23.07.2013 Aufrufe

2013-18_Krankheiten im Getreide.pdf - Dr. Neinhaus Verlag AG

2013-18_Krankheiten im Getreide.pdf - Dr. Neinhaus Verlag AG

2013-18_Krankheiten im Getreide.pdf - Dr. Neinhaus Verlag AG

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

14<br />

Pfl anzenschutz<br />

<strong>Krankheiten</strong> <strong>im</strong> <strong>Getreide</strong><br />

Gezielte Bekämpfung in Weizen und Gerste<br />

Der mit Abstand wichtigste<br />

Einflussfaktor auf<br />

das Krankheitsgeschehen<br />

<strong>im</strong> <strong>Getreide</strong> ist die Witterung.<br />

Sie best<strong>im</strong>mt, ob und wann<br />

eine erste Pilzinfektion überhaupt<br />

gelingt, entweder ausgehend<br />

von Überdauerungsformen<br />

auf Ernterückständen oder <strong>im</strong><br />

Boden, oder aber durch Sporenzuflug<br />

vom benachbartem<br />

Ausfallgetreide oder auch weit<br />

entfernten Frühbefallsgebieten,<br />

wie bei den Rosten. In der Folge<br />

ist es wiederum die Witterung,<br />

die über Wachstum, Generationsdauer<br />

und Folgeinfektionen,<br />

die Krankheitsausbreitung <strong>im</strong><br />

Bestand und damit deren Schadwirkung<br />

maßgeblich beeinflusst.<br />

Weitere Faktoren sind die Resistenzeigenschaften<br />

der Sorte, der<br />

Saattermin sowie, bei der DTR-<br />

Blattdürre oder Fusarium, die<br />

Vorfrucht und die Bodenbearbeitung.<br />

Basis für jede Bekämpfungsentscheidung<br />

ist die regelmäßige<br />

Kontrolle der eigenen<br />

Bestände, idealerweise ergänzt<br />

durch Beratungsempfehlungen<br />

der amtlichen Pflanzenschutzdienste,<br />

sowie den zahlreichen<br />

Angebote von Prognosemodellen<br />

und Entscheidungshilfen <strong>im</strong><br />

Internet (zum Beispiel proPlant<br />

oder ISIP).<br />

Für die spätere Behandlungsintensität<br />

ist die Frühjahrswitterung<br />

oft ausschlaggebend.<br />

Das zeigte sich auch <strong>im</strong> letzten<br />

Jahr. 2012 startete mit Auswinterungsschäden<br />

bei Wintergerste,<br />

teils auch bei Winterweizen,<br />

aufgrund der starken<br />

Fröste Anfang Februar ohne<br />

schützende Schneedecke und<br />

der nachfolgend sehr trockene<br />

Märzwitterung. Der April brachte<br />

dann zwar einigen Regen, <strong>im</strong><br />

Süden auch höhere Mengen, es<br />

blieb aber weiterhin vergleichsweise<br />

kühl, so dass sich kaum<br />

ein Krankheitsdruck aufbaute.<br />

Erst ab Mitte Mai und später<br />

vor allem <strong>im</strong> sehr feuchten Juni,<br />

konnten sich die Schadpilze<br />

bei günstigen Infektionsbedingungen<br />

stärker ausbreiten. Gerade<br />

be<strong>im</strong> Winterweizen sorgte<br />

der späte Krankheitsbefall in<br />

Tabelle 1: Wirtschaftlichkeit des Fungizideinsatzes in Winterweizen 2012.<br />

Wirtschaftlichkeit des Fungizideinsatzes in Winterweizen 2012 –<br />

Standorte in Bayern mit langjährig niedrigem Befallsdruck *)<br />

Versuchsglied BBCH<br />

1 unbehandelt 0<br />

2<br />

Gesundvariante - 1,6 l Capalo / 0,6-0,75 l Aviator Xpro<br />

+ 0,6-0,75 l Fandango / 2,0 l Osiris<br />

31/37-51<br />

/65<br />

2.3<br />

3<br />

Weizenmodell - 0,6 l Gladio, 1,4-1,6 l Adexar,<br />

1,0 l Skyway Xpro / 1,0 l Prosaro<br />

