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Versuch 19 - I. Physikalisches Institut B

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Aufgabe:<br />

<strong>Versuch</strong> <strong>19</strong><br />

Aufnahme einer Dampfdruckkurve<br />

Der Dampfdruck von Wasser oder einer anderen FlüssigkeitwirdinAbhängigkeit<br />

von der Temperatur gemessen.<br />

Die Messanordnung besteht aus zwei durch eine Membran getrennte Kammern,von<br />

denen eine Wasser enthält und zwischen denen sich ein temperaturabhängiger Differenzdruck<br />

ausbildet.<br />

In einem Vorversuch wird die Messanordnung kalibriert.<br />

Vorkenntnisse<br />

Zustandsgrößen,ideale und reale Gase. Allgemeine Gasgleichung (Gesetze von Boyle-<br />

Mariotte,Charles,Gay-Lussac),van-der-Waalssche Zustandsgleichung. Isotherme,<br />

isobare,isochore und adiabatische Zustandsänderungen,spezifische und molare Wärmekapazität,Ausdehnungsarbeit.<br />

1.Hauptsatz der Wärmelehre,innere Energie,Carnot-<br />

Prozeß. Clausius-Clapeyronsche Gleichung,Phasendiagramm.<br />

Literatur<br />

Ilberg: <strong>Physikalisches</strong> Praktikum,10. Aufl.,S. 111 ff<br />

Walcher: Praktikum der Physik,7. Aufl.,S. 105 ff<br />

Bergmann-Schaefer: Lehrbuch der Experimentalphysik,9. Aufl.,Bd.1,S.621 ff,<br />

S.658 ff,S.695 ff<br />

Gerthsen,Kneser,Vogel: Physik,16. Aufl.,S.210 ff,S.238 ff<br />

Grimsehl: Lehrbuch der Physik,22. Aufl.,S.282 ff,S.295 ff,S.306 ff<br />

Harten: Physik für Mediziner,S.104 ff,S.113 ff<br />

Hering,Martin,Stohrer: Physik für Ingenieure,3. Aufl.,S.140 ff,S.156 ff,S.189 ff<br />

Pohl: Einführung in die Physik,Mechanik,Optik,Wärme,<br />

16. Aufl.,S.253 ff<br />

Stroppe: Physik,2. Aufl.,S. 162 ff<br />

1


1 Grundlagen<br />

In der Thermodynamik werden Zustände und Zustandsänderungen von Materie<br />

durch makroskopische Größen wie Druck,Temperatur,innere Energie usw. beschrieben.<br />

In der zweiten Hälfte des <strong>19</strong>. Jahrhunderts begann man,durch Anwendung von<br />

statistischen Gesetzen auf die Mechanik,die Thermodynamik aus mikroskopischen<br />

Überlegungen herzuleiten. Heutzutage ist es möglich,unter berücksichtigung von<br />

Quantenphänomenen,die gesamte Thermodynamik aus der statistischen Mechanik<br />

abzuleiten.<br />

Die phänomenologische Thermodynamik,die mit den makroskopischen Größen arbeitet,hat<br />

aber nicht an Bedeutung verloren. Sie ist immer noch eine korrekte (und<br />

meistens einfachere) Beschreibung von thermodynamischen Systemen.<br />

In den folgenden Abschnitten werden wir Zustandsgrößen der Thermodynamik und<br />

ihre Anwendung auf ideale und reale Gase besprechen.<br />

1.1 Zustandsgrößen und Gasgesetze<br />

Der Zustand eines Gases läßt sich durch die sogenannten thermischen Zustandsgrößen<br />

beschreiben:<br />

-VolumenV ,das von einer Stoffmenge eingenommen wird und das wir in m 3<br />

messen. In den Gasgesetzen der folgenden Kapitel werden meist Stoffbezogene<br />

Volumina benutzt. Das spezifische Volumen ist das Volumen von 1 kg<br />

(oder 1 g) eines Stoffes. Das molare Volumen ist das Volumen von einem mol<br />

(NA =6, 023 · 10 −3 Teilchen) des Stoffes.<br />

Für ideale Gase beträgt das molare Volumen unter Normalbedingungen (Temperatur<br />

