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SCHENKERmove - Schenker Deutschland AG - DB Schenker

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Kundenmagazin der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong><br />

Ausgabe 88 | Juli 2012<br />

12 Reportage: Logistik<br />

zum Sattwerden<br />

28 Ein Blick in die<br />

Zukunft<br />

32 El Greco<br />

und die Moderne


Talente zu finden und zu fördern gehört bei der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> zu den Top-Führungsaufgaben, ...<br />

Die Redensart von den<br />

großen Frachtschiffen<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunden,<br />

manchmal lohnt es sich, Redensarten kritisch<br />

zu beleuchten. Denn nicht immer verkünden<br />

sie die reine Wahrheit. Das gilt auch<br />

für das viel zitierte Bild von dem großen und<br />

behäbigen Frachter, der sich kaum lenken<br />

lässt – und schnell schon gar nicht.<br />

Als ich vor wenigen Monaten das Vorstandsressort<br />

Seefracht/Projekte übernommen habe,<br />

erhielt ich von verschiedenen Seiten zwar<br />

wohlwollende, aber doch warnende Hinweise<br />

darauf, wie schwer große Frachtschiffe zu<br />

manövrieren seien. Denn was die Logistik<br />

im Allgemeinen und Seefracht im Speziellen<br />

betrifft, so darf sich die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>AG</strong> durchaus zu den großen „Kähnen“<br />

der Branche rechnen.<br />

Jedoch: Die prophezeiten Lenkschwierigkeiten<br />

haben sich als wenig bedrohlich erwiesen.<br />

Unsere Seefracht stützt sich auf ein ebenso<br />

dynamisches wie flexibles Team, dessen Mitglieder<br />

hinsichtlich ihrer fachlichen Kompetenz<br />

den Vergleich mit keinem Wettbewerber<br />

zu scheuen brauchen. Hinzu kommt eine<br />

ausgeprägte Kultur der Kundenorientierung,<br />

die es uns erlaubt, unsere Prozesse immer an<br />

den jeweiligen Wünschen flexibel auszurichten.<br />

Gerade hierin liegt das Erfolgsrezept:<br />

Wir haben einen hohen Grad an Standardisierung<br />

und Effizienz erreicht und uns bei der<br />

Auftragsabwicklung dennoch den individuellen<br />

Gestaltungsfreiraum bewahrt. Da fällt<br />

das Lenken nicht allzu schwer – um im Bild<br />

zu bleiben.<br />

Die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> hat eine Qualitätsoffensive<br />

gestartet, die unter anderem<br />

auch „Organizational & Process Excellence“<br />

ganz oben auf der Agenda platziert. Aktuell<br />

überdenken wir zahlreiche Prozesse, identifizieren<br />

Verbesserungspotenziale und starten<br />

Maßnahmen zur Effizienzsteigerung. Und<br />

das in einer Weise, die nicht allein unserem<br />

Unternehmen, sondern vor allem unseren<br />

Kunden zugutekommt, wie die konsequente<br />

Optimierung unserer Vor­ und Nachläufe und<br />

der offensive Ausbau unserer logistischen<br />

Mehrwertleistungen.<br />

Unser Kundenmagazin wird künftig noch<br />

mehr als bisher über Seefracht­Themen berichten.<br />

Auf der Agenda für die nächsten Ausgaben<br />

steht unter anderem die aus führliche<br />

Darstellung unserer LCL­Kom petenz – ein<br />

wachsender Markt, in dem die <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> derzeit den nationalen Spitzenplatz<br />

belegt und alles unternimmt, um die<br />

Position zu behaupten und die Marktanteile<br />

zu vergrößern.<br />

Sie als unsere Kunden dürfen uns daran<br />

messen, mit welcher Beweglichkeit wir die<br />

neuen Herausforderungen angehen und meistern.<br />

Ich bin überzeugt: Die Redensart von<br />

dem schwer navigierbaren Frachter trifft auf<br />

die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> nicht zu.<br />

Ihr<br />

Thomas Hauck<br />

Vorstand Seefracht/Projekte<br />

der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong><br />

aktuell 88 Editorial<br />

3


4 inhalt aktuell 88 aktuell 88 luftfracht<br />

5<br />

32<br />

22<br />

22<br />

10<br />

12<br />

17 19<br />

28<br />

Editorial<br />

3<br />

Thomas Hauck, Vorstand Seefracht/Projekte<br />

luftfracht<br />

5 Ein Frachter für 19.000.000 Pingpong-Bälle<br />

grEEn logistics<br />

6 CO₂-Norm kommt im Dezember<br />

human rEsourcEs ExcEllEncE<br />

8 Erfolg durch langfristiges Talentmanagement<br />

landvErkEhrE<br />

10 „Mit dem stehenden Lkw in die Verlustzone fahren“<br />

rEportagE<br />

12 Logistik zum Sattwerden<br />

kundE<br />

16 Kundenvorteil Cross-Selling<br />

logistikpraxis<br />

17 „Können Sie es bitte einpacken?“<br />

32 El Greco und die Moderne<br />

innovation<br />

18 Deutscher Beitrag macht den zweiten Platz<br />

kontraktlogistik<br />

19 Teilen lohnt sich<br />

organizational & procEss ExcEllEncE<br />

22 Geteiltes Qualitätsdenken gleich doppelte Effizienz<br />

nEtzwErk<br />

28 Ein Blick in die Zukunft<br />

insidE<br />

34 Personalien<br />

34 Auflösung Gewinnspiel aktuell 87<br />

kurzmEldungEn<br />

5 Rodi im DSLV-Präsidium<br />

15 Rahmenvertrag mit Siemens über Lagerhaltung<br />

15 Auf Wachstum eingestellt<br />

31 12. Großeinsatz von <strong>DB</strong> <strong>SCHENKERmove</strong><br />

34 Offizieller Logistikpartner des deutschen Olympiateams<br />

34 Ausbau der Kapazitäten in Osnabrück<br />

Ein Frachter für 19.000.000<br />

Pingpong-Bälle (und andere Güter)<br />

Ein fleißiger Rechner beim Flugzeugkonstrukteur<br />

Boeing hat ermittelt, dass die<br />

neue Boeing 747­8 in ihrem Frachtraum<br />

stattliche 19 Millionen Tischtennisbälle befördern<br />

kann. Aber was will man mit so<br />

viel Pingpong­Equipment, wenn kein Platz<br />

mehr bleibt für Spielplatte, Netz und Schläger?<br />

Deshalb verlassen wir dieses Gedankenspiel<br />

mal schnell und widmen uns ganz<br />

anderen Fakten rund um das neue Modell<br />

der Marke Boeing.<br />

Die imposante 747­8 gibt es als Passagierflugzeug<br />

(747­8­Intercontinental) und – wie auf<br />

unseren Fotos – als Frachtflieger (747­8­Freighter).<br />

Bei den Passagierflugzeugen löst die<br />

Boeing­Entwicklung den Airbus A340­600<br />

als längste Maschine der Welt ab. Die neue<br />

Bestmarke liegt jetzt mit 76,30 Metern<br />

knapp einen Meter über der bisherigen. Die<br />

Freighter­Version kommt auf die gleiche<br />

Länge und weist eine Nutzlastkapazität von<br />

134 Tonnen aus.<br />

Anfang des Jahres hat erstmals Fracht von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics mit dem neuen Flugzeug<br />

abgehoben. Es handelte sich um Kühlgut,<br />

genauer um pharmazeutische Produkte,<br />

die für Indianapolis bestimmt waren. Nach<br />

Auskunft von Joachim Fiebig, Leiter Produktmanagement<br />

Luftfracht der <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>, stellte der Transport aus<br />

kurzmeldungen<br />

Rodi im DSLV-Präsidium<br />

logistischer Sicht nicht wirklich etwas Besonderes<br />

dar: „Kühltransporte in die USA<br />

gehören bei uns zum Tagesgeschäft, unsere<br />

Infrastruktur ist auf beiden Seiten des Atlantiks<br />

darauf bestens eingestellt“, lässt<br />

Fiebig Routine durchblicken. Aber dann<br />

gerät er doch ein wenig ins Schwärmen:<br />

„Das ist schon etwas Außergewöhnliches,<br />

wenn man zum ersten Mal sieht, wie ein so<br />

gigantisches Flugzeug elegant und gerade ­<br />

zu mit Leichtigkeit abhebt.“ Und die Umwelt<br />

kommt auch nicht zu kurz, denn die<br />

neue 747 verbraucht weniger Treibstoff, verursacht<br />

weniger Emissionen und verfügt<br />

über einen 30 Prozent kleineren Lärmteppich<br />

als ihr Vorgänger. ■<br />

Die Mitgliederversammlung des Deutschen Speditions­ und Logistikverbandes (DSLV) hat<br />

Dr. Hansjörg Rodi in ihr fünfköpfiges Präsidium gewählt. Der Vorstandsvorsitzende der<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> folgt Harry W. Dumser, der nicht mehr zur Wahl angetreten war.<br />

Der DSLV repräsentiert mit seinen 16 Landesverbänden etwa 3.500 Speditions­ und Logistikbetriebe<br />

in <strong>Deutschland</strong> mit insgesamt mehr als 500.000 Mitarbeitern.


6 grEEn logistics aktuell 88<br />

aktuell 88 grEEn logistics 7<br />

CO₂-Norm kommt<br />

im Dezember<br />

Mit der DIN EN 16258 besitzen die Transportbranche und ihre<br />

Auftraggeber endlich eine Norm, die es – bei richtiger Anwendung<br />

– den Verladern erlaubt, die CO₂-Emissionen ihrer Dienstleister<br />

zu ver gleichen. Die aktuell-Redaktion sprach dazu mit<br />

Andrea Dorothea Schön. Sie ist Environment & Green Logistics<br />

Manager bei der <strong>Schenker</strong> <strong>AG</strong> in Essen.<br />

Im Dezember dieses Jahres soll die DIN EN<br />

16258 endgültig veröffentlicht werden. Was<br />

bedeutet das für die Transportbranche und<br />

die Verlader?<br />

Prinzipiell ist es von Vorteil, dass es jetzt<br />

einen Standard für die Messung der CO₂­<br />

Emissionen im Transportwesen gibt. Die<br />

Kunden verlangen nach verlässlichen und<br />

vergleichbaren Zahlen. Die kann unsere<br />

Branche nur dann seriös liefern, wenn wir<br />

uns darauf einigen, was wir messen und wie<br />

wir messen. Allerdings stellt die Existenz<br />

einer Norm noch lange nicht die Lösung<br />

aller Probleme dar, weil es bei ihrer Anwendung<br />

durchaus Spielraum gibt. Wünschenswert<br />

ist, dass möglichst viele Dienstleister<br />

die Norm einheitlich anwenden.<br />

Was wir messen und wie wir messen<br />

Als Mitautorin des Buches „CO₂­Be rechnung<br />

in der Logistik“* zählen Sie zu den<br />

ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet.<br />

Außerdem waren Sie am Normierungsprozess<br />

beteiligt. Wurden die Interessen<br />

der Logistikdienstleister und ihrer Kunden<br />

angemessen berücksichtigt?<br />

Ich denke, wir können alle mit der Norm<br />

leben. Dazu müssen allerdings zwei Voraussetzungen<br />

erfüllt sein: Erstens muss sich<br />

die Norm überhaupt durchsetzen – sie ist ja<br />

freiwillig – und zweitens auch noch in konformer<br />

Weise. Dabei kommt es insbesondere<br />

auf die zahllosen Kleinunternehmen<br />

im Landverkehr an. Die Aussagekraft der<br />

CO₂­Berechnungen hängt schließlich ganz<br />

entscheidend davon ab, ob die Transporteure<br />

– also die unmittelbaren Verursacher<br />

der Emissionen – die Norm anzuwenden<br />

wissen. Wichtig war für uns, dass bestimmte<br />

Allokationsregeln im Verteilerverkehr<br />

von Landtransporten durchgesetzt<br />

werden, die wir seit 2007 mit der TU Dortmund<br />

für unseren eigenen Carbon Footprint<br />

entwickelt haben.<br />

Und wie sieht es bei der Luftfracht aus?<br />

Die getrennte Betrachtung von Belly­<br />

Fracht und Frachterladung ist für uns von<br />

großer Bedeutung. Allerdings wird die<br />

Wahlfreiheit des Streckenbezugs in der<br />

Luftfracht – also zum Beispiel Gross Circle<br />

Distance oder tatsächlich geflogene Dis ­<br />

tanz – zu einer großen Herausforderung.<br />

Hier brauchen wir eine einheitliche Anwendung,<br />

um die Vergleichbarkeit der Messergebnisse<br />

bei den spezifischen Emissionen<br />

sicherzustellen. Die Luftfahrtparameter<br />

haben nämlich die mit Abstand größte<br />

Sensitivität. Wenn Sie bei der Seefracht<br />

oder beim Landverkehr zum Beispiel das<br />

Gewicht der Fracht geringfügig variieren,<br />

hat das kaum Auswirkungen auf das Messergebnis.<br />

Bei der Luftfracht hingegen können<br />

schon kleinste Veränderungen an einer<br />

einzelnen Messgröße das Ergebnis erheblich<br />

beeinflussen.<br />

Wird die Norm bald europaweit im Landverkehr<br />

und weltweit in der Luft­ und Seefracht<br />

angewandt?<br />

Sie dürfen eines nicht übersehen: Wir sprechen<br />

hier von einer<br />

Norm und<br />

nicht von einem<br />

Gesetz. Ob und inwiefern<br />

alle EU­<br />

Mitglieder diese<br />

Norm anwenden,<br />

lässt sich heute<br />

nicht abschätzen.<br />

Eine gewisse Skep­<br />

sis ist durchaus<br />

berechtigt. So hat Italien bisher noch kein<br />

Komitee, das die Norm auf nationaler<br />

Ebene „spiegelt“ wie bei uns das Deutsche<br />

Institut für Normung. Man darf gespannt<br />

sein, wie sich die italienischen Frachtführer<br />

verhalten und welche Informationen<br />

bei grenzüberschreitenden Verkehren weitergegeben<br />

werden. Bei nichteuropäischen<br />

Reedern und Airlines müssen wir auch um<br />

Akzeptanz werben. Schließlich benötigen<br />

wir als global agierendes Unternehmen<br />

einen weltweit akzeptierten Standard, eine<br />

ISO. Aber wir sollten die Norm nicht schon<br />

im Voraus schlechtreden, denn ich bin überzeugt,<br />

dass wir mit ihrer Einführung einen<br />

großen Schritt in die richtige Richtung vorankommen.<br />

Außerdem wird es sich hier<br />

ähnlich verhalten wie bei den Zertifizierungen<br />

nach ISO 14001. Wenn ein Unternehmen<br />

da nicht ganz selbstverständlich<br />

mitmacht, wird es als nicht innovativ wahrgenommen.<br />

Es verliert schnell seine Glaubwürdigkeit<br />

im Hinblick auf ambitiös formulierte<br />

Ziele.<br />

Bei der Ermittlung von Emissionen klammert<br />

die Norm Bürogebäude und Umschlaghallen<br />

aus. Was halten Sie von dieser Vorgehensweise<br />

in Anbetracht der Tatsache, dass<br />

einige neue Immobilien von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

mit Öko­Technik ausgestattet sind?<br />

Die Emissionsallokation in der Intralogistik<br />

ist ein methodischer Albtraum und<br />

wurde daher von der Norm zu Recht ausgeklammert.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics erfasst<br />

aber mit einem eigenen Tool alle Energieverbräuche<br />

an den Standorten – einschließlich<br />

des Anteils der erneuerbaren Energien.<br />

Wird die Anwendung des Standards bei<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> zum Standard? Erhalten alle<br />

Kunden eine Information über den CO₂­<br />

Ausstoß ihres Transportes?<br />

Wir berichten nach der Norm bereits seit<br />

vergangenem Jahr, die Metrik dazu haben<br />

wir mit EcotransIT World und NTM ent­<br />

»Wir sprechen von einer Norm<br />

und nicht von einem Gesetz«<br />

andrea schön,<br />

Environment & green logistics manager,<br />

schenker ag<br />

wickelt. Allerdings sind wir noch am Ausbau<br />

der erforderlichen Kapazitäten und<br />

erhöhen die Performance der vorhandenen<br />

Systeme, damit unsere Mitarbeiter die<br />

sicherlich große Anzahl von Kundenanfragen<br />

auch bewältigen können.<br />

Hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> eine Informationsstrategie,<br />

nach der das Thema Norm an Kunden<br />

herangetragen wird?<br />

Da sind zurzeit vor allem wir von der Zentrale<br />

der <strong>Schenker</strong> <strong>AG</strong> in Essen am Zug. Wir<br />

veranstalten zunächst unternehmensinterne<br />

Workshops mit verschiedenen Fachbereichen.<br />

Außerdem implementieren wir<br />

Ansprechpartner für unsere Produktmanager<br />

und für die Kollegen vom Vertrieb,<br />

damit sie nach der endgültigen Verabschiedung<br />

der Norm bei Anfragen professionell<br />

reagieren können.<br />

Können wir unseren Lesern weitere Informationen<br />

von Ihnen für die nächste<br />

aktuell­Ausgabe versprechen?<br />

Gerne! ■<br />

* Andre Kranke, Martin Schmied, Andrea Dorothea Schön:<br />

CO₂-Berechnung in der Logistik. Datenquellen, Formeln,<br />

Standards. Verlag Heinrich Vogel.


