DENKMALS - Weimar
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TAG DES OFFENEN<br />
<strong>DENKMALS</strong><br />
WEIMAR<br />
14. September 2008<br />
Villa Haar, Terrassenportal Südseite, Zustandskartierung
Programm zum Tag des offenen Denkmals in <strong>Weimar</strong><br />
Sonntag, 14. September 2008<br />
Eröffnung des Denkmaltages<br />
Herr Bleicher, Amtsleiter Bau-, Grünflächen- und Umweltamt<br />
Marktplatz, 9.30 Uhr<br />
Musikalische Einrahmung durch die Studenten der<br />
Musikhochschule <strong>Weimar</strong> Yukinori Akahori, Huan Wei Li und<br />
Tobias Hartel mit einem Stück von Benjamin Britten<br />
1 <strong>Weimar</strong>s Brunnen<br />
Brunnenrundgang<br />
Herr Leitner, Historische Brunnen <strong>Weimar</strong> e. V.<br />
Markt Neptunbrunnen, 10.00 Uhr<br />
2 Die geschichtliche Entwicklung des Herderplatzes ><br />
Aktuelle Forschungsergebnisse zu <strong>Weimar</strong>s<br />
zentralem Platz<br />
Herr Dipl.-Ing. Architekt Gummel<br />
Herderplatz, vor dem Kirchenportal, 11.00 Uhr<br />
3 Goetheplatz 12 ><br />
Das neue Domizil von Radio Lotte<br />
im ehemaligen Lesemuseum<br />
Herr Buss, Leiter und Programmchef Radio Lotte<br />
Herr Dipl.-Ing. Böttcher<br />
Zugang und Erläuterungen ab 10.30 Uhr<br />
4 Marienstraße 4/6 ><br />
Drohender Verlust eines Kulturdenkmals abgewendet<br />
Frau Glas, Eigentümerin<br />
Architekturbüro Ruhland,<br />
Herr Dipl.-Ing. Architekt Ruhland,<br />
Frau Dipl.-Ing. Architektin Becker<br />
Erläuterungen am Objekt<br />
10.30 Uhr und 14.00 Uhr<br />
5 Marienstraße 10 ><br />
Ein Gebäude aus der Ursprungszeit der<br />
Marienstraßenbebauung<br />
Besichtigung des Bestandes<br />
Frau Dipl.-Ing. Architektin Hille<br />
Frau Dipl.-Ing. Heinrich<br />
Frau Tauro, Stadtverwaltung Abt. Denkmalschutz<br />
Führungen 11.30 Uhr, 12.00 Uhr und 13.30 Uhr<br />
6 Ehemaliges Palais Dürckheim, Cranachstraße 47<br />
Besichtigung repräsentativer Raumbereiche und<br />
Informationsmöglichkeiten<br />
Herr Dipl.-Ing. Architekt Dietrich<br />
Herr Dipl.-Ing. Architekt Ottmann<br />
10.30 Uhr bis 12.30 Uhr<br />
7 Die Restaurierung von Grabanlagen am Beispiel<br />
der Grabstätte Johann Nepomuk Hummel ><br />
Frau Neid, Diplomrestauratorin (FH)<br />
Historischer Friedhof, Westmauer, Grabanlage Hummel<br />
12.00 Uhr<br />
8 Die Restaurierung von Grabanlagen am Beispiel<br />
der Grabanlage Carl Müllerhartung ><br />
Herr Streit, Diplomrestaurator (FH)<br />
Hauptfriedhof, Westmauer, Grabstätte Müllerhartung<br />
11.00 Uhr<br />
9 Villa Haar, Dichterweg 2a ><br />
Steinkonservierung am Beispiel des Wintergartens<br />
der Villa Haar<br />
Herr Faßnacht, Gesamtleiter der Stiftung „Dr. Georg Haar“<br />
Herr Streit, Diplomrestaurator (FH)<br />
15.00 Uhr
10 Hansahaus, Frauenplan 6<br />
Wechselwirkungen und Wahlverwandtschaften:<br />
Architektur – Literatur – Musik<br />
Zwischen Historismus und Jugendstil – Die Architekten<br />
Otto und Rudolf Zapfe<br />
Literarische Gesellschaft Thüringen e. V.<br />
<strong>Weimar</strong>er Wohnstätte GmbH<br />
mit Unterstützung der Kulturstiftung des Freistaats<br />
Thüringen und der Stadt <strong>Weimar</strong><br />
Zur Haus- und Baugeschichte<br />
Herr Dipl.-Ing. Architekt Gummel<br />
Führungen 15.00 Uhr<br />
Vortrag, Lesung und Musik<br />
16.30 Uhr<br />
Herr Postel, Grafiker<br />
Herr Stade<br />
Musik mit Postel & Pötsch<br />
11 Frauenplan<br />
Der Frauenplan – ein Platz im Wandel<br />
Verein Grüne Wahlverwandtschaften<br />
Landschaftsarchitekt Herr Rehm<br />
Brunnen am Frauenplan, 11.00 Uhr<br />
12 Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche)<br />
Herderplatz, <strong>Weimar</strong><br />
nach dem Gottesdienst, 9.30 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet<br />
13 Jakobskirche<br />
Am Jakobskirchhof, <strong>Weimar</strong><br />
16.00 Uhr Klingende Jubiläen:<br />
Kompositionen von J. S. Bach, Karl Müllerhartung und<br />
A. W. Gottschalk<br />
Norico Kimura, Sopran<br />
Michael von Hintzenstern, Orgel<br />
nach dem Gottesdienst, 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet<br />
14 Schloss Ettersburg<br />
Baugeschichte und Erläuterungen zur Wiederherstellung<br />
BiW BAU Hessen-Thüringen e. V.<br />
Thematische Führungen<br />
