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SCHENKERmove - Schenker Deutschland AG - DB Schenker

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6 grEEn logistics aktuell 88<br />

aktuell 88 grEEn logistics 7<br />

CO₂-Norm kommt<br />

im Dezember<br />

Mit der DIN EN 16258 besitzen die Transportbranche und ihre<br />

Auftraggeber endlich eine Norm, die es – bei richtiger Anwendung<br />

– den Verladern erlaubt, die CO₂-Emissionen ihrer Dienstleister<br />

zu ver gleichen. Die aktuell-Redaktion sprach dazu mit<br />

Andrea Dorothea Schön. Sie ist Environment & Green Logistics<br />

Manager bei der <strong>Schenker</strong> <strong>AG</strong> in Essen.<br />

Im Dezember dieses Jahres soll die DIN EN<br />

16258 endgültig veröffentlicht werden. Was<br />

bedeutet das für die Transportbranche und<br />

die Verlader?<br />

Prinzipiell ist es von Vorteil, dass es jetzt<br />

einen Standard für die Messung der CO₂­<br />

Emissionen im Transportwesen gibt. Die<br />

Kunden verlangen nach verlässlichen und<br />

vergleichbaren Zahlen. Die kann unsere<br />

Branche nur dann seriös liefern, wenn wir<br />

uns darauf einigen, was wir messen und wie<br />

wir messen. Allerdings stellt die Existenz<br />

einer Norm noch lange nicht die Lösung<br />

aller Probleme dar, weil es bei ihrer Anwendung<br />

durchaus Spielraum gibt. Wünschenswert<br />

ist, dass möglichst viele Dienstleister<br />

die Norm einheitlich anwenden.<br />

Was wir messen und wie wir messen<br />

Als Mitautorin des Buches „CO₂­Be rechnung<br />

in der Logistik“* zählen Sie zu den<br />

ausgewiesenen Experten auf diesem Gebiet.<br />

Außerdem waren Sie am Normierungsprozess<br />

beteiligt. Wurden die Interessen<br />

der Logistikdienstleister und ihrer Kunden<br />

angemessen berücksichtigt?<br />

Ich denke, wir können alle mit der Norm<br />

leben. Dazu müssen allerdings zwei Voraussetzungen<br />

erfüllt sein: Erstens muss sich<br />

die Norm überhaupt durchsetzen – sie ist ja<br />

freiwillig – und zweitens auch noch in konformer<br />

Weise. Dabei kommt es insbesondere<br />

auf die zahllosen Kleinunternehmen<br />

im Landverkehr an. Die Aussagekraft der<br />

CO₂­Berechnungen hängt schließlich ganz<br />

entscheidend davon ab, ob die Transporteure<br />

– also die unmittelbaren Verursacher<br />

der Emissionen – die Norm anzuwenden<br />

wissen. Wichtig war für uns, dass bestimmte<br />

Allokationsregeln im Verteilerverkehr<br />

von Landtransporten durchgesetzt<br />

werden, die wir seit 2007 mit der TU Dortmund<br />

für unseren eigenen Carbon Footprint<br />

entwickelt haben.<br />

Und wie sieht es bei der Luftfracht aus?<br />

Die getrennte Betrachtung von Belly­<br />

Fracht und Frachterladung ist für uns von<br />

großer Bedeutung. Allerdings wird die<br />

Wahlfreiheit des Streckenbezugs in der<br />

Luftfracht – also zum Beispiel Gross Circle<br />

Distance oder tatsächlich geflogene Dis ­<br />

tanz – zu einer großen Herausforderung.<br />

Hier brauchen wir eine einheitliche Anwendung,<br />

um die Vergleichbarkeit der Messergebnisse<br />

bei den spezifischen Emissionen<br />

sicherzustellen. Die Luftfahrtparameter<br />

haben nämlich die mit Abstand größte<br />

Sensitivität. Wenn Sie bei der Seefracht<br />

oder beim Landverkehr zum Beispiel das<br />

Gewicht der Fracht geringfügig variieren,<br />

hat das kaum Auswirkungen auf das Messergebnis.<br />

Bei der Luftfracht hingegen können<br />

schon kleinste Veränderungen an einer<br />

einzelnen Messgröße das Ergebnis erheblich<br />

beeinflussen.<br />

Wird die Norm bald europaweit im Landverkehr<br />

und weltweit in der Luft­ und Seefracht<br />

angewandt?<br />

Sie dürfen eines nicht übersehen: Wir sprechen<br />