8 human rEsourcEs ExcEllEncE aktuell 88<br />

aktuell 88 human rEsourcEs ExcEllEncE 9<br />

Erfolg durch langfristiges Talentmanagement<br />

„Talente unentdeckt zu lassen,<br />

kann sich heute keiner mehr leisten“<br />

Die Mannschaft des BV Borussia Dortmund hat es damit weit gebracht: Eigene Talente entdecken, fördern und dann gemeinsam<br />

mit talentierten Quereinsteigern ein Team gestalten. Ein Beispiel für die (Logistik-) Wirtschaft? Vielleicht. Jedenfalls setzt man<br />

bei der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> schon lange auf diese Strategie.<br />

Talente werden nicht nur auf dem Rasen<br />

gesucht oder in Casting­Shows. Talentsuche<br />

ist eine wichtige Führungsaufgabe in<br />

allen modernen Unternehmen. Die <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> setzt auf eine langfristige<br />

Talentförderung, bei der die Entwicklung<br />

des eigenen Nachwuchses einen zen ­<br />

tralen Stellenwert hat. „Kein Unternehmen<br />

kann es sich heute mehr leisten, Talente<br />

»Unternehmenskultur ist für<br />

uns eben mehr als ein Wort!«<br />

axel kühn, leiter zentrale personal/<br />

führungskräfte entwicklung bei der<br />

schenker deutschland ag<br />

unentdeckt zu lassen oder nicht zu entwickeln“,<br />

stellt Axel Kühn, Leiter Zentrale<br />

Personal/Führungskräfteentwicklung bei der<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>, fest. So fängt das<br />

Unternehmen schon früh damit an, gute<br />

Leute für sich zu interessieren. Der Tag der<br />

Logistik bietet jedes Jahr eine von vielen<br />

Möglichkeiten, junge Menschen einen Blick<br />

hinter die Kulissen des Unternehmens werfen<br />

zu lassen. Am 19. April 2012 war es wieder<br />

so weit. In ganz <strong>Deutschland</strong> öffneten<br />

Geschäftsstellen der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>AG</strong> ihre Tore und boten unterhaltsame Information<br />

und Logistik zum Kennenlernen.<br />

Das Ziel: interessierte junge Bewerber direkt<br />

anzusprechen und von den zahlreichen Entwicklungsmöglichkeiten<br />

in einem Logistikberuf<br />

zu überzeugen. Jedes Jahr bietet das<br />

Unternehmen insgesamt rund 1.400 Ausbildungsplätze<br />

in zehn Berufen rund um Spedition<br />

und Logistik, und zwar in erster Linie<br />

für den eigenen Bedarf. „Wir haben heute<br />

eine regelmäßige Übernahmequote von siebzig<br />

Prozent“, erläutert Axel Kühn und ergänzt:<br />

„Unsere Ausbildungsquoten möchten<br />

wir gerne auch in Zukunft halten, weil wir<br />

merken, dass es zunehmend schwieriger<br />

wird.“ Der Grund: Der viel zitierte demografische<br />

Wandel macht sich langsam aber<br />

sicher an der „Ausbildungsfront“ bemerkbar.<br />

Die Zahl der Schulabgänger nimmt ab und<br />

Unternehmen müssen sich schon etwas einfallen<br />

lassen, um in der Wahrnehmung der<br />

Bewerber einen der vorderen Plätze zu belegen.<br />

Axel Kühn fasst zusammen: „Quereinsteiger<br />

sollten die Anforderungen, die an<br />

unser Business gestellt werden, selbstverständlich<br />

erfüllen. Und Neueinsteiger sollten<br />

vor allem eine gute Portion Neugierde,<br />

Flexibilität und Belastbarkeit mitbringen.“<br />

Ganz wichtig aber, so führt der erfahrene<br />

Personaler aus, sei Unternehmergeist. „Wir<br />

leben hier explizit das Prinzip der Profit­<br />

Center­Organisation.“ Unternehmerisches<br />

Denken sei auf allen Ebenen eine zentrale<br />

Eigenschaft. „Wer bei uns einsteigen und erfolgreich<br />

sein möchte, sollte natürlich auch<br />

gerne in internationalem Kontext arbeiten“,<br />

führt Axel Kühn aus und ergänzt, dass auch<br />

die Bereitschaft zum Einsatz zu ungewöhnlichen<br />

Arbeitszeiten eine wichtige Voraussetzung<br />

sei. „Unsere Projekte lassen sich<br />

eben nicht immer in einem normalen Büroarbeitstag<br />

abwickeln. Wer in der Messe ­<br />

lo gistik arbeitet oder Sportveranstaltungen<br />

logistisch betreut, muss flexibel sein.“<br />

Potenziale entfalten<br />

Im Gegenzug bietet das Unternehmen jedem<br />

Mitarbeiter interessante Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

In regelmäßigen Mitarbeitergesprächen<br />

werden die individuellen Optionen<br />

erörtert und anschließend die jeweils passenden<br />

Maßnahmen ergriffen. „Wer Talent<br />

hat, wird auch gesehen“, betont Axel Kühn.<br />

Was hat das Unternehmen davon, Talente<br />

aus eigenen Reihen weiterzuentwickeln?<br />

„Ganz einfach“, legt Axel Kühn dar, „die<br />

Motivation in der Belegschaft ist deutlich<br />

höher, wenn Mitarbeiter eine Perspektive<br />

zur Selbstverwirklichung haben.“ Damit<br />

sich langfristig keine Betriebsblindheit entwickelt,<br />

werden selbstverständlich auch<br />

Talente von außen ins Unternehmen integriert.<br />

„Ein Verhältnis von etwa 70 zu 30 hat<br />

sich als ‚gesunde’ Quote für uns herausgestellt“,<br />

erläutert er. Wer mit einem Quantum<br />

Berufserfahrung in die <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> eintritt, bekommt alles, was<br />

»Wir brauchen alle Talente!«<br />

dr. hansjörg rodi, vorstands vorsit -<br />

z ender der schenker deutschland ag<br />

er braucht, um so rasch wie möglich ein Teil<br />

des Unternehmens zu werden. „Wir haben<br />

vom Einarbeitungsprogramm bis hin zu<br />

einem Mentoring verschiedene Möglichkeiten,<br />

wie sich neue Mitarbeiter – neben<br />

der ganz normalen Job­Einarbeitung – gut<br />

im Unternehmen einleben können“, erklärt<br />

Axel Kühn. „Unternehmenskultur ist für<br />

uns eben mehr als ein Wort!“ Steigt jemand<br />

aus eigenen Reihen in eine Führungsposition<br />

auf, kann er ebenfalls auf Unterstützung<br />

zählen, die es ihm erleichtert, sich<br />

rasch in der neuen Rolle zuhause zu fühlen.<br />

Ideen sind immer willkommen<br />

Neben persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

bei denen alle Mitarbeiter die<br />

Chance haben, ihr Potenzial zu entfalten,<br />

hört man im Unternehmen auch ganz genau<br />

hin, wenn mit Ideen aus den Reihen der<br />

Mitarbeiter Prozesse vereinfacht, neue Produkte<br />

entwickelt und Wertschöpfung optimiert<br />

werden kann. „Dabei geht es uns nicht<br />

um klassisches Verbesserungsmanagement“,<br />

betont Axel Kühn. Vielmehr gebe es auf<br />

den unterschiedlichen Ebenen des <strong>DB</strong>­Konzerns<br />

Ideenwettbewerbe, an denen jeder<br />

teilnehmen kann. Auf Europa­Ebene, beim<br />

„Innovation Award“ hat in diesem Jahr<br />

ein „Anti­Diskriminierungsspiel“ der schwedischen<br />

Landesorganisation den ersten<br />

Preis gemacht. Der zweite Preis ging an die<br />

Zentrale Sales Support der <strong>Schenker</strong> Deutsch ­<br />

land <strong>AG</strong> für ein Tool, mit dem die einzelnen<br />

Geschäftsstellen Werbe­ und Kommunikationsmittel<br />

selbstständig und CD­konform<br />

erstellen können. Beim InnovationContest,<br />

dem Talentwettbewerb der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>AG</strong>, hat ein Team von Auszubildenden<br />

den ersten Platz belegt: Ihre Idee war es, im<br />

Intranet des Unternehmens eine Lernplattform<br />

für Azubis zu schaffen. So könnten die<br />

Auszubildenden einerseits selbst ihr Wissen<br />

testen, andererseits im Arbeitsalltag<br />

rasch etwas nachschlagen und sich bei aufkommenden<br />

Fragen kurzerhand selbst helfen.<br />

Die Idee kam bei der Unternehmens­<br />

leitung so gut an, dass das Tool nun in die<br />

Praxis umgesetzt werden soll. „Dies sind<br />

nur einige Beispiele, die zeigen, dass Mitarbeiter<br />

jede Menge Ideen entwickeln<br />

können, wenn man sie lässt“, sagt Axel<br />

Kühn. Innovationswettbewerbe bilden bei<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> daher einen wichtigen Teil<br />

der Wertschätzungskultur im Unternehmen.<br />

Dr. Hansjörg Rodi, Vorstandsvorsitzender<br />

der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>,<br />

bringt es auf den Punkt: „Wir brauchen alle<br />

Talente. Die Vielfalt unserer Herausforderungen<br />

wird größer und so brauchen wir<br />

auch Vielfalt im Unternehmen. Mir fällt<br />

fast nichts mehr ein, von dem wir sagen,<br />

dass wir es nicht brauchen können.“ Ein<br />

schönes Schlusswort. ■


10 landvErkEhrE aktuell 88<br />

Lange Wartezeiten an der Rampe<br />

„Mit dem stehenden Lkw<br />

in die Verlustzone fahren“<br />

Das Thema ist viel diskutiert, geradezu heiß – so heiß, dass sich die Fachzeitschriften mit ihm in mehrwöchigen Serien befassen<br />

und ihm sogar der Aktionsplan Güterverkehr des Bundesverkehrsministeriums ein eigenes Kapitel widmet. Überschrift: Optimierung<br />

der Abläufe an Laderampen. Was bitteschön ist los an der Laderampe?<br />

Im Grunde genommen ist es heute an der<br />

Laderampe noch genauso wie vor zwei oder<br />

zehn Jahren: Lkw fahren vor, man weist<br />

ihnen ein Ladetor zu und los geht es mit dem<br />

Be­ oder Entladen. Aber weil Umschlagplätze<br />

und Logistikzentren immer größer werden,<br />

weil immer mehr Lkw die Stationen gleichzeitig<br />

ansteuern, kommt es vor den Rampen zu<br />

dem berühmten Phänomen, das immer eintritt,<br />

wenn zu viele zur selben Zeit das Gleiche<br />

wollen: Stau. Und der ist an der Laderampe<br />

genauso unwillkommen wie auf der<br />

Autobahn, an der Supermarktkasse oder am<br />

Ticketschalter vom FC Bayern München.<br />

An der Rampe wird der Stau immer länger<br />

und deshalb erwächst aus ihm ein Problem.<br />

„Zwischen der Ankunft eines Lkw beim Empfänger<br />

und seiner Weiterfahrt liegen gut und<br />

gerne 120 Minuten und nicht selten sogar<br />

noch mehr. Diese Zeit muss der vorausschauende<br />

Disponent einplanen, ohne dass er genau<br />

weiß, wie lang sie tatsächlich dauert“,<br />

sagt Bernd Kammermeyer, Leiter PM Straße<br />

bei der TRANSA Spedition. Weil sich die<br />

TRANSA auf Komplettladungen spezialisiert<br />

hat, fällt die Wartezeit pro Entladung nur einmal<br />

an. Das ist schwer genug. Aber noch gravierender<br />

wird es bei einem mit drei Teilpartien<br />

beladenen Lkw. „Im ungünstigen Fall<br />

gehen bei drei Empfängern je zwei Stunden<br />

drauf“, sagt Michael Zinßler von der Zentrale<br />

FTL/LTL der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>.<br />

Sechs Stunden Stop and Go, das sind 360<br />

Minuten, in denen sich die Produktivität des<br />

Fahrers ausschließlich auf die Erzeugung von<br />

Adrenalin reduziert.<br />

Doch es kommt noch dicker, denn allein beim<br />

Zeitverlust in der Warteschlange bleibt es<br />

nicht. Es gibt ja noch die Regeln für Lenk­ und<br />

Ruhezeiten, die genau festlegen, was für den<br />

Fahrer als Pause gilt und was der digitale<br />

Tachograf gefälligst als Arbeitszeit zu notieren<br />

hat. „Wenn ein Fahrer auf dem Gelände<br />

des Empfängers alle zehn Minuten den Motor<br />

anlässt, um in der Warteschlange ein paar<br />

Meter vorzurücken, dann hat das mit Ausruhen<br />

nichts zu tun“, weist Michael Zinßler<br />

auf den feinen Unterschied zwischen Pause<br />

machen und Zeit verlieren hin. Stop and Go<br />

ist in den meisten Fällen Arbeitszeit. So<br />

kommt es vor, dass der Lkw nach zwei Stunden<br />

den Ort der Entladung endlich verlässt,<br />

nur um schon fünfzig Kilometer weiter einen<br />

Parkplatz aufzusuchen, weil der Fahrer die<br />

gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten strikt<br />

einhalten muss. Wenn er noch eine weitere<br />

Entladestation anzufahren hat und dort dringend<br />

erwartet wird, gerät er in die Bredouille:<br />

Den Empfänger verärgern? Den Auftraggeber<br />

enttäuschen? Den Disponenten in Schwierigkeiten<br />

bringen? Oder vielleicht: Die Lenk­<br />

und Ruhezeiten missachten? – „Die letzte<br />

Option ist keine Option“, macht Aloys<br />

Winn, Vorstand Landverkehre der <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>, unmissverständlich klar,<br />

dass er die strikte Einhaltung Lenk­ und<br />

Ruhezeiten fordert – „damit die Sicherheit<br />

» Zeitfenster entfalten ihre<br />

positive Wirkung, wenn der<br />

Empfänger bei ihrer Vergabe<br />

nicht allein seine Prozesse<br />

berücksichtigt, sondern<br />

wenn er auch unsere Disponenten<br />

mitreden lässt.«<br />

Bernd kammermeyer, leiter pm<br />

straße bei der transa spedition<br />

im Straßenverkehr gewährleistet bleibt. Das<br />

erwarten wir von unseren Frachtführern,<br />

aber auch von den Fahrern aller anderen<br />

Marktteilnehmer, um die Chancengleichheit<br />

im Wettbewerb zu wahren.“<br />

Kann ich mal kurz vor? Von wegen!<br />

Was kann man tun? Seit einiger Zeit verspricht<br />

die Zeitfensterbuchung Abhilfe. Der<br />

Disponent bucht auf einer Internetplattform<br />

beim Empfänger einen Termin für die Entladung.<br />

In dieser Zeit sollte der ankommende<br />

Lkw freie Fahrt zu der für ihn reservierten<br />

Rampe erhalten. Eine an sich gute Idee, die<br />

allen Beteiligten ein gehöriges Maß an Planungssicherheit<br />

bringt, die aber leider ihre<br />

Tücken hat. „Oftmals finden unsere Disponenten<br />

kein günstiges Zeitfenster und müssen<br />

dann die Entladung für einen Zeitpunkt<br />

buchen, der überhaupt nicht zur Route ihres<br />

Lkw passt“, klagt Michael Zinßler. Im Teilladungsverkehr<br />

muss das Fahrzeug mehrere<br />

Be­ oder Entlader anfahren. Wenn zwischen<br />

deren Zeitfenstern so viel Zeit liegt, dass an<br />

eine effiziente Einsatzplanung für das Fahrzeug<br />

nicht zu denken ist, hilft das Zeitfenster<br />

niemandem. Und überhaupt: Was passiert,<br />

wenn der Lkw verspätet eintrifft und keine<br />

freie Rampe mehr bekommt, weil alle Tore<br />

reserviert sind und fristgerecht beansprucht<br />

werden? Wer einmal mit halbstündiger Verspätung<br />

zu einem Termin beim Orthopäden<br />

„eingetrudelt“ ist, kennt den Standardspruch<br />

der Arzthelferin: „Vor 30 Minuten wäre es<br />

schnell gegangen, jetzt müssen Sie sich ein<br />

bisschen gedulden.“ Vielleicht sogar ein<br />

langes Bisschen. Aus verständlichen Gründen<br />

sind die wenigsten Lkw­Fahrer bereit,<br />

den Nachzügler mal eben vorzulassen, denn<br />

schließlich sitzt auch ihnen ein Nachfolgetermin<br />

im Nacken. Was tun?<br />

» Auch Zeitfenster sollten eine gewisse Flexibilität erlauben. Wenn beim<br />

Transport eine Verzögerung eintritt, sind unsere Disponenten und<br />

Servicemitarbeiter angehalten, den Empfänger proaktiv zu informieren«<br />

michael zinßler, zentrale ftl/ltl der schenker deutschland ag<br />

Appell an die Empfänger<br />

Fakt ist: Überlange Wartezeiten an der<br />

Rampe sind teuer und ziehen mitunter eine<br />

Kette von Verspätungen nach sich. Die Berechnung<br />

von Standgeld löst das Problem<br />

nicht, wie Bernd Kammermeyer unterstreicht:<br />

„Wenn wir nach zwei Stunden für jede<br />

weitere angefangene Stunde einen definierten<br />

Betrag berechnen können, dann ist<br />

uns damit nur bedingt geholfen, weil wir<br />

erstens einen zusätzlichen Verwaltungsakt<br />

ausüben, zweitens mit unserem Kunden in<br />

unerfreuliche Verhandlungen treten müssen<br />

und drittens ja trotzdem nicht verhindern,<br />

dass unsere Lkw verspätet auf die Straße<br />

kommen und die nächste Rampe nicht fristgerecht<br />

erreichen.“ Dabei wird die Sache<br />

dadurch noch verkompliziert, dass in der Regel<br />

nicht der Empfänger, sondern der Versender<br />

die Zeche für den Transport bezahlt. Der<br />

Empfänger, bei dem die Verzögerung letztlich<br />

produziert wird, erleidet folglich keinen<br />

ökonomischen Verlust durch die Wartezeit.<br />

Aber wirklich gefallen kann es ihm auch<br />

nicht, wenn auf seinem Hof wertvolle Zeit<br />

vergeudet wird. „Wir können nur an die Betreiber<br />

der Rampen appellieren, Stoßzeiten<br />

zu entzerren und immer ausreichend Personal<br />

mitsamt Equipment für die Entladung<br />

bereitzuhalten“, sagt Kammermeyer. Sein<br />

Kollege Zinßler sieht das ähnlich: „Be­ und<br />

aktuell 88 landvErkEhrE<br />

Entladezeiten gehören bei unserem Geschäft<br />

dazu, und darüber beklagen wir uns nicht.<br />

Aber wenn ein erträgliches Maß an Verzögerungen<br />

überschritten wird, müssen die Speditionen<br />

das Thema in die Preisverhandlungen<br />

mit ihren Kunden tragen.“ An der<br />

Rampe gehen schließlich nicht nur Zeit und<br />

Nerven verloren, sondern auch Geld, Produktivität<br />

und Effizienz. Wer die verschleudert,<br />

ist ein schlechter Kaufmann. Schon<br />

manch einem Transportunternehmen ist auf<br />

dem Hof des Sendungsempfängers das passiert,<br />

wofür ein Spaßvogel jüngst eine treffende<br />

Formulierung gefunden hat: „Mit dem<br />

stehenden Lkw rasend schnell in die Verlustzone<br />

fahren.“ – Das kann niemand wollen. ■<br />

11


12 rEportagE aktuell 88 aktuell 88 rEportagE<br />

13<br />

Lebensmittel – vom Rohstoff bis ins Supermarktregal<br />

Logistik zum Sattwerden<br />

Morgens halb sechs, irgendwo vor einem Supermarkt in Belgien. Ein Lkw mit Nachschub rollt an. Kartonweise werden<br />

