2. Textsorten und Gattungen: eine Einführung in zwei ... - Buch.de
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<strong>2.</strong> TEXTSORTEN UND GATTUNGEN<br />
<strong>2.</strong>2 <strong>Gattungen</strong><br />
Bei <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>teilung literarischer Texte wird heute als geläufigster Term<strong>in</strong>us <strong>de</strong>r Begriff<br />
<strong>de</strong>r Gattung verwen<strong>de</strong>t, wobei <strong>e<strong>in</strong>e</strong> E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> die drei <strong>Gattungen</strong> EPIK,<br />
LYRIK <strong>und</strong> DRAMATIK vorgenommen wird. 14 Die Dreiteilung <strong>de</strong>r Literatur wird<br />
dabei u. a. auf Goethe zurückgeführt, <strong>de</strong>r von <strong>de</strong>n „drei Naturformen <strong>de</strong>r Poesie“<br />
gesprochen hat. 15<br />
Zu<strong>de</strong>m wird <strong>de</strong>r Gattungsbegriff aber auch noch verwen<strong>de</strong>t, um <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Differenzierung<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>r e<strong>in</strong>zelnen <strong>Gattungen</strong> vorzunehmen. Zur (Haupt-)Gattung<br />
EPIK gehören beispielsweise die (Unter-)<strong>Gattungen</strong> (Gattungsarten) Roman <strong>und</strong><br />
Parabel. Diese Gattungse<strong>in</strong>teilung richtet sich nach formalen Gesichtspunkten (z. B.<br />
<strong>de</strong>r Länge von Texten, wenn zwischen Großformen wie Roman <strong>und</strong> Epos <strong>und</strong><br />
Kle<strong>in</strong>formen wie Fabel <strong>und</strong> Anekdote im Bereich <strong>de</strong>r Epik unterschie<strong>de</strong>n wird)<br />
o<strong>de</strong>r auch nach <strong>in</strong>haltlichen Kriterien (Unterteilung <strong>de</strong>r Gattung Roman <strong>in</strong> Abenteuerroman,<br />
Reiseroman, Bildungsroman etc.), wobei allerd<strong>in</strong>gs <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Beziehung<br />
zwischen Form <strong>und</strong> Inhalt (Gehalt <strong>und</strong> Gestaltung) besteht.<br />
Zwischen <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>zelnen <strong>Gattungen</strong> (Gattungsformen) gibt es Übergänge; <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
re<strong>in</strong> schematische Abgrenzung <strong>de</strong>r <strong>Gattungen</strong> verkennt zu<strong>de</strong>m das Wesen von<br />
Literatur, die sich eben nicht <strong>in</strong> das Korsett <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r re<strong>in</strong> normativen Poetik zwängen<br />
lässt. Als „Arbeitsbegriff“ o<strong>de</strong>r „Verständigungsbegriff“ für <strong>de</strong>n Umgang mit Literatur<br />
ist die Verwendung <strong>de</strong>s Begriffs „Gattung“ aber durchweg s<strong>in</strong>nvoll. Alle drei<br />
<strong>Gattungen</strong> weisen spezifische Konstituenten (Gestaltungsmittel) auf, die sie von<br />
<strong>de</strong>n jeweils an<strong>de</strong>ren <strong>Gattungen</strong> abgrenzen <strong>und</strong> die bei ihrer Analyse zu berücksichtigen<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
Die Gattung EPIK ist dadurch bestimmt, dass e<strong>in</strong> Geschehen (e<strong>in</strong> Ereignis, e<strong>in</strong> Vorgang)<br />
erzählt <strong>und</strong> durch <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n o<strong>de</strong>r mehrere Erzähler an <strong>de</strong>n Adressaten übermittelt<br />
wird. In <strong>de</strong>r Lyrik wird e<strong>in</strong> Zustand (aber auch e<strong>in</strong> Ereignis, e<strong>in</strong> Geschehen)<br />
von <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m „Sprecher“ erlebt <strong>und</strong> ausgesprochen, <strong>und</strong> e<strong>in</strong> LYRISCHES ICH kann zur<br />
vermitteln<strong>de</strong>n Textgröße wer<strong>de</strong>n (stellt <strong>e<strong>in</strong>e</strong> kommunikative Beziehung zwischen<br />
sich, <strong>de</strong>m Gegenstand/Sachverhalt <strong>und</strong> <strong>de</strong>m Adressaten her). Im Drama agieren<br />
Rollenträger e<strong>in</strong> fiktives Geschehen auf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Schauplatz, <strong>und</strong> die Vermittlung<br />
zum Adressaten (Zuschauer) erfolgt (je<strong>de</strong>nfalls bei <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m aufgeführten Drama,<br />
also <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m <strong>in</strong>szenierten Stück) über die szenische Vergegenwärtigung durch<br />
Sprechen <strong>und</strong> Agieren <strong>de</strong>r Figuren auf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r bestimmten Weise ausgestatteten<br />
Bühne.<br />
14 Dabei hat sich das Wissen durchgesetzt, „ (...) dass die Trias Lyrik – Epik – Dramatik (sich) erst im Lauf<br />
<strong>de</strong>s 19. Jhs. zu dieser konstitutiven Geltung durchgesetzt (hat). Durchgesetzt hat sich auch das Wissen,<br />
dass <strong>de</strong>r dabei wirken<strong>de</strong> Literaturbegriff zu eng ist: Nicht die schöne o<strong>de</strong>r hohe Literatur o<strong>de</strong>r<br />
Dichtung alle<strong>in</strong> kann Gegenstand <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Gattungstypologie se<strong>in</strong>, son<strong>de</strong>rn nur <strong>de</strong>r ganze Umkreis<br />
überlieferter Texte <strong>in</strong> fixierter Sprache, <strong>de</strong>r <strong>in</strong> <strong>de</strong>r jeweiligen historischen Situation die Funktion von<br />
Literatur erfüllt.“ Hugo Kuhn, Gattung <strong>in</strong> D. Krywalski (Hrsg.), Handlexikon zur Literaturwissenschaft,<br />
Bd. 1, Re<strong>in</strong>bek b. Hamburg 1978, S. 150.<br />
15 Zitiert <strong>in</strong> G. von Wilpert, Sachwörterbuch <strong>de</strong>r Literatur, Stuttgart 1969, S. 279.<br />
Info<br />
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