19.08.2013 Aufrufe

Zusammenfassung - StadtBüro Hunger, Stadtforschung und ...

Zusammenfassung - StadtBüro Hunger, Stadtforschung und ...

Zusammenfassung - StadtBüro Hunger, Stadtforschung und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />

<strong>Zusammenfassung</strong><br />

<strong>Zusammenfassung</strong> der Forschungsergebnisse<br />

1. Ein Forschungsthema mit hoher gesellschaftlicher Relevanz<br />

Im Verlauf des im I. Quartal 2000 gestarteten Forschungsvorhabens hat sich ein<br />

ungewšhnlich dynamischer Prozess der gesellschaftlichen Hinwendung zum Forschungsthema<br />

ergeben: war RŸckbau bis 1999 nahezu noch ein gesellschaftliches Tabu Ð<br />

Thema, so ist vier Jahre spŠter in den neuen LŠndern vor dem Hintergr<strong>und</strong> erheblicher<br />

WohnungsleerstŠnde <strong>und</strong> anhaltender Einwohnerverluste ein massiver Prozess des<br />

Stadtumbaus in Gang gekommen, der auf einem milliardenschweren, auf 10 Jahre<br />

ausgelegten Stadtumbauprogramm basiert.<br />

Vom sozialvertrŠglichen RŸckbau zum Stadtumbau<br />

Die Forschungsnehmer haben durch wissenschaftliche Untersuchungen, Publikationen,<br />

VortrŠge <strong>und</strong> andere Formen der …ffentlichkeitsarbeit diesen Prozess direkt mit<br />

beeinflusst, wobei folgende Empfehlungen aus den Zwischenberichten der Forschung<br />

heraus die Praxis beeinflussten:<br />

RŸckbauvorhaben mŸssen sozialvertrŠglich gestaltet sein, sie kšnnen nicht allein als<br />

technisches Problem mit dem Ziel der Marktbereinigung angegangen werden. Mit<br />

fortschreitendem RŸckbaugeschehen gewinnt die soziale Akzeptanz bei der<br />

Bevšlkerung an Bedeutung.<br />

FŸr die verbleibenden Bewohner muss eine akzeptable Perspektive des dauerhaften<br />

Wohnens in einem attraktiven Wohnmilieu erkennbar sein, weshalb es sinnvoll ist,<br />

von vornherein RŸckbau- <strong>und</strong> Aufwertungsma§nahmen als Einheit zu konzipieren.<br />

RŸckbauvorhaben kšnnen nicht aus der Einzelperspektive eines betroffenen<br />

Unternehmens <strong>und</strong> eines einzelnen Hauses angegangen werden. Sie mŸssen aus<br />

plausiblen Gesamtkonzepten der stŠdtebaulichen <strong>und</strong> wohnungswirtschaftlichen<br />

Entwicklung der jeweiligen Stadt abgeleitet werden, die im kooperativem<br />

Zusammenwirken von Wohnungsunternehmen <strong>und</strong> šffentlicher Hand auszuarbeiten<br />

sind.<br />

Hohe Relevanz fŸr die Fšrderpolitik des B<strong>und</strong>es<br />

Diese Empfehlungen, die aus der Begleitung von Vorhaben <strong>und</strong> Planungen in den<br />

StŠdten Leinefelde, Magdeburg, Cottbus, Wittenberg, Sangerhausen, Halberstadt <strong>und</strong><br />

Berlin hervorgegangen sind, spiegeln sich unmittelbar in der parallel zur Forschung<br />

zwischen 2000 <strong>und</strong> 2002 konzipierten Fšrderpolitik des B<strong>und</strong>es wider:<br />

Das B<strong>und</strong>-LŠnder-Programm Stadtumbau Ost ist als Einheit von RŸckbau <strong>und</strong><br />

Aufwertung konzipiert, wobei sozialplanerische Erfordernisse wie …ffentlichkeitsarbeit,<br />

Umzugsmanagement etc. von vornherein mit berŸcksichtigt wurden.<br />

StŠdtebauliche, sozialplanerische <strong>und</strong> wohnungswirtschaftliche Belange werden in<br />

dem seit 2002 greifenden neuen Programm auf so enge Art <strong>und</strong> Weise wie in<br />

keinem der bisherigen Fšrderprogramme verknŸpft.<br />

Der im ersten Halbjahr 2002 unter Beteiligung von mehr als 200 ostdeutschen<br />

Kommunen durchgefŸhrte B<strong>und</strong>eswettbewerb ãStadtumbau Ost - FŸr lebenswerte<br />

StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 4


SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />

<strong>Zusammenfassung</strong><br />

StŠdte <strong>und</strong> attraktives WohnenÒ folgte der Empfehlung der Forschung, integrierte<br />

Stadtentwicklungskonzepte als Voraussetzung fŸr die gesamtstŠdtische BegrŸndung<br />

von RŸckbauvorhaben erarbeiten zu lassen.<br />

Dynamische Forschungskonzeption<br />

Angesichts der hohen gesellschaftlichen Relevanz des Themas hatte die Forschung die<br />

seltene Chance, von der Fachšffentlichkeit aufmerksam wahrgenommen zu werden <strong>und</strong><br />