37-55/<br />

65<br />

1.3<br />

4<br />

Weizenmodell incl. SEPTRI<br />

0,8 l Input Classic / 0,5 l Aviator Xpro + 0,5 l Fandango<br />

34/<br />

37-65<br />

1.3<br />

5<br />

Weizenmodell und Ährenfusarien<br />

0,5 l Fandango + 0,5 l Input Cl. / 1,25 l Skyway Xpro<br />

34-41/<br />

55-65<br />

1.8<br />

6<br />

Weizenmodell und Ährenfusarien<br />

1,4 l Adexar / 2,5 l Osiris<br />

34-41/<br />

55-65<br />

1.8<br />

* Auswertung von 4 Versuchen<br />

(Sorten: 2 x Kerubino, JB Asano, Schamane)<br />

Beh.<br />

7 0,75 l Aviator Xpro + 0,75 l Fandango (+ 0,15 l Talius) 37-51 1.0<br />

8 2,0 l Adexar 37-51 1.0<br />

9 1,5 l Input Xpro 37-51 1.0<br />

10 1,0 l (Seguris) + 1,5 l Amistar Opti 37-51 1.0<br />

11 1,25 l Credo + 1,25 l Opus Top 37-51 1.0<br />

12 2,5 l (BAS 702) 37-51 1.0<br />

13 1,5 l Epoxion Top + 1,5 l Amistar Opti 37-51 1.0<br />

14 0,9 l Champion + 0,9 l Diamant 37-51 1.0<br />

dt/ha<br />

Seguris 2012 keine Zulassung<br />

Verbindung mit einer langen<br />

Abreifedauer, teils noch für hohe<br />

Fungizideffekte. Späte Abschlussbehandlungen<br />

und Präparate<br />

mit guter Dauerwirkung<br />

schnitten dann am besten ab.<br />

Die ergiebigen Regenfälle zur<br />

Weizenblüte lösten auf den bekannten<br />

Risikoflächen auch stärkeren<br />

Fusariumbefall aus. Wenn<br />

in solchen Fällen keine gezielte<br />

Fusariumbehandlung erfolgte,<br />

was angesichts der zahlreichen<br />

Regentage schwer genug war,<br />

konnte dies zu erhöhten Mykotoxingehalten<br />

<strong>im</strong> Erntegut führen.<br />

Was zeichnet<br />

sich für <strong>2013</strong> ab?<br />

Nach einem extrem langen,<br />

schneereichen Winter, setzte erst<br />

mit dem abrupten Temperaturanstieg<br />

ab der zweiten Aprilwoche<br />

und den teils ergiebigen Niederschlägen<br />

ein nennenswertes<br />

Wachstum der Bestände ein. Vereinzelte<br />

Schäden durch Schneesch<strong>im</strong>mel<br />

bei allen Winterungen,<br />

sowie durch Typhula bei Wintergerste<br />

dürften sich durch die<br />

günstigen Bedingungen meist<br />

zügig auswachsen. Aber nicht<br />

nur die Pflanzen profitieren nun<br />

von Feuchtigkeit und Wärme,<br />

auch die pilzlichen Schaderreger.<br />

85,8 dt/ha<br />

BAS 702 2012 keine Zulassung<br />

-1 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9<br />

absoluter Mehrertrag kostenbereinigter Mehrertrag<br />

Institut für Pflanzenschutz<br />

Landpost <strong>18</strong>/<strong>2013</strong><br />

Daher sollten, trotz aktuell hoher<br />

Arbeitsbelastung durch den<br />

späten Vegetationsstart, die<br />

Kontrolle der <strong>Getreide</strong>bestände<br />

möglichst nicht vernachlässigt<br />

werden, um nicht den richtigen<br />

Termin für eine gezielte Fungizidmaßnahme<br />

zu verpassen.<br />

Denn dazu stehen, abhängig von<br />

Erreger und Präparat meist nur<br />

wenige Tage nach einer Infektion<br />

ertragsrelevanter Blattetagen<br />

zur Verfügung. Die Auswahl<br />

wirksamer Fungizid ist zwar<br />

groß und gerade in den vergangenen<br />

beiden Jahren durch<br />

die neue Wirkstoffgruppe der<br />

Carboxamide wesentlich bereichert<br />

worden.Doch auch deren<br />

Leistungsfähigkeit beruht vor<br />

