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Programmatische Erklärung der Roten Zellen/AK - Neoprene

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V.<br />

1. Wenn Marx die Schaffung des Weltmarkts als „im Begriff des Kapitals gegeben",<br />

als wesentlich <strong>der</strong>_Entwicklung <strong>der</strong> kapitalistischen Produklionsweise zugehörige<br />

Tendenz kennzeichnet.(l), spricht er die allgemeine Natur all <strong>der</strong> Phänomene an,<br />

die als Imperialismus Gegenstand kommunistischer Politik werden: es handelt sich<br />

um die Subsumtion <strong>der</strong> gesamten Produktion auf dem Erdball unters Kapital. Wenn<br />

er an<strong>der</strong>erseits in seinem Aufbauplan die Analyse des Weltmarkts im Anschluß an<br />

die Darstellung des Staates vorsieht, charakterisiert er die Beson<strong>der</strong>heit, durch die<br />

sich, die Durchsetzung <strong>der</strong> kapitalistischen Produktionsweise zum Weltmarkt von<br />

<strong>der</strong> gewöhnlichen Konkurrenzbewegung unterscheidet: sie ist über die Tätigkeit des<br />

Staates vermittelt. Die Expansion des Kapitals, die sich über die Konkurrenz <strong>der</strong><br />

Privateigentümer vollzieht und die Konstitution des bürgerlichen Staates notwendig<br />

macht, schafft sich mit dem Staat zugleich eine Schranke für ihre maßlose Bewegung.<br />

Die territoriale Abgrenzung des Hoheitsgebietes, die Zusammenfassung des<br />

Eigentums an Grund und Boden, welcher die natürliche Grundlage für den Reproduktionsprozeß<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft abgibt, schränkt den Markt und damit auch das<br />

Quantum Arbeit ein, die das Kapital ausbeuten kann. Somit stellt <strong>der</strong> Staat in seiner<br />

Eigenschaft als souveräne, neben die ökonomische Bewegung getretene Instanz, die<br />

_durch ihr Gewaltmonopol die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse absichert,<br />

zugleich einen Mangel dieses Verhältnisses dar.<br />

Die Überwindung <strong>der</strong> Beschränkung, welche <strong>der</strong> Staat für die auf Expansion<br />

drängende kapitalistische Produktionsweise, also für die Reproduktion seiner Bürger<br />

darstellt, kann aufgrund seiner Souveränität nur von ihm geleistet werden.<br />

Was sich unmittelbar als Verkehr zwischen Nationalstaaten, die sich wechselseitig<br />

anerkennen und Verträge miteinan<strong>der</strong> abschließen, abspielt, zeigt sich in den<br />

Gegenständen <strong>der</strong> diplomatischen Transaktionen als Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen<br />

den ökonomischen Interessen, die <strong>der</strong> Staat repräsentiert und durchzusetzen hat.<br />

Sofern diese Interessen sich nicht mehr mit den geregelten Beziehungen <strong>der</strong> wechselseitigen<br />

Anerkennung wahrnehmen lassen, pflegen die Staaten das Völkerrecht zu<br />

1 Vgl. Grundrisse/ 311, MEW 26,2/425 und passim. Schon vor diesen allgemeinsten Bestimmungen<br />

des Imperialismus erweisen sich die gängigen Theorien, die im Imperialismus<br />

unter stereotyper Berufung auf Lenin ein neues „Stadium" sehen, als Revision von Marx.<br />

Was seiner Theorie zufolge die endgültige Durchsetzung des Kapitalismus darstellt, wird als<br />

dessen qualitative Verän<strong>der</strong>ung ausgegeben, so daß sich schließlich zwei „Kapitalismen"<br />

gegenüberstehen und die Gesetze des ersten für das „Stadium" heute nicht mehr gelten<br />

sollen.<br />

Lenins Imperialismusschrift ist zunächst Ausdruck dafür, daß Lenin die Notwendigkeit<br />

einer Ableitung des Imperialismus aus den allgemeinen Gesetzen des Kapitals gesehen<br />

hat. Doch sind seine Ausführungen über den Imperialismus geprägt von einem falschen<br />

Monopolbegriff, den er in unhaltbaren Gegensatz zur Konkurrenz stellt (Monopole setzen<br />

den Marktpreis fest!) und durch eine Theorie des Finanzkapitals ergänzt, so daß <strong>der</strong><br />

Imperialismus für ihn die Außerkraftsetzung des Wertgesetzes impliziert. Indem er so den<br />

Imperialismus als neues „Stadium" <strong>der</strong> kapitalistischen Entwicklung versteht, läßt er die<br />

falsche Auffassung erkennen, als handle Marx im „Kapital" geschichtliche Stadien im<br />

Kapitalismus ab, nicht dessen allgemeine Gesetze.<br />

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