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Versuch 11 a/b a) Schallwellen in Rohren b) Kundtsche Staubfiguren

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1 V <strong>11</strong><br />

<strong>Versuch</strong> <strong>11</strong> a/b<br />

a) <strong>Schallwellen</strong> <strong>in</strong> <strong>Rohren</strong><br />

b) <strong>Kundtsche</strong> <strong>Staubfiguren</strong><br />

Aufgaben :<br />

a) Mit e<strong>in</strong>er Drucksonde läßt sich die Schallwechseldruckverteilung von fortschreitenden und<br />

stehenden <strong>Schallwellen</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rohr abhören. Die Ausbildung stehender Wellen bei verschiedenen<br />

Abschlüssen läßt sich qualitativ untersuchen. Die <strong>Schallwellen</strong>länge wird bei<br />

Ausbilden der stehenden Wellen ausgemessen wie auch durch E<strong>in</strong>stellen der Resonanzen<br />

bei Variation der Resonatorlängen. Die Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> Luft ist zu berechnen.<br />

b) Mittels der <strong>Kundtsche</strong>n <strong>Staubfiguren</strong> läßt sich die Schallschnelleverteilung <strong>in</strong> <strong>Rohren</strong><br />

sichtbar machen; an Hand dieser Verteilung ist zu entscheiden, ob die abschließende Korkplatte<br />

e<strong>in</strong> schallharter oder schallweicher Abschluß ist. Aus der Wellenlänge der sich im<br />

Rohr ausbildenden stehenden Wellen kann die Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> festen Stoffen ermittelt<br />

und deren Elastizitätsmodul angegeben werden.<br />

Vorkenntnisse :<br />

<strong>Schallwellen</strong>, Schall-Feldgrößen (Schallschnelle, Schallwechseldruck), <strong>Schallwellen</strong>widerstand,<br />

Wellenlänge, Frequenz, Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit,<br />

longitud<strong>in</strong>ale und transversale Wellen, ebene Wellen, Kugelwellen, stehende Wellen, Resonanz,<br />

Schallausbreitung <strong>in</strong> Gasen und festen Stoffen,<br />

Maße<strong>in</strong>heiten der Schall- und der Lautgrößen, spektrale Empf<strong>in</strong>dlichkeit des Ohres, Weber-<br />

Fechnersches Gesetz<br />

Literatur :<br />

Beier, W.: Physik, S. 37- 45<br />

Diehl, H. u.a.: Physik f.Biologen, S. 203-215<br />

Haas, U.: Physik für Pharmazeuten u.a., S. 377-387<br />

Harten, H.-U.: Physik für Mediz<strong>in</strong>er, S. 81-102<br />

Jahrreiß, H.: E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Physik, S. 150-167<br />

Kamke, D., Walcher, W.: Physik für Mediz<strong>in</strong>er, S. 413-434<br />

Seibt, W.: Physik für Mediz<strong>in</strong>er, S. 318-329, S. 299-313<br />

Trautwe<strong>in</strong>, A.: Physik f. Mediz<strong>in</strong>er u.a., S. <strong>11</strong>3-145<br />

10.97.


<strong>Versuch</strong>sanordnung<br />

Abb. 1<br />

2 V <strong>11</strong><br />

Teilversuch<strong>11</strong>a<br />

<strong>Schallwellen</strong> <strong>in</strong> <strong>Rohren</strong><br />

1. Kurzbeschreibung<br />

In e<strong>in</strong>em Glasrohr G werden mit dem Lautsprecher LS stehende Wellen erzeugt, die mit e<strong>in</strong>er<br />

Drucksonde SO abgehört werden können. Aus dem Abstand der Druckknoten wird die Wellenlänge<br />

berechnet. Im 2. Teil des <strong>Versuch</strong>es wird die Luftsäule im Rohr durch Verändern der<br />

Rohrlänge L mit dem Stempel ST auf Resonanz abgestimmt. Man ermittelt mit der Sonde die<br />

Zahl der Drucknoten und damit die Ordnungszahl der betreffenden Eigenschw<strong>in</strong>gung und<br />

berechnet wieder die Wellenlänge. Mit Hilfe der gegebenen Meßfrequenz ergibt sich aus den<br />

gemessenen Wellenlängen die Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit.<br />

2. E<strong>in</strong>führung<br />

Die Entstehung e<strong>in</strong>er Schallwelle kann man sich folgendermaßen vorstellen:<br />

Abb. 2<br />

Angenommen, der Stempel ST würde zur Zeit t = 0 für kurze Zeit mit der Geschw<strong>in</strong>digkeit u<br />

nach rechts gedrückt. Dann bewegen sich die angrenzenden Luftteilchen ebenfalls mit der<br />

Geschw<strong>in</strong>digkeit u nach rechts, bis sie nach e<strong>in</strong>er sehr kurzen Strecke (10 -7 m) mit Nachbarmolekülen<br />

zusammenstoßen, ihren Impuls (Masse mal Geschw<strong>in</strong>digkeit u) auf diese übertragen<br />

und selbst abgebremst werden.<br />

Durch die gerichtete Bewegung der stoßenden Teilchen hat sich <strong>in</strong> ihrer Nähe die Dichte und<br />

damit der Luftdruck ger<strong>in</strong>gfügig erhöht.<br />

10.97.


3 V <strong>11</strong><br />

Die gestoßenen Teilchen stoßen ihrerseits wieder auf weiter rechts liegende Moleküle, geben<br />

ihren Impuls weiter und bewirken ebenfalls e<strong>in</strong>e kurzfristige Dichte- und Druckerhöhung.<br />

Nach der Zeit t ergibt sich folgendes Bild:<br />

Abb. 3<br />

Die Druckstörung, die von der kurzen Bewegung des Stempels ausgelöst wurde, ist um e<strong>in</strong>e<br />

Strecke x = v·t nach rechts gewandert, während sich <strong>in</strong> der Nähe des Stempels der Gleichgewichtszustand<br />

wieder e<strong>in</strong>gestellt hat. Alle Luftteilchen s<strong>in</strong>d praktisch an ihrem Ort geblieben,<br />

nur der Impuls ist weitergegeben worden.<br />

Man bezeichnet die Größe v als Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit. Sie hat <strong>in</strong> Luft bei Zimmertemperatur<br />

den Wert<br />

v = 344 m/s<br />

Sie ist die Geschw<strong>in</strong>digkeit, mit der sich e<strong>in</strong>e Störung <strong>in</strong> dem betreffenden Medium fortpflanzt<br />

und muß deutlich von der Geschw<strong>in</strong>digkeit u unterschieden werden, mit der sich das<br />

e<strong>in</strong>zelne Teilchen bewegt. u heißt <strong>in</strong> der Akustik auch Schallschnelle oder kurz Schnelle.<br />

