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CoaguChek XS A4

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P.b.b. • 04Z035829 M • Verlagspostamt: 8020 Graz • 16. Jahrgang<br />

verlagdermediziner<br />

Gerinnungsmanagement<br />

beim Polytrauma


<strong>CoaguChek</strong> ® <strong>XS</strong><br />

Die neue Generation des Gerinnungs-Selbstmanagements<br />

Vertrauen ist der Schlüssel zum Therapie-Erfolg<br />

Einfach. Sicher. Weniger Komplikationen.<br />

Häufigeres INR-Testen hilft Ihren Patienten länger innerhalb des therapeutischen Bereichs zu bleiben<br />

und Ihnen die optimale Medikamenten-Dosierung mit dem höchstmöglichen Sicherheitsgrad zu finden.<br />

Der <strong>CoaguChek</strong> ® <strong>XS</strong> Gerinnungsmonitor unterstützt Sie dabei.<br />

Mit dem <strong>CoaguChek</strong> ® <strong>XS</strong> Gerinnungsmonitor kann Ihr Patient einen präzisen INR-Wert binnen einer<br />

Minute mit nur einem Tropfen Blut selbst ermitteln.<br />

Dieses aktive Einbinden Ihrer Patienten in den Therapieprozess führt zu einer besseren Compliance –<br />

so wächst mit dem Vertrauen auch der Therapie-Erfolg.<br />

<strong>CoaguChek</strong> ® <strong>XS</strong>: Eine starke Partnerschaft mit Ihren Patienten<br />

Und für den Arzt das Profi-Gerät <strong>CoaguChek</strong> ® <strong>XS</strong> Plus für den Einsatz auf Visite und in der Praxis.<br />

COAGUCHEK und WEIL ES MEIN LEBEN IST sind Marken der Roche-Gruppe.<br />

Roche Diagnostics GmbH<br />

Engelhorngasse 3<br />

1210 Wien<br />

www.roche.at<br />

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19<br />

COVERSTORY<br />

4<br />

FORTBILDUNG<br />

Gerinnungsmanagement beim Polytrauma<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Dietmar Fries<br />

FORUM MEDICUM<br />

Foto: Nicole Rager-Fuller, NSF<br />

Patientenselbstmanagement – „State of the art“ der langzeitigen<br />

oralen Antikoagulantientherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />

Prim. Dr. Harald Rubey<br />

Erfahrungsbericht über sieben Jahre durchgehende, prozessorientierte,<br />

medizinische und pflegerische Anästhesiedokumentation . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Dr. Gerlinde Mausser, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Schwarz<br />

Neue Maßstäbe in der akutmedizinischen Versorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />

CSL Behring – worauf Sie vertrauen können . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

Das Krankenhaus der Zukunft ist digital . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Schmerzen lindern – Muskeln aktivieren und kräftigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Die „Wiener Schule“ der Physikalischen Medizin und ihre Technik<br />

INHALT UND IMPRESSUM<br />

Impressum<br />

Verleger: Verlag der Mediziner. Herausgeber.<br />

Peter Hübler, Oliver Plank. Geschäftsführer: Oliver<br />

Plank. Verlagsleitung: Peter Hübler. Projektleitung:<br />

Stephanie Gawlitta. Redaktion: Andrea<br />

Ballasch, Dr. Csilla Putz-Bankuti, Jutta Gruber,<br />

Dr. Birgit Jeschek, Bernhard Plank. Anschrift von<br />

Verlag und Herausgeber: A-9375 Hüttenberg,<br />

Reiftanzplatz 20, Telefon: 04263/200 34. Fax:<br />

04263/200 74. Redaktion: A-8020 Graz, Payer-<br />

Weyprecht-Straße 33–35, Telefon: 0316/26 29 88,<br />

Fax: 0316/26 29 93. Produktion: Richard Schmidt.<br />

Druck: Medienfabrik Graz. E-Mail: office@mediziner.at.<br />

Homepage: www. mediziner.at. Einzelpreis:<br />

€ 3,–. Erscheinungsweise: periodisch.<br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz<br />

Medieninhaber: Verlag der Mediziner – Plank &<br />

Hübler OEG. Richtung der Zeitschrift: Medizinischpharmazeutisches<br />

Informationsjournal für österreichische<br />

Ärztinnen und Ärzte.<br />

Soweit in diesem Journal eine Dosierung oder eine<br />

Applikation erwähnt wird, darf der Leser zwar darauf<br />

vertrauen, dass Autoren, Herausgeber und Verlag<br />

große Sorgfalt darauf verwandt haben, dass diese<br />

Ausgabe dem Wissenstand bei Fertigstellung des<br />

Journals entspricht. Für Angaben über Dosierungsanweisungen<br />

und Applikationsformen kann vom<br />

Verlag jedoch keine Gewähr übernommen werden.<br />

Jeder Benutzer ist angehalten, durch sorgfältige<br />

Prüfung der Beipackzettel der verwendeten Präparate<br />

und gegebenenfalls nach Kon-sultation eines<br />

Spezialisten festzustellen, ob die dort gegebenen<br />

Empfehlungen für Dosierung oder die Beachtung<br />

von Kontraindikationen gegenüber der Angabe in<br />

diesem Heft abweicht. Eine solche Prüfung ist besonders<br />

wichtig bei selten verwendeten Präparaten<br />

oder solchen, die neu auf den Markt gebracht worden<br />

sind. Jede Dosierung oder Applikation erfolgt<br />

auf eigene Gefahr des Benutzers. Autoren und Verlag<br />

appellieren an jeden Benutzer, ihm etwa auffallende<br />

Ungenauigkeiten dem Verlag mitzuteilen.<br />

Geschützte Warennamen (Warenzeichen) werden<br />

nicht immer besonders kenntlich gemacht. Aus dem<br />

Fehlen eines solchen Hinweises kann also nicht<br />

geschlossen werden, dass es sich um einen freien<br />

Warennamen handelt. Die mit FB (Firmenbeitrag)<br />

gekennzeichneten bzw. als Produktbeschreibung<br />

erkenntlichen Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen<br />

und geben nicht unbedingt die Meinung der<br />

Redaktion wieder. Es handelt sich somit um „entgeltliche<br />

Einschaltungen“ im Sinne § 26 Mediengesetz.<br />

Beriplex ® P/N* 500 I.E. Wirkstoff: Prothrombinkomplex vom Menschen (Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X). Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge) 1 Durchstichflasche mit 220 - 495 mg Lyophilisat<br />

(Humanplasmafraktion) enthält: Faktor IX Aktivität: 400 - 620 I.E. **, Faktor II Aktivität: 400 - 960 I.E.***, Faktor VII Aktivität:200 - 500 I.E. ****, Faktor X Aktivität: 440 - 1200 I.E.***, Protein C 300 - 900 I.E. *****. Gesamtprotein: 120<br />

- 280 mg. Spezifische Aktivitäten: Faktor IX: im Mittel 2,5 I.E. pro mg Gesamtprotein, Faktor II: im Mittel 3,2 I.E. pro mg Gesamtprotein, Faktor VII: im Mittel 1,7 I.E. pro mg Gesamtprotein, Faktor X: im Mittel 3,8 I.E. pro mg Gesamtprotein.<br />

Hilfsstoffe: Human-Albumin 40 - 80 mg, Heparin 8 - 40 I.E., Antithrombin III 4 - 30 I.E., Natriumchlorid, Natriumcitrat, HCl bzw. NaOH (in geringen Mengen zur Einstellung des pH-Wertes). Beigepacktes Lösungsmittel: 20 ml Wasser für Injektionszwecke.<br />

Anwendungsgebiete: Prophylaxe und Therapie von Blutungen, die durch einen kongenitalen oder erworbenen Mangel an Gerinnungsfaktor II, VII, IX und X (Prothrombinkomplex) verursacht werden. a) Kongenitale Gerinnungsstörungen:<br />

Mangel an Faktor II, VII, IX und X, der isoliert oder kombiniert auftreten kann, soferne keine Einzelfaktorkonzentrate verfügbar sind. b) Erworbene Gerinnungsstörungen: Blutungen bei schweren Leberparenchymschäden<br />

(Hepatitis, Leberzirrhose, Vergiftungen, Lebertraumen), Ösophagusvarizenblutungen. Die zusätzliche Gabe von Antithrombin III ist angezeigt. Überdosierung von Cumarin- und Indandion-Präparaten. Notfallsituationen und dringende<br />

Operationen während oraler Antikoagulantienbehandlung mit Cumarin- bzw. Indandion-Präparaten. Lebensbedrohliche Blutungen und Notfall-Operationen bei Vitamin-K1-Mangelzuständen (Verschlußikterus, Gallenwegs- und Pankreas-<br />

Erkrankungen, anhaltende Diarrhöen, massive Antibiotikatherapie). Blutungen bei Neugeborenen (perinatale Blutungen), durch Prothrombinkomplexmangel bedingt oder mitbedingt. Blutungsneigungen, bei denen anhand gerinnungsanalytischer<br />

Untersuchungen als wesentliche Ursache eine starke Verminderung der Faktoren des Prothrombinkomplexes nachgewiesen werden konnte. Bei komplexen Gerinnungsstörungen, z. B. Verbrauchskoagulopathien und Hyperfibrinolyse<br />

ist eine Therapie durch geeignete Mittel (z.B. durch Heparin, Antithrombin III, gefrorenes Frischplasma, Antifibrinolytika) zu berücksichtigen. Gegenanzeigen: Bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Bestandteilen<br />

des Präparates ist Vorsicht geboten. Thrombosegefahr, Angina pectoris, frischer Herzinfarkt (Ausnahme: lebensbedrohliche Blutungen infolge Überdosierung von oralen Antikoagulantien sowie vor Einleitung einer fibrinolytischen<br />

Therapie). Bei einem hohen Risiko der Verbrauchskoagulopathie dürfen Prothrombinkomplex-Präparate nur nach Unterbrechung des Verbrauchs appliziert werden. Aktuelle oder aus der Anamnese bekannte allergisch bedingte Thrombozytopenie<br />

auf Heparin (Heparin assoziierte Thrombozytopenie Typ II, HAT Typ II). Zulassungsinhaber : CSL Behring GmbH, A-Wien, Z.Nr. 2-00179. Hämostyptika/Blutgerinnungsfaktoren, ATC-Code: B02B D01. Rezept- und apothekenpflichtig,<br />

wiederholte Abgabe verboten Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />

*Pasteurisiert, Neuverfahren (Nanometerfiltration) ** WHO-Standard 96/854 *** WHO-Standard 98/590 **** WHO-Standard 94/746 ***** WHO-Standard 86/622<br />

HaemocomplettanË P*. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge) Wirkstoff: Fibrinogen vom Menschen. 1 Durchstichflasche mit Lyophilisat (Humanplasmafraktion) enthält: Haemocomplettan P 1g<br />

(2g): Lyophilisiertes Pulver1925 - 3010 mg (3850 - 6020 mg), Fibrinogen vom Menschen 900 - 1300 mg (1800 - 2600 mg), Gesamtprotein 1300 - 1900 mg (2600 - 3800 mg). Hilfsstoffe Haemocomplettan P 1g (2g): Human Albumin 400 - 700<br />

mg (800 - 1400 mg), Natriumchlorid 200 - 350 mg (400 - 700 mg). L-Argininhydrochlorid, Natriumcitrat-Dihydrat, NaOH (zur Einstellung des pH-Wertes) Anwendungsgebiete: Hämorrhagische Diathesen bei kongenitaler Hypo-, Dys- und<br />

Afibrinogenämie, erworbener Hypofibrinogenämie infolge a) Synthesestörungen bei schweren Leberparenchymschäden b) gesteigerten intravasalen Verbrauchs durch disseminierte intravaskuläre Gerinnung und Hyperfibrinolyse (siehe<br />

Kap. 4.4) Die wichtigsten Krankheitsbilder, die mit einem Defibrinierungssyndrom einhergehen können, sind geburtshilfliche Komplikationen, Hämolyse nach Fehltransfusionen und Intoxikationen, alle Schockformen, Verletzungen, operative<br />

Eingriffe und Tumoren an Lunge, Pankreas, Uterus und Prostata, akute Leukämien sowie Leberzirrhose. Gegenanzeigen: Bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Bestandteilen des Präparates. Manifeste Thrombosen oder Herzinfarkt,<br />

außer bei lebensbedrohlichen Blutungen. Hämostyptika/Antihämorrhagika ATC-Code: B02 BB 01, Zulassungsinhaber: CSL Behring GmbH, A-Wien.Zulassungsnummer: 2-00136, Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte<br />

Abgabe verboten. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln, Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. *Pasteurisiert<br />