Herr Dipl.-Ing. Architekt Dr. Krause<br />
14.00 Uhr und 15.00 Uhr<br />
15 Informationsstand Ortskuratorium<br />
Deutsche Stiftung Denkmalschutz<br />
Durchgang Stadtschloss<br />
verweist auf Textbeiträge auf den folgenden Seiten ><br />
bereits Freitag, 12.09.2008:<br />
Baugeschichte und Forschungsergebnisse zur<br />
Anna-Amalia-Bibliothek<br />
Vortrag<br />
Klassik Stiftung <strong>Weimar</strong><br />
Bauhistoriker Herr Altwasser, Institut für Bauforschung und<br />
Dokumentation Marburg<br />
Herr Dipl.-Rest. Weise<br />
Vortragssaal Kirms-Krackow-Haus<br />
16.00 Uhr<br />
bereits Samstag, 13.09.2008:<br />
Erfahrungen von Restauratoren an den Gebäuden der<br />
Klassikstiftung<br />
Vortrag<br />
Herr Mende<br />
Klassik Stiftung <strong>Weimar</strong><br />
Vortragssaal Kirms-Krackow-Haus<br />
16.00 Uhr
Grußwort<br />
Liebe Bürgerinnen und Bürger,<br />
verehrte Gäste,<br />
Wissen Sie eigentlich, wie Archäologen und Bauforscher<br />
heute arbeiten? Mit modernen naturwissenschaftlichen Methoden<br />
kommen sie zu oft überraschenden neuen Erkenntnissen,<br />
die wichtige Aufschlüsse über Alter und Bausubstanz<br />
unserer Denkmale ermöglichen.<br />
Deshalb steht der diesjährige Tag des offenen Denkmals<br />
unter dem Motto: „Vergangenheit aufgedeckt – Archäologie<br />
und Bauforschung“.<br />
Wenn wir uns an diesem Tag mit besonderer Aufmerksamkeit<br />
unseren Denkmalen zuwenden, sollte uns bewusst<br />
werden, dass wir bereits das Ergebnis der denkmalpflegerischen<br />
Arbeit vor uns haben. Weniger sichtbar sind oft die<br />
notwendigen Arbeitsschritte, die dazu geführt haben.<br />
In der Regel werden Bauforschung, restauratorische Untersuchungen,<br />
in bestimmten Fällen auch archäologische Grabungen<br />
notwendig, um – wie das Thema des diesjährigen<br />
Denkmaltages vermittelt – die Vergangenheit des Objektes zu<br />
erforschen und daraus die richtigen Maßnahmen abzuleiten.<br />
Wir wollen ja eine historische Substanz auch als solche<br />
erkennen, ein Gebäude, ein Straßenzug, ein Brunnen sollen<br />
nicht sprachlos sein, sondern Geschichte vermitteln,<br />
das heißt, sie sollen möglichst viel von ihrer Vergangenheit<br />
preisgeben.<br />
Dafür sind oftmals archivarische Quellen zu erschließen<br />
und Untersuchungen an den konkreten Objekten durchzuführen.<br />
Erst dann wissen wir mehr über die Entstehung und<br />
das Aussehen des Denkmals und über die Absichten ihres<br />
Schöpfers. Wenn möglichst viele dieser Informationen bewahrt<br />
werden und zugänglich bleiben, dann ist ein Erfolg im<br />
Sinne der Denkmalpflege gelungen.<br />
Das diesjährige Programm des Denkmaltages in <strong>Weimar</strong><br />
gewährt einige Einblicke in diese „Werkstatt“ der Denkmalpfleger.<br />
So wird z. B. eine von der Stadt beauftragte Untersuchung<br />
zum Herderplatz vorgestellt, die eine Entscheidungsgrundlage<br />
zur anstehenden neuen Gestaltung der<br />
Oberflächen sein wird. Verschiedene Restauratoren informieren<br />
speziell zum Thema der Steinrestaurierung. Und natürlich<br />
bieten wir Ihnen auch wieder die Gelegenheit, einige<br />
sonst nicht zugängliche Denkmale zu besichtigen: So können<br />
Sie in das neue Domizil von Radio Lotte, das ehemalige<br />
Lesemuseum, hineinschauen und sich über die im letzten<br />
Moment gelungene Rettung des klassizistischen Gebäudes<br />
in der Marienstraße 4–6 ein Bild machen.<br />
Ich danke allen an der Vorbereitung und Durchführung des<br />
Denkmaltages Beteiligten und wünsche uns allen einen interessanten<br />
und erlebnisreichen Tag.<br />
Stefan Wolf<br />
Oberbürgermeister der Stadt <strong>Weimar</strong>
2 Der Herderplatz in <strong>Weimar</strong><br />
Detail aus dem Stadtplan des Rektors Johannes Wolf aus dem<br />
16. Jahrhundert<br />
Ur- und frühgeschichtliche Funde belegen, daß <strong>Weimar</strong> ein<br />
alter und bedeutender Ort mit Siedlungskontinuität über<br />
tausende Jahre ist. Der Name „<strong>Weimar</strong>“ ist eine Wortschöpfung,<br />
die schon vor dem Untergang des Thüringer Reiches<br />
531 einen sakralen Ort bezeichnete.<br />
Die erste urkundliche Erwähnung des Königshofes „Vvigmara“<br />
durch Kaiser Arnulf 899 weist daraufhin, dass hier spätestens<br />
