Fallbeispiel Magdeburg - Neu Olvenstedt - StadtBüro Hunger ...
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SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Magdeburg</strong> <strong>Olvenstedt</strong>, Gšderitzstra§e Arbeitspaket 4<br />
4.3.4. Standort: Gšderitzstra§e im Wohngebiet <strong>Neu</strong>-<strong>Olvenstedt</strong><br />
4.3.4.1 Das Wohngebiet <strong>Olvenstedt</strong> - Ausgangssituation<br />
4.3.4.2 StŠdtebauliches Umbaukonzept des Wohngebiets<br />
4.3.4.3 Das Projekt ãGartenhofÒ<br />
Ausgangslage<br />
Umsetzung des Umbaukonzept<br />
Sozialplanerischer Projektverlauf - Mieterinformation und -betreuung<br />
ResŸmee und Kosten des Projektes<br />
StŠdtebauliche Struktur des Wohngebiets<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 206
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Magdeburg</strong> <strong>Olvenstedt</strong>, Gšderitzstra§e Arbeitspaket 4<br />
4.3.4.1 Das Wohngebiet <strong>Olvenstedt</strong> Ð Ausgangssituation<br />
Der Stadtteil <strong>Neu</strong>-<strong>Olvenstedt</strong>, der fast ausschlie§lich aus der gleichnamigen<br />
Gro§wohnsiedlung des komplexen Wohnungsbaus der DDR der 1980er Jahre besteht,<br />
befindet sich im Nordosten von <strong>Magdeburg</strong>.<br />
<strong>Neu</strong>-<strong>Olvenstedt</strong> zŠhlte zum 31.12.2002 rund 15.200 Einwohner. GegenŸber 1993 hat<br />
sich die Zahl der Einwohner des Stadtteils mehr als halbiert. Im Stadtteil befinden sich ca.<br />
12.700 Wohnungen, von denen fast die HŠlfte des Bestandes (48%) modernisiert ist. Der<br />
Wohnungsleerstand betrug 1995 2% und ist seitdem auf ein Wert von 35% Ende 2002<br />
gestiegen.<br />
Experimentalkomplex des industriellen Wohnungsbaus<br />
In Folge einer Vereinbarung zwischen den Regierungen der DDR und der UdSSR zur<br />
gemeinsamen Erprobung neuer Wege und Formen im Wohnungsbau entstanden ab<br />
1980 Experimentalkomplexe in Gorki und in <strong>Magdeburg</strong> <strong>Olvenstedt</strong>.<br />
Als Pate fŸr das stŠdtebauliche Leitbild von <strong>Neu</strong> <strong>Olvenstedt</strong> stand das Ideal des<br />
Wohnens schlechthin: "Viel GrŸn, NaturnŠhe, Erholung unmittelbar vor dem Haus, Ruhe<br />
... und andererseits [...] ebenfalls in WohnungsnŠhe das BedŸrfnis nach der schwer zu<br />
beschreibenden AtmosphŠre der 'Stadt' - pulsierendes Leben, kurze Wege zum Einkauf,<br />
zur Haltestelle der Stra§enbahn, der Wunsch nach Begegnungen, Erlebnissen...". Die<br />
Umsetzung dieses Leitbildes wurde angestrebt durch:<br />
einen 2,5 km langen zentralen Fu§gŠnger Ð Boulevard mit GaststŠtten, klubs,<br />
Verkaufsstellen und Dienstleistungseinrichtungen.<br />
die Anordnung der Wohnbebauung in unterschiedlichen Hofformen, fŸr die<br />
bereits mit der Namensgebung charakteristische und unterscheidbare Milieus<br />
angestrebt wurden. Die Hofbezeichnungen fanden eine gestalterische<br />
Umsetzung in Fassadenelementen oder grŸnplanerischen Ma§nahmen. (gro§e<br />
MietergŠrten im Gartenhof, Birken im Birkenhof, ein WŠldchen im Waldhof usw.)<br />