Kybernin* P*. Wirkstoff: Antithrombin III, human. Zusammensetzung (arzneilich wirksame Bestandteile nach Art und Menge) Packung zu 500 I.E./1000 I.E.. Lyophilisiertes Pulver 309 mg/619 mg (Humanplasmafraktion), Antithrombin<br />

III 500 I.E./1000 I.E., Gesamtprotein 95 mg (190 mg). Lösungsmittel: 10 ml oder 20 ml Wasser für Injektionszwecke. Nach Rekonstitution enthält die gebrauchsfertige Lösung 50 I.E./ml Antithrombin III. Hilfsstoffe: Aminoessigsäure, Natriumcitrat,<br />

Natriumchlorid. Beigepacktes Lösungsmittel: Wasser für Injektionszwecke (10 ml, 20 ml) Anwendungsgebiete: Zur Prophylaxe und Therapie von thromboembolischen Komplikationen bei angeborenem Mangel an Antithrombin<br />

III, erworbenem Mangel an Antithrombin III. Gegenanzeigen: Bei Patienten mit bekannten allergischen Reaktionen auf die Bestandteile des Präparates ist Vorsicht geboten. Pharmakotherapeutische Gruppe: Enzyminhibitoren.<br />

Zulassungsinhaber: CSL Behring GmbH, A-Wien. Zulassungsnummer: Z.Nr. 2-00052. Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Weitere Angaben zu Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Mitteln,<br />

Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen. *Pasteurisiert.<br />

2/2007 3


GERINNUNGSMANAGEMENT<br />

Gerinnungsmanagement beim Polytrauma<br />

Das Vorliegen einer Gerinnungsstörung<br />

beim polytraumatisierten Patienten<br />

spiegelt das Ausmaß der Schwere der<br />

Verletzung wider und korreliert mit der<br />

Mortalität (1). Trotz schnellem Einsatz<br />

der „damage control surgery“ ist auch in<br />

spezialisierten Zentren die Haupttodesursache<br />

bei polytraumatisierten Patienten<br />

neben Schädelhirnverletzungen das<br />

Verbluten. Gerinnungsstörungen bei<br />

polytraumatisierten Patienten sind oft<br />

multifaktoriell und schlecht vorhersagbar.<br />

Es kommt zu einem blutungsbedingten<br />

Verlust an Gerinnungsfaktoren und<br />

Thrombozyten (= Verlustkoagulopathie)<br />

sowie zu einer Verdünnung des verbleibenden<br />

prokoagulatorischen Potentials<br />

durch Kristalloide, aber v.a. auch durch<br />

Kolloide (= Dilutionskoagulopathie). Darüber<br />

hinaus ist das komplexe Gleichgewicht<br />

der Hämostase fakultativ durch ein<br />

gesteigertes fibrinolytisches Potential,Hypothermie,<br />

Azidose und Anämie beeinträchtigt.Aufgrund<br />

fehlender Evidenz der<br />

bisher von vielen Fachgesellschaften empfohlenen<br />

Algorithmen zur Behandlung<br />

dieser komplexen Gerinnungsstörung ist<br />

ein engmaschiges Monitoring des aktuellen<br />

Gerinnungsstatus unerlässlich, um<br />

eine zielgerichtete Gerinnungstherapie<br />

durchführen zu können. Point-of-Caretaugliche<br />

Geräte können die oft zu langen<br />

Zeitintervalle verkürzen, bis ein Resultat<br />

über den aktuellen Gerinnungsstatus vorliegt.<br />

Die Thrombelastographie ist in diesem<br />

Zusammenhang zu neuer Bedeutung<br />

gelangt. Zur Therapie der Gerinnungsstörung<br />

beim polytraumatisierten Patienten<br />

stehen Frischplasmen, Gerinnungsfaktorenkonzentrate,Thrombozytenkonzentrate<br />

und Antifibrinolytika zur Verfügung.<br />

4<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Dietmar Fries<br />

2/2007<br />

Pathophysiologische Aspekte<br />

Durch Gefäßwandverletzungen mit<br />

Freilegung von subendothelialem Gewebe<br />

(tissue factor) kommt es zu einer<br />

Gerinnungsaktivierung, gleichzeitig wird<br />

aber auch das fibrinolytische Potential<br />

erhöht, um eine überschießende Aktivierung<br />

der Gerinnung zu verhindern. Im<br />

Fall einer schweren Verletzung kommt es<br />

so zu einem großen Verlust von Gerinnungsfaktoren<br />

und Thrombozyten, zu einer<br />

gesteigerten Fibrinolyse sowie zu einem<br />

Anstieg der aktivierten Gerinnungsmarker<br />

(Thrombin-Antithrombin-<br />

Komplex, D-Dimer, Fibrinspaltprodukte<br />

Fibrinopeptid A und B, Prothrombinfragment<br />

1 und 2) (2). Obwohl per Definition<br />

die Kriterien der Verbrauchskoagulopathie<br />

(DIC) erfüllt werden, handelt<br />

es sich um keine echte DIC, da es zu<br />

keiner intravasalen Gerinnung mit Mikrothrombosen<br />

in verschiedenen Organsystemen<br />

zumindest in der Frühphase<br />

des Traumas kommt. Vielmehr besteht<br />

ein Verlust an prokoagulatorischen Gerinnungsfaktoren<br />

und Thrombozyten,<br />

der zusammen mit der begleitenden volumenassoziiertenDilutionskoagulopathie<br />

zu einer diffusen Blutungsneigung<br />

führt.<br />

Verlust und Verdünnung – ist viel<br />

Volumenersatz immer gut?<br />

Um akute Blutverluste zu kompensieren,<br />

werden Kristalloide, Kolloide und<br />

Erythrozytenkonzentrate infundiert, woraus<br />

eine Dilution/Verdünnung aller Gerinnungsfaktoren<br />

resultiert. Eine Verlustkoagulopathie<br />

geht daher nahezu<br />

immer mit einer Verdünnungskoagulopathie<br />

einher. Das Ausmaß der Gerinnungsstörung<br />

ist abhängig von der Menge<br />

und Dynamik des Blutverlustes, von<br />

der Menge und Art der verabreichten<br />

Volumenersatzmittel sowie von der Ausgangskonzentration<br />

hämostatischer Faktoren.<br />

Unterschreiten die Plasmaspiegel<br />

der prokoagulatorisch wirksamen Gerinnungsfaktoren<br />

sowie der Thrombozyten<br />

und Erythrozyten kritische Werte, ist<br />

eine suffiziente Blutstillung nicht mehr<br />

gewährleistet. Dies provoziert eine diffuse<br />

Blutungsneigung inklusive Auftreten<br />

von Schleimhautblutung und Blutungen<br />

neben Einstichstellen von intravasalen<br />

Kathetern, ohne dass eine<br />

therapierbare chirurgische Blutung vorliegt.<br />

Die Frage nach dem optimalen Volumenersatzmittel,<br />

um den Verlust intravasalen<br />

Blutvolumens zu ersetzen, wird<br />

in diesem Zusammenhang weiterhin<br />

kontrovers behandelt. Ob kolloidale Infusionslösungen<br />

generell gegenüber kristalloiden<br />

Lösungen einen Vorteil haben,<br />

ist noch nicht schlüssig geklärt worden.<br />

In verschiedenen Metaanalysen<br />

kamen die Autoren zu dem Ergebnis,<br />

dass die Verabreichung von Kolloiden<br />

mit einer erhöhten Mortalität assoziiert<br />

war (3, 4). Inwieweit diese Metaanalysen<br />

für europäische Bedingungen schlüssig<br />

sind, ist fraglich, da es sich bei den eingeschlossenen<br />

Studien in erster Linie um<br />

nordamerikanische Daten handelt. Dort<br />

werden in großem Maße Dextrane und<br />

Hetastarches (hochmolekulare Hydroxyethylstärkepräparate<br />

mit hohem Substitutionsgrad)<br />

eingesetzt, die in Mittel-<br />

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19


Drei ist Eins!<br />

®<br />

Haemocomplettan P<br />

Fibrinogen-Konzentrat<br />

®<br />

Beriplex P/N<br />

Prothrombinkomplex-Konzentrat<br />

®<br />

Kybernin P<br />

Antithrombin-III-Konzentrat<br />

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Fachkurzinformation siehe Seite 3