im 9. Jahrhundert ein befestigter Grafensitz existierte.<br />
Das „Eisfeld“ – ursprünglich germanischer Versammlungsort<br />
– diente bis ins 14. Jahrhundert den „Burgmannen“ als<br />
Gerichtsort.<br />
In dessen Umfeld wurde durch die Ausgrabung von Grubenhäusern<br />
im Bereich Eisfeld/Rittergasse eine Ansiedlung<br />
mindestens aus dem 10. Jahrhundert nachgewiesen.<br />
Es ist anzunehmen, dass wie an vergleichbaren uralten heiligen<br />
Orten auch, eine christliche Kapelle in direkter Nähe errichtet<br />
wurde. Ein Vorgängerbau der späteren Stadtkirche.<br />
Am Kreuzungspunkt der mittelalterlichen Hauptverkehrswege<br />
durch die Stadt entstand der zentrale Platz der um 1250<br />
neugeordneten Stadt.<br />
Der Platz um die heutige Herderkirche hat in der Stadtgeschichte<br />
eine wichtige Rolle gespielt und vielfältige Wandlungen<br />
erfahren.<br />
Im Jahre 1284 bekam der Deutschritterorden Baugelände<br />
um die 1249 erstmals erwähnten Stadtkirche St. Petri vom<br />
Landesherrn übereignet. Die Ordensritter erhielten das Patronat<br />
über die Priester- und Lehrämter bis 1513.<br />
1307 wird eine erste Schule und 1345 ein Schulmeister erwähnt.<br />
Die spätgotische dreischiffige Hallenkirche St. Peter und<br />
Paul wurde auf den Resten von Vorgängerbauten, die den<br />
Stadtbränden 1299 und 1424 zum Opfer fielen, 1498 –1500<br />
erbaut. Der exakt ost-westlich ausgerichtete Turm ruht auf<br />
einigen der ältesten Fundamente in der Stadt, während das<br />
angebaute Kirchenschiff von der Turmachse abweicht. Bei<br />
einer Barockisierung des Baues in den 30er Jahren des<br />
18. Jahrh. wurden vier Ecktreppenhäuser angebaut, Fenster-<br />
und Portale umgestaltet.<br />
Der Ritterorden nutzte den umliegenden Platz bis 1530 als<br />
Friedhof. An diesem Friedhof ist die Kapelle St. Nikolai beurkundet,<br />
die noch vor der Reformation profanisiert wurde und
wie Rektor Wolf seinen ältesten Stadtplan erläuterte „in dem<br />
1569 jhar Hans Hecker ein neu haus hingebauet hat“. In diesem<br />
Stadtplan ist ein Friedhofsmauerrest noch eingetragen.<br />
1756 wird „...das Kästnersche Haus bey der Stadtkirche, das<br />
eine äußerst unreine Gasse von der Rittergasse herein bildete,<br />
mit noch 2 danebenstehenden Häusern…“ abgebrochen.<br />
Der Platz „vor dem Kerkofe“ war der östlichen Seite der<br />
Kirche vorgelagert und erhielt seine heutige östliche Raumkante<br />
sicher erst im 16. Jahrhundert durch Renaissancebauten<br />
wie dem sogenannten „Deutschritterhaus“ von 1566.<br />
Auf dem Stadtplan aus dem 16. Jahrh. befindet sich „Die<br />
newe Schule“ noch innerhalb der Hauszeile der nördlichen<br />
Platzkante. Dies wurde im Barock durch das 1712/16 errichtete<br />
Gymnasium verändert. 1756 versetzte man den steinernen<br />
Dietrichsbrunnen von der südöstlichen Platzecke vor<br />
das Gymnasium. 1832 wurde er als gußeiserner Brunnen<br />
erneuert und mit der Taufe des Platzes zum Herderplatz<br />
auch „Herderbrunnen“ umbenannt.<br />
Johann Gottfried Herder, nach ihm wird die Kirche auch<br />
„Herderkirche“ genannt, wirkte von 1776 –1803 als Oberhofprediger,<br />
Oberkonsistorialrat, Generalsuperintendent und<br />
Pastor der Stadtkirche. Im Haus des Superintendenten an<br />
der nordwestlichen Platzecke, dem heutigen „Herderhaus“,<br />
einem 1726/27 unter Verwendung älterer Teile aufgeführten<br />
Barockbau, hatte Herder seinen Wohn- und Amtssitz.<br />
1859 an der Stelle früherer Pfarrhäuser neben dem Herderhaus<br />
wurde eine weitere Schule in neoromanischer Architekturform<br />
gebaut.<br />
Die Gebäude der Südseite wurden noch 1742 zur Rittergasse<br />
gehörig verzeichnet. Auf mittelalterlichen Mauern und<br />
Kellern der bei den Stadtbränden zerstörten Häuser stehen<br />
heute Bauten aus dem 19. Jahrhundert. Die Straßeneinmündung<br />
der heutigen Kaufstraße wurde erst Ende des<br />
19. Jahrhunderts von einer schmalen Gasse zur heutigen<br />
Straßenbreite aufgeweitet.<br />
An der Westseite am Eingang von der Rittergasse befindet<br />
sich der seit 1870 sogenannte „Sächsische Hof“, übriggebliebener<br />
Teil eines der ältesten Gebäudekomplexe der<br />
Stadt. 1429 erstmalige Erwähnung beim Besitzwechsel vom<br />