"Jedem einzelnen stŠdtebaulichen Raum [sollte] trotz industrieller<br />
Massenproduktion ein unverwechselbares Flair durch unterschiedliche<br />
Gestaltungsma§nahmen [ge]geben [werden]".<br />
die BerŸcksichtigung differenzierter WohnbedŸrfnisse bei den Wohnungen<br />
(behindertengerechte Wohnungen, altengerechte Wohnungen, Wohnungen fŸr<br />
kinderreiche Familien), im Freiraum (Freisitze fŸr Erdgeschosswohnungen,<br />
MietergŠrten, HausgemeinschaftsgŠrten) und in der Infrastruktur (nach<br />
individuellem Bedarf nutzbare Wohngemeinschaftseinrichtungen).<br />
Fertigstellung erst nach 1990<br />
Im Jahr 1989, zur Wende, war <strong>Neu</strong> <strong>Olvenstedt</strong> noch im Bau. WŠhrend sich die Šlteren<br />
Bauabschnitte bereits als gute Wohnlagen etabliert hatten, wurden sŸdlich des Zentrums<br />
die letzten Wohnungen erst 1994 fertig, waren die FreiflŠchen ungestaltet und die<br />
Infrastruktur unvollstŠndig. Innerhalb des Wohnungsgebiets war deshalb seit 1990 ein<br />
weitreichendes Baugeschehen im Gang. Seit 1994 ist <strong>Neu</strong>-<strong>Olvenstedt</strong> Investitionsschwerpunkt<br />
im Bereich der Wohnumfeldgestaltung innerhalb <strong>Magdeburg</strong>s.<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 207
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Magdeburg</strong> <strong>Olvenstedt</strong>, Gšderitzstra§e Arbeitspaket 4<br />
4.3.4.2 StŠdtebauliches Umbaukonzept<br />
RŸckbaudiskussion - erste Stufe (1998/99)<br />
Bereits seit Januar 1998 wird Ÿber RŸckbau und Abriss im Bestand von <strong>Olvenstedt</strong><br />
diskutiert Ð weniger aufgrund stŠdtebaulicher MissstŠnde, sondern wegen der<br />
wachsenden LeerstŠnde und schlechten Vermietbarkeit des Standortes infolge eines<br />
dramatischen Verfalls seines Images. In der Lenkungsrunde <strong>Olvenstedt</strong>1 wurden ca<br />
1.600 Wohnungen zum Abriss vorgeschlagen, ohne dass jedoch konkrete Ma§nahmen<br />
zur Umsetzung des MengengerŸstes vereinbart wurden.<br />
Im Januar 1999 forderten die in der Lenkungsrunde vertretenen WohnungseigentŸmer,<br />
das Thema Wohnungsleerstand und Wohnungsabriss erneut auf die gemeinsame<br />
Tagesordnung zu setzen. Hintergrund waren die jŠhrlich schnell zunehmenden negativen<br />
Bevšlkerungssalden fŸr <strong>Neu</strong>-<strong>Olvenstedt</strong> (1996 Ð5%, 1997 Ð10%, 1998 Ð11%).<br />
RŸckbaudiskussion - zweite Stufe (2000)<br />
Im Sommer 2000 wurde gemeinsam mit den WohnungseigentŸmern ein neuer Ansatz zu<br />
RŸckbau und Abriss in <strong>Neu</strong> <strong>Olvenstedt</strong> gesucht. Statt Ÿber den ganzen Stadtteil wurde<br />
mit den WohnungseigentŸmern in einzelnen Quartiersrunden Ÿber Mšglichkeiten des<br />
GebŠudeabrisses diskutiert. Im Ergebnis stand ein aus wohnungswirtschaftlicher Sicht<br />
tragbares RŸckbaupotential von 683 Wohnungen in Einzellagen.<br />
Erweiterung der RŸckbaudiskussion um Soziale Aspekte<br />
Ein ãStudie zur Stabilisierung der WohnbevšlkerungÒ im Februar 2001 zeigte, dass in der<br />
Zusammensetzung der Sozialstruktur zunehmend Anzeichen einer sozialen Segregation<br />