GERINNUNGSMANAGEMENT<br />

europa aufgrund ihres hohen Nebenwirkungspotentials,<br />

insbesondere auf das<br />

Gerinnungssystem, seit langem nicht<br />

mehr verwendet werden.<br />

Kristalloide beeinträchtigen in erster<br />

Linie durch ihren Verdünnungseffekt<br />

das Gerinnungssystem. In einigen Arbeiten<br />

wurde erstaunlicherweise postuliert,<br />

dass Kristalloide, aber auch Gelatine<br />

in milder Dosierung eine Hyperkoagulabilität<br />

bewirken (5). Bei diesen<br />

Arbeiten handelt es sich aber in erster<br />

Linie um In-vitro-Studien mit nicht aktivierten<br />

thrombelastographischen Messungen.<br />

Trotz verkürzter Gerinnselbildungszeiten<br />

und angestiegener Gerinnselfestigkeiten<br />

im TEG konnten aber<br />

beispielsweise keine Änderungen der<br />

aktivierten Gerinnungsmarker (Thrombin-Antithrombin-Komplex)<br />

gefunden<br />

werden (6). Die Autoren bleiben also einen<br />

zugrunde liegenden Mechanismus<br />

für dieses Phänomen schuldig. Wahrscheinlich<br />

handelt es sich hier lediglich<br />

um einen In-vitro-Effekt, der durch den<br />

Einfluss der Sedimentation roter Blutkörperchen<br />

in verdünnten Proben bei<br />

langer Messzeit zustande kommt.<br />

Gelatinepräparate haben neben ihren<br />

Verdünnungseffekt auch spezifische Effekte<br />

auf das Gerinnungssystem. Sie beeinträchtigen<br />

in erster Linie die Fibrinpolymerisation<br />

sowie die Quervernetzung<br />

der Fibrinmonomere. Darüber<br />

hinaus ist eine verminderte Gerinnselelastizität<br />

sowie ein vermindertes Gerinnselgewicht<br />

unter Gelatinesubstitution beschrieben<br />

worden (7).<br />

Über eine verstärkte klinische Blutungsneigung<br />

wird in Zusammenhang<br />

mit Hydroxyethylstärke (HES) berichtet,<br />

v.a. bei Anwendung von Lösungen<br />

mit hohem Molekulargewicht und hohem<br />

Substitutionsgrad (8). HES-Moleküle<br />

verursachen durch Coating der<br />

Thrombozytenoberfläche u.a. eine Blockade<br />

des GPIIb-IIIa-Rezeptors (9).Außerdem<br />

ist bekannt,dass durch HES-Lösungen<br />

ein von-Willebrand-Typ-1 ähnliches<br />

Syndrom ausgelöst wird, welches<br />

durch eine erniedrigte FVIII-Aktivität<br />

und verminderte vWF-Plasmaspiegel charakterisiert<br />

ist. Neueren Datums ist die<br />

Erkenntnis, dass HES eine Störung der<br />

Fibrinpolymerisation verursacht, die vermutlich<br />

die gerinnungshemmende Wirkung<br />

von Gelatine übertrifft. 6% HES<br />

130/0,4 (Voluven ® , Fresenius, Pharma Austria<br />

GmbH) ist ein relativ neues Präparat<br />

mit einem mittleren MG und einem<br />

6<br />

2/2007<br />

geringen Substitutionsgrad. Man hoffte<br />

mit dieser Präparation u.a. die gerinnungshemmende<br />

Wirkung zu minimieren.<br />

Neuere Daten konnten dies jedoch<br />

nicht bestätigen (10, 11).<br />

Hyperfibrinolyse –<br />

Antifibrinolytika<br />

Das Auftreten einer Hyperfibrinolyse<br />

kann bei polytraumatisierten Patienten<br />

nicht sicher vorhergesagt werden.Die Datenlage<br />

bzgl. der Auswirkung eines Traumas<br />

auf das fibrinolytische System ist darüber<br />

hinaus sehr widersprüchlich. Während<br />

einige Autoren ein erhöhtes<br />

fibrinolytisches Potential beobachteten,<br />

fanden andere eine verminderte Lyse als<br />

Folge des Traumas.Durch große Gewebeund<br />

Endothelschäden wird einerseits Gewebe-Plasminogen-Aktivator<br />

(t-PA),aber<br />

auch dessen Gegenspieler Plasminogen-<br />

Aktivator-Inhibitor-Typ-1 (PAI-1) freigesetzt,<br />

wobei initial der Anstieg von TPA<br />

den von PAI-1 zu übertreffen scheint.Allerdings<br />

handelt es sich bei diesen Daten<br />

in erster Linie um Plasmaspiegelmessungen<br />

von Molekularmarkern.Eine funktionelle<br />

Analyse, beispielsweise thrombelastographisch<br />

monitiert, ist ausständig.Aus<br />

klinsichen Berichten geht hervor, dass<br />

Hyperfibrinolysen gehäuft bei Patienten<br />

mit Schädelhirntrauma, Thoraxtrauma<br />

(bzw. mechanisch reanimierte Patienten)<br />

sowie schweren Verletzungen im kleinen<br />

Becken thrombelastographisch detektiert<br />

werden. Systematische Untersuchungen<br />

zu dieser Problematik sind derzeit noch<br />

ausständig (12).<br />

Antifibrinolytika<br />

Abbildung 1<br />

Hyperfibrinolyse im ROTEM ® vor und nach In-vitro-Zusatz<br />

von Aprotinin zur POC-Diagnose und<br />

Nachweis einer Hyperfibrinolyse.<br />

Die Wirksamkeit von Antifibrinolytika<br />

ist vor allem in der Herzchirurgie<br />

und Lebertransplantationschirurgie gut<br />

untersucht worden. Bei Polytraumen<br />

kann die Hyperfibrinolyse nicht sicher<br />

vorhergesagt werden. Darüber hinaus<br />

gibt es keine Daten über den Einsatz von<br />

Antifibrinolytika bei polytraumatisierten<br />

Patienten mit großen Blutverlusten. Die<br />

einzige Möglichkeit zum sicheren Nach-<br />

weis einer Hyperfibrinolyse in der Akutsituation<br />

bietet die Thrombelastographie.<br />

Wird die typische spindelförmige Amplitude<br />

im Thrombelastogramm bei einem<br />

blutenden Patienten diagnostiziert, ist<br />

eine antifibrinolytische Therapie dringend<br />

angezeigt, sofern keine Kontraindikationen<br />

bestehen. Die Behandlung einer<br />

Hyperfibrinolyse beinhaltet neben<br />

der Verabreichung von Antifibrinolytika<br />

auch den Ersatz von Fibrinogen.<br />

Aprotinin: Aprotinin hemmt die enzymatische<br />

Wirkung von Plasmin durch<br />

Komplexbildung. Eine Metaanalyse, welche<br />

61 Studien mit 7.027 Patienten untersuchte,<br />

kam zu dem Ergebnis, dass Aprotinin<br />

den Transfusionsbedarf von Erythrozytenkonzentraten<br />

um ca. 30% reduzierte<br />

(13). Dem gegenüber gibt es vereinzelte<br />

Berichte über thromboembolische Komplikationen<br />

in Zusammenhang mit Aprotinin<br />

(Lebertransplantationschirurgie). In<br />

einer rezenten Arbeit wird im Zusammenhang<br />

mit Aprotinin über ein gehäuftes<br />

Auftreten von Nierenversagen, Myokardischämien<br />

und zerebralen Ischämien<br />

bei herzchirurgischen Patienten berichtet<br />

(14). Außerdem hat Aprotinin ein hohes<br />

anaphylaktisches Risikopotential.Aktuell<br />

wurde Aprotinin aufgrund erhöhter<br />

Sterblichkeit (bei erniedrigtem Transfusionsbedarf)<br />

in einer Zwischenanalyse einer<br />

kanadischen Studie vom Markt genommen<br />

und steht vermutlich auch in Zukunft<br />

nicht mehr zur Verfügung.<br />

Tranexamsäure: Tranexamsäure blockiert<br />

die Lysinbindungsstelle des Plasminmoleküls,<br />

wodurch die zur Aktivierung<br />

notwendige Bindung von Plasminogen<br />

an t-PA und an Fibrinogen blockiert<br />

wird. Auch für Tranexamsäure konnte<br />

eine Verminderung des Transfusionsbedarfes<br />

um etwa 30% gezeigt werden, wobei<br />

der Effekt etwas geringer war verglichen<br />

mit Aprotinin (15, 16). Eine rezente<br />

Metaanaylse, in der 20.781 Patienten eingeschlossen<br />

wurden, kam zu dem Ergebnis,<br />

dass Tranexamsäure die perioperative<br />

Transfusionshäufigkeit reduziert (17).<br />

Es wird eine initiale Dosis von 1–2 g<br />

empfohlen, die gegebenenfalls wiederholt<br />

werden kann.<br />

ε-Aminocapronsäure: Im Gegensatz zu<br />

den beiden o.g. Substanzen hat ε-Aminocapronsäure<br />

nur einen geringen antifibrinolytischen<br />

Effekt. In mehreren Metaanalysen<br />

konnte keine statistisch signifikante<br />

Reduktion der Fremdbluttransfusion erzielt<br />

werden (17), bzw. war der Effekt auf<br />

die Transfusionshäufigkeit signifikant ge-<br />

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19


inger als bei Patienten, die Tranexamsäure<br />

erhielten (18).<br />

Oft unterschätzt: Hypothermie und<br />

Gerinnung<br />

Die Hypothermie ist eine fast unvermeidliche<br />

Komplikation bei polytraumatisierten<br />

Patienten, nicht nur in der<br />

kalten Jahreszeit. Hypothermie verursacht<br />

eine Beeinträchtigung der Hämostase.<br />

Daher ist beim hypothermen polytraumatisierten<br />

Patienten mit einer größeren<br />

Blutungsneigung zu rechnen (19).<br />

In-vitro-Studien zeigten, dass Hypothermie<br />

die Gerinnselbildungszeiten verlängert.<br />

Tierexperimentelle Untersuchungen<br />

ergaben darüber hinaus, dass nicht<br />

nur die plasmatische Gerinnung reversibel<br />

gehemmt wird, sondern auch die<br />

Thrombozytenfunktion beeinträchtigt<br />

wird. Rezente Daten weisen daraufhin,<br />

dass bis zu einer Temperatur von 33 o C in<br />

erster Linie die Thrombozytenadhäsion<br />

und Aggregation gestört ist. Unter 33 o C<br />

ist darüber hinaus mit einer klinisch relevanten<br />

Beeinträchtigung der plasmatischen<br />

Gerinnung zu rechnen (20).<br />

Azidose und metabolische<br />

Veränderungen<br />

Metabolische Änderungen, wie Azidose<br />

und große Mengen an Zitrat (Mas-<br />

sivtransfusion) führen ebenfalls zu einer<br />

Beeinträchtigung des hämostatischen<br />

Potentials. Ist die Puffertherapie zur reinen<br />

Blutgaskosmetik durchaus in Frage<br />

zu stellen, kann sie aus hämostaseologischer<br />

Sichtweise durchaus erwogen werden<br />

(18).<br />

Monitoring des<br />

Gerinnungssystems<br />

Zur Abschätzung des Ausmaßes kritischer<br />

Blutverluste, die zu einer Verlustbzw.Verdünnungskoagulopathie<br />

führen,<br />

gibt es mehrere Faustformeln (z.B. Verlust<br />

des einfachen totalen Blutvolumens<br />

in vier Stunden bzw. des zweifachen totalen<br />

Blutvolumens in 24 Stunden), die<br />

jedoch im Hinblick auf ihre klinische<br />

Einsatztauglichkeit sehr fragwürdig erscheinen,<br />

oftmals noch aus der Vollblutära<br />

stammen und klinisch nie evaluiert<br />

wurden. Daher sollte die aktuelle Gerinnungssituation<br />

verlässlich und sofort<br />

monitierbar und damit gezielt therapierbar<br />

sein. Standard-Laboranalysen sind<br />

u.a. aufgrund des zeitlichen Delays von<br />

bis zu 30 min oder darüber hinaus oft<br />

wertlos und nur begrenzt aussagekräftig.<br />

Das Auftreten einer Hyperfibrinolyse<br />

kann im Standardgerinnungslabor nicht<br />

diagnostiziert werden. In dieser Situation<br />

ist der Einsatz valider Point-of-Caretauglicher<br />

Systeme wie z.B. der Throm-<br />

GERINNUNGSMANAGEMENT<br />

belastographie von großem praktischem<br />

Nutzen (19).<br />

Gerinnungstherapie beim<br />

blutenden Polytrauma<br />

Die Gerinnungstherapie eines blutenden<br />

polytraumatisierten Patienten sollte<br />

so früh wie möglich, am besten schon bei<br />

Aufnahme im Schockraum nach Stabilisierung<br />

der Vitalparameter erfolgen. Ist<br />

die Funktion des Gerinnungssystems erst<br />

einmal entglitten, wird es schwer sein,<br />

diese wieder herzustellen. Neben Frischplasmen<br />

und Thrombozytenkonzentraten<br />

stehen Gerinnungsfaktorenkonzentrate<br />

und Antifibrinolytika zur Verfügung.Vom<br />

optimalen und zielgerichteten<br />

Einsatz dieser Substanzen, bezogen auf<br />

die individuellen Erfordernisse des jeweiligen<br />

Patienten, hängt der Erfolg der Therapie<br />

ab.<br />

Frischplasma (FFP)<br />

Die Gabe von FFP gehört zur Routine<br />

bei der Behandlung plasmatischer Gerinnungsstörungen.<br />

Allerdings ergeben<br />

sich mit diesem Behandlungsprinzip<br />

auch erhebliche Nachteile. In einer kürzlich<br />

publizierten Metaanalyse konnte<br />

von 52 untersuchten Studien nur in sechs<br />

Arbeiten ein möglicher Benefit von FFP<br />

gezeigt werden (20). FFP enthalten alle


GERINNUNGSMANAGEMENT<br />

Gerinnungsaktivatoren und -inhibitoren<br />

und gelten daher als unbedenklich bezüglich<br />

Auslösung thrombembolischer<br />

Ereignisse – Gerinnungsimbalancen wie<br />

beim koagulopathischen Polytrauma<br />

lassen sich jedoch so nur schwer therapieren.<br />

Die Konzentration aller Faktoren<br />

hängt aber von der Ausgangskonzentration<br />

des jeweiligen Blutspenders ab und<br />

kann so erheblich variieren.Weiter muss<br />

man sich bewusst sein, dass die eigentlichen<br />

Hauptbestandteile von FFP Wasser,<br />

Albumin (40–50 g/l) und andere<br />

Plasmaproteine darstellen, während die<br />

Konzentration an Fibrinogen und Gerinnungsfaktoren<br />

(z.B. Fibrinogen 2–4 g/l),<br />

wie physiologisch üblich, eher gering ausfällt.<br />

Damit ist klar, dass große Mengen<br />

an FFP notwendig sind (20–30 ml/kg FFP;<br />

ohne Zitrat ca. 200 ml/Einheit) um einen<br />

