34. Internationale Physik-Olympiade 2003 Lösungen zur 2 ... - JavaPsi
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<strong>34.</strong> <strong>Internationale</strong> <strong>Physik</strong>-<strong>Olympiade</strong> <strong>2003</strong><br />
<strong>Lösungen</strong> <strong>zur</strong> 2. Runde<br />
Marcel Schmittfull<br />
November 2002
Teilnehmer:<br />
Name Marcel Schmittfull<br />
Adresse Salierstr. 10<br />
97505 Geldersheim<br />
Telefon (0 97 21) 8 27 27<br />
e-Mail marcel-sl@gmx.de<br />
Geb.datum 10.08.1987<br />
Klasse 10a<br />
Schule Celtis Gymnasium<br />
Adresse Gymnasiumstr. 16<br />
97421 Schweinfurt<br />
Telefon (0 97 21) 67 50 60<br />
Betr.lehrer Peter Krahmer<br />
i
Inhaltsverzeichnis<br />
1 Oberflächenbeschichtung 1<br />
1.1 Mittlere Geschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />
1.2 Auftreffrate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />
1.3 Dauer bis zu monomolekularer Sauerstoffschicht . . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />
1.4 Dauer unter Berücksichtigung einer Mindestenergie . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />
2 Rotierender Oszillator 5<br />
2.1 Maximale Stauchung der Feder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
2.1.1 Vorbemerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
2.1.2 Zeitpunkt der maximalen Stauchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
2.1.3 Berechnung der maximalen Stauchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
2.1.4 Zeitpunkt der maximalen Stauchung 2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7<br />
2.2 Untersuchung der Bewegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
2.2.1 Fall 1: m1 > m2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />
2.2.2 Fall 2: m1 ≤ m2 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
2.3 Winkelgeschwindigkeit der Scheibe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10<br />
3 Reale Spule 11<br />
3.1 Originalschaltbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
3.2 Ersatzschaltbild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
3.3 Berechnung des Widerstands . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />
3.4 Vergleich zwischen Verlustfaktor und Güte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />
4 Experimente mit dem Kugelschreiber 15<br />
4.1 Anfangsgeschwindigkeit des Kugelschreibers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
4.1.1 Theoretische Überlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
4.1.2 Experiment 1: Messung der maximalen Höhe . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
4.2 Kraft für maximale Stauchung der Feder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
4.2.1 Theoretische Überlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
4.2.2 Experiment 2: Messung der Masse der Mine . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />
4.3 Federkonstante . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
4.3.1 Theoretische Überlegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />
4.3.2 Experiment 3: Messung der maximalen Stauchung der Feder . . . . . 18<br />
4.4 Trägheitsmoment des Kugelschreibers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
4.4.1 Theoretische Lösungsidee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
4.4.2 Aufbau des Experimentes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19<br />
4.4.3 Rotationsenergie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
4.4.4 Winkelgeschwindigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />
4.4.5 Messwerte und Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />
A Hinweis zu den Abbildungen 22<br />
B Abbildungen 23<br />
ii
1 OBERFLÄCHENBESCHICHTUNG 1<br />
1 Oberflächenbeschichtung<br />
1.1 Mittlere Geschwindigkeit<br />
Allgemein ist ein Mittelwert der Quotient aus der Summe aller Bestandteile und der Anzahl<br />
aller Bestandteile. Demnach erhält man den Mittelwert ¯v aller Geschwindigkeiten, indem<br />
man alle Geschwindigkeiten der N Gasmoleküle addiert bzw. integriert und dann durch N<br />
dividiert:<br />
∞<br />
v dN<br />
0<br />
¯v =<br />
N<br />
Wegen<br />
gilt also<br />
dN<br />
N<br />
¯v =<br />
= P (v) dv<br />
∞<br />
0<br />
vP (v) dv (1.1)<br />
Drückt man P (v) durch die in der Aufgabenstellung angegebene Funktion aus, so ergibt<br />
sich:<br />
3/2 ∞<br />
M<br />
¯v = 4π<br />
v<br />
2πRT<br />
0<br />
3 Mv2<br />
−<br />
e 2RT dv<br />
Dem Hinweis am Ende der Aufgabenstellung zu Folge lautet mit der Abkürzung k = M<br />
2RT die<br />
Lösung für dieses Integral:<br />
¯v = 4π<br />
<br />
3/2<br />
k<br />
−<br />
π<br />
1<br />
2 e−kv2<br />
∞ 1 v2<br />
+ + C<br />
k2 k<br />
0<br />
(1.2)<br />
Da allgemein e −∞ schneller gegen 0 strebt als irgendeine Funktion x n gegen ∞, kann man<br />
e −∞ · v ∞ → 0 schreiben. Weil außerdem e −0 = 1 und 0 2 = 0 gilt, wird Gleichung (1.2) zu<br />
1.2 Auftreffrate<br />
¯v = 4π<br />
3/2 <br />
k<br />
C +<br />
π<br />
1<br />
<br />
− C<br />
2k2 = 2π −1/2 k −1/2<br />
=<br />
<br />
8 RT<br />
π M<br />
Setzt man Gleichung (1.3) in die gegebene Gleichung A = 1<br />
4n¯v ein, so erhält man:<br />
(1.3)<br />
A = 1<br />
n¯v<br />
4<br />
(1.4)<br />
= 1<br />
2 n<br />
<br />
2 RT<br />
π M<br />
(1.5)<br />
Nun müssen laut Aufgabenstellung die molare Masse M und die Gaskonstante R durch die<br />
Masse eines Gasmoleküls m, den Druck P , und die Boltzmann-Konstante kB ersetzt werden.<br />
Marcel Schmittfull · Salierstr. 10 · 97505 Geldersheim · marcel-sl@gmx.de
1 OBERFLÄCHENBESCHICHTUNG 2<br />
Für die molare Masse M gilt:<br />
Das bekannte Gesetz von Gay-Lussac ist:<br />
Laut [2] ergibt sich für C:<br />
M = NA · m (1.6)<br />
P v = CT, C Konstante (1.7)<br />
C = kBN (1.8)<br />
wobei hier N die Anzahl der Gasmoleküle darstellt und kB die sog. Boltzmann-Konstante ist.<br />
Setzt man Gleichung (1.8) in Gleichung (1.7) ein, erhält man:<br />
Durch die Beziehung<br />
ergibt sich für Gleichung (1.9):<br />
P v = kBNT (1.9)<br />
n = N<br />
v<br />
n = P<br />
kBT<br />
(1.10)<br />
(1.11)<br />
Durch Einsetzen der Gleichungen (1.6) und (1.11) in Gleichung (1.5) ergibt sich für die<br />
Auftreffrate A:<br />
A = P<br />
<br />
2kBT<br />
2 RT<br />
π NAm<br />
(1.12)<br />
Weil<br />