zu beobachten waren.<br />
Zum Jahresende 1999 bezogen Ÿber 2.000 <strong>Neu</strong> <strong>Olvenstedt</strong>er Sozialhilfe, das entspricht<br />
11% der Bevšlkerung. Stadtweit empfingen lediglich 3% der <strong>Magdeburg</strong>er (6.732 FŠlle)<br />
Hilfe zum Lebensunterhalt. Demnach lebte fast jeder dritte SozialhilfeempfŠnger<br />
<strong>Magdeburg</strong>s in <strong>Neu</strong> <strong>Olvenstedt</strong>, obgleich die Siedlung nur 8% der gesamtstŠdtischen<br />
Bevšlkerung beherbergte. Vor allem Haushalte mit minderjŠhrigen Kindern waren von der<br />
Sozialhilfe abhŠngig. 42% der betroffenen Personen waren unter 18 Jahre alt.<br />
Auch das hŠufige Umzugsgeschehen belastete die Nachbarschaften. <strong>Neu</strong> OlvenstŠdt<br />
entwickelt sich zum sozialen Brennpunkt, wenn nicht bald Ma§nahmen des Stadtumbaus<br />
greifen.<br />
RŸckbaudiskussion - dritte Stufe (ab 2000)<br />
Im Rahmen der zwischenzeitlich angelaufenen gesamtstŠdtischen Stadtumbauplanung<br />
wurde Ende 2000 das ãPlanspiel RŸckbau 2001Ò durchgefŸhrt.<br />
Planungsziel ist eine Reduzierung des Wohnungsteilmarktes um 4.000 Wohnungen das<br />
ist 1/3 des Wohnungsbestandes der Gro§siedlung. Gefragt war die rein planerische<br />
PrŸfung der Objektwahl ohne Eruierung der Bereitschaft der EigentŸmer zur Umsetzung.<br />
1 Seit 1996 kontinuierlich tagendes Beratungs- und Entscheidungsgremium mit der Stadtverwaltung, den<br />
Wohnungsunternehmen, der BŸrgerinitiative, lokalen Gewerbetreibenden und Gemeinwesenakteuren.<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 208
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Magdeburg</strong> <strong>Olvenstedt</strong>, Gšderitzstra§e Arbeitspaket 4<br />
Im Rahmen dieser Planung wurde ein zu stabilisierendes stŠdtebauliches GrundgerŸst<br />
definiert, das sich aus den Begrenzungen bzw. RŠndern der einzelnen Quartiere, aus<br />
dem Raum des zentralen Fu§weges und GrŸnzuges sowie aus den RŠumen der<br />
Haupterschlie§ungsstra§en zusammensetzt.<br />
Aussage des Stadtentwicklungskonzeptes 2002 zu <strong>Neu</strong> <strong>Olvenstedt</strong><br />
Im Stadtentwicklungskonzept der Landeshautstadt wurde <strong>Neu</strong> <strong>Olvenstedt</strong> als<br />
Fšrdergebiet mit vorrangiger PrioritŠt (ÒUmzustrukturierende Stadtteile mit vorrangiger<br />
PrioritŠtÒ) kategorisiert. Wie in anderen Gro§siedlungen in Stadtrandlage auch wird eine<br />
Strategie verfolgt, die ein ãSchrumpfenÒ der Siedlungen auf einen definierten Kernbereich<br />
vorsieht.<br />
Auf Grundlage dieser Strategie wurde fŸr <strong>Neu</strong>-<strong>Olvenstedt</strong> in den AbgleichgesprŠchen<br />
zwischen der Landeshauptstadt und der Wohnungswirtschaft folgendes MengengerŸst<br />
an RŸckbau und Abriss vereinbart:<br />
Abriss RŸckbau Summe<br />
kurzfristig 685 86 771<br />
mittelfristig 1.683 1.138 2.821<br />
langfristig 947 146 1.093<br />
Summe 3.315 1.370 4.685<br />
(Angaben in WE, Stand Juni 2002)<br />
Managementmodell fŸr den sozialvertrŠglicher Stadtumbau<br />
