Landeselternschaft <strong>Grundschule</strong>n NW e.V. Seite 18 Elternmitwirkung
Beispiel des Ablaufes eines Elternabends in den Klassen 1 und 2: Thema: Erläuterung der Beobachtungsgrundlagen Vorüberlegungen: Die einzelnen Begriffe der Beobachtungsgrundlagen müssen mit nachvollziehbaren Inhalten gefüllt werden Eine rein verbale Erläuterung in Vortragsform könnte sowohl das Interesse als auch das Auffassungsvermögen der Eltern in Frage stellen. Praktische Übungen mit den Eltern erscheinen sinnvoll, sie bergen allerdings auch die Gefahr, dass Eltern sich nicht ernst genommen, bzw. auf dem Prüfstand empfinden und sollten deshalb evtl. nur an einigen Beispielen durchgeführt werden. Ablaufbeispiel eines Elternabends als Anregung für die eigene Gestaltung Materialien: Stifte, Texte ( Texte: ?Lesen, was da steht? aus den Materialien von N. Sommer- Stumpenhorst ) Zahlenbuch 3, ?Würfel falten? ( Klett Verlag ), quadratisches Faltpapier 10 x 10 cm Lehrerin / Lehrer: Liebe Eltern, wir treffen uns heute, um uns über die Grundlagen auszutauschen, nach denen Ihr Kind in der Schule beobachtet wird und nach denen Sie Ihr Kind zu Hause beobachten sollten. Diese Beobachtungsgrundlagen werden uns während der gesamten Grundschulzeit begleiten. Die auf diesen Grundlagen basierenden Beobachtungen sind letztendlich auch ausschlaggebend für die weitere schulische Laufbahn Ihres Kindes. L. schlägt die Tafel auf, an der die zentralen Begriffe stehen. Unser gemeinsames Interesse ist es, dass es Ihrem Kind gut geht und es entsprechend seinen Fähigkeiten und Möglichkeiten gefördert wird. Ich sehe Ihr Kind nur in der Schule, kann es also auch nur aufgrund dieser Beobachtungen einschätzen. Sie erleben und beobachten Ihr Kind im häuslichen Bereich. Um Ihrem Kind gerecht werden zu können, müssen wir unsere Beobachtungen zusammentragen. Sie sind Experten für das Verhalten Ihres Kindes im häuslichen Bereich, ich bin Expertin / Experte für das Verhalten Ihres Kindes im schulischen Bereich. Damit wir nicht aneinander vorbeireden ist es wichtig, das Kind nach denselben Grundlagen und den damit verbundenen Anforderungen zu beobachten. Fangen wir mit den Begriffen Konzentration und Ausdauer an. Ich erwarte von Ihrem Kind, dass es sich im 1. Schuljahr 10 Minuten auf eine Aufgabe konzentrieren kann und Landeselternschaft <strong>Grundschule</strong>n NW e.V. auch dann bei der Arbeit bleibt, wenn sie ihm z.B. als zu umfangreich erscheint. Das bedeutet: In diesen 10 Minuten spricht Ihr Kind nicht mit dem Nachbarn, träumt nicht vor sich hin, spitzt nicht den Bleistift an, geht nicht zur Toilette, stöhnt nicht, dass alles zu viel ist, usw. Im häuslichen Bereich können Sie das Konzentrations- und Ausdauervermögen in allen möglichen Situationen beobachten. Wichtig ist natürlich dabei, dass Sie ihrem Kind eine Aufgabe stellen, die es alleine bewältigen kann Damit Sie nachvollziehen können, wie schwierig es sein kann, 10 Minuten ausdauernd und konzentriert zu arbeiten, stelle ich Ihnen nun folgende Aufgabe: Sie bekommen von mir ein beidseitig beschriebenes Blatt. Auf der mit einem Punkt gekennzeichneten Seite steht ein Text, der rechtschriftlich richtig ist. Der gleiche Text steht auf der Rückseite; allerdings sind in diesem Text 12 Fehler. Ihre Aufgabe in den nächsten 10 Minuten ist es nun, zunächst den richtigen Text zu lesen und dann die Fehler im anderen Text zu erkennen und zu markieren. In dieser Zeit geht es Ihnen genauso wie Ihrem Kind: Sie reden nicht mit dem Nachbarn und beobachten ihn auch nicht, Sie stellen keine Fragen, Sie träumen nicht vor sich hin, usw. Sollten Sie vor Ablauf der 10 Minuten fertig sein, gelten die genannten Regeln ebenfalls. Gibt es noch Verständigungsfragen? L. beantwortet eventuelle Fragen, teilt Blätter und Stifte aus. Gehen Sie bitte an die Arbeit! Während der Arbeitsphase geht die Lehrerin / der Lehrer durch den Raum, ''ermahnt'' gegebenenfalls und schreibt sich auf, welche Eltern nicht dauerhaft konzentriert sind. Bitte erzählen Sie, wie Sie sich während der letzten 10 Minuten gefühlt haben. Fiel es Ihnen leicht / schwer, sich über diesen Zeitraum zu konzentrieren? Haben Sie sich unter Druck gesetzt gefühlt, alle Fehler zu finden? Eltern tauschen ihre Empfindungen aus. Wir wenden uns nun den Begriffen Aufgabenverständnis, Selbstständigkeit, Sozialverhalten und Frustrationstoleranz zu. In der Schule wird von Ihrem Kind oft erwartet, dass es sich zunächst alleine mit einer Aufgabe auseinandersetzt, also nicht sofort fragt ? Wie geht das??. Es sollte dann die Aufgabe möglichst selbstständig lösen, aber auch bereit sein, Mitschülern zu helfen, wenn diese Probleme bei der Arbeit haben. Bei Schwierigkeiten sollte es nicht sofort aufgeben, sondern sich neue Lösungswege überlegen. Elternmitwirkung Seite 19