Fšrderpolitiken mit zu beeinflussen. Dank dieser PraxisnŠhe sind die in den<br />

Zwischenberichten 2001 <strong>und</strong> 2002 dokumentierten Ergebnisse heute bereits zum<br />

Allgemeingut geworden. Das betrifft u.a. die aus der Untersuchung von Beispielen<br />

abgeleiteten methodischen Empfehlungen fŸr die Erstellung integrierter<br />

Stadtentwicklungskonzepte unter Einbeziehung sozialplanerischer AnsŠtze. Gleichzeitig<br />

machte es die unterschiedliche Dynamik des Stadtumbaus im Interesse des<br />

Forschungszieles plausibel, zusŠtzliche Untersuchungsstandorte aufzunehmen (Cottbus,<br />

Halberstadt, Leinefelde, Berlin) <strong>und</strong> auf andere Standorte zu verzichten (Nohra,<br />

Altenberg, Schwarzenberg, Chemnitz). Der konzipierte Gesamtaufwand blieb davon<br />

unberŸhrt.<br />

2. Stadtumbau als sozialplanerische Herausforderung mit breitem<br />

inhaltlichen Spektrum<br />

Die sozialplanerische Herausforderung infolge des Schrumpfungsprozesses der StŠdte<br />

ist immens: die Infrastruktur muss nicht nur sozialvertrŠglich an den rŸcklŠufigen Bedarf<br />

angepasst, sondern gleichzeitig qualitativ verbessert werden. Schrumpfung als Chance<br />

zu gestalten hei§t, dass die Stadt als RaumgefŸge <strong>und</strong> als Gemeinwesen strukturell <strong>und</strong><br />

funktionell gestŠrkt wird. Diesen Weg gehen die von der sozialwissenschaftlichen<br />

Forschung begleiteten StŠdte mit verschiedenen Varianten:<br />

Abriss eines ganzen Wohngebietes mit dem Ziel, den Wohnungsmarkt der<br />

Gesamtstadt <strong>und</strong> die Wohnmilieus der Innenstadt zu stabilisieren (Halberstadt).<br />

Umstrukturierung einer Gro§siedlung zu einem vielfŠltigen Wohngebiet mit<br />

eigentumsfŠhigen Wohnformen mit dem Ziel der Marktstabilisierung bei<br />

gleichzeitigem Angebot nachgefragter Wohnformen (Wittenberg)<br />

Auflockerung von Wohngebieten zur Beseitigung benachteiligter Wohnlagen<br />

(Magdeburg, Sangerhausen)<br />

Integrierte Umbaukonzepte fŸr Gro§siedlungen mit einer gro§en Ma§nahmevielfalt<br />

unter integriertem Einsatz verschiedener Fšrderprogramme (Leinefelde, Cottbus)<br />

Aufwertung zukunftsfŠhiger Wohnlagen durch Modernisierung <strong>und</strong><br />

Strukturanpassung der sozialen Infrastruktur (Berlin Ð Fennpfuhl)<br />

Dieser Variantenreichtum macht deutlich, dass die sozialwissenschaftliche Begleitung der<br />

Vorhaben von vornherein mit einem breiten inhaltlichen wie methodischen Spektrum<br />

angelegt sein musste.<br />

Erarbeitet wurde ein Leitfaden zu Inhalt <strong>und</strong> Methodik integrierter Stadtentwicklungskonzepte<br />

zur Vorbereitung von Stadtumbauma§nahmen, der deutlich macht,<br />

StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 5


SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />

<strong>Zusammenfassung</strong><br />

dass einzelne RŸckbauma§nahmen aus dem Kontext gesamtstŠdtischer Betrachtungen<br />

zur Bedarfsentwicklung Standortauswahl abgeleitet werden mŸssen. Einzulšsender<br />

Anspruch an integrierte Stadtentwicklungskonzepte ist das Ineinandergreifen von<br />

stŠdtebaulichen, wohnungswirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialplanerischen Komponenten, wobei<br />

sozialwissenschaftliche Inhalte <strong>und</strong> Methoden in alle drei Teilbereiche hineinspielen.<br />

Gezeigt wird, dass ohne Einsatz f<strong>und</strong>ierter soziologischer Methoden wie Befragungen,<br />

ExpertengesprŠche <strong>und</strong> Szenario -Technik eine realitŠtsnahe BedarfsabschŠtzung<br />

ebenso wenig mšglich ist wie eine Ÿberzeugende …ffentlichkeitsarbeit, die zu mšglichst<br />

weitreichender Akzeptanz des Stadtumbaus bei mšglichst vielen Betroffenen fŸhrt.<br />

3. RŸckbau - ein sozial sensibles Thema, das vielfŠltige Formen der Betroffenenbeteiligung<br />

<strong>und</strong> Sozialplanung erfordert<br />

Einerseits ist Leerstand aus Mietersicht ein auf den ersten Blick positives Problem: es<br />

gibt zu viele Wohnungen statt Wohnungsnot. Andererseits wird Abriss negativ erlebt: als<br />

Zerstšrung von materiellen Werten, von Nachbarschaften <strong>und</strong> Biographien, von erlebter<br />

<strong>und</strong> gelebter Geschichte. Deshalb ist gro§e SensibilitŠt im Umgang mit den Mietern<br />

angebracht. RŸckbau bzw. Stadtumbau als nicht eindeutig positiver Prozess wie etwa die<br />