Von der ãLenkungsrunde <strong>Olvenstedt</strong>Ò wurde das Modell eines Managements entworfen,<br />
dass neben dem Stadtumbau gleichzeitig die Steuerung der Bund-LŠnder-Initiative<br />
ãSoziale StadtÒ Ÿbernehmen soll. Die Entscheidung zur Aufnahme <strong>Olvenstedt</strong>s in dieses<br />
Programm wird im Sommer 2003 fallen.<br />
Struktur<br />
Das Management sollte<br />
unabhŠngig sein von Verwaltung und Institutionen, um im Konfliktfall als neutraler<br />
Moderator fungieren zu kšnnen;<br />
seinen Arbeitssitz Vor-Ort haben; aus einem interdisziplinŠr besetztem Team<br />
bestehen, (z.B. BŸrgerverein, AG-Gemeinwesen-Leiter/in, einen professionellen<br />
ãHauptamtlerÒ);<br />
langfristig und mit personeller KontinuitŠt angelegt sein;<br />
Ÿber einen VerfŸgungsfond kleinteilige Ma§nahmen direkt unterstŸtzen kšnnen.<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 209
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Magdeburg</strong> <strong>Olvenstedt</strong>, Gšderitzstra§e Arbeitspaket 4<br />
4.3.4.3 Das Projekt: J.-Gšderitz-Stra§e ãGartenhofÒ<br />
Ausgangslage<br />
Das Projekt Gartenhof umfasst den RŸckbau des 5. Wohngeschosses der beiden<br />
WohngebŠude J.-Gšderitz-Stra§e 2-11 und 12-16 und die Aufwertung des verbleibenden<br />
Wohnungsbestandes mit VerŠnderungen der Grundrisse in ausgewŠhlten Wohnungen<br />
sowie die <strong>Neu</strong>gestaltung der Au§enanlagen. TrŠger ist die Wohnungsbaugesellschaft<br />
<strong>Magdeburg</strong> mbH (Wobau), die mit 40% den grš§ten Anteil an Wohnungen in <strong>Neu</strong>-<br />
<strong>Olvenstedt</strong> besitzt.<br />
Mit der Umsetzung des Projektes wurde Ende Juli 2002 begonnen. Im Jahr 2003 soll der<br />
letzte der insgesamt drei Bauabschnitte abgeschlossen werden. Nach Beendigung der<br />
Bauma§nahmen wird das Wohnumfeld ab 2004 neu gestaltet.<br />
Der Gartenhof in <strong>Neu</strong>-<strong>Olvenstedt</strong> zeichnet sich durch ausgesprochen hohe Lagegunst<br />
aus. Der Hof grenzt unmittelbar an den GrŸnzug ãParkwegÒ im Norden,<br />
Versorgungseinrichtungen und Stra§enbahnhaltestelle sind schnell fŸr die Bewohner<br />
erreichbar. Das neue Freibad sowie der Bšrdegarten bieten nah gelegene Erholungsangebote.<br />
In den WohngebŠuden des Gartenhofs wurden seit 1990 keine wohnwertsteigernden<br />
Ma§nahmen durchgefŸhrt. Aufgrund der sehr guten Wohnlage lag der<br />
Wohnungsleerstand in den GebŠuden Ende 2000 bei durchschnittlich 18% und damit<br />
deutlich niedriger als im Durchschnitt der nichtsanierten Wohnungen in <strong>Neu</strong> OlvensrŠdt<br />
(30%)<br />
Innerhalb des Gartenhofes konzentrierten sich in der J.-Gšderitz-Stra§e 2-11 mit 23<br />
ungenutzten Wohnungen (23% Leerstand) die WohnungsleerstŠnde. Der<br />
durchschnittliche Wohnungsleerstand in den verbleibenden GebŠuden lag bei 15%. Von<br />
den 50 Wohnungen waren 22 Wohnungen vor der AnkŸndigung der Bauma§nahmen<br />
bewohnt.<br />
Lage in <strong>Neu</strong> - <strong>Olvenstedt</strong><br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 210
