Vorbild Natur - Dechema
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V ORWORT<br />
Vorwort<br />
6 VORBILD N ATUR<br />
Medizinischer Fortschritt und umweltverträglicher Pflanzenschutz sind ohne die Entwicklung von<br />
Wirkstoffen auf der Basis von <strong>Natur</strong>stoffen kaum vorstellbar. Der „Pool” an solchen Wirkstoffen, der<br />
im Laufe der Evolution entstanden ist, wurde bisher nur zu einem kleinen Teil erschlossen. Er enthält<br />
niedermolekulare <strong>Natur</strong>stoffe in einer strukturellen Vielfalt, die weit über das hinaus geht, was durch<br />
chemische oder kombinatorische Synthese erreicht werden kann. Hinzu kommt, dass <strong>Natur</strong>stoffe durch<br />
ihr Jahrmillionen langes Wechselspiel mit biologischen Systemen im Rahmen des Kommunikationsstoffwechsels<br />
in der <strong>Natur</strong> gewissermaßen „biologisch validiert“ sind. So wird nachvollziehbar, dass<br />
seit Jahrzehnten mehr als 50% aller neu zugelassenen Medikamente niedermolekulare <strong>Natur</strong>stoffe sind<br />
oder sich von diesen ableiten.<br />
Noch bis in die 70er Jahre hinein hatte Deutschland, gemessen an der Zahl und Qualität von Publikationen,<br />
eine weltweit führende Rolle in der <strong>Natur</strong>stoff-Forschung inne. Danach veränderte sich die Situation<br />
dramatisch: Die USA und Japan lösten Deutschland in der Spitzenposition ab und vergrößerten<br />
ihren Vorsprung nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch auf dem Weltmarkt.<br />
Trotz dieser Entwicklung hat die <strong>Natur</strong>stoff-Forschung in Deutschland, die auf einer langen und erfolgreichen<br />
Tradition aufbaut, Dank einer gezielten Förderung ihren weltweit anerkannten Status behaupten<br />
können. Dazu beigetragen hat unter anderem die DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik<br />
und Biotechnologie e.V., auf deren Initiative seit 1989 die Irseer <strong>Natur</strong>stofftage als deutsches <strong>Natur</strong>stoff-<br />
Symposium stattfinden. Als Ergebnis einer Bestandsaufnahme und einer Standortbestimmung der<br />
deutschen <strong>Natur</strong>stoff-Forschung wurde der DECHEMA-Arbeitsausschuss „Niedermolekulare <strong>Natur</strong>stoffe<br />
mit biologischer Aktivität” ins Leben gerufen. Dieser Arbeitsausschuss vereinigt alle Teildisziplinen<br />
der modernen <strong>Natur</strong>stoff-Forschung. Er ist in das Netzwerk des Forschungsausschusses „Biotechnologie”<br />
der DECHEMA eingebunden und organisiert jährlich die Irseer <strong>Natur</strong>stofftage als Kommunikationsforum<br />
für die deutschen <strong>Natur</strong>stoff-Forscher. Dabei werden nicht nur eigene Arbeiten vorgestellt,<br />
sondern auch der internationale Fortschritt abgebildet und diskutiert. Darüber hinaus widmet<br />
sich der Arbeitsausschuss mit besonderem Augenmerk der Nachwuchsförderung in Deutschland. Der<br />
Ausschuss war maßgeblich an der Formulierung der BMBF-Schwerpunktprogramme „Molekulare <strong>Natur</strong>stoff-Forschung”<br />
und „Marine <strong>Natur</strong>stoff-Forschung” beteiligt und hat über seine Mitglieder das<br />
DFG-Schwerpunktprogramm „Evolution metabolischer Diversität“ auf den Weg gebracht.<br />
Die Nachhaltigkeit der <strong>Natur</strong>stoff-Forschung in Deutschland wird insbesondere von den Industrievertretern<br />
des Arbeitsausschusses als ein klarer Wettbewerbsvorteil für die Entwicklung innovativer Produkte<br />
der Lebenswissenschaften angesehen. Allerdings muss hierfür der derzeit hohe internationale<br />
Wissenschaftsstandard noch intensiver genutzt und ausgebaut werden. Vor dem Hintergrund der<br />
wachsenden Märkte der Lebenswissenschaften - nicht nur im Bereich Pharma und Landwirtschaft, sondern<br />
zunehmend auch im Nahrungsmittelsektor und bei der Gesundheitsvorsorge - bieten sich für<br />
Deutschland enorme Chancen. Um diese zu unterstützen, ist die kontinuierliche öffentliche Förderung<br />
von Forschung und Ausbildung auf allen Teilgebieten der <strong>Natur</strong>stoff-Forschung erforderlich, die in<br />
Deutschland zu einem beispiellosen Netzwerk an wissenschaftlicher Exzellenz verknüpft sind. Zu diesem<br />
Netzwerk gehören universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen ebenso wie Industrieunternehmen.