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SCHENKERmove - Schenker Deutschland AG - DB Schenker

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10 landvErkEhrE aktuell 88<br />

Lange Wartezeiten an der Rampe<br />

„Mit dem stehenden Lkw<br />

in die Verlustzone fahren“<br />

Das Thema ist viel diskutiert, geradezu heiß – so heiß, dass sich die Fachzeitschriften mit ihm in mehrwöchigen Serien befassen<br />

und ihm sogar der Aktionsplan Güterverkehr des Bundesverkehrsministeriums ein eigenes Kapitel widmet. Überschrift: Optimierung<br />

der Abläufe an Laderampen. Was bitteschön ist los an der Laderampe?<br />

Im Grunde genommen ist es heute an der<br />

Laderampe noch genauso wie vor zwei oder<br />

zehn Jahren: Lkw fahren vor, man weist<br />

ihnen ein Ladetor zu und los geht es mit dem<br />

Be­ oder Entladen. Aber weil Umschlagplätze<br />

und Logistikzentren immer größer werden,<br />

weil immer mehr Lkw die Stationen gleichzeitig<br />

ansteuern, kommt es vor den Rampen zu<br />

dem berühmten Phänomen, das immer eintritt,<br />

wenn zu viele zur selben Zeit das Gleiche<br />

wollen: Stau. Und der ist an der Laderampe<br />

genauso unwillkommen wie auf der<br />

Autobahn, an der Supermarktkasse oder am<br />

Ticketschalter vom FC Bayern München.<br />

An der Rampe wird der Stau immer länger<br />

und deshalb erwächst aus ihm ein Problem.<br />

„Zwischen der Ankunft eines Lkw beim Empfänger<br />

und seiner Weiterfahrt liegen gut und<br />

gerne 120 Minuten und nicht selten sogar<br />

noch mehr. Diese Zeit muss der vorausschauende<br />

Disponent einplanen, ohne dass er genau<br />

weiß, wie lang sie tatsächlich dauert“,<br />

sagt Bernd Kammermeyer, Leiter PM Straße<br />

bei der TRANSA Spedition. Weil sich die<br />

TRANSA auf Komplettladungen spezialisiert<br />

hat, fällt die Wartezeit pro Entladung nur einmal<br />

an. Das ist schwer genug. Aber noch gravierender<br />

wird es bei einem mit drei Teilpartien<br />

beladenen Lkw. „Im ungünstigen Fall<br />

gehen bei drei Empfängern je zwei Stunden<br />

drauf“, sagt Michael Zinßler von der Zentrale<br />

FTL/LTL der <strong>Schenker</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>.<br />

Sechs Stunden Stop and Go, das sind 360<br />

Minuten, in denen sich die Produktivität des<br />

Fahrers ausschließlich auf die Erzeugung von<br />

Adrenalin reduziert.<br />

Doch es kommt noch dicker, denn allein beim<br />

Zeitverlust in der Warteschlange bleibt es<br />

nicht. Es gibt ja noch die Regeln für Lenk­ und<br />

Ruhezeiten, die genau festlegen, was für den<br />

Fahrer als Pause gilt und was der digitale<br />

Tachograf gefälligst als Arbeitszeit zu notieren<br />

hat. „Wenn ein Fahrer auf dem Gelände<br />

des Empfängers alle zehn Minuten den Motor<br />

anlässt, um in der Warteschlange ein paar<br />

Meter vorzurücken, dann hat das mit Ausruhen<br />

nichts zu tun“, weist Michael Zinßler<br />

auf den feinen Unterschied zwischen Pause<br />

machen und Zeit verlieren hin. Stop and Go<br />

ist in den meisten Fällen Arbeitszeit. So<br />

kommt es vor, dass der Lkw nach zwei Stunden<br />

den Ort der Entladung endlich verlässt,<br />

nur um schon fünfzig Kilometer weiter einen<br />

Parkplatz aufzusuchen, weil der Fahrer die<br />

gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten strikt<br />

einhalten muss. Wenn er noch eine weitere<br />

Entladestation anzufahren hat und dort dringend<br />

erwartet wird, gerät er in die Bredouille:<br />

Den Empfänger verärgern? Den Auftraggeber<br />

enttäuschen? Den Disponenten in Schwierigkeiten<br />

bringen? Oder vielleicht: Die Lenk­<br />

und Ruhezeiten missachten? – „Die letzte<br />

Option ist keine Option“, macht Aloys<br />

Winn, Vorstand Landverkehre der <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> <strong>AG</strong>, unmissverständlich klar,<br />