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Beispiel <strong>Magdeburg</strong> <strong>Olvenstedt</strong>, Gšderitzstra§e Arbeitspaket 4<br />
Umbaukonzept<br />
Intention fŸr den RŸckbau des 5. Geschosses waren die zunehmenden<br />
Akzeptanzprobleme bei <strong>Neu</strong>vermietungen fŸr die oberen Geschosse. Auf einen<br />
Fahrstuhlanbau, wie er in <strong>Neu</strong>-<strong>Olvenstedt</strong> bereits umfangreich angewendet wurde,<br />
verzichtete man gezielt, um die Betriebskosten fŸr die modernisierten Wohnungen<br />
konkurrenzfŠhig zu halten. Ein Fahrstuhlanbau hŠtte eine Steigerung der Betriebskosten<br />
um rund 1 Euro je qm bedeutet. Nach dem RŸckbau und der Modernisierung umfassen<br />
die Mieten rund 4 bis 4,25 Euro je qm. Die Wohnungen sind damit wettbewerbsfŠhig zu<br />
anderen Angeboten mit gleichen Standard.<br />
Neben der umfassenden Modernisierung der GebŠudetechnik, der EingŠnge, Hausflure,<br />
Balkone und GebŠudehŸlle liegt der Schwerpunkt der Aufwertung in den Wohnungen.<br />
Die Wohnungsbaugesellschaft bietet fŸr einen Teil der Wohnungen (bis zu 50% der<br />
leeren Wohnungen) GrundrissŠnderungen bzw. Grundrissoptimierungen an, da diese von<br />
den Mietern stark nachgefragt werden.<br />
Umsetzung des Umbaukonzeptes<br />
Der RŸckbau des 5. Wohngeschosses erfolgt eingangsweise je Eingang innerhalb einer<br />
Woche.<br />
Jeder Eingang wird in zwei Abschnitte aufgeteilt. Begonnen wird am 1. Arbeitstag mit der<br />
Demontage der vorhandenen Dachkonstruktion und des Drempelgeschosses im ersten<br />
Abschnitt. Die Demontage der Geschossdecke und der WŠnde des Wohngeschosses im<br />
ersten Abschnitt erfolgen am 2. Arbeitstag. Nach Beendigung der Demontage wird<br />
ebenfalls am 2. Arbeitstag eine vorgefertigte Dachkonstruktion im ersten Abschnitt<br />
montiert. Der 2. Abschnitt des jeweiligen Hauseingangs wird analog zu den vorgenannten<br />
Bearbeitungsschritten am 3. und 4. Arbeitstag realisiert.<br />
WŠhrend dieser fŸnf Tage ist den Bewohnern der Aufenthalt im betreffenden Segment<br />
wŠhrend der Dauer des Kranbetriebes (7.00 -17.00 Uhr) aus SicherheitsgrŸnden nicht<br />
gestattet. FŸr diese Zeit kann nach Abstimmung mit der Hausverwaltung beispielsweise<br />
eine GŠstewohnung zur VerfŸgung gestellt werden. WŠhrend der gesamten<br />
RŸckbauphase mŸssen angrenzende ParkplŠtze und Stra§enabschnitte gesperrt<br />
werden.<br />
Die Bauma§nahmen werden in Abschnitten zu je fŸnf EingŠngen durchgefŸhrt. Der<br />
RŸckbau begann in dem Segment, wo die grš§ten WohnungsleerstŠnde vorhanden<br />
waren. FŸr einen Bauabschnitt wird eine Bauzeit von ca. 20 Wochen angestrebt. Die<br />
Bauma§nahmen im 1. Bauabschnitt verlŠngerten sich aufgrund der Insolvenz einer<br />
beauftragten Baufirma.<br />
Bauabschnitt 1: J.-Gšderitz-Stra§e 7-11 Beginn Juli 2002<br />
Ende MŠrz 2003<br />
Bauabschnitt 2: J.-Gšderitz-Stra§e 2-6 Beginn April 2003<br />
Bauabschnitt 3: J.-Gšderitz-Stra§e 12-16 Beginn Ende 2003<br />
Wohnumfeld Beginn 2004<br />
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Sozialplanerischer Projektverlauf<br />