gilt, erhält man für Gleichung (1.12):<br />
R = kBNA<br />
A = P<br />
2kBT<br />
Diese Gleichung lässt sich noch vereinfachen:<br />
<br />
A = P<br />
<br />
2 kBT<br />
π m<br />
1<br />
2πkB T m<br />
Wie man sieht wird A lediglich durch P, T, m und kB ausgedrückt.<br />
1.3 Dauer bis zu monomolekularer Sauerstoffschicht<br />
(1.13)<br />
(1.14)<br />
(1.15)<br />
Wenn sich allgemein auf einer Fläche S eine monomolekulare Sauerstoffschicht gebildet hat,<br />
gilt:<br />
S = N · (r 2 O2π) (1.16)<br />
wobei rO2 der gegebene Radius eines Sauerstoffmoleküls ist und N die Anzahl aller Moleküle<br />
auf S darstellt.<br />
Die Auftreffrate A sagt aus, wie viele Moleküle N in einer bestimmten Zeit t auf eine<br />
bestimmte Fläche S auftreffen:<br />
A = N<br />
(1.17)<br />
tS<br />
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1 OBERFLÄCHENBESCHICHTUNG 3<br />
Für die Anzahl der Moleküle N gilt demnach also:<br />
N = AtS (1.18)<br />
Setzt man Gleichung (1.18) in Gleichung (1.16) ein, so ergibt sich:<br />
Durch Kürzen von S und Umstellen nach t erhält man 1 :<br />
S = AtS · r 2 O2π (1.19)<br />
t =<br />
1<br />
πr 2 O2 A<br />
(1.20)<br />
Durch Einsetzen von Gleichung (1.15) in Gleichung (1.20) ergibt sich für die Dauer t:<br />
<br />
2πkB T mO2<br />
t =<br />
πr2 O2 P<br />
(1.21)<br />
Setzt man in diese Gleichung nun die in der Aufgabenstellung gegebenen Werte ein, so erhält<br />
man2 :<br />
<br />
2π · 1, 38 · 10−23 J/K · 573 K · 32, 0 · 1, 66 · 10−27 kg<br />
t =<br />
π · (3, 6 · 10−10 m) 2 · 133 Pa<br />
= 9, 49 · 10 −7 s<br />
≈ 95 µs (1.22)<br />
1.4 Dauer unter Berücksichtigung einer Mindestenergie<br />
Die mittlere Bewegungsenergie ¯<br />
Ekin eines Teilchens ist allgemein gegeben durch:<br />
Ekin<br />
¯ = 1<br />
2 m¯v2<br />
(1.23)<br />
wobei m die Masse des jeweiligen Teilchens bezeichnet und ¯v die mittlere Geschwindigkeit dieses<br />
Teilchens darstellt. Für die minimale Energie Ekin,min, die für das Festsetzen des Teilchens<br />
auf der Oberfläche notwendig ist, gilt:<br />
Ekin,min = 1 eV = 1<br />
2 mv2 min<br />
(1.24)<br />
vmin ist hier die minimale Geschwindigkeit, die das Teilchen haben muss um sich auf der<br />
Oberfläche festzusetzen. Setzt man die Masse des O2-Moleküls 32,0 u in Gleichung (1.24) ein<br />
und stellt nach vmin um, so erhält man für vmin:<br />
<br />
vmin =<br />
=<br />
<br />
2 ·<br />
2 ·<br />
1 eV<br />
32 u<br />
1, 602 · 10 −19 J<br />
32 · 1, 661 · 10 −27 kg<br />
(1.25)<br />
≈ 2455 m/s (1.26)<br />
1<br />
Es scheint so, dass die Dauer t unabhängig von der Fläche S ist. Wegen Gleichung (1.17) beeinflusst die<br />
Größe der Oberfläche S die Dauer t jedoch sehr wohl.<br />
2<br />
Die Masse eines Sauerstoffmoleküls mO2 ist nicht gegeben, beträgt aber allgemein 32, 0 u.<br />
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1 OBERFLÄCHENBESCHICHTUNG 4<br />
Mit Hilfe der in der Aufgabenstellung angegebenen Geschwindigkeitsverteilung P (v) kann<br />
nun berechnet werden, wie groß der Anteil der O2-Moleküle ist, die die Geschwindigkeit vmin<br />
besitzen:<br />
3/2 M<br />
P (vmin) = 4π<br />
v<br />
2πRT<br />
2 min e − Mv2 min<br />
2RT (1.27)<br />
Die molare Masse M beträgt laut Gleichung (1.6) mNA, d.h. sie ist wegen m = 32, 0 u bekannt.<br />
Alle anderen in Gleichung (1.27) vorkommenden Variablen sind ebenfalls bereits bekannt. Um<br />
das Einsetzen der bekannten Werte nicht zu unübersichtlich zu machen, wird zunächst der<br />
Term M<br />
2RT berechnet:<br />
M<br />
2RT = 32 · 1, 661 · 10−27 kg · 6, 022 · 1023 mol−1 2 · 8, 315 JK−1mol−1 · 573 K<br />
≈ 3, 36 · 10 −6 s 2 /m 2<br />
(1.28)<br />
Setzt man jetzt diesen Wert und alle anderen bekannten Werte in Gleichung (1.27) ein,<br />
so ergibt sich P (vmin) zu:<br />
P (2455 ms −1 ) = 4π<br />
3, 36 · 10 −6 s 2 m −2<br />
≈ 1, 34 · 10 −10<br />
π<br />
3/2 · 2455 2 m 2 s −2 e −3,36·10−6 s2m−2 ·24552 m2s−2 Die Zeit t2, die vergeht bis die gesamte Oberfläche beschichtet ist, erhält man durch:<br />
(1.29)<br />
t2 = (1 − P (vmin)) · t (1.22) (1.30)<br />
= (1 − 1, 34 · 10 −10 ) · 95 µs<br />
≈ 94, 99 µs (1.31)<br />
Dieses Ergebnis ist leider nicht korrekt, weil ja t2 > t (1.22) gelten muss. Vermutlich liegt<br />
der Fehler bereits in Gleichung (1.29). Auf Grund sehr großer Zeitnot kann ich den Fehler<br />
jedoch leider nicht mehr finden und ausbessern. . .<br />
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2 ROTIERENDER OSZILLATOR 5<br />
2 Rotierender Oszillator<br />
2.1 Maximale Stauchung der Feder<br />
2.1.1 Vorbemerkungen<br />
Für die Energien in dem beschriebenen System gilt:<br />
Masse m2: Ekin = 1<br />
2 mv2<br />
Feder: Epot = 1<br />
2 kx2<br />
Scheibe m1: Erot = 1<br />
2 Iω2<br />
(2.1)<br />
(2.2)<br />
(2.3)<br />
wobei in Gleichung (2.3) ω für die Winkelgeschwindigkeit steht und I das Trägheitsmoment<br />
darstellt. Das polare 1 Trägheitsmoment einer Scheibe ist allgemein gegeben durch<br />
Für Erot erhält man demnach also:<br />
I = mr 2<br />
Erot = 1<br />
2 mr2 ω 2<br />
(2.4)<br />
(2.5)<br />
Da laut Aufgabenstellung während des gesamten Vorgangs keine Verformungsarbeit an<br />
der Platte und der Masse m2 geleistet und keine Wärmeenergie erzeugt wird, bleibt die Gesamtenergie<br />
Eges des Systems erhalten. Es gilt also zu jedem Zeitpunkt:<br />
Eges = 1<br />
2 m2v 2 0 = Ekin + Epot + Erot<br />
(2.6)<br />
Weil es sich außerdem um ein abgeschlossenes System handelt, bleibt der Gesamtdrehimpuls<br />
Lges ebenfalls erhalten. Es gilt daher zu jedem Zeitpunkt:<br />
Lges = L1 + L2<br />
(2.7)<br />
wobei L1 den Drehimpuls der Scheibe m1 bezeichnet und L2 für den Drehimpuls der Masse<br />
m2 steht. Allgemein gilt für den Drehimpuls:<br />
Translation: L = mvr (2.8)<br />
Rotation: L = Iω<br />
= mr 2 ω (2.9)<br />
Bei Gleichung (2.8) ist bemerkenswert, dass auch wenn eine Masse keine Drehbewegung<br />
ausführt, sie doch einen Drehimpuls L relativ <strong>zur</strong> Drehachse hat. Der Gesamtdrehimpuls Lges<br />
des betrachteten Systems ist auf Grund der Gleichungen (2.7) und (2.8) bestimmt durch:<br />
Lges = L1 + L2 = m2v0r (2.10)<br />
1 Da die Drehachse laut Aufgabenstellung normal zu der von der Scheibe aufgespannten Ebene ist, muss<br />
man das polare (und nicht das äquatoriale) Trägheitsmoment verwenden.<br />