Ketchup, Müsli und Frischkäse, Gummibärchen und Kosmetikprodukte angeliefert und in die Regale sortiert, damit<br />

die Kunden gleich nach Ladenöffnung wieder die volle Auswahl haben. Ohne funktionsfähige Logistik wäre effiziente<br />

Tag-für-Tag-Belieferung kaum möglich. Rund um den Bedarf des Lebensmitteleinzelhandels bietet <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Logistics – nicht nur – im belgischen Willebroek die exakt zugeschnittene Lösung.<br />

Den Takt gibt der Kunde vor. Die Ware muss<br />

rechtzeitig im Regal liegen und dazu werden<br />

Produkte von mehr als zehn Produzenten<br />

– vom Frischkäse bis zum Shampoo – im Logistikzentrum<br />

Willebroek zwischengelagert. Um<br />

den spezifischen Lagerungs anforderungen der<br />

unterschiedlichen Produkte gerecht zu werden,<br />

gibt es in Willebroek auf 85.000 Quadratmetern<br />

fünf unterschiedliche Temperaturzonen.<br />

Von minus 22°C bis plus 18°C bietet das<br />

Lager den richtigen Lagerplatz für Tiefkühlprodukte<br />

genauso wie für Süßwaren, Konserven<br />

sowie zahlreiche Non­Food­Produkte, die<br />

ein moderner Supermarkt im Sortiment hat.<br />

In Willebroek wird die Ware nicht nur ein ­<br />

ge lagert, bis sie im Milkrun­Verfahren an<br />

Regionalläger des Handels oder direkt in den<br />

Supermarkt geliefert wird. Produzenten, die<br />

das Lager in Willebroek nutzen, profitieren<br />

vor allem von den Vorteilen eines Shared­<br />

Logis tic­Centers. Gemeinsam genutzte Lager­<br />

und Ladeflächen sind effizienter und umweltfreundlicher<br />

als viele Einzellösungen.<br />

Außerdem findet sich im Lager ein Warenmix,<br />

aus dem täglich die gewünschten Arti ­<br />

kel unterschiedlicher Hersteller in den benötigten<br />

Mengen zusammengestellt werden.<br />

Ein weiterer Vorteil ist die saisonale Nutzung<br />

der Lagerflächen. Das heißt, während ein<br />

Produkt gerade Hochsaison hat, steht dem<br />

Produzenten die Lagerfläche eines Produktes<br />

zur Verfügung, das zur gleichen Zeit keine<br />

Saison hat. Die Verkehrsflächen werden besser<br />

genutzt und der Handel kann punktgenau<br />

beliefert werden. Ein weiterer Vorteil: Der<br />

CO₂­Fußabdruck für einzelne Artikel wird<br />

minimiert – etwas, worauf auch immer mehr<br />

Verbraucher bei Artikeln des täglichen Bedarfs<br />

großen Wert legen. Von Willebroek aus<br />

werden der gesamte Bereich Benelux sowie<br />

die angrenzenden Regionen in <strong>Deutschland</strong><br />

und Frankreich beliefert. Mehr als zwei Drittel<br />

aller Empfänger befinden sich innerhalb<br />

eines Radius von etwa 150 Kilometern vom<br />

Logistikzentrum entfernt. Von dort aus werden<br />

Supermärkte und Distributionszentren<br />

mit zahlreichen unterschiedlichen Handelswaren<br />

in der Nah versorgung beliefert, Retourenabwicklung<br />

eingeschlossen. (Mehr zum<br />

Thema „Shared­Logistic­Center“ erfahren Sie<br />

auch auf Seite 19 in diesem Heft.)<br />

Von Nah nach Fern<br />

Szenenwechsel. In Saarwellingen nahe Saarlouis<br />

dreht sich in puncto Food­Logistik<br />

alles um ein Lieblingsfrühstück der Kinder:<br />

um Cornflakes. Denn im benachbarten<br />

Überherrn­Altforweiler in einem Werk der<br />

Nordgetreide GmbH werden die beliebten<br />

Frühstücksflocken produziert. Von Anfang<br />

an hat der Hersteller die Vorteile einer ausgelagerten<br />

Logistik in Anspruch genommen<br />

und vertraut dabei auf Anterist + Schneider<br />

(A+S), einem Tochterunternehmen der<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>. Cornflakes der<br />

unterschiedlichsten Sorten holt A+S täglich<br />

Aus sortenreinen Cornflakes-Paletten entstehen an dieser<br />

Sortieranlage im Logis tikzentrum Saarwellingen handelsfertige<br />

Mischtrays.<br />

im Werk Überherrn­Altforweiler ab, um die<br />

Ware im Logistikzentrum Saarwellingen<br />

einzulagern. Die Abholung erfolgt im Stundentakt.<br />

Ein Teil der Paletten werden von<br />

A+S Mitarbeitern vereinzelt, bevor die<br />

unterschiedlichen Sorten zu handelsfertigen<br />

Mischtrays zusammengestellt werden,<br />

aus denen der Kunde im Supermarkt dann<br />

seine Lieblingssorte Frühstücksflocken auswählen<br />

kann. Die Umsortierung erfolgt an<br />

einer eigens dafür errichteten Sortieranlage<br />

mit Rollenbahnen, automatischen Stapel­,<br />

Wickel­ und Etikettierstationen. Anschließend<br />

wird die Ware abgeholt und europaweit<br />

an die Regionalläger einer großen<br />

Lebensmitteleinzelhandelskette ausgeliefert.<br />

Täglich verlassen die Paletten das Saarland,<br />

damit im Handel immer genügend Nachschub<br />

ankommt. In Saarwellingen sind die<br />

Mitarbeiter des Logistikdienstleisters mit<br />

der Einlagerung, Kommissionierung und<br />

Zusammenstellung der Trays für Nordgetreide<br />

betraut. Sie steuern das vollautomatische<br />

Hoch regallager und die automatische<br />

Kommissionierung bis zum Versand<br />

per Lkw. Lebensmittel sind sogenannte<br />

„Schnelldreher“ und so verbleiben auch die<br />

Nordgetreide­Produkte nicht lange im Lager<br />

Saarwellingen, ehe sie zum Abverkauf<br />

in den Handel kommen.


14 rEportagE aktuell 88 aktuell 88 rEportagE<br />

15<br />

Seit rund 30 Jahren steht der GEPA die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>AG</strong> als Transport- und Logistikpartner zur Seite und<br />

leistet mit CO₂-freundlichen Transportkonzepten einen<br />

Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften des Fairtrade-<br />

Unternehmens.<br />

Fair gehandelt – schon seit über 30 Jahren<br />

Die Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft<br />

mit der Dritten Welt mbH (GEPA) in<br />

Wuppertal, die heute mit dem Zusatz „The Fair<br />

Trade Company“ firmiert, steht für den Handel<br />

mit fair gehandelten Produkten aus rund 190<br />

Genossenschaften und Vermarktungsorganisationen<br />

in Afrika, Asien und Lateinamerika.<br />

Der Fokus des Unternehmens liegt darauf,<br />

Handelsbeziehungen auf Augenhöhe zu pflegen<br />

und Lebensmittel, Handwerk und Textilien<br />

zu fairen Preisen und Konditionen aus den<br />

Herstellerländern zu beziehen. Zu Kaffee und<br />

Kakao – die Produkte, mit denen einmal alles<br />

angefangen hat – sind längst zahlreiche weitere<br />

Produkte hinzugekommen. Die Geschäftsstelle<br />

Wuppertal der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong><br />

ist von Anfang an als Transport­ und Logistikpartner<br />

dabei. Schwerpunkt der Dienstleistungen<br />

bildet der Transport aller Rohwaren<br />

von den diversen Lägern und Verarbeitern zum<br />

GEPA­Zentrallager in Wuppertal. Die Transportleistungen<br />

gehen weit über <strong>Deutschland</strong><br />

hinaus. So werden Kakaobohnen aus dem<br />

GEPA­Rohwarenlager in Bremen zur Verarbei­<br />

tung nach Italien gefahren und retour gehen<br />

Kakaobutter und Kakaopulver wieder an das<br />

Rohwarenlager nach Bremen. Instantkaffee<br />

wird beim Verarbeiter in Belgien abgeholt und<br />

nach Wuppertal transportiert und sporadisch<br />

übernimmt der Logistikdienstleister Waren in<br />

Bremen, um sie in diverse europäische Länder<br />

zu transportieren, etwa nach Finnland, Großbritannien,<br />

Italien oder Frankreich. Denn Fairtrade­Produkte<br />

sind längst auch über die deutschen<br />

Grenzen hinaus beliebt. Im Wuppertaler<br />

Zentrallager werden jeden Tag mehrere Wechselbrücken<br />

mit unterschiedlichen Fairtrade­<br />

Produkten beladen und anschließend über die<br />

Verteilzentren der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong><br />

lebensmittel sind nicht irgendeine ware<br />

in das nationale Stückgutsystem eingespeist –<br />

so erreichen die Produkte die zahlreichen Weltläden<br />

in ganz <strong>Deutschland</strong>. Karl Linnartz,<br />

Einkaufsleiter der GEPA: „Als größtes europäisches<br />

Importunternehmen für fair gehandelte<br />

Produkte sind wir auf kompetente Logistikpartner<br />

angewiesen. Bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Logistics stimmt einfach alles – das Preis­<br />

Leistungs­Verhältnis und die Nähe zum Firmenstandort.<br />

Außerdem ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

flächendeckend im ganzen Bundesgebiet vertreten.“<br />

Ein Thema, das im Unternehmen<br />

GEPA eine zentrale Rolle spielt, ist der Aspekt<br />

der Nachhaltigkeit. So ist die GEPA vielfach<br />

für ihre Verdienste ausgezeichnet worden,<br />

An Lagerung und Transport von Lebensmitteln sind naturgemäß strenge Hygiene-Anforderungen geknüpft.<br />

Denn hier steht der Verbraucherschutz an erster Stelle. Die eingelagerte Ware darf nicht durch<br />

zu hohe oder stark schwankende Temperaturen geschädigt werden und sie muss zuverlässig vor Verschmutzung<br />

oder Schädlingen geschützt werden. Die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> betreibt ihre Logistikzentren,<br />

in denen Lebensmittel gehandhabt werden, nach HACCP-Standard, wie er in der deutschen<br />

Lebensmittelhygiene-Verordnung von 1998 festgelegt ist. Einige Standorte sind bereits IFS*-zertifiziert,<br />

andere werden gerade dafür vorbereitet. Die Zertifizierung basiert auf einer Qualitätsmanagement-Norm<br />

nach DIN EN ISO 9001:2008.<br />

* International Food Standard<br />

In den typischen Kaffeeländern Afrikas und Lateinamerikas bezieht die GEPA zu fairen Bedingungen<br />

Rohkaffee, den sie in Europa weiterverarbeiten lässt und in den Handel gibt.<br />

gleich mehrfach beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis.<br />

Zuletzt kam sie dort 2011 unter die<br />

Top 3 in der Kategorie „<strong>Deutschland</strong>s nachhaltigste<br />

Marke“. Auch von seinem Logistikdienstleister<br />

erwartet das Unternehmen daher<br />

zu Recht nachhaltiges Wirtschaften. Da<br />

kann die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> mit ihren<br />

Konzepten zu Green Logistics punkten. Die<br />

GEPA weiß das zu schätzen: „<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

setzt auf strenge Umweltstandards. Als unser<br />

Logistikpartner analysiert und optimiert die<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> CO₂­Emissionen,<br />

die durch den Gütertransport entstehen.“<br />

Erst kürzlich hat die GEPA in Zusammenarbeit<br />

mit FLO­Cert, der Zertifizierungsorgani­<br />

sation von Fairtrade International, ihren gesamten<br />

CO₂­Fußabdruck gemessen. „Wir sind<br />

auf einem guten Weg, obwohl wir ein Importunternehmen<br />

sind“, führt Karl Linnartz aus.<br />

Er ergänzt: „Das gute Ergebnis ist sicher auch<br />

das Verdienst der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>.“<br />

Nicht nur in der Zusammenarbeit mit der<br />

GEPA oder im Transport­ und Lagerwesen<br />

für den Lebensmittelhandel legen die Logistikexperten<br />

Wert auf die Einhaltung von Umweltstandards.<br />

So werden alle neuen Standorte<br />

mit Anlagen zur Nutzung erneuerbarer<br />

Energien ausgestattet. In Fahrerschulungen<br />

wird für energiesparendes Fahren sensibilisiert<br />

und auch die Transportunternehmen, die<br />

für die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> unterwegs<br />

sind, müssen sich strengen Umweltrichtlinien<br />

unterziehen. „Beim Umgang mit<br />

Lebensmitteln scheint es besonders naheliegend,<br />

nachhaltige Logistikkonzepte zu<br />

ent werfen, die hohe Umweltstandards erfüllen“,<br />

kommentiert Dr. Hansjörg Rodi, Vorstandsvorsitzender<br />

der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>AG</strong>. „Aber in unserem Unternehmen<br />

gelten die Richtlinien für alle Projekte, die<br />

wir abwickeln, nicht nur dort, wo es unmittelbar<br />

um die Gesundheit des Verbrauchers<br />

geht“, betont er. Damit der Verbraucher im<br />

Einzelhandel auch in Zukunft alles in möglichst<br />

hoher Qualität und ausreichender<br />

Menge findet. ■<br />

kurzmeldungen<br />

Rahmenvertrag<br />

mit Siemens über<br />

Lagerhaltung<br />

Siemens und die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>AG</strong> haben einen Lagerhaltungsrahmenvertrag<br />

geschlossen und stellen damit<br />

ihre Geschäftsbeziehung in der Kontraktlogistik<br />

auf eine globale Basis. Siemens<br />

arbeitet am Umbau seiner weltweiten<br />

Lagerhaltung, um ein hochwertiges, flexibles<br />

und kostengünstiges Lagernetzwerk<br />

zu schaffen. Künftig sollen die Leistungen<br />

von einer kleineren Anzahl bevorzugter<br />

Anbieter erbracht werden, mit denen die<br />

Grundbedingungen für die Lagerhaltung<br />

vorab vereinbart sind. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics<br />

ist der erste Kontraktlogistiker, den<br />

Siemens für den Abschluss eines solchen<br />

Rahmenvertrags ausgewählt hat.<br />

Auf Wachstum<br />

eingestellt<br />

Wirtschaftliches Wachstum braucht ein<br />

größeres Angebot an Fläche und Leistung.<br />

Derzeit entstehen in Erfurt, Augsburg<br />

und Schwieberdingen bei Stuttgart neue<br />

Shared­Logistics­Center (SLC), die von<br />

mehreren Kunden gleichzeitig genutzt<br />

werden. Die Standorte sind darauf ausgerichtet,<br />

logistische Mehrwertleistungen<br />

wie Kommissionierarbeiten, Qualitätskontrollen<br />

und dergleichen durchzuführen.<br />

Siehe hierzu Bericht auf Seite 19.<br />

Darüber hinaus vergrößert der bestehende<br />

Standort Villingen­Schwenningen<br />

sein Stückgutterminal von 2.000 auf<br />

3.600 Quadratmeter. Die neue Fläche<br />

wird vom Landverkehr sowie von der<br />

Luft­ und Seefracht genutzt. Und auch in<br />

Ilsfeld bei Stuttgart wird seit dem Frühsommer<br />

gebaut. Dort entsteht an der A 81<br />

ein hochmodernes Logistikzentrum, in<br />

das zum Herbst 2013 etwa 450 Mitarbei­<br />

ter und 50 Auszubildende einziehen.