Deutschritterorden an die Grafen von Schwarzburg. 1809<br />
kaufte Anna Amalias Mundkoch Le Goullon das Anwesen<br />
und eröffnete hierin die Gaststätte „Hotel de Saxe“.<br />
Neben dem heutigen Sächsischen Hof mündete bis 1882<br />
die schmale „Behrendsgasse“ auf den Platz. 1883 wurde<br />
durch den Abbruch dreier Häuser die Zufahrt zum Platz<br />
(heute „Eisfeld“) verbreitert.<br />
Den nordwestlichen Platzraum nehmen zwei ebenfalls auf<br />
mittelaterlichen Grundmauern aufbauende Häuser im kirchlichen<br />
Besitz ein. Sie haben Bohlenstuben und Schwarzküchen<br />
in den ersten Etagen. Zwischen dieser Hauszeile und<br />
dem Herderhaus stand bis 1910 das Gesellschaftsgebäude<br />
der „Erholung“.<br />
Die Platzfläche wurde durch Nutzungs- und Platzkantenänderungen,<br />
die Verfüllung der seit dem Mittelalter bestehenden<br />
Wasserkanäle und durch die technischen Neuerungen<br />
des 19. Jahrhunderts mit stadttechnischen Leitungen immerwieder<br />
gestört. Eine Straßenbahnlinie tangierte im Verlauf<br />
der Jakobstraße/Kaufstraße 1899 – 1937 den Herderplatz.<br />
Trinkwasser wurde über innerhalb und außerhalb der Stadt<br />
entspringende Quellen mit Holzrohren, den sogenannten<br />
Röhrenfahrten zu öffentlichen Brunnen und privaten Hausbrunnen<br />
geleitet. Der Röhrenverlauf über den Platz verlief<br />
aus der Behrendsgasse kommend an der südlichen Seite<br />
der ehemaligen Friedhofsmauer vorbei zum Dietrichsbrunnen.
Lösch- und Brauchwasser wurde über den offenen Lottebach<br />
mit seinen Armen durch die heutige Markt- und Kaufstraße<br />
und die Rittergasse geführt. Die beiden offenen Arme<br />
vereinigten sich an der Einmündung der Kaufstraße. Die Wassergräben<br />
wurden etwa seit dem 17. Jahrhundert befestigt<br />
bis man etwa 1760 begann sie zu verschließen.<br />
<strong>Weimar</strong>s Straßen boten zu allen Zeiten dank der schlechten<br />
Passierbarkeit und Verschmutzung Anlaß zu Kritik. Die<br />
schlecht befestigten Straßen waren oft aufgeweicht. Die Bezeichnung<br />
der Jakobstraße/Kaufstraße mit „Steinweg“ ist ein<br />
Hinweis darauf, dass dies die gepflasterte Hauptverkehrsstraße<br />
der Stadt war.<br />
1945 erlitten mehrere Häuser am Platz Kriegsschäden, die<br />
Authentitätsverlust der historischen Bauten bewirkten und<br />
bei dem „Sächsischen Hof“ zum Verlust mehrerer Gebäude<br />
des Hofes führten.<br />
Seit 1998 steht das Ensemble um die Kirche, Herderhaus<br />
und altes Gymnasium als Teil des Denkmalensembles „Klassisches<br />
<strong>Weimar</strong>“ auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO.<br />
3 Goetheplatz 12<br />
Grundriss 1. Obergeschoss<br />
Das ehemalige Lesemuseum wurde auf Veranlassung von<br />
Maria Pawlowna (1786 – 1859), Großherzogin von Sachsen-<strong>Weimar</strong>-Eisenach,<br />
1859/1860 nach einem Entwurf<br />
des Schinkel-Schülers Carl Heinrich Ferdinand Streichhan<br />
(1814 – 1884) im klassizistischen Stil errichtet. Der Baukörper<br />
springt mit seiner Stirnseite in den Platzraum vor und hat<br />
im Obergeschoss eine in Anlehnung an den Niketempel der<br />
Akropolis in Athen gestaltete offene ionische Säulenhalle.<br />
Das am zentralen Goetheplatz/Ecke Geleitstraße stehende<br />
Gebäude war für die 1831 gegründete Lesegesellschaft vorgesehen,<br />
die sich der Aufgabe verpflichtete, ihren Mitgliedern<br />
und der Öffentlichkeit populäre Zeitschriften zugänglich<br />
zu machen.<br />
Seit 1922 im städtischen Besitz, nahm das Lesemuseum bis<br />
1932 die Europäische Reisegesellschaft <strong>Weimar</strong> und nach<br />
1950 bis 1970 das Deutsche Reisebüro auf. Danach beherbergte<br />
das Gebäude das Zollamt und dann bis 2005 das<br />
Bauordnungsamt der Stadt <strong>Weimar</strong>. Das Archiv des Bauordnungsamtes<br />
war bis März 2008 noch im Erdgeschoss untergebracht.<br />
Mit der umfangreichen Baumaßnahme im Inneren wurde<br />
das Gebäude von Januar bis Juni 2008 zu einem Radiosender<br />
umgenutzt. Durch die Entfernung der nachträglichen<br />
Einbauten konnte die bauzeitliche Struktur unter Beibehaltung<br />
aller Bauteile wie Fußböden, Kassettendecke, Fenster,<br />
Türen und Treppenhaus wieder hergestellt werden. Mittels<br />