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2 ROTIERENDER OSZILLATOR 6<br />
2.1.2 Zeitpunkt der maximalen Stauchung<br />
Die auf die Feder geschossene Masse m2 staucht die Feder so lange, bis die Geschwindigkeit v2<br />
von m2 0 wird. Weil genau dieser Zeitpunkt den Übergang zwischen Stauchung und Dehnung 2<br />
der Feder ist, ist in genau diesem Augenblick – der von nun an Z genannt werden soll – die<br />
Stauchung x der Feder maximal. Die Bewegung von m2 läuft also wie folgt ab: Zunächst wird<br />
m2 auf die Feder geschossen. Dann staucht m2 die Feder bis zum Zeitpunkt Z, d.h. bis <strong>zur</strong><br />
maximalen Stauchung xmax der Feder. Schließlich dehnt sich die Feder wieder aus, wodurch<br />
m2 wieder <strong>zur</strong>ückbewegt wird. Zusammengefasst gilt also zum Zeitpunkt Z:<br />
v2,Z = 0 (2.11)<br />
xZ = xmax (2.12)<br />
Setzt man Gleichung (2.11) in Gleichung (2.1) ein, so ergibt sich die kinetische Energie Ekin,Z<br />
der Masse m2 zum Zeitpunkt Z zu:<br />
Ekin,Z = 1<br />
2 m2v 2 2,Z = 0 (2.13)<br />
Setzt man Gleichung (2.11) außerdem in Gleichung (2.8) ein, so erhält man für den Drehimpuls<br />
L2,Z der Masse m2 zum Zeitpunkt Z:<br />
L2,Z = m2v2,Zr = 0 (2.14)<br />
Genau genommen staucht m2 die Feder gar nicht. Vielmehr bremst die Feder die Masse m2<br />
und durch dieses Bremsen wird die Länge der Feder kleiner bzw. die Auslenkung x größer. Die<br />
Bezeichnung ” Bremsen“ wird in der <strong>Physik</strong> durch eine negative Beschleunigung a ausgedrückt,<br />
d.h. am Anfang ist die Beschleunigung a2 von m2 negativ. Dann wird – wie oben geschildert<br />
– die Geschwindigkeit v2 von m2 irgendwann 3 0 und die Feder hört auf m2 zu bremsen.<br />
Kurz danach geht die Feder wieder auseinander und beschleunigt somit also m2, d.h. die<br />
Beschleunigung a2 wird positiv. Genau zu dem Zeitpunkt des Überganges zwischen negativer<br />
und positiver Beschleunigung a2 muss a2 logischerweise 0 sein. Dieser Übergangszeitpunkt ist<br />
derselbe Zeitpunkt zu dem auch die Geschwindigkeit v2 0 ist, d.h. Z. Zum Zeitpunkt Z gilt<br />
nun also außerdem:<br />
a2,Z = 0 (2.15)<br />
2.1.3 Berechnung der maximalen Stauchung<br />
Da der Drehimpuls L2,Z von m2 zum Zeitpunkt Z laut Gleichung (2.14) 0 ist, wird aus<br />
Gleichung (2.10):<br />
L1,Z = Lges = m2v0r (2.16)<br />
Da für den Drehimpuls L1 der Scheibe außerdem noch Gleichung (2.9) gilt, erhält man:<br />
L1,Z = m2v0r = m1r 2 ωZ<br />
Durch Auflösen nach ωZ ergibt sich für die Winkelgeschwindigkeit ωZ der Scheibe zum Zeit-<br />
punkt Z:<br />
ωZ = m2v0<br />
m1r<br />
2 D.h. zwischen größer werdender Auslenkung und kleiner werdender Auslenkung.<br />
3 Besser: Zum Zeitpunkt Z.<br />
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(2.17)
2 ROTIERENDER OSZILLATOR 7<br />
Gleichzeitig erhält man ω durch Betrachtung der Energien. Da die kinetische Energie<br />
Ekin,Z von m2 zum Zeitpunkt Z laut Gleichung (2.13) 0 ist, wird aus Gleichung (2.6):<br />
Erot,Z = Eges − Epot,Z<br />
Durch die Gleichungen (2.5), (2.6) und (2.2) erhält man aus Gleichung (2.18):<br />
1<br />
2 m1r 2 ω 2 Z = 1<br />
2 m2v 2 0 − 1<br />
2 kx2Z (2.18)<br />
Durch Auflösen nach ωZ ergibt sich für die Winkelgeschwindigkeit ωZ der Scheibe zum Zeit-<br />
punkt Z:<br />
ωZ =<br />
Aus den Gleichungen (2.17) und (2.19) folgt:<br />
Quadrieren auf beiden Seiten liefert:<br />
Auflösen nach xZ ergibt:<br />
m2v0<br />
m1r =<br />
<br />
m2v 2 0 − kx2 Z<br />
m1r 2<br />
<br />
m2v 2 0 − kx2 Z<br />
m1r 2<br />
m2 2v2 0<br />
m2 1r2 = m2v2 0 − kx2Z m1r2 kx 2 Z<br />
m1r 2 = m2v 2 0<br />
m1r 2 − m2 2 v2 0<br />
m 2 1 r2<br />
<br />
<br />
<br />
xZ = m1r 2 m2v<br />
k<br />
2 0<br />
Diese Gleichung lässt sich noch vereinfachen:<br />
xZ = v0<br />
<br />
m2<br />
k<br />
m1<br />
<br />
− m2 2 v2 0<br />
m 2 1<br />
1 − m2<br />
<br />
m1<br />
<br />
(2.19)<br />
(2.20)<br />
Wie man sofort sieht gilt diese Gleichung nur für m2<br />
m1 ≤ 1 bzw. m2 ≤ m1, weil der Term unter<br />
der Wurzel sonst negativ werden würde, was eine komplexe und somit physikalisch unmögliche<br />
Lösung <strong>zur</strong> Folge hätte:<br />
xZ = xmax = v0<br />
<br />
m2<br />
k<br />
<br />
1 − m2<br />
<br />
m1<br />
2.1.4 Zeitpunkt der maximalen Stauchung 2<br />
für m2 ≤ m1<br />
(2.21)<br />
Nun stellt sich natürlich die Frage, warum Gleichung (2.21) lediglich für m2 ≤ m1 gilt.<br />
Gesamtenergie und Gesamtdrehimpuls bleiben auf jeden Fall erhalten; daran kann es also<br />
nicht liegen. Aber die Annahme, dass die Geschwindigkeit v2 der Masse m2 irgendwann 0<br />
werden müsse, könnte falsch sein. Wenn jedoch die Feder und mit ihr m2 schwingen, muss v2<br />
irgendwann 0 werden, da ansonsten kein Übergang von negativer zu positiver Beschleunigung<br />
möglich wäre. Die einzige Lösung des Problems liegt also darin, dass bei m2 > m1 die Feder<br />
und mit ihr die Masse m2 und die Scheibe m1 nicht schwingen !<br />
Marcel Schmittfull · Salierstr. 10 · 97505 Geldersheim · marcel-sl@gmx.de
2 ROTIERENDER OSZILLATOR 8<br />
Zunächst verwundert dieses Ergebnis natürlich sehr. Zum Verständnis des Vorgangs überlege<br />
man sich folgendes: Eine sehr schwere Masse m2 wird auf eine sehr leichte Scheibe m1<br />
geschossen. Weil das Trägheitsmoment I1 von m1 direkt proportional zu m1 ist (vgl. Gleichung<br />
(2.4)), muss es ebenfalls sehr klein sein. Weil außerdem m2 sehr groß ist, muss auch<br />
das Drehmoment M2 der Masse m2 sehr groß sein. 4 D.h. nun, dass die Feder am freien Ende<br />
(in der Abbildung der Aufgabenstellung also am linken Ende) sehr stark gedrückt wird und<br />
dass sie gleichzeitig aber an dem an der Scheibe befestigten Ende kaum 5 aufgehalten wird<br />
sich zu dehnen bzw. sich zu bewegen. Die logische Schlussfolgerung ist, dass die Feder jede<br />
Kraft, die auf ihr freies Ende wirkt, unmittelbar an die Scheibe weiter gibt – und zwar fast<br />
ohne Stauchung ! Je größer nun das Verhältnis m2/m1 ist, desto mehr geht dieses ” fast ohne“<br />
über in ein ” ohne“. ” Ohne Stauchung“ bedeutet jetzt eine Auslenkung der Feder während der<br />
gesamten Bewegung 6 von 0 ! Mit Mathematik formuliert gilt also:<br />
xmax ≈ 0 für m2 ≫ m1 (2.22)<br />
Dieses Ergebnis lässt sich durch folgende Überlegung noch verfeinern: Man denke sich<br />