20 o C und Druck 1,013 bar) Vm =22, 4 · 10 −3 m 3 /mol.<br />

-DerDruckp wird verursacht durch die Kraft,die Gasmoleküle in ihrer Bewegung<br />

durch Stöße auf die begrenzenden Flächen ausüben. Die Einheit des<br />

Druckes ist N/m 2 =Pascal [Pa].<br />

-DieTemperaturT ist ein Maß für die kinetische Energie der Moleküle (T ∼<br />

Ekin). Die absolute Temperatur wird in Kelvin [K] angegeben. Sie hat die gleiche<br />

Gradeinteilung wie die Celsius-Skala und ihren Nullpunkt bei -273,15 o C:<br />

T [K]=t[ o C ]+273,15 K<br />

Für ideale Gase besteht ein einfacher Zusammenhang zwischen diesen Zustandsgrößen:<br />

p · V = n · R · T<br />

Dabei ist n die Stoffmenge in mol und R=8,31 J/mol K die universelle Gaskonstante.<br />

Gase,die sich weit oberhalb ihres Siedepunktes befinden,verhalten sich näherungsweise<br />

wie ideale Gase. Die ideale Gasgleichung wurde ursprünglich aus mehreren<br />

beobachteten Gesetzmäßigkeiten abgeleitet:<br />

2


- Gesetz von Boyle-Mariotte<br />

Bei konstant gehaltener Temperatur ist das Produkt aus Druck und Volumen<br />

konstant.<br />

p · V = const.<br />

In einem pV -Diagramm (Abb. 1) ergeben sich für eine feste Temperatur Kurven<br />

in Form von Hyperbeln. Diese Kurven konstanter Temperatur heißen Isothermen.<br />

Wird ein Gas bei konstanter Temperatur T2 vom Volumen V2 auf<br />

das Volumen V1 komprimiert,so entspricht das in Abb. 1 einer Bewegung auf<br />

der Isothermen von A nach B. Dies erfordert den Arbeitsaufwand<br />

V1<br />

A = − p · dV<br />

V2<br />

der in Abb. 1 als schraffierte Fläche unter der Isothermen gekennzeichnet ist.<br />

Das negative Vorzeichen sorgt dafür,daß die Arbeit bei Kompression positiv<br />

und bei Expansion negativ wird. Das entspricht dem Vorgang,daß bei Kompression<br />

Energie in das System gebracht wird,während bei der Expansion dem<br />

System Energie entzogen wird.<br />

- Gesetz von Gay-Lussac<br />

Druck und Temperatur wachsen bei konstant gehaltenem Volumen proportional<br />

zueinander an: p ∼ T . Die entsprechenden Kurven im pV -Diagramm<br />

(Abb. 1b) heißen Isochoren.<br />

- Gesetz von Charles<br />

Bei konstantem Druck nimmt das Volumen linear mit der Temperatur zu.<br />

V ∼ T . Solche Zustandsänderungen werden isobar genannt,die zugehörigen<br />

Kurven sind die Isobaren in Abb. 1b.<br />

1.2 Erster Hauptsatz der Wärmelehre<br />

Die Zustandsänderungen eines thermodynamischen Systems beruhen auf der Energiezufuhr<br />

oder -abgabe. Dabei können zwei Formen von Energie auftreten: die Volumenarbeit<br />

dA = −pdV und die Wärmemenge dQ,die beide in Joule (1 J=1 Nm)<br />

gemessen werden. Nun stellt ein sehr allgemein gefaßtes Gesetz,der 1. Hauptsatz der<br />

Wärmelehre,eine Bilanz auf,die besagt,daß die Änderung der inneren Energie dU<br />

eines Systems die Summe aus zugeführter Wärme und verrichteter Volumenarbeit<br />

ist:<br />

dU = dQ + dA = dQ − pdV<br />

Bei idealen Gasen ist die innere Energie gleich der Bewegungsenergie der Moleküle.<br />

Die Änderung der inneren Energie bei einem idealen Gas ist somit proportional zur<br />

Temperatur: dU = m · cV · dT .DabeiistcV die spezifische Wärmekapazität des<br />

Stoffes bei konstantem Druck.<br />

3


Stoff Tripelpunkt Schmelz-/Siede-Punkt Kritischer Punkt<br />

p[mbar] T [ o C] T[K] T[K] p[mbar] p[mbar] T[K]<br />

H2O 6.1 0.0099 273.2 373.2 1013 221 647.2<br />

C2H5OH 155.9 351.5 1013 64 516.2<br />

Tabelle 1: Einige wichtige Punkte aus dem Phasendiagramm fr Wasser und Ethanol<br />