16 kunde aktuell 88<br />

aktuell 88 Logistikpraxis 17<br />

Optimale Lösungen durch bereichsübergreifende Zusammenarbeit<br />

Kundenvorteil Cross-Selling<br />

Um ihren Kunden echte, integrierte Lösungen zu bieten, nutzt die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> die Stärken ihres umfassenden Netzwerkes<br />

gezielt und kundenorientiert. Dazu gehört auch das sogenannte Cross-Selling, der bereichsübergreifende Vertrieb. Wie Kunden davon<br />

profitieren, zeigt das Neukundengeschäft der Geschäftsstelle Hagen (Luft/See) mit der Schmiedetechnik Plettenberg GmbH (STP).<br />

Das nordrhein-westfälische Unternehmen<br />

schmiedet hochpräzise Bauteile für internationale<br />

Kunden aus Automobilindustrie<br />

und Maschinenbau. Im September 2011 hatte<br />

STP von einem großen Nutzfahrzeughersteller<br />

den Auftrag bekommen, innerhalb der<br />

nächsten drei Jahre 1.700 Tonnen Pleuel*<br />

nach China zu liefern. Produktionstechnisch<br />

kein Problem für das Unternehmen, logistisch<br />

allerdings konventionell nicht zu bewältigen.<br />

Da hier das Know-how von Profis erforderlich<br />

war, kontaktierte Plettenberg die Geschäftsstelle<br />

Hagen (Luft/See). Im Erstgespräch<br />

zwischen Alexander Meng, Supply-Chain-<br />

Manager (STP), Davide Russo, Leiter Vertrieb<br />

für die Geschäftsstellen Hagen und<br />

Dortmund, und Gordon Matthes, Customer<br />

Service Seefracht Export, Geschäftsstelle<br />

Hagen, stellte sich schnell heraus, dass hier<br />

mehr erforderlich war als der übliche Seefrachttransport.<br />

„Die versandrelevanten<br />

Punkte wie z. B. Ausfuhranmeldung, Termin<br />

der jeweiligen Sendungsübernahme, optimale<br />

Auslastung der Container 20' oder 40',<br />

Versicherung und Laufzeiten waren schnell<br />

geklärt. Knackpunkt war das Thema Verpackung“,<br />

erklärt Davide Russo. Alexander<br />

Meng erläutert warum: „Bevorzugte Verpackung<br />

für Pleuel sind Holzkisten. Wir<br />

standen vor dem Dilemma, dass es in China<br />

Einschränkungen für die Einfuhr von Holzpaletten<br />

gibt und die EU-Gitterboxen aus<br />

Stahl auf Dauer zu teuer wären.“ Kein Problem<br />

für den integrierten Logistikdienstleister,<br />

der über eine Spezialabteilung für<br />

Verpackungssysteme verfügt.<br />

Seefrachtexperten und<br />

Verpackungskünstler<br />

Davide Russo setzte sich direkt mit Markus<br />

Linke, Projektleiter Lademittel, Trading &<br />

Leasing, in Verbindung, um gemeinsam eine<br />

bereichsübergreifende Lösung für den Kunden<br />

zu finden. Denn die Verpackungsspezialisten<br />

von der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong><br />

planen und entwickeln im engen Kontakt<br />

mit dem Kunden auf dessen Bedürfnisse zugeschnittene<br />

Verpackungssysteme. Markus<br />

Linke erläutert, worum es in der Zusammenarbeit<br />

geht: „Verpackung ist nicht gleich Verpackung,<br />

das ist wesentlich komplexer. Bei<br />

jedem Transportauftrag wird analysiert: Wie<br />

sind die Güter beschaffen, wie groß und wie<br />

schwer sind sie, gibt es besondere Anforderungen<br />

an Stoßsicherheit, Korrosionsschutz<br />

etc. und wie müssen die Güter transportiert<br />

werden – per Lkw, Bahn oder Schiff.<br />

Danach richtet sich das individuelle Verpackungssystem.“<br />

Nach einem gemeinsamen Besuch beim<br />

Kunden vor Ort erarbeitete <strong>DB</strong> SCHENKEReuropac<br />

in Abstimmung mit der Geschäftsstelle<br />

Hagen die für den Kunden passende<br />

Lösung.<br />

Gut geschützt in Export-CargoBoxen<br />

Die 3,87 kg und 2,00 kg schweren Pleuel werden<br />

in Export-CargoBoxen mit verstärktem<br />

Boden verpackt. Ein Behälter fasst jeweils<br />

230 große oder 450 kleine Pleuel, das Gesamtgewicht<br />

pro Behälter liegt bei 900 kg.<br />

Um die geschmiedeten Bauteile vor Korrosion<br />

zu schützen, werden sie zusätzlich<br />

mit VCI-Folie eingewickelt. Die VCI-Folie<br />

schützt durch den sich gasförmig ausbreitenden<br />

VCI-Wirkstoff auch schwer zugängliche<br />

Stellen wie Innengewinde, Bohrungen oder<br />

Hohlkörper. Dadurch entfallen der Konservierungsaufwand<br />

mit Ölen oder Schmiermitteln<br />

sowie die Entkonservierung. Die Pleuel<br />

können einfach aus der Verpackung entnommen<br />

und sofort verarbeitet werden. Die<br />

CargoBox selbst besteht aus einem Boden,<br />

einem faltbaren Rahmen und einem Deckel<br />

aus wasserfest verleimtem Birkensperr -<br />

holz. Durch die schichtweise Verleimung<br />

liegt die Stabilität 3- bis 4-fach höher als bei<br />

Massivholz.<br />

Meng beschreibt die Vorteile aus Kundensicht:<br />

„Diese Lösung entspricht genau<br />

unseren Anforderungen. Die Boxen haben<br />

weniger Eigengewicht als herkömmliche<br />

Holzkisten – bei gleicher Belastbarkeit. Das<br />

senkt die Transportkosten. Ein Kostenvorteil,<br />

der sich bei unserem Sendungsvolumen<br />

deutlich bemerkbar macht. Und,<br />

unsere Befürchtung wegen der Einfuhrbeschränkungen<br />

in China ist damit auch vom<br />

Tisch, denn die CargoBox erfüllt zu 100<br />

Prozent die Anforderungen aller derzeit<br />

bekannten Holzeinfuhrbestimmungen für<br />

Exportsendungen.“ ■<br />

* Ein Pleuel, auch Pleuelstange, Schubstange oder Treibstange,<br />

ist bei einem Kurbeltrieb von Kraft- und Arbeitsmaschinen<br />

die Verbindung zwischen der Kurbelwelle und dem sich in hinund<br />

herbewegenden Kolben. Der Pleuel überträgt die Hubbewegung<br />

des Kolbens in die Drehbewegung der Kurbelwelle.<br />

Mit drei Fertigungsstandorten in Plettenberg<br />

(NRW) und einer mechanischen Bearbeitung in<br />

Theley (Saarland) fertigt die Schmiedetechnik<br />

Plettenberg GmbH & Co. KG im Rahmen der strategischen<br />

Zielausrichtung für den Bereich Getriebe,<br />

Motor und Antriebsstrang mit modernsten<br />

Fertigungseinrichtungen Gesenkschmiedeteile<br />

mit hoher Präzision und der neuesten Technologie<br />

entsprechend. An den vier Produktionsstätten<br />

sind insgesamt 388 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Mit einem Materialeinsatz von ca. 65.000<br />

Tonnen Vormaterial jährlich fertigt die Schmiedetechnik<br />

Plettenberg in der Warmumformung<br />

ca. 20 Mio. Schmiedeteile für die unterschiedlichsten<br />

Anwendungen in der Fahrzeugindustrie.<br />

89 Prozent des Jahresumsatzes erzielt das Unternehmen<br />

im Automotive-Bereich.<br />

Quelle: Homepage<br />

„Können Sie es bitte einpacken?“<br />

„Können Sie es bitte einpacken?“ – im Buchhandel oder Geschenkartikelladen löst diese Frage eine eher unspektakuläre<br />

Dienstleis tung aus. In der Geschäftsstelle Schweinfurt hingegen entstehen auf Kundenwunsch gigantische Kisten mit daumendicken<br />

Holzwänden und einem Fassungsvermögen von zwanzig und mehr Kubikmetern.<br />

Wenn es darum geht, hochempfindliche<br />

und tonnenschwere Maschinen auf ihre<br />

Reise um die halbe Welt vorzubereiten, laufen<br />

die Verpackungsspezialisten der Geschäftsstelle<br />

Schweinfurt (Messen/Spezialverkehre)<br />

zur Höchstform auf. Seit Jahren<br />

vertrauen namhafte Industrieunternehmen<br />

ihnen die Produktion von sicheren Verpackungen<br />

an, weshalb sich in Schweinfurt<br />

neben dem für <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> typischen Logistik-<br />

und Transportgeschehen ein reges Treiben<br />

rund um das Verpackungsteam mit seinen<br />

vier Betriebsschreinern etabliert hat.<br />

Und was für opulente Kisten dort für namhafte<br />

Maschinenbauer konstruiert werden!<br />

Nicht selten bringen die zu verpackenden<br />

Maschinen acht und mehr Tonnen auf die<br />

Waage und ihr Wert übersteigt den einer<br />

luxuriösen Villa um Längen. Da lohnt sich<br />

ein sicherer Schutz.<br />

Unter der Regie von Standortleiter Jürgen<br />

Röder und den Schreinermeistern German<br />

Popp und Philipp Grau entstehen massive<br />

Bodenplatten aus grundsoliden Balken sowie<br />

Seitenwände und Deckel aus bis zu zweieinhalb<br />

Zentimeter starken Holzplatten. Auf<br />

Kundenwunsch kommen OSB- oder Seekieferplatten<br />

zum Einsatz. Während die Kolosse<br />

für den Straßentransport oftmals „nur“<br />

einen extrem stabilen Unterbau benötigen –<br />

quasi als Ersatz für restlos überforderte Europaletten,<br />

ist für Luft- und Seetransporte in<br />

aller Regel ein unverwüstliches Komplett-<br />

Je nach Größe und Gewicht des Frachtstückes wird die Transportverpackung<br />

entweder in der Geschäftsstelle Schweinfurt<br />

oder direkt beim Kunden gebaut – pro Jahr mehr als 300 Stück.<br />

Drumherum inklusive statischer Berechnungen<br />

gefragt: maßgezimmerte Kisten,<br />

denen der hohe Seegang ebenso wenig anhaben<br />

kann wie die Turbulenzen in 10.000<br />

Metern Flughöhe oder der rustikale Containerumschlag<br />

im Hafen.<br />

Verpackung vom<br />

Reglementierten Beauftragten<br />

Neben dem Schutz vor Stößen erfüllt die Verpackung<br />

noch eine weitere Aufgabe, indem<br />

sie Feuchtigkeit vom Frachtgut fernhält.<br />

Denn Korrosion ist der natürliche Feind eines<br />

jeden Maschinenbauers. Damit der Rost<br />

keine Chance bekommt, werden die Maschinen<br />

mit einem Foliensack aus reißfester<br />

Alu-Verbundfolie ummantelt. Unter Zugabe<br />

von Trockenmittelbeuteln verschweißen die<br />

Schweinfurter Verpackungsspezialisten die<br />

Foliennähte und entziehen dem Paket die<br />

Luft. Wenn dann der Empfänger in Thailand<br />

oder Brasilien beim Öffnen ein lautes Zischen<br />

vernimmt, als hätte jemand eine Gabel in eine<br />

vakuumversiegelte Kaffeepackung gestoßen,<br />

dann ist alles gut gelaufen.<br />

Etwas mehr als die Hälfte aller Verpackungen<br />

aus Schweinfurt ist für den Seetransport<br />

bestimmt, der Rest verteilt sich zu gleichen<br />

Teilen auf Lkw und Flugzeug. „Was die Luftfrachtabwicklung<br />

betrifft, so streben wir<br />

noch in diesem Sommer die Zertifizierung<br />

als Reglementierter Beauftragter an“, sagt<br />

Jürgen Röder. „So können wir unseren Kunden<br />

nicht nur einen sicheren Transport, sondern<br />

auch eine schnelle und reibungslose Abwicklung<br />

zusagen.“ Das können nur wenige<br />

Verpackungsbetriebe von sich behaupten!<br />

Die Verpackungsspezialisten aus Schweinfurt<br />

sind auch für Unternehmen fernab von Unterfranken<br />

tätig. Die Kontaktaufnahme erfolgt<br />

über special.schweinfurt@dbschenker.com ■


18 InnovatIon aktuell 88<br />

aktuell 88 kontraktlogistik<br />

19<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> setzt beim Thema Marketing auf „Do it yourself“<br />

Deutscher Beitrag macht<br />

den zweiten Platz<br />

Wenn ein Unternehmen das Innovationsmanagement fest in die Unternehmensphilosophie integriert, dann sollte das Thema<br />

auch im Unternehmensalltag seinen Platz finden. So setzt die <strong>Schenker</strong> <strong>AG</strong>, Essen, für besonders gute Innovationsideen europaweit<br />

einen Preis aus. Der European Innovation Award zeichnet Innovationen aus, die aus dem Kreis der Mitarbeiter stammen.<br />

Beim europaweit ausgeschriebenen Innovation<br />

Award kam das Team Vermarktungen<br />

von der Zentrale Sales Support der<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> auf den zweiten<br />

Platz. Das Konzept der „Marketing Toolbox“<br />

unterstützt die Geschäftsstellen und Zentralabteilungen<br />

darin, ihre eigenen Marketing­<br />

Unterlagen wie Broschüren und Werbemittel<br />

selbstständig zu erstellen. „Für unsere Kollegen<br />

hat dieses ‚Do it yourself­Modell‘ eine<br />

Reihe von Vorteilen“, erläutert Teamleiter<br />

Thorsten Meffert. „Sie sparen Zeit und Geld<br />

und können sicher sein, dass sie nicht nur<br />

individuell auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene<br />

Werbeunterlagen erhalten, sondern<br />

auch solche, die hundertprozentig dem<br />

Corporate Design des Unternehmens entsprechen.“<br />

Dafür hat das Team in der Marketing­Toolbox,<br />

einem onlinebasierten Portal,<br />

zahlreiche Gestaltungsvorlagen von der<br />

Postkarte bis zur umfangreichen Produktbroschüre<br />

hinterlegt. Diese Vorlagen<br />

werden von den Geschäftsstellen und Zentralabteilungen<br />

mit individuellen Informationen<br />

ergänzt und können anschließend<br />

gedruckt werden. „Nach acht bis zehn Tagen<br />

haben die Ersteller ihr fertiges Medium in<br />

der gewünschten Auflage zur Hand“, führt<br />

Meffert aus. Da die Nutzung der Werbemittel­Vorlagen<br />

kostenfrei ist, fallen für die Geschäftsstellen<br />

lediglich die Druckkosten an.<br />

Für die Geschäftsstellen, die nach dem „Unternehmer­vor­Ort­Prinzip“<br />

arbeiten, bildet<br />

diese Form der lokalen Marketing­Unterstützung<br />

die optimale Synergie aus Individualisierung<br />

und Standardbroschüre.<br />

Diskriminierung: Nein danke!<br />

Den ersten Platz beim Innovation Award<br />

belegte das Human Resources Management­<br />

Team aus Göteborg. Das Team ließ sich ein<br />

Spiel einfallen, mit dem Mitarbeiter mehr<br />

Sensibilität für ihre eigenen und die Wertvorstellungen<br />

ihrer Kolleginnen und Kollegen<br />

entwickeln können. Der Hintergrund: In<br />

ihren Mitarbeiterbefragungen hatten die<br />

Personalverantwortlichen in Schweden mitbekommen,<br />

dass rund sieben Prozent der<br />

Mitarbeiter im Unternehmen schon einmal<br />

Diskriminierungen wegen ihres Geschlechts,<br />

ihrer Religion oder ethnischen Zugehörigkeit<br />

erlebt hatten. Das war den Verantwortlichen<br />

deutlich zu viel. Sie waren sich einig,<br />

dass Diskriminierung häufig eine Folge von<br />

Unwissenheit und unterschiedlicher kultureller<br />

Einstellungen ist – und entschieden, zu<br />

handeln. Anstatt mit erhobenem Zeigefinger<br />

Diskriminierungen „zu verbieten“, beschlossen<br />

sie, konstruktiv an das Thema heranzugehen.<br />

„Einstellungen verändert man am besten<br />

im Dialog“, sind sie überzeugt. Die Idee,<br />

ein Spiel zu entwickeln, das Spaß macht,<br />

wurde von der internationalen Jury des European<br />

Innovation Award mit dem ersten Platz<br />

honoriert. Die Spielidee kam so gut an, dass<br />

das „<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Diversity Game“, so der<br />