Erneuerung der InnenstŠdte verlangt eine besonders sensible …ffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong><br />

Mieteransprache, um Akzeptanz zu erreichen.<br />

Aus der unternehmerischen Sicht der Wohnungswirtschaft ist gro§e SensibilitŠt<br />

angebracht, um den ohnehin kaum noch verkraftbaren Wohnungsleerstand nicht noch zu<br />

erhšhen durch AbrissgerŸchte. Wichtig ist es, den Mietern in den von Stadtumbau<br />

betroffenen HŠusern eine klare Perspektive zu bieten Ð entweder eine ihren AnsprŸchen<br />

entsprechende Wohnung in einem anderen Wohngebiet oder eine modernisierte<br />

Wohnung im bisherigen Wohnmilieu.<br />

VerhŠngnisvoll wŠre die Verbreitung einer Stimmung, dass das Wohnen in einem<br />

bestimmten Quartier keine Zukunft mehr hat, bevor klare planerische <strong>und</strong><br />

unternehmerische Entscheidungen getroffen sind. Hier wird der Unterschied zur<br />

Altstadtsanierung deutlich: im Stadtkern wird gewšhnlich Schritt fŸr Schritt vorgegangen<br />

<strong>und</strong> allmŠhlich saniert. Ob ein Haus frŸher oder spŠter saniert wird, ist fŸr die<br />

Gesamtstrategie von wenig Belang. Bei der Festlegung hingegen von Abrissvorhaben<br />

wird der Stab Ÿber einen Bestand gebrochen - <strong>und</strong> das ist richtig <strong>und</strong> notwendig, wenn<br />

die Realisierung des Vorhabens in ãSack <strong>und</strong> TŸtenÒ ist. Es ist falsch, wenn in absehbarer<br />

Zeit nichts passiert, denn dann beschleunigen sich Wegzug, Entwertung <strong>und</strong> letztlich<br />

Verfall ganzer Quartiere.<br />

RŸckbauvorhaben sind deshalb aus sozialplanerischer Sicht besonders behutsam<br />

vorzubereiten <strong>und</strong> zu begleiten: einerseits darf keine Planung im stillen KŠmmerlein<br />

erfolgen, mit der dann die Bewohnerschaft ãbeglŸcktÒ wird. Andererseits dŸrfen nicht zu<br />

frŸh Unsicherheiten <strong>und</strong> €ngste erzeugt werden, indem Ÿber FrŸhphasen der Planung<br />

šffentlich mit unzureichender ProfessionalitŠt diskutiert wird. Allerdings sind dann rasches<br />

Handeln <strong>und</strong> klare Informationen angezeigt, wenn die praktische Realisierung eines<br />

Vorhabens sicher ist.<br />

Es gibt keinen Kšnigsweg in der …ffentlichkeitsarbeit <strong>und</strong> Mieterinformation. Gefragt ist<br />

eine Vielfalt der Konzepte <strong>und</strong> Methoden entsprechend der lokalen Situation. Das<br />

Spektrum der in der Praxis angewandten Betreuungs- <strong>und</strong> Informationsformen ist breit.<br />

Es reicht von BŸrger - Infos, Mieterversammlungen <strong>und</strong> EntwurfswerkstŠtten bis zur<br />

direkten Ansprache der Betroffenen <strong>und</strong> zum Umzugsmanagement. Gute Erfahrungen<br />

StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 6


SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />

<strong>Zusammenfassung</strong><br />

liegen dort vor, wo Wohnungsunternehmen, Verwaltung <strong>und</strong> externe Beauftragte in miteinander<br />

abgestimmter Arbeitsteilung unterschiedliche Methoden einsetzen.<br />

Beispielplanungen fŸr den Quartiersumbau haben aus Sicht der sozialwissenschaftlichen<br />

Begleitforschung folgende verallgemeinerbaren Erkenntnisse geliefert:<br />

Es ist wichtig, den Stadtumbau mit Aufwertungsma§nahmen in jenen Bereichen zu<br />

beginnen, die von den Bewohnern in besonderem Ma§e erlebt werden <strong>und</strong> die das<br />

Image des Wohngebietes als Ganzes prŠgen. Damit wird ein sichtbares Signal<br />

gesetzt, dass Kommune <strong>und</strong> WohnungseigentŸmer es ernst meinen mit der<br />

Verbesserung des Wohnmilieus ihrer BŸrger <strong>und</strong> Mieter.<br />

Nachdem durch Aufwertung <strong>und</strong> Modernisierung Akzeptanz <strong>und</strong> Vertrauen fŸr den<br />

Stadtumbau geschaffen wurden, kšnnen auch RŸckbauma§nahmen gemeinsam mit<br />

den Bewohnern vorbereitet <strong>und</strong> durchgesetzt werden.<br />

EntwurfswerkstŠtten zu Themen der Wohnumfeldverbesserung unter Beteiligung der<br />