1.3 Zustandsgleichung realer Gase (van-der-Waals-Gleichung)<br />

Die Isothermen von realen Gasen unterscheiden sich von denen idealer Gase wie in<br />

Abb. 2 dargestellt. Es tritt ein Bereich auf,in dem die Isothermen horizontal verlaufen.<br />

Das bedeutet,daß in diesem Bereich,trotz Kompression,der Druck nicht<br />

weiter ansteigt. Das Gas beginnt hier zu kondensieren,und der Druck bei dem dies<br />

geschieht heißt Dampfdruck. Ist das Gas vollständig verflüssigt,so ist eine weitere<br />

Volumenverringerung nur durch eine außerordentliche Druckerhöhung möglich. Dies<br />

bedeutet,daß die Kompressibilität der Flüssigkeit deutlich kleiner als die des Gases<br />

ist. Erhöht man die Temperatur,so steigt auch der Dampfdruck an,und der Übergang<br />

vom gasförmigen in den Flüssigen Zustand in Abb. 2 wird kürzer.<br />

In Abb.2 wird der Bereich der Verflüssigung - auch Nassdampfbereich genannt -<br />

durch die gestrichelte,glockenförmige Kurve begrenzt. Diese wird auch als Grenzkurve<br />

bezeichnet,der Ast rechts von Tkr als Taulinie,der links von Tkr als Siedelinie.<br />

Überschreitet man die kritische Temperatur Tkr,so tritt kein Phasenübergang flüssiggasförmig<br />

mehr auf. Bei noch höheren Temperaturen nähern sich die Isothermen<br />

denen eines idealen Gases immer mehr an. Der Druck,bei dem die zu Tkr gehörende<br />

Isotherme ihren Wendepunkt hat wird als kritischer Druck pkr bezeichnet. In Tabelle<br />

1 sind Tkr und pkr für Wasser und Ethanol angegeben.<br />

Der Dampfdruck hängt nur von der Art des Stoffes und der Temperatur ab. Trägt<br />

man die Dampfdruckwerte als Funktion der Temperatur auf,wie im linken Diagramm<br />

von Abb. 2 dargestellt,so erhält man die Dampfdruckkurve,die am kritischen<br />

Punkt endet. Bei dem dort herrschenden Druck und Temperatur unterscheiden<br />

sich Gas- und Flüssigkeitsdichte nicht mehr voneinander. Beide Aggregatzustände<br />

können ohne Energiezufuhr ineinander übergehen. Die Isothermen realer Gase werden<br />

außerhalb des Nassdampfbereiches rech gut durch die van-der-Waals’sche Zustandsgleichung<br />

beschrieben<br />

(p + a · V 2 )(V − b) =R · T<br />

Die Zusätze,die zu der idealen Gasgleichung hinzutreten,sind das Kovolumen b und<br />

der Binnendruck a/V 2 .DasKovolumenträgt dem nicht kompressiblen Volumen der<br />

Gasmoleküle Rechnung,während der Binnendruck die Verringerung des nach außen<br />

wirkenden Druckes p durch die gegenseitige Anziehung der Moleküle beschreibt.<br />

Der linke Teil der Abb. 2 ist ein Ausschnitt aus dem sog. Phasendiagramm,wie es<br />

in Abb. 3 für Wasser (nicht maßstabgerecht) skizziert ist. Wasser kann in seinen<br />

drei Aggregatszuständen vorkommen,wobei Phasenübergänge zwischen gasförmigflüssig<br />

(Dampfdruckkurve),fest-flüssig (Schmelzdruckkurve) und fest-gasförmig (Sublimationsdruckkurve)<br />

auftreten.<br />

4


An einem Punkt im Phasendiagramm,dem Tripelpunkt,sind alle drei Phasen stabil.<br />