eines temporären Glaskörpers zur Beherbergung des Sendestudios<br />
erhält der denkmalgeschützte Innenraum ein mo-
dernes Element. Die Installationen innerhalb des Gebäudes<br />
mussten komplett nach den modernsten Anforderungen erneuert<br />
werden.<br />
Die Baumaßnahme wurde mit 38.000 € Städtebaufördermitteln,<br />
etwa 85.000 € Eigenleistungen, ca. 15.000 € Spenden<br />
und Schenkungen und unter Verzicht auf das Architektenhonorar<br />
von 18.000 € durchgeführt.<br />
4 Marienstraße 4/6 –<br />
Das „Kuhn-Schmidt’sche“ Anwesen<br />
Das Doppelhaus Marienstraße 4/6 wurde 1818/19 als Wohnhaus<br />
erbaut und ist ausgewiesenes Einzeldenkmal der<br />
Stadt <strong>Weimar</strong>. Der spätklassizistische Bau ist ein wichtiger<br />
Bestandteil des herrschaftlichen Straßenzuges, der Anfang<br />
des 19. Jahrhunderts unter Beaufsichtigung des Großherzoglichen<br />
Oberbaudirektors C. W. Coudray entstand.<br />
Sowohl die Fassade als auch die innere Struktur des Gebäudes<br />
waren streng symmetrisch gegliedert. Parallel zur<br />
Flucht repräsentativer Wohnräume zur Straßenseite hin verlief<br />
mittig ein breiter Flur. Durch einen rückwärtigen Anbau<br />
mit eigener Treppe wurde der charakteristische T-förmige<br />
Grundriss gebildet.<br />
Außer der inneren Raumstruktur war bis auf Teile der schönen<br />
Treppenanlage und einiger historischer Türen zu Baubeginn<br />
im April 2008 kaum noch originale Substanz erhalten.
Erstaunlich in diesem Zusammenhang ist der Fund eines<br />
Urkundensteines, der am 3. Juni 1819 in der gemeinsamen<br />
Hausmittelwand eingelassen worden war. Er enthielt die Abschrift<br />
einer Urkunde vom 12. Juli 1818 über die Schenkung<br />
der Baugrundstücke von Erbgroßherzog Carl Friedrich von<br />
Sachsen-<strong>Weimar</strong> an Bernhard Friedrich Rudolph Kuhn –<br />
Bürgermeister und Amtsrat (Nr. 6) und Johann Christoph<br />
Friedrich Schmidt (Nr. 4) –, ebenso Briefe der Bauherren<br />
und deren Kinder, sowie zahlreiche Münzen.<br />
Bei bauhistorischen Befunduntersuchungen konnten Anfang<br />
Juni im 1. Obergeschoss des Hauses Nr. 6 mehrere Lagen<br />
historischer Tapeten bis hin zur Erstfassung gesichert werden.<br />
Prämisse bei der Sanierung des Doppelhauses Marienstraße<br />
4/6 sind der Erhalt und die Wiederherstellung des spätklassizistischen<br />
Erscheinungsbildes zur Straße hin, um die Geschlossenheit<br />
des historischen Straßenzuges zu bewahren.<br />
Die bauzeitliche Form des Daches wird wiederhergestellt,<br />
neue Gaupen werden nach historischem Vorbild errichtet,<br />
die nicht bauzeitlichen Fenster ersetzt und nach historischem<br />
Vorbild profiliert. Die Fassade zeigt sich heute in Farbigkeit<br />
und Strukturierung in einer Fassung von 1975. Es wird in Zusammenarbeit<br />
mit den Denkmalbehörden eine, der Entstehungszeit<br />
entsprechende, neue Farbfassung entwickelt.<br />
Das Anfang 2008 entstandene Nutzungskonzept für beide<br />
Häuser sieht die Schaffung von 8 Wohnungen für Studenten<br />
vor. Durch jahrzehntelangen Verfall war die hintere Achse<br />
des Hauptbaukörpers stark beschädigt, z. T. gar nicht mehr<br />
vorhanden. Für die hinteren Anbauten lag bereits in den<br />
1980er Jahren eine Abrissgenehmigung vor. Aufgrund der<br />
Baufälligkeit des Hauses wurde bewusst die Entscheidung<br />
getroffen, die innere Struktur des Hauses in Bezug auf die<br />
neue Nutzung komplett zu verändern, die wenige noch erhaltenswerte<br />
historische Substanz durch einen eingeschobenen<br />
neuen Baukörper auf der Gartenseite zu ergänzen.<br />
Der Mittelflur wurde zugunsten der Zimmer zum Garten in<br />
Richtung Straße verschoben. Auf der „lauten“ Straßenseite<br />
sind Küchen, Bäder und Wirtschaftsräume angeordnet.<br />
Das Gebäude ist im Erdgeschoss aus Natursteinen und Ziegeln<br />
gemauert, die Obergeschosse sind als Fachwerk mit<br />
Lehmziegelfüllungen ausgeführt. Im Erdgeschoss werden<br />
teilweise Natursteinwände und Einschubdecken aus Holz<br />
sichtbar belassen.<br />
Der neue Gebäudeteil, der die Wohnräume beinhaltet wird<br />
in Holzbauweise errichtet.<br />
Das sanierte und umgebaute, inzwischen zusammengeführte<br />
„Kuhn-Schmidt’sche“ Anwesen wird im Oktober/November<br />
2008 wieder bewohnt werden.