Insgesamt verursacht das Projekt einen hohen organisatorischen Aufwand fŸr den<br />
Vermieter. Die Vorteile der Herangehensweise liegen allerdings auf der Hand. Der<br />
Gro§teil der Mieter bleibt in seinem angestammten Wohnmilieu und geht dem<br />
EigentŸmer nicht verloren, da nur ein Freizug des 5. (RŸckbaugeschoss) und 4.<br />
Geschosses erfolgen musste. Den Mietern, die aufgrund der Bauma§nahmen das Haus<br />
fŸr immer verlassen wollen, werden attraktive Ersatzwohnungen in der NŠhe des<br />
Gartenhofes am Parkweg zur VerfŸgung gestellt. Ein Beleg fŸr den Erfolg der<br />
angewendeten Verfahrensweise des Wohnungsunternehmens ist, dass Anfang 2003 bis<br />
auf drei Wohnungen der gesamte Wohnungsbestand in der J.-Gšderitz-Str. 2-16<br />
vermietet ist, bzw. Voranmeldungen fŸr die noch zu modernisierenden Wohnungen<br />
bestehen.<br />
Mieterbetreuung und Umzugsmanagement<br />
Bei der Mieterinformation und Ðbetreuung greift die Wobau auf bereits in anderen<br />
<strong>Magdeburg</strong>er Wohngebieten bewŠhrte Herangehensweisen zurŸck:<br />
Erstellung einer MieterinformationsbroschŸre, in der umfassend die Ma§nahmen<br />
und UnterstŸtzungen fŸr die Mieter dargestellt sind;<br />
ModernisierungsankŸndigung mit genauer AufschlŸsselung der Ma§nahmen,<br />
Kosten, BauablŠufe, Mietkonditionen wŠhrend der Bauphase;<br />
Hausversammlung mit Vorstellung der Planung und konkreter Beratung durch<br />
Architekten und Bauleiter;<br />
Einrichtung von GŠstewohnungen, spezielle GŠstezimmer fŸr Schichtarbeiter,<br />
Essenanlieferung;<br />
EinzelgesprŠche mit Mietern zu den ModernisierungswŸnschen<br />
<br />
(GrundrissverŠnderungen, Auswahl der neuen Ausstattung);<br />
Einrichtung eines BaubŸros mit stŠndigen Ansprechpartnern vor Ort:<br />
AushŠnge im Haus mit Bauablaufplan, Angaben zu Kontaktpersonen etc.;<br />
Nahezu tŠgliche Vor-Ort-PrŠsens von Mitarbeitern der Wobau, Bauleitern und<br />
Techniker wŠhrend der Bauphase<br />
Herr M. war wŠhrend der Umbauphase Hausmeister.<br />
Aus meiner Sicht als Hausmeister lief der ganze Umbau im gro§en und ganzen gut.<br />
Wichtig dafŸr war der enge Kontakt zu den Mietern und ein besonderes Engagement von<br />
uns fŸr unsere Kunden. Wir bemŸhten uns, die Ersatzwohnung, die von den Mietern<br />
tagsŸber genutzt werden konnte, herzurichten. Wir besorgten Mšbel, Radio und<br />
Fernseher, kleine Spiele zum Zeitvertreib und richteten die Wohnung ganz gemŸtlich ein.<br />
Wir arbeiteten als externe Dienstleister fŸr die Wobau bis unser Auftrag auslief. Viele<br />
Mieter bei denen heute der Umbau lŠuft beklagten dies, da die neuen Hausmeister der<br />
Wobau, insbesondere bei der Herrichtung der Ersatzwohnungen, sich nicht so viel MŸhe<br />
geben. Aus meiner Erfahrung ist es genauso wichtig, dass die Bauleitung gut funktioniert,<br />
kompetent mit den Mietern umgeht und ihre Probleme ernst nimmt. Hier gab es wirklich<br />
Probleme und viele Mieter beschwerten sich bei mir und der Objektverwaltung.<br />
€rgerlich war, dass wŠhrend des Baus, die Baufirma Pleite ging. Die BalkonbrŸstungen<br />
