sonnseitig leben sonnseitig leben
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Werner O. Feisst steuert Ideen<br />
bei, wir spornen uns gegenseitig<br />
an. Selbstverständlich kann<br />
es auch zu Meinungsverschiedenheiten<br />
und engagierten Diskussionen<br />
kommen – aber das<br />
ist richtig so, man muss sich<br />
zusammenraufen. Werner O.<br />
Feisst und ich kennen uns so<br />
gut, dass wir nicht zwanghaft<br />
lieb und höflich miteinander<br />
umgehen müssen. Dies ist eine<br />
bessere Basis für erspriessliche<br />
Zusammenarbeit, als wenn der<br />
eine kommandiert und der andere<br />
kuscht!<br />
Der Schlüssel zum Erfolg<br />
war wohl, dass Sie schon vor<br />
zwei Jahrzehnten gespürt<br />
haben, dass sich in einer<br />
Zeit des raschen Wandels<br />
immer mehr das Bedürfnis<br />
nach Beheimatung, nach<br />
Oma-Hausmitteln und –<br />
Rezepten entwickeln würde?<br />
Ja, auch das Bedürfnis nach<br />
Einfachheit, nach einfachen<br />
Zutaten. Aber noch ausschlaggebender<br />
als diese Vorausahnung<br />
war wohl die Prägung in<br />
meiner Kindheit, im elterlichen<br />
Betrieb in Arosa.<br />
In Ihren Sendungen treten<br />
Sie ungestylt und in einer<br />
schlichten Schürze auf...<br />
...in einem «Bünzli-Huusfraueschurz»,<br />
sagen Sie’s doch<br />
gleich! Ich muss meinen eigenen,<br />
einfachen Stil haben,<br />
sonst fühle ich mich nicht<br />
wohl. Es gibt jeweils ein Drama,<br />
wenn mich eine Maskenbildnerin<br />
edel auffrisieren<br />
will. Ich sage dann immer<br />
ganz deutlich, dass ich das<br />
«gruusig» fände und dass man<br />
sich doch überlegen solle, dass<br />
ich in meiner Sendung in einer<br />
Küche tätig sei.<br />
Inzwischen verfügen Sie<br />
zwar über ein grosses Mass<br />
an Fernseh-Routine. Vor<br />
Aufnahme-Stress bleiben Sie<br />
vermutlich doch nicht ganz<br />
verschont. Nehmen Sie als<br />
Gegenmittel eine bestimmte<br />
Nerven-Nahrung zu sich?<br />
Mein Allheilmittel ist Honig.<br />
Ich mische Honig in Tee und<br />
Milch ein, ich streiche ihn aufs<br />
Brot und bin überzeugt, dass<br />
mir der Honig zu den starken<br />
Nerven verhilft, die ich wirklich<br />
brauche. Im übrigen habe<br />
ich keine besonderen Ernährungsrichtlinien.<br />
Ich esse das,<br />
was mich «gluschtet»: Nach<br />
meiner Meinung sollte man<br />
auf den eigenen Körper hören<br />
und ihm im richtigen Mass das<br />
geben, was er verlangt. Wenn<br />
man von drei Seiten her an mir<br />
herumzerrt und etwas von mir<br />
fordert, ruft mein Körper beispielsweise<br />
nach Schokolade –<br />
auch dies ist Nervennahrung.<br />
Schalten Sie zu bestimmten<br />
Zeiten Fasttage ein oder<br />
machen Sie irgendeine<br />
Ernährungskur?<br />
Nein, aber ich halte mich an<br />
das, was gerade in meinem<br />
Garten wächst. Eben jetzt<br />
spriessen rund um mein Haus<br />
wunderbare junge Brennesseln.<br />
Am Morgen wird eine<br />
grosse Kanne Brennesseltee<br />
angegossen. Wer Lust hat,<br />
trinkt nach Belieben davon<br />
und spürt dann unter Umständen<br />
die rasche und entwässernde<br />
Wirkung beim mehrmaligen<br />
Gang zur Toilette.<br />
Blüht der Holunder, bricht bei<br />
uns eine Orgie mit Holunderblütensirup<br />
und -gelée aus.<br />
Holunderprodukte verkaufen<br />
wir auch im Laden, der gerne<br />
von Touristen besucht wird.<br />
Befassen Sie sich ebenfalls<br />
mit der Thematik<br />
Anti-Aging?<br />
Sie werden lachen – wir stellen<br />
auch Kosmetik her! Aloe<br />
vera als Anti-Faltenmittel habe<br />
ich schon eingesetzt, als die<br />
Pflanze noch längst nicht Mode<br />
war.<br />
Möchten Sie nicht Ihre<br />
Kosmetik in grossem Stil<br />
vermarkten?<br />
Ach, wissen Sie... das ist eine<br />
Frage der Kapazität, wir arbeiten<br />
in kleinem Rahmen.<br />
Abgesehen davon müsste jemand<br />
kommen und mir Vorschläge<br />
machen.<br />
Ich habe ein ganz bestimmtes<br />
Prinzip: Ich gehe dort hin,<br />
wo man mich hin bestellt oder<br />
eingeladen hat. Aber ich trage<br />
mich nirgendwo an.<br />
Im Buch «Kathrin, Werner<br />
und die Schweizer Küche»<br />
bringt Ihr Fernsehpartner<br />
Werner O. Feisst Geschichten<br />
zu sämtlichen Kantonen,<br />
und Sie steuern die Rezepte<br />
bei. Was ist für Sie – jenseits<br />
von Rösti oder Fondue – ein<br />
typisches Schweizer Gericht?<br />
Zum Beispiel das alte Urner<br />
Rezept «Riis und Por», also<br />
Risotto mit Lauch. Den Reis<br />
bezogen die Urner aus der<br />
Lombardei und dem Piemont,<br />
Lauch wuchs in den heimischen<br />
Gemüsegärten. Die<br />
zahlreichen Schweizer Lauchrezepte<br />
haben damit zu tun,<br />
dass dieses Gemüse eben noch<br />
über die Waldgrenze hinaus<br />
angebaut werden konnte.<br />
Übrigens hatte ich das Glück,<br />
Fortsetzung auf Seite 21<br />
vita sana <strong>sonnseitig</strong> <strong>leben</strong> 6/2003 19