Druck und Temperatur des Tripelpunktes sind in Tabelle 1 für Wasser und<br />

Äthylalkohol angegeben.<br />

1.4 Clausius-Clapeyronsche Gleichung<br />

Befindet sich eine Flüssigkeit in einem abgeschlossenen Behälter,bei Temperaturen<br />

unterhalb Tkr (und einem Volumen innerhalb des Nassdampfbereiches),so bildet<br />

sich über der Flüssigkeit eine Dampfatmosphäre aus. Flüssigkeit und Dampf haben<br />

dann die gleiche Temperatur und der Druck ist der entsprechende Dampfdruck,der<br />

wie schon besprochen nur von Temperatur und Art der Flüssigkeit abhängt.<br />

Mikroskopisch gesehen stellt sich dieses Gleichgewicht zwischen gasförmiger und<br />

flüssiger Phase dadurch ein,daß die energiereichsten Moleküle aufgrund ihrer Bewegungsenergie<br />

die Oberflächenkräfte der Flüssigkeit überwinden können und in den<br />

Gasraum übertreten. Im Gleichgewichtszustand verlassen dann genausoviele Moleküle<br />

die Flüssigkeit,wie aus dem Gasraum nach vielen Stößen wieder zurückkehren.<br />

Die zwischenmolekularen Anziehungskräfte,welche Ursache der Oberflächenkräfte<br />

sind,hängen von der Art des Stoffes ab. Bei Wasser z.B. werden sie aufgrund des<br />

großen Dipolmomentes des H2O-Moleküls sehr groß,was zu einem niedrigen Dampfdruck<br />

führt. Sind die Anziehungskräfte zwischen den Molekülen hingegen sehr klein,<br />

wie z.B. bei Helium,so ergibt sich ein sehr hoher Dampfdruck.<br />

Befindet sich die Flüssigkeit in einem offenen Behälter,so wird stets Flüssigkeit<br />

verdampfen,bis das Reservoir leer ist. Dabei wird vorausgesetzt,daß der Partialdruck<br />

des Dampfes in der umgebenden Atmosphäre kleiner als der Dampfdruck ist.<br />

Das bedeutet anschaulich,daß die Atmosphäre nicht mit dem Dampf gesättigt ist<br />

(s.a. <strong>Versuch</strong> 22).<br />

Wir können den beschriebenen Sachverhalt auch folgendermaßen zusammenfassen:<br />

für den gesamten Bereich unterhalb der Dampfdruckkurve (und rechts von der Sublimationsdruckkurve)<br />

ist nur die gasförmige Phase stabil,oberhalb der Dampfdruckkurve<br />

die flüssige. Analoges gilt für die anderen Phasenübergänge.<br />

Um eine Flüssigkeit zu verdampfen wird Energie benötigt,um die oben schon angesprochenen<br />

zwischenmolekularen Kräfte zu überwinden. Diese auf die Stoffmenge<br />

bezogene Energie heißt Verdampfungswärme oder auch Verdampfungsenthalpie. Die<br />

spezifische Verdampfungswärme bezieht sich auf ein kg des Stoffes und wird mit<br />

λ [J/kg] abgekürzt. Die molare Verdampfungswärme Λ [J/mol] bezieht sich auf 1<br />

mol des Stoffes.<br />

Der Zusammenhang zwischen Dampfdruck pd und Temperatur T wird durch die<br />

Clausius-Clapeyronsche Gleichung beschrieben:<br />

dpd<br />

dT =<br />

Λ<br />

T · (VD − VFl)<br />

wobei VD und VFl die Molvolumina für Dampf und Flüssigkeit bei der Arbeitstemperatur<br />

T sind. Die Herleitung der Clausius-Clapeyronschen Gleichung wird<br />

im Anhang durchgeführt. Dies ist eine Differentialgleichung erster Ordnung,und<br />

5


man erhält den Dampfdruck als Funktion der Temperatur indem man die Gleichung<br />

nach der temperatur T integriert.<br />

Dies ist im allgemeinen Fall schwer durchzuführen,da<br />

- die Volumina VD, VF l druck- und temperaturabhängig sind<br />

- die Verdampfungswärme Λ temperaturabhängig ist (am kritischen Punkt wird<br />

sie sogar Null)<br />

Um trotzdem zu einer einfach ausrechenbaren Dampfdruckkurve zu gelangen,macht<br />

man folgende Näherungen:<br />

• - das Molvolumen der Flüssigkeit VFl wird als klein gegenüber VD vernachlässigt<br />