Titel, von den anderen europäischen Landesgesellschaften<br />

adaptiert wird. Der dritte<br />

Preis ging an Radim Chval von der österreichischen<br />

Landesorganisation. Er hatte ein<br />

Dokumentenmanagementsystem entwickelt<br />

und vorgestellt, das in Österreich erfolgreich<br />

eingesetzt wird.<br />

Gute Ideen für ganz Europa<br />

An der Präsentation der besten zehn Innovationsideen,<br />

die es ins Finale geschafft hatten,<br />

haben Führungskräfte von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Logistics aus ganz Europa teilgenommen. So<br />

konnten sie prüfen, wie sich die unterschiedlichen<br />

Projekte auf andere europäische Landesorganisationen<br />

übertragen lassen. Denn<br />

ein Ziel des Innovationswettbewerbs ist es<br />

auch, Ideen zu suchen, die das Netzwerk insgesamt<br />

stärken, wie Karl Nutzinger, als<br />

Mitglied des Vorstandes der <strong>Schenker</strong> <strong>AG</strong> für<br />

die Landverkehre zuständig, in seiner Laudatio<br />

hervorgehoben hat. Weitere Vorschläge<br />

für den Innovation Award umfassten Telematik­Lösungen<br />

für temperaturgeführte<br />

Transporte und die Verfolgung von Wechselbrücken,<br />

Zahlungslösungen für Onlinekäufe<br />

und die mit dem Europäischen Verpackungspreis<br />

ausgezeichnete Raubox sowie ein neues<br />

Auswahlverfahren für Trainees. ■<br />

Die strahlenden Gewinner des European Innovation Award<br />

kamen aus den Landesorganisationen Schweden, <strong>Deutschland</strong><br />

und Österreich.<br />

European innovation award<br />

Die <strong>Schenker</strong> <strong>AG</strong> in Essen hatte zum ersten<br />

europäischen Innovationspreis, dem „Innovation<br />

Award“ aufgerufen. 28 Innovationen waren<br />

für den Award nominiert worden, wovon die<br />

besten zehn in die Endrunde kamen. Eine Jury<br />

aus Führungskräften von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics<br />

hat aus der Runde der letzten zehn die Sieger in<br />

geheimer Wahl ermittelt.<br />

serie:<br />

warehouse-management<br />

Immer mehr Unternehmen entdecken<br />

für sich die Vorteile eines Shared-<br />

Lo gis tics-Center (SLC). In unserer Serie<br />

Warehouse-Management berichten wir<br />

diesmal, wie aus einer ehrgeizigen<br />

Strategie konkrete Lösungen erwachsen<br />

und was das im Hinblick auf Effizienz,<br />

Qualität und Ökologie bringt.<br />

Wenn mehrere Kunden das gleiche Logistikzentrum nutzen, haben alle was davon<br />

Teilen lohnt sich<br />

„Go for Growth“ – unter diesem Motto verfolgt die <strong>Schenker</strong> <strong>AG</strong> im Bereich der Kontraktlogistik ein langfristiges Wachstumsziel,<br />

das nur durch gezielte Investitionen in die logistische Infrastruktur erreichbar ist. Wenn ein bestehender Standort neuen Bedarf<br />

erkennt, der mit der vorhandenen Ausstattung nicht zu stemmen ist, oder wenn es notwendig ist, kleinere Logistikzentren in<br />

einem großen zu konsolidieren, oder wenn ein Kunde nach neuen Lösungen für seine Logistik Ausschau hält – dann rücken die Planer<br />

eines neuen Logistikzentrums an. Diese Immobilien werden in aller Regel so ausgelegt, dass mehrere Kunden aus verschiedenen<br />

Branchen sie gleichzeitig nutzen können. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics nennt sie Shared-Logistics-Center (SLC), andere gängige<br />

Bezeichnungen sind Multi-User-Lager oder Multi-Customer-Center.


20 kontraktlogistik aktuell 88<br />

aktuell 88 kontraktlogistik<br />

BASICS<br />

Die Strategie<br />

Das vorhandene Setup der Kontraktlogis ­<br />

tik bedarfsgerecht ausbauen – so lautet der<br />

stra tegische Grundgedanke. Bedarf besteht<br />

immer dort, wo Industrie­ und Handels unter ­<br />

nehmen wachsen oder ihre Logistikdienstleistungen<br />

verstärkt an <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

aus lagern. Durch ständige Marktanalysen<br />

ermittelt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> die Regionen, in<br />

denen sich die Erweiterung des Angebots<br />

oder das Zusammenlegen von kleineren<br />

Standorten für die Kunden und für das<br />

Unternehmen lohnen. Und manchmal ergeben<br />

sich auch Gelegenheiten jenseits der<br />

eigenen Planung. Zum Beispiel wenn eine<br />

bauprojekt<br />

EffiziEnz<br />

Strategie<br />

Stadt ein neues Güterverkehrszentrum (GVZ)<br />

errichtet. Dann greift man als wachstumsorientierter<br />

Logis tikdienst leister einfach zu.<br />

Der Fokus<br />

Nehmen wir drei konkrete Beispiele. In<br />

Erfurt, Augsburg und Stuttgart entstehen<br />

derzeit neue SLC, alle drei nehmen noch<br />

im Ok tober dieses Jahres ihren Betrieb auf.<br />

Uwe Witt, Leiter der Geschäftsstelle Erfurt<br />

(Land, Logistik) unterstreicht: „Wir verzeichnen<br />

seit Jahren eine stete Nach ­<br />

frage nach Kapazitäten für Mehrwert leistungen<br />

wie Kommissionieren, Ver packen,<br />

Qualitätskontrollen oder produktionsnahe<br />

Dienst leistungen.“ Sein Augsburger Kollege<br />

Ulrich Mair, Leiter der Geschäftsstelle Augs­<br />

vermarktung<br />

Qualität<br />

fokus<br />

burg (Land, Logistik) zeigt sich ebenfalls<br />

überzeugt davon, dass die über 10.000<br />

Quadratmeter große Logistikfläche in der<br />

Nähe des Containerbahnhofs schnell ausgebucht<br />

sein wird: „Die Nachfrage nach<br />

flexibel nutzbaren Kapa zitäten ist an ausgewählten<br />

Standorten un gebrochen. Dazu<br />

zählen auch die hochwertigen Logistikflächen<br />

entlang der A 8.“<br />

Die Akteure<br />

Bei der Konzeption und Errichtung eines neuen<br />

Shared­Logistics­Center arbeiten zentrale Einheiten<br />

und die für die Operative verantwortliche<br />

Geschäftsstelle der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>AG</strong> eng zusammen. Die wichtigsten<br />

Akteure sind natürlich die Kunden. Gerne<br />

Ausblick<br />

Ökologie<br />

akteure<br />

nutzen diese die Gelegenheit, um von den<br />

Vorteilen des neuen SLC zu profitieren. Im<br />

wörtlichen wie im übertragenen Sinne kann<br />

man behaupten: Die Kunden ziehen mit.<br />

AKZENTE<br />

Die Effizienz<br />

Die intelligente Bündelung von Warenströmen<br />

setzt enorme Effizienzpotenziale frei. Deshalb<br />

begrüßen es die Kunden, wenn einzelne Branchen<br />

wie die Konsumgüterindustrie oder Baumärkte<br />

in einem SLC gleich mehrfach vertreten<br />

sind. So lassen sich Verkehre zusammenlegen<br />

und Leerfahrten vermeiden. Auch der Branchenmix<br />

bringt seine Vorteile. Denn gerade<br />

eine inhomogene Kundenstruktur führt zu<br />

einer homogenen Auslastung. Wie das? Bei<br />

vielen Branchen schwankt das Geschäft saisonbedingt.<br />

Gartenschaukeln werden nun mal zu<br />

einem anderen Zeitpunkt gekauft als Skianzüge.<br />

Für die Prozesse im Lager ist es vorteilhaft,<br />

wenn verschiedene Kunden zu verschiedenen<br />

Zeiten ihre Hochkonjunktur erleben. In<br />

einem gut funktionierenden SLC dürfen es<br />

gerne fünf bis 15 Kunden sein.<br />

Die Qualität<br />

„Unsere akribischen Marktanalysen erlauben<br />

es uns, das Lager schon im Vorfeld exakt auf die<br />

Bedürfnisse unserer Kunden auszurichten“,<br />

sagt Kontraktlogistik­Vorstand Dr. Michael A.<br />

Kluger. Ist zum Beispiel eine TAPA­Zertifizierung<br />

erforderlich? Bedarf es einer speziellen<br />

Auslegung für das Handling von Fast Moving<br />

Consumer Goods? Oder stammen die Kunden<br />

eher aus dem Industriebereich und bringen<br />

ganz andere Anforderungen mit? Muss man im<br />

Hinblick auf die gelagerten oder umgeschlagenen<br />

Produkte die Schutzanforderungen für<br />

bestimmte Wassergefährdungsklassen berück­<br />

sichtigen? Regal­ oder Deckensprinklerung?<br />

Es gibt viele Standards für die Errichtung eines<br />

SLC. Aber dennoch fällt die Ausgestaltung<br />

einer jeden Einheit unterschiedlich aus. Und<br />

zwar kundengerecht.<br />

Die Ökologie<br />

Dr. Hansjörg Rodi, der Vorstandsvorsitzende<br />

der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>, lässt die Klimaschutzziele<br />

nicht außen vor: „Die Reduktion<br />

von CO₂­Emissionen beginnt bei der Immobilie.“<br />

Deshalb erfolgt die Gestaltung von Logistikzentren<br />

immer auch nach ökologischen<br />

Gesichtspunkten. Zu erwähnen sind hier<br />

unter anderem die grüne Energieversorgung<br />

(z. B. Geothermie) sowie der Einsatz von energie<br />

sparenden Flurförderzeugen und Regen ­<br />

wasser zisternen. Auch die Anbindung des<br />

Lagers an den öffentlichen Personennahverkehr<br />

fließt in die ökologische Bewertung einzelner<br />

Stand orte ein. Im Rahmen des konzernweit<br />

verfolg ten Konzeptes Eco Excellence<br />

kooperiert <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> mit akkreditierten Instituten<br />

wie der Deutschen Gesellschaft für<br />

Nachhaltiges Bauen (DGNB). In ihrem<br />

„Nachhaltigkeits in dex“ stellt die Fraunhofer­<br />

Arbeitsgruppe SCS fest, dass es Logistikdienstleister<br />

gibt, „die sehr weit bei der Integration<br />

und Anwendung von nachhaltigen Maßnahmen<br />

im eigenen Unternehmen sind und sich<br />

somit vom Wettbewerb abheben.“ Die Autoren<br />

der Studie identifizieren Unternehmen wie<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>, „denen bereits heute<br />

eine Vorreiterrolle attestiert werden kann.“*<br />

KONKRET<br />

Das Bauprojekt<br />

In aller Regel errichtet <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> keine<br />

eigenen Logistikimmobilien. Vielmehr bauen<br />

Investoren diese unter Berücksichtigung der<br />

jeweiligen Anforderungen an Dimensionierung,<br />

Flächenaufteilung und Ausstattung.<br />

Das Innenleben der Anlage inklusive der<br />

modernen und leistungsfähigen IT gehört<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. Einen allgemeingültigen Zeitplan<br />

für die Errichtung eines SLC gibt es<br />

nicht. Aber die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> hat<br />

schon mehrfach bewiesen, dass zwischen der<br />

Idee für ein Shared­Logistics­Center und der<br />

Aufnahme des Echtbetriebes nicht mehr als<br />

18 Monate liegen müssen.<br />

Die Vermarktung<br />

„Schon bei der Aufnahme des Betriebes wollen<br />

wir ein volles Haus haben“, gibt Detlef Kurzbuch,<br />

Leiter der Zentrale Logistics Development<br />

& Strategy, die Richtung vor. Mit Beginn<br />

der Planung läuft die Vermarktung auf Hochtouren:<br />

Kundenveranstaltungen, Pressearbeit,<br />

Präsentationen vor Entscheidern, um dem<br />

neuen SLC von Anfang an nicht nur bautechnisch<br />

eine solide Grundlage zu verschaffen.<br />

Der Ausblick<br />

Der Blick in die Zukunft ist eng mit der<br />

Strategie verknüpft. Denn der Ausblick<br />

sagt: Auch in den nächsten Jahren wird<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> weitere SLC errichten. Die Antriebskräfte<br />

heißen „Go for Growth“ und<br />

Kundenorientierung. Einerseits werden die<br />

Marktbedürfnisse antizipiert, um den Kunden<br />

von Morgen schon heute ihre logistischen<br />

Perspektiven aufzuzeigen. Andererseits sind<br />

es die Kunden selbst, die ihren Logistikdienstleister<br />

in neue SLC­Projekte „treiben“ –<br />

auch sie wollen wachsen und denken langfristig.<br />

In <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> finden sie immer<br />

einen hochmotivierten Ansprechpartner, der<br />

bereit ist, über neue Standorte nachzudenken<br />

und sie dann auch tatsächlich zu errichten. ■<br />

* Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Service (SCS): Nachhaltigkeitsindex für Logistikdienstleister. Orientierungshilfe in einem intransparenten Markt. Nürnberg 2011, Seite 50.<br />

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22 organizational & procEss ExcEllEncE aktuell 88<br />

aktuell 88 organizational & procEss ExcEllEncE 23<br />

Geteiltes Qualitätsdenken<br />

gleich doppelte Effizienz<br />

Perfekte Logistik trägt viel zu einem erfolgreichen Lean-Management bei – vor allem dann, wenn sich der Auftraggeber und<br />

sein Logistikdienstleister an einer gemeinsamen Philosophie orientieren und ihre Managementsysteme aufeinander abstimmen.<br />

An der Schnittstelle zwischen einem Kontraktlogistiker und seinem Kunden entscheidet sich, ob die jeweiligen Managementsysteme<br />

ihre volle Wirkung entfalten. Wenn die Philosophie des einen zu der des anderen passt, steht einem kontinuierlichen<br />

Verbesserungsprozess nichts im Wege.<br />

„ Kundenorientierung in der Logistik meint unter anderem, dass die operativen Mitarbeiter stets<br />

bemüht sind, die Anforderungen des Auftraggebers zu verstehen – besser noch: zu verinnerlichen,<br />

um darauf aufbauend gemeinsam die richtigen Prozesse und Schnittstellen zu implementieren.<br />

Und das am besten so, dass diese noch genügend Spielraum lassen, um flexibel auf Veränderungen<br />

reagieren zu können.“<br />

ulrich mair, leiter der geschäftsstelle augsburg (land, logistik)<br />

FLEX steht bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> für Flawless<br />

Execution – reibungslose Abwicklung. Als<br />

Business Excellence Programm spannt sich<br />

FLEX über sämtliche Aktivitäten im Bereich<br />

der Kontraktlogistik und rückt vier Kernbereiche<br />

in den Fokus: Knowledge­Excellence<br />

(Mitarbeiterqualifikation), Workflow­<br />

Excellence (einheitliche Geschäftsabläufe),<br />

Eco­Excellence (z. B. Energieeffizienz) und Organizational<br />

& Process Excellence (z. B. kontinuierliche<br />

Verbesserung). Der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>­<br />

Kunde Viessmann denkt und handelt in<br />

vergleichbaren Kategorien, sein Konzept<br />

heißt VITOTOP. Dr. Hans­Ullrich Förster,<br />

der Geschäftsführer der Viessmann Logistik<br />

International GmbH, beschreibt das so: „Ziel<br />

ist es, die Produktivität entlang der gesamten<br />

Prozesskette zu erhöhen. Und zwar nicht<br />

durch mehr abgeforderte Leistung, sondern<br />

Der Standort Augsburg<br />

verkehrsträgerübergreifende lösungen<br />

durch das Vermeiden von nicht wertschöpfenden<br />

Tätigkeiten wie unnötige Transporte,<br />

Fehler und Nacharbeiten, Überproduktion<br />

und zu hohe Bestände.“<br />

Gleiche Tools,<br />

unterschiedliche Namen<br />

Warum die Managementsysteme in vielen<br />

Fällen kompatibel sind, erläutert Dr. Michael<br />

A. Kluger, Vorstand Kontraktlogistik/SCM:<br />

„Wir wenden bewährte Tools wie 5S, Permanenten<br />

Optimierungsprozess oder Balanced<br />

Scorecard an. Diese Instrumente haben wir<br />

nicht selbst erfunden, sie stehen allen Unternehmen<br />

zur Verfügung. Wenn ein Kunde den<br />

gleichen Werkzeugkoffer für die Gestaltung<br />

seiner Prozesse einsetzt wie wir, kommen wir<br />

schnell auf einen gemeinsamen Nenner.“<br />

Anzahl der Mitarbeiter (gesamt): 440<br />

Landverkehr: getaktete Direkt- und Hubverkehre (deutschland- und europaweit)<br />

sehr gute Verkehrsanbindung an A 8, B 12 und B 17, Güterverkehrszentrum (GVZ)<br />

mit Anschluss an das Schienennetz<br />

leistungsstarker Regionalverkehr<br />

eigener Fuhrpark mit Werkstatt, Waschhalle und Tankstelle<br />

Paketdienst mit externen Partnern<br />

Kontraktlogistik<br />

Spezialtransporte<br />

Zollabfertigung (eigenes Zollbüro am Hauptbahnhof Göggingen)<br />

intensive Zusammenarbeit von Land, Luft und See<br />

Ökologie: zertifizierte ökologische, technische und funktionelle Qualität im neuen<br />

