DER BIEBRICHER

Wohnprojekt Lebensgarten feiert Jahresfest
Ingeborg Engdahl strahlt: Rund 40 Interessenten
sind der Einladung zum Jahresfest der Initiative
„Wohnprojekt Lebensgarten Biebrich“
in den Biebricher Bauhof gefolgt und lauschen
aufmerksam ihrer Vorstellung. Ziel des „Lebensgartens“
ist es, möglichst in Biebrich eine
Immobilie mit mindestens 20 Einheiten oder
ein zu bebauendes Grundstück zu fi nden,
auf dem sich die Idee eines gemeinsamen
Wohnens realisieren lässt. Die Gruppe „Lebensgarten“
setzt sich bisher aus Menschen
mittleren Alters (40 bis 70 Jahre) zusammen,
die künftig in einer selbst gewählten, vertrauensvollen
Nachbarschaft, umgegeben
von Menschen in unterschiedlichen Lebenslagen,
wohnen wollen. Bei der Vorstellungsrunde
wird schnell klar: Zwischen der jungen
Familie, die sich durch das Wohnen in einer
solchen Gemeinschaft Entlastung bei der
Betreuung der Kinder verspricht, bis
zur verwitweten Rentnerin, die
sich Ansprechpartner und Unterstützung
im Alter wünscht,
gibt es eine Vielzahl individueller
Beweggründe, sich für ein
Wohnen im Lebensgarten zu
interessieren: Alleinerziehende
Mütter mit kleinen oder bereits erwachsenen
Kindern und wohlsituierte
Witwer mit eigenem Haus sind ebenso unter
den Anwesenden, wie ältere kinderlose Paare
auf der Suche nach einer Ersatzfamilie oder
Singles in den Vierzigern, die des Alleinlebens
überdrüssig sind.
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8 DER BIEBRICHER / OKTOBER 2009
Wohnen
in der
Gemeinschaft
Die Idee des Lebensgartens ist für Wiesbaden
nicht neu. Für Menschen, die sich nach einer
alternativen Wohnform umsehen, wurde am
Michelsberg mit dem „Runden Tisch“ unter
Leitung von Helene Rettenbach bereits vor
Jahren eine Kontaktstelle eingerichtet. Zu den
Vorzeigeprojekten in der Stadt zählt die Gemeinschaftliche
Wohnen eG in der Blücherstraße.
Dort haben die Einwohner den Erwerb
und die Renovierung der Gebäude durch Einlagen
in eine Genossenschaft als Eigenkapital
und mit Hilfe von Bankdarlehen fi nanziert.
Die ersten Wohnungen wurden
Ende 2006 bezogen. Im Komplex befi
nden sich auch ein Café und ein Architekturbüro.
An jedem Freitag treffen
sich diejenigen Bewohner, die gerade Lust
und Zeit haben, zum gemeinsamen Essen
im Gemeinschaftsraum. „Das gemeinsame
Kochen dort haben wir irgendwann aufgegeben,
weil nie vorhersehbar war, wie viele
Leute wirklich kommen“, erklärt Maria Wippel
vom Gemeinschaftlichen Wohnen. Inzwischen
bringe jeder einfach etwas zum Essen mit, das
passe immer gut zusammen. Gemeinsam mit
Mitbewohnerin Waltraut Beppler stellt Wippel
das erfolgreiche Konzept in der Blücherstraße
vor und beantwortet viele Fragen. Klar
wird dabei aber auch: Gemeinsames Wohnen
bringt nicht nur eitel Freud und Sonnenschein,
sondern birgt auch dann Konfl iktpotenzial,
wenn man auf die Zusammenstellung seiner
Mitbewohner Einfl uss hatte. Der Wille, an der
Beziehung zueinander zu arbeiten und für alle
Meinungsverschiedenheiten eine gütliche Lö-
Ingeborg Engdahl und Hans Mehner,
die Ansprechpartner des „Wohnprojekts
Lebensgarten Biebrich“.
sung zu fi nden, ist in dieser selbst gewählten
Form des gemeinsamen Lebens allerdings wesentlich
ausgeprägter, als in einem herkömmlichen
Nachbarschaftsverhältnis.
Ansprechpartner zu
„Gemeinsam wohnen“
Wohnprojekt Lebensgarten Biebrich,
Ansprechpartner: Ingeborg Engdahl,
Telefon (0611) 5056167 und Hans
Mehner, Telefon (06101) 985840, Treffen:
jeden dritten Montag und ersten
Dienstag im Monat. Internet: www.
lebensgarten-biebrich.de
Kontaktstelle Gemeinschaftliches
Wohnen, Ansprechpartner: Helene
Rettenbach, Telefon (0611) 1667757,
E-Mail: kontaktstelle@wohnprojektewiesbaden.de,
Internet: www.wohnprojekte-wiesbaden.de
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SUSANNE STAUß