ein System mit dem Massen-Verhältnis m2/m1 = 1. Für diesen Fall gilt Gleichung (2.21)<br />
noch gerade so. Setzt man m2/m1 = 1 in Gleichung (2.21) ein, so erhält man für xmax 0 !<br />
Das bedeutet, dass xmax bereits bei m1 = m2 0 ist. Daraus folgt, dass xmax auch bei allen<br />
Massenverhältnissen m2 > m1 genau 0 ist. Dies begründet sich dadurch, dass bei m2 > m1<br />
die Scheibe ja noch leichter gedreht werden kann als bei m2 = m1. Gleichung (2.22) wird also<br />
zu:<br />
xmax = 0 für m2 ≥ m1 (2.23)<br />
Dieses Ergebnis ist ebenso erstaunlich wie schön. Es zeigt, dass man manchmal durch<br />
einfache Anwendung von gesundem Menschenverstand schneller zu seinem Ziel kommen kann,<br />
als durch seitenlange mathematische Rechnungen.<br />
2.2 Untersuchung der Bewegung<br />
Bereits in Abschnitt 2.1 wurde die Bewegung der beiden Massen recht ausführlich untersucht<br />
und diskutiert. In diesem Abschnitt soll trotzdem noch einmal etwas genauer auf die Bewegung<br />
eingegangen werden. Die Untersuchung ist analog zu Abschnitt 2.1 in zwei Fälle unterteilt:<br />
m1 > m2 und m1 ≤ m2.<br />
2.2.1 Fall 1: m1 > m2<br />
In diesem Fall führt das System eine Schwingung aus. Die zeitliche Veränderung der Bewegung,<br />
die ja allgemein wegen ˙x = v durch die Geschwindigkeit beschrieben wird, sieht im<br />
Detail wie folgt aus 7 :<br />
4 Bei gleich bleibender Anfangsgeschwindigkeit v0 ist das Drehmoment umso größer, je schwerer m2 ist.<br />
5 Verglichen mit dem Drehmoment am befestigten Ende.<br />
6 Wie oben bereits erwähnt schwingt die Feder ja nicht, was bedeutet, dass die Auslenkung der Feder<br />
während der gesamten Bewegung des Systems immer gleich ist.<br />
7 Wenn die Feder gestaucht ist, soll ihre Auslenkung x positiv gezählt werden. Wenn die Feder gedehnt ist,<br />
ist x dementsprechend negativ. Grund für diese Zählweise ist die Abbildung in der Aufgabenstellung; ” nach<br />
rechts“ bedeutet also immer positiv.<br />
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2 ROTIERENDER OSZILLATOR 9<br />
Anfang Bevor die Masse m2 auf die Scheibe auftrifft, ist die Geschwindigkeit v2<br />
der Masse m2 gleich v0, wegen den Energiegleichungen also maximal, und<br />
die Winkelgeschwindigkeit ω der Scheibe ist 0.<br />
0 < x < xmax<br />
x = xmax<br />
0 < x < xmax<br />
m2 wird von der Feder gebremst, d.h. die Beschleunigung a2 von m2 ist<br />
negativ, also nimmt die Geschwindigkeit v2 ab. Gleichzeitig versucht die<br />
Feder die Energie, die sie von m2 bekommen hat, an die Scheibe weiterzugeben.<br />
D.h. die Beschleunigung a1 der Scheibe m1 ist positiv, was<br />
bedeutet, dass die Winkelgeschwindigkeit ω der Scheibe zunimmt.<br />
Zu diesem Zeitpunkt ist v2 0, wie in Abschnitt 2.1 gezeigt wurde. Die<br />
Winkelgeschwindigkeit ω der Scheibe ist außerdem maximal, weil sich wegen<br />
L2 = m2v2r = 0 der gesamte Drehimpuls des Systems in der Scheibe<br />
befindet und weil der Drehimpuls L1 der Scheibe wegen Gleichung (2.9)<br />
direkt proportional ist zu ω.<br />
Die Feder zieht sich wieder zusammen und beschleunigt dadurch m2, d.h.<br />
die Geschwindigkeit v2 nimmt wieder zu. Dies hat zunächst keine Auswirkung<br />
auf ω.<br />
x = 0 Die Feder ist für einen kurzen Augenblick in ihrer Ruhelage. Weil m2 kurz<br />
danach wieder gebremst wird, ist v2 zu genau diesem Zeitpunkt maximal.<br />
Auch dies hat keinerlei Auswirkung auf ω.<br />
−xmax < x < 0 Die Geschwindigkeit v2 nimmt wieder ab, weil die Feder sich jetzt wieder<br />
in die andere Richtung, also nach rechts, zusammenzieht. Weil gleichzeitig<br />
m2 an der Feder zieht, wird die Scheibe m1 gebremst. Auf Grund der<br />
Beziehung m1 > m2 ist dieses Bremsen nur recht schwach. Also nimmt<br />
die Geschwindigkeit ω der Scheibe leicht ab.<br />
x = −xmax<br />
Jetzt ist die Feder maximal gedehnt. Das bedeutet analog zu Absatz<br />
0 < x < xmax, dass v2 0 ist. Weil die ” leichte Abnahme der Geschwindigkeit“<br />
(vgl. vorhergehender Absatz) zu diesem Zeitpunkt aufhört, ist die<br />
Geschwindigkeit ω der Scheibe minimal. (Auf die gesamte Bewegung bezogen<br />
ist ω eigentlich nicht minimal, weil sie am Anfang ja 0 war. Bezogen<br />
auf die schwingende Bewegung alleine, ist ω jedoch schon minimal.)<br />
−xmax < x < 0 Die Feder zieht sich wieder zusammen und beschleunigt dadurch m2, d.h.<br />
die Geschwindigkeit v2 nimmt wieder zu. Auf ω hat dies zunächst keine<br />
Auswirkung.<br />
x = 0 Die Feder ist für einen kurzen Augenblick in ihrer Ruhelage. Weil m2 kurz<br />
danach wieder gebremst wird, ist v2 zu genau diesem Zeitpunkt maximal.<br />
Auch dies hat keinerlei Auswirkung auf ω.<br />
0 < x < xmax<br />
Dieser Fall wurde bereits oben diskutiert.<br />
Diese zeitliche Abfolge von 0 < x < xmax zu 0 < x < xmax wiederholt sich nun also immer<br />
wieder – sie ist also periodisch bzw. sinusförmig. Wie genau die Funktion für diesen Ablauf<br />
aussehen muss, wird in Abschnitt 4.4.4 gezeigt werden.<br />
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2 ROTIERENDER OSZILLATOR 10<br />
2.2.2 Fall 2: m1 ≤ m2<br />
Die Bewegung in diesem Fall wurde bereits in Abschnitt 2.1 recht ausführlich behandelt und<br />
diskutiert. Trotzdem soll hier noch einmal analog zu Fall 1 die zeitliche Veränderung der<br />
Bewegung kurz aufgezeigt werden:<br />
Anfang Bevor die Masse m2 auf die Scheibe auftrifft, ist die Geschwindigkeit v2<br />
der Masse m2 gleich v0, wegen den Energiegleichungen also maximal, und<br />
die Winkelgeschwindigkeit ω der Scheibe ist 0.<br />
x = 0 Wie am Ende von Abschnitt 2.1 gezeigt, wird die Feder nicht gestaucht.<br />
Die Masse m2 trifft auf die Feder auf und versucht diese zu stauchen. Die<br />
Feder weicht jedoch sofort über das andere Ende aus und gibt die Energie,<br />
die sie von m2 erhalten hatte, vollständig an die Scheibe m1 ab. D.h. die<br />
Geschwindigkeit v2 von m2 nimmt ein klein wenig ab (wegen m1 ≤ m2<br />
nur ” ein klein wenig“) und die Geschwindigkeit ω der Scheibe nimmt ein<br />
klein wenig zu.<br />
Laut Abschnitt 2.1 gilt während der gesamten Bewegung x = 0. Also sind v2 und ω<br />
während der gesamten Bewegung konstant.<br />
2.3 Winkelgeschwindigkeit der Scheibe<br />
Marcel Schmittfull · Salierstr. 10 · 97505 Geldersheim · marcel-sl@gmx.de
3 REALE SPULE 11<br />