GVZ Augsburg (Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB)<br />

„ Gemeinsam mit unseren Kunden<br />

durchlaufen wir einen permanenten<br />

Lernprozess, damit wir gute und<br />

bewährte Lösungen durch bessere<br />

und effizientere ersetzen können.“<br />

martin thum, leiter logistik der geschäftsstelle augsburg (land, logistik)<br />

Man spricht dieselbe Sprache und besitzt das<br />

gleiche Grundverständnis von Qualität und<br />

Prozessoptimierung in der Kontraktlogistik.<br />

Oft bestehen die einzigen Unterschiede lediglich<br />

darin, dass jeder seine eigene Begriffswelt<br />

schafft. Was hier FLEX heißt, heißt dort<br />

VITOTOP, was die einen POP nennen (Permanenter<br />

Optimierungsprozess), heißt beim<br />

anderen KVP (Kontinuierlicher Verbesserungsprozess).<br />

Aber das tut dem gemeinsamen<br />

Verständnis keinen Abbruch. Denn in<br />

der Sache ist man sich einig.<br />

Die folgenden Seiten beschreiben Beispiele<br />

dafür, wie aus den gleichen Managementkonzepten<br />

zweier Partner ein im hohen Maße<br />

effizientes und nutzbringendes Miteinander<br />

erwächst.<br />

kontraktlogistikkompetenz<br />

90.000 qm Lagerfläche (50.000 Regalstellplätze)<br />

Inhouse-Abwicklung beim Kunden vor Ort<br />

zum Teil alarmgesicherte Lager, Sprinkler- und<br />

Brandmeldesystem, elektronische Zutrittskontrollen<br />

ausgewiesene Expertise vor allem im Bereich<br />

Industrie- und Versandhandel<br />

Value-Added-Services: z. B. Kommissionieren,<br />

Konfektionieren, Preisauszeichnung, Verpacken,<br />

Bestandsführung<br />

kontakt<br />

schenker deutschland ag<br />

Geschäftsstelle Augsburg<br />

Außenlager Logistikzentrum<br />

Gersthofer Straße 38<br />

86169 Augsburg<br />

Telefon +49 821 448338-13<br />

Telefax +49 821 448338-19<br />

augsburg.logistik@dbschenker.com


24 organizational & procEss ExcEllEncE aktuell 88 aktuell 88 organizational & procEss ExcEllEncE 25<br />

Sigrid Kretzinger (<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>),<br />

Dr. Hans-Ullrich Förster, Peter<br />

Löwer, Horst Schäfer (alle Viessmann),<br />

Martin Thum und Peter<br />

Schwarm (beide <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>),<br />

von links.<br />

Kaizen als Garant für logistische Effizienz<br />

Die Schatzsucher von Viessmann<br />

Der Kontinuierliche Verbesserungsprozess hat bei Viessmann jeden Tag Hochkonjunktur. Und bei der Geschäftsstelle Augsburg<br />

der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> auch.<br />

Zwischen hochmodernen Brennwertgeräten,<br />

Wärmepumpen und Solaranlagen liegen<br />

kostbare Schätze verborgen. Das klingt<br />

vielleicht etwas pathetisch. Aber wer es<br />

nicht glaubt, sollte sich von Dr. Hans­Ullrich<br />

Förster zu den Stätten führen lassen, wo<br />

er und seine Mitarbeiter echte Werte aufspüren.<br />

Der Geschäftsführer der Viessmann<br />

Logistik International GmbH denkt dabei<br />

nicht an Gold und Edelstein, seine Währung<br />

steht für Zeit, Effizienz und Prozessoptimierung.<br />

Als Werkzeuge für die Schatzsuche<br />

nimmt Förster weder Schaufel noch Spitzhacke<br />

zur Hand. Stattdessen arbeitet er mit<br />

einem Instrument namens Kaizen, das ohne<br />

Muskelkraft funktioniert, dafür aber Sachverstand,<br />

Lösungsorientierung und jede<br />

Menge Erfahrung erfordert.<br />

Wo sich die Logistikphilosophien von<br />

Viessmann und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> treffen<br />

Viessmann zählt zu den international führenden<br />

Herstellern von Heiztechnik­Systemen.<br />

Im Heizungsmarkt nimmt das 1917 gegründete<br />

Familienunternehmen eine Sonderstellung<br />

ein, weil es ohne Zwischen­ oder Großhändler<br />

auskommt: Bestellungen, die bis 18 Uhr in der<br />

Zentrale eingehen, werden bundesweit am<br />

nächsten Tag zu garantierten Terminen (vor<br />

8, vor 10, vor 12 Uhr) ausgeliefert. Mehr als<br />

60 Prozent der Anlagen gehen direkt zur<br />

Baustelle, der Rest wird dem Heizungsfachbetrieb<br />

zugestellt. Die Einhaltung der Lieferzusagen<br />

hängt maßgeblich von der Prozesseffizienz<br />

im Warehousebereich ab, was uns zu<br />

den drei deutschen logistischen Schaltstellen<br />

führt. Viessmann unterhält am Unternehmenssitz<br />

im hessischen Allendorf (Eder), 35 Kilometer<br />

nördlich von Marburg, ein Zentrallager<br />

für die weltweite Distribution und Lagerversorgung<br />

sowie ein Regionallager. Hinzu kommen<br />

zwei Regionallager in Hannover und<br />

Augs burg. Das Warehousing für die südliche<br />

Region liegt seit zehn Jahren nahezu durchgängig<br />

in der Verantwortung der <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>.<br />

2007 hatte Viessmann seine Distributionslogistik<br />

neu ausgeschrieben. Die Geschäftsstelle<br />

Augsburg der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>AG</strong> erkannte darin eine gute Gelegenheit, die<br />

seit Jahren bestehende Zusammenarbeit auszubauen<br />

und bewarb sich um die komplette<br />

Übernahme des Regionallagers Süd. Der Ausschreibungstext<br />

trug deutlich die Handschrift<br />

von Dr. Hans­Ullrich Förster, der expressis<br />

verbis einen Kontinuierlichen Verbesserungsprozess<br />

forderte. „Wenn du von deinem Werk<br />

nichts mehr weglassen kannst, erst dann ist<br />

es perfekt“ – dieser anschauliche Lehrsatz für<br />

Produktdesigner und Schriftsteller gilt auch<br />

dem Logistiker als Richtlinie: alle Gegenstände<br />

und organisatorischen Hürden beiseiteschaffen,<br />

die dem reibungslosen Prozess im<br />

Wege stehen. Allem voran stehen jedoch Fehlervermeidung<br />

und Eliminierung von Fehlerquellen,<br />

womit wir bei Kaizen angelangt sind<br />

und an der Stelle, wo die Logistikphilosophien<br />

von Viessmann und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> zusammentreffen.<br />

Zeitgleich mit der Viessmann­<br />

Ausschreibung hatte das FLEX­Programm<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> konkrete Formen angenommen<br />

und damit auch die Idee von einem<br />

in s titutionalisierten Permanenten Optimierungsprozess<br />

POP (siehe „Gleiche Tools,<br />

unterschiedliche Namen“ auf Seite 23).<br />

Logistische Seelenverwandtschaft<br />

Und was hat das Ganze mit der eingangs erwähnten<br />

Schatzsuche zu tun? Wer sucht wo<br />

was wann? Vier Fragewörter, auf die Dr. Hans­<br />

Ullrich Förster vier klare Antworten weiß:<br />

„Der Mitarbeiter sucht an seinem Arbeitsplatz<br />

nach Verbesserungspotenzialen – und das an<br />

jedem einzelnen Arbeitstag.“ Für den Logistikverantwortlichen<br />

bedeutet das: Geh zum<br />

Ort des Geschehens, dorthin, wo gearbeitet<br />

wird, und beziehe die Mitarbeiter als Experten<br />

mit ein. Mache Betroffene zu Beteiligten, dann<br />

gelingt es dir, die Schätze zu heben. Arbeitsplatz<br />

heißt in der Kaizen­Sprache „gemba“,<br />

der Leitsatz lautet: go to gemba.<br />

Poka Yoke oder „unglückliche Fehler vermeiden“<br />

– auch das geht mit den Mitteln von Kaizen.<br />

Zum Beispiel beim Kommissionieren: Ein<br />

Staplerfahrer fährt zum vorgegebenen Lagerplatz,<br />

scannt die Einheit und nimmt dann versehentlich<br />

die danebenstehende Einheit. Diese ist<br />

zwar baugleich mit der gescannten, aber der<br />

Barcode stimmt nicht. Ein Kaizen-Workshop<br />

fand die simple Lösung: Der Fahrer bringt das<br />

Gerät zuerst zur Kommissionierfläche und<br />

scannt danach das Label.<br />

viessmann group<br />

Die Viessmann Group zählt zu den international<br />

führenden Herstellern von Heiztechnik-Syste men<br />

für Ein- und Zweifamilienhäuser, für große Wohngebäude,<br />

für Gewerbe und Industrie sowie für<br />

Nahwärmenetze. Die Viessmann-Systemlösungen<br />

für die Wärmeerzeugung decken ein Leistungsspektrum<br />

von 1,5 bis 116.000 kW ab. Für die<br />

Logistik wurde eigens die Viessmann Logistik<br />

International GmbH gegründet. Die deutschlandweite<br />

Distribution erfolgt über drei Regional -<br />

lager – das Regionallager Mitte befindet sich wie<br />

das Zentrallager am Firmensitz im hessischen<br />

Allendorf (Eder), das Regionallager Nord in<br />

Hannover und das Regionallager Süd in Augsburg.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.viessmann.de


26 organizational & procEss ExcEllEncE aktuell 88<br />

aktuell 88 organizational & procEss ExcEllEncE 27<br />

Jede Verbesserung, und sei sie noch so gering,<br />

gilt als wertvoller Schatz, weil sie das<br />

Unternehmen auf dem Weg zur höchsten<br />

Effizienz bei null Fehlern einen Schritt<br />

voranbringt. „Die Werkzeuge, mit denen<br />

wir in Allendorf arbeiten, werden auch von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> in Augsburg angewendet, die<br />

Systeme sind kompatibel“, konstatiert<br />

Förster eine logistische Seelenverwandtschaft,<br />

die keineswegs an den Grenzen der<br />

Bundesrepublik <strong>Deutschland</strong> endet. „Vor<br />

dem Hintergrund der Zusammenarbeit auch<br />

in der Türkei, Bulgarien und Slowenien<br />

sehen wir ein Potenzial für die Ausweitung<br />

unserer Partnerschaft.“ Viessmann will<br />

weiter wachsen – und zwar international!<br />

Dr. Hans-Ullrich Förster (Geschäftsführer der Viessmann<br />

Logistik International GmbH): „Unser Motto lautet<br />

‚top speed – zero defects’. Wir wollen mit einem Null-<br />

Fehler-Ansatz der Schnellste im Markt sein und haben<br />

dazu in <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> einen passenden Partner gefunden.“<br />

50 Stunden pro Monat gespart<br />

Zu welchen Ergebnissen der Kontinuierliche<br />

Verbesserungsprozess führen kann, mögen ein<br />

paar Beispiele verdeutlichen: Im Regionallager<br />

Süd erwies sich der ursprüngliche Kommissionierungsprozess<br />

von Wasserspeichern als verbesserungswürdig.<br />

Denn die Geräte wurden in<br />

einem separaten Vorgang zur Bereitstellungsfläche<br />

befördert und dort in einem nächsten Schritt<br />

mit den erforderlichen Zubehörteilen zusammengeführt,<br />

wodurch lange und unnötig viele<br />

Laufwege sowie zeitraubende Zuordnungsprozesse<br />

entstanden. Ein KVP­Workshop fand die<br />

bessere Lösung: Die Speicher werden jetzt zunächst<br />

einmal im Kommissioniergang auf einer<br />

„Viessmann­Palette“ abgestellt. Erst wenn sich<br />

die Zubehörteile ebenfalls auf der Palette befinden,<br />

bringt der Stapler die komplette Einheit zur<br />

Bereitstellungsfläche. Die messbaren Resultate<br />

einer solchen Prozessoptimierung fasst Peter<br />

Schwarm, Leiter des Regionallagers Süd, zusammen:<br />

„Das spart Zeit, Wege, Sucharbeit und beseitigt<br />

zudem eine typische Fehlerquelle.“<br />

Ähnliche Effekte erzielen die Logistiker in Allendorf<br />

durch Sonder­Kommissionierungsprozesse<br />

für die Langgutabwicklung oder für<br />

schnelldrehende Gas­Brennwertgeräte. „Wenn<br />

uns auffällt, dass die Wege im Lager länger als<br />

nötig sind, oder wenn zu viele Zwischenschritte<br />

erforderlich sind, finden wir eine effizientere<br />

Lösung“, schildert Peter Löwer, Leiter der Distributionslogistik<br />

<strong>Deutschland</strong> bei Viessmann,<br />

„ Der gemeinsame Kaizen­Workshop mit Viessmann war für uns ein Schlüsselerlebnis.<br />

In diesen drei Tagen ist der Kaizen­Funke selbst auf diejenigen Mitarbeiter übergesprungen,<br />

die der Kaizen­Philosophie skeptisch gegenüberstanden.“<br />

martin thum (leiter logistik der geschäftsstelle augsburg)<br />

Im Hintergrund: Schnellläufer, der die<br />

Palette auf der runden Stretchplattform<br />

abgestellt hat. Früher wurde die<br />

Palette nach dem Stretchen mit einem<br />

Handhubwagen von der Plattform heruntergeholt.<br />

Das war umständlich und<br />

zeitraubend. Ein Kaizen-Workshop kam<br />

auf die Idee, eine zweite Rampe an die<br />

runde Plattform anzusetzen (vorne).<br />

Nun kann der Schnellläufer die Palette<br />

aufnehmen und sie vorwärts weiter in<br />

Richtung Warenausgang befördern.<br />

den (Kaizen­)Geist, der über allem schwebt. So<br />

hat in Allendorf eine simple Metallrampe dazu<br />

geführt, dass das Stretchen der Paletten nun<br />

wesentlich effizienter in den Kommissionierprozess<br />

eingebunden ist (siehe hierzu obige Abbildung).<br />

„Wir sparen pro Stretchvorgang eine<br />

halbe Minute“, sagt Horst Schäfer, der Leiter<br />

des Regionallagers Mitte, und macht dann die<br />

dazugehörige Rechnung auf: „Das ergibt bei<br />

monatlich 6.000 zu stretchenden Paletten rund<br />

50 Stunden im Monat, was beiläufig auch noch<br />

dazu geführt hat, dass wir jetzt nur noch vier<br />

anstelle von bisher fünf Stretcheinheiten benötigen.“<br />

– Ein Gewinn, der wie so viele andere<br />

Philosophie oder reiner Pragmatismus?<br />

Sei’s drum: „Der Mitarbeiter<br />

im Lager ist die Instanz, die am besten<br />

entscheiden kann, wie wir die<br />

Prozesse verbessern können“, weiß<br />

Peter Löwer, Leiter Distributionslogistik<br />

<strong>Deutschland</strong> (Viessmann).<br />

der kontinuierlichen Schatzsuche aller Mitarbeiter<br />

zu verdanken ist. Dr. Hans­Ullrich<br />

Förster betont in diesem Zusammenhang den<br />

„respect for people“ – womit er mehr meint als<br />

die ohnehin selbstverständliche Achtung der<br />

Menschenwürde. Nein, Respekt vor den Mitarbeitern<br />

heißt: ihre Vorschläge ernst nehmen,<br />

sie zum Mitdenken und Mitgestalten auffordern<br />

und ihnen zeigen, dass ihre Expertenmeinung<br />

gefragt ist. Mit seinem Viessmann­Team<br />

und mit dem Team seines Logistikdienstleisters<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> wird er weiterhin auf Schatzsuche<br />

gehen. Und garantiert noch manch einen<br />

logis tischen Edelstein entdecken. ■<br />

„Ein Besucher, der unsere Distribution vor<br />

drei Jahren besichtigt hat, besucht heute am<br />

gleichen Ort ein völlig anderes Lager, weil wir<br />

so viel verändert haben“, sagt Horst Schäfer,<br />

Leiter des Regionallagers Mitte (Viessmann).<br />

Und er prognostiziert: „In drei Jahren sieht es<br />

bei uns wieder ganz anders aus.“<br />

Die Kaizen-Konzeption<br />

wo sich die unternehmens kulturen von<br />

viessmann und dB schenker überschneiden*<br />

Ständige Verbesserung unter<br />

Einbeziehung aller Mitarbeiter<br />

Etablierung einer Unternehmenskultur,<br />

in der jeder ungestraft das Vorhandensein<br />

von Problemen eingestehen kann<br />

Selbstgefälligkeit ist der Erzfeind von Kaizen<br />

Baue Qualität in den Prozess<br />

... weil die Prozesse verbessert werden<br />

müssen, ehe wir verbesserte Ergebnisse<br />

erwarten können<br />

Denke darüber nach, wie etwas getan werden<br />

kann, und nicht darüber, warum es nicht geht<br />

Klugheit tritt erst durch Hindernisse zutage<br />

* alle Zitate aus den Büchern „Kaizen“ und<br />

„Gemba Kaizen“ von Masaaki Imai


28 nEtzwErk aktuell 88<br />

aktuell 88 nEtzwErk 29<br />

Hausmesse in Hannover „Vier gewinnt“<br />

Ein Blick in die Zukunft<br />

Wenn Professor Dr. Michael ten Hompel vom Fraunhofer-Institut in Dortmund über die Zukunft der Logistik spricht, spricht er<br />

von der „vierten industriellen Revolution“. Insbesondere mit dem exponentiellen Wachstum gespeicherter und verarbeiteter<br />

Datenmengen und der scheinbar ungebremsten Teilnahme aller am virtuellen Leben begründet er die plakative Begrifflichkeit.<br />

Die Aufgabe der Logistik: die Verbindung zwischen Virtualität und physischer Umsetzung zu schaffen.<br />