allem auf einer Verbesserung der<br />

Dauerwirkung. Für die heilende<br />

Wirkung ist in Mischungen weiterhin<br />

vorwiegend der Azolpartner<br />

zuständig.<br />

Wichtigste <strong>Krankheiten</strong><br />

<strong>im</strong> Weizen<br />

Die wichtigsten <strong>Krankheiten</strong> <strong>im</strong><br />

Weizen sind in der Regel Septoria<br />

tritici und Fusarium, gefolgt<br />

von Braunrost und, besonders<br />

bei Weizen nach Weizen und<br />

pflugloser Bearbeitung, die DTR-<br />

Blattdürre. Mehltau kann besonders<br />

bei anfälligeren Sorten, wie<br />

Akteur, Famulus, Sokrates oder<br />

Winnetou oder bei Güllebetrieben<br />

stärker auftreten, lässt sich<br />

aber relativ gut bekämpfen. Der<br />

parasitäre Halmbruch tritt dagegen<br />

schon seit Jahren selten ertragsrelevant<br />

auf, meist begrenzt<br />

auf Frühsaaten von anfälligen<br />

Sorten oder in getreidereichen<br />

Fruchtfolgen. Hilfestellung bieten<br />

hier Untersuchungen des<br />

amtlichen Pflanzenschutzdienstes,<br />

sowie die schlagspezifische<br />

Prognose mit dem Modell SIM-<br />

CERC unter www.isip.de. Auch<br />

auf Gelbrost sollte geachtet werden.<br />

Denn mehr als zehn Jahre<br />

nach den letzten stärkeren Epidemien<br />

war er <strong>im</strong> letzten Jahr<br />

in Bayern vereinzelt wieder <strong>im</strong><br />

Weizen zu finden, wenn auch<br />

meist relativ spät und mit geringen<br />

Befallsstärken. Zum Teil<br />

waren auch Sorten betroffen,<br />

die bislang vom Bundessortenamt<br />

nicht als anfällig eingestuft<br />

wurden, was auf eine Verschiebung<br />

innerhalb der auftretenden<br />

Gelbrostrassen hindeutet. Zur<br />

Bekämpfung stehen sowohl<br />

roststarke und kurativ wirksame


Landpost <strong>18</strong>/<strong>2013</strong> Pfl anzenschutz 15<br />

Azole, als auch die Strobilurine<br />

und Carboxamide mit ihrer guten<br />

Dauerleistung zur Verfügung.<br />

Im Fokus der Fungizidstrategie<br />

<strong>im</strong> Weizen steht aber<br />

nach wie vor die Septotia-Blattdürre,<br />

insbesondere bei den weitverbreiteten<br />

anfälligeren Sorten<br />

wie zum Beispiel Akteur, Genius,<br />

Cubus oder JB Asano. Nach<br />

Niederschlägen mit anhaltender<br />

Blattnässe an den beiden Folgetagen<br />

kann sich Septoria ab dem<br />

Ein-Knoten-Stadium (BBCH 31)<br />

auf die ertragsrelevanten, obersten<br />

drei Blattetagen ausbreiten.<br />

Selbst später Befall wie <strong>im</strong> letzten<br />

Jahr kann noch empfindliche<br />

Ertragsverluste verursachen.<br />

Das zeigen auch die Ergebnisse<br />

aus den Fungizidversuchen siehe<br />

auch entsprechende Tabellen<br />

(soweit hier nicht veröffentlicht,<br />

unter www.lfl.bayern.de), bei<br />

denen Septoria die dominierende<br />

Krankheit war, bei einem<br />

deutlich höheren Befallsdruck<br />

<strong>im</strong> Süden. An den nordbayerischen<br />

Standorten mit langjährig<br />

geringerem Krankheitsdruck<br />

erzielten die Behandlungen bei<br />

einem sehr hohen Ertrag der<br />

unbehandelten Kontrolle von<br />

fast 86 dt / ha lediglich mittlere<br />

Mehrerträge von 5,1 bis 8,0<br />

dt / ha. Bei Verrechnungspreisen<br />

von 21,50 beziehungsweise<br />