• - die Temperaturabhängigkeit von VD wird durch die ideale Gasgleichung angenähert:<br />

pd · VD = R · T (n=1 mol!)<br />

• - die Verdampfungswärme Λ wird im Experimentgebiet als temperaturunabhängig<br />

angesehen.<br />

Damit läßt sich die Gleichung umschreiben als:<br />

dpd<br />

dT =<br />

= Λ · pd<br />

Λ<br />

T · VD<br />

R · T 2<br />

Diese Gleichung läßt sich integrieren und man erhält:<br />

−(Λ/R·T )<br />

pd = pconst · e<br />

d.h. der Dampfdruck nimmt mit der Temperatur nach einem Exponentialgesetz zu.<br />

In dieser Näherungslösung für den Dampfruck tritt neben der Temperatur keine<br />

weitere Variable auf,auch nicht der äußere Atmosphärendruck,obwohl dies immer<br />

wieder fälschlich angenommen wird.<br />

Ein Sonderfall des Verdampfens oder Verdunstens ist das Sieden. Bei Erreichen der<br />

Siedetemperatur tritt eine Dampfentwicklung innerhalb des Flüssigkeitsvolumens<br />

auf ,und zwar dann,wenn der Dampfdruck dem von außen lastenden Atmosphärendruck<br />

gleich wird. Wasser siedet bei einem Außendruck von 1,013 bar genau bei<br />

100 o C . Bei niedrigerem Außendruck,wie es z.B. auf hohen Bergen der Fall ist,ist<br />

der Siedepunkt niedriger.<br />

Bei verdampfendem Wasser tritt dessen Dampfdruck dem herrschenden Umgebungsdruck<br />

additiv hinzu (Gesetz von Dalton),wie ohnehin der ”Luftdruck” der uns umgebenden<br />

Atmosphäre eine Summe von Partialdrucken ist (Tabelle 2). Die Clausius-<br />

Clapeyronsche Gleichung ist deshalb so wichtig,weil sie nicht nur den Phasenübergang<br />

flüssig-gasförmig beschreibt,sondern in gleicher Weise andere Phasenübergänge<br />

wie fest-flüssig oder die Sublimierung (fest-gasförmig) behandelt.<br />

Nach demselben Gesetz spielen sich in Lösungen aus verschiedenen Substanzen<br />

Schmelzpunkterniedrigung und Siedepunkterhöhung ab.<br />

6<br />

(1)


N2 O2 Ar H2O CO2<br />

773 mbar 207 mbar 9,2 mbar 23 mbar 0,3 mbar<br />

2 <strong>Versuch</strong>sanordnung<br />

Ein schematischer Aufbau der <strong>Versuch</strong>sanordnung zeigt .Abb. 4:<br />

Zwei Vorratsbehälter (9) von ca. 100 cm 3 Inhalt sind über 2-Wege-Hähne (8) mit<br />

einem Differenzdruckmesser (7) verbunden. Die Anordnung kann mit einer Drehschieberpumpe<br />

bei Öffnung der 2-Wege-Hähne (2) und (6) evakuiert werden. Über<br />

ein von Hand einstellbares Nadelventil (5) fließt dosiert Luft in die Messanordnung<br />

ein. Das Feindruckmessgerät (3) dient der Eichung des Differenzdruckmessers.<br />

Die Differenzdruckmesszelle (Abb. 5) besteht aus zwei Kammern (1) und (2),die<br />

durch eine elastische Membran getrennt sind. Diese Anordnung wirkt wie zwei nebeneinanderliegende<br />

Plattenkondensatoren mit gemeinsamer Mittelelektrode. Druckunterschiede<br />

in den Kammern führen zu einer Durchbiegung der Membran und damit<br />

zur Verstimmung der beiden Kondensatoren. In einer komplizierten Brückenschaltung<br />

der nachfolgenden Elektronik,wie sie vereinfacht in Abb. 5 angedeutet ist,wird<br />

die Verstimmung der Brücke als Stromänderung an einem Amperemeter messbar gemacht.<br />

In einem Gefäß mit Wasser oder einer Wasser-Glyzerin-Mischung kann die ganze<br />

Messapparatur aufgeheizt werden.<br />

Zur Eichung oder Kalibration des Differenzdruckaufnehmers steht ein Manometer<br />

zur Verfügung.<br />

(Anm. zur späteren Korrektur: Dieses Manometer misst im Vergleich zum Atmosphärendruck<br />

den in der Messapparatur herrschenden Innendruck. Hierbei steht der<br />

Zeiger des Instrumentes auf ”1”,wenn der Innendruck gleich dem Außendruck ist;<br />

liegt der Innendruck um genau 996 mbar unter dem Außendruck,zeigt der Zeiger<br />

