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Auf dem Weg zu zwei, drei, vier Kurdistans? - Goethe-Universität

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© 2012 Egbert Jahn – Zitieren bitte nur unter Angabe der Quelle<br />

12<br />

zen, mit <strong>zu</strong>m Teil nur widerwilliger Duldung durch die irakischen Kurden und ihre Behörden.<br />

In den letzten Jahren hat die türkische Regierung der Adalet ve Kalkınma Partisi (AKP, Partei<br />

für Gerechtigkeit und <strong>Auf</strong>schwung) unter der Führung von Recep Tayyip Erdoğan erstaunliche<br />

Schritte auf die Kurden hin gemacht. Aus den „Bergtürken“ sind inzwischen im offiziellen<br />

Sprachgebrauch wieder „Kurden“ geworden. Mit gemäßigten prokurdischen Parteien wie<br />

der 2005 gegründeten und nun im Parlament vertretenen Partei der <strong>dem</strong>okratischen Gesellschaft<br />

(Demokratik Toplum Partisi, DTP, kurdisch: Partîya Cîvaka Demokratîk) wurden<br />

zeitweise Gespräche geführt. Seit Anfang 2009 gibt es einen staatlichen Fernsehsender mit<br />

kurdischsprachigem Programm, offenbar um ein Gegengewicht <strong>zu</strong>m kurdischen Exilsender<br />

Roj-TV in Dänemark (seit 2004) her<strong>zu</strong>stellen. Zwar sprechen mittlerweile führende türkische<br />

Politiker gelegentlich ein paar kurdische Sätze, aber noch immer werden kurdische Politiker<br />

bestraft, wenn sie öffentlich ihre Sprache benutzen.<br />

Anscheinend hat die syrische Kurdenpolitik viel mit der ehemaligen türkischen gemein. In<br />

einem Punkt ist sie allerdings noch extremer. 1962 wurden rund 120.000 kurdische Syrer ausgebürgert<br />

und <strong>zu</strong> Staatenlosen in ihrer Heimat gemacht, die sozial besonders unter der Einparteienherrschaft<br />

der Baath-Partei („<strong>Auf</strong>erstehung“, „Erneuerung“) im Namen der syrischarabischen<br />

Nation diskriminiert werden, <strong>zu</strong>m Teil auch zwangsweise umgesiedelt wurden, um<br />

ihre Arabisierung <strong>zu</strong> erleichtern. Aus den gängigen Nachrichten ist nicht ersichtlich, welche<br />

Rolle die Kurden im gegenwärtigen Bürgerkrieg spielen.<br />

In völlig anderen Bahnen verlief die Kurdenpolitik in Iran. Im August 1941 besetzten Großbritannien<br />

und die Sowjetunion gemeinsam das Land, dessen Herrscher mit Deutschland<br />

sympathisierte. Nach <strong>dem</strong> Weltkrieg verweigerte die UdSSR jedoch den vereinbarten Rück<strong>zu</strong>g<br />

aus Iran und nutzte die ethnischen Gegensätze, in<strong>dem</strong> sie außer einer Aserbaidschanischen<br />

Volksregierung in Täbris auch eine Republik Kurdistan in Mahabad mit Präsident Qazi<br />

Mohammed von der Demokratischen Partei <strong>Kurdistans</strong> (DPK) im Januar 1946 gründete. Dieser<br />

erste kurdische Staat wurde jedoch bereits Ende des Jahres wieder von iranischen Truppen<br />

beseitigt. Die DPK-Iran ging 1953 in den Untergrund. Heute trägt noch eine der 30 Provinzen<br />

Irans den Namen Kordestān (29.000 qkm). Sie umfaßt jedoch nur einen Teil des kurdischen<br />

Siedlungsgebiets. Als das Regime Schah Mohammad Reza Pahlevis 1979 <strong>zu</strong>sammenbrach,<br />

wurde befürchtet, daß der polyethnische Staat Iran auseinanderbrechen könne. Die kurdischen<br />

Gebiete erlangten zeitweise Autonomie, die ihnen jedoch in der sich konsolidierenden Islamischen<br />

Republik wieder genommen wurde. Die iranische Repression rief in den letzten Jahren<br />

immer wieder kleinere kurdische <strong>Auf</strong>stände hervor, bei denen viele Menschen starben. Im

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