19,30 € /dt für E- beziehungsweise<br />

A-Weizen waren, bis auf<br />

die intensive Gesundvariante,<br />

alle Versuchsglieder <strong>im</strong> Mittel<br />

wirtschaftlich. Lediglich an zwei<br />

Standorten konnten einzelne<br />

Varianten die Mittel- und Überfahrtkosten<br />

nicht decken. Anders<br />

die Situation <strong>im</strong> Süden, wo bei<br />

krankheitsbedingt etwas geringerem<br />

Ertragsniveau mit 10,4 bis<br />

17,7 dt / ha etwa doppelt so hohe,<br />

in der Regel hochwirtschaftliche<br />

Mehrerträge erzielt werden<br />

konnten. Bayernweit zeigten<br />

sich zwischen den Varianten relativ<br />

geringe Unterschiede. An<br />

vielen Standorten hatten zwar<br />

Kombinationen auf Basis der<br />

neuen Pyrazol-Carboxamide,<br />

wie Adexar, Aviator Xpro, Input<br />

Xpro, Skyway Xpro, Seguris<br />

oder das noch nicht zugelassene<br />

Vertisan leichte Vorteile, aber<br />

auch die Variante Champion +<br />

Diamant, <strong>im</strong> Süden mit Capalo-<br />

Vorlage oder auch hochdosierte<br />

Azolmischungen, wie Epoxion<br />

Top zeigten gute Ergebnisse.<br />

Kostenbereinigt lagen <strong>im</strong> Mittel<br />

aller nordbayerischen Standorte<br />

die Einmalbehandlung mit Adexar<br />

an der Spitze, nahezu gleichauf<br />

mit dem gezielten Vorgehen<br />

nach Bekämpfungsschwellen <strong>im</strong><br />

Weizenmodell Bayern. Aufgrund<br />

des außergewöhnlich späten und<br />

zugleich langanhalten Krankheitsdruckes<br />

war <strong>im</strong> Süden die<br />

Fusariumbehandlung mit dem<br />

Carboxamid-haltigen Skyway<br />

Xpro die ökonomischste Variante.<br />

Aus Resistenzgründen ist<br />

hierbei auf eine Carboxamidfreie<br />

Vorbehandlung zu achten.<br />

In trockeneren Anbaulagen, ohne<br />

frühen Krankheitsbefall und<br />

ohne Fusariumrisiko, ist die Einmalbehandlung<br />

mit breit wirksamen<br />

Mischungen langjährig<br />

die wirtschaftlichste Variante.<br />

Bei gesunden Sorten oder längeren<br />

Trockenphasen, die ein Hinauszögern<br />

der Behandlung bis<br />

zum Ährenschiebenen erlauben,<br />

ist eine Ertragsabsicherung auch<br />

mit reduzierten Aufwandmengen<br />

möglich. In den meisten übrigen<br />

Situationen, ist dagegen der<br />

zweifache Fungizideinsatz der<br />

Standard, orientiert am tatsächlichen<br />

Befall und der vorherrschenden<br />

Witterung. Neben der<br />

Mittelwahl sollte hierbei besonderer<br />

Wert auf eine rechtzeitige,<br />

infektionsnahe Terminierung<br />

gelegt werden, um auch bei leistungsfähigen<br />

Carboxamid- oder<br />

Strobilurin-Mischungen deren<br />

Kurativleistung nicht zu überfordern.<br />

Ab BBCH 33 kann dabei die<br />

Abfolge Azol-Erstbehandlung<br />

gefolgt von breitwirksamerAbschlussbehandlung<br />

auch umgedreht<br />

werden, ähnlich<br />

wie die Varianten<br />

b bei bestehendem<br />

Fusarium-Risiko.<br />

Hier ist die Fusarium-wirksame<br />

Ährenbehandlung<br />

fest gesetzt, infektionsnah,<br />

ab Beginn<br />

der Blüte, kurz vor<br />

oder sicherer nach<br />

einem Regen. Die<br />

Vorbehandlung(en)<br />

zielen auf eine Gesunderhaltung<br />

der<br />

oberen drei Blattetagen<br />

ab. Und bleibt<br />