BŸrger erweisen sich als sinnvolle Form der sozialplanerischen Vorbereitung der<br />

fachlichen Entwurfsplanung. Zum einen kšnnen die BedŸrfnisse der Anwohner<br />

konkret berŸcksichtigt werden, zum anderen ist durch das Verfahren der Mitwirkung<br />

von vornherein eine hšhere Akzeptanz der Erneuerungsma§nahmen zu erwarten.<br />

4. FrŸhzeitige Kooperation <strong>und</strong> dauerhafte Zusammenarbeit aller<br />

Akteure unter Einbeziehung soziologischer Methoden sind fŸr sozialvertrŠglichen<br />

RŸckbau unumgŠnglich<br />

Die begleiteten Stadtumbauvorhaben <strong>und</strong> Stadtentwicklungskonzepte haben gezeigt:<br />

Lenkungsr<strong>und</strong>en sind als Gremien vertrauensvoller <strong>und</strong> vertraulicher Zusammenarbeit<br />

von €mtern, WohnungseigentŸmern, Stadtwerken, Mietervertretern <strong>und</strong> anderen<br />

Akteuren unerlŠsslich. Stadtumbau muss Chefsache sein <strong>und</strong> als Daueraufgabe<br />

anerkannt werden. Integrierte Stadtentwicklungskonzepte <strong>und</strong> unternehmensinterne<br />

Konzepte der Wohnungswirtschaft sind zwei Seiten einer Medaille, die wechselseitig<br />

abgestimmt sein mŸssen.<br />

Umsetzungsvereinbarungen zwischen šffentlicher Hand <strong>und</strong> WohnungseigentŸmern<br />

schaffen VerlŠsslichkeit <strong>und</strong> ermšglichen vielfŠltige Regelungen mit hoher, u.U.<br />

vertraglich abgesicherter Verbindlichkeit Ð von der Vorhabenplanung Ÿber das<br />

Umzugsmanagement bis hin zum Baurecht.<br />

Die stŠndige Fortschreibung der Stadtentwicklungskonzepte sowie der<br />

Unternehmenskonzepte ist zwingend: Jene StŠdte <strong>und</strong> Unternehmen sind erfolgreich, die<br />

den Stadtumbau als kontinuierlichen Prozess planerisch vorbereiten <strong>und</strong> gestalten.<br />

Lenkungsr<strong>und</strong>en dŸrfen nach der Erstellung von Stadtentwicklungskonzepten nicht<br />

abbrechen, sondern sollten periodisch weitertagen. Eine systematische<br />

Indikatorenfortschreibung <strong>und</strong> -kontrolle ist aufgr<strong>und</strong> der Dynamik der VerŠnderungen<br />

wenigstens einmal jŠhrlich notwendig. (gebietsscharf <strong>und</strong> unternehmensscharf:<br />

Leerstand, Wanderung, Bewohnerzahl <strong>und</strong> Ðstruktur, WegzugsgrŸnde etc.). FŸr die<br />

Wohnungsunternehmen steht die laufende Anpassung der sozialplanerischen Eckdaten<br />

ihres Port-Folio-Managements an. BewŠhrt haben sich methodisch relativ Ÿberschaubare<br />

Szenarien fŸr die Prognose der Einwohnerentwicklung, der Haushaltsstruktur <strong>und</strong> des<br />

Wohnungsbedarf.<br />

StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 7


SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />

<strong>Zusammenfassung</strong><br />

Eine sorgfŠltige <strong>und</strong> realistische Analyse der Rahmenbedingungen des Stadtumbaus im<br />

regionalen Kontext <strong>und</strong> unter BerŸcksichtigung der sozialen VerhŠltnisse verschiedener<br />

Bewohnergruppen ist fŸr die sozialvertrŠgliche Vorbereitung von Aufwertungs- <strong>und</strong><br />

RŸckbauma§nahmen unerlŠsslich. BewŠhrt haben sich in den untersuchten<br />

BeispielstŠdten Einwohnerbefragungen in den wichtigsten Wohnmilieus zur Aufdeckung<br />

der WohnwŸnsche, der WegzugsgrŸnde <strong>und</strong> Erwartungen der Bewohner. Sie sind fŸr die<br />

sozialwissenschaftliche, zielgruppenscharfe BegrŸndung der Wohnungsnachfrage<br />

ebenso unerlŠsslich wie fŸr die Erstellung sozialer PortrŠts der verschiedenen<br />

Wohnquartiere, auf denen konkrete Handlungsempfehlungen beruhen.<br />

Immer mehr Wohnungsunternehmen arbeiten mit ãMieterbarometernÒ in die gleiche<br />

Richtung. Kommt noch eine systematische Auswertung von Sozialstatistiken hinzu, so<br />

basieren die Stadtumbaukonzepte auf der Kenntnis der BewohnerbedŸrfnisse, was die<br />

Wahrscheinlichkeit von Fehlentscheidungen dŠmpft.<br />

5. Technik des RŸckbaus <strong>und</strong> sozialplanerisches Vorgehen mŸssen<br />

miteinander korrespondieren<br />

Erfahrungen aus den begleiteten StŠdten zeigen: je mehr die RŸckbauma§nahmen<br />

voranschreiten, desto professioneller gestaltet sich der technische Ablauf <strong>und</strong> desto<br />

notwendiger wird der sozialplanerische Vorlauf. Nicht die Technik des RŸckbaus, sondern<br />

das Umzugsmanagement <strong>und</strong> die VerfŸgbarkeit bedŸrfnisgerechter Wohnungen fŸr<br />

diejenigen Bewohner, deren HŠuser abgerissen bzw. umgebaut werden, bestimmen das<br />

