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Sprache kann heilen
Dass böse Worte verletzen können und ein gutes, mitfühlendes Wort manchmal geradezu
Wunder wirkt, ist allgemein bekannt. Alexander Faldey weiss als Sprachtherapeut in der
Ita Wegman-Klinik in Arlesheim um die therapeutischen Wirkungen von Lauten, Wortklängen
und – rhythmen. Gezielt verordnete Sprechübungen können heilsam auf Organe
und Körperregionen einwirken, die seelische Befindlichkeit verbessern oder auch Selbstheilungskräfte
anregen.
Alexander Faldey, wie gehen
Sie vor, wenn sich ein Patient
bei Ihnen zu einer ersten
Sprachtherapiesitzung meldet?
Ausgehend von der medizinischen
Diagnose kläre ich zunächst
ab, welches Mass an Kraft
der Patient oder die Patientin in
der aktuellen Situation für die
Therapie aufwenden kann, denn
er oder sie soll sich ja nicht überanstrengen.
Meine Arbeit richtet
sich auch nach dem jeweiligen
Temperament, oder anders gesagt,
der Konstitution des Patienten aus
– es macht einen Unterschied, ob
jemand introvertiert und verschlossen
ist oder als extravertierter
Mensch leicht aus sich herausgeht.
Wichtig ist vor allem auch,
dass der Patient gut abgeholt wird,
dass man auf sein Anliegen und
seine Wünsche eingeht und aus
einer Vertrauensbasis heraus ein
konkretes Behandlungsziel setzt.
Geht es beispielsweise um Schlafprobleme,
wird die Therapie sowohl
individuell als auch zielorientiert
aufgebaut. In diesem
Fall ist das Ziel eindeutig: Der
vita sana sonnseitig leben 6/2009
Zur Person
Mensch will wieder schlafen und
durchschlafen können.
Auch die Werbung weiss
längst, dass Worte und Wortkombinationen
eine Wirkung
ausüben, so etwa der immer
wieder verwendete Spruch
«weil Sie es sich wert sind.»
Ja, es gibt besänftigende und harte
Worte, fliessende und stockende
Worte und solche, die für eine
bestimmte Empfindung verbindlich
sind. Denken Sie an ein
Sommernachtsfest, an dem
Abertausende Menschen teilnehmen.
Steigt das Feuerwerk, ertönt
wie aus einem Mund der
Laut «Aahhhhh!» Gewisse Sinnesorgane
werden angesprochen
und der seelische Eindruck gibt
sich in einem ganz bestimmten
Laut Ausdruck. Arbeitet man in
der Sprachtherapie mit einem
solchen Laut, kann dieser eine
Empfindung wachrufen und je
nachdem stimmungsmässig eine
Öffnung bewirken.
Unabhängig von der Konstitution
oder vom Temperament des
Individuums können sich Rhyth-
Alexander Faldey, 42, hat sich zuerst in Krankenpflege
ausgebildet und in diesem Beruf gearbeitet.
Das Studium der Sprachkunst in Dornach an
der Dora Gutbrod Schule hat ihn dann an die Ita
Wegman-Klinik geführt. Seit 1999 arbeitet er als
Sprachtherapeut an der Klinik und ist Fachgruppenleiter
für Therapeutische Sprachgestaltung.
men günstig auf das Herz-Kreislauf-System
auswirken. Es ist
wissenschaftlich gut belegt, dass
der sechsfüssige Hexameter-
Rhythmus: Lang – kurz, kurz –
lang – kurz, kurz – lang – kurz,
kurz/ lang – kurz, kurz – lang –
kurz, kurz – lang –kurz, kurz eine
heilsame Wirkung hat. Ein
Beispiel: «Hast du die Welle gesehen
/ die über das Ufer einherschlug?
/ Siehe die zweite, sie
kommt / rollet sich sprühend
schon aus! / Gleich erhebt sich
die dritte. Fürwahr, du erwartest
vergebens/ dass die letzte sich
heut/ ruhig zu Füssen dir legt.»
Wird dieses Gedicht im richtigen,
vorgesehenen Rhythmus gesprochen
und ausreichend lange
immer wieder geübt, dann kann
der Blutdruck nach und nach gesenkt
werden und das Herz-
Kreislauf-System harmonisiert
sich zunehmend.
Wer unter zu hohem Blutdruck
leidet, könnte also als Begleittherapie
mehrmals am Tag einen
Hexameter sprechen und
sich damit etwas Gutes tun?
Wie ich schon sagte, ist der Zusammenhang
zwischen dem Rezitieren
von Hexametern, Herzschlag
und Atmung und der Synchronisation
von Herzschlag und
Atmung durch wissenschaftliche
Studien belegt worden. Der Physiker
Dirk Cysarz von der deutschen
Universität Witten hat
ebenfalls nachgewiesen, dass