der Regen zur Blüte<br />

aus, können die Fusarium-Mittel,<br />

mit<br />

etwa 20 bis 30 Pro-<br />

zent reduzierter Aufwandmenge,<br />

als breit wirksame Abschlussbehandlung<br />

eingesetzt werden.<br />

Wichtigste <strong>Krankheiten</strong><br />

in der Gerste<br />

Auch für das Krankheitsgeschehen<br />

in der Wintergerste ist die<br />

Witterung der nächsten Wochen<br />

entscheidend. Der Ausgangsbefall<br />

mit Netzflecken, den manch<br />

früh gesäter Bestand zeigt,<br />

kann sich bei Tageshöchsttemperaturen<br />

über 20°C schon mit<br />

geringen Niederschlägen oder<br />

Tauphasen rasch ausbreiten.<br />

Wegen der nur auf wenige Tage<br />

begrenzten Kurativleistung<br />

der Fungizide kann dann eine<br />

vorgezogene Behandlung zum<br />

Schossbeginn erforderlich werden.<br />

Diese lässt sich dann idealerweise<br />

mit einer Wachstumsreglergabe<br />

kombinieren. Standard<br />

in der Wintergerste ist zwar<br />

die Einmalbehandlung. Falls<br />

aber Mehltau, Netzflecken oder<br />

Rhynchosporium-Blattflecken<br />

eine frühe Fungizidmaßnahme<br />

erforderlich machen, gewinnt<br />

man dadurch auch Flexibilität<br />

für die Terminierung der Abschlussbehandlung.<br />

Diese ist<br />

möglichst zwischen dem Fahnenblatt-Stadium<br />

und dem Ährenschieben<br />

zu platzieren, mit<br />

dem Ziel den oberen Blattapparat<br />

und die Ähre samt Grannen<br />

lange gesund zu erhalten. Da<br />

Gersten gegen Mehltau meist eine<br />

gute Altersresistenz besitzen,<br />

soll die Abschlussbehandlung<br />

vorwiegend vor Netzflecken,<br />

Rhynchosporium und bei anfälligen<br />

Sorten, wie zum Beispiel<br />

Canberra, Sandra oder Lomerit<br />

auch vor Zwergrost schützen.<br />

Neben diesen klassischen Schaderregern<br />

rückt allerdings in<br />

den letzten Jahren der „neue“<br />

Schadpilz Ramularia collo-cygni<br />

zunehmend in den Vordergrund.<br />

Zusammen mit dem Strahlungsstress<br />

ist Ramularia der wesentliche<br />

Auslöser des späten Blattfleckenkomplexes<br />

der Gerste, der<br />

zu einen vorzeitigen Absterben<br />

des Blattapparates führen kann<br />

und besonders in Jahren oder<br />

Lagen mit verzögerter Abreife<br />

die Ertragsverluste wesentlich<br />

best<strong>im</strong>mt. Langjährige Versuche<br />

zeigen, dass die Wirkstoffe Prothioconazol<br />

(zum Beispiel in Input<br />

Classic, Xpro-Präparaten),<br />

Chlorthalonil (in Amistar Opti<br />

und Credo) und insbesondere<br />

alle Carboxamid-haltigen Präparate<br />

(Adexar, Bont<strong>im</strong>a, Champion,<br />

Seguris, alle Xpro-Präparate)<br />

die beste Wirkung gegen diesen<br />

späten Schadkomplex besitzen.<br />

In den Wintergerstenversuchen<br />

herrschte 2012 insgesamt<br />

nur ein relativ geringer Krankheitsdruck.<br />

Im Norden häufiger<br />

durch Zwergrost <strong>im</strong> Süden vor<br />

allem durch Netzflecken. Auch<br />

der späte Blattfleckenkomplex<br />

(Ramularia / nicht-parasitäre<br />

Blattverbräunung) trat an den<br />

meisten Standorten erst relativ<br />

spät auf und erreichte bei weitem<br />

nicht die Ertragsbedeutung<br />

Abbildung: Fungizidstrategien in Wintergerste — Regelfall Einmalbehandlung.<br />