Tempo. Um mšglichst wenige Mieter zu verlieren, mŸssen die Wohnungsunternehmen<br />

ihren K<strong>und</strong>en akzeptierte Wohnalternativen anbieten. Ersatzwohnungen mŸssen - meist<br />

aufwendig - hergerichtet werden, EinzelgesprŠche stehen mit jedem Betroffenen an,<br />

jeweils individuelle Lšsungen werden verlangt. Geschieht das nicht, zieht der Mieter zu<br />

einem anderen EigentŸmer. Die von der Forschung begleiteten Beispiele zeigen, dass<br />

die Wohnungsunternehmen sich auf die BewohnerbedŸrfnisse einstellen <strong>und</strong> durch<br />

sensibles Umzugsmanagement bis zu 80% ihrer Mieter in den eigenen BestŠnden halten<br />

kšnnen.<br />

6. FlŠchenabriss kann eine zweckmŠ§ige sozialplanerische Strategie<br />

sein<br />

Es gibt aus sozialplanerischer Sicht keinen ãKšnigswegÒ bei der Technik des RŸckbaus<br />

<strong>und</strong> der Strategie der Wohnungsreduzierung. Wenn es gelingt, Akzeptanz bei den<br />

Betroffenen herzustellen, kann flŠchendeckender RŸckbau aus sozialplanerischer Sicht<br />

sinnvoll sein. So hat sich Halberstadt fŸr den FlŠchenabriss eines ganzen Wohngebietes<br />

mit ca. 1.000 Wohnungen Ð mit Ausnahme einer Wohnzeile eines Zwischenerwerbers -<br />

entschieden. Durch die Nachnutzung der FlŠche <strong>und</strong> der vorhandenen technischen<br />

Infrastruktur bekommt die Stadt die Mšglichkeit, preisgŸnstig ein zentrumsnahes<br />

Eigenheimgebot zu erschlie§en <strong>und</strong> damit im einzigen noch wirksamen<br />

Nachfragesegment auf dem lokalen Wohnungsmarkt ein zugleich preislich wie qualitativ<br />

attraktives <strong>und</strong> im Sinne nachhaltiger Stadtentwicklung vertrŠgliches Angebot<br />

unterbreiten zu kšnnen.<br />

Die auf den ersten Blick aus sozialplanerischer Sicht rabiate Methode des<br />

FlŠchenabrisses ist sozialvertrŠglich, weil erstens fŸr alle Mieter eine akzeptierte<br />

Wohnalternative gef<strong>und</strong>en wurde. Zweitens wurde durch den Zuzug der Haushalte aus<br />

StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 8


SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />

<strong>Zusammenfassung</strong><br />

dem Abrissgebiet der Leerstand in anderen Wohngebieten der Stadt gedŠmpft, der<br />

schleichenden ãPerforierungÒ der Stadt mit ihren negativen sozialen Folgen wird<br />

entgegengewirkt. Durch ein beratungsintensives <strong>und</strong> individuelles Umzugsmanagement<br />

ist es den Wohnungsunternehmen gelungen, etwa 70-80% ihrer Mieter innerhalb der<br />

eigenen BestŠnde zu halten. Den Haushalten wurden frisch modernisierte Wohnungen<br />

im Stadtzentrum oder preiswerte Wohnungen in der Innenstadt angeboten.<br />

7. Vor- <strong>und</strong> Nachteile des RŸckbaus im bewohnten Zustand<br />

Sanfte RŸckbautechniken werden aus zweierlei GrŸnden an Bedeutung gewinnen:<br />

mit fortschreitendem Stadtumbau werden die RŸckbau Ð Ma§nahmen von einfachen<br />

Situationen (bereits leer, Randlage ohne Stšrung der Nachbarschaft, einfache<br />

EigentŸmerstruktur) zu komplizierteren, gewachsenen Lagen Ÿbergehen mŸssen.<br />

Etagenweiser Teil - RŸckbau im bewohnten Zustand, kombiniert mit der attraktiven<br />

Sanierung des verbleibenden Bestandes, hat den Vorteil, dass ein gro§er Teil der<br />

vorhandenen Mieter, die bleiben wollen, gehalten werden kann. Nach den Erfahrungen<br />

an den untersuchten Standorten ist das nicht nur mit Blick auf den Erhalt der<br />

Nachbarschaften gŸnstig, sondern auch wirtschaftlicher, als alle Wohnungen leer ziehen<br />

zu mŸssen <strong>und</strong> mŸhevoll gŠnzlich neue Mieter anzuwerben.<br />

RŸckbau in bewohntem Zustand lohnt aus wohnungswirtschaftliche Sicht nur, wenn die<br />

Zahl der rŸckbebauten Wohnungen deutlich unter der Zahl der verbleibenden<br />

Wohnungen liegt, - wie das im Falle des RŸckbaus von 6 bzw. 5 Geschossen auf 4<br />

Geschosse der Fall ist. Bei gravierendem RŸckbau wie im Magdeburger Wohngebiet<br />

NeustŠdter Feld (Umbau von Sechsgeschossern zu ReihenhŠusern) war der vollstŠndige<br />