”0” an.<br />

3 <strong>Versuch</strong>sdurchführung<br />

Als Vorversuch ist die Kalibration des Differenzdruckmessers unter a) vorzunehmen;<br />

im weiteren können in Absprache mit dem betreuenden Assistenten 1 oder 2 der in<br />

der Gruppe b) aufgeführten Teilversuche ausgewählt werden.<br />

a) Kalibration des Differenzdruckmessers<br />

Vor Beginn der Messungen muß sichergestellt sein,dass beide Vorratsbehälter kein<br />

Wasser mehr enthalten. Sodann werden beide Zweige der Apparatur sorgfältig evakuiert<br />

und u.U. dabei mit einem Föhn erwärmt (welchen Zweck hat dieses Ausheizen<br />

?).<br />

Der abnehmbare Vorratsbehälter wird stufenweise belüftet; für etwa 10 Differenz-<br />

7


druckwerte zwischen 0 und 1 bar werden gleichzeitig Barometeranzeige und Stromwerte<br />

abgelesen,im Protokoll festgehalten und als Eichkurve aufgezeichnet.<br />

b) Dampfdruckmessungen<br />

1. Messung des Dampfdruckes des Wassers allein.<br />

In den abnehmbaren Vorratsbehälter werden ca. 15 cm 3 Wasser eingefüllt; während<br />

dieser Zeit wird der Vergleichsbehälter gründlich ausgepumpt. Dann wird dieser<br />

Zweig der Apparatur verschlossen und der Zweig mit Wasserfüllung kurzzeitig abgepumpt.<br />

Sodann kann die Temperaturabhängigkeit des Wasserdampfdruckes in 5-Grad-Schritten<br />

von 20 - ca. 100 o C gemessen werden.<br />

Es kann hilfreich sein,sich hierzu eine Tabelle nach Tab. 3 anzulegen:<br />

t[ o C] I[mA] p[mbar] T[K] 1/T [K −1 ]<br />

Die Messwerte werden auf mm-Papier in einem pT-Diagramm aufgetragen. Auswertung<br />

der Messung s. 2).<br />

2. Messung des Partialdruckes des Wassers.<br />

Da der Partialdruck des Wasserdampfes unabhängig von der Anwesenheit anderer<br />

Gase sein sollte,wird die Messung so ausgeführt,dass in den Rezipienten Luft von<br />

Atmosphärendruck ist,zusätzlich Wasser in einem Behälter. Dann erfolgt die Messung<br />

wie unter 1) für einen Temperaturbereich bis ca. 100 o C im Wasserbad,bis ca.<br />

105 o C in einem Wasser-Glyzerinbad,jeweils wieder in 5-Grad-Schritten. Werden<br />

beide Messungen 1) und 2) ausgeführt,genügt es unter 1),nur bis ca. 40 o Czu<br />

messen.<br />

Auswertung der Messung 2): Die Messwerte von 1) oder 2) werden halb-logarithmisch<br />

in der Weise aufgetragen,dass auf der Abszissenachse 1/T aufgetragen wird,auf<br />

der dekadisch unterteilten Ordinatenachse der Druck (warum ist es sinnvoll,diese<br />

Auftragungsart zu wählen?). An Hand dieses Diagramms lässt sich die Verdampfungswärme<br />

bestimmen. In halblogarithmischer Auftragung wird aus<br />

p = p0 · e −Λ/R·T<br />

log p = logp0 − (Λ/R · T ) · log e<br />

die Verdampfungswärme ist aus der Steigung zu bestimmen. Wählen Sie aus dem<br />

Diagramm 2 Wertepaare aus und berechnen Sie die Steigung (unter Benutzung des<br />

natürlichen Logarithmus):<br />

Λ<br />

R<br />

= − ln p(2) − ln p(1)<br />

1/T (2) − 1/T (1)<br />

8


Eine andere rein graphische Auswertung beschreitet folgenden Weg: der halblogarithmischen<br />