Konzentrationsanstieg bei bestehendem<br />

Defizit und laufendem Verlust erzielen zu<br />

können. Bei einem normovolämen Patienten<br />

kann die Zufuhr derartiger Mengen<br />

an FFP in kurzer Zeit eine erhebliche<br />

Belastung darstellen, besonders wenn<br />

kardiopulmonale Vorerkrankungen bestehen.<br />

Der unkritische Einsatz von FFP<br />

kann bei kritisch kranken Patienten zu<br />

pulmonalen Komplikationen führen. Außerdem<br />

kann es zu einer transfusionsassoziierten<br />

Lungenschädigung (TRALI)<br />

durch Interaktion mit spenderspezifischen<br />

leukozytären Antikörpern kommen.<br />

Große Mengen an FFP können darüber<br />

hinaus zu einer Zitratproblematik<br />

führen. Weiter bedingt die notwendige<br />

Logistik eine zeitliche Verzögerung von<br />

30–45 min bis zum Erhalt notwendiger<br />

Plasmen. Das bedeutet, dass FFP eigentlich<br />

entweder auf Verdacht frühzeitig angefordert<br />

und bereits „prophylaktisch“<br />

gegeben werden müsste oder eigentlich<br />

zu spät erhalten bzw. appliziert wird, besonders<br />

wenn es sich um eine akute Blutung<br />

handelt. In diesem Zusammenhang<br />

sollte das individuelle Blutvolumen bei<br />

8<br />

2/2007<br />

Abbildung 3<br />

Elektronenmikroskopie eines normalen Gerinnsels.<br />

der Bewertung eines Blutverlustes beachtet<br />

werden. Je kleiner das Blutvolumen<br />

ist, umso schneller wird eine Koagulopathie<br />

entstehen, die ihrerseits den<br />

Blutverlust begünstigt und letztlich nicht<br />

mehr korrigiert werden kann, wenn nicht<br />

rechtzeitig interveniert wird.<br />

Thrombozytenkonzentrate<br />

Abbildung 4<br />

Elektronenmikroskopie eines verdünnten Gerinnsels.<br />

Bei traumatischen oder chirurgischen<br />

Blutungen sollten Thrombozytenkonzentrate<br />

spätestens unter einer Zahl von 50 x<br />

103 µl substituiert werden (21). Im Falle<br />

einer zusätzlich vorliegenden Thrombozytendysfunktion<br />

(medikamentös, erworben<br />

oder angeboren) kann diese Grenze<br />

weitaus höher sein. Die Gabe eines<br />

Thrombozytenkonzentrates hebt die<br />

Plättchenzahl bei einem durchschnittlich<br />

proportionierten Erwachsenen um etwa<br />

5–10 x 103 µl.Die normale therapeutische<br />

Dosis liegt bei einem Konzentrat pro 10<br />

kg Körpergewicht. Einzelspender Apheresekonzentrate<br />

haben demgegenüber<br />

vergleichsweise einen Gehalt von ca.<br />

sechs Thrombozytenkonzentraten. Der<br />

Effekt des Konzentrates sollte 10 min<br />

nach Transfusion kontrolliert werden.<br />

Bleibt ein adäquater Anstieg der Thombozytenzahl<br />

aus, können immunologische(ABO-Inkompabilität,Alloimmunisation<br />

durch Leukozytenantigene) oder<br />

nicht-immunologische Ursachen (Fieber,<br />

Infektion, Splenomegalie, DIC, etc.) verantwortlich<br />

sein. Thrombozytentransfusionen<br />

sind nicht ungefährlich und sollten<br />

daher streng indiziert sein. Es kann zu<br />

transfusionsbedingten viralen Infektionen<br />

oder weitaus häufiger und schwerwiegender<br />

zu einer bakteriell bedingten<br />

septischen Transfusionsreaktion kommen.<br />

Gerinnungsfaktorenkonzentrate<br />

Genau wie FFP sind Gerinnungsfaktorenkonzentrate<br />

für die Gerinnungstherapie<br />

bei Massivblutungen klinisch nie eva-<br />

luiert worden. Gerinnungsfaktorenkonzentrate<br />

haben gegenüber FFP den Vorteil,<br />

dass sie sofort zur Verfügung stehen.<br />

Aus den Leitlinien zur Therapie mit Blutkomponenten<br />

und Plasmaderivaten der<br />

deutschen Bundesärztekammer geht hervor,<br />

dass Fibrinogen- und PPSB-Konzentrate<br />

nur bei nachgewiesenen Mangelzuständen<br />

appliziert werden dürfen. Beispielsweise<br />

soll PPSB-Konzentrat zur<br />

Behandlung perioperativer Blutungen<br />

erst bei einer Restaktivität der Faktoren<br />

II, VII, IX und X von unter 40% verabreicht<br />

werden (22).Faktorenanalysen sind<br />

bei der Behandlung eines blutenden Polytraumas<br />

jedoch wertlos; in dieser Situation<br />

muss sich das behandelnde Team auf<br />

die Klinik und die zur Verfügung stehenden<br />

Point-of-Care-Systeme verlassen. Mit<br />

Hilfe der Thrombelastographie können<br />

beispielsweise bestehende Faktorenmängel<br />

detektiert und fallweise entsprechend<br />

mit Gerinnungsfaktoren behandelt werden,<br />

so dass in manchen Fällen auf die<br />

Gabe von Frischplasmen verzichtet werden<br />

kann.<br />

Fibrinogenkonzentrat<br />

Abbildung 5<br />

Elektronenmikroskopie eines verdünnten Gerinnsels<br />

nach Fibrinogensubstitution.<br />

Im Rahmen der Verdünnungskoagulopathie<br />

erreicht Fibrinogen in der Regel<br />

vor allen anderen prokoagulatorischen<br />

Gerinnungsfaktoren sowie den Thrombozyten<br />

kritische Werte, die substitutionspflichtig<br />

erscheinen. Bereits relativ<br />

geringe Mengen an Kolloiden beeinträchtigen<br />

in erster Linie die Fibrinpolymerisation.<br />

Singbartl et al. zeigten, dass<br />

im Rahmen einer normovolämen Dilution<br />

bei einem Ausgangs-Fibrinogen von<br />

≤ 300 mg/dl die kritische Fibrinogenkonzentration<br />

von 100 mg/dl erreicht wird,<br />

bevor ein kritischer Hämatokrit die Gabe<br />

von Erythrozyten erfordern würde (23).<br />

Prothrombinkomplexkonzentrat<br />

Prothrombinkomplexkonzentrat<br />

(PPSB) enthält die Faktoren II, VII, IX


und X sowie je nach Präparat auch Protein<br />

C und S und wird seit mehreren Jahren<br />

zur Behandlung angeborener Gerinnungsstörungen<br />

sowie zur Reversierung<br />

oraler Antikoagulation angewendet. Ein<br />

weiteres Einsatzgebiet sind erworbene<br />

Gerinnungsstörungen, doch gibt es auch<br />

hierfür nur wenige Daten. Staudinger et<br />

al. untersuchten den Effekt von PPSB<br />

bei Intensivpatienten mit eingeschränkter<br />

Gerinnung. Sie fanden heraus, dass<br />

2.000 IE PPSB (30 U/kg Körpergewicht)<br />

die PT durch einen Anstieg der o.g. Faktoren<br />

normalisierte (24). Ob die simultane<br />

Gabe von Antithrombin das theoretische<br />

Risiko von thromboembolischen<br />

Komplikationen rechtfertigt, ist bisher<br />

noch nicht untersucht worden. Die Autoren<br />

sind jedoch der Meinung, dass bei<br />

Gabe von PPSB-Konzentrat bei einem<br />

polytraumatisierten blutenden Patienten<br />

auf die simultane Applikation von Antithrombin<br />

zu PPSB-Konzentrat verzichtet<br />

werden sollte.<br />

Rekombinanter aktivierter Faktor VIIa<br />

(NovoSeven ® )<br />

Rekombinanter aktivierter Faktor<br />

VIIa (rFVIIa) wurde ursprünglich zur<br />

Behandlung der Hemmkörperhämophilie<br />

zugelassen. In den letzten Jahren<br />

wurde rFVIIa erfolgreich in zahlreichen<br />

Fällen traumatischer und chirurgischer<br />

Blutungen eingesetzt (25–27). rFVIIa<br />

wirkt in Gegenwart von Tissue Factor:<br />

Startpunkt der Gerinnung ist die Bindung<br />

und Aktivierung von Faktor VII<br />

durch Bindung an Tissue Faktor auf der<br />

Oberfläche subendothelialer Zellen,wobei<br />

Thrombin entsteht, welches in der<br />

Folge Thrombozyten und Faktor X aktiviert.<br />

rFVIIa bindet in supraphysiologischer<br />

Dosierung an den aktivierten<br />

Thrombozyten und bewirkt dort einen<br />

„Thrombin Burst“,der zur Bildung eines<br />

äußerst stabilen Fibringerinnsels führt.<br />

Nach Meinung der Autoren sollte<br />

rFVIIa bei potentiell lebensbedrohlichen<br />

Blutungen, die chirurgisch oder interventionell<br />

angiographisch nicht sanierbar<br />

sind, angewendet werden. Um<br />

eine ausreichende Wirksamkeit des Präparates<br />

zu erzielen, sollte rFVIIa möglichst<br />

frühzeitig appliziert werden, also<br />

zu einem Zeitpunkt, wo die patienteneigene<br />

Hämostase noch nicht schwerwiegend<br />

beeinträchtigt ist. Eine bereits<br />

bestehende Hypofibrinogenämie und<br />

Thrombozytopenie sollte möglichst vor<br />

Gabe ausgeglichen werden. Hypothermie<br />

und Azidose beeinträchtigen die<br />

Wirksamkeit von rFVIIa und sollten<br />

ebenfalls nach Möglichkeit optimiert<br />

werden, wobei v.a. die Azidose vermieden<br />

werden sollte. Unter einem pH von<br />

7,2 sollte daher eine Pufferung vorgenommen<br />

werden. Falls eine Hyperfibrinolyse<br />

vorliegt oder die klinischen Begleitumstände<br />

diese als nahe liegend erscheinen<br />

lassen (z.B. postpartale<br />

Blutung), sollte diese zunächst mit Antifibrinolytika<br />

therapiert werden, bevor<br />

rFVIIa zum Einsatz gebracht wird.<br />

Algorithmus zur Anwendung<br />

von rFVIIa<br />

1. Massivblutung (Blutverlust > 100%<br />

innerhalb von 24 Std., 50% in 3 Std.,<br />

150 mL/min oder 1,5 mL/min/kg)?<br />

2. Versagen aller konventioneller<br />

Maßnahmen (Chirurgie, Packing,<br />

interventionelle Radiologie, etc.)?<br />

3. „appropriate replacement therapy“<br />

– Gerinnungstherapie mittels Faktorenkonzentraten,<br />

FFP und Thrombozytenkonzentraten<br />

aber auch Antifibrinolytika,<br />

etc. (in der klinischen<br />

Praxis am einfachsten mittels<br />

Thrombelastographie monitiert und<br />

gesteuert)?<br />

4. Pufferung bei pH < 7,2;Wärmen, sofern<br />

möglich (Einsatz vom Coolgard<br />

und Bairhuggersystemen sinnvoll)<br />

(dieser Algorithmus ist nur zur groben<br />

Orientierung geeignet und muss im<br />

Einzefall auf die individuelle Situation<br />

durch einen erfahrenen Kliniker adaptiert<br />

werden!)<br />

Ob es sinnvoll ist, rFVIIa bereits als<br />

First-line-Therapie im Schockraum bei<br />

massiv blutenden, polytraumatisierten<br />

Patienten zu verabreichen, wird derzeit<br />

heftig diskutiert, nicht zuletzt wegen der<br />

hohen Kosten, die mit einer solchen Therapie<br />

verbunden sind. Auf der anderen<br />

Seite verursachen auch konventionelle<br />

Therapieansätze Kosten und bleiben<br />

u.U. ineffektiv.<br />

Fazit für die Praxis<br />

Die bisher publizierten Therapieleitlinien<br />

zur Behandlung erworbener Gerinnungsstörungen<br />

wurden traditionellerweise<br />

von Fachdisziplinen übernommen,<br />

die mit der Klinik eines blutenden polytraumatisierten<br />

Patienten in der Regel<br />

nicht vertraut waren. Außerdem stammen<br />

die Mehrzahl der zu Grunde liegenden<br />

Daten aus der Zeit der Vollbluttransfusion<br />

und haben damit keine Gültigkeit<br />

GERINNUNGSMANAGEMENT<br />

mehr. Das heutzutage angewendete<br />

Konzept der Hypovolämievermeidung<br />

durch Verabreichung von kristalloiden<br />

und kolloidalen Infusionslösungen, die<br />

Akzeptanz niedriger Hb-Werte bzw.<br />

Transfusionstrigger und die Anwendung<br />

von Erythrozytenkonzentraten zur Transfusion<br />

führen dazu, dass Gerinnungsprobleme<br />

sehr viel häufiger und bereits bei<br />

geringer ausgeprägten Blutverlusten auftreten<br />

können, als dies noch vor einigen<br />

Jahren der Fall war. Algorithmen, die<br />

schablonenhaft allen Gerinnungsstörungen,<br />

welche im Zusammenhang mit<br />

schweren Blutungen stehen, übergestülpt<br />

werden können,werden im Einzelfall<br />

versagen. Vielmehr sollten valide<br />

Point-of-Care-taugliche Systeme in der<br />

Klinik etabliert werden, welche die aktuelle<br />

Gerinnungssituation verlässlich und<br />

sofort monitierbar machen und erlauben,<br />

Gerinnungsstörungen unmittelbar<br />

und gezielt zu therapieren.<br />

Literatur beim Verfasser<br />

Ao. Univ.-Prof. Dr. Dietmar Fries<br />

Klinische Abteilung für Allgemeine<br />

und Chirurgische Intensivmedizin<br />

der Universitätsklinik für Anästhesie<br />

und Allgemeine Intensivmedizin,<br />

Medizinische Universität Innsbruck,<br />

Österreich<br />

Christoph-Probst-Platz, Innrain 52<br />

6020 Innsbruck,<br />

Tel.: +43(0)512/507-0<br />

dietmar.fries@i-med.ac.at<br />

2/2007 9


FORUM MEDICUM<br />

Neue Maßstäbe in der akutmedizinischen Versorgung<br />

Mit gesamtheitlichen Lösungen und einem länderübergreifenden Fortbildungsprogramm<br />

engagiert sich das Unternehmen Dräger Medical erfolgreich für die Optimierung<br />

patientenorientierter Prozess- und Arbeitsabläufe im klinischen Akutbereich.<br />

ÖGARI-Präsident Univ.-Prof. Dr. Stephan Kapral, Dräger Medical Austria-GF DI Manfred Völker, Bundesministerin<br />

Dr. Andrea Kdolsky und Prim. Dr. Manfred Greher (v.l.n.r.) bei der Eröffnungsfeier des AIC – Austrian<br />

International Congress, wo Dräger Medical Austria das revolutionäre neues Infinity ® Acute Care<br />