3 Reale Spule<br />
3.1 Originalschaltbild<br />
Um die einzelnen Teilaufgaben lösen zu können, benötigt man zunächst das Originalschaltbild.<br />
Bei einer Serienschaltung A einer Spule L mit einem Widerstand RL gilt laut [1] für die<br />
Phasenverschiebung ϕA:<br />
tan ϕA = ωL<br />
(3.1)<br />
Außerdem gilt bei einer Parallelschaltung B einer Spule (L1, RL1) mit einem Widerstand R<br />
für die Phasenverschiebung ϕB:<br />
tan ϕB = R<br />
(3.2)<br />
ωL1<br />
Schaltet man nun diese beiden Schaltungen A und B parallel, so ergibt sich folgendes<br />
Schaltbild:<br />
RL<br />
Abbildung 3.1: Original-Schaltbild C<br />
Die Phasenverschiebung ϕC dieser Schaltung C lässt sich mit den Gleichungen (3.1) und<br />
(3.2) berechnen. Hierzu muss man zunächst die Scheinwiderstände 1 ZA und ZB der beiden<br />
Schaltungen A und B berechnen. Die Scheinwiderstände sind allgemein gegeben durch:<br />
ZA =<br />
1<br />
ZB<br />
Den Scheinwiderstand ZC der Schaltung C ergibt sich zu:<br />
ZC =<br />
= (a − jω b) (A − jω B)<br />
=<br />
<br />
R2 L + ω2L2 (3.3)<br />
<br />
1 1<br />
+<br />
R2 ω2L2 (3.4)<br />
1<br />
a<br />
<br />
−ω 2 LL1R1 − jω<br />
b<br />
<br />
RR1L1<br />
R1 − ω 2 LL1 + jω ((R1 + R) L1 + R1L)<br />
<br />
A<br />
B<br />
A2 + B2 = (aA − ω2 bB) − jω (Ab + aB)<br />
A 2 + B 2<br />
Dieses Ergebnis lässt sich in einen Realteil ZC,reel und einen Imaginärteil ZC,img aufspalten:<br />
1 Auch: Impedanzen<br />
ZC,reel = aA − ω2 bB<br />
ZC,img = − jω<br />
A2B2 Ab + aB<br />
A2 + B2 Marcel Schmittfull · Salierstr. 10 · 97505 Geldersheim · marcel-sl@gmx.de<br />
(3.5)<br />
(3.6)<br />
(3.7)
3 REALE SPULE 12<br />
Daraus erhält man nun die Phasenverschiebung ϕC:<br />
tan ϕC =<br />
−ωAb + aB<br />
aA − ω 2 bB<br />
(3.8)<br />
Wegen tan 90 ◦ = ∞, muss der rechte Term von Gleichung (3.8) ∞ sein, damit eine Phasenverschiebung<br />
von 90 ◦ erreicht werden kann. Der Term<br />
wird ∞, wenn sein Nenner 0 ist. Also:<br />
Oder umgestellt:<br />
−ωAb + aB<br />
aA − ω 2 bB<br />
aA − ω 2 bB = 0 (3.9)<br />
aA = ω 2 bB (3.10)<br />
Bei einer bestimmten Dimensionierung der Schaltung ist Gleichung (3.10) durchaus möglich.<br />
Schaltung C stellt also die Originalschaltung dar.<br />
3.2 Ersatzschaltbild<br />
Zunächst hofft man natürlich, dass das gesuchte Ersatzschaltbild eine sehr leicht berechenbare<br />
Serienschaltung ist. Dies kann jedoch ausgeschlossen werden, wie folgende Überlegung zeigt:<br />
Laut Aufgabenstellung muss das Ersatzschaltbild eine reale Spule (L, RL) enthalten. Schaltet<br />
man nun eine Spule L und einen ohmschen Widerstand RL in Serie, so bleibt der Strom I<br />
gleich und lediglich die Spannung U verändert sich:<br />
Abbildung 3.2: Zeigerdiagramm für Serienschaltung<br />
Aus dieser Zeichnung kann man sofort erkennen, dass der Winkel ϕ zwischen den Zeigern<br />
I und U bzw. die Phasenverschiebung ϕ zwischen Strom I und Klemmenspannung U immer<br />
kleiner als π<br />
2 sein muss, weil weder Spule noch Kondensator einen Zeiger nach links“ dar-<br />
”<br />
stellen können, der dann URL ausgleichen würde. Eine einfache Serienschaltung kann also als<br />
Lösung ausgeschlossen werden.<br />
Man muss nun also versuchen, den Spannungszeiger U in Abbildung 3.2 senkrecht auf den<br />
Stromzeiger IL stehen zu lassen. Hierzu führe mache man folgende geometrischen Überlegungen:<br />
So lange I parallel <strong>zur</strong> x-Achse bleibt, kann weder eine Spule noch ein Kondensator<br />
noch ein ohmscher Widerstand den Spannungszeiger U nach links oben drehen, d.h. so dass<br />
ϕ π<br />
2 wird. Also bleibt nichts anderes übrig, als den Stromzeiger I ein wenig nach links oben<br />
zu drehen. Denn dann könnte man an diesen nach rechts oben zeigenden Stromzeiger einen<br />
weiteren, nach links oben zeigenden Spannungszeiger antragen, was <strong>zur</strong> Folge hätte, dass der<br />
Winkel ϕ zwischen dem Summenzeiger U aller Spannungszeiger und dem Stromzeiger IL π<br />
2<br />
groß werden könnte.<br />
Nun gilt es, diese einfache geometrische Überlegung in ein Schaltbild umzusetzen. Zunächst<br />
muss man den Stromzeiger I ein wenig nach links oben drehen“. Um I verändern zu können,<br />
”<br />
benötigt man in jedem Fall eine Parallelschaltung. Damit der Stromzeiger, der am Ende aus<br />
dieser Parallelschaltung herauskommt“, im Zeigerdiagramm nach rechts oben zeigt, muss die<br />
”<br />
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3 REALE SPULE 13<br />
Parallelschaltung aus einem ohmschen Widerstand RC und einem Kondensator C bestehen. 2<br />
Das Zeigerdiagramm und die Schaltung sehen nun also wie folgt aus:<br />
Jetzt muss man an den erhaltenen Stromzeiger noch einen weiteren, nach links oben<br />
”<br />
zeigenden Spannungszeiger antragen“. Ein Spannungszeiger, der dem Stromzeiger vorauseilt<br />
(d.h. links von ihm ist) kann nur von einer in Serie geschalteten Spule stammen. Also muss<br />
hinter die oben gezeigte Parallschaltung noch eine weitere Spule (L1, RL1 ) geschaltet werden:<br />
Abbildung 3.3: Gesamtes Ersatzschaltbild<br />
Das dazugehörige Zeigerdiagramm ergibt sich zu:<br />
Abbildung 3.4: Zeigerdiagramm zu der Ersatzschaltung<br />
Wie in Abbildung 3.4 zu erkennen ist, ist es egal, ob es sich bei L1 um eine Spule mit<br />
Eisenkern oder um eine reale Spule handelt. Der Spannungszeiger URL 1 hat keine besonde-<br />
re Auswirkung auf den Gesamt-Spannungszeiger U, weil er zwischen den beiden für U so<br />
wichtigen äußersten Zeigern UL1 und URL liegt.<br />
Bei einer bestimmten Dimensionierung der einzelnen Teilspannungen und -ströme, ist<br />
es nun möglich, dass der Winkel ϕ in Abbildung 3.4 π<br />
2 groß wird. Das bedeutet, dass die<br />
Phasenverschiebung ϕ zwischen Klemmenspannung U und Strom durch Spule (L, RL) bei<br />
betragen könnte.<br />
einer bestimmten Dimensionierung der Schaltung π<br />
2<br />
Anmerkung 1: Die von mir recht häufig verwendeten Bezeichnungen ” links“ und ” rechts“ können<br />
natürlich durch die Fachbegriffe ” vorauseilen“ und ” hinterhereilen“ ersetzt werden. Mit den Bezeichnungen<br />
” links“ und ” rechts“ ist es meiner Meinung jedoch wesentlich einfacher dem Leser die geführten<br />
Überlegungen verständlich zu erklären.<br />
Anmerkung 2: Dass der Winkel ϕ in Abbildung 3.4 tatsächlich π<br />