Leerzug unabdingbar, - wobei ein Teil der Mieter nach individuellen VorgesprŠchen fŸr<br />

den Wiedereinzug in die faktisch neuen HŠuser gewonnen werden konnte.<br />

Probleme tauchen auf bis hin zur Unzumutbarkeit, wenn sich der RŸckbau im bewohnten<br />

Zustand verzšgert Ð wie am Magdeburger Standort Gšderitzstr. durch die Insolvenz einer<br />

Baufirma. Notwendig ist ein straffes Zeitmanagement mit stŠndig ansprechbaren<br />

Betreuern vor Ort.<br />

Technischer Aufwand vs. Sozialer Nutzen vs. Wirtschaftliche Tragbarkeit<br />

Entscheidungen Ÿber die Art <strong>und</strong> Weise von RŸckbau <strong>und</strong> Aufwertung mŸssen das<br />

VerhŠltnis von technischem Aufwand <strong>und</strong> sozialen Kosten sorgfŠltig abwŠgen: einerseits<br />

macht es keinen Sinn, die kostengŸnstigste Abrissvariante zu wŠhlen, wenn damit die<br />

Nachbarschaften vertrieben werden. Um Mieter zu halten, werden die Unternehmen<br />

hŠufig um behutsamen RŸckbau <strong>und</strong> gezielte Aufwertung nicht umhin kommen.<br />

Andererseits muss der Umbau aus unternehmerischer Sicht wirtschaftlich tragbar sein.<br />

ExpertengesprŠche mit den betroffenen Wohnungsunternehmen zeigten, dass die<br />

aktuellen FšrdermodalitŠten des Programms Stadtumbau Ost in der Regel nicht<br />

ausreichen, damit die Wohnungsunternehmen behutsame Umbaulšsungen zu tragbaren<br />

Kosten finden.<br />

Um die Finanzierbarkeit des Stadtumbaus sichern zu kšnnen, setzen mehrere der<br />

begleiteten Unternehmen auf ãgemischteÒ Strategien:<br />

· KostengŸnstiger FlŠchenabriss in Randlagen nach vollstŠndigem Leerzug ohne<br />

Belastung benachbarter Bebauung,<br />

StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 9


SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />

<strong>Zusammenfassung</strong><br />

· Aufwendiger Umbau durch TeilrŸckbau <strong>und</strong> Modernisierung mit dem Ziel,<br />

dauerhaft attraktiven <strong>und</strong> nachgefragten Wohnraum zu schaffen,<br />

· Stilllegung von WohngebŠuden in Bereichen, die vorhandene Nachbarschaften<br />

so wenig wie mšglich beeintrŠchtigen.<br />

8. Der Umbau im Wohnungsbestand muss mit dem Umbau der technischen<br />

<strong>und</strong> sozialen Infrastruktur abgestimmt sein<br />

Zurecht legt das Programm Stadtumbau Ost den Fokus auf den RŸckbau <strong>und</strong> die<br />

Aufwertung des Wohnungsbestandes. Dennoch darf keine Situation entstehen, in der die<br />

Strukturanpassung der Kitas <strong>und</strong> Schulen an den Bedarf zurŸckbleibt <strong>und</strong> die<br />

Erneuerung der dauerhaft notwendigen Einrichtungen stagniert. Das gilt genauso fŸr die<br />

QualitŠt der Betreuungs- <strong>und</strong> Versorgungseinrichtungen vor allem fŸr Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche. Eltern entscheiden sich fŸr Wohnquartiere, in denen eine gute Betreuung<br />

<strong>und</strong> Ausbildung ihrer Kinder garantiert ist. Andererseits bewirkt der zunehmende Anteil<br />

Šlterer Bewohner zunehmende BedŸrfnisse nach sicherem Wohnen mit<br />

Betreuungsangeboten in vertrauter Umwelt. Die Sozialplanung der šffentlichen Hand wie<br />

der Unternehmen muss eng aufeinander abgestimmt sein, um diesen Ÿber die eigene<br />

Wohnung hinausgehenden BedŸrfnissen Rechnung zu tragen.<br />

Die Einrichtungen der sozialen Infrastruktur haben auf die Festlegung von Um- <strong>und</strong><br />

RŸckbaumassnahmen in der Regel einen weniger direkten Einfluss als die<br />

Gegebenheiten der technische Infrastruktur. Dem Ð in der Regel rŸcklŠufigen oder<br />

verŠnderten - Bedarf wird in den Beispielquartieren durch Abriss, Stilllegung bzw.<br />

Funktionswandel entsprochen. Dabei bieten sich insbesondere leerstehende Kitas als<br />

kleinrŠumige BegegnungsstŠtten an. Die Kopplung des Programms Stadtumbaus mit<br />

dem Programm ãSoziale StadtÒ fŸr diese Zwecke wird aus sozialwissenschaftlicher Sicht<br />

empfohlen.<br />

Abstimmungsprobleme treten dann auf, wenn die Kita- <strong>und</strong> Schulentwicklungsplanung<br />

wenig mit der Stadtentwicklungsplanung vernetzt wird. Faktisch hat in diesen FŠllen das<br />