hier von einer<br />

Norm und<br />

nicht von einem<br />

Gesetz. Ob und inwiefern<br />

alle EU­<br />

Mitglieder diese<br />

Norm anwenden,<br />

lässt sich heute<br />

nicht abschätzen.<br />

Eine gewisse Skep­<br />

sis ist durchaus<br />

berechtigt. So hat Italien bisher noch kein<br />

Komitee, das die Norm auf nationaler<br />

Ebene „spiegelt“ wie bei uns das Deutsche<br />

Institut für Normung. Man darf gespannt<br />

sein, wie sich die italienischen Frachtführer<br />

verhalten und welche Informationen<br />

bei grenzüberschreitenden Verkehren weitergegeben<br />

werden. Bei nichteuropäischen<br />

Reedern und Airlines müssen wir auch um<br />

Akzeptanz werben. Schließlich benötigen<br />

wir als global agierendes Unternehmen<br />

einen weltweit akzeptierten Standard, eine<br />

ISO. Aber wir sollten die Norm nicht schon<br />

im Voraus schlechtreden, denn ich bin überzeugt,<br />

dass wir mit ihrer Einführung einen<br />

großen Schritt in die richtige Richtung vorankommen.<br />

Außerdem wird es sich hier<br />

ähnlich verhalten wie bei den Zertifizierungen<br />

nach ISO 14001. Wenn ein Unternehmen<br />

da nicht ganz selbstverständlich<br />

mitmacht, wird es als nicht innovativ wahrgenommen.<br />

Es verliert schnell seine Glaubwürdigkeit<br />

im Hinblick auf ambitiös formulierte<br />

Ziele.<br />

Bei der Ermittlung von Emissionen klammert<br />

die Norm Bürogebäude und Umschlaghallen<br />

aus. Was halten Sie von dieser Vorgehensweise<br />

in Anbetracht der Tatsache, dass<br />

einige neue Immobilien von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

mit Öko­Technik ausgestattet sind?<br />

Die Emissionsallokation in der Intralogistik<br />

ist ein methodischer Albtraum und<br />

wurde daher von der Norm zu Recht ausgeklammert.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics erfasst<br />

aber mit einem eigenen Tool alle Energieverbräuche<br />

an den Standorten – einschließlich<br />

des Anteils der erneuerbaren Energien.<br />

Wird die Anwendung des Standards bei<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> zum Standard? Erhalten alle<br />

Kunden eine Information über den CO₂­<br />

Ausstoß ihres Transportes?<br />

Wir berichten nach der Norm bereits seit<br />

vergangenem Jahr, die Metrik dazu haben<br />

wir mit EcotransIT World und NTM ent­<br />

»Wir sprechen von einer Norm<br />

und nicht von einem Gesetz«<br />

andrea schön,<br />

Environment & green logistics manager,<br />

schenker ag<br />

wickelt. Allerdings sind wir noch am Ausbau<br />

der erforderlichen Kapazitäten und<br />

erhöhen die Performance der vorhandenen<br />

Systeme, damit unsere Mitarbeiter die<br />

sicherlich große Anzahl von Kundenanfragen<br />

auch bewältigen können.<br />

Hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> eine Informationsstrategie,<br />

nach der das Thema Norm an Kunden<br />

herangetragen wird?<br />

Da sind zurzeit vor allem wir von der Zentrale<br />

der <strong>Schenker</strong> <strong>AG</strong> in Essen am Zug. Wir<br />

veranstalten zunächst unternehmensinterne<br />

Workshops mit verschiedenen Fachbereichen.<br />

Außerdem implementieren wir<br />

Ansprechpartner für unsere Produktmanager<br />

und für die Kollegen vom Vertrieb,<br />

damit sie nach der endgültigen Verabschiedung<br />

der Norm bei Anfragen professionell<br />

reagieren können.<br />

Können wir unseren Lesern weitere Informationen<br />

von Ihnen für die nächste<br />

aktuell­Ausgabe versprechen?<br />

Gerne! ■<br />

* Andre Kranke, Martin Schmied, Andrea Dorothea Schön:<br />

CO₂-Berechnung in der Logistik. Datenquellen, Formeln,<br />

Standards. Verlag Heinrich Vogel.

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