Fungizidstrategien in Wintergerste Regelfall Einmalbehandlung<br />

bei mittlerem Befallsdruck durch Pilzkrankheiten<br />

BBCH 39 – 55 - bei Umstellung auf strahlungsreiche Witterung<br />

Ramularia / Nichtparasitäre Blattflecken, Netzflecken, Rhynchosporium, Zwergrost, (Mehltau)<br />

1,8 l Adexar<br />

0,65 l Aviator Xpro + 0,65 l Fandango (Aviator Xpro Duo)<br />

1,0 l Seguris + 1,5 l Amistar Opti (Seguris Opti)<br />

1,8 l Amistar Opti oder 1,5 l Credo 1)<br />

+ 0,6 l Gladio oder<br />

+ 0,75 l Input Classic oder<br />

+ 0,9 l Input Xpro<br />

1,5 l Input Xpro<br />

1,25 l Input Classic<br />

0,65 l + 0,65 l Fandango-Input Spezial<br />

0,9 l Champion + 0,9 l Diamant<br />

1,0 l Juwel Top<br />

1) zugelassen bis BBCH 51<br />

S. Weigand – Fungizidstrategien in <strong>Getreide</strong> – 03/<strong>2013</strong><br />

Gegen Ramularia / Nichtparasitäre Blattflecken<br />

führen Verminderungen der Aufwandmengen zu<br />

einem Wirkungsverlust<br />

Ansonsten sind bei späteren Behandlungen um 20 %<br />

verminderte Aufwandmengen möglich<br />

21 25 29 30 31 32 37 39 49 51 59 61-69 71-92<br />

BBCH März/April Mai Juni<br />

Institut für Pflanzenschutz


16<br />

Pfl anzenschutz<br />

Be<strong>im</strong> Fungizideinsatz gilt zusätzlich:<br />

❚ Zahl der Anwendungen auf<br />

das notwendige Maß beschränken,<br />

unnötige Protektivmaßnahmen<br />

vermeiden<br />

❚ gezielte Anwendung nach Bekämpfungsschwellen,<br />

unter Nutzung<br />

des amtlichen Warndienstes<br />

und der Prognosemodelle<br />

❚ Mittel und Aufwandmenge<br />

nach den vorherrschenden<br />

Schaderregern, der Sortenresistenz<br />

und der Witterung auswählen<br />

❚ durch rechtzeitigen, infektionsnahen<br />

Einsatz ausgeprägte<br />

Kurativsituationen vermeiden<br />

❚ in Spritzfolgen oder Mischungen<br />

stets verschiedene<br />

Wirkstoffgruppen (Wirkmechanismen)<br />

einsetzen<br />

❚ zur Septoria-Bekämpfung in<br />

Spritzfolgen auch innerhalb<br />

der Gruppe der Azole / Imidazole<br />

Wirkstoffe wechseln und<br />

wie zuletzt in den Jahren 2008<br />

und 2009. Im Mittel aller acht<br />

Standorte wurde in der Gesundvariante<br />

nur ein Mehrertrag<br />

von 6,9 dt / ha gegenüber<br />

dem hohen Ertragsniveau von<br />

79,6 dt / ha <strong>im</strong> Mittel der unbehandelten<br />

Kontrolle erreicht.<br />

In der Ertragswirkung konn-<br />

Für <strong>Getreide</strong> und Raps werden<br />

mit Ablauf des Monats<br />

April keine Düngungsempfehlungen<br />

mehr erstellt und<br />

damit auch keine Nmin-Gehalte<br />

mehr veröffentlicht.<br />

Auf den beprobten Ackerbaustandorten<br />

wurden unter den<br />

gesamten Sommerungen in ei-<br />

bei hohem Infektionsdruck<br />

zusätzlich Kontaktwirkstoffe<br />

(zum Beispiel Chlorthalonil)<br />

einbauen<br />

❚ Azole stets in ausreichender<br />

Aufwandmenge einsetzen<br />

(mindestens 70 Prozent der zugelassenen<br />

Aufwandmenge)<br />

❚ Strobilurine oder Carboxamide<br />

nie solo anwenden,<br />

sondern stets in Mischung mit<br />

einem nicht kreuzresistenten<br />

Partner (zum Beispiel Azole<br />

oder Kontaktwirkstoffe)<br />

❚ Strobilurin- und Carboxamidhaltige<br />

Fungizide möglichst<br />

nur einmal je Kultur und Saison<br />

einsetzen<br />

❚ Applikation nur bei günstiger<br />

Witterung mit opt<strong>im</strong>aler Technik<br />

(jede Abdrift, mangelnde<br />

Verteilung oder Verdunstung<br />

der Wirkstoffe erhöht den Selektionsdruck<br />

unnötig<br />

te vor allem die Mischung von<br />

Seguris + Amistar Opti, sowie<br />

Input Xpro überzeugen, unter<br />

den Doppelbehandlungen, wie<br />

schon <strong>im</strong> Vorjahr, die Variante<br />

mit Fandango-Vorlage gefolgt<br />

von Aviator Xpro.<br />

Die Ergebnisse und Fungizidstrategien<br />

lassen sich auch auf<br />

Keine Gehalte mehr<br />

für <strong>Getreide</strong> und Raps<br />

Nitratinformationsdienst<br />

ner Bodentiefe von 0 bis 90 cm<br />

durchschnittlich 49 kg N / ha<br />

gemessen. Ohne Mais liegt der<br />

Wert in einer Bodentiefe von<br />

0 bis 60 cm bei 33 kg N / ha.<br />

Für Standorte, die eine durchwurzelbare<br />

Bodentiefe von<br />

mehr als 60 cm aufweisen, aber<br />

nur auf zwei Schichten beprobt<br />

Nmin-Gehalte in 0 bis 60 cm Bodentiefe, Mitte bis Ende April <strong>2013</strong><br />

