Programmatische Erklärung der Roten Zellen/AK - Neoprene
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Kapitals. Es verbietet sich das Ausgehen von <strong>der</strong> Identität <strong>der</strong> Kategorien <strong>der</strong> Kritik<br />
<strong>der</strong> politischen Ökonomie mit <strong>der</strong> wirklichen Bewegung <strong>der</strong> einzelnen Kapitale<br />
ebenso, wie ihr willkürliches Zusammenbringen in <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> „Anwendung". Die<br />
Herstellung des richtigen Bezugs ist Inhalt <strong>der</strong> Arbeitskonferenz <strong>der</strong> <strong>Roten</strong> <strong>Zellen</strong>/<strong>AK</strong>.<br />
Während allenthalben „bolschewistische Ka<strong>der</strong>parteien" (8) von Studentenzirkeln<br />
aus dem Boden gestampft werden o<strong>der</strong> spontaneistische Organisationsformen munter<br />
draufloswerkeln, insistiert kommunistische Politik darauf, daß die praktische<br />
Lösung <strong>der</strong> Organisationsfrage (und diese behandelt — zunächst einmal — das Problem<br />
organisierter Vermittlung revolutionärer Theorie an das Proletariat) ohne die<br />
vorher geleistete Analyse des gegenwärtigen Standes <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung von<br />
Lohnarbeit und Kapital unvermeidlich zum Formalismus führt. Der prinzipielle<br />
Mängel aller bisherigen „Parteigründungen" in Westdeutschland und Westberlin<br />
zeigt sich in den Programmen und Gründungserklärungen, die sie vorgelegt haben.<br />
Aus den dürftig zusammengezimmerten „Analysen", die weitgehend aus Versatzstücken<br />
<strong>der</strong> Leninschen Imperialismustheorie, mehr an empirischer Sozialforschung,<br />
denn an marxistischer Theorie orientierten „Realanalysen" des BRD-Kapitalismus<br />
und importierten Mao Tse-tung-Ideen zusammengesetzt sind, folgen dann angeblich<br />
kommunistische For<strong>der</strong>ungen, <strong>der</strong>en Beliebigkeit und Willkür nur durch eine Richtschnur<br />
zusammengehalten wird. Sie gehen stets um ein Stück über das hinaus, was<br />
die DKP und die jeweiligen Konkurrenzparteien for<strong>der</strong>n.<br />
Im Zwang zum Optimismus, <strong>der</strong> die Schlagzeilen ihrer Gazetten beherrscht,<br />
liegt das Eingeständnis, daß die Lage doch nicht so ausgezeichnet ist, wie die „marxistisch-leninistischen"<br />
Auguren es sich gerne vorlügen. Das Theoriedefizit soll wettgemacht<br />
werden durch die Berufung auf eine schale Tradition: Ernst Thälmann und<br />
die Weimarer KPD sollen eine ruhmreiche Geschichte begründen, in die man sich<br />
getrost einreihen kann. Abgesehen von <strong>der</strong> blanken Faktizität, daß die Geschichte<br />
<strong>der</strong> deutschen A rbeiterbewegung vor allem eine des Revisionismus ihrer Organisatio-.<br />
nen istt wäre eine grundsätzliche Reflexion "auf den Stellenwert von Erfahrungen<br />
äus~<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Arbeiterbewegung, die obendrein noch verallgemeinerbar<br />
sein sollen, vonnöten. Das Studium <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Arbeiterbewegung kann eine<br />
Notwendigkeit werden, wenn es darum geht, einer kommunistischen Organisation,<br />
die die Arbeit im Proletariat aufnimmt, Aufschluß über das Bewußtsein <strong>der</strong> Arbeiterklasse<br />
in seinem Verhältnis zu den theoretischen und praktischen Anstrengungen<br />
ihrer Organisationen zu geben (9). Diese Aufschlüsse gibt die Kenntnis <strong>der</strong> Arbeiter-<br />
8 Unsere Kritik richtet sich nicht gegen die wesentlichen Bestimmungen einer kommunistischen<br />
Organisation, wie sie von den Bolschewiki entsprechend den beson<strong>der</strong>en Umständen<br />
in Rußland realisiert wurden.<br />
9 Diese Kritik falschen Bewußtseins im Proletariat bezüglich kommunistischer Politik ist<br />
möglich ohne den Rekurs auf die historischen Ursachen dieses Vorurteils. Agitation<br />
knüpft jedoch an den spezifischen Erfahrungen ihrer Adressaten an und ist damit auf<br />
beson<strong>der</strong>e Varianten des Vorurteüs, wie sie vorfindlich sind, und die Analyse <strong>der</strong> historischen<br />
Ursachen verwiesen. Deformationen des Arbeiterbewußtseins durch negative Erfahrungen<br />
mit revisionistischen o<strong>der</strong> reformistischen Organisationen zum Beispiel müssen<br />
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