24 <strong>Daimler</strong> 360 GRAD – <strong>Magazin</strong> <strong>zur</strong> <strong>Nachhaltigkeit</strong> <strong>2009</strong>
in New Yorker Polizist macht in der Science- Fiction-Komödie „Men in Black“ bei einer Verfolgungsjagd eine interessante Entdeckung: Der Dieb, den er gerade verfolgte, ist kein Mensch, sondern ein Außerirdischer. Die vom anderen Stern haben sich heimlich, still und leise über den Planeten verteilt und keiner hat es gemerkt. Etwas Ähnliches passiert derzeit in London. Hinter dem freundlichen Gesicht des smart verbreitet sich still und leise der Elektroantrieb im Automobil. Die Zukunft ist da und keiner hat es gemerkt. Wie denn auch: Der „smart fortwo electric drive“ sieht aus wie jeder andere smart fortwo und fl ießt munter mit im Stadtverkehr. Das geschieht mit einer „Normalität“, so schreibt ein Journalist der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung nach einer Testfahrt, „die fast schon enttäuschend ist“. Die Einweisung in das kleine Auto dauert gerade mal dreißig Sekunden. Oben auf dem Instrumentenbrett zeigt eine runde Ladeanzeige, über wie viel Kapazität die Batterie verfügt. Ansonsten gilt noch die Anweisung: Einschalten mit dem „Zündschlüssel“ ist nur möglich, wenn der Fuß sicherheitshalber auf der Bremse steht. Und danach gibt der Fahrer einfach „Gas“, respektive Kilowatt. Gangwechsel gibt’s nicht mehr. In sechs Sekunden beschleunigt das Wägelchen auf 60 km/h. Beim Einbiegen auf die Stadtautobahn surrt es ruckzuck mit 100 km/h dahin. Der elektrische smart fährt sich so kinderleicht wie ein Autoscooter, auf dem die meisten von uns im zarten Kindesalter ihre ersten Fahrstunden genommen haben. Dieses Stück Alltags-Übersichtlichkeit erfüllt mit tiefer Dankbarkeit, besonders in einer Zeit, in der jeder bessere Toaster ein ausführliches Studium der Gebrauchsanleitung verlangt. Pilotprojekte für eine saubere Zukunft. Einhundert solche Elektro-smarts fahren schon seit 2007 in einem Pilotversuch in Londons City und kommen bei Behörden, Firmen und Privatleuten zum Einsatz. Statt der üblicherweise fälligen acht britischen Pfund Citymaut (Congestion charge) pro Tag saust der abgasfreie smart völlig gebührenfrei durch London. Über Berlins Straßen soll bald eine Flotte von mehr als 100 Elektrofahrzeugen der Marken Mercedes-Benz und smart rollen. In einem Gemeinschaftsprojekt mit dem Stromanbieter RWE werden die Fahrzeuge künftig über ein Netz aus insgesamt 500 Stromtankstellen im gesamten Berliner Stadtgebiet mit Energie versorgt. Die Ladestationen werden bei den Versuchsteilnehmern „zu Hause, am Arbeitsplatz und im öffentlichen Parkraum installiert“, erklärte RWE-Chef Jürgen Großmann. Während <strong>Daimler</strong> für den Großversuch die Autos <strong>zur</strong> Verfügung stellt und für den Service der Fahrzeuge sorgt, betreibt und entwickelt RWE das Netz aus Stromtankstellen. Und davon werden in Zukunft viele gebraucht. Die populäre Vision vom Elektroauto, das jedermann ganz einfach in seiner Garage aufl aden kann, ist ja schon auf den ersten Blick etwas blauäugig: Nur fünf Prozent der Autobesitzer haben überhaupt eine Garage. Es muss deshalb erst einmal eine praktikable Infrastruktur für Elektrofahrzeuge geschaffen werden, die ein zügiges und sicheres „Betanken“ ermöglicht. Außerdem soll ein Abrechnungssystem geschaffen werden, dass gestaffelte Tarife bietet. Je niedriger die allgemeine Stromnachfrage im Tagesverlauf, desto günstiger wäre dann der Nachladetarif. Wer nachts Strom tankt, fährt billiger. Ähnliche Projekte werden zusammen mit Italiens größtem Energieversorger > DAS E-HEFT Elektrizität – rEvolution 25 CHECKPOINT Strategische Allianz Die Evonik Industries AG, Essen, und die <strong>Daimler</strong> AG entwickeln den Energiespeicher der Zukunft. Auf Basis der Lithium- Ionen-Technologie von Evonik und mit dem Know-how von <strong>Daimler</strong> werden beide Groß kon zer ne die Forschung, Entwicklung und Pro duk tion von Batteriezellen und Batteriesystemen am Standort Deutschland vorantreiben. Li-Tec-Zellen werden kurzfristig in Elektrofahrzeugen von Mercedes-Benz Cars eingesetzt. Da - mit wird ein wichtiger Meilenstein für die Serienfertigung von Elektrofahrzeugen erreicht. Projekthaus e-drive <strong>Daimler</strong> und das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) haben 2008 mit der Gründung des „Projekthaus e-drive“ am KIT eine Forschungskooperation auf dem Gebiet der Elektroantriebe gestartet. Mit der erstmaligen Bündelung der Bereiche Leistungselektronik, Steuerungs- und Re - gelungstechnik sowie elektrische Energiespeicher und Elektromaschinen unter einem Dach im „Projekthaus e-drive“ werden wertvolle Synergien generiert, um die Forschungsaktivitäten <strong>zur</strong> nachhaltigen Mobilität effi zient voranzutreiben. Durch das bislang einzigartige Kompetenzbündnis aus Wissenschaft und Wirtschaft soll die Marktreife von Elektro- und Hybridfahrzeugen deutlich beschleunigt werden. Das strategisch langfristig angelegte „Projekthaus e-drive“ ist auch an einer Einbindung weiterer wissenschaftlicher Einrichtungen bzw. Kooperationspartner zum Ausbau des Forschungsverbundes interessiert.