Stadtentwicklungskonzept die Ergebnisse der Fachplanung zu Ÿbernehmen, der Einfluss<br />

konzeptioneller ErwŠgungen zur Entwicklung einer nachhaltigen Stadtstruktur bleibt<br />

begrenzt.<br />

FŸr den Fall, dass die Einrichtungen der sozialen Infrastruktur auf Dauer nicht mehr<br />

benštigt werden <strong>und</strong> abgerissen werden mŸssen, gilt das gleiche wie fŸr die<br />

Strukturanpassung der technischen Infrastruktur: es entstehen erhebliche Kosten, die<br />

durch das Programm Stadtumbau Ost nur in AusnahmefŠllen getragen werden sollten.<br />

Dringlich ist hierfŸr die Kopplung des Stadtumbau-Programmes mit Ressort-Programmen<br />

des sozialen Bereiches.<br />

Technische Infrastruktur: ein immenser Kostenfaktor<br />

Der Kostenanteil der technischen Infrastruktur am Stadtumbauprozess steigt mit<br />

komplizierter werdenden Stadtumbauvorhaben.<br />

VerhŠngnisvoll wŠre es, diese bedeutenden Aufwendungen aus dem Programm<br />

ãStadtumbau OstÒ zu finanzieren, da dann die Mittel fŸr die unumgŠngliche Anpassung<br />

der Wohnsubstanz an die Nachfrage nicht ausreichen wŸrden. Notwendig ist ein<br />

gesondertes Infrastruktur-Programm des Stadtumbaus, das aus verschiedenen Ressorts<br />

gespeist werden muss.<br />

StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 10


SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />

<strong>Zusammenfassung</strong><br />

Aus sozialwissenschaftlicher Sicht ist zu betonen, dass die FunktionsfŠhigkeit der<br />

technischen Netze fŸr die verbleibenden Bewohner im Zuge von RŸckbauma§nahmen<br />

voll gesichert sein muss. Die Vorzugsvariante des RŸckbaus im jeweiligen Wohnquartier<br />

darf insofern nicht allein technisch optimal sein, sondern muss den BedŸrfnissen der<br />

Bewohner an funktionsfŠhige <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlich einwandfreie Netze der Wasserver- <strong>und</strong><br />

-entsorgung, der Energieversorgung <strong>und</strong> der VerkehrsanschlŸsse entsprechen.<br />

TeilrŸckbau von GebŠuden hat in aller Regel den infrastrukturellen Vorteil, dass<br />

vorhandene technische Netze nicht verŠndert werden mŸssen. Der hšhere hochbauliche<br />

Kostenaufwand rechtfertigt sich durch den Wegfall ggf. notwendiger tiefbaulicher<br />

Ma§nahmen.<br />

9. Schwindende HandlungsfŠhigkeit der Kommunen <strong>und</strong> Wohnungsunternehmen:<br />

dringender Handlungsbedarf zur Sicherung eines sozialvertrŠglichen<br />

Stadtumbaus<br />

Ein Jahr nach Inkrafttreten des Programms ãStadtumbau OstÒ liegen in fast allen<br />

grš§eren StŠdten integrierte Stadtentwicklungskonzepte vor, erste Abrisse von<br />

Wohnungen verb<strong>und</strong>en mit Aufwertungsma§nahmen haben stattgef<strong>und</strong>en. Dennoch hat<br />

sich die Situation der ostdeutschen StŠdte <strong>und</strong> Wohnungsunternehmen nicht verbessert.<br />

Seit Vorlage des Berichts der Expertenkommission ãWohnungswirtschaftlicher<br />

Strukturwandel in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndernÒ im Jahre 2000, die von einem Leerstand in<br />

den ostdeutschen LŠndern in Hšhe von rd. 1 Million Wohnungen auf der Basis des<br />

Jahres 1999 ausgegangen ist, hat sich dieser noch einmal um rd. 300.000 Wohnungen<br />

erhšht. Die Zahl der leer stehenden Wohnungen ist also fast in dem Umfang gestiegen, in<br />

dem nach dem Stadtumbauprogramm bis 2009 insgesamt Wohnungen abgerissen<br />

werden sollen.<br />

Die Gefahr der Insolvenz von Wohnungsunternehmen <strong>und</strong> in deren Folge des<br />

Zusammenbrechens ganzer WohnungsmŠrkte nimmt stŠndig zu. Insolvenzen hŠtten<br />

Ðneben der hohen sozialen Verunsicherung der Menschen Ð gravierende Auswirkungen.<br />

Die Wohnungen blieben am Markt, wenn auch mit erheblichen Wertverlusten, noch<br />

vorhandene Investoren wŸrden sich všllig zurŸckziehen. Die Kommunen hŠtten keine<br />

geeigneten Partner mehr fŸr den Stadtumbau mehr, abgesehen davon, dass ihre<br />

Haushalte durch kommunale Haftungen, die bedient werden mŸssten, zusŠtzlich<br />

erheblich belastet wŸrden. Von sozialvertrŠglichem RŸckbau kšnnte keine Rede sein.<br />

Die Kommunen sind aufgr<strong>und</strong> ihrer extrem angespannten Haushalte nur eingeschrŠnkt<br />

handlungsfŠhig. Sie kšnnen ihren Finanzierungsanteil im Rahmen des Stadtumbaus nicht<br />

immer aufbringen, so dass sich erforderliche Aufwertungsma§nahmen verzšgern.<br />

