend bei einem aktuellen Trend<br />
verschiedener großer amerikanischer<br />
Provider aufspringen und bei großen<br />
Seiten abkassieren, damit diese weiterhin<br />
ihre Besucher empfangen können.<br />
Telekom-Chef Ricke nennt dabei besonders<br />
Seiten, die Streaming-Video-Dienste<br />
anbieten, und welche, die die hohen<br />
Bandbreiten auch komplett ausnutzen.<br />
Nun, was heißt das generell für den<br />
spielenden Internetnutzer? Im Prinzip<br />
dürften sich schließlich alle Betreiber<br />
betroffen fühlen, die besonders auf Multimedia<br />
und Downloads setzen. Das<br />
reicht von Seiten mit massig kostenlosen<br />
Downloads und Videos bis hin zu<br />
beliebten Seiten á la Steam.com. So<br />
<strong>Ausgabe</strong> <strong>26</strong><br />
Die rosa Mafia?<br />
bietet man dort schließlich viele Downloads<br />
bei einer extrem hohen Kundenzahl<br />
an und hat dabei schlussendlich mit<br />
sehr viel Traffic zu tun. Dabei dürften bei<br />
solchen tatsächlich eingesetzten Mafiamethoden<br />
ohnehin alle Seiten auf dem<br />
Schlauch stehen, die generell mit einem<br />
hohen Traffic leben. Dedicated Server<br />
für Onlinespiele aller Art dürften sich<br />
dann ebenso in der Schusslinie der rosa<br />
Mafia und anderer Provider wiederfinden<br />
wie auch beliebte Internetforen, Onlineligen,<br />
gut besuchte Händler oder<br />
auch Onlinemagazine mit einer täglich<br />
hohen Besucherzahl.<br />
Ob und wann die T-Com dieses Vorgehen<br />
in die Tat umsetzt, steht aber zum<br />
Glück noch nicht fest und dürfte, wie<br />
von Ricke angedeutet, wohl auch erst<br />
mit dem Ausbau der Glasfaserinternetzugänge<br />
für private Haushalte anfangen.<br />
Bei einem solchen Vor- oder besser<br />
gesagt Vergehen hat hierzulande<br />
auch noch die Judikative mitzureden.<br />
Spätestens wenn die ersten Klagen der<br />
Seitenbetreiber folgen, die schließlich<br />
größtenteils kostenlos für die Inhalte im<br />
gameswelt.de Unleashed<br />
Internet sorgen. Einen weiteren Schritt<br />
hin zur Mafia-Arbeitsweise sollte man<br />
beim rosa Riesen daher wohl noch<br />
mehrmals überdenken. Ansonsten sind<br />
wir schon einmal gespannt, wie die Provider-Kunden<br />
reagieren, wenn große<br />
Seitenbetreiber einzelnen Providern die<br />
Durchleitung verbieten und somit schon<br />
im Vorfeld darauf aufmerksam machen,<br />
wie wichtig die Seitenbetreiber für die<br />
vielen Provider sind. Schließlich leben<br />
Provider von den vielen kostenlosen<br />
Webseiten und Inhalten im WWW, für<br />
die sie selbst seit jeher nichts bezahlen<br />
mussten. Diese<br />
zu erpres- Robert Kwiecien<br />
sen, wäre daher<br />
alles<br />
andere als<br />
produktiv und<br />
würde nur einen<br />
Schlag<br />
gegen das<br />
freie Internet<br />
bedeuten. (rk)<br />
"Provider sind auf kostenlose<br />
Seiten angewiesen."