5 Marienstraße 10<br />
Eines der baugeschichtlich<br />
und -künstlerisch bedeutendsten<br />
Häuser in der<br />
Marienstraße ist die Nummer<br />
10. In der Bewertung<br />
des Objektes durch das<br />
Thüringische Landesamt<br />
für Denkmalpflege und<br />
Archäologie heißt es: „Die<br />
weitgehend unverfälschte<br />
Überlieferung aus der<br />
Erbauungszeit und die<br />
qualitätsvolle Ausführung<br />
baukünstlerischer Details<br />
machen dieses Bauwerk<br />
zu einem wichtigen Sachzeugnis<br />
klassizistischer<br />
Baukunst. Durch seine<br />
reiche Fassade und die Lage gegenüber der Einmündung<br />
der ehemaligen Bankstraße in die Marienstraße bildet es zugleich<br />
einen Blickfang von städtebaulicher Bedeutung.“<br />
Als das Bauwerk im Jahr 1835 im Zuge des Besatzes der<br />
Westseite der Straße errichtet wurde, reihte es sich ein in eine<br />
einheitliche traufständige Einzel- bzw. Doppelhaus-Wohnbebauung.<br />
Mit den Neubauten bildete sich der Straßenzug<br />
endgültig heraus und schloss sich im Nachgang durch Überbauung<br />
der Torwege. Um 1840 war die heutige städtebauliche<br />
Gestalt südlich der Altstadt, der heutige Wielandplatz mit<br />
seinen abgehenden Straßen, vollständig ausgebildet.<br />
Die Marienstraße 10 ist zweigeschossig und wird gedeckt<br />
von einem flachen Satteldach mit einer Reihe von vier<br />
Standgaupen. Über der Putzfassade steht der vorgezogene<br />
Traufkasten, vermittelnd wirkt das mit einem Rankenfries<br />
geschmückte Gesimsband. Mit diesem Traufgesims und einem<br />
Gurtgesims wird die Lagerung der Geschosse betont.<br />
Die Fenster sind gerahmt und mit geraden Abschlüssen verdacht.<br />
Ihren Mittenbezug findet die Fassade mit der Haustür<br />
in einem zweiachsigen Mittelfeld, das durch breite Quaderlisenen<br />
hervorgehoben wird und bekrönt durch einen Balkon,<br />
der auf verzierten Konsolen ruht. Das eiserne Brüstungsgitter<br />
zeigt antike Motive, Palmetten und Voluten, die als Motiv<br />
ebenfalls in Stuck an der Fassade erscheinen, und zwar<br />
unmittelbar über der Brüstung im Mittelfeld zwischen den<br />
gekoppelten Fenstertüren genau in der Haustürachse.
In das Haus hinein gelangt man über eine in ihrer Form mit<br />
den umlaufenden Blockstufen selten erhaltene Treppenanlage.<br />
Durch die zweiflüglige Haustür mit verglaster oberer Füllung<br />
betritt man den Hausflur, dessen Boden mit Keramikfliesen<br />
belegt ist. Die Fliesen und ein Windfang gehören in<br />
eine Bauphase um 1910. Die Stuben sind durch Flügeltüren<br />
miteinander verbunden. Die rechte Stube ist in dieser Phase<br />
zuungunsten der Diele und des Treppenhauses etwas erweitert<br />
worden. Im Obergeschoss wurden ebenfalls einige<br />
Veränderungen vorgenommen, unter Beibehaltung der vorhandenen<br />
wandgebundenen Ausstattung, wozu schlichte<br />
Deckenstuckleisten, Dielen und Türen gehören. Die Treppe<br />
ist dreiläufig mit Zwischenpodesten und in besonderer handwerklicher<br />
Qualität gefertigt.<br />
Das Gebäude hat hofseitig einen in der Mitte angeordneten<br />
Anbau mit mehreren Kammern. Das schmale Seitengebäude<br />
ist nur im Erdgeschoss mit dem Vorderhaus verbunden.<br />
7 Die Grabstätte J. N. Hummel<br />
Zu den herausragenden,<br />
historischen Persönlichkeiten<br />
der Klassikerstadt ist<br />
auch unbedingt Johann Nepomuk<br />
Hummel zu zählen.<br />
Er wirkte hier von 1819 bis<br />
zu seinem Tode 1837 als<br />
Hofkapellmeister und machte<br />
sich sehr um die Entwicklung<br />
der Musik verdient.<br />
Zum Gedenken wurde ihm<br />
auf dem historischen Friedhof<br />
in <strong>Weimar</strong> auf seinem<br />
Grab ein prachtvoller Grabund<br />
Gedenkstein errichtet.<br />
Blickfang ist das Medaillon, welches ein Relief von J. N.<br />
Hummel zeigt. Das Bildnis stellt Hummel im Profil dar und ist<br />
von einem Blütenkranz gerahmt. Darunter wurde eine vergoldete<br />
Messingplatte mit dem Namenszug „J.N.Hummel“<br />
in die Sandsteinplatte eingelassen.<br />
Flankiert wird dieser eindrucksvolle Grabstein von zwei Säulen<br />
mit bepflanzten Vasen und Schrifttafeln.<br />
Auf der Grabanlage befinden sich noch zwei Gräber von Familienangehörigen<br />
Hummels.<br />
Selbstverständlich haben die Jahre ihre Auswirkungen an<br />
dem Kunstwerk hinterlassen.