dass er die strikte Einhaltung Lenk­ und<br />

Ruhezeiten fordert – „damit die Sicherheit<br />

» Zeitfenster entfalten ihre<br />

positive Wirkung, wenn der<br />

Empfänger bei ihrer Vergabe<br />

nicht allein seine Prozesse<br />

berücksichtigt, sondern<br />

wenn er auch unsere Disponenten<br />

mitreden lässt.«<br />

Bernd kammermeyer, leiter pm<br />

straße bei der transa spedition<br />

im Straßenverkehr gewährleistet bleibt. Das<br />

erwarten wir von unseren Frachtführern,<br />

aber auch von den Fahrern aller anderen<br />

Marktteilnehmer, um die Chancengleichheit<br />

im Wettbewerb zu wahren.“<br />

Kann ich mal kurz vor? Von wegen!<br />

Was kann man tun? Seit einiger Zeit verspricht<br />

die Zeitfensterbuchung Abhilfe. Der<br />

Disponent bucht auf einer Internetplattform<br />

beim Empfänger einen Termin für die Entladung.<br />

In dieser Zeit sollte der ankommende<br />

Lkw freie Fahrt zu der für ihn reservierten<br />

Rampe erhalten. Eine an sich gute Idee, die<br />

allen Beteiligten ein gehöriges Maß an Planungssicherheit<br />

bringt, die aber leider ihre<br />

Tücken hat. „Oftmals finden unsere Disponenten<br />

kein günstiges Zeitfenster und müssen<br />

dann die Entladung für einen Zeitpunkt<br />

buchen, der überhaupt nicht zur Route ihres<br />

Lkw passt“, klagt Michael Zinßler. Im Teilladungsverkehr<br />

muss das Fahrzeug mehrere<br />

Be­ oder Entlader anfahren. Wenn zwischen<br />

deren Zeitfenstern so viel Zeit liegt, dass an<br />

eine effiziente Einsatzplanung für das Fahrzeug<br />

nicht zu denken ist, hilft das Zeitfenster<br />

niemandem. Und überhaupt: Was passiert,<br />

wenn der Lkw verspätet eintrifft und keine<br />

freie Rampe mehr bekommt, weil alle Tore<br />

reserviert sind und fristgerecht beansprucht<br />

werden? Wer einmal mit halbstündiger Verspätung<br />

zu einem Termin beim Orthopäden<br />

„eingetrudelt“ ist, kennt den Standardspruch<br />

der Arzthelferin: „Vor 30 Minuten wäre es<br />

schnell gegangen, jetzt müssen Sie sich ein<br />

bisschen gedulden.“ Vielleicht sogar ein<br />

langes Bisschen. Aus verständlichen Gründen<br />

sind die wenigsten Lkw­Fahrer bereit,<br />

den Nachzügler mal eben vorzulassen, denn<br />

schließlich sitzt auch ihnen ein Nachfolgetermin<br />

im Nacken. Was tun?<br />

» Auch Zeitfenster sollten eine gewisse Flexibilität erlauben. Wenn beim<br />

Transport eine Verzögerung eintritt, sind unsere Disponenten und<br />

Servicemitarbeiter angehalten, den Empfänger proaktiv zu informieren«<br />

michael zinßler, zentrale ftl/ltl der schenker deutschland ag<br />

Appell an die Empfänger<br />

Fakt ist: Überlange Wartezeiten an der<br />

Rampe sind teuer und ziehen mitunter eine<br />

Kette von Verspätungen nach sich. Die Berechnung<br />

von Standgeld löst das Problem<br />

nicht, wie Bernd Kammermeyer unterstreicht:<br />

„Wenn wir nach zwei Stunden für jede<br />

weitere angefangene Stunde einen definierten<br />

Betrag berechnen können, dann ist<br />

uns damit nur bedingt geholfen, weil wir<br />

erstens einen zusätzlichen Verwaltungsakt<br />

ausüben, zweitens mit unserem Kunden in<br />

unerfreuliche Verhandlungen treten müssen<br />

und drittens ja trotzdem nicht verhindern,<br />

dass unsere Lkw verspätet auf die Straße<br />

kommen und die nächste Rampe nicht fristgerecht<br />

erreichen.“ Dabei wird die Sache<br />

dadurch noch verkompliziert, dass in der Regel<br />

nicht der Empfänger, sondern der Versender<br />

die Zeche für den Transport bezahlt. Der<br />

Empfänger, bei dem die Verzögerung letztlich<br />

produziert wird, erleidet folglich keinen<br />

ökonomischen Verlust durch die Wartezeit.<br />

Aber wirklich gefallen kann es ihm auch<br />

nicht, wenn auf seinem Hof wertvolle Zeit<br />

vergeudet wird. „Wir können nur an die Betreiber<br />

der Rampen appellieren, Stoßzeiten<br />

zu entzerren und immer ausreichend Personal<br />

mitsamt Equipment für die Entladung<br />

bereitzuhalten“, sagt Kammermeyer. Sein<br />

Kollege Zinßler sieht das ähnlich: „Be­ und<br />

aktuell 88 landvErkEhrE<br />

Entladezeiten gehören bei unserem Geschäft<br />

dazu, und darüber beklagen wir uns nicht.<br />

Aber wenn ein erträgliches Maß an Verzögerungen<br />

überschritten wird, müssen die Speditionen<br />

das Thema in die Preisverhandlungen<br />

mit ihren Kunden tragen.“ An der<br />

Rampe gehen schließlich nicht nur Zeit und<br />

Nerven verloren, sondern auch Geld, Produktivität<br />

und Effizienz. Wer die verschleudert,<br />

ist ein schlechter Kaufmann. Schon<br />

manch einem Transportunternehmen ist auf<br />

dem Hof des Sendungsempfängers das passiert,<br />

wofür ein Spaßvogel jüngst eine treffende<br />

Formulierung gefunden hat: „Mit dem<br />

stehenden Lkw rasend schnell in die Verlustzone<br />

fahren.“ – Das kann niemand wollen. ■<br />

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