2<br />
werden kann, zeigt auch die<br />
Zeichnung selbst. Sie wurde nämlich mit dem dynamischen Geometrie-Programm ” Dynageo Euklid“<br />
erzeugt. Alle Linien wurden nicht einfach willkürlich eingezeichnet, sondern streng geometrisch konstruiert.<br />
3.3 Berechnung des Widerstands<br />
Zur Berechnung des ohmschen Widerstands RL helfen nun die bereits in Abschnitt 3.1 durchgeführten<br />
Überlegungen und Rechnungen. Resubstituiert man Gleichung (3.10), so erhält<br />
man:<br />
ω 2 LL1R1(ω 2 LL1 − RLR1) = ω 2 − RLR1L1(L1(R1 + RL) + R1L) (3.11)<br />
Umstellen ergibt:<br />
0 = R 2 L (R1L 2 1) + RL (L 2 1R 2 1 − LR1 + R 2 LLL1) + ω 2 (1 − L 2 L1) (3.12)<br />
Mit der Lösungsformel ergibt sich aus Gleichung (3.12) folgende Lösung für RL:<br />
RL1/2 = −R1L2 1 ±<br />
<br />
R2 1L41 − 4 · ω2 (1 − L2L1) 2 R1L 2 1<br />
(3.13)<br />
2 Evtl. sind auch noch weitere Schaltungen möglich, die den Stromzeiger nach links oben verschieben; aber<br />
die Lösung mit einem ohmschen Widerstand und einem Kondensator ist auf jeden Fall die einfachste.<br />
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3 REALE SPULE 14<br />
Gleichung (3.13) lässt sich noch vereinfachen:<br />
RL1/2 = − 1<br />
2 ±<br />
<br />
R2 1L41 − 4 · ω2 (1 − L2L1) 2 R1L1<br />
3.4 Vergleich zwischen Verlustfaktor und Güte<br />
Extremer Zeitnot wegen konnte ich diese Teilaufgabe leider nicht bearbeiten . . .<br />
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(3.14)
4 EXPERIMENTE MIT DEM KUGELSCHREIBER 15<br />
4 Experimente mit dem Kugelschreiber<br />
Im Folgenden sind die Teilaufgaben jeweils in einen Abschnitt mit einer theoretischen Überlegung<br />
und einen Abschnitt mit der experimentellen Ausführung unterteilt. Die verwendeten<br />
Hilfsmittel aus Haushalt und Büro werden hervorgehoben.<br />
4.1 Anfangsgeschwindigkeit des Kugelschreibers<br />
4.1.1 Theoretische Überlegung<br />
Allgemein gilt:<br />
Translation Ekin = 1<br />
m v2<br />
2<br />
(4.1)<br />
Lage ELage = mgh (4.2)<br />
Die Lageenergie der Mine im höchsten Punkt ihrer Flugbahn ELage,oben muss wegen dem<br />
Energieerhaltungssatz genau so groß sein wie die Bewegungsenergie am Anfang der Bewegung<br />
Ekin,unten:<br />
4.1.2 Experiment 1: Messung der maximalen Höhe<br />
ELage,oben = Ekin,unten<br />
mghmax = 1<br />
2 m v2 0<br />
⇒ v0 = 2 g hmax (4.3)<br />
Wegen Gleichung (4.3) muss also lediglich die maximale Höhe der Wurfbahn der Mine hmax<br />
mit z.B. einem Zollstock gemessen werden. Von mir durchgeführte Messungen ergaben folgende<br />
Werte:<br />
Messung 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />
hmax in m 1,7 1,9 1,6 1,8 1,8 1,9 1,7 1,6 1,7 1,9<br />
hmax ist also ≈ 1, 9 m, weil 1,9 der höchste Wert meiner Messungen ist 1 .<br />
Für v0 ergibt sich dann:<br />
v0 = 2 g hmax<br />
= 6, 10 m/s<br />
1 Es muss der höchste Wert und nicht etwa der Durchschnittswert der Messwerte verwendet werden, weil<br />
bei Messungen mit einer Maximalhöhe hmax niedrigerer als 1,9 die Feder offenbar nicht vollständig bis zum<br />
Anschlag nach unten gedrückt war oder (wahrscheinlicher) beim Loslassen der Mine ein Teil der Bewegungsenergie<br />
der Mine auf die Hand übertragen wurde. Je größer hmax ist, desto kleiner war der Energieverlust, d.h.<br />
desto besser ist das Ergebnis.<br />
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4 EXPERIMENTE MIT DEM KUGELSCHREIBER 16<br />
4.2 Kraft für maximale Stauchung der Feder<br />
4.2.1 Theoretische Überlegung<br />
Allgemein gilt:<br />
FF eder = −Dx (4.4)<br />
Epot,F eder = 1<br />
D x2<br />
2<br />
(4.5)<br />
wobei x die Abweichung der Länge der Feder von der ungedehnten bzw. ungestauchten Länge<br />
der Feder und D die Federkonstante darstellt.<br />
Auflösen der Gleichungen (4.4) und (4.5) nach x liefert:<br />
Für FF eder ergibt sich:<br />
x = − FF eder<br />
D<br />
− FF eder<br />
D =<br />
FF eder = −D<br />
und x =<br />
⇓<br />
<br />
<br />
<br />
2 Epot,F eder<br />
D<br />
2 Epot,F eder<br />
D<br />
2 Epot,F eder<br />
D<br />
(4.6)<br />
In Abschnitt 4.1 wurde die Feder bis zum Anschlag, d.h. ganz, zusammengedrückt. Die<br />
potentielle Energie der Feder ist zu diesem Zeitpunkt maximal. Wegen dem Energieerhaltungssatz<br />
muss diese maximale potentielle Energie Epot,F eder der Feder gleich der maximalen<br />
Bewegungsenergie der Mine Ekin,unten und gleich der maximalen Lageenergie der Mine<br />
ELage,oben sein:<br />
Epot,F eder = Ekin,unten = ELage,oben<br />
= m g hmax<br />
Durch Einsetzen in Gleichung (4.7) erhält man für FF eder:<br />
FF eder = −D<br />
<br />
2<br />
m g hmax<br />
D<br />
4.2.2 Experiment 2: Messung der Masse der Mine<br />
(4.7)<br />
In Gleichung (4.7) sind die maximale Höhe hmax und die Federkonstante D aus Abschnitt<br />
4.1 bzw. 4.3 bekannt. D.h. die einzige noch unbekannte Variable von Gleichung (4.7) ist die<br />
Masse der Mine m.<br />
Zunächst wird das in Abschnitt 4.4.2 beschriebene Experiment aufgebaut 2 . Der Kugelschreiber<br />
kann jetzt als Wage verwendet werden, indem an beiden Enden des Kugelschreibers<br />
entweder jeweils ein Kartonkärtchen oder ein kleines Körbchen, z.B. von einer ” Snack Cocktail<br />
Knabbergebäck“-Verpackung, mit Klebeband befestigt wird. Hierbei ist darauf zu achten,<br />
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4 EXPERIMENTE MIT DEM KUGELSCHREIBER 17<br />
Abbildung 4.1: Aufbau der ” Kugelschreiber-Wage“<br />
dass der Abstand der Befestigung auf beiden Seiten gleich weit vom Schwerpunkt des Kugelschreibers<br />
entfernt sein muss, dass exakt dieselben Gegenstände an beiden Enden angebracht<br />
werden und dass die Längen der Bindfaden an denen die Körbchen hängen gleich groß sind. 3<br />
Nun legt man in das eine Körbchen die Kugelschreiber-Mine, deren Masse ja gemessen<br />
werden soll. Sofort schlägt die Wage aus. Um diesen Ausschlag wieder auszugleichen müssen<br />
irgendwelche Gewichte in das andere Körbchen gelegt werden. Diese Gewichte müssen nun<br />
die Eigenschaften haben, dass ihre Massen sehr genau bekannt sind und dass sie sehr leicht<br />
in Bruchteile ihrer eigentlichen Form unterteilt werden können. Hierfür eignen sich DIN-A4-<br />
Bogen Papier ideal. Die Masse eines einzelnen DIN-A4-Bogen Bogens Papier lässt sich wie<br />
