DER BIEBRICHER
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Die bedeutendste hessische Politikerin mit<br />
der größten Strahlkraft in die Welt<br />
Am 29. November 1888 wurde<br />
Tony Sender als dritte Tochter<br />
des Kaufmanns Moritz Sender<br />
und seiner Frau Marie in Biebrich<br />
geboren. Bereits vor dem<br />
Ersten Weltkrieg hatte sie sich<br />
der Politik zugewandt und in<br />
der Weimarer Republik gehörte<br />
sie bis 1933 dem Deutschen<br />
Reichstag an. 1933 gelang ihr<br />
vor der drohenden Verhaftung<br />
die Flucht aus Deutschland.<br />
1935 emigrierte sie in die USA,<br />
wo sie in der Folge in verschiedenen<br />
Institutionen, unter anderem<br />
auch bei den Vereinten<br />
Nationen, tätig war. Sie starb<br />
am 26. Juni 1964 in New York<br />
an den Folgen eines Schlaganfalls.<br />
6 <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong> / OKTOBER 2009<br />
An das Leben und Wirken der<br />
Kämpferin gegen den Nationalsozialismus<br />
und den Stalinismus<br />
erinnerten der Historiker Dr.<br />
Rolf Faber und Dr. Axel Ulrich<br />
vom Stadtarchiv Wiesbaden am<br />
2. Oktober im Rahmen der<br />
Vortragsreihe des Ortsbeirates<br />
zu bedeu-<br />
tenden Biebricher<br />
Persönlichkeiten.<br />
Tony Sender wuchs<br />
mit zwei Schwestern<br />
in der Friedrichstraße<br />
6, der heutigen Stettiner<br />
Straße, auf. Ihre Eltern, streng<br />
gläubige orthodoxe Juden, betrieben<br />
dort ein Geschäft für<br />
Stoffe und Damenkonfektion.<br />
Dr. Axel Ulrich (links) und Dr. Rolf Faber erinnerten an das Leben<br />
und Wirken Tony Senders.<br />
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Erinnerungen<br />
an Tony<br />
Sender<br />
FRANK HENNIG<br />
Nach eigener Aussage war Sender<br />
schon in ihrer Jugend eine<br />
Rebellin. Schon mit 13 Jahren<br />
verließ sie nach Abschluss der<br />
höheren Töchterschule ihre Heimat<br />
und besuchte die private<br />
Handelsschule für Mädchen<br />
in Frankfurt am Main.<br />
Noch nicht sechzehn-<br />
jährig verdiente sie<br />
sich ihren Lebensunterhalt<br />
als Bürogehilfi<br />
n selbst und<br />
wurde Mitglied der<br />
Büroangestelltengewerkschaft.<br />
Über die Gewerkschaftsarbeit<br />
kam sie zur<br />
Politik. Sie nimmt an Demonstrationen<br />
für das allgemeine<br />
Wahlrecht teil und erfährt den<br />
Widerstand der Frankfurter Polizei.<br />
1910 wird sie Mitglied der<br />
Sozialdemokratischen Partei<br />
und im gleichen Jahr tritt sie<br />
eine Stelle im Pariser Büro einer<br />
Frankfurter Metallhandelsfi rma<br />
an. Nach dem Ausbruch des<br />
Ersten Weltkriegs kehrte sie<br />
nach Frankfurt zurück, wo sie<br />
Friedensarbeit leistete.<br />
Nach dem Krieg arbeitet Tony<br />
Sender an der Spitze der Frankfurter<br />
Arbeiterrätebewegung<br />
und wurde 1920 Abgeordnete<br />
der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung.<br />
In Ermangelung<br />
eines aussichtsreichen<br />
Listenplatzes in ihrer Heimat<br />
zur Reichstagswahl ging sie vier<br />
Jahre später nach Dresden. Für<br />
Dresden und Bautzen wurde sie<br />
Tony Sender, geboren 1888 in<br />
Biebrich, gestorben 1964 in<br />
New York.<br />
1924 SPD-Reichstagsabgeordnete<br />
und spezialisierte sich auf<br />
Zoll- und Handelspolitik.<br />
Nach der Machtergreifung der<br />
Nationalsozialisten emigrierte<br />
sie auf Umwegen in die USA.<br />
1943 wurde sie amerikanische<br />
Staatsbürgerin und noch während<br />
des Kriegs (1944) war sie<br />
Wirtschaftsspezialistin bei der<br />
United Nations Relief and Rehabilitation<br />
Administration,<br />
der Nothilfe- und Wiederaufbauverwaltung<br />
der Vereinten<br />
Nationen. Ab 1950 war sie bei<br />
der American Federation of Labor<br />
(AFL) tätig, einer der ersten<br />
Facharbeitergewerkschaftsbünde<br />
in den USA. Außerdem<br />
engagierte sie sich in der UN-<br />
Menschenrechtskommission<br />
und der Kommission zur Rechtsstellung<br />
der Frau.<br />
Obwohl sie nicht nach Biebrich<br />
zurückkehrte, blieb sie ihrer<br />
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