System TM vorstellte. Foto: Advertisingpool/Anna Rauchenberger<br />

Immer komplexer werdende Veränderungen<br />

im Gesundheitswesen erfordern<br />

ständig neue Lernprozesse der darin tätigen<br />

Menschen. Entsprechend diesen Anforderungen<br />

bietet Dräger Medical, einer<br />

der weltweit führenden Hersteller von<br />

Medizinprodukten, seit heuer erstmalig<br />

ein länderübergreifendes Fortbildungsund<br />

Trainingsprogramm zu verschiedenen<br />

Themenkreisen (z.B.Anästhesie, Beatmung,<br />

Pädiatrie, Notfallmedizin, Krankenhaus-<br />

und Patientendaten-Management)<br />

in Österreich und Deutschland an.<br />

„Mit der Verpflichtung international<br />

anerkannter Fachleute als Referenten<br />

möchten wir unseren Beitrag zur Komplettierung<br />

des Fortbildungsangebotes<br />

für Fachärzte, Ärzte, Pflegepersonal und<br />

Führungskräfte im Spitals- und Gesundheitswesen<br />

leisten“, erklärt dazu Herbert<br />

Tatzber, Leiter des Schulungszentrums in<br />

Österreich. Die in Wien, Graz, Klagenfurt,<br />

Bregenz und Hall in Tirol angebotenen<br />

Veranstaltungen sind vom Fortbildungsreferat<br />

der Österreichischen Ärztekammer<br />

für die Fächer Anästhesiologie<br />

und Intensivmedizin für das Diplom-Fortbildungs-Programm<br />

approbiert und stehen<br />

unter der Patronanz der der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Anästhesiologie,<br />

Reanimation und Intensivmedizin<br />

(ÖGARI) bzw. des Berufsverbandes für<br />

Anästhesie und Intensivpflege (ÖBAI).<br />

10<br />

2/2007<br />

Revolutionäres System<br />

Im Rahmen des AIC – Austrian International<br />

Congress der ÖGARI Anfang<br />

September im Wiener Museumsquartier<br />

präsentierte Dräger Medical erstmals in<br />

Österreich einem breiten Fachpublikum<br />

sein revolutionäres neues Infinity ® Acute<br />

Care System TM .„Mit diesem bieten wir als<br />

erstes medizintechnisches Unternehmen<br />

ein abteilungsübergreifendes, standardisiertes<br />

und integriertes System für die Patientenüberwachung,<br />

die Therapie und<br />

das Informationsmanagement des Krankenhauses<br />

an”, erklärt Dräger Medical<br />

Austria-Geschäftsführer DI Manfred<br />

Völker. Herzstück des Systems ist das<br />

Medical CockpitTM, eine standardisierte<br />

Steuereinheit, mit der das Krankenhauspersonal<br />

auf Patientendaten zugreifen,<br />

aber auch das Patientenmonitoring und<br />

die Therapieeinheiten (wie Beatmung<br />

und Narkose) steuern kann. Die Integration<br />

vieler Schlüsselfunktionen der akutmedizinischen<br />

Patientenversorgung (Patientenüberwachung,<br />

Beatmung, Anästhesie,<br />

IT, webbasierte Anwendungen,<br />

Zubehör) auf der Basis eines gemeinsamen<br />

Technologiekonzepts ermöglicht<br />

eine nahtlose Datenerfassung und den<br />

Zugriff auf Patientendaten während des<br />

gesamten akutmedizinischen Behandlungsprozesses.<br />

Neben klinischen Vorteilen<br />

bietet das Infinity ® Acute Care SystemTM<br />

auch eine verbesserte Investitionssicherheit.<br />

„Dank seiner Skalierbarkeit<br />

und Modularität“, so Völker, „kann<br />

es künftig je nach Bedarf krankenhausweit<br />

eingesetzt und erweitert werden.“<br />

Darüber hinaus unterstützt das System<br />

eine maximale Geräteauslastung. Infinity<br />

wächst mit dem Infrastrukturbedarf des<br />

Krankenhauses – von einem einzigen<br />

Bett oder einer einzigen Anwendung<br />

über eine stationsweite bis zu einer krankenhausweiten<br />

Lösung.<br />

Mit Infinity ® Acute Care System TM können Therapieentscheidungen schneller getroffen und die Patientensicherheit<br />

erhöht werden. Foto: Advertisingpool/Anna Rauchenberger


Der Leiter des Schulungszentrums von Dräger Medical Austria, Herbert Tatzber (li.) im Gespräch mit<br />

Univ.-Prof. Dr. Christoph Hörmann von der Univ.-Klinik Innsbruck (re.), einem der prominenten Referenten<br />

im Rahmen des von Dräger Medical angebotenen Fortbildungsprogramms.<br />

Foto: Advertisingpool/Anna Rauchenberger<br />

Die Positionierung als Anbieter gesamtheitlicher<br />

Lösungen im klinischen<br />

Akutbereich sowie die Ausrichtung in<br />

Hinblick auf noch mehr Kundennähe und<br />

Beratungsqualität zählen für Völker zu<br />

den zurzeit wichtigsten Schwerpunktaufgaben<br />

seines Unternehmens.„Neben weiteren<br />

neuen Fortbildungsangeboten“, erklärt<br />

er, „zählen dazu auch Kooperationen<br />

im Forschungsbereich – etwa mit der<br />

Univ.-Klinik Innsbruck auf dem Gebiet<br />

der Beatmung.“<br />

100 Jahre Innovationen<br />

in der Beatmung<br />

International feiert Dräger Medical<br />

heuer ein doppeltes Jubiläumsjahr: Vor<br />

hundert Jahren wurde am Broadway Nr.<br />

11 in New York die erste Niederlassung<br />

des Unternehmens auf amerikanischem<br />

Boden gegründet. Ebenfalls im Jahr<br />

1907 erhielt der Firmengründer Johann<br />

Heinrich Dräger das Patent für den Pulmotor,<br />

das erste mobile Kurzzeit-Beatmungsgerät.<br />

Gleichzeitig war dies die<br />

Geburtsstunde der beatmungstechnologischen<br />

Entwicklung bei Dräger. Einfach<br />

und zuverlässig im Aufbau wurde<br />

die in einem Holzkasten zu transportierende<br />

Apparatur schnell zur Standardausrüstung<br />

von Rettungsdiensten. 1978<br />

löste die noch heute existente Produktfamilie<br />

Oxylog den Pulmotor ab.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.draeger.com<br />

Die beatmungstechnologische Entwicklung bei Dräger begann 1907. Damals erhielt Johann Heinrich<br />

Dräger das Patent für das erste mobile Kurzzeit-Beatmungsgerät, den Pulmotor. Foto: Dräger Medical<br />

FB<br />

CSL Behring<br />

ist durch die Zusammenführung<br />

zweier Unternehmen<br />

von Weltranghervorgegangen.<br />

ZLB Bioplasma,<br />

als führender<br />

Hersteller<br />

von Immunglobulinen,<br />

und<br />

Aventis Behring<br />

mit seiner einzigartigenErfah-<br />

FORUM MEDICUM<br />

CSL Behring – worauf<br />

Sie vertrauen können<br />

Norbert Piana,<br />

Geschäftsführer<br />

CSL Behring GmbH<br />

Österreich.<br />

rung im Bereich von Gerinnungspräparaten<br />

und einem breiten Sortiment biotherapeutischer<br />

Spezialitäten. Oberstes<br />

Ziel von CSL Behring ist es, Kunden<br />

durch höchste Qualität, exzellenten Service<br />

und innovative Produkte zu begeistern.<br />

Das Erfolgsrezept: strengste Qualitätssicherungssysteme<br />

sowie Kundenorientierung<br />

und Teamgeist. In Österreich<br />

haben Behring Therapeutika bereits<br />

eine lange Tradition. In unserem<br />

Land besteht das engagierte CSL-Behring-Team<br />

aus 16 Spezialisten. Klinikreferenten<br />

agieren als regionale Ansprechpartner<br />

– nach dem Motto „Kompetenz<br />

in einer Person und Kontinuität des<br />

CSL-Behring Services“. Jedes Mitglied<br />

des österreichischen Teams stellt sich<br />

den anspruchsvollen Herausforderungen<br />

mit viel Wissen, Engagement und<br />

Begeisterung und meistert diese professionell<br />

und mit großer Sachkompetenz.<br />

CSL Behring hat sich der Aufgabe verschrieben,<br />

auf den Gebieten der Immunologie,<br />

der Hämophilie, der Notfallund<br />

Intensivmedizin, der Pulmologie<br />

und der Wundheilung fortschrittliche<br />

Therapiemöglichkeiten für Patienten<br />

mit meist schweren Gesundheitsstörungen<br />

zur Verfügung zu stellen.<br />

Darauf können Sie vertrauen – heute<br />

und in Zukunft. FB<br />

office.vienna@cslbehring.com<br />

www.cslbehring.at<br />

2/2007 11


FORUM MEDICUM<br />

Patientenselbstmanagement – „State of the art“<br />

der langzeitigen oralen Antikoagulantientherapie<br />

Zur Schlaganfallprävention bei Vorhofflimmern, nach mechanischem Klappenersatz oder nach mehrfachen thromboembolischen<br />

Ereignissen gibt es derzeit keine praktikablen und sicheren Alternativen zur oralen Antikoagulation mit<br />

Cumarinpräparaten. Knapp 3.000 Patienten wurden in den letzten sechs Jahren von der ÖASA (Österreichische<br />

Arbeitsgruppe zur Selbstkontrolle der Antikoagulation) in mittlerweile 20 Schulungszentren ausgebildet, INR-Wert-<br />

Selbstbestimmungen in regelmäßigen Intervallen durchzuführen und die Cumarin-Dosis selbstständig anzupassen. Das<br />

Patientenselbstmanagement (PSM) ist für interessierte, mündige Patienten die beste und sicherste Therapieform und die<br />