Bewegt man <strong>in</strong> Abb. 2 den Stempel ST periodisch h<strong>in</strong> und her (Modell e<strong>in</strong>er Lautsprechermembran),<br />

so werden auch die benachbarten Luftteilchen zu e<strong>in</strong>er periodischen Schw<strong>in</strong>gung<br />

angeregt, die sie durch Stöße auf entfernter liegende Luftschichten übertragen. Wenn die Teilchen<br />

<strong>in</strong> Ausbreitungsrichtung schw<strong>in</strong>gen, entsteht e<strong>in</strong>e Druckerhöhung, während sich beim<br />

Zurückschw<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e Druckerniedrigung (Sog) ausbildet. Diese periodische Folge von<br />

Druck- und Schnelleschwankungen, die sich mit der Geschw<strong>in</strong>digkeit v ausbreiten, nennt man<br />

e<strong>in</strong>e Schallwelle. Die periodischen Schwankungen des Luftdruckes um den Atmosphärendruck<br />

(Gleichgewichtsdruck) heißen Schallwechseldruck, abgekürzt Schalldruck.<br />

Selbst bei sehr großen Lautstärken ist der Schalldruck sehr kle<strong>in</strong> gegen den Atmosphärendruck.<br />

Die beiden Feldgrößen, Schalldruck und Schallschnelle, reichen aus, um e<strong>in</strong>e Schallwelle zu<br />

beschreiben. Sie entsprechen den beiden Energiereservoiren der Schallausbreitung, der potentiellen<br />

und k<strong>in</strong>etischen Energie.<br />

Wenn die Teilchen, wie eben beschrieben, <strong>in</strong> Richtung der Wellenausbreitung schw<strong>in</strong>gen,<br />

spricht man von e<strong>in</strong>er Längswelle oder Longitud<strong>in</strong>alwelle. In festen Körpern können<br />

daneben noch Quer- oder Transversalwellen auftreten, bei denen die Teilchen sich senkrecht<br />

zur Ausbreitungsrichtung bewegen.<br />

10.97.


4 V <strong>11</strong><br />

3. Ebene fortschreitende Wellen<br />

Die Schallausbreitung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rohr, die <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>führung beschrieben wurde, soll jetzt mathematisch<br />

behandelt werden. Studenten, für die Physik Nebenfach ist, sollten sich von den<br />

Formeln nicht abschrecken lassen. Alle wichtigen Ergebnisse werden ausführlich diskutiert<br />

und veranschaulicht.<br />

Bei ebenen Wellen, wie sie <strong>in</strong> <strong>Rohren</strong> auftreten, s<strong>in</strong>d Druck und Schnelle <strong>in</strong> den Ebenen senkrecht<br />

zur Ausbreitungsrichtung x konstant. In e<strong>in</strong>er ebenen, <strong>in</strong> positiver x-Richtung fortschreitenden<br />

Welle gilt für alle Schallfeldgrößen, also auch für die Schallschnelle u, e<strong>in</strong>e Gleichung<br />

folgender Form:<br />

f = Frequenz [s -1 ]<br />

(1) u (x, t) = A s<strong>in</strong> 2 π (f t - x/λ) λ = Wellenlänge [m]<br />

A = Amplitude.<br />

Sie bedeutet folgendes:<br />

An e<strong>in</strong>em bestimmten Ort, z. B. x = 0, ist<br />

(2) u (t) = A s<strong>in</strong> 2 π f t,<br />

d. h., die Schnelle ändert sich s<strong>in</strong>usförmig zwischen den Extremwerten +A und -A. Nach der<br />

Zeit t = τ = 1/f wird wieder der gleiche Schw<strong>in</strong>gungszustand erreicht. τ nennt man Schw<strong>in</strong>gungszeit<br />

oder Periode (siehe Abb. 4 oben).<br />

Abb. 4<br />

Könnte man zu e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunkt, z.B. t = 0, e<strong>in</strong>e Momentaufnahme der Welle<br />

machen, so bekäme man folgende räumliche Schnelleverteilung (Abb. 4 unten):<br />

(3) u (x) = - A s<strong>in</strong> 2 π x/λ<br />

10.97.


5 V <strong>11</strong><br />

d. h. u ändert sich auch räumlich s<strong>in</strong>usförmig. Nach der Strecke x·=·λ ist wieder der gleiche<br />

Zustand erreicht wie bei x = 0. Da sich die Wellen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Periode τ [s] um λ [m] fortbewegt,<br />

ist ihre Ausbreitungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

(4) v = λ/τ = λ·f<br />

Gl. 1 zeigt, daß <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fortschreitenden Welle zu ke<strong>in</strong>er Zeit die Schnelle überall Null ist.<br />

Andererseits gibt es auch ke<strong>in</strong>en Ort, an dem die Schnelle immer Null ist. Wie im Anhang<br />

abgeleitet wird, besteht zwischen den beiden Schallfeldgrößen folgende Beziehung:<br />

(5) dp/dx = -ρ du/dt ρ = Dichte des Mediums,<br />

d.h., die räumliche Änderung des Schalldruckes ist der zeitlichen Änderung der Schnelle proportional.<br />

Aus Gl. 1 erhält man durch partielle Differentiation nach t und anschließende Integration über<br />

x die entsprechende Formel für den Schalldruck:<br />

(6) p (x, t) = ρ v A s<strong>in</strong> 2 π (f t - x/λ) = A` s<strong>in</strong> 2 π (f t - x/λ)<br />

Der Vergleich von Gl. 6 und Gl. 1 zeigt, daß Schalldruck und Schallschnelle sich <strong>in</strong> der fortschreitenden<br />

Welle völlig gleichartig verhalten, sie s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Phase. Sie haben am gleichen festen<br />

Ort x den gleichen zeitlichen Verlauf und zur festen Zeit t die gleiche räumliche Verteilung.<br />

4. Wellenwiderstand<br />

E<strong>in</strong> Vergleich von Gl. 6 und Gl. 1 zeigt ferner, daß das Verhältnis von Druck und Schnelle <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er ebenen Welle nur von der Dichte und der Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit des Mediums abhängt:<br />