wurden nicht montiert und ein GerŸst steht seit vielen Monaten vor dem Haus. Die Mieter<br />
hatten natŸrlich VerstŠndnis dafŸr, aber durch diese VerlŠngerung der Bauarbeiten lagen<br />
bei vielen Mietern die Nerven blank. Die BalkonbrŸstungen werden gerade hergestellt, so<br />
dass nun endlich die Balkonsanierung abgeschlossen wird.<br />
(aus dem GesprŠch mit Herrn M. im Mai 2003)<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 212
MieterbroschŸre<br />
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Montage des Notdaches<br />
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Beispiel <strong>Magdeburg</strong> <strong>Olvenstedt</strong>, Gšderitzstra§e Arbeitspaket 4<br />
FŸr Familie S. organisierte den Tagesablauf wŠhrend der Umbauma§nahme<br />
folgenderma§en:<br />
Die Bauleitung klingelte morgens um 7.00 Uhr und bat uns, die Wohnung zu verlassen.<br />
Erst ab 16.00 Uhr konnten wir die Wohnung wieder betreten. Wir mussten unseren<br />
Tagesablauf nicht gro§ umstellen. Mein Mann ging auf Arbeit und unsere Tochter<br />
besuchte tagsŸber den Kindergarten. Ich hielt mich wŠhrend der Bauzeit in der<br />
nahegelegenen Wohnung meines Bruders auf. Wenn man tagsŸber unbedingt in die<br />
Wohnung wollte, war dies auch mšglich. Man musste nur dem KranfŸhrer Bescheid<br />
sagen, der fŸr diesen Zeitraum seine Arbeit einstellte, und durfte das Haus betreten.<br />
Mit der Information Ÿber den Hausumbau waren wir zufrieden. Alle Mieter wurden<br />
frŸhzeitig auf einer Versammlung Ÿber die anstehenden Ma§nahmen informiert und man<br />
konnte gut seine Urlaubsplanung darauf einstellen. Jeder Haushalt erhielt eine Mappe, in<br />
der alle Informationen Ÿber den Umbau und die Wohnungsmodernisierungen sowie<br />
Kontaktpersonen dargestellt waren. Nach der Versammlung folgte ein Brief vom<br />
Vermieter, in dem der grobe Zeitablauf der Bauma§nahmen bekannt gegeben wurde.<br />
Zudem wurden neue StellplŠtze angeboten, da die angemieteten StellplŠtze fŸr die<br />
Baustelleneinrichtung gebraucht wurden. Ca. 2 Wochen vor Baubeginn fanden<br />
EinzelgesprŠche mit dem Bauleiter und dem Objektbetreuer von der Wobau in der<br />
Wohnung statt, bei denen wir die genaue Terminplanung und ModernisierungswŸnsche<br />
durchgesprochen haben. WŠhrend der gesamten Bauphase waren immer der Bauleiter<br />
und der Hausmeister als Ansprechpartner vor Ort.<br />
Es gab aber auch Probleme. Da nur in kleinen Hausabschnitten umgebaut wurde,<br />
erlebten wir und das ganze Haus Ÿber lange Zeit unzumutbaren BaulŠrm durch<br />
Presslufthammerarbeiten. Die provisorische Dachabdeckung, die wŠhrend des Umbaus<br />
eingesetzt wurde, war heftigem Regen mit starkem Wind nicht gewachsen. Bei einem<br />
starken Regen lief bei einer Wohnung im Nachbaraufgang das Regenwasser die WŠnde<br />
herunter. Die betroffenen Mieter sollen aber problemlos und schnell Schadensersatz vom<br />
Vermieter bekommen haben. €rgerlich ist, dass die TreppenhŠuser nicht tŠglich gereinigt<br />
wurden. Durch die Bauarbeiten entstand eine Menge Dreck, der in die Wohnungen<br />