Der rasante Wandel lässt die Bedeutung<br />

der Logistik in die Höhe schnellen. Die<br />

Zahlen belegen das: Die Logistik erwirtschaftete<br />

2011 rund 220 Milliarden Euro Umsatz<br />

und ist damit der drittgrößte Wirtschaftszweig<br />

<strong>Deutschland</strong>s: Die Unternehmen beschäftigen<br />

2,8 Millionen Menschen. Das<br />

entspricht rund sieben Prozent aller Beschäftigten<br />

deutschlandweit. Dabei ist <strong>Deutschland</strong><br />

weltweit der Logistikmarkt Nummer 1.<br />

Es sei höchste Zeit, so Professor ten Hompel,<br />

logistik sorgt für standards *<br />

1806 – 1867 Thurn und Taxis Post standardisiert<br />

Wege und Netze<br />

1903 Henry Ford standardisiert<br />

die Produktion<br />

1950er-Jahre Das Toyota-Produktionssystem<br />

standardisiert die Prozesse<br />

1956 Malcom P. McLean erfindet<br />

den Container und standar -<br />

disiert damit Ladehilfsmittel<br />

1962 Bertelsmann richtet das erste<br />

Hochregallager ein<br />

1980er-Jahre Standardisiertes Supply-Chain-<br />

Management durch Just-in-Time<br />

und Just-in-Sequence-Konzepte<br />

1990 Das www erfunden durch John<br />

Berners-Lee, standardisiert<br />

Netze und Kommunikation<br />

1998 Aus der Supply-Chain wird das<br />

Supply-Network<br />

2000 Das MIT, das Fraunhofer-Institut<br />

und andere standardisieren durch<br />

die Entwicklung des Internets<br />

der Dinge Service-Leistungen<br />

2008 Das Internet der Dienste entsteht<br />

* Quelle: Prof. Michael ten Hompel,<br />

Fraunhofer-Institut Dortmund<br />

das Ordnungsprinzip der Logistik zu hinterfragen<br />

– und wissenschaftlich zu bearbeiten.<br />

Am Fraunhofer­Institut geschieht genau das.<br />

Im Rahmen der Hausmesse „Vier gewinnt“,<br />

die die vier Hannoveraner Geschäftsstellen<br />

der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> am 19. April<br />

2012 gemeinsam veranstalteten, zeichnete<br />

ten Hompel ein Zukunftsbild der Logistik.<br />

Standards setzen<br />

Das Erfolgsprinzip für effiziente Logistik lautet<br />

„Standardisierung“. Sie ist eine Grundanforderung<br />

an die Logistik der Zukunft.<br />

Denn in der Logistik – so Professor ten Hompel<br />

– werde es in Zukunft nicht allein darauf<br />

ankommen, besser und billiger als andere zu<br />

sein, sondern vor allem schneller. Immer<br />

mehr Menschen haben Zugang zu immer<br />

mehr Informationen, in immer kürzerer Zeit.<br />

Schätzungen zufolge war noch vor zwölf<br />

Jahren das Internet etwa 21 Terabyte groß.<br />

Die „Älteren“ (damit sind Menschen ab etwa<br />

45 Jahre gemeint!) erinnern sich noch an die<br />

Zeit, als die Größe einer Festplatte in Kilobyte<br />

oder Megabyte angegeben wurde. In<br />

Jahren liegt das nicht so lange zurück – in<br />

„Datenjahren“ hingegen Lichtjahre. Im Jahr<br />

2010 wurden 107 Billionen E­Mails verschickt,<br />

das entspricht einer jährlichen Anzahl<br />

von durchschnittlich 15.000 E­Mails für<br />

jeden Menschen auf der Welt. Alle 24 Stunden<br />

verbinden sich 100.000 Chinesen erstmals<br />

mit dem Internet. Anders ausgedrückt:<br />

Die Menge der gespeicherten Daten steigt<br />

jede Dekade um den Faktor Tausend. Die<br />

massive Zunahme des Lebens in der virtuellen<br />

Welt hat ihren Widerhall in der realen<br />

Welt. Fast siebzig Prozent aller Deutschen<br />

kaufen im Internet ein. Der Online­Handel<br />

stieg im letzten Jahr um 17 Prozent. Und auch<br />

die Business to Business­Warenströme werden<br />

heute standardmäßig über internetbasierte<br />

EDV­Lösungen abgewickelt. Schneller<br />

werdende Datenströme verändern das Käu­<br />

ferverhalten: Wer im Internet einkauft,<br />

möchte die Ware am liebsten spätestens am<br />

nächsten Tag geliefert bekommen. Nur eine<br />

funktionierende Logistik kann den Erfolg<br />

von Online­Handelsplattformen gewährleisten.<br />

Und funktionieren kann moderne und<br />

effiziente Logistik nur mit einem hohen Maß<br />

an Standardisierung. In Sachen Standardisierung<br />

ist die Logistik traditionell Vorreiter,<br />

wie Professor ten Hompel in seinem Vortrag<br />

hervorhob (siehe Kasten). Gelingt es der<br />

Logistik, flächendeckende Standards weiterhin<br />

durchzusetzen, wird das Gesamtsystem<br />

noch effizienter werden. Das Zukunftsszenario,<br />

das das Fraunhofer­Institut entwickelt<br />

hat, spricht von einem „Internet der Dinge“,<br />

in dem Paletten und Container anfangen zu<br />

denken. Das heißt, Versandstücke werden<br />

sich selbstständig mit dem Internet verbinden,<br />

ihre Position durchgeben und selbst<br />

dafür sorgen, dass sie zur rechten Zeit am<br />

rechten Ort ankommen. Faszinosum oder<br />

Gruselvorstellung? Für Professor ten Hompel<br />

eindeutig Ersteres – „solange wir den<br />

Stecker in der Hand behalten.“<br />

Innovation ist das Stichwort<br />

Damit die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> bei<br />

diesen Entwicklungen nicht nur mithält,<br />

sondern auch zu ihren Gestaltern gehört,<br />

bildet die Entwicklung von Innovationen<br />

einen zentralen Unternehmensgrundsatz.<br />

Dr. Hansjörg Rodi, Vorstandsvorsitzender<br />

der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>, legte in<br />

Hannover dar, wohin die Reise geht. „Wir<br />

haben Innovationen in allen Kernprozessen<br />

des Unternehmens verankert – nur so werden<br />

wir den Herausforderungen, die uns die<br />

Megatrends stellen, aktiv begegnen können“,<br />

bekräftigt Rodi. Dabei identifizierte er drei<br />

strategische Säulen, an denen die <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> arbeiten und wachsen<br />

werde: Die Mitarbeiter, die im Rahmen<br />

der Human Resources Excellence­Initiative<br />

Vier Geschäftsleiter, die durch eng vernetzte Serviceleistungen Mehrwert bieten: Hansgeorg Böttcher, Leiter der Geschäftsstelle Kontraktlogistik/SCM; Astrid Stegen,<br />

Leiterin der Geschäftsstelle Luft/See; Klaus Güntheroth, Leiter der Geschäftsstelle Messen/Spezialverkehre; Christian Schulz, Leiter der Geschäftsstelle Land (im Uhrzeigersinn).


30 nEtzwErk aktuell 88<br />

aktuell 88 nEtzwErk 31<br />

Im Anschluss an die Einführungsvorträge<br />

konnten sich<br />

die Besucher an den Exponaten<br />

einen Eindruck vom<br />

Leistungsspektrum der<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong><br />

in Hannover machen.<br />

Professor Dr. Michael ten<br />

Hompel zeichnet auf der<br />

Haus messe der vier Geschäftsstellen<br />

in Hannover ein Zukunftsbild<br />

der Logistik. In<br />

der Schnelligkeit durch verlässliche<br />

Standards sieht er<br />

einen wichtigen Erfolgsfaktor.<br />

Logistik zum Anfassen boten<br />

die Fachleute für Spezialtransporte.<br />

Mit diversen<br />

Staplern demonstrierten<br />

sie in Hannover, wie sperriges<br />

und besonders schweres<br />

Transportgut sicher von<br />

A nach B gebracht wird.<br />

„Wir haben Innovationen<br />

in allen Kernprozessen des<br />

Unternehmens verankert“,<br />

Dr. Hansjörg Rodi, Vorstandsvorsitzender<br />

der<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>,<br />

legte den Besuchern der<br />

Kundenveranstaltung dar,<br />

wie das Unternehmen den<br />

Megatrends in der Logistik<br />

begegnet.<br />

bestmöglich aus­ und weitergebildet werden.<br />

Unter Organizational & Process Excellence<br />

versteht man im Unternehmen die Arbeit an<br />

den Prozessen, um in Zukunft noch schlanker,<br />

besser und damit schneller zu werden.<br />

Die Market & Sales Excellence­Initiative<br />

schließlich richtet alle Kräfte darauf aus, den<br />

Kunden so gut wie möglich zu bedienen.<br />

„Dass wir in unserer Branche permanent vor<br />

neuen Herausforderungen stehen, ist ja<br />

nichts Neues“, kommentiert Rodi. „Neu ist<br />

allerdings die rasante Geschwindigkeit, mit<br />

der neue Herausforderungen auf uns einstürmen.“<br />

Womit er die Thesen von Professor ten<br />

Hompel bestätigt. Innovationen, so stellte<br />

Rodi in Hannover ebenfalls klar, können nur<br />

stattfinden in der Vernetzung aller Beteiligten,<br />

der Logistiker im engen Austausch mit<br />

ihren Kunden und in der Zusammenarbeit<br />

mit Universitäten und Forschungsinstituten.<br />

Und was findet der Kunde in Hannover?<br />

Der Standort Hannover ist ein exzellentes<br />

Beispiel dafür, wie durch Vernetzung und<br />

Standardisierung wertschöpfende Synergien<br />

geschaffen werden, wie Effizienz gesteigert<br />

und Kosten gesenkt werden können. Eng<br />

vernetzt agieren die vier Geschäftsbereiche<br />

Land, Luft/See, Kontraktlogistik/SCM und<br />

Messen/Spezialverkehre in der niedersächsischen<br />

Landeshauptstadt im Sinne des Kunden.<br />

Bestes Beispiel: Die Arbeit für den größten<br />

Kunden am Standort, die WABCO GmbH<br />

in Hannover. Das Unternehmen, einer der<br />

weltweit führenden Anbieter von Technologien<br />

und Regelsystemen für Sicherheit und<br />

Effizienz von Nutzfahrzeugen, nutzt regelmäßig<br />

die Services aller vier <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

Logistics­Geschäftsbereiche. Vorlauf und europäische<br />

Beschaffungslogistik werden vom<br />

Bereich Landverkehre und aus Übersee per<br />

Seefracht organisiert, die Kontraktlogistik<br />

erbringt Value­Added­Services, wie das Be­<br />

und Entladen der Container, Qualitätskontrollen,<br />

Ein­ und Auslagern der Waren sowie<br />

die Versandabstimmung und ­steuerung mit<br />

dem Kunden. Der weltweite Versand der<br />

Waren erfolgt anschließend per Luft­ oder<br />

Seefracht. Und stehen Veranstaltungen wie<br />

Messebeteiligungen beim Kunden an, übernimmt<br />

die Geschäftsstelle Messen/Spezialverkehre.<br />

Die Gesamtkoordination einiger<br />

Projekte erfolgt über das Central Service<br />

Desk der Landverkehre. Christian Schulz,<br />

Leiter der Landverkehrs­Geschäftsstelle,<br />

bekräftigte auf der Kundenveranstaltung<br />

„Vier gewinnt“: „Gerade weil wir so gut vernetzt<br />

sind, können wir Transport­ und Logistikaufgaben<br />

ganzheitlich planen, sinnvoll<br />

strukturieren und abwickeln. Damit können<br />

wir Anforderungen an Schnelligkeit bestens<br />

erfüllen!“ Hansgeorg Böttcher, Leiter der<br />

Logistik­Geschäftsstelle, ergänzt: „Durch<br />

das Zusammenspiel der vier Geschäftsstellen<br />

organisieren wir bereichsübergreifende<br />

Supply­Chains und integrieren die einzelnen<br />

Komponenten der Versorgungskette über<br />

interne Schnittstellen.“ „Ohne standardisierte<br />

Prozesse“, wirft Astrid Stegen, Leiterin<br />

der Luft/See­Geschäftsstelle in Hannover<br />

ein, „wäre das gar nicht möglich. Hier sind<br />

wir genau an dem Punkt, den Professor ten<br />

Hompel angeführt hat. Wir können absolut<br />

flexibel reagieren. Kurzfristige Änderungen<br />

bei Buchungen, Stornos und Umbuchungen<br />

sind gerade wegen fest etablierter Standards<br />

möglich. Da sind wir hier in Hannover exzellent<br />

aufgestellt.“ Der Bereich fürs Außergewöhnliche<br />

wird in Hannover von Klaus<br />

Güntheroth geleitet. Er beschäftigt sich mit<br />

allem, was mit Messen und Spezialverkehren<br />

zu tun hat. „Messelogistik ist das Aushängeschild<br />

schlechthin für vernetzte Kompetenz“,<br />

legt er dar. Denn kein anderer Produktbereich<br />

schöpft die Synergiepalette so<br />

intensiv aus. Die Transportsteuerung zu, von<br />

und zwischen den Veranstaltungsorten ist<br />

ein wesentlicher Teil des Aufgabenspektrums.<br />

Wenn die Welt nach Hannover<br />

kommt, zum Beispiel zur großen Leistungsschau<br />

der Wirtschaft während der Hannover<br />

Messe, müssen Exponate via Landverkehr,<br />

per Seefracht und/oder Luftfracht aus aller<br />

Welt nach Niedersachsen transportiert werden.<br />

Eine ganze Flotte von Lkw, Spezialgeräten<br />

wie Arbeitsbühnen und Autokräne<br />

stehen in Hannover für das Messehandling<br />

zur Verfügung. „Unsere Kunden profitieren<br />

von unserer langjährigen Erfahrung und<br />

unserem umfassenden Dienstleistungsangebot.<br />

Worauf wir besonderen Wert legen ist,<br />

dass jeder Kunde, ganz nach der Maxime ‚one<br />

face to the customer‘, einen festen Ansprechpartner<br />

hat, der für alle Logistikfragen von<br />

den Vortransporten bis zur Rückführung<br />

nach Veranstaltungsende zuständig ist und<br />

Termintreue und das Einhalten engster Zeitfenster<br />

garantiert.“<br />

Am 19. April nutzten rund zweihundert Besucher<br />

die Gelegenheit, sich von den Vorteilen<br />

vernetzter Logistik am Standort Hannover<br />

zu überzeugen. ■<br />

kurzmeldungen<br />

12. Großeinsatz von<br />

<strong>DB</strong> <strong>SCHENKERmove</strong><br />

im Frank furter<br />

Silberturm<br />

<strong>DB</strong> Systel, der konzerneigene IT­Dienstleister,<br />

ist an vier Wochenenden im April<br />

und Mai in den berühmten Frankfurter<br />

Silberturm eingezogen. Bislang waren die<br />

Büros der knapp 2.000 Mitarbeiter an<br />

dreizehn Standorten in und um Frankfurt<br />

verteilt. Im Zuge der generellen Standortzusammenführung<br />

innerhalb des Bahn­<br />

Konzerns wurden jetzt alle Geschäftsbereiche<br />

von <strong>DB</strong> Systel auf den 30 Etagen<br />

des ehemals höchsten deutschen Gebäudes<br />

„konsolidiert“.<br />

Den Umzug hat die Geschäftsstelle<br />

Frankfurt (Messen/Spezialverkehre) der<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> geplant und<br />

durchgeführt. Weil die Fahrzeuge in der<br />

Tiefgarage des Wolkenkratzers entladen<br />

werden mussten, kamen für den Transport<br />

ausschließlich Sprinter infrage –<br />

14 Stück an der Zahl. Zur Verstärkung<br />

haben mit Düsseldorf und Berlin zwei<br />

weitere Standorte aus dem Netzwerk von<br />

<strong>DB</strong> <strong>SCHENKERmove</strong> Personal und Equipment<br />

beigesteuert. An den vier Wochenenden<br />

waren jeweils 60 Mitarbeiter von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> im Einsatz.<br />

Möbel wurden nicht umgezogen, weil die<br />

Büros im Silberturm eine neue Ausstattung<br />

erhalten haben. Die bislang eingesetzten<br />

Tische, Schränke und Regale<br />

werden derzeit von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> zwischengelagert<br />

und von einem Schreiner<br />

aufgemöbelt. Sie werden anschließend für<br />

ein Folgeprojekt mit dem Titel „Nachbelegung<br />

Adlerwerke“ bereitgestellt. Die<br />

Mitarbeiter von <strong>DB</strong> Systel freuten sich<br />

über die reibungslose Abwicklung und<br />

die Umzugsexperten von <strong>DB</strong> <strong>SCHENKERmove</strong><br />

stehen schon für das Folgeprojekt<br />

in den Startlöchern.