Kulturen NID-Region<br />

Gehalte in<br />

kg N/ha<br />

Kartoffeln<br />

Reben begrünt,<br />

Mittel Baden-Württemberg 31<br />

ganz- und teilflächig<br />

Mittel Baden-Württemberg 12<br />

Obst Mittel Baden-Württemberg 20<br />

Bessere Alb, Donau/ Iller, Hohenlohe 29<br />

Hopfen Mittel Baden-Württemberg 43<br />

die Sommergerste übertragen.<br />

Aufgrund der kürzeren Vegetationsdauer<br />

sind gegenüber der<br />

Wintergerstenempfehlung meist<br />

geringfügig reduzierte Aufwandmengen<br />

ausreichend. Aber<br />

auch hier kann früher Krankheitsbefall,<br />

etwa durch Mehltau<br />

bei anfälligeren Sorten, wie zum<br />

Beispiel Grace, eine Doppelbehandlung<br />

nötig machen.<br />

Resistenzgefahr<br />

stets beachten!<br />

Wenn Schadpilze Resistenzen<br />

gegen best<strong>im</strong>mte fungizide<br />

Wirkstoffe entwickeln, kann<br />

dies empfindliche Minderwirkungen<br />

zur Folge haben. So<br />

sind die Strobilurine bereits seit<br />

einigen Jahren weitgehend wirkungslos<br />

gegen Mehltau und<br />

Septoria tritici und wirken vielerorts<br />

auch nicht mehr gegen<br />

die DTR-Blattdürre. Auch bei<br />

den Mehltau-Spezialwirkstoffen<br />

Metrafenone (Capalo, Flexity)<br />

und Proquinazid (Talius) treten<br />

seit einigen Jahren erste<br />

Mehltau-Isolate mit verringerter<br />

Empfindlichkeit auf, bislang allerdings<br />

noch ohne Einfluss auf<br />

die Feldwirkung. Und selbst für<br />

die neuen Carboxamide wurde<br />

2012 erstmals bei Septoria tritici<br />

in Frankreich und bei Netzflecken<br />

in Norddeutschland von<br />

wurden, sollten für die dritte<br />

Schicht folgende Werte zusätzlich<br />

angerechnet werden: Silomais<br />

17 kg N / ha und Körnermais<br />

11 kg N / ha.<br />

Seit dem 30. April ist die Beprobung<br />

von Mais nach der späten<br />

Nmin-Methode zulässig. Bitte<br />

beachten Sie hierzu folgende<br />

Hinweise:<br />

❚ Die Probenahme darf frühestens<br />

<strong>im</strong> Vier-Blattstadium erfolgen,<br />

wobei zwischen Saat-<br />

Landpost <strong>18</strong>/<strong>2013</strong><br />

geringfügigen Sensitivitätsverschiebungen<br />

berichtet. Neben<br />

den Kontaktmitteln, die als<br />

„Multi-site“-Wirkstoffe keiner<br />