Auftragung liegt der dekadische Logarithmus des Zeichenpapieres zugrunde,so<br />

dass sich für dasselbe Steigungsdreieck die Steigung angeben lässt<br />

Λ · log e<br />

R<br />

= log p(2) − log p(1)<br />

1/T (2) − 1/T (1)<br />

Man misst sodann die Achsenabschnitte des Steigungsdreiecks mit einem Zentimetermaß<br />

aus,muß aber anschließend berücksichtigen,welche Skalierung in der Zeichnung<br />

benutzt wurde,nämlich<br />

Skala (log) = Länge einer Dekade in cm (/ log 10)<br />

Skala (1/T) = Länge eines 1/T-Intervalles in cm / Differenz der zugehörigen<br />

1/T-Werte<br />

Λ · log e<br />

R<br />

= {log p(2) − log p(1)}[cm]/Skala(log)<br />

{1/T (2) − 1/T (1)}[cm]/Skala(1/T)<br />

Schätzen Sie den Fehler des Wertes der Verdampfungswärme ab,indem sie eine Unsicherheit<br />

in der Temperaturmessung von +/-2 (K( annehmen.<br />

3) An Stelle der Dampfdruckkurve von Wasser kann auch die von Äthylalkohol ausgemessen<br />

werden.<br />

4) Ist in der Messkammer kein Wasserreservoir vorhanden,welches stets neues Wasserdampf<br />

nachliefern kann,sondern nur Luft (ca. 400 - 500 mbar),so steigt der Differenzdruck<br />

nicht mehr exponentiell an sondern nur noch linear nach der allgemeinen<br />

Gasgleichung. Prüfen Sie diesen Sachverhalt nach und tragen Sie das Ergebnis auf<br />

mm-Papier auf.<br />

9


Anhang<br />

Ableitung der Clausius-Clapeyronschen Gleichung<br />

Aus dem pV -Diagramm der Abb. 2 wird ein Teilbereich um die Grenzkurve ausgeblendet<br />

und in einem Gedankenexperiment ein Kreisprozeß ausgeführt,wie er in<br />

Abb. 7 eingezeichnet ist. Er läuft z.T. auf der Grenzkurve ab oder auf den Isothermen<br />

zu T und T + dT ,die im Nassdampfbereich innerhalb der Grenzkurve zur<br />

Abszissenachse parallele Isobaren sind. Wir betrachten den Proze fr 1 mol des Stoffes,so<br />

da n = 1 wird und VD und VFl die molaren Volumina fr Dampf und Flssigkeit<br />

sind.<br />

• A - B: Auf dem Weg von A nach B entlang der Siedelinie wird die Flüssigkeit<br />

von der Temperatur T auf T + dT erwärmt; dabei erhöht sich der Druck<br />

ebenfalls von p auf p+dp. Hierbei wird Wärme dem System zugeführt,während<br />

das System Volumenarbeit verrichtet.<br />

• B - C: Durch andauernde Expansion von B nach C bei gleichbleibendem<br />

Dampfdruck p + dp verdampft die flüssige Phase vollständig,und zwar isotherm<br />

unter Beibehaltung der Temperatur T + dT .Für diese Expansion muß<br />

die Verdampfungswärme zugeführt werden während das System wieder Volumenarbeit<br />

verrichtet (Vergrößerung des molaren Volumens der Flüssigkeit auf<br />

dasdesGasesbeimDruckp + dp)<br />

dABC = (p + dp) · (VD − VFl)<br />

dQBC = Λ<br />

• C - D:Auf der Taulinie wird das Gas wieder abgekühlt auf die Temperatur T ,<br />

dabei wird Wärme frei bei Verringerung des Druckes von p + dp auf p. Auch<br />

hier verrichtet das System Arbeit.<br />

• D - A:Der Kreis schließt sich,wenn durch langsame Volumenverringerung bei<br />

gleichbleibendem Druck p das Gas vollständig kondensiert wird. Dieser Prozeß<br />

ist isotherm und gibt die Kondensationswärme Λ zurück während Volumenarbeit<br />

am System verrichtet werden muss, dADA = p · (VD − VFl)<br />

Die Fläche,die von den vier Zweigen eingeschlossen wird,ist die Arbeit ∆A,die das<br />