Regen, Staub, Hitze und Kälte trugen Material ab oder lagerten<br />
Neues an und hinterließen somit ihre Spuren.<br />
Anfang 2007 wurde die Grabstätte restauriert.<br />
Am Beginn jeder Restaurierung steht die Frage nach den<br />
Zielen dieser Restaurierung.<br />
Das Objekt soll danach selbstverständlich wieder ansehnlich<br />
sein und möglichst lange so erhalten bleiben. Zu jedem<br />
Objekt gehören aber auch immer seine Geschichte, der<br />
geistige Inhalt und die künstlerischen Aussagen.<br />
Diese Dinge müssen bei der Restaurierung erhalten werden<br />
und erkennbar bleiben.<br />
Dieser spannende Konflikt, der sich aus den teilweise gegensätzlichen<br />
Forderungen oftmals ergibt und den der Restaurator<br />
mit sich austrägt, lässt sich am Beispiel der Restaurierung<br />
des Grabmals von Johann Nepomuk Hummel<br />
sehr gut nachvollziehen.<br />
8 Die Grabanlage Müllerhartung<br />
Anlässlich des hundertsten Todestages von Carl Müllerhartung<br />
(19.05.1835 – 11.06.1908) wurde die Grabanlage der<br />
Familie Müllerhartung aufwändig restauriert.<br />
Durch die Gründung der <strong>Weimar</strong>er Orchesterschule im Jahr<br />
1872 legte der in Bad Sulza geborene Sohn des Kantors Johann<br />
Christian Müller einen der wichtigsten Grundsteine zur<br />
Entstehung der heutigen Hochschule für Musik Franz Liszt.<br />
Der vor allem in <strong>Weimar</strong>, Dresden und Eisenach tätige<br />
Kantor, Komponist und Musikpädagoge prägte durch sein<br />
Schaffen stark das städtische Musikleben seiner Zeit. Noch<br />
heute sind die Werke des Liszt Schülers bekannt. Er gilt als<br />
eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Thüringer Musikgeschichte.<br />
Die Grabanlage der Familie Müllerhartung stellte im vergangenen<br />
Herbst eher eine Stätte des Verfalls denn des Gedenkens<br />
dar. Durch das Nachgeben der Gründung hatte die gesamte<br />
Anlage bereits eine bedenkliche Schieflage erreicht,<br />
Krusten überdeckten das plastische Bildwerk, die Korrosionsprodukte<br />
auf dem Medaillon verfälschten das Abbild von<br />
Carl Müllerhartung bis zur Unkenntlichkeit, die Inschriften<br />
auf den Seitenflügeln waren nur noch zu erahnen.<br />
Durch den Verein „Grüne Wahlverwandtschaften e.V.“ wurde<br />
Anfang 2007 die Initiative ergriffen, das Grabmal zu erhalten.<br />
Die Suche nach möglichen Förderern und Sponsoren<br />
war erfolgreich, die Hochschule für Musik Franz Liszt<br />
<strong>Weimar</strong> erklärte sich bereit, das Vorhaben zu unterstützen.
Der <strong>Weimar</strong>er Restaurator Ilja Streit wurde nach der Erstellung<br />
einer ausführlichen Maßnahmenkonzeption mit der Restaurierung<br />
der Grabanlage beauftragt.<br />
Im November 2007 wurde die Grabarchitektur abgebaut und<br />
in die Restaurierungswerkstatt transportiert. Hier wurde in<br />
den folgenden Monaten die gesamte Grabanlage konserviert<br />
und restauriert.<br />
Pünktlich zum 100. Todestag, im Juni diesen Jahres, wurde<br />
im Rahmen einer Feierstunde zum Gedenken an Carl<br />
Müllerhartung die restaurierte Grabanlage präsentiert.<br />
Grabanlage vor der Sanierung<br />
Grabanlage nach der Sanierung<br />
Medaillon vor der Sanierung Medaillon nach der Sanierung
9 Villa Haar, Dichterweg 2a<br />
Villa Haar, Terrassenportal Südseite, Zustandskartierung<br />
Die seit 1995 denkmalgeschützte Villa Haar und ihr Park ist<br />
in <strong>Weimar</strong> ein Begriff. Jeder, ob Tourist oder Einwohner, wird<br />
bei einem Spaziergang durch den Goethepark auf die prächtige<br />
Villa aufmerksam. Die Restaurierungserfolge der letzten<br />
Jahre beeindrucken. Das Innere der Villa Haar ist weitgehend<br />
saniert, die Treppenanlage im Park ist wieder begehbar,<br />
Stützmauer und Brunnen wurden instand gesetzt.<br />
Errichtet wurde die Villa auf dem Gelände des sogenannten<br />
Heygendorfschen Gartens. 1886 wurde auf diesem Gelände<br />
für den Justiziar Werner Voigt durch den Architekten<br />
Otto Münkert eine Villa nach dem Vorbild der römischen Villa<br />
