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8 | Durchblick 91 | Aus dem Schulleben
Zum Profil der Annie Heuser
Schule
Anfang November fand das Pädagogische Wochenende
zum Thema Schulprofil statt. Es war
eine Bestandsaufnahme der bisherigen Entwicklungen
an der Annie Heuser Schule. Ein Ergebnis
stand von vorne herein fest: Die Annie Heuser
Schule ist eine klassische Waldorfschule.
Doch so leicht wollte es das Kollegium den Eltern
nicht machen, stattdessen wurde die Frage
aufgeworfen: Waldorf-classic, was ist das? Am
Vorabend hatte Frau Mohr unter dieser Fragestellung
noch einmal eindrucksvoll durch die
Unter- und Mittelstufe geführt. Das Selbstverständnis
einer Waldorfschule besteht allerdings
nicht in der vermeintlichen Zeitlosigkeit eines
Klassikers, sondern in der bewussten Entwicklung
von Gegenkräften im Zeitgefängnis der
Moderne. Waldorfschule als Entschleunigung,
als Gegengewicht zur sozialen und intellektuellen
Selektion an den Regelschulen.
An Waldorfschulen gehört seit 90 Jahren zu
den Standards, was heute an Regelschulen
gefordert oder ausprobiert wird:
- Fächerübergreifendes Lernen und Überwindung
des 45-Minuten-Taktes (Epochenunterricht)
- Praktisches Lernen (Gartenbau-Epoche der
3. Klasse bis zu Praktika der Oberstufe)
- Fremdsprachenunterricht ab der 1. Klasse
- Neue Formen der Leistungsbewertung (Zeugnisse
ohne Noten in der Unter- und Mittelstufe,
Kompetenzportfolio in der Oberstufe/als
Waldorfabschluss)
- Kein Sitzenbleiben
Diese Standards teilt die Annie Heuser Schule
mit anderen Waldorfschulen. Die Frage nach
Waldorf-classic war dennoch keine rhetorische
Frage, sie bahnte vielmehr den Weg zur
weiteren Beschäftigung mit dem Ist-Zustand
der Annie Heuser Schule. Denn die eigentliche
Frage dieses Pädagogischen Wochenendes war
ja die nach dem Profil der Schule. Was ist das
Besondere an der Annie Heuser Schule? Waldorfclassic
plus X sozusagen.
Eurythmie, Musik, Plastizieren, das Verhältnis
von individueller und allgemeiner Förderung,
die Polarität der Geschlechter – das waren die
Themen der Workshops, in denen am Samstag
des Pädagogischen Wochenendes ein reger Erfahrungsaustausch
stattfand. Da die Workshops
in zwei Schichten angeboten bzw. wiederholt
wurden, hatten alle Anwesenden die Chance, an
zwei unterschiedlichen Kursen teilzunehmen. So
mischten sich nicht nur die Gesprächsrunden in
den Pausen, auch die Workshops fanden in unterschiedlichen
Konstellationen statt. Im Plenum
wurden die Erfahrungen aus den künstlerischkreativen
sowie den eher inhaltlich fokussierten
Workshops zusammengetragen und unter
Berücksichtigung der drei Leitsterne der Annie
Heuser Schule diskutiert. Die drei Leitsterne
gesund/sozial/innerstädtisch, das Leitbild der
Annie Heuser Schule, waren auf früheren Pädagogischen
Wochenenden entwickelt worden.
Hinsichtlich eines expliziten Profils verlief die
Diskussion ergebnisoffen. Eine Besonderheit
der Annie Heuser Schule besteht aber in jedem
Fall darin, dass sie eine Schule im Aufbau ist.
Sich in einem Entwicklungsprozess befindet,
in dem die Standards der Waldorfpädagogik
bewusst gepflegt werden, gezielt angestrebte
Besonderheiten oder Schwerpunktsetzungen
aber noch nicht ausgeprägt sind. Das Kollegium
ist mit den Eltern in den Austausch über den
Ist-Zustand der inneren Gestalt der Annie Heuser
Schule getreten. Für den kommenden April ist
das nächste Pädagogische Wochenende geplant.
Es wäre schön, wenn dort vielleicht auch unter
Einbeziehung des Horts oder auch der SchülerInnen
der oberen Klassen die Diskussion über
das Profil der Annie Heuser Schule fortgesetzt
werden könnte.
Der Moderatorin, den Workshop-LeiterInnen
und all den helfenden Händen sei ganz herzlich
gedankt für dieses intensive Gemeinschaftserlebnis!
Charlotte Beisswingert (1. Klasse)
nn
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