Anpassung unterliegen, bilden<br />

<strong>im</strong> Wesentlichen die Azole die<br />

Stützen jeder Anti-Resistenz-<br />

Strategie. Azole sind zwar nicht<br />

durch gefährliche Punktmutationen<br />

bedroht, können aber<br />

einem schleichenden Verlust,<br />

dem sogenannten „shifting“<br />

unterliegen. Um insbesondere<br />

bei der Bekämpfung von Septoria<br />

die einseitige Selektion<br />

schwer bekämpfbarer Rassen zu<br />

vermeiden wird in Spritzfolgen<br />

vorbeugend ein Azolwechsel<br />

empfohlen.<br />

Am Anfang jeder Anti-Resistenz-Strategie<br />

stehen jedoch<br />

zunächst sämtliche acker- und<br />

pflanzenbauliche Maßnahmen,<br />

die schon das Entstehen<br />

und die Ausbreitung von Pilzerkrankungen<br />

vermeiden, wie<br />

Fruchtfolge, Strohmanagement,<br />

Bodenbearbeitung, Sortenwahl<br />

oder Saattermin. Denn jede eingesparte<br />

Behandlung vermindert<br />

den Selektionsdruck und verzögert<br />

die Resistenzentstehung<br />

und– ausbreitung.<br />

Stephan Weigand,<br />

Bayerische Landesanstalt für<br />

Landwirtschaft (LfL) Freising,<br />

Institut für Pfl anzenschutz<br />

Nmin-Gehalte in 0 bis 90 cm Bodentiefe, Mitte bis Ende April <strong>2013</strong><br />

Jürgen Ott, LTZ Augustenberg<br />

Kulturen NID-Region<br />

Gehalte in<br />

kg N/ha<br />

Körnermais Mittel Baden-Württemberg 43<br />

Unterland/ Gäulandschaften 51<br />

Rheinebene 38<br />

Bessere Alb, Donau/ Iller, Hohenlohe 60<br />

Silomais Mittel Baden-Württemberg 57<br />

Unterland/ Gäulandschaften 70<br />

Oberland/ Bodensee 36<br />

Geringere Alb, Baar, Heuberg, Schwarzwald 51 (0-60cm)<br />

Bessere Alb, Donau/ Iller, Hohenlohe 52<br />

Zuckerrüben Mittel Baden-Württemberg 64<br />

Stand 29.04.<strong>2013</strong>, Zeitraum KW 15 bis 17<br />

und Messtermin mindestens<br />

vier Wochen liegen müssen.<br />

❚ Bei einer vorangegangenen<br />

Reihendüngung muss die Beprobung<br />

exakt zwischen den<br />

Reihen durchgeführt werden.<br />

❚ Die Proben müssen schnellstmöglich<br />

zum Labor. Die Kühlkette<br />

darf nicht unterbrochen<br />

werden. Notfalls die Proben in<br />

der Gefriertruhe zwischenlagern.<br />

Jürgen Ott,<br />

LTZ Augustenberg

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!