d‘Este errichtet. Die Villa d’Este in Tivoli ist ein Hauptwerk<br />
der italienischen Gartenkunst der Renaissance.<br />
1905 erwarb Kommerzienrat Otto Haar das Anwesen. Nach<br />
dem Kauf der Villa wurde der Wintergarten angebaut und<br />
die Warmwasserheizungsanlage installiert. Passend zur Neorenaissancearchitektur<br />
und angelehnt an das Vorbild der<br />
Villa d‘Este wurde ein Park angelegt.<br />
1936 bezog Dr. Georg Haar mit seiner Frau Felicitas die Villa.<br />
Nach dem Freitod des Ehepaares Haar ging das Vermögen<br />
in das Eigentum der Stadt <strong>Weimar</strong> über – verbunden mit der<br />
Auflage auf seinem Grundstück ein Heim für Waisenkinder<br />
einzurichten und für dieses den Namen „Villa Haar“ beizubehalten.<br />
Mit Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 28.<br />
Febr. 1947 wurde die privatrechtliche Stiftung „Dr. Georg<br />
Haar“ errichtet. Am 29. November 1952 wurde die Stiftung<br />
„Dr. Georg Haar“ durch einen Beschluss der Stadtverordnetenversammlung<br />
wieder aufgelöst, das Kinderheim in „Rosa<br />
Thälmann“ umbenannt.<br />
Nach dem zweiten Weltkrieg litt der Park unter der pragmatischen<br />
„Umnutzung“ - Obst und Gemüse wurden für die<br />
Versorgung des Kinderheimes angebaut. Das Parkmobiliar<br />
(Zäune, Statuen, Brüstungen etc.) kam nach und nach<br />
abhanden. Für den Erhalt des Bauwerkes wurde ebenfalls<br />
nichts getan.<br />
Am 29. August 1990 beschloss die <strong>Weimar</strong>er Stadtverordnetenversammlung,<br />
die Stiftung „Dr. Georg Haar“ mit der<br />
vormaligen Zweckbestimmung wieder zu errichten. In den
folgenden Jahren wurde der Stiftung peu a peu ihr Immobilienbesitz<br />
rück übertragen.<br />
Seit 1993 wird die Parkanlage wieder angemessen gepflegt,<br />
Villa und Park sind seit 1995 als Kulturdenkmal und als geschützte<br />
historische Gartenanlage ausgewiesen.<br />
Die Erfolge der letzen Jahre sind beeindruckend in den Jahren<br />
2002 bis 2003 wurde die Villa Haar hauptsächlich im<br />
Inneren umfangreich saniert, die Treppenanlage restauriert<br />
und die Stützmauer wieder instand gesetzt. Die historische<br />
Brunnenanlage wurde nach der Sanierung bzw. Rekonstruktion<br />
wieder in Betrieb genommen. Eine der beiden historischen<br />
Brunnenschalen aus Sandstein wurde in den Jahren<br />
2006/07 durch den Restaurator Ilja Streit aus <strong>Weimar</strong> aufwendig<br />
restauriert. Aus einzelnen Bruchstücken wurde wieder<br />
eine Brunnenschale und diese befindet sich nun wieder<br />
an ihrem Standort im Park der Villa Haar.<br />
Das aktuellste Vorhaben ist die längst überfällige Restaurierung<br />
des Wintergartens und des darüber liegenden aufwendig<br />
gearbeiteten Portals an der Südseite der Villa. Das<br />
verwendete Steinmaterial, Kalkstein und verschiedene<br />
Sandsteinvarietäten, ist teilweise stark geschädigt.<br />
Die Ergebnisse der restauratorischen Untersuchungen zu<br />
den Schäden und die Maßnahmenkonzeption zur geplanten<br />
Ausführung werden durch den Restaurator Ilja Streit erläutert.
Texte, Textmitarbeit, Abbildungs-<br />
und Quellenverzeichnis<br />
(in Reihenfolge der Programmpunkte)<br />
2 Herr Dipl.-Ing. Architekt Gummel<br />
3 Herr Dipl.-Ing. Böttcher<br />
4 Frau Dipl.-Ing. Architektin Becker<br />
5 Frau Tauro, Stadtverwaltung Abt. Denkmalschutz<br />
7 Frau Dipl-Rest. (FH) Neid<br />
8 Herr Dip-Rest. (FH) Streit<br />
9 Herr Dip-Rest. (FH) Streit<br />
Frau Vanhoefen M. A.<br />
Herausgeber Stadt <strong>Weimar</strong><br />
Stadtverwaltung <strong>Weimar</strong>, Schwanseestraße 17, 99423 <strong>Weimar</strong><br />
Dezernat I<br />
Stadtentwicklungsamt /Abteilung Denkmalschutz –<br />
Untere Denkmalschutzbehörde<br />
Wir danken allen an der Vorbereitung und Durchführung beteiligten<br />
Kirchengemeinden, engagierten Interressenten, Eigentümern,<br />
Vereinen, Kultureinrichtungen, Planungsbüros und Behörden.<br />
Gesamtherstellung: Gutenberg Druckerei GmbH <strong>Weimar</strong>