System insgesamt verrichtet. Auf den Zweigen A-B,B-C und C-D wird Wärme in<br />

das System gebracht,während auf dem Zweig D-A das System Wärme abgibt.<br />

Betrachtet man den Grenzübergang dp → 0 (entsprechend dT → 0),so werden<br />

die Beiträge zu Wärme und Arbeit auf den Zweigen A-B und C-D vernachlässigbar<br />

klein gegenüber den Beiträgen von B-C bzw. D-A. Für die insgesamt dem System<br />

zugeführte Wärme ∆Q1 gilt dann näherungsweise<br />

∆Q1 ≈ Λ<br />

10


Für die insgesamt verrichtete Arbeit ∆A (also der Fläche innerhalb der Zweige)<br />

können wir näherungsweise schreiben:<br />

∆A ≈ dp · ∆V = dp · (VD − Vfl)<br />

Wir haben nun einen reversiblen Kreisprozeß,bei dem die Wärme ∆Q1 dem System<br />

bei der Temperatur T + dT zugeführt wird,während das System die Arbeit ∆A<br />

verrichtet. Das System gibt die Wärme ∆Q2 bei der Temperatur T wieder ab.<br />

Für Kreisprozesse kann der Wirkungsgrad η definiert werden,als das Verhältnis<br />

zwischen der dem System entnommenen Arbeit und der zugeführten Wärme<br />

η = ∆A<br />

∆Q<br />

Mit Hilfe des 2. Hauptsatzes der Thermodynamik kann gezeigt werden,daß der<br />

Wirkungsgrad für einen reversiblen Kreisprozess gegeben ist durch:<br />

ηCarnot = T1 − T2<br />

T 1<br />

wobei T1 und T2 die Temperaturen sind,bei denen WärmedemSystemzugeführt<br />

bzw. entnommen wird. Angewendet auf unseren Fall bedeutet das:<br />

η = ∆A<br />

∆Q1<br />

Das kann umgeformt werden zu<br />

dp<br />

dT =<br />

= dp · (VD − VFl)<br />

Λ<br />

= dT<br />

T + dT<br />

Λ<br />

(T + dT ) · (VD − VFl)<br />

Da wir den Grenzübergang dT → 0 betrachten,erhalten wir die Clausius-Clapeyronsche<br />

Gleichung<br />

dp<br />

dT =<br />

Λ<br />

T · (VD − VFl)<br />

Verdampfungswrme<br />

Kehrt man bei der Betrachtung der Verdampfung des Wassers noch einmal zum 1.<br />

Hauptsatz der Wärmelehre zurück,so sagt er,dass die Wärmemenge dQ die man<br />

dem System zufhrt,zwei Auswirkungen hat. Zum einen erhht sie die innere Energie<br />

U des Systms,was im mikroskopischen Bild bedeutet,da die Moleküle gegen ihre<br />

elektrischen Anziehungskräfte voneinander entfernt werden. Zum anderen bewirkt<br />

dQ auch eine Ausdehnungs- oder Verdrängungsarbeit (dA = p · dV ) dadurch,da<br />

sich das System von VFl auf VD ausdehnt.<br />

Für das Beispiel Wasser schätzen wir nun ab,wie sich die Verdampfungswärme auf<br />

diese beiden Anteile verteilt.<br />

Mit dV als der Differenz der beiden molaren Volumina bei 100 o C:<br />

dV = VD − VFl =30, 114[m 3 /mol] − 0, 018[m 3 /mol]<br />

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Gegen einen Atmosphärendruck p = 1, 013 · 10 5 Pa zeigt es sich,dass die Ausdehnungsarbeit<br />

nur ungefähr 170 J/g beträgt. Dieser Wert spielt im Vergleich zum<br />

Anteil der inneren Energie an der Verdampfungswärme nur eine untergeordnete Rolle.<br />

In der Literatur wird die Verdampfungswärme häufig richtiger als Verdampfungsenthalpie<br />

bezeichnet. Der Grund dafür ist,da die Wärmemenge dQ an sich keine<br />

Zustandsgröße ist,wie die innere Energie oder die Entropie. Erst die Zustandsfunktion<br />

H = U − p · V ,Enthalpie genannt und aus der Differenz von innerer Energie<br />

und Verdrängungsenergie gebildet,ist eine solche Größe. Der erste Hauptsatz lässt<br />

sich umschreiben<br />

dQ = dH − V · dp<br />

Läuft der Verdampfungsprozeß bei konstantem Druck ab,so ist dQ = dH,d.h. die<br />

beim Verdampfen zugeführte Wärmemenge erhöht die Enthalpie der Stoffmenge um<br />

den Betrag der Verdampfungswärme Λ.<br />

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