therapiebezogene Zufriedenheit ist hoch.<br />

FACHARZT: Was versteht man unter<br />

Gerinnungs-Selbstmanagement und welche<br />

Patienten kommen für diese Therapieform<br />

in Frage?<br />

Prim. Dr. Harald Rubey: Selbstmanagement<br />

(PSM) der oralen Antikoagulation<br />

bedeutet, dass Patienten mit Dauer-Cumarintherapie<br />

nach erfolgreicher<br />

Absolvierung einer durchschnittlich<br />

achtstündigen theoretischen und praktischen<br />

Schulung ihre INR-Kontrollen wöchentlich<br />

mit einem kleinen, tragbaren<br />

Gerinnungsmonitor selbst durchführen<br />

und auch gegebenenfalls die Dosis ihres<br />

gerinnungshemmenden Medikaments<br />

selbst adaptieren. Die Therapieanpassung<br />

erfolgt nach vorgegebenen, einfachen<br />

Regeln innerhalb festgelegter Grenzen.<br />

Bei Unterschreiten eines INR-Wertes<br />

von 1,5 oder Überschreiten eines INR-<br />

Wertes von 5 ist die Konsultation des<br />

behandelnden Arztes zwingend erforderlich.<br />

Darüber hinaus sind drei- bis<br />

viermal jährlich routinemäßige Arztbesuche<br />

zur Kontrolle der INR-Aufzeichnungen,<br />

zum ausführlichen therapeutischen<br />

Gespräch über eventuell aufgetretene<br />

Komplikationen und zum allfälligen<br />

INR-Gegentest verpflichtend.<br />

Alle Patienten mit Dauermedikation<br />

von Cumarinen und Erfüllung der „WAR-<br />

Kriterien“ (willing – able – reliable) profitieren<br />

vom PSM – das Alter stellt keine<br />

Grenze dar. Auch bei betagten Patienten<br />

sollte die INR-Selbstkontrolle erwogen<br />

werden, wenn eine entsprechende Betreuung<br />

durch Angehörige oder einen<br />

Pflegedienst zu Hause gewährleistet ist.<br />

Das Potential, das im PSM steckt, ist in<br />

Österreich bei weitem nicht ausgeschöpft.<br />

Wie sicher ist das PSM? Gibt hier nicht<br />

der Arzt die Therapieführung aus der<br />

Hand?<br />

12<br />

2/2007<br />

Prim. Dr. Harald Rubey, Präsident der ÖASA<br />

Rubey: Die engmaschige Überprüfung<br />

des Gerinnungsstatus beim PSM, mit wöchentlicher<br />

Messung gegenüber in der Regel<br />

vierwöchigen Intervallen in der konventionellen<br />

Therapieführung, eröffnet<br />

die Möglichkeit einer raschen Dosisadaption<br />

des oralen Antikoagulans, erhöht die<br />

Verweildauer innerhalb des therapeutischen<br />

Zielbereichs und senkt damit das<br />

Komplikationsrisiko.<br />

PSM folgt, aus meiner Sicht, dem<br />

Konzept des „Shared Decision Making“,<br />

der partizipativen Entscheidungsfindung.<br />

Einer Form der Arzt-Patienten-Interaktion,<br />

bei der beide Partner aktiv und verantwortlich<br />

an Entscheidungsprozessen<br />

beteiligt sind. Experten gehen davon<br />

aus, dass Compliance durch eine gute<br />

und für beide Seiten fruchtbringende<br />

Kommunikation zwischen Arzt und Patient<br />

erhöht werden kann, wenn sich die<br />

beiden Gesprächspartner über die weitere<br />

Behandlung einig sind. Aus einer<br />

aktiveren Patientenmitbestimmung ist<br />

auch eine Stärkung der Eigenverantwortung<br />

zu erwarten, was zu besseren Therapieerfolgen<br />

führen kann.<br />

In diesem Zusammenhang ist auch eine<br />

fragliche „Non-Compliance“ von Ärzten<br />

anzusprechen. Weltweit wird nur ein<br />

Drittel bis die Hälfte aller Patienten, bei<br />

denen wegen Vorhofflimmerns eine orale<br />

Antikoagulation indiziert ist, auch tatsächlich<br />

behandelt.Vor allem betagte Patienten<br />

mit Vorhofflimmern werden viel<br />

zu selten antikoaguliert. Grund für die<br />

Nichtbehandlung mit Cumarinen ist zumeist<br />

die Angst vor Blutungskomplikationen.<br />

Untermauernd vielleicht eine<br />

Zahlenspielerei: Die Internetrecherche<br />

in Google ergab für „Marcoumar“ rund<br />

43.000 Treffer, für „Marcoumar + Selbstmanagement“<br />

43 Treffer und für „Marcoumar<br />

+ Angst“ 1.160 Treffer.<br />

Häufig erscheinen Patienten regelrecht<br />

„stigmatisiert“ und Aussagen wie „…ich<br />

bin lebenslang zur Einnahme von Marcoumar<br />

verurteilt!“ habe ich in nahezu<br />

jeder Schulung erleben müssen.<br />

Wie kann man den Ärzten und Patienten<br />

die Angst vor der oralen Antikoagulation<br />

nehmen?<br />

Rubey: Wenn ein Patient unter oraler<br />

Antikoagulation eine Blutungskomplikation<br />

erleidet, werden nahezu grundsätzlich<br />

der Gerinnungshemmer und der verordnende<br />

Arzt verantwortlich gemacht,<br />

wenn ein Patient mit z.B. Vorhofflimmern<br />

einen Insult erleidet, wird dies oft<br />

als schicksalhaft in Kauf zu nehmen dar-


gestellt. Ausweg aus diesem Dilemma<br />

bietet nur eine partnerschaftliche Therapieentscheidung<br />

im bereits dargestellten<br />

Sinn, sowie die konsequente Empfehlung<br />

und Nutzung der Vorteile des PSM.<br />

Mehrfach konnte in klinischen Studien<br />

eine überlegene Therapiequalität des<br />

Selbstmanagements und damit verbunden<br />

eine deutliche Senkung der üblichen<br />

Komplikationsrate belegt werden. Heneghan<br />

zeigte in seiner im Vorjahr im Lancet<br />

publizierten Metaanalyse eine Reduktion<br />

von thromboembolischen Ereignissen<br />

von 55% sowie eine Abnahme der<br />

schwerwiegenden Blutungen von bis zu<br />

35% unter PSM, gegenüber dem konventionellen<br />

Therapiemanagement.<br />

Jährliche Querschnittsuntersuchungen<br />

der ÖASA belegen eine sehr hohe<br />

Therapiequalität, – bei der Umfrage im<br />

Juni 2006 lagen 84% der INR-Werte im<br />

therapeutischen Bereich – eine ausgezeichnete<br />

Compliance bei der Einhaltung<br />

der Messintervalle und ärztlichen Kontrollbesuche<br />

sowie eine Patientenzufriedenheit<br />

von 100%.<br />

Wie kommt es zu diesem erstaunlichen<br />

Ergebnis?<br />

Rubey: Im Wesentlichen sind zwei<br />

Faktoren für die bessere Therapiequalität<br />

des PSM verantwortlich zu machen:<br />

Zum einen ermöglicht die INR-Selbstkontrolle<br />

die wöchentliche Überprüfung<br />

der Intensität der Antikoagulation<br />

und damit eine rasche Anpassung der<br />

Cumarin-Dosis, falls die Werte aus dem<br />

angestrebten Zielbereich ausbrechen. In<br />

Kombination mit dem langwirksamen<br />

Phenprocoumon können deutliche Entgleisungen<br />

z.B. bei Infekten oder Veränderungen<br />

allfälliger Begleitmedikation<br />

weitgehend verhindert werden.<br />

Zum anderen spielt das „Patienten-<br />

Empowerment“ durch eine standardisierte<br />

Schulung an einem erfahrenen Zentrum<br />

eine wesentliche Rolle. Die nahezu<br />

30-jährige Erfahrung des Selbstmanagements<br />

im Bereich der Diabetes-Therapie<br />

hat längst bewiesen, dass die Compliance<br />

des Patienten und damit die Therapiequalität<br />

umso besser ist, je umfassender<br />

er über seine Krankheit informiert ist und<br />

je mehr Verantwortung er selbst für therapeutische<br />

Maßnahmen übernimmt. Bei<br />

vielen Patienten führt dies auch dazu, dass<br />

sie ihre Grunderkrankung besser akzeptieren<br />

können.<br />

Wie stehen sie als Labormediziner zu<br />

den Patientenmessgeräten? Wie beurteilen<br />

Sie die Gefahren einer Fehlmessung?<br />

Rubey: Messungen von INR-Werten<br />

sind grundsätzlich nicht unproblematisch.<br />

Aufgrund der nach wie vor mangelnden<br />

Standardisierung der vielfältigen<br />

Messmethoden ist eine durchgehende<br />

Vergleichbarkeit von Ergebnissen aus<br />

verschiedenen Laborinstituten kaum<br />

möglich – vor allem beim so genannten<br />

„Labortourismus“ ist eine Therapiesteuerung<br />

oft deutlich erschwert. Der<br />

Patient der seinen INR-Wert auf seinem<br />

Gerinnungsmonitor misst, hat jedoch die<br />

beste Voraussetzung für eine gute Vergleichbarkeit<br />

der Werte, da er ständig<br />

dasselbe Gerät verwendet. Zudem liefern<br />

die derzeit in Österreich aktuellen Geräte<br />

zufrieden stellende Ergebnisse hinsichtlich<br />

Richtigkeit und Präzision. Durch die<br />

integrierte Qualitätskontrolle wurde die<br />

Messsicherheit ebenfalls weiter gesteigert.<br />

Die Geräte werden vielfach in niedergelassenen<br />

Arztpraxen eingesetzt –<br />

einer Verwendung in unserer Gerinnungsambulanz<br />

standen bisher vor allem die<br />

höheren Testkosten gegenüber der Analyse<br />

am Laborgerät im Wege.<br />

Echte Fehlmessungen sind erfahrungsgemäß<br />

eher selten, können aber nie zu<br />

100% verhindert werden. Durch die vermittelten<br />

Schulungsinhalte und eine<br />

Überprüfung der Kenntnisse und Fertigkeiten<br />

am Ende der Schulung sollten die<br />

Patienten auch auf den Umgang mit potentiellen<br />

Fehlmessungen ausreichend<br />

vorbereitet sein.<br />

Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />

natürlich eine Ansprechstelle<br />

für weiterführende Unterstützung. Die<br />

ÖASA verstärkt die Bemühungen zum<br />

Aufbau eines Netzwerks für eine qualitativ<br />

hochwertige Nachbetreuung durch<br />

die Kooperation von Schulungsstellen,<br />

niedergelassenen Ärzten und der neu gegründeten<br />

Selbsthilfegruppe von Gerinnungspatienten<br />

INR-Austria.<br />

Sie haben bereits die Kosten angesprochen.<br />

Entstehen durch das PSM nicht<br />

deutliche Mehrkosten?<br />

Rubey: Bezieht man diese Frage nur<br />

auf die entstehenden Testkosten muss<br />

sie mit „Ja“ beantwortet werden. Allein<br />

durch die deutlich höhere Messfrequenz<br />

erhöhen sich die Kosten und die Geräteanschaffung<br />

verursacht einen hohen<br />

Kostenanteil. Wird dieser z.B. auf fünf<br />

FORUM MEDICUM<br />

Jahre umgelegt ergeben sich für das<br />

PSM kalkulierte Jahreskosten von rund<br />

340 €. Das konventionelle Therapiemanagement<br />

verursacht in etwa die halben<br />

Kosten, allerdings wäre dieser Vergleich<br />

nur bei annähernd gleichem Komplikationsrisiko<br />

zulässig.<br />

Für die Wirtschaftlichkeit der Therapiemodelle<br />

sind hauptsächlich die ischämischen<br />

Komplikationen von Bedeutung;<br />

die Kosten eines schweren Schlaganfalls<br />

liegen bei rund 4.700 €, die<br />

jährlichen Folgekosten bei 10.000 € bis<br />

15.000 €. Die Reduktion der thromboembolischen<br />

Komplikationen auf rund<br />

die Hälfte ist somit ein wesentlicher Faktor<br />

für den Kostenvergleich.<br />

Da die Datenlage über Beobachtungszeiträume<br />

von zumindest zehn Jahren<br />

derzeit noch zu gering ist, kann die Wirtschaftlichkeit<br />

nur anhand von in der<br />

Gesundheitsökonomie bewährten Simulationsmodellen<br />

beurteilt werden. Neeser<br />

et al. kamen 2006 unter Verwendung<br />

von Markov-Modellen zum Schluss,<br />

dass nicht nur bei Hochrisikopatienten,<br />

sondern auch bei Patienten mit einem<br />

mäßigen Risiko eine Therapie mit oralen<br />

Antikoagulantien, verbunden mit dem<br />

PSM, einen klinischen und wirtschaftlichen<br />

Nutzen generiert.<br />

Das PSM bringt also nicht nur eine<br />

Verbesserung der Therapiequalität, Sicherheit<br />

und Lebensqualität für die Patienten.<br />

Die deutliche Verringerung des<br />

Komplikationsrisikos hat auf die Mortalität<br />

bzw. die Lebenserwartung einen<br />

maßgeblichen Einfluss und wirkt sich<br />

auch kostenseitig überaus positiv aus.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Ausführliche Literaturangaben auf<br />