32 logistikpraxis aktuell 88<br />

aktuell 88 logistikpraxis 33<br />

<strong>DB</strong> SCHENKERart und ein vergessener Ausnahmekünstler<br />

El Greco und die Moderne<br />

Der spanische Maler El Greco (1541–1614) war seiner Zeit um Jahrhunderte voraus. Grelle Farben, überlange, deformierte<br />

Figuren und rauschhafte Darstellungen – der Meister des spanischen Manierismus gilt als Vorläufer der modernen Malerei. Für die<br />

Ausstellung „El Greco und die Moderne“ im Düsseldorfer Museum Kunstpalast übernahm <strong>DB</strong> SCHENKERart den Transport der<br />

unschätzbaren Meisterwerke.<br />

El Greco als geistiger Vater der Moderne<br />

Der Maler El Greco zählt heute unumstritten<br />

zu den bedeutendsten und teuersten alten<br />

Meistern der Kunstgeschichte. 1541 in Griechenland<br />

geboren, machte „El Greco“ in Spanien<br />

als Hofmaler Philipps II. Karriere. Seine<br />

eigenwillige Interpretation religiöser Themen<br />

und der außergewöhnliche Malstil<br />

ließen ihn bei seinen Auftraggebern jedoch<br />

in Ungnade fallen. Die überlangen, deformierten<br />

Figuren, der Ausdruck leidenschaftlicher<br />

Erregung in Gesichtern und Gebärden<br />

und die grelle Farbgebung empfand man als<br />

skandalös. Dieser Malstil entsprach nicht<br />

dem Geschmack der Zeit. Nach seinem Tod<br />

1614 in Toledo geriet El Greco schnell in Vergessenheit.<br />

Erst Anfang des 20. Jahrhunderts<br />

wurde sein Werk von Kunsthistorikern wiederentdeckt.<br />

Als El Grecos Gemälde vor hundert<br />

Jahren erstmals in München und Düsseldorf<br />

gezeigt wurden, brach ein regelrechtes<br />

„El Greco­Fieber“ unter den jungen Künstlern<br />

der Moderne aus. Avantgarde­Künstler<br />

wie Picasso und Cézanne, die deutschen Expressionisten<br />

August Macke, Franz Marc und<br />

Max Beckmann und der Bildhauer Wilhelm<br />

Lehmbruck ließen sich unmittelbar von El<br />

Grecos Werk inspirieren. Eines seiner späten<br />

Hauptwerke „Laokoon“ beeinflusste 300<br />

Jahre nach seinem Tod eine ganze Generation<br />

junger Künstler. Das Bild zeigt den Angriff<br />

zweier Schlangen auf den trojanischen Priester<br />

Laokoon und dessen Söhne. Doch anders<br />

als in der „Äneis“ des Vergil kämpft dieser<br />

keinen heroischen Kampf gegen sein Schicksal.<br />

El Grecos Laokoon ist ein moderner<br />

Mensch, der allein mit seinen Ängsten bleibt,<br />

nackt und schutzlos vor einem dramatisch<br />

bewegten Himmel ohne ein Zeichen Gottes.<br />

Der unfertige Farbauftrag, die expressive Bewegung<br />

seiner Figuren steigert die Dramatik<br />

auf der Leinwand. Der Betrachter durchlebt<br />

die Gefühle Laokoons, er spürt die Ohnmacht<br />

des Menschen gegenüber seinem Schicksal.<br />

Das entsprach genau der Kunstauffassung<br />

der Expressionisten, die mit ihren Kunstwerken<br />

den Betrachter emotional ansprechen<br />

Hängung von El Grecos Werk<br />

„Heiliger Petrus“ (1600-07) aus<br />

der National Gallery – Alexandros<br />

Soutzos Museum in Athen,<br />

Griechenland.<br />

El Greco, Laokoon, 1610-14,<br />

Öl auf Leinwand, 137,5 x 172,5 cm,<br />

National Gallery of Art,<br />

Washington, Samuel H. Kress<br />

Collection 1946.18.1<br />

und innerlich erschüttern wollten. Viele<br />

Künstler dieser Zeit sahen in El Greco den<br />

geistigen Vater der Moderne.<br />

Die Ausstellung „El Greco und die Moderne“<br />

im Düsseldorfer Kunstpalast zeigt eine<br />

Auswahl von 41 Originalen, allesamt Leihgaben<br />

aus bedeutenden europäischen und<br />

ameri kanischen Museen. Dem gegen über<br />

stehen 110 Werke von Künstlern der klassischen<br />

Moderne wie Ludwig Meidner, Oskar<br />

Kokoschka, Max Beckmann, Karl Oppermann<br />

oder Egon Schiele, die sich mit der<br />

Technik und Themen El Grecos auseinandersetzten.<br />

Unschätzbare Werte auf<br />

dem Weg nach Düsseldorf<br />

Leihgeber aus elf Ländern stellten ihre Werke<br />

zur Verfügung: <strong>Deutschland</strong>, Österreich,<br />

Dänemark, Frankreich, Italien, Griechenland,<br />

England, Schottland, Spanien, Schweiz<br />

und die USA. Darunter weltbekannte Museen<br />

wie das Metropolitan und das Museum of<br />

Modern Art (MoMA) in New York, das Musée<br />

du Louvre in Paris, das Museo del Prado in<br />

Madrid oder die Alte Pinakothek in München.<br />

Die logistische Abwicklung war selbst für die<br />

routinierten Kunstexperten von <strong>DB</strong> SCHENKERart<br />

etwas ganz Besonderes, berichtet Projektleiter<br />

Philipp Arbeiter, Museumslogistik<br />

Düsseldorf: „Unsere Kunsttransporte sind<br />

Transporte von Nagel zu Nagel. Wir sorgen<br />

dafür, dass das Werk beim ausleihenden<br />

Museum ‚vom Nagel‘ genommen und beim<br />

leihnehmenden Museum wieder aufgehängt<br />

wird. Kunstwerke von so unschätzbarem<br />

Wert gehen nicht alle Tage durch unsere<br />

Hände, aber der sichere und sensible Umgang<br />

damit, das ist unser Tagesgeschäft.“<br />

„Abhängen und wieder aufhängen“ – was<br />

sich so einfach anhört, ist eine komplexe<br />

logistische Angelegenheit. Viele unterschiedliche<br />

Tätigkeiten an verschiedenen Orten<br />

müssen oftmals innerhalb sehr enger Zeitfenster<br />

koordiniert werden. „Das erfordert<br />

eine präzise Zusammenarbeit unserer Techniker<br />

mit den Verantwortlichen der Museen<br />

vor Ort sowie eine punktgenaue Kommunikation<br />

und Terminierung unseres Büros mit unseren<br />

weltweiten Agenten“, erklärt Nicole<br />

Colgen, Leiterin Museumslogistik der <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>. „Insgesamt haben wir<br />

150 Originale, darunter Werke berühmter<br />

Künstler wie Kokoschka, Mense, Lehmbruck,<br />

Nauen, Macke, Cézanne und natürlich<br />

El Greco verpackt und unter streng s ­<br />

ten Sicherheitsvorkehrungen an den Rhein<br />

Besucher stehen vor El Grecos<br />

„Heiliger Franziskus im Gebet“<br />

(um 1587–1596, Museo de Bellas<br />

Artes de Bilbao), „Heiliger Franziskus<br />

im Gebet“ (frühes 17. Jahrhundert,<br />

Courtesy of Chrisite’s, London)<br />

und „Heiliger Franziskus in Andacht<br />

mit Bruder Leo“ (1. Drittel 17. Jahrhundert,<br />

Museo del Greco, Toledo).<br />

gebracht. Sämtliche Exponate wurden alarmgesichert<br />

in eigens dafür angefertigten Klimakisten<br />

befördert.“<br />

Sicherheit hat oberste Priorität<br />

<strong>DB</strong> SCHENKERart arbeitet schon während<br />

der Planungsphase eines Projekts direkt mit<br />

den Ausstellungsleitern und Restauratoren,<br />

den Ausstellungsarchitekten und Kunstwissenschaftlern<br />

zusammen. Aus gutem Grund,<br />

erläutert Nicole Colgen: „Die Entscheidung,<br />

wie die Exponate verpackt werden, liegt immer<br />

beim ausleihenden Museum. Wir stimmen<br />

uns im Detail mit den Restauratoren vor<br />

Ort ab, denn die kennen den Gesundheitszustand<br />

der Ausstellungsstücke am besten.“<br />

Verpackung und Transport werden ausschließ ­<br />

lich von hoch qualifiziertem und erfahrenem<br />

Personal vorgenommen. Jeder Handgriff sitzt –<br />

präzise und sensibel. „Unsere speziell ausgebildeten<br />

Handelsfachpacker werden intensiv<br />

in Fach­ und Materialkunde geschult, um sich<br />

für die Museumslogistik zu qualifizieren.“<br />

High­Tech­Spezialequipment, das für jede<br />

Anforderung ausgelegt ist, unterstützt die<br />

Profis bei ihrer herausfordernden Tätigkeit.<br />

So werden die Objekte in sogenannten Klimakisten<br />

verstaut, in denen exakt dieselben<br />

klimatischen Bedingungen wie am Herkunftsort<br />

eines Werkes herrschen. Denn<br />

„starke Temperatur­ oder Luftfeuchtigkeitsschwankungen<br />

während des Transports können<br />

ein Gemälde im schlimmsten Fall zerstören“,<br />

so Colgen.<br />

Das intelligente Sicherheitskonzept entlang<br />

der gesamten Transportkette hat oberste<br />

Priorität für die Museumslogistiker von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics. „Jeder Transport ist<br />

alarmgesichert und wird von zwei Fahrern<br />

begleitet. Wir setzen nur hoch qualifiziertes<br />

und erfahrenes Fachpersonal für den Transport<br />

der unersetzbaren Ausstellungsstücke<br />

ein“, bestätigt Nicole Colgen. Permanente<br />

Sicherheitskontrollen bei Mitarbeitern, in<br />

Lagerräumen und Transportfahrzeugen sowie<br />

beim Equipment sind bei der Museumslogistik<br />

selbstverständlich.<br />

Die Kunstexperten kümmern sich aber<br />

nicht nur um die „Alten oder Neuen Meister“.<br />

Sie betreuen auch die Kuriere, meistens<br />

Kuratoren oder Restauratoren der<br />

Leihgeber, die Exponate vom Abhängen bis<br />

zum Aufhängen begleiten. Die Kuriere protokollieren<br />

den Zustand der Werke beim<br />

Ausgang vor dem Verpacken und beim Auspacken<br />

bei Ankunft bei den Leihnehmern.<br />

„Wir planen hierbei den kompletten Ablauf<br />

in Rücksprache mit den Kurieren und dem<br />

Leihnehmer in <strong>Deutschland</strong>. Dabei spielen<br />

wir auch schon mal Reisebüro“, lacht Nicole<br />

Colgen. „Wir buchen Flug­ oder Bahnreisen<br />

und Hotels, kümmern uns um den Transfer<br />

vom Flughafen zum Museum und zahlen<br />

manchmal auch Spesen­ bzw. Kuriertagegelder<br />

aus. Eben alles aus einer Hand!“<br />

Die Ausstellung im Museum Kunstpalast in<br />

Düsseldorf ist noch bis zum 12. August 2012<br />

zu sehen. ■


34 insidE aktuell 88<br />

kurzmeldungen<br />

Offizieller Logistik-<br />

partner des deutschen<br />

Olympiateams<br />

Der Deutsche Olympische Sportbund<br />

(DOSB) hat die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong><br />

zum Co­Partner und offiziellen Logistikpartner<br />

der deutschen Olympiamannschaft<br />

für London bestellt. Mit ihrem<br />

Service für die Olympischen und Paralympischen<br />

Sommerspiele sorgen die Logistiker<br />

von <strong>DB</strong> SCHENKERsportsevents<br />

dafür, dass das gesamte Equipment der<br />

deutschen Olympiamannschaften pünktlich<br />

ins Olympische Dorf gelangt.<br />

Als Logistikpartner des Deutschen<br />

Hauses ist die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong><br />

außerdem für die komplette logistische<br />

Versorgung des zentralen Treffpunkts<br />

deutscher Athleten, Sponsoren, Medienvertreter<br />

und Politiker verantwortlich.<br />

Der Logistikdienstleister plant und koordiniert<br />

den Transport von Möbeln, Sicherheitsausrüstung,<br />

Büroausstattung,<br />

Werbematerialien und – natürlich! – von<br />

deutschem Bier.<br />

Ausbau der Kapazitäten<br />

in Osnabrück<br />

Die <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> baut ihre<br />

Logistikkapazitäten in der Wirtschaftsregion<br />

Osnabrück deutlich aus. Dazu wurde<br />

die Geschäftsstelle Osnabrück um ein<br />

rund 2.500 Quadratmeter großes Umschlagterminal<br />

erweitert. Insgesamt stehen<br />

im Gewerbegebiet „Fürstenauer Weg“<br />

nun rund 5.500 Quadratmeter Umschlagfläche<br />

sowie 1.200 Quadratmeter Bürofläche<br />

zur Verfügung. Die <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> bedient von Osnabrück<br />

aus rund 50 Ziele innerhalb <strong>Deutschland</strong>s<br />

im Direktverkehr. Über das Zentral­Hub in<br />

Friedewald ist die Geschäftsstelle an mehr<br />

als 20 europäische Länder angeschlossen.<br />

Personalien<br />

alexander ferber<br />

Geschäftsleiter Trier (Land, Logistik)<br />

Alexander Ferber (36), bisher Leiter Produktion der Geschäftsstelle Trier<br />

(Land, Logistik), ist seit 1. Mai 2012 neuer Leiter der Geschäftsstelle. Der<br />

Diplom-Betriebswirt (FH) ist Nachfolger von Harald Metzler, der zu diesem<br />

Zeitpunkt in die Passivphase der Altersteilzeit eingetreten ist.<br />

telefon +49 651 9670-100, alexander.ferber@dbschenker.com<br />

mandy seifert<br />

Leiterin Strategische Projekte<br />

Mandy Seifert (31), bisher Assistentin des Vorstandsvorsitzenden der<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>, ist seit 1. Januar 2012 Leiterin der Abteilung<br />

Strategische Projekte. In ihrer Funktion berichtet die Diplom-Verkehrswirtschaftlerin<br />

direkt an den Vorstandsvorsitzenden Dr. Hansjörg Rodi.<br />

telefon +49 6107 74-601, mandy.seifert@dbschenker.com<br />

gabriele wollbrück<br />

Zentrale Rechnungswesen<br />

Gewinn<br />

Spiel<br />

Auflösung<br />

Bildnachweise<br />

Gabriele Wollbrück (59), bisher Leiterin der Regionalbuchhaltung in Dortmund,<br />

hat zum 1. Juli 2012 die Leitung der Zentrale Rechnungswesen übernommen.<br />

Die Kauffrau folgt damit Reiner Specht, der zum 30. Juni 2012 in<br />

die Passivphase der Altersteilzeit eingetreten ist.<br />

telefon +49 231 9418-1250, gabriele.wollbrueck@dbschenker.com<br />

aktuell 87<br />

Zum Gewinnspiel der letzten Ausgabe haben uns viele<br />

richtige Antworten erreicht. Die aktuell-Redaktion<br />

gratuliert den Gewinnern einer Bluetooth-Tastatur.<br />

unsere frage lautete<br />

Was genau vereint das neue Terminal in Großbeeren?<br />

die richtige antwort lautet<br />

B) Ökologie und Ökonomie<br />

herzlichen glückwunsch<br />

den gewinnern!<br />

Fotos: © 36clicks, fotolia.de (S. 2); <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> (S. 3); John Fleck (S. 5 o.l.); Michael Neuhaus (S. 5 o.r.); <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong><br />

(S. 5 u.); George Hammerstein, plainpicture.com (S. 6); <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> (S. 7); Rich Legg, istockphoto.com (S. 9); Yuri Arcurs, fotolia.de<br />

(S. 9); Clerkenwell_Images, istockphoto.com (S. 9); Dieter Ertel (S. 9); Bartlomiej Banaszak (S. 11); Andersen Ross, getty images.de (S. 12); svetikd,<br />

istockphoto.com (S. 13 o.l.); Rüdiger Nehmzow (S. 13 o.r.); A+S (S. 13 u.); GEPA (S. 14 o.); narvikk, istockphoto.com; Ionescu Bogdan Cristian, istockphoto.com;<br />

jsemeniuk, istockphoto.com (S. 14 u.); ranplett, istockphoto.com (15 o.l.); Diana Lundin, istockphoto.com (S. 15 u.l.); <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

<strong>AG</strong> (S. 15 r.); <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> (S. 17); <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> (S. 18); Michael Flippo, fotolia.de (S. 19); Endostock, dreamstime.com<br />

(S. 20 u.l.); luismmolina, istockphoto.com (S. 20 u.m.); Rüdiger Nehmzow (S. 20 u.r.); Rüdiger Nehmzow (S. 21 u.l.); Lisa-Blue, istockphoto.com<br />

(S. 21 u.l.); Dmitriy Shironosov, istockphoto.com (S. 21 u.r.); Vladimir Kolobov, istockphoto.com (S. 21 u.r.); <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> (S. 22-23);<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> (S. 24); Rüdiger Nehmzow (S. 25 u.l.); Viessmann <strong>Deutschland</strong> GmbH (S. 25 r.); <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> (S. 26-27);<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> (S. 29); <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> (S. 30); <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong> (S. 31); Museum Kunst palast (S. 32); National Gallery<br />

of Art, Washington, Samuel H. Kress Collection 1946.18.1 (S. 32-33 m.); Stefan Arendt, Medienzentrum Rheinland (S. 33); <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong><br />

(S. 34); Neustockimages, istockphoto.com (S. 35)<br />

impressum<br />

herausgeber und<br />

redaktionsadresse<br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong><br />

Zentrale Frankfurt a. M.<br />

postanschrift<br />

Langer Kornweg 34 E<br />

65451 Kelsterbach<br />

... denn ohne sie gibt es keine wertschöpfenden, kreativen Logistiklösungen.<br />

verantwortlich für den inhalt<br />

Oliver Holzwarth<br />

redaktionsleitung/chefredaktion<br />

Sherin Ibrahim<br />

redaktionsassistenz<br />

Kathrin Libuda<br />

redaktion<br />

Ute Bauer, Maria Fahnemann,<br />

Andreas Pietsch, Kerstin Schultze<br />

lektorat<br />

Heribert F. Butterhof<br />

layout und satz<br />

Werbeagentur Müller GmbH, Coburg<br />

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40.000<br />

Erscheinungsweise<br />

4x jährlich<br />

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