folgt berechnen: Auf der Verpackung von dem jeweiligen Papier steht üblicherweise so etwas<br />
wie ” 50 g/m 2 “ oder ” 90 g/m 2 “. Dieser Wert steht für die Qualität des Papiers; je größer er<br />
ist, desto hochwertiger ist das Papier. Auf der Verpackung des von mir verwendeten Papiers<br />
steht der Wert ” 80 g/m 2 “. Die Masse mBlatt eines einzelnen Bogens Papier erhält man mit<br />
den Seitenlängen 210 mm und 297 mm eines DIN-A4-Blattes:<br />
mBlatt = 80 g/m 2 · 210 mm · 297 mm<br />
= 4.9392 g<br />
≈ 5, 0 g<br />
Mit einer Schere lässt sich der Bogen sehr leicht halbieren4 . Durch mehrmaliges Halbieren<br />
erhält man immer kleinere Bruchteile des Bogens und somit immer kleinere Gewichte. Es<br />
ist sehr hilfreich die erhaltenen Bruchteile mit 1 1 1<br />
2 , 4 , 8 . . . zu beschriften. Man legt nun also<br />
einige Bruchteile des Bogens in den noch leeren Korb, bis sich die Wage etwa im Gleichgewicht<br />
befindet, d.h. bis der Kugelschreiber etwa parallel zum Himmelshorizont steht. Jetzt ersetzt<br />
man größere Bruchteile durch kleinere Bruchteile, wodurch sich die Wage immer besser dem<br />
Gleichgewicht nähert. Wenn man der Meinung ist, dass sich die Wage nun im Gleichgewicht<br />
befindet, also dass die Masse der Mine gleich der Masse der Papier-Schnitzel ist, nimmt<br />
man die Papier-Schnitzel aus dem Körbchen heraus und zählt die auf den Papier-Schnitzel<br />
stehenden Bruchteile zusammen. Multipliziert man diese Summe mit der Masse des DIN-A4-<br />
Bogens 5, 0 g, so erhält man die Masse der Mine.<br />
Von mir durchgeführte Messungen ergaben, dass 5 1<br />
32-Papierschnitzel genauso schwer sind<br />
wie die von mir verwendete Mine:<br />
m = 5<br />
· 5, 0 g<br />
32<br />
≈ 0, 78 g<br />
2 Der untere Bindfaden darf hier weggelassen werden.<br />
3 Wäre dies nicht der Fall, so würde der Kugelschreiber keine funktionierende Wage darstellen.<br />
4 Man faltet den Bogen normal <strong>zur</strong> längeren Seite des Bogens und schneidet den Bogen entlang der entstan-<br />
denen Linie auseinander.<br />
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4 EXPERIMENTE MIT DEM KUGELSCHREIBER 18<br />
4.3 Federkonstante<br />
4.3.1 Theoretische Überlegung<br />
Durch Auflösen der Energiegleichung für die Feder bei maximaler Stauchung Epot,max =<br />
1<br />
2 Dx2 max nach D erhält man:<br />
D = Epot,max<br />
x 2 max<br />
(4.8)<br />
Die maximale potentielle Energie der Feder Epot,max ist laut Abschnitt 4.2 mghmax, wobei<br />
m laut Experiment 4.2.2 0, 78 g beträgt und hmax laut Experiment 4.1.2 1, 9 m groß ist. Für<br />
Epot,max ergibt sich also:<br />
Epot,max = 0, 78 g · 9, 8 N/kg · 1, 9 m<br />
≈ 14, 5 mJ<br />
Setzt man diesen Wert nun in Gleichung (4.8) ein, ergibt sich für die gesuchte Federkonstante<br />
D:<br />
D =<br />
14, 5 mJ<br />
x 2 max<br />
4.3.2 Experiment 3: Messung der maximalen Stauchung der Feder<br />
(4.9)<br />
Wegen Gleichung (4.9) muss <strong>zur</strong> Bestimmung der Federkonstanten D lediglich noch die maximale<br />
Stauchung der Feder xmax gemessen werden. xmax ist die Länge, die man erhält, wenn<br />
man die Gesamtlänge der Feder in Ruhelage 5 lRuhe von der Länge der Feder bei maximaler<br />
Stauchung lgestaucht,max abzieht 6 :<br />
xmax = lgestaucht,max − lRuhe<br />
(4.10)<br />
Da es sehr schwierig ist die Feder mit der Hand alleine zusammenzudrücken, wird die<br />
Feder wieder auf die Mine gesteckt und die Mine mit der Feder wird in den oberen Teil<br />
des Kugelschreibers eingesetzt 7 . Jetzt misst man die Länge dieses erhaltenen Teiles lT eil,Ruhe,<br />
drückt die Mine danach bis zum Anschlag und misst hierauf wieder die Länge lT eil,gestaucht,max.<br />
Nach Gleichung (4.10) erhält man für xmax:<br />
xmax = lT eil,gestaucht,max − lT eil,Ruhe<br />
Von mir durchgeführte Messungen ergaben:<br />
Einsetzen in obige Gleichung ergibt:<br />
lT eil,gestaucht,max = 115 mm<br />
lgestaucht,max = 98 mm<br />
xmax = 98 mm − 115 mm<br />
= −17 mm<br />
5 D.h. die Feder ist weder gedehnt noch gestaucht.<br />
6 Es muss lgestaucht,max − lRuhe (und nicht lRuhe − lgestaucht,max) heißen, weil per Konvention die Differenz<br />
x der beiden Längen bei einer Stauchung negativ ist. D.h. dass nach oben positiv und nach unten negativ<br />
gezählt wird. Dies wird später bei der Berechnung der Kraft wieder von Bedeutung sein.<br />
7 Weil bei der Berechnung von xmax die Differenz der beiden gemessenen Längen gebildet wird, ist es für<br />
die Messung vollkommen gleichgültig, ob an die Feder noch eine Verlängerung angebracht wird oder nicht.<br />
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4 EXPERIMENTE MIT DEM KUGELSCHREIBER 19<br />
Durch Einsetzen dieses Wertes in Gleichung (4.9) erhält man:<br />
D =<br />
14, 5 mJ<br />
(−17 mm) 2<br />
≈ 50 N/m<br />
4.4 Trägheitsmoment des Kugelschreibers<br />
4.4.1 Theoretische Lösungsidee<br />
Die Lösungsidee besteht darin, den Kugelschreiber um eine Schwerpunktachse senkrecht zu<br />
seiner Lage drehen zu lassen und dabei die Winkelgeschwindigkeit ω zu messen. Die Rotationsenergie<br />
des Kugelschreibers Erot beträgt<br />
Erot = 1<br />
I ω2<br />
2<br />
(4.11)<br />
wobei I das Trägheitsmoment des Kugelschreibers um eine Schwerpunktachse senkrecht zu<br />
seiner Lage darstellt. Wenn nun sowohl die Winkelgeschwindigkeit ω als auch die Rotationsenergie<br />
Erot bekannt sind, kann Gleichung (4.11) nach I umgestellt werden:<br />
I = 2 Erot<br />
ω 2<br />
(4.12)<br />
In Abschnitt 4.4.4 wird gezeigt, wie man die Winkelgeschwindigkeit ω messen kann. In<br />
Abschnitt 4.4.3 wird gezeigt, wie man Erot bestimmen kann.<br />
4.4.2 Aufbau des Experimentes<br />
Drehung des Kugelschreibers<br />
Zunächst stellt sich das Problem, den Kugelschreiber um eine Schwerpunktachse senkrecht zu<br />
seiner Lage drehen zu lassen. Dies wird erreicht, indem man mit Klebeband zwei Bindfaden<br />
am Kugelschreiber wie folgt befestigt:<br />
Abbildung 4.2: Befestigung der Bindfaden am Kugelschreiber<br />
Den Schwerpunkt M erhält man im Normalfall durch Abmessen (Lineal) der halben Länge<br />
des Kugelschreibers. Sollte die Verteilung der Masse jedoch nicht gleichmäßig sein, so findet<br />
man den Schwerpunkt indem man den Kugelschreiber zunächst an einem Ende frei aufhängt<br />