getragen wurde.<br />
Insgesamt waren wir aber mit dem gesamten Ablauf der Bauma§nahmen zufrieden. Die<br />
Betreuung war gut und die Terminplanung wurde eingehalten.<br />
(aus dem GesprŠch mit Frau S. im Mai 2003)<br />
Demontage des 5. Obergeschosses<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 214
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Magdeburg</strong> <strong>Olvenstedt</strong>, Gšderitzstra§e Arbeitspaket 4<br />
ResŸmee und Kosten des Projektes<br />
Das Projekt Gartenhof wird mit Fšrdermitteln aus dem Wohnungsbauprogramm des<br />
Landes Sachsen-Anhalt 2001 Ð Modernisierung und Instandsetzung von vermietetem<br />
und vermietbarem Wohnraum in den ÒStadtteilen mit besonderem Entwicklungsbedarf Ð<br />
die soziale StadtÒ gefšrdert. Mittels der 40%igen ZuschŸsse kšnnen trotz der<br />
umfassenden Ma§nahmen moderate Mieten gehalten werden. Das gesamte Bauvolumen<br />
umfasst Kosten von rund 3,44 Mio. Û.<br />
WŠhrend des Umbaus beauftragte die Wohnungsgesellschaft externe Dienstleister, die<br />
Hausmeisterfunktionen Ÿbernahmen. Dies registrierten die Bewohner wohlwollend und<br />
nahmen die Hilfeleistungen gern in Anspruch. Befragte Mieter bedauerten in GesprŠchen<br />
vor Ort, dass diese Betreuung nach den Ma§nahmen nicht im selben Ma§e von der<br />
Wohnungsgesellschaft fortgefŸhrt werden konnte.<br />
Von den 22 Mietpartein sind 14 im Objekt wohnhaft geblieben. Nur 5 Mietpartein haben<br />
das Unternehmen verlassen. Die anderen haben in der NŠhe eine neue Wohnung<br />
gefunden. Der grš§te Anteil der Mieter ging dem Unternehmen also nicht verloren.<br />
Auch wenn der organisatorische Aufwand fŸr die Wohnungsgesellschaft sehr hoch war,<br />
bewŠhrte sich das Verfahren, im bewohnten Zustand zu modernisieren und umzubauen.<br />
Ausschlaggebend fŸr den Erfolg eines Projektes ist fŸr die Wohnungsgesellschaft die<br />
folgende Vermietung der Wohnungen. Nach Abschluss der Bauma§nahmen werden alle<br />
Wohnungen vermietet sein.<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 215
KostenŸbersicht:<br />
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Magdeburg</strong> <strong>Olvenstedt</strong>, Gšderitzstra§e Arbeitspaket 4<br />
J.-Gšderitz-Stra§e<br />
Nr. 2-11 Nr.12-16<br />
Bautyp WBS 70 WBS 70<br />
Anzahl der Wohnungen alt 100 50<br />
Anzahl der Wohnungen neu 80 40<br />
WohnflŠche alt 6.025,50 qm 3.013,25 qm<br />
WohnflŠche neu 4.787,70 qm 2.393,82 qm<br />
RŸckgebaute Wohnungen 20 10<br />
RŸckgebaute WohnflŠche 1.238,80 qm 619,40 qm<br />
Sanierungskosten Gesamt ca 2.284.000 Û ca 1.142.000 Û<br />
Reine RŸckbaukosten ca. 225.000 Û ca. 112.000 Û<br />
Kosten je qm WohnflŠche<br />
(Gesamtkosten incl. aller<br />
Ma§nahmen seit 1998 incl.<br />
sŠmtlicher Baunebenkosten<br />
wie z.B. UmzŸge etc.)<br />
ca. 480 Û ca. 480 Û<br />
RŸckbaukosten:<br />
auf alte WohnflŠche ca 38,00 Û/qm ca. 38,00 Û/qm<br />
auf bleibende WohnflŠche ca 47,00 Û/qm ca 47,00 Û/qm<br />
auf rŸckgebaute WohnflŠche ca 180,00 Û/qm ca. 180,00 Û/qm<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 216