12 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong> [Dieter Zetsche: „Man hat auf Dauer keinen ökonomischen Erfolg, wenn er zu Lasten ökologischer oder sozialer Belange geht.“] „Lokal emissionsfreies Fahren ist keine Utopie mehr.“ Dieter Zetsche
ständlichen Beachtung ethischer Normen und gesetzlicher Regeln auch um die Einhaltung freiwillig eingegangener Verpflichtungen, zum Beispiel im Rahmen des „Global Compact“ der Vereinten Nationen. Wir schulen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sys- tematisch, damit auch wirklich jeder versteht: Compliance ist nicht optional, sondern ein integraler Bestandteil unserer Unternehmenskultur. Übrigens zeigt auch dieses Thema, wie eng die verschiedenen <strong>Nachhaltigkeit</strong>sdimensionen miteinander verknüpft sind. Denn wer ungesetzlich oder unethisch handelt, schadet allen Unternehmenszielen: den ökonomischen, weil er das Vertrauen von Kunden und Investoren verspielt; den ökologischen, weil damit die Mittel <strong>zur</strong> Entwicklung umweltfreundlicher Technologien fehlen; und den sozialen, weil die Existenzgrundlage vieler Menschen gefährdet wird. Kein Geschäft dieser Welt ist das wert. ——— Können Sie trotzdem verstehen, wenn Mitarbeiter auch mal „genervt“ reagieren und sich fragen: „Was darf man heutzutage überhaupt noch?“ Sagen wir mal so: Ich akzeptiere es nicht, wenn das als Vorwand benutzt wird, um gegen gesetzliche Vorschriften oder interne <strong>Daimler</strong>-Regeln zu verstoßen. Wer das trotzdem tut, muss mit entsprechenden Disziplinarmaßnahmen rechnen. Da haben wir ein striktes „Null Toleranz“-Prinzip – das haben wir in einer Konzernrichtlinie ausdrücklich so festgeschrieben. Und wer unsicher ist, was geht und was nicht, kann und muss nachfragen: beim Chef, beim Compliance-Beauftragten vor Ort oder bei unserem zentralen Compliance Consultation Desk. Da gibt es keine Ausrede. Jeder Einzelne ist für sein korrektes Verhalten verantwortlich. Und von Führungskräften erwarte ich, dass sie Vorbilder sind. ——— <strong>Daimler</strong> hat im letzten November einen „Sustainability Dialogue“ eingeführt, zu dem Sie Vertreterinnen und Vertreter von politischen Organisationen, von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden und von NGOs eingeladen haben. Was versprechen Sie sich davon? Vor allem konstruktiven Austausch. Wenn ich in meinen demnächst 56 Lebensjahren etwas gelernt habe, dann ist es, dass falsche Vorurteile umso hartnäckiger sind, je weniger sie von praktischen Erfahrungen bei persönlichen Begegnungen widerlegt werden können. Daraus folgt für mich, dass man Gelegenheiten für solche Begegnungen schaffen muss. Und genau das tun wir mit dem neuen Dialogforum, das wir definitiv weiterführen werden. ——— Lassen Sie uns <strong>zur</strong> ökologischen Dimension von <strong>Nachhaltigkeit</strong> kommen: Sie haben kürzlich gesagt, der „Anfang vom Ende des Ölzeitalters“ sei da. Was genau meinen Sie damit? Gut ein Jahrhundert lang haben wir Automobile nahezu ausschließlich auf der Basis von Erdöl betrieben. Dafür gab es viele gute Gründe: kurze Tankzeiten, hohe Reichweiten, flächendeckende Infrastruktur, nicht zuletzt auch ein vergleichsweise günstiger Preis. Aber allmählich zeichnet sich eine technologische Zeitenwende ab. Deshalb haben wir auch unsere Initiative „Drive for Zero Emissions“ gestartet, unter der wir alle Maßnahmen für eine nachhaltige Mobilität zusammengefasst haben: Wir machen etwa wichtige Fortschritte bei der Elektrifizierung des Antriebs. In Kleinserie kommen noch in diesem Jahr ein Elektro-smart und ein Mercedes-Benz mit Brennstoffzellenantrieb; etwas später folgt der erste Mercedes-Benz mit batterieelektrischem