(7) p/u = ρ·v = Z<br />

Z nennt man <strong>Schallwellen</strong>widerstand. Er ist e<strong>in</strong>e wichtige Kenngröße des Mediums; auf ihn<br />

beziehen sich die Begriffe schallhart und schallweich.<br />

v [m s -1 ] Z [kg m -2 s -1 ]<br />

Luft 344 430<br />

Wasser 1468 1.48 10 6<br />

Eisen 5170 4.00 10 7<br />

Da der Wellenwiderstand von Festkörpern rund 10 5 mal größer ist als der von Gasen, ist bei<br />

gleichem Druck die Schnelle der Teilchen <strong>in</strong> festen Körpern etwa 10 5 mal kle<strong>in</strong>er als <strong>in</strong> Gasen.<br />

Das gleiche gilt für die Auslenkung der Teilchen.<br />

Der <strong>Schallwellen</strong>widerstand spielt <strong>in</strong> der Akustik e<strong>in</strong>e ähnliche Rolle wie der Brechungs<strong>in</strong>dex<br />

<strong>in</strong> der Optik. Je größer der Unterschied der Wellenwiderstände an e<strong>in</strong>er Grenzfläche ist, umso<br />

größer ist der Teil der Schallenergie, der reflektiert wird. Luftschall wird daher an Flüssigkeitsoberflächen<br />

und festen Körpern total reflektiert.<br />

10.97.


6 V <strong>11</strong><br />

5. Stehende Wellen<br />

Fortschreitende Wellen erhält man nur bei ungestörter Schallausbreitung, z.B. im Freien. Sobald<br />

e<strong>in</strong>e Welle auf e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis trifft, das die Schallenergie vollständig oder teilweise reflektiert,<br />

bildet sich vor dem H<strong>in</strong>dernis e<strong>in</strong>e stehende Welle aus.<br />

Im <strong>Versuch</strong>srohr Abb. 1 wird vom Lautsprecher e<strong>in</strong>e nach l<strong>in</strong>ks laufende Schallwelle erzeugt,<br />

die am harten Abschluß bei x = 0 vollständig reflektiert wird. Die reflektierte Welle hat daher<br />

die gleiche Amplitude A wie die e<strong>in</strong>fallende Welle, aber die entgegengesetzte Ausbreitungsrichtung.<br />

Beide Wellen überlagern sich so, daß am harten Ende bei x = 0 die Schnelle zu jeder<br />

Zeit Null ist (Randbed<strong>in</strong>gung). Dies ist physikalisch notwendig, da die an die Wand grenzenden<br />

Luftteilchen sich nicht bewegen können. In Gl. 8 ist dieser Sachverhalt mathematisch<br />

darge stellt:<br />

(8) u (x, t) = A s<strong>in</strong> 2 π (f t + x/λ) - A s<strong>in</strong> 2 π (f t - x/λ)<br />

e<strong>in</strong>fallende Welle reflektierte Welle<br />

-x - Richtung +x - Richtung .<br />

Die reflektierte Welle muß an der Stelle x = 0 die Amplitude -A haben, damit die Addition<br />

beider Wellen dort immer u = 0 ergibt. Man sagt, am harten Abschluß erleidet die Schnelle<br />

e<strong>in</strong>en Phasensprung um 180°.<br />

Gl. 8 läßt sich mit Hilfe des Additionstheorems<br />

s<strong>in</strong> (α + ß) - s<strong>in</strong> (α - ß) = 2 cos α·s<strong>in</strong> ß<br />

so umformen, daß man die Eigenschaften der stehenden Welle besser erkennen kann:<br />

(9) u (x, t) = 2 A cos 2 π·f t·s<strong>in</strong> 2 π x/λ<br />

Betrachten wir zunächst das zeitliche Verhalten der Schnelle, das durch den Faktor cos 2 π f t<br />

bestimmt wird. Dieser Faktor wird pro Periode τ = 1/f zweimal Null, für t = τ/4 und für t =<br />

3τ/4 (siehe auch Abb. 5). Das hat zur Folge, daß auch die Schnelle zu diesen Zeiten Null<br />

wird, und zwar überall im Rohr. Dies steht im krassen Gegensatz zum Verhalten der Schnelle<br />

<strong>in</strong> der fortschreitenden Welle, das durch Gl. 1 beschrieben wird.<br />

Ebenfalls gleichzeitig, nämlich bei t = 0, τ, 2 τ,... , erreicht die Schnelle überall e<strong>in</strong>en zeitlichen<br />

Höchstwert, da cos 2 π f t = 1 wird.<br />

Da die Schnelle im ganzen Rohr gleichphasig schw<strong>in</strong>gt, können wir den Zeitfaktor mit der<br />

Amplitude zusammenfassen,<br />

umax = 2 A cos 2 π f t,<br />

und nun alle<strong>in</strong> die Ortsabhängigkeit der Schnelle untersuchen.<br />

(10) u (x) = |umax s<strong>in</strong> 2 π x/λ|<br />

(Die Betrag-Striche wurden gesetzt, weil umax <strong>in</strong> jeder Sekunde f mal das Vorzeichen wechselt,<br />

unser Ohr aber diesen schnellen Wechsel nicht erkennen kann.)<br />

Gl. 10 zeigt, daß die Schnelle örtlich zwischen e<strong>in</strong>em Maximalwert umax und Null variiert. Die<br />

Nullstellen, auch Schnelleknoten oder Schnellem<strong>in</strong>ima genannt, liegen bei<br />

(<strong>11</strong>) x = n·λ/2 n = 0, 1, 2, ...<br />

10.97.


7 V <strong>11</strong><br />

Den ersten Knoten bei x = 0 hatten wir durch die Randbed<strong>in</strong>gung u = 0 bei x = 0 vorgegeben.<br />

Die weiteren Knoten folgen im Abstand von jeweils λ/2.<br />

Die Schnellemaxima oder Schnellebäuche s<strong>in</strong>d gegenüber den Schnelleknoten um λ/4 verschoben.<br />

Sie liegen bei<br />

(12) x = (2 n - 1) λ/4 n = 1, 2, ...<br />

In Abb. 5 ist das Verhalten der Schnelle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er stehenden Welle noch e<strong>in</strong>mal anschaulich<br />

dargestellt. Zwischen den drei Momentaufnahmen der Schnelleverteilung liegt jeweils e<strong>in</strong>e<br />

Viertelperiode. Die Länge der Pfeile soll den Betrag der Schnelle andeuten:<br />