Die ExpertengesprŠche in den BeispielstŠdten Ÿber die Kostenseite des Stadtumbaus<br />

fŸhrten im II. Halbjahr 2002 zur gleichen kritischen EinschŠtzung. Vordringlich ist es, die<br />

nachfolgend aufgefŸhrten Probleme zu lšsen:<br />

Der Stadtumbau braucht mehr Dynamik. ZuschŸsse fŸr den notwendigen RŸckbau<br />

mŸssen den Akteuren in ausreichendem Umfang, schnell <strong>und</strong> direkt bereitgestellt<br />

werden.<br />

Die Wohnungsunternehmen mŸssen von den Altverbindlichkeiten, die auf den dauerhaft<br />

leer stehenden <strong>und</strong> abzurei§enden Wohnungen liegen, entlastet werden. Das ist eine<br />

wichtige Voraussetzung dafŸr, dass der Stadtumbau von den Unternehmen finanziell<br />

bewŠltigt werden kann.<br />

StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 11


SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />

<strong>Zusammenfassung</strong><br />

Die Schaffung einer gesetzlichen Regelung zur KŸndigung von MietverhŠltnissen bei<br />

notwendigen Abrissen im Rahmen der integrierten Stadtentwicklungskonzepte liegt im<br />

šffentlichen Interesse. Sie wŸrde nicht nur eine hšhere Rechtssicherheit fŸr die<br />

Wohnungsunternehmen schaffen, sondern auch die Einsicht der Mieter befšrdern, sich<br />

notwendigen UmzŸgen nicht zu verweigern <strong>und</strong> damit hohe Kosten zu vermeiden.<br />

10. Anstehende gesellschaftliche Aufgaben <strong>und</strong> weiterer Forschungsbedarf<br />

Bezug des Stadtumbaus zum Programm Soziale Stadt muss enger werden<br />

Soziales Engagement im Quartier ist zur Daueraufgabe geworden, um die sozialen<br />

Folgen von einigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu dŠmpfen, die das<br />

harmonische Zusammenleben in den Nachbarschaften durch Tendenzen zu sozialer<br />

Polarisierung <strong>und</strong> Segregation erschweren. DafŸr stellt das B<strong>und</strong> Ð LŠnder - Programm<br />

ãDie Soziale StadtÒ Fšrdermittel bereit. Die VerknŸpfung diese Programms mit dem<br />

Stadtumbau Ost liegt auf der Hand, sie wird jedoch erst in EinzelfŠllen zur<br />

sozialvertrŠglichen Gestaltung von RŸckbauma§nahmen praktiziert.<br />

StŠdtebaufšrderung muss als Investitionsprogramm an Bedeutung gewinnen<br />

Angesichts des strukturellen Wandels vom Wachstum zur Schrumpfung ist ein offensives<br />

BemŸhen um jene Bereiche zwingend, die auf lokaler Ebene die LebensqualitŠt<br />

wahrnehmbar verbessern. Nachgewiesenerma§en haben Erneuerungsma§nahmen in<br />

Stadtquartieren <strong>und</strong> Wohnbauten positive Wirkungen fŸr den Arbeitsmarkt. Behutsame<br />

Erneuerung ist arbeitsintensiv <strong>und</strong> schafft BeschŠftigung vorrangig fŸr den lokalen<br />

Mittelstand. Vor Ort werden fŸr die Menschen konkret erlebbare <strong>und</strong> dauerhafte Werte<br />

geschaffen. Gewachsene Nachbarschaften werden stabilisiert <strong>und</strong> aufgewertet. Alles<br />

Argumente, bei der StŠdtebaufšrderung nicht zu sparen, sondern dafŸr mehr Geld<br />

auszugeben.<br />

Reform der Instrumente fŸr eine integrierte Stadtentwicklung steht an<br />

Stadtumbau, Soziale Stadt <strong>und</strong> StŠdtebaufšrderung sind lediglich verschiedene Facetten<br />

des gleichen Themas, nŠmlich die StŠdte zukunftsfŠhig zu gestalten. Die Diskussion um<br />

die Zukunft der Stadtentwicklungsinstrumente Ð als neuer Synthese von<br />

Wohnungsbaufšrderung, StŠdtebaufšrderung, Sozialer Stadt <strong>und</strong> Stadtumbau - wird<br />

durch die Ergebnisse des vorliegenden Forschungsergebnisses auf empirisch gesicherter<br />

Basis angeregt. Ebenso evident ist die VerknŸpfung der Stadtentwicklungsprogramme<br />

mit Ausbildungsprogrammen <strong>und</strong> Arbeitsbeschaffung Ð die kooperative Zusammenarbeit<br />

der Ressorts Wirtschaft, Arbeit, Soziales <strong>und</strong> Bau ist angesichts der strukturellen Krise<br />

Ostdeutschlands unaufschiebbar.<br />

Stadtumbau West steht bevor<br />

Unter dem Eindruck der ostdeutschen Erfahrungen wird immer deutlicher, dass im<br />

Westen Šhnliche Probleme heranreifen Ð der "Stadtumbau West" wird daher derzeit<br />

konzeptionell vorbereