Vor Ort - Mieterberatung Prenzlauer Berg GmbH in Berlin
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Das Thema<br />
Krieg den Kle<strong>in</strong>gärten<br />
Gartenparzellen <strong>in</strong> <strong>Prenzlauer</strong> <strong>Berg</strong> unter Investorendruck Von Hartmut Seefeld<br />
Mittlerweile pfeifen es die Spatzen<br />
von den Laubendächern, die Begehrlichkeiten<br />
von Investoren aller Couleur<br />
auf Kle<strong>in</strong>gartenflächen <strong>in</strong> den<br />
<strong>in</strong>nerstädtischen Bereichen des Bezirks<br />
haben enorm zugenommen.<br />
Verstärkt <strong>in</strong> den Fokus von Projektentwicklern<br />
und Baugruppenhelfern gerückt<br />
ist e<strong>in</strong> 7.220 m² großes Areal der<br />
evangelischen Kirche im Karree Ibsenstraße,<br />
Björnsonstraße, Andersenstraße<br />
und Bornholmer Straße im<br />
Nordwesten von <strong>Prenzlauer</strong> <strong>Berg</strong>. Seit<br />
1928 bef<strong>in</strong>den sich dort 20 Gartenparzellen<br />
als Teil der Kle<strong>in</strong>gartenanlage<br />
Bornholm II, deren Hauptfläche<br />
nördlich daran angrenzt und sich<br />
ihrerseits wiederum <strong>in</strong> landeseigenem<br />
Besitz bef<strong>in</strong>det. Die Anzeichen<br />
verdichten sich nun, dass die Kle<strong>in</strong>gärtner<br />
auf der Kirchen-Exklave von<br />
Bornholm II e<strong>in</strong> Déjà vu bezüglich der<br />
Laubenpiepererfahrungen <strong>in</strong> der nur<br />
wenige hundert Meter entfernten<br />
Pankower Anlage Famos erleben.<br />
Dort hatte die Bahn AG als Grundstückseigentümer<strong>in</strong><br />
im März 2011 e<strong>in</strong><br />
planerisch ebenso ungeschütztes<br />
Areal an der Ecke Brehmestraße/<br />
Heynstraße mit 18 Parzellen an die<br />
Baugruppe Himmel & Hölle verkauft,<br />
die sich seit Sommer dieses Jahres<br />
über e<strong>in</strong>e Baugenehmigung des<br />
Bezirksamts für sechs Gebäude mit<br />
75 Eigentumswohnungen freuen<br />
kann. Noch <strong>in</strong> diesem Herbst wäre<br />
e<strong>in</strong>e Räumung denkbar, spätestens<br />
im Frühjahr, so die Prognose des<br />
Projektentwicklers Ulf Maaßen von<br />
der Agentur für räumliche Entwicklungsmaßnahmen<br />
(AREA), soll die<br />
Baugrube ausgehoben werden.<br />
Baufläche ohne Schutzfrist<br />
Die Agentur wird nun im Bezirk auch<br />
mit Begehrlichkeiten an der Fläche an<br />
der Bornholmer Straße <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />
gebracht. »AREA hat da wohl Pläne«,<br />
weiß der <strong>Vor</strong>sitzende des Bezirksverbands<br />
<strong>Prenzlauer</strong> <strong>Berg</strong> der Kle<strong>in</strong>gärtner,<br />
Egid Riedl. Doch Maaßen dementiert<br />
gegenüber <strong>Vor</strong> <strong>Ort</strong>: »Ich kenne<br />
das Grundstück. Wir von AREA planen<br />
hier allerd<strong>in</strong>gs nichts«. Bestätigt hat<br />
er immerh<strong>in</strong>, dass er sich mit dem<br />
Areal bereits ause<strong>in</strong>andergesetzt hat.<br />
Der Hüttenzauber an der Bornholmer Straße steht auf potenziellem Bauland.<br />
Doch damit steht er längst nicht<br />
alle<strong>in</strong>. »Wir haben bezüglich dieses<br />
Grundstücks zahllose Anfragen«,<br />
erklärt Eckhard Hohn vom evangelischen<br />
Konsistorium <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Das ist<br />
auch ke<strong>in</strong> Wunder, denn die Festlegungen<br />
im Kle<strong>in</strong>gartenentwicklungsplan<br />
des Berl<strong>in</strong>er Senats s<strong>in</strong>d für<br />
potenzielle Investoren vielversprechend.<br />
Lediglich Sicherungsstufe I a<br />
»sonstige Kle<strong>in</strong>gartenanlage« gilt<br />
demnach für die Parzellen auf dem<br />
genannten Karree, die unterste überhaupt.<br />
Im Grunde s<strong>in</strong>d die Parzellen<br />
von der Landespolitik längst abgeschrieben<br />
worden. Im detaillierten<br />
wie auch verb<strong>in</strong>dlichen Flächennutzungsplan<br />
des Senats wurde das<br />
Areal, signalrot markiert, dementsprechend<br />
auch als »Baufläche ohne<br />
Schutzfrist« ausgewiesen. Gartenvere<strong>in</strong>schef<br />
Riedl wehrt sich noch gegen<br />
die dadurch drohenden Konsequenzen:<br />
»Wir haben mit der evangelischen<br />
Kirche seit 1998 e<strong>in</strong>en unbefri-<br />
<strong>Vor</strong> <strong>Ort</strong> 11. 2 0 1 2 3<br />
steten Pachtvertrag, alle Parzellen<br />
s<strong>in</strong>d vergeben, und es gibt e<strong>in</strong>e<br />
Warteliste mit über 150 Interessenten«.<br />
Auch der zuständige Konsistoriumsmitarbeiter<br />
Hohn verteilt schnellen<br />
Investorenwünschen e<strong>in</strong>e Absage:<br />
»Es gibt seitens des Grundstückseigentümers<br />
ke<strong>in</strong>erlei Pläne, an der<br />
aktuellen Nutzung etwas zu verändern«.<br />
E<strong>in</strong> Verkauf stehe nicht zur<br />
Debatte. Doch Hohn sagt auch: »Das<br />
©Hartmut Seefeld<br />
gilt, bis die Gremien unserer Kirche<br />
etwas anderes entscheiden«.<br />
Für die Bezirksverordnetenversammlung<br />
ist deshalb Handlungsbedarf<br />
angezeigt, sollten die dort erst <strong>in</strong><br />
naher Vergangenheit parteiübergreifend<br />
postulierten Bekenntnisse zum<br />
Erhalt der Kle<strong>in</strong>gärten mehr als nur<br />
Floskeln se<strong>in</strong>. Anders als bei Famos,<br />
liegt nach Aussagen von Pankows<br />
Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner<br />
noch ke<strong>in</strong>e Bauvoranfrage für die<br />
Fläche an der Bornholmer Straße <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Amt vor. Zeit genug, um<br />
flächensichernd aktiv zu werden,<br />
vorausgesetzt, es besteht tatsächlich<br />
der politische Wille im Bezirk, an<br />
diesem <strong>Ort</strong> e<strong>in</strong>e Bebauung mit<br />
Wohnhäusern zugunsten von Kle<strong>in</strong>gärten<br />
zu verh<strong>in</strong>dern. Das allerd<strong>in</strong>gs<br />
ersche<strong>in</strong>t angesichts der vorhandenen<br />
Senatsplanungen, an deren<br />
Ausarbeitung schließlich auch der<br />
Bezirk e<strong>in</strong>st beteiligt war, ke<strong>in</strong>esfalls<br />
sicher.