und eine Senkrechte zum Himmelshorizont auf den Kugelschreiber zeichnet. Danach nimmt<br />
man das andere Ende und zeichnet wieder die Senkrechte zum Himmelshorizont auf. Der<br />
Schnittpunkt der beiden Senkrechten ist nun der gesuchte Schwerpunkt M.<br />
Jetzt werden die Enden der beiden Bindfaden wie folgt mit Klebeband befestigt:<br />
Abbildung 4.3: Befestigung der Bindfaden am Boden und an einer Kante<br />
Das eine Ende wird also an einer festen Kante, z.B. der eines Schreibtisches, befestigt; das<br />
andere wird mit einem nicht zu leichten kleinen Gegenstand, z.B. einer Armbanduhr oder<br />
einem Geldbeutel, verbunden. Damit der Kugelschreiber später neben der Rotation nicht noch<br />
eine Translation ausführt, muss der Gegenstand am unteren Ende fixiert sein, d.h. z.B. auf<br />
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4 EXPERIMENTE MIT DEM KUGELSCHREIBER 20<br />
dem Boden oder auf ein paar Büchern stehen. Würde man jetzt den Kugelschreiber anstoßen,<br />
so würde er sich nahezu ohne irgendeine Verlangsamung 8 um eine Schwerpunktachse senkrecht<br />
zu seiner Lage drehen.<br />
4.4.3 Rotationsenergie<br />
Das nächste Problem besteht darin, eine messbare Energie auf den Kugelschreiber zu übertragen.<br />
Hier hilft die Kugelschreiberfeder weiter, weil ihre potentielle Energie Epot bei maximaler<br />
Stauchung xmax bereits aus Abschnitt 4.1 bekannt ist. D.h. dass die Feder aus dem Kugelschreiber<br />
herausgenommen werden muss, bevor dieser mit den Bindfaden verbunden wird. Als<br />
Ausgleich benötigen wir einen weiteren Kugelschreiber K2. Die Feder von K2 wird nun in den<br />
eigentlichen Kugelschreiber K1 eingesetzt, wodurch K1 wieder vollständig ist. Danach wird<br />
mit der Spitze von K2 und der Feder von K1 die Mine von K2 auf ein Ende des eigentlichen<br />
Kugelschreibers K1 geschossen:<br />
Abbildung 4.4: Schuss auf den Kugelschreiber<br />
Wenn wie in der Abbildung gezeigt an die Spitze der Kugelschreiberspitze ein Kartonkärtchen<br />
geklebt wird, geht die kinetische Energie der Mine Ekin beinahe verlustfrei über in Rotationsenergie<br />
des Kugelschreibers K1 Erot. Da ja die kinetische Energie der Mine nach dem Schuss<br />
Ekin gleich der potentiellen Energie der Feder vor dem Schuss Epot ist, gilt:<br />
ErotK 1 = EkinMine = EpotF eder (4.13)<br />
Bei maximaler Stauchung xmax = −17 mm erhält man für ErotK 1 :<br />
4.4.4 Winkelgeschwindigkeit<br />
ErotK 1 = EpotF eder<br />
= 1<br />
2 Dx2 max<br />
= 1<br />
2 · 50 N/m · (−17)2 mm 2<br />
≈ 7, 2 mJ (4.14)<br />
Um die Winkelgeschwindigkeit des Kugelschreibers ω zu messen, schießt man die Mine von<br />
K2 wie in Abschnitt 4.4.3 beschrieben auf den Kugelschreiber K1, so dass sich K1 dreht. ω<br />
erhält man, indem man zählt, wie viele Umdrehungen K1 in einer bestimmten Zeit durchführt.<br />
Dabei sollte jedoch die Zeit, in der die Umdrehungen gezählt werden, nicht zu groß gewählt<br />
werden, weil ω nach einer gewissen Zeit kleiner wird 9 . Angemessen sind meiner Meinung nach<br />
ungefähr fünf Sekunden.<br />
Anmerkung: Es ist möglich, dass sich der Kugelschreiber sehr schnell dreht und das Zählen der<br />
Umdrehungen deshalb womöglich Probleme hervorrufen könnte. In diesem Fall ist es sehr hilfreich, ein<br />
Ende des Kugelschreibers farbig zu markieren (z.B. mit einem ” Edding“) und dieses farbige Ende mit<br />
dem Auge zu fixieren. Dann sollte das Zählen keinerlei Probleme mehr bereiten.<br />
8 Die einzige Verlangsamung wird vom Drehen der Bindfaden hervorgerufen. Je mehr die Bindfaden ” aufgedreht“<br />
werden, desto mehr versuchen sie, wieder in ihre ursprüngliche Position <strong>zur</strong>ückzudrehen. Bei den ersten<br />
wenigen Drehungen ist dieser Effekt jedoch vernachlässigbar.<br />
9 Die Bindfaden werden ” aufgedreht“, vgl. Abschnitt 4.4.2.<br />
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4 EXPERIMENTE MIT DEM KUGELSCHREIBER 21<br />
4.4.5 Messwerte und Auswertung<br />
Die einzige noch unbekannte Variable aus den vorhergehenden Abschnitten ist die Winkelgeschwindigkeit<br />
des Kugelschreibers ω. Durch die oben beschriebene Vorgehensweise habe ich<br />
folgende Reihe von Messwerten erhalten:<br />
Messung 1 2 3 4 5 6 7 8<br />
ω in U/5s 8,5 10,5 9 11 9,5 10 10,5 9<br />
Die größte10 gemessene Winkelgeschwindigkeit ω ist 5 sec = 4, 4 π rad/ sec. Setzt man dieses<br />
Ergebnis und Gleichung (4.14) nun in Gleichung (4.12) ein, so erhält man für das Trägheitsmoment<br />
I:<br />
11 U<br />
I = 2 Erot<br />
ω2 =<br />
2 · 7, 2 mJ<br />
4, 4π rad/ sec<br />
≈ 7, 5 g · dm 2<br />
(4.15)<br />
Dieses Ergebnis kann man jetzt noch mit einer Formel11 prüfen, die allgemein das Trägheitsmoment<br />
eines dünnen Stabes bei einer Drehachse durch den Mittelpunkt senkrecht <strong>zur</strong> Körperachse<br />
angibt:<br />
I = 1 2<br />
mgesl (4.16)<br />
12<br />
wobei l die Länge des Stabes bezeichnet. Mit I = 75 g · dm 2 und l = 13, 2 cm erhält man aus<br />
Gleichung (4.16):<br />
mges ≈ 52 g<br />
Der Kugelschreiber müsste also etwa 50 g schwer sein. Diese Größenordnung ist bei meinem<br />
Kugelschreiber auf jeden Fall sehr realistisch und unterstreicht die Richtigkeit der Lösung.<br />
10 Analog <strong>zur</strong> Fußnote am Ende von Abschnitt 4.1.1 muss auch hier der größte gemessene Wert verwendet<br />
werden.<br />
11 Siehe [2], Seite 231.<br />
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A HINWEIS ZU DEN ABBILDUNGEN 22<br />
A Hinweis zu den Abbildungen<br />
Leider habe ich es zeitlich nicht geschafft, alle Grafiken dieser Arbeit noch rechtzeitig vor<br />
Abgabetermin am Computer zu erstellen. Aus diesem Grund habe ich die Abbildungen mit<br />
der Hand angefertigt. Das Blatt mit den Zeichnungen befindet sich am Ende der vorliegenden<br />
Arbeit in Abschnitt B.<br />
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B ABBILDUNGEN 23<br />
B Abbildungen<br />
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LITERATUR 24<br />
Literatur<br />
[1] Fricke, Hans: Leitfaden der Elektrotechnik - Band I Grundlagen der Elektrotechnik, B.G.<br />
Teubner, Stuttgart 1982<br />
[2] Tipler, Paul A.: <strong>Physik</strong>, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1994<br />
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