Abb. 5<br />

Man sieht, daß es nicht nur Orte gibt, an denen die Schnelle zu allen Zeiten Null ist (Knoten),<br />

sondern daß es <strong>in</strong> der stehenden Welle auch Zeiten gibt, zu denen die Schnelle überall Null<br />

ist (t = τ/4 usw. ). Nach jeweils e<strong>in</strong>er halben Periode hat die Schnelle ihre Richtung um 180°<br />

geändert.<br />

Um den Verlauf des Schalldruckes zu beschreiben, müssen wir wieder von Gl. 5 Gebrauch<br />

machen und die Schnellegleichung Gl. 9 nach t differenzieren und über x <strong>in</strong>tegrieren:<br />

(13) p (x, t) = -2 A Z s<strong>in</strong> 2 π f t·cos 2 π x/λ<br />

Für die Ortsabhägigkeit des Druckes ergibt sich analog zu Gl. 10<br />

(14) p (x) = |pmax cos 2 π x/λ |; mit |pmax| = 2 A Z = |umax| Z<br />

Die Druckbäuche liegen bei<br />

(15) x = n·λ/2 n = 0, 1, 2, ...<br />

und die Druckknoten bei<br />

10.97.


8 V <strong>11</strong><br />

(16) x = (2 n - 1) λ/4 n = 1, 2, 3, ...<br />

Am harten Abschluß bei x = 0 liegt e<strong>in</strong> Druckbauch. Physikalisch ist das zu erwarten, denn da<br />

an dieser Stelle die Luftteilchen abgebremst werden, stauen sie sich und der Druck erhöht<br />

sich. Der Vergleich der Gleichungen 15 und 16 mit <strong>11</strong> und 12 zeigt:<br />

<strong>in</strong> der stehenden Welle fallen die Druckbäuche mit den Schnelleknoten zusammen<br />

und umgekehrt.<br />

E<strong>in</strong> Vergleich der Gl. 13 und 9 zeigt, daß Druck und Schnelle <strong>in</strong> der stehenden Welle auch<br />

zeitlich verschoben s<strong>in</strong>d. Der Druck ist genau dann überall im Rohr Null, wenn die Schnelle<br />

ihren zeitlichen Maximalwert erreicht.<br />

Physikalisch bedeutet das: zweimal <strong>in</strong> jeder Periode verwandelt sich die potentielle Energie <strong>in</strong><br />

k<strong>in</strong>etische Energie und wieder zurück <strong>in</strong> potentielle Energie (das gleiche geschieht bei der<br />

Pendelschw<strong>in</strong>gung).<br />

Die zeitlichen Druckschwankungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schallwelle gehen so rasch vor sich, daß das<br />

menschliche Gehör ihnen nicht mehr folgen kann. Wenn die Frequenz der Druckschwankungen<br />

größer als 16 Hz ist, so empf<strong>in</strong>det man sie als e<strong>in</strong>en Ton, dessen Tonhöhe der Frequenz<br />

proportional ist und dessen Lautstärke vom Scheitelwert des Schalldruckes abhängt. Deshalb<br />

<strong>in</strong>teressiert meist nur die räumliche Verteilung der Schallfeldgrößen.<br />

Es genügt also, die zeitunabhängige Gl. 14 für den Druck zu diskutieren. Abb. 6 zeigt den<br />

Schalldruckverlauf im Rohr, wie man ihn beim Abtasten mit e<strong>in</strong>er druckempf<strong>in</strong>dlichen Sonde<br />

wahrnimmt.<br />

Abb. 6<br />

An der harten Begrenzung bei x = 0 ist der Ton sehr laut, bei x = λ/4 verschw<strong>in</strong>det er. Mit<br />

zunehmenden x folgen im λ/2-Abstand weitere scharfe Lautstärkem<strong>in</strong>ima (Druckknoten),<br />

zwischen denen breite Maxima liegen. Man wird deshalb die Druckm<strong>in</strong>ima zur Bestimmung<br />

der Wellenlänge heranziehen und nicht die Maxima.<br />

Es gibt noch e<strong>in</strong>en zweiten Grund, weshalb man die Lage der M<strong>in</strong>ima genauer bestimmen<br />

kann: Nach dem Weber-Fechnerschen-Gesetz hat das Ohr e<strong>in</strong>e angenähert logarithmische<br />

Empf<strong>in</strong>dlichkeit, d.h. Lautstärkeänderungen werden bei kle<strong>in</strong>en Lautstärken besser wahrgenommen<br />

als bei großen.<br />

6. Andere Rohrabschlüsse<br />

Was geschieht, wenn das Rohr bei x = 0 offen ist? Man sollte annehmen, daß die Welle ungeh<strong>in</strong>dert<br />

<strong>in</strong> den Außenraum entweichen kann.<br />

10.97.


Abb. 7<br />

9 V <strong>11</strong><br />

Tatsächlich tritt auch am offenen <strong>Rohren</strong>de (und an jedem Querschnittssprung) e<strong>in</strong>e Reflexion<br />

e<strong>in</strong>, die umso vollständiger ist, je kle<strong>in</strong>er der Rohrdurchmesser im Verhältnis zur Wellenlänge<br />

ist. Das offene Ende ist genauso e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis für den Schalldruck wie e<strong>in</strong>e harte Wand<br />

für die Schallschnelle. Im Rohr wird der Schallwechseldruck durch die harten Rohrwände<br />

aufrecht erhalten, während er sich am offenen <strong>Rohren</strong>de zu jeder Zeit dem Außendruck angleicht,<br />

d.h. Null wird.<br />

E<strong>in</strong> offenes <strong>Rohren</strong>de ist e<strong>in</strong> schallweicher Abschluß, dort bricht der Schalldruck zusammen.<br />

Dadurch verschieben sich gegenüber dem Rohr mit hartem Abschluß alle Druckknoten<br />

und -bäuche um λ/4. Dasselbe gilt auch für die Schnelle. Am offenen Ende ist die Schnelle<br />

nicht Null wie am harten Ende, sondern sie ist dort maximal. In der Öffnung schw<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e<br />

Luftschicht wie e<strong>in</strong> Kolben h<strong>in</strong> und her. In Aufgabe 1c wird die stehende Welle vor dem offenen<br />

<strong>Rohren</strong>de ausgemessen.<br />

E<strong>in</strong>en reflektionsfreien Abschluß kann man auf zwei Weisen realisieren:<br />

a) Man erweitert den Rohrquerschnitt allmählich, am besten <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es Schalltrichters,<br />

dessen Querschnitt sich exponentiell vergrößert. Dann gibt es ke<strong>in</strong>e Querschnittssprünge und<br />

daher auch ke<strong>in</strong>e Reflexionen.<br />

b) Man absorbiert die e<strong>in</strong>fallende Welle am Abschluß vollständig. Im Idealfall existiert dann<br />

im Rohr nur e<strong>in</strong>e fortschreitende Welle. Mit e<strong>in</strong>er dicken Schicht lockerer Watte (wie bei uns)<br />

gel<strong>in</strong>gt dies jedoch nur unvollkommen. Man stellt mit der Drucksonde fest, daß die Lautstärke<br />

im Rohr noch ger<strong>in</strong>ge Schwankungen zeigt (<strong>Versuch</strong> 1d).<br />

7. Resonanzen, Eigenschw<strong>in</strong>gungen<br />

Stehende Wellen kann man bei jeder beliebigen Rohrlänge erzeugen, die größer als λ/2 ist.<br />

Es fällt jedoch auf, daß bei bestimmten Rohrlängen der Unterschied zwischen den Druckbäuchen<br />

(p = pmax) und den Druckknoten (p = 0) besonders groß ist. Trägt man pmax <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von der Rohrlänge L auf, dann erhält man folgendes Bild:<br />

Diese Ersche<strong>in</strong>ung wird Resonanz genannt und kommt dadurch zustande, daß die Welle zwischen<br />

zwei reflektierenden Abschlüssen h<strong>in</strong>- und hergeworfen wird und sich dabei unter bestimmten<br />

Bed<strong>in</strong>gungen zu großer Intensität aufschaukeln kann. Der zweite, ebenfalls schallharte<br />

Abschluß ist im <strong>Versuch</strong>srohr durch den verschiebbaren Stempel bei x = L realisiert<br />

(Abb. 1). Wenn man die Frequenz (und damit die Wellenlänge) und die Rohrlänge L so aufe<strong>in</strong>ander<br />

abstimmt, daß gerade e<strong>in</strong> Vielfaches e<strong>in</strong>er halben Wellenlänge <strong>in</strong>s Rohr "paßt", tritt<br />

Resonanz e<strong>in</strong>:<br />

(17) LR = n·λ/2 n = 1, 2, 3, ...<br />

10.97.


10 V <strong>11</strong><br />

Für n = 1 schw<strong>in</strong>gt die Luftsäule im Rohr <strong>in</strong> ihrer 1. Eigenschw<strong>in</strong>gung. Die Resonanzlänge<br />

ist LR1 = λ/2. Der Druck hat e<strong>in</strong>en Knoten, der <strong>in</strong> der Mitte des Rohres liegt.<br />

Die 1. Eigenschw<strong>in</strong>gung nennt man auch Grundschw<strong>in</strong>gung.<br />

Abb. 8<br />

Bei der doppelten Rohrlänge gerät die Luftsäule wieder <strong>in</strong> Resonanz. Dies ist die 2. Eigenschw<strong>in</strong>gung<br />

(oder 1. Oberschw<strong>in</strong>gung); sie hat zwei Druckknoten.<br />

Bei Rohrlängen, die kle<strong>in</strong> gegen λ/2 s<strong>in</strong>d, können sich ke<strong>in</strong>e stehenden Wellen ausbilden.<br />

Gl. 13 zeigt, daß <strong>in</strong> diesem Fall cos 2 π x/λ gegen 1 geht. Der Druck ist dann nur noch von<br />

der Zeit, nicht aber vom Ort abhängig. Dieser Zustand besteht im <strong>Versuch</strong>srohr bezüglich der<br />

Querabmessungen. Der Rohrdurchmesser ist so kle<strong>in</strong>, daß der Druck <strong>in</strong> Ebenen senkrecht zur<br />

Rohrachse konstant ist. Das hat den meßtechnischen Vorteil, daß der Druck an e<strong>in</strong>er beliebigen<br />

Stelle des Querschnittes gemessen werden kann.<br />

Durch Abhören der Rohrresonanzen läßt sich die Wellenlänge ebenso gut bestimmen wie aus<br />

dem Abstand der Druckknoten <strong>in</strong> der stehenden Welle. Zu diesem Zweck hört man den<br />

Schalldruck an e<strong>in</strong>em der schallharten Abschlüsse ab und verändert die Rohrlänge mit dem<br />

Stempel, bis der Schalldruck maximal wird. Wenn man bei dieser Rohrlänge LR mit Hilfe der<br />

Sonde die Zahl n der Druckknoten im Rohr bestimmt, kann man nach Gl. 17 die Wellenlänge<br />

berechnen.<br />

Auch ohne Kenntnis von n kann man die Wellenlänge nach Gl. 17 berechnen, nämlich aus der<br />

Differenz zweier benachbarter Resonanzlängen.<br />

(18) λ = 2 (LRn - LRn-1)<br />

Die Resonanzbed<strong>in</strong>gung Gl. 17 gilt auch für das beidseitig schallweich abgeschlossene Rohr,<br />

z.B. für die offene Orgelpfeife und für den schw<strong>in</strong>genden Stab <strong>in</strong> <strong>Versuch</strong> <strong>11</strong>b. Ist e<strong>in</strong> Roh-<br />

10.97.


<strong>11</strong> V <strong>11</strong><br />

rende hart und das andere weich abgeschlossen (gedackte Orgelpfeife), dann heißt die Resonanzbed<strong>in</strong>gung<br />

(19) LR = (2 n-1) λ/4 n = 1, 2, 3, ...<br />

Die 1. Eigenschw<strong>in</strong>gung (Grundschw<strong>in</strong>gung) tritt auf, wenn LR1 = λ/4 ist. Auch sie weist<br />

e<strong>in</strong>en Druckknoten auf, der am offenen Ende liegt.<br />

Abb. 9<br />

8. <strong>Versuch</strong>sdurchführung<br />

<strong>Versuch</strong>sanordnung siehe Abb. 1.<br />

Aufgabe 1.<br />

Ausmessen stehender Wellen vor verschiedenen Rohrabschlüssen und Bestimmung der Wellenlänge.<br />

Mit e<strong>in</strong>er Sonde wird der Abstand x der Druckknoten vom Rohrabschluß bestimmt.<br />

Frequenz etwa 800 Hz.<br />

a. Schallharter Abschluß<br />

Vor Beg<strong>in</strong>n der Messung wird das Rohr durch Verschieben des Stempels ST auf Resonanz<br />

e<strong>in</strong>gestellt (Sonde SO bis zum Stempel herausziehen, Maximum der Lautstärke e<strong>in</strong>stellen).<br />

Mit der Sonde wird das Schallfeld vom harten Abschluß A her abgetastet und die Position x<br />

jedes Lautstärkem<strong>in</strong>imums (Druckknoten) genau bestimmt (Mittelwert aus jeweils 3 E<strong>in</strong>stellungen).<br />

Aus dem Mittelwert des Abstandes a von je zwei benachbarten M<strong>in</strong>ima berechnet<br />

man die Wellenlänge λ = 2 a und mit der gegebenen Frequenz die Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit v =<br />

f λ. Ferner wird notiert, ob sich bei x = 0 e<strong>in</strong> Druckknoten oder e<strong>in</strong> Druckbauch bef<strong>in</strong>det und<br />

wie groß die Rohrlänge L ist.<br />

b. Schallharter Abschluß, Messung außerhalb der Resonanz<br />

Um zu zeigen, daß stehende Wellen auch auftreten, wenn das Rohr nicht <strong>in</strong> Resonanz<br />

schw<strong>in</strong>gt, wird der Stempel um e<strong>in</strong> paar Zentimeter verschoben, so daß die Lautstärke am<br />

Stempel deutlich abs<strong>in</strong>kt. Nun wird wieder die Lage der Druckknoten ausgemessen (e<strong>in</strong>malige<br />

E<strong>in</strong>stellung genügt).<br />

c. Schallweicher Rohrabschluß<br />

Nach Abnehmen der Abschlußkappe werden die <strong>in</strong> 1a beschriebenen Messungen wiederholt:<br />

Rohr auf Resonanz e<strong>in</strong>stellen;<br />

Lage der Druckknoten bestimmen;<br />

10.97.


12 V <strong>11</strong><br />

Wellenlänge berechnen;<br />

feststellen, ob am offenen Ende e<strong>in</strong> Druckknoten oder e<strong>in</strong> Druckbauch liegt.<br />

(Diese Messung, die sehr viel Lärm verursacht, sollte nur e<strong>in</strong>mal durchgeführt werden.)<br />

d. Reflexionsarmer Abschluß<br />

In das Rohr wird vor die Abschlußklappe e<strong>in</strong>e dicke Schicht lockere Watte gelegt. Beschreiben<br />

Sie qualitativ, was Sie hören, wenn Sie die Sonde durch das Rohr führen.<br />

e. Auswertung<br />

Die Ergebnisse der Messungen 1a bis 1d s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Skizze darzustellen, die das System der<br />

stehenden Wellen vor den verschiedenen Rohrabschlüssen zeigt. Auf den x-Achsen werden<br />

die Druckknoten maßstabgerecht aufgetragen. Der Maßstab der p-Achse ist beliebig.<br />

Zur Berechnung der <strong>Schallwellen</strong>länge werden nur die Ergebnisse aus 1a herangezogen, da<br />

die Messungen 1b und 1c wesentlich ungenauer s<strong>in</strong>d.<br />

Abb. 10<br />

10.97.


13 V <strong>11</strong><br />

Aufgabe 2.<br />

Bestimmung der Wellenlänge aus den Eigenschw<strong>in</strong>gungen (Resonanzen) der Luftsäule im<br />

Rohr. Bei e<strong>in</strong>er konstanten Frequenz von etwa 1,6 bis 1,8 kHz werden durch Verschieben des<br />

Stempels die Rohrlängen LR ermittelt, bei denen die Lautstärke im Rohr maximal wird, d.h.,<br />

die Luftsäule <strong>in</strong> Resonanz schw<strong>in</strong>gt. Die Resonanzen hört man am besten direkt am Stempel<br />

ab, da sich dort bei jeder Rohrlänge e<strong>in</strong> Druckbauch bef<strong>in</strong>det.<br />

Jede Resonanzlänge wird dreimal e<strong>in</strong>gestellt und der Mittelwert von LR gebildet. Beim dritten<br />

Mal ermittelt man mit Hilfe der Sonde die Zahl n der Druckknoten im Rohr, um festzustellen,<br />

um welche Eigenschw<strong>in</strong>gung es sich handelt.<br />

Die n-te Eigenschw<strong>in</strong>gung hat n Druckknoten, und die zugehörige Resonanzlänge ist nach<br />

Gl. 17 LR = n·λ/2<br />

Es werden drei verschiedene Resonanzlängen e<strong>in</strong>gestellt, jeweils λ berechnet und schließlich<br />

aus dem Mittelwert der λ und der gegebenen Frequenz die Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit v berechnet.<br />

Dieser Wert wird mit dem <strong>in</strong> Aufgabe 1a ermittelten Wert für v und dem Literaturwert für die<br />

Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit <strong>in</strong> Luft bei 20° C, v = 344 m s -1 , verglichen.<br />

10.97.


14 V <strong>11</strong><br />

Teilversuch <strong>11</strong> b<br />

<strong>Kundtsche</strong> <strong>Staubfiguren</strong><br />

<strong>Versuch</strong>sanordnung<br />

Abb. <strong>11</strong><br />

E<strong>in</strong> etwa 1,50 m langer Metallstab, für den Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit v und E-Modul bestimmt<br />

werden sollen, wird durch Reiben mit e<strong>in</strong>em Tuch <strong>in</strong> starke Longitud<strong>in</strong>alschw<strong>in</strong>gungen versetzt.<br />

Da er <strong>in</strong> der Mitte fest e<strong>in</strong> gespannt ist, schw<strong>in</strong>gt er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Grundschw<strong>in</strong>gung ( λ/2-<br />

Schw<strong>in</strong>gung), das heißt an se<strong>in</strong>en beiden Enden ist die Schnelle maximal, <strong>in</strong> der Mitte Null.<br />

Die Frequenz der Schw<strong>in</strong>gung wird durch die Stablänge L = λ/2 bestimmt. Sie ist nach Gl. 4<br />

(21) f = vStab/ λStab = vStab/2 L<br />

E<strong>in</strong> Stabende ragt <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Glasrohr und regt die Luftsäule zu Schw<strong>in</strong>gungen an, die am schallhart<br />

abgeschlossenen <strong>Rohren</strong>de reflektiert werden, so daß sich im Rohr e<strong>in</strong>e stehende Luftschallwelle<br />

ausbildet. E<strong>in</strong>e leichte Platte am Stabende dient zur Verbesserung der Abstrahlung<br />

und gleichzeitig als zweiter Reflektor. Durch Verändern der Rohrlänge kann man die<br />

Luftsäule auf Resonanz abstimmen.<br />

Da die Luftsäule im Takt der Stabschw<strong>in</strong>gung angeregt wird, ist die Frequenz <strong>in</strong> Luft und im<br />

Stab gleich, nur die Wellenlängen s<strong>in</strong>d wegen der unterschiedlichen Schallgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

verschieden. In Luft gilt<br />

(22) λLuft = vLuft/f<br />

Setzt man Gl. 21 <strong>in</strong> Gl. 22 e<strong>in</strong> und löst nach vStab auf, dann bekommt man für die gesuchte<br />

Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit im Stab<br />

(23) vStab = 2 L vLuft/ λLuft<br />

Diese Formel enthält die Frequenz nicht mehr! Das war zu Kundts Zeiten sehr wichtig, denn<br />

man konnte Frequenzen noch nicht objektiv messen. (Zur quantitativen Untersuchung der<br />

berühmten Doppler-Verschiebung bei bewegten Schallquellen brauchte Doppler die Hilfe<br />

e<strong>in</strong>es Musikers, der das 'absolute Gehör' besaß).<br />

vLuft wird bei diesem Teilversuch nicht gemessen, sondern berechnet.<br />

vLuft = 331,5 (1+0,002 θ) θ = Celsiustemperatur.<br />

Um die unbekannte Wellenlänge <strong>in</strong> Luft messen zu können, muß man die stehende Welle<br />

sichtbar machen. Dazu bef<strong>in</strong>det sich auf dem Boden des Rohres e<strong>in</strong>e dünne Schicht Korkpulver.<br />

An Stellen großer Schnelle wird das Pulver bewegt, während es <strong>in</strong> den Schnelleknoten <strong>in</strong><br />

Ruhe bleibt. Der Abstand der deutlich sichtbaren Knoten kann ausgemessen werden. Er beträgt<br />

genau e<strong>in</strong>e halbe Wellenlänge.<br />

10.97.


15 V <strong>11</strong><br />

Um e<strong>in</strong>e möglichst kräftige Schw<strong>in</strong>gung im Rohr zu erzeugen, muß das Rohr auf Resonanz<br />

abgestimmt werden. Dabei erhebt sich die Frage, welcher Schw<strong>in</strong>gungszustand an der Platte<br />

am Stabende herrscht. Die Kont<strong>in</strong>uitätsbed<strong>in</strong>gung verlangt, daß an der Anregungsstelle die<br />

Schnelle im festen Körper und <strong>in</strong> der Luft gleich groß ist. Wenn das Rohr unendlich lang wäre,<br />

könnte die Schnelle diesen sehr kle<strong>in</strong>en Wert nicht überschreiten. Durch die Reflexion am<br />

schallharten Abschluß wird die Welle jedoch zwischen zwei harten Abschlüssen h<strong>in</strong>- und<br />

hergeworfen und schaukelt sich bei passender Rohrlänge <strong>in</strong> den Schnellebäuchen zu hohen<br />

Werten auf. Bei Resonanz wird sich also die Anregungsstelle ganz <strong>in</strong> der Nähe e<strong>in</strong>es Schnelleknotens<br />

bef<strong>in</strong>den. Für die Resonanzlänge gilt also angenähert die Gl. 17<br />

LR ≈ n·λLuft/2<br />

In Festkörpern wird die Schallausbreitung durch elastische Verschiebungen der Volumenelemente<br />

bewirkt. Die Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit hängt deshalb von den elastischen Konstanten des<br />

Materials ab. E<strong>in</strong>e besonders e<strong>in</strong>fache Beziehung ergibt sich für die Fortpflanzungsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

e<strong>in</strong>er Longitud<strong>in</strong>alwelle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stab, dessen Querausdehnung kle<strong>in</strong> zur Längsausdehnung<br />

ist.<br />

(24) vStab<br />

=<br />

E<br />

ρ E = Elastizitätsmodul [N m-2 ]; ρ = Dichte [kg m -3 ]<br />

Dann ist der gesuchte E-Modul des Stabes:<br />

(25) E = vStab 2 ρ<br />

Aufgabe<br />

Aus der Staubverteilung im Rohr ist die Wellenlänge <strong>in</strong> Luft zu bestimmen. Daraus wird<br />

nachnach Gl. 25 der E-Modul des Stabes berechnet und mit dem Literaturwert verglichen.<br />

(Die Dichten der verwendeten Stäbe werden angegeben).<br />

H<strong>in</strong>weise zur Erzeugung der <strong>Staubfiguren</strong>:<br />

Die <strong>Schallwellen</strong>länge λ <strong>in</strong> Luft wird aus dem Abstand der Knoten der <strong>Staubfiguren</strong>, Abb. <strong>11</strong>,<br />

ermittelt. Um gut ausgebildete <strong>Staubfiguren</strong> zu erzeugen, s<strong>in</strong>d folgende Punkte zu beachten:<br />

1.) Nachmessen ob der Stab genau <strong>in</strong> der Mitte e<strong>in</strong>gespannt ist.<br />

2.) Das Korkmehl gleichmäßig im Rohr verteilen. Vor jeder Anregung das Rohr etwas um<br />

se<strong>in</strong>e Längsachse drehen (etwa 1/8 Drehung), um den Korkteilchen die Bewegung zu erleichtern.<br />

3.) Der Stab wird durch e<strong>in</strong>en mit Kollophonium (Geigenharz) bestreuten Lappen angeregt.<br />

Langsam und gleichmäßig ziehen.<br />

4.) Zum Abstimmen des Rohres auf Resonanz braucht man meist mehrere <strong>Versuch</strong>e. Wenn<br />

beim ersten <strong>Versuch</strong> die Staubfigur nicht befriedigend ist, verschiebt man das Rohr um etwa<br />

e<strong>in</strong>e Viertelwellenlänge (etwa 5 - 7 cm) und versucht es noch e<strong>in</strong>mal. Mit den Erfahrungen<br />

aus diesen <strong>Versuch</strong>en, sollte man beim dritten Mal der Resonanzlänge sehr nahe kommen..<br />

<strong>Versuch</strong>en Sie wegen der Lärmbelästigung mit möglichst wenigen Anregungen<br />

auszukommen!<br />

5.) Wählen Sie e<strong>in</strong>en möglichst gut ausgebildeten Abschnitt der Staubfigur aus und messen<br />

sie zur Erhöhung der Genauigkeit den Abstand möglichst vieler Knoten. Der Abstand zweier<br />

benachbarter Knoten ergibt dann die halbe Wellenlänge der Luftschallwelle.<br />

10.97.


16 V <strong>11</strong><br />

Anhang zu <strong>Versuch</strong> <strong>11</strong><br />

Ableitung der <strong>Schallwellen</strong>gleichung<br />

E<strong>in</strong>e Schallwelle kommt dadurch zustande, daß e<strong>in</strong>e örtliche Veränderung des Druckes e<strong>in</strong>e<br />

zeitliche Veränderung der Schnelle bewirkt und ebenso e<strong>in</strong>e örtliche Veränderung der Schnelle<br />

e<strong>in</strong>e zeitliche Druckänderung verursacht.<br />

Die erste Beziehung zwischen Druck p und Schnelle u erhalten wir durch das Grundgesetz<br />

der Mechanik, das wir auf e<strong>in</strong>e Luftschicht der kle<strong>in</strong>en Dicke ∆x und der Fläche A anwenden.<br />

d x<br />

(1) F m m<br />

dt<br />

du<br />

2<br />

= = 2<br />

dt<br />

Abb. A1<br />

In Abb. A1 l<strong>in</strong>ks sei der Druck an der l<strong>in</strong>ken Begrenzung p, auf der anderen Seite etwas größer.<br />

Dann ist der Druckunterschied<br />

dp<br />

∆p∆ dx x =−<br />

(Wenn p <strong>in</strong> positiver x-Richtung wächst, dann wirkt die Kraft <strong>in</strong> negativer x-Richtung, daher<br />

das M<strong>in</strong>uszeichen.)<br />

Auf die Luftmasse m = ρ A ∆x wirkt die Kraft F = A ∆p, die ihr e<strong>in</strong>e Beschleunigung<br />

b = du/dt verleiht. Setzt man alle Größen <strong>in</strong> Gl. 1 e<strong>in</strong> und dividiert beide Seiten durch A ∆x,<br />

so ergibt sich<br />

dp du<br />

(2) =−ρ Eulersche Gleichung<br />

dx dt<br />

Die zweite Beziehung zwischen Druck und Schnelle muß die örtliche Änderung der Schnelle<br />

enthalten.<br />

In Abb. A1 rechts hat die Luftschicht wieder das Volumen V = A ∆x. Ihre rechte Stirnfläche<br />

bewege sich mit der Geschw<strong>in</strong>digkeit u + (du/dx)·∆x. Nach der sehr kurzen Zeit dt hat<br />

sich die l<strong>in</strong>ke Seite um die Strecke u dt und die rechte Seite um [u + (du/dx)· ∆x] dt verschoben.<br />

Das Volumen hat sich also um dV = A (du/dx)· ∆x dt vergrößert.<br />

Die relative Volumenzunahme ist<br />

dV du<br />

(3)<br />

V dx dt =<br />

Um e<strong>in</strong>e Beziehung zwischen Volumenänderung und Druckänderung zu erhalten, müssen wir<br />

auf die Zustandsgleichung der Gase zurückgreifen.<br />

n = Zahl der Mole<br />

(4) P V = n R T<br />

R = Gaskonstante = 8.32 J mol -1 K -1<br />

P = P0 + p = Gesamtdruck<br />

P0 = Luftdruck<br />

M = molare Masse [kg mol -1 ] (Molekulargewicht)<br />

T = absolute Temperatur<br />

10.97.


17 V <strong>11</strong><br />

P V wäre konstant, wenn es sich um e<strong>in</strong>e isotherme Zustandsänderung handelte, wenn also<br />

die bei e<strong>in</strong>er Druckerhöhung auftretende Wärme sofort abgeführt werden könnte. Die Druckschwankungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schallwelle laufen aber so schnell ab, daß ke<strong>in</strong> Wärmeaustausch mit<br />

der Umgebung stattf<strong>in</strong>den kann. Die Zustandsänderungen verlaufen adiabatisch, und man<br />

muß die Adiabatengleichung anwenden.<br />

(5) P V κ = const. mit κ = cP/cV = 1.4 für Luft<br />

cP = spez. Wärmekapazität bei konstantem Druck<br />

cV = spez. Wärmekapazität bei konstantem Volumen<br />

Differenziert man Gl. 5 nach V, so ergibt sich<br />

dP P<br />

dV dp<br />

(6) =−<br />

dV V<br />

V P<br />

⋅ κ<br />

oder =−<br />

κ ⋅<br />

0<br />

In der rechten Gleichung wurde dP, die Änderung des Gesamtdruckes, durch dp, die Änderung<br />

des Schalldruckes ersetzt und ferner im Nenner statt des Gesamtdruckes der fast gleich<br />

große Luftdruck P0 e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Aus (3) und (6) ergibt sich die gesuchte 2. Beziehung zwischen Druck und Schnelle.<br />

du 1 dp<br />

(7) =− ⋅<br />

dx κ ⋅ P0<br />

dt<br />

Differenziert man Gl. 2 nach der Zeit und Gl. 7 nach dem Ort, dann erhält man die Wellengleichung<br />

für die Schnelle:<br />

2<br />

2<br />

duxt ( , ) P0d u( x, t)<br />

(8)<br />

= 2<br />

2<br />

dt<br />

dx<br />

⋅ κ<br />

⋅<br />

ρ<br />

Die Größe<br />

(9) v =<br />

κ ⋅ P<br />

ρ<br />

0<br />

ist die Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit. Sie ist nicht, wie man nach Gl. 9 vermuten könnte, abhängig<br />

vom Luftdruck P0 . Für die Dichte gilt nämlich<br />

M<br />

ρ = =<br />

V / n<br />

Masse pro Mol<br />

Volumen pro Mol<br />

Ferner ist nach (4) P0 = n R T/V.<br />

Demnach ist<br />

R<br />

(10) v<br />

M T<br />

κ⋅κ⋅R⋅273 = ⋅ =<br />

⋅ ( 1+ θ / 273)<br />

θ = Celsiustemperatur<br />

M<br />

Die Schallgeschw<strong>in</strong>digkeit ist also unabhängig vom Luftdruck und proportional der Wurzel<br />

aus der absoluten Temperatur.<br />

Zahlenmäßig ergibt sich für Luft<br />

(<strong>11</strong>) v = 331.5 (1+0.002 θ) m s -1 v20° = 344 m s -1<br />

d.h. die Temperaturänderung beträgt nur etwa 2°/oo pro Grad.<br />

10.97.

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