Antrieb. In all diesen Fällen setzen wir auf modernste Lithium-Ionen-Technologie, an deren Entwicklung und Produktion wir inzwischen direkt beteiligt sind. Lokal emissionsfreies Fahren ist also keine Science-Fiction mehr. Position Dieter Zetsche im Gespräch ——— Trotzdem gibt es Stimmen, die vor überzogener Elektro- Euphorie warnen … und denen schließe ich mich ausdrücklich an! Es geht schließlich nicht um ein Entweder-oder. Lange Zeit werden unterschiedliche Antriebstechnologien nebeneinander existieren. Es wäre ein Fehler, dabei nur noch dem Elektroantrieb ein grünes Image zu geben. Auch moderne Verbrennungsmotoren können umweltfreundlich sein. Ich gehe noch weiter und behaupte: Die Antwort auf die Frage, wie viel CO 2 wir im Straßenverkehr in den nächsten Jahren tatsächlich einsparen können, hängt vom Anteil der Autos ab, die mit sauberen Verbrennungsmotoren auf die Straße kommen. Moderne Benziner oder Diesel sind also alles andere als Technologie „von gestern“. ——— Können Sie konkrete Beispiele nennen? Jede Menge. Nehmen Sie unsere neue E-Klasse mit ihrem hocheffizienten 4-Zylinder- Diesel in drei Leistungsabstufungen. Der verbraucht nur noch 5,3 Liter auf 100 Kilometer – bei CO 2 -Emissionen von 139 Gramm pro Kilometer. Das sind absolute Spitzenwerte für eine Limousine mit diesem Sicherheitsstandard und Komfort. In der C-Klasse gibt es denselben Motor in drei Leistungsvarianten. Und das ist nicht alles: Zur IAA im Herbst legen wir noch mal nach – mit dem E 350 BlueTEC, der dank neuem De-NO x -Katalysator bereits <strong>2009</strong> die für 2014 geplanten Euro-6-Vorschriften erfüllen wird. Eine Fachzeitschrift hat das doppeldeutig als „saubere Arbeit!“ bezeichnet. ——— Stichwort IAA: Bleibt es dabei, dass Mercedes-Benz in Frankfurt auch den ersten deutschen Serienhybrid präsentieren wird? Definitiv. Wobei der Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID nicht nur der erste deutsche Serienhybrid, sondern auch der erste Hybrid weltweit sein wird, der mit innovativer Lithium-Ionen-Technologie ausgestattet ist. Dadurch wird die Batterie gleichzeitig kleiner und leistungsfähiger. Hinzu kommt ein moderner V6-Benziner – zusammen macht das den Mercedes-Benz S 400 BlueHYBRID zum CO 2 -Champion der Luxusklasse. Übrigens markiert seine Einführung den Beginn einer breiten Mercedes-Benz Hybridoffensive. ——— Wie sieht es bei den Nutzfahrzeugen aus? Bei umweltfreundlichen Lkw und Bussen sind wir weltweit die Nummer eins. Weit über 200.000 Nutzfahrzeuge mit BLUETEC-Dieseltechnologie sind bereits auf Europas Straßen unterwegs. Sie emittieren im Vergleich zu Euro 3 rund 60 Prozent weniger Stickoxide und bis zu 80 Prozent weniger Rußpartikel. Und das ist nicht alles, denn wir werden den saubersten Diesel der Welt auch bei Lkw, Bussen und Transportern mit Hybridmodulen kombinieren. Shaping Future Transportation – das ist unser Anspruch und deshalb auch der Name einer Initiative, mit der wir Kraftstoffverbrauch, CO 2 -Emissionen und Abgase unserer Nutzfahrzeuge weiter senken werden. Schon heute haben wir mehr hybridgetriebene Nutzfahrzeuge im Angebot als jeder andere Hersteller. ——— Zum Schluss noch ein Wort zum Thema Sicherheit – ein weiteres, fast schon traditionelles Topthema für <strong>Daimler</strong> … Das wird auch künftig so bleiben. Wir haben ein klares Leitbild: „die Vision vom unfallfreien Fahren“. In den letzten Jahren sind wir ihr schon ein gutes Stück näher gekommen. Moderne Sicherheits- technologie kann Leben retten. Und <strong>Daimler</strong>-Fahrzeuge gehören über alle Modelle hinweg zu den sichersten der Welt. Darauf sind wir stolz. Und natürlich ist es auch ein Riesenansporn für unsere weitere Arbeit. \ 13