www.oeasa.at<br />

FB<br />

Prim. Dr. Harald Rubey<br />

Präsident der ÖASA<br />

Landesklinikum Weinviertel<br />

Mistelbach/Gänserndorf, Laborinstitut<br />

Telefon 02572/3341-6020<br />

harald.rubey@mistelbach.lknoe.at<br />

2/2007 13


FORUM MEDICUM<br />

Das Krankenhaus der Zukunft ist digital<br />

Pilotprojekt im norwegischen St.<br />

Olavs Hospital zeigt, wie sich Krankenhausprozesse<br />

in Zukunft optimieren lassen<br />

– mit gleichzeitig mehr Leistung und<br />

Qualität für den Patienten.<br />

Modernste Technik am Krankenbett,<br />

Vernetzung und Digitalisierung von Patientendaten,<br />

Pflegedokumentation direkt<br />

beim Patienten – dies sind nur einige<br />

Beispiele aus dem Krankenhaus<br />

der Zukunft, jedoch schon lange keine<br />

Zukunftsmusik mehr.<br />

Im St. Olavs Hospital im norwegischen<br />

Trondheim, das sich zum Ziel gesetzt hat,<br />

das modernste Spital der Welt zu werden,<br />

ist dies zum Teil schon Realität geworden.<br />

Mit Hilfe modernster Informationstechnologie<br />

vom größten Anbieter auf<br />

diesem Gebiet Hewlett-Packard stehen<br />

dem Patienten durch ein Terminal am<br />

Krankenbett, der wie ein normaler PC<br />

funktioniert, neben Unterhaltungsfunktionen<br />

wie z.B. Radio, Fernsehen, Telefon<br />

oder Internet auch die Möglichkeit<br />

zur Verfügung, beispielsweise den Menüplan<br />

auszuwählen oder sich über die bevorstehende<br />

Behandlung zu informieren.<br />

Internet, Röntgenbilder und Menüauswahl direkt am Krankenbett.<br />

14<br />

2/2007<br />

Besonders für PflegerInnen ergeben<br />

sich durch die moderne Technik völlig<br />

neue Möglichkeiten, wie z.B. die Pflegedokumentation<br />

direkt am Krankenbett,<br />

was Verzögerungen und mögliche Fehler<br />

durch nachträgliche Dokumentation<br />

verhindert. Eben dies wird vom klinischen<br />

Personal als mitunter größter Vorteil<br />

angesehen: Die zeitnahe Pflegedokumentation<br />

am Krankenbett und die<br />

damit verbundene Qualitätssicherung<br />

sowie eine Wegzeitoptimierung, da die<br />

wichtigen Daten immer direkt abrufbar<br />

und speicherbar sind.<br />

Auch Ärzten stehen mit der Security-<br />

Karte z.B. Röntgenbilder oder Befunde<br />

sowie patientenspezifische Informationen<br />

direkt am Patientenbett zur Verfügung.<br />

Zudem können benötigte medizinische<br />

Geräte mittels Pager lokalisiert<br />

und dadurch wesentlich effizienter und<br />

zeitsparender zugewiesen werden.<br />

Ein weiterer positiver Aspekt ist die<br />

spezifizierte Notfallfunktion: Der Alarm<br />

wird nicht mehr an einen individuellen<br />

Pager gesendet, sondern erreicht automatisch<br />

jenen Arzt, der sich in nächster<br />

Nähe des Patienten befindet und für den<br />

Reibungsloser Betrieb mittels Hochleistungsnetzwerks.<br />

entsprechenden Notfall (z.B. Herzversagen)<br />

autorisiert ist.<br />

Analog erhalten bei einem „Schwestern-Ruf“<br />

die Krankenschwestern und<br />

Pfleger Informationen über den Grund<br />

des Anrufes (z.B.WC-Gang), egal an welchem<br />

Ort sie sich gerade befinden. Auch<br />

können bestimmte Aufgabenfelder den<br />

passenden Pflegekräfte zugeteilt werden,<br />

die dann nur diese Anrufe von Patienten<br />

erhalten und bearbeiten. Das spart Zeit,<br />

überflüssige Wege und dadurch unnötige<br />

Verzögerungen.<br />

Außerdem können auch Stehzeiten<br />

von Trägern, die für den Transport von<br />

Patienten zuständig sind, wesentlich verkürzt<br />

werden.<br />

Und so können sich die Mitarbeiter auf<br />

den Stationen wieder ihren eigentlichen<br />

Aufgaben widmen – nämlich der Patientenbetreuung<br />

und nicht der Verwaltung,<br />

wie Dipl. Ing. Manfred Moser, Manager<br />

Services Healthcare bei Hewlett-Pakkard<br />

Österreich, erklärt. Für die Patienten<br />

selbst verbessere sich damit gleichzeitig<br />

die Qualität bei Pflege und Service.<br />

Ein IP-Hochleistungsnetzwerk – die<br />

Basis der gesamten Anlage - sorgt dafür,<br />

dass das „digitale Krankenhaus“ zuverlässig<br />

funktioniert. Relevante Daten und<br />

„lebenswichtige“ Funktionen sollten im


Notfall jederzeit und sofort zum Abruf<br />

bereit stehen.<br />

Die Erfahrung mit den neuen Anwendungen<br />

in Trondheim zeigt auch, dass<br />

auch ältere Menschen mit diesem System<br />

gut zurecht kommen,berichtet Moser.Auch<br />

von Kindern wird die Möglichkeit,<br />

Computerspiele zu nutzen, sehr gut<br />

aufgenommen. Dadurch verkürzen sich<br />

die Wartezeiten subjektiv sehr stark und<br />

mögliche Ängste und unnötige Gedankenspiele<br />

um die Krankheit oder Operationen<br />

werden eingedämmt. Das kann<br />

auch zur Verkürzung und Unterstützung<br />

des Heilungsverlaufs beitragen, zumindest<br />

jedoch den Aufenthalt für die Patienten<br />

wesentlich angenehmer und abwechslungsreicher<br />

gestalten.<br />

Das St. Olavs Hospital ist der Prototyp<br />

dieses Konzepts,das seit dem Projektstart<br />

im Jahr 2002 und der Durchführung seit<br />

ca. 1 1/2 Jahren durch die IT-Unternehmen<br />

Hewlett-Packard, Cardiac und Cisco auf<br />

einer Vernetzung der gesamten Kommunikationsinfrastruktur<br />

und Kommunikationskanäle<br />

im Krankenhaus beruht. Die<br />

wichtigsten daraus resultierenden Vorteile<br />

sind Kostensenkungen sowie Effizienzsteigerungen<br />

bei gleichzeitiger Verbesserung<br />

der Patientenversorgung im<br />

stationären Bereich.<br />

Auch das Nye Ahus Hospital in Oslo<br />

hat sich bereits für die Gesamtlösung<br />

entschieden, wie Moser berichtet.<br />

Telefonieren via Bildschirm.<br />

Hewlett-Packard bemüht sich nun um<br />

Markteinführung auch in Österreich -<br />

die Frage ist, welches Spital als erstes<br />

den Schritt in das Krankenhaus der Zukunft<br />

wagt und dem Beispiel von Trondheim<br />

folgt. Besonders im Falle eine Umbaus<br />

oder einer Modernisierungsmaßnahme<br />

im Krankenhaus sei es möglich,<br />

auf die neue Technik umzurüsten, und<br />

FORUM MEDICUM<br />

Das Krankenhaus kann direkt vom Patientenbett aus Laborresultate und Arzneimittel anfordern<br />

oder Kurzmitteilungen versenden.<br />

sei es nur in einem bestimmten Bereich,<br />

erklärt Moser. Eine Erweiterung auf die<br />

gewünschten Funktionen sei jederzeit<br />

möglich, ebenso wie viele Entwicklungen,die<br />

sich in Zukunft erst aus den praktischen<br />

Erfahrungen heraus ergeben werden.<br />

Und noch eines zeigt die Entwicklung:<br />

Der Patient wird nicht mehr als ein<br />

oftmals belastend empfundener Bestandteil<br />

in Krankenhausprozessen empfunden,<br />

er wird immer mehr zum Kunden,<br />

der Ansprüche stellen darf und somit aktiver<br />

und selbstbestimmter am Heilungsprozess<br />

teilnehmen kann und sollte.<br />

Zu den Kunden von Hewlett-Packard<br />

im österreichischen Gesundheitswesen<br />

gehören unter anderem die oberösterreichische<br />

Gesundheits- und Spitals AG,<br />

der Wiener Krankenanstaltenverbund,<br />

die Kärntner Landeskrankenanstalten-<br />

Betriebsgesellschaft sowie die Kärntner<br />

Mobilen Gesundheitsdienste.<br />

HP Presseservice:<br />

Mag. Barbara Werwendt<br />

Tel.: +43 1 81118 2099<br />

barbara.werwendt@hp.com<br />

Hewlett Packard Ges. m.b.H<br />

Wienerbergstraße 41, 1120 Wien<br />

www.hp.com/at<br />

FB<br />

2/2007 15


ANÄSTHESIEDOKUMENTATION<br />

Erfahrungsbericht über sieben Jahre durchgehende,<br />

prozessorientierte, medizinische und pflegerische<br />

Anästhesiedokumentation<br />

Dr. Gerlinde Mausser, Univ.-Prof. Dr. Gerhard Schwarz<br />

In den letzten Jahren hat die Verpflichtung<br />

für eine genaue ärztliche und<br />

pflegerische Dokumentation zur Leistungserfassung,<br />

Qualitätssicherung und<br />

Qualitätskontrolle zugenommen (2, 3,<br />

4). Dies erfordert in einzelnen Fachdisziplinen<br />

und Abteilungen eine Reorganisation<br />

und die Adaptation bestehender<br />

Strukturen an die neuen Erfordernisse.<br />

Für die Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />

werden Patienten-Daten-Management-Systeme<br />

(PDMS) auf EDV-Basis<br />

(Synonym: Anästhesie- Informations-<br />

Management-System – AIMS) angeboten.<br />

Die bisher bestehenden Installationen<br />

dieser Patienten-Daten-Management-Systeme<br />

(PDMS) entsprechen aber<br />

16<br />

2/2007<br />

Narkosearbeitsplatz mit PDMS<br />

nur teilweise den Erwartungen der Anwender<br />

(1, 5, 6, 7).<br />

Unsere Erfahrungen zeigen, dass die<br />

Erwartungen in diese Systeme nur dann<br />

erfüllt werden können, wenn sie prozessorientiert,<br />

den gesamten anästhesiologischen<br />

Arbeitsbereich abdeckend, funktionieren<br />

und für die Mitarbeiter im täglichen<br />

Betrieb keine zusätzliche Belastung<br />

darstellen.<br />

Ausgangssituation<br />

Die Anästhesie- und Aufwachraum-<br />

Dokumentation,sowohl die medizinische<br />

als auch die pflegerische, wurden in unserem<br />

Bereich (Hals-Nasen-Ohren<br />

Univ. Klinik<br />

Abbildung 1<br />

Graz) vor der Einführung<br />

eines Anästhesie-<br />

Informations-Management-Systems<br />

(AIMS)<br />

handschriftlich, der ärztliche<br />

und der pflegerische<br />

Bereich getrennt,<br />

auf konventionellen<br />

Doppelblattvordrucken<br />

durchgeführt.<br />

Die handschriftliche<br />

Protokollierung ergab<br />

pro Patient und pro<br />

Narkose 5 Protokolle:<br />

ein präoperatives Protokoll,<br />

je ein ärztliches und<br />

ein pflegerisches Anästhesieprotokoll<br />

und je<br />

ein ärztliches und ein<br />

pflegerisches Aufwachraumprotokoll.<br />

Folgende Probleme ergaben sich daraus:<br />

• Die Leserlichkeit und die Qualität der<br />

handschriftlich geschriebenen Protokolle<br />

waren für eine nachträgliche statistische<br />

oder wissenschaftliche Auswertung<br />

oft untauglich.<br />

• Die statistische Auswertung zur Leistungserfassung<br />

war zeitaufwendig.<br />

• Doppel- und Mehrfachdokumentationen<br />

sind in einem sehr hohen Prozentsatz<br />

vorgekommen.<br />

• Die Archivierung der ärztlichen und<br />

der pflegerischen Dokumentation war<br />

getrennt und eine nachträgliche Begutachtung<br />

der Dokumente gestaltete sich<br />

aufwendig.<br />

Unser Ziel war eine durchgehende,medizinische<br />

und pflegerische Anästhesie-<br />

Dokumentation: von der präoperativen<br />

Anästhesieambulanz über die Protokollierung<br />

der Narkose im Operationssaal,<br />

der Protokollführung im Aufwachraum<br />

bis zu der Postanästhesievisite.Unser Ziel<br />

war auch die Abschaffung von Mehrfachdokumentationen,<br />

die Verbesserung des<br />

Informationsflusses, sowie mehr Effizienz<br />

und Qualität bei der Patientenbetreuung.<br />

Material und<br />

Methoden<br />

An der Hals-Nasen-Ohren Univ. Klink<br />

Graz werden jährlich an die 3500 Narkosen<br />

durchgeführt.<br />

In das Anästhesie-Informations-Management-System<br />

(AIMS) eingebunden<br />

sind: Die präoperative Anästhesieambu-


lanz mit zwei Arbeitsplätzen, sechs Narkosearbeitsplätze,<br />

sieben Aufwachraumbetten<br />

und zwei PC´s im administrativen<br />

Bereich.<br />

Als Anästhesie-Informations-Management-System<br />

(AIMS) verwendeten wir<br />

bis Juli 2005 RECALL (Fa. Dräger) und<br />

stellten danach auf PICIS (Fa. Dräger)<br />

um.<br />

Der Betrieb dieser Software ist auf einem<br />

Standardbetriebssystem (Windows)<br />

möglich. dadurch kann man jederzeit auf<br />

andere Installationen im Krankenhausbereich<br />

zugreifen und bestehende Hardware<br />

nutzen.<br />

Von den einzelnen Projektteam-Mitgliedern<br />

wurden die abteilungsspezifischen,<br />

medizinischen und pflegerischen<br />

Standards in die Konfiguration des Systems<br />

eingebracht, wodurch die Ausbildung<br />

und Schulung neuer Mitarbeiter<br />

wesentlich erleichtert ist.<br />

Mitarbeiter unserer betriebsinternen<br />

EDV-Gruppe und Mitarbeiter von Dräger<br />

Medical können jederzeit über einen<br />

Fernwartezugriff auch bei laufendem Betrieb<br />

unterstützend eingreifen.<br />

Prozessabläufe<br />

Präoperative Ambulanz<br />

• Mehr als 90% unserer Patienten kommen<br />

in die präoperative Anästhesieambulanz.<br />

Die übrigen Patienten werden<br />

vom Anästhesisten im Zimmer<br />

besucht und die Daten nachträglich in<br />

das System eingegeben.<br />

• Die Stammdaten des Patienten werden<br />

mittels Barcode – Leser aus dem<br />

Krankenhausinformationssystem<br />

(MEDOCS) in das AIMS (PICIS, Fa.<br />

Draeger Medical) übernommen.<br />

• Die anästhesierelevante Anamnese<br />

und die Befunde werden anhand einer<br />

vorkonfigurierten Liste mittels Check<br />

box vom Arzt in das PDMS eingegeben.Wenn<br />

notwendig können Zusatzinformationen<br />

als Freitext hinzugefügt<br />

werden.<br />

• ASA-Status, Prämedikation und Anästhesieverfahren<br />

werden festgelegt.<br />

• Nach Aufklärung und Einwilligung erfolgt<br />

die Anästhesiefreigabe durch<br />

den/ die Anästhesisten/in im PDMS,<br />

gleichzeitig werden die präoperativen<br />

Anweisungen für die Station ausgedruckt<br />

und dem Patienten mitgegeben.<br />

• Zeitaufwand, nur für die EDV-Dokumentation,<br />

in der präoperativen Ambulanz:<br />

drei bis fünf Minuten/Patient.<br />

Operationssaal<br />

• Patienten, die „Bereit für den Eingriff“<br />

sind, erscheinen in einer Liste am Narkosearbeitsplatz.<br />

• Vor Beginn der Narkose wird der Datensatz<br />

des Patienten, incl. der präoperativen<br />

Untersuchungsergebnisse aus<br />

der Anästhesiambulanz als Anästhesieprotokoll<br />

aufgerufen.<br />

• Die Bedienung der PCs im Operationssaal<br />

und im Aufwachraum erfolgt auf<br />

Wunsch der Mitarbeiter über Touch<br />

Screen.<br />

• Die vorkonfigurierten anästhesiologischen<br />

Standards für den jeweiligen<br />

Eingriff werden ausgewählt.<br />

• Kreislauf-Beatmungsparameter, sowie<br />

Narkosegaskonzentrationen werden<br />

automatisch protokolliert.<br />

• Die ärztliche und pflegerische Dokumentation<br />

erfolgt nach festgelegten<br />

Standards.Eine Ergänzung kann,wenn<br />

notwendig, jederzeit hinzugefügt werden.<br />

• Während der Narkose werden bereits<br />

die Arztanweisungen für den Aufwachraum<br />

eingegeben.<br />

• Nach Beendigung der Narkose wird<br />

das Anästhesieprotokoll in den Aufwachraum<br />

übertragen und dort als Aufwachraumprotokoll<br />

weitergeführt.<br />

Dies hat den Vorteil, dass man auf einem<br />

Blick den gesamten, bisherigen<br />

anästhesiologischen Verlauf der Behandlung<br />

sehen kann.<br />

ANÄSTHESIEDOKUMENTATION<br />

• Zeitaufwand für die EDV-Dokumentation<br />

im Operationssaal: ärztliche<br />

Dokumentation drei bis fünf Minuten/Patient,<br />

Pflegedokumentation ~<br />

zwei Minuten/Patient (Abb. 1).<br />

Aufwachraum<br />

• Die Pflege hat bei Übernahme des Patienten<br />

sofort die postoperativen Anordnungen<br />

des Arztes zur Verfügung<br />

und kann diese ausführen.<br />

• Nach Entlassung des Patienten aus<br />

dem Aufwachraum werden das präoperative<br />

Protokoll, das Narkoseprotokoll<br />

und das Aufwachraumprotokoll<br />

als PDF-Datei im Krankenhausinformationssystem<br />

(MEDOCS) abgelegt<br />

und sind in der Dokumentenliste für<br />

den jeweiligen Patienten jederzeit einsehbar.<br />

• Zeitaufwand für die EDV-Dokumentation<br />

der Pflege im Aufwachraum:<br />

ungefähr drei bis fünf Minuten pro Patient.<br />

Unsere Erfahrungen und<br />

Empfehlungen für die Praxis<br />

Um eine arbeitsbegleitende Dokumentation<br />

und eine hohe Akzeptanz bei<br />

den Mitarbeitern zu erreichen ist notwendig:<br />

• Vor Installation eines EDV-Dokumentationssystems<br />

die Prozessabläufe<br />

an der Abteilung zu analysieren.<br />

• Doppel- und Mehrfachdokumentationen<br />

sowohl im ärztlichen als auch im<br />

pflegerischen Bereich aufzuzeigen<br />

und diese zu reduzieren.<br />

Datenfluss der Anästhesiedokumentation auf EDV-Basis<br />

Abbildung 2<br />

Krankenhausinformationssystem (MEDOCS)<br />

flächendeckend in allen Spitälern der steiermärk. Krankenanstaltengesellschaft<br />

(KAGes)<br />

Übernahme der<br />

Patientenstammdaten und<br />

Fallzahl mittels Bar code<br />

scanner<br />

Rückübermittlung der<br />

Anästhesiedokumente als PDF-Datei<br />

in die Dokumentenliste von<br />

Medocs<br />

Anästhesie-Informations-Management-System (PICIS, Fa. Dräger)<br />

Dokumentation ärztlich und pflegerisch:<br />

Präoperative Anästhesieambulanz<br />

(Feststellung der Narkosetauglichkeit und Aufklärung)<br />

Narkoseprotokollierung im Operationssaal<br />

Protokollierung im Aufwachraum<br />

2/2007 17


ANÄSTHESIEDOKUMENTATION<br />

• Festlegung von abteilungsspezifischen<br />

medizinischen und pflegerischen Standards,<br />

die für alle Mitarbeiter verbindlich<br />

sind.<br />

• Es hat sich bewährt in das Projektteam<br />

nicht ausschließlich „Computer-<br />

Freaks“ aufzunehmen sondern Personen,<br />

die Prozessabläufe gut analysieren<br />

und abbilden können.<br />

• Für die Konfigurationsarbeit stehen<br />

EDV-Fachleute der Software-Anbieter<br />

zur Verfügung, die die Wünsche der<br />

Projektteam-Mitarbeiter rasch und effizient<br />

in die Konfiguration einbringen<br />

können.<br />

• Der Betrieb des Anästhesie-Informations-Management-Systems<br />

(AIMS)<br />

soll auf einem Standardbetriebssystem<br />

(z.B.Windows) möglich sein, um jederzeit<br />

auf andere Installationen im<br />

Krankenhausbereich (z.B. MEDOCS,<br />

PACS, Intranet etc.) zugreifen und bestehende<br />

Hardware nutzen zu können.<br />

• Der PDMS -Arbeitsplatz muss direkt<br />

am Narkosearbeitsplatz ergonomisch<br />

günstig platziert sein.<br />

18<br />

2/2007<br />

• Die Bildschirmoberfläche soll einfach<br />

und übersichtlich gestaltet sein, damit<br />

sich auch der in EDV unerfahrene<br />

Mitarbeiter rasch zurechtfindet.<br />

• Für die Leistungserfassung und für<br />

Zwischenauswertungen soll ein einfach<br />

konfiguriertes Statistik-Programm zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Schlussfolgerung<br />

Durch die durchgehende, ärztliche<br />

und pflegerische Anästhesiedokumentation<br />

konnte eine effizientere und qualitativ<br />

bessere Betreuung der Patienten<br />

erreicht werden. Die Dokumentation<br />

entspricht den gesetzlichen Anforderungen<br />

und steht durch Speicherung der<br />

Daten für eine statistische Auswertung<br />

zur Leistungserfassung und zur Qualitätssicherung<br />

zur Verfügung. Eine hohe<br />

Akzeptanz und Zufriedenheit der Mitarbeiter<br />

mit der EDV-Dokumentation<br />

hängt von einer erfolgreichen Installation<br />

ab. Für diese ist, wie unsere Erfahrungen<br />

zeigten, in erster Linie die Reor-<br />

Schmerzen lindern – Muskeln aktivieren<br />

und kräftigen<br />

Die „Wiener Schule“ der Physikalischen Medizin und ihre Technik<br />

Mit einer neuen Generation von medizintechnischen<br />

Geräten für die Reizstromtherapie<br />

setzt das Wiener Unternehmen<br />

Dr. Schuhfried seine Tradition,<br />

Technik für die Reizstromtherapie zu<br />

entwickeln und zu produzieren, fort. Wie<br />

seit 1949 sind auch die jüngsten Innovationen<br />

Ergebnisse der engen Zusammenarbeit<br />

mit FachärztInnen der Physikalischen<br />

Medizin und Rehabilitation. Geschäftsführerin<br />

Mag. Gudrun Schuhfried:<br />

„Schon mein Großvater setzte auf die<br />

Kooperation von Technik, Wissenschaft<br />

und medizinischer Praxis. Triebfeder für<br />

die Entwicklung ist dabei immer das gemeinsame<br />

Interesse gewesen, PatientInnen<br />

schnell und effektiv zu behandeln.“<br />

In den Praxen der FachärztInnen für<br />

Physikalische Medizin und allgemeine<br />

Rehabilitation und in den Einrichtungen<br />

des privaten und öffentlichen Gesundheitswesens<br />

bewähren sich die Geräte der<br />

Firma Schuhfried schon seit Generationen.<br />

Strom gezielt und richtig dosiert eingesetzt,kann<br />

Schmerzen wirkungsvoll lindern,<br />

Muskeln aktivieren und kräftigen.<br />

„Die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten<br />

der Physikalischen Medizin machen<br />

eine Zusammenarbeit mit MedizinerInnen<br />

aus Praxis, Wissenschaft und<br />

Forschung unerlässlich. Nur wenn wir<br />

Medizintechniker wirklich verstehen was<br />

in der Arztpraxis, dem Krankenhaus oder<br />

in den Institutionen gebraucht wird, können<br />

wir darauf abgestimmte Geräte entwickeln<br />

und produzieren“, weiß Mag.<br />

Schuhfried den Wert von ständigem fachlichen<br />

Austausch zu schätzen.<br />

FachärztInnen verordnen auch Heimtherapiegeräte<br />

der Physikalischen Medizin.<br />

Gerade in diesem Bereich, ist es besonders<br />

wichtig, dass die moderne Technik<br />

in größte Patientensicherheit und<br />

einfachste Bedienbarkeit mündet.<br />

FB<br />

Dr. Schuhfried Medizintechnik GmbH.<br />

Van-Swieten-Gasse 10, A-1090 Wien<br />

Tel.: 01/405 42 06, Fax: 01/405 44 64<br />

info@schuhfriedmed.at<br />

ganisation abteilungsinterner Strukturen<br />

und Prozessabläufe notwendig. Die<br />

Entscheidung, welche Software man einsetzt<br />

ist nachrangig und hängt davon ab,<br />

wie gut man die Arbeitsprozesse im Anästhesie-Informations-Management-Systems<br />

(AIMS) abbilden kann.<br />

Literatur<br />

1) Quinzio L., Junger A., Gottwald B. et al. User acceptance of an<br />

anaesthesia information management system. European Journal<br />

of Anaesthesiology 2003; 20: 967-972<br />

2) Benson M., Junger A., Quinzio L. et al. Einsatz eines Anästhesie-Informations-Management-System<br />

(AIMS) in einer operativen<br />

Tagesklinik. Anaesthesist 2000 ; 49: 810 – 815<br />

3) Junger A., Benson M., Quinzio L. et al. Qualitätsdokumentation<br />

mit einem Anästhesie-Informations-Management-System<br />

(AIMS). Anaesthesist 1999; 48: 523 - 532<br />

4) Motsch J. Martin E., Beitrag der Anästhesie zum Workflow<br />

Operation. Chirurg 2002; 73: 118 – 121<br />

5) Friese ST., Olthoff D., Erfahrungen bei der Einführung und Nutzung<br />

eines Patientendaten-Managementsystems (PDMS) in der<br />

Anästhesiologie an der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie<br />

und Intensivtherapie des Universitätsklinikums Leipzig. Anaesthesiol<br />

Reanimat 2003; 5: 116 – 124<br />

6) Martin J, Ederle D, Milewski P., CompuRecord®- ein perioperatives<br />

Informationsmanagementsystem für die Anästhesie. Anästhesiol<br />

Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2002; 37: 488 -<br />

491<br />

7) Benson M., Junger A., Quinzio L. et al. Voraussetzungen für<br />

das Gelingen einer Installation von Daten-Management-Systemen.<br />

Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2002; 37:<br />

477 - 479<br />

Dr. Gerlinde Mausser1 ,<br />

Univ.-Prof. Dr. Gerhard Schwarz1 1Klin. Abteilung für Neuro- und<br />

Gesichtschirurgische Anästhesiologie<br />

und Intensivmedizin<br />

Univ.-Klinik für Anästhesiologie<br />

und Intensivmedizin<br />

Auenbruggerplatz 29, A-8036 Graz<br />

Tel.: ++43/316/385-81330<br />

Fax: ++43/316/385-3491<br />

gerlinde.mausser@meduni-graz.at


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2/2007 19


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