17.10.2012 Aufrufe

Nr. 2/2005 März & April Ausgabe 18

Nr. 2/2005 März & April Ausgabe 18

Nr. 2/2005 März & April Ausgabe 18

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

scheinen, machen sich doch die wenigsten von uns Gedanken<br />

über die Locals, ihre Lebensweise, die Sprache, die Religion und<br />

die Besonderheiten und Gepflogenheiten anderer Kulturen. Und<br />

dann das mit der FREIHEIT, die wir ständig suchen, wo findest<br />

du sie? Auf einem bestimmten Strand, im Wasser, wenn du alleine<br />

bist mit Wind und Wellen, oder doch nur im Kopf? „Die wahren<br />

Abenteuer sind im Kopf, in deinem Kopf und sind sie nicht<br />

in deinem Kopf, dann sind sie nirgendwo (Andre Heller).“<br />

Umgebung, unserem Homespot und unseren Freunden, die wir schon<br />

seit dem Kindergarten kennen, kehren wir Jahr für Jahr unserer<br />

Heimat den Rücken zu. Viele von uns wissen gar nicht mehr, wie es zu<br />

bestimmten Jahreszeiten zu Hause aussieht. Immer bessere Spots,<br />

neue Moves, türkisfarbenes Wasser und ständig Wind, wer träumt<br />

nicht davon? Doch übersehen wir durch diese Fixiertheit nicht das<br />

Wesentliche am Reisen? „Man reist nicht nur, um anzukommen, sondern<br />

vor allem, um unterwegs zu sein“, soll ein Goethe gesagt haben.<br />

In den Köpfen der Kreter, die über 2000 Jahre unterdrückt und<br />

fremdbestimmt waren, da findest du sie sicher, die Freiheit.<br />

Seid doch mal ehrlich, obwohl die meisten, die mit hunderten<br />

Kilos von Surfmaterial durch die Welt ziehen, sehr weltoffen<br />

Manuel Grafenauer & Friends<br />

K r e t a K r e t a K r e t a K r e t a K r e t a K r e t a K r e t a K r e t a<br />

Trüb und kalt ist es, als das Schiff entlang<br />

der einzigartigen Kulisse Venedigs<br />

seinen Weg durch die engen Einfahrten<br />

in Richtung Hafen steuert. Wehmütig<br />

erinnere ich mich zurück an die Erlebnisse<br />

der letzten zwei Monate in Ostkreta,<br />

während ich nach meiner Haube suche.<br />

Alles erscheint fremd zu Hause, die ersten<br />

Tage wanke ich vom Bett ins Bad, dann<br />

zum Kühlschrank und wieder zurück ins<br />

Bett, komme mit der Hektik überhaupt<br />

nicht klar, bin in Gedanken ganz woanders.<br />

Wochen vergehen, immer seltener<br />

denke ich zurück an das Geschehene.<br />

Ich ertappe mich dabei, wie ich am ersten<br />

Tag an der Uni ständig mit meinem Bleistift<br />

Spock 540s auf eine Seite meines<br />

Blocks mit der Überschrift „Algorithmen,<br />

Datenstrukturen und Programmieren“ zirkle.<br />

Eine Stunde und viele durchgeglittene<br />

Spocks später verlasse ich mit einem<br />

für meine Umgebung unverständlich erscheinenden<br />

Lächeln den Hörsaal …<br />

Endlich damit abgefunden, dass der Sommer<br />

schon wieder um ist, klingelt mein<br />

Telefon: „Dere Hawi“ (österr. für Haberer<br />

= Freund), höre ich nur und das Lächeln<br />

ist wieder da, die Erinnerungen blitzen<br />

wieder auf und trotz der zwölf Grad, die<br />

es gerade hat, fühle ich mich plötzlich<br />

wohlig warm. Es ist Costas, der Besitzer<br />

eines kleinen Minimarkets in Palekastro,<br />

der seine einzige „deutsche“ Redewendung<br />

ins Handy schreit. Dann meint er:<br />

„It is fucking hot here, is everything all<br />

right in cold Austria? When do you come<br />

back, I miss our conversations about what<br />

is important in life, and talking about<br />

girls, drinking Raki (griechischer Schnaps,<br />

der immer und überall getrunken werden<br />

muss) and making party.“ Und schon<br />

ist es wieder da, das Fernweh, das jeden<br />

Reisenden früher oder später packt. Doch<br />

wünschen sich wirklich alle sowie Costas,<br />

dass wir aufs Neue das kleine Fischerdorf<br />

besuchen, oder gibt es auch einige,<br />

die uns nicht vermissen würden oder<br />

die uns einfach als wandelnde Geldscheine<br />

sehen und hoffen, dass wir Geld<br />

in die ärmliche Region bringen? Es ist<br />

schon seltsam, wie man als Windsurfer<br />

ständig von diesem Fernweh geplagt<br />

durch die Gegend rennt. Oft liegt das<br />

Gute doch so nah, nur sehen wir es<br />

nicht. Gelangweilt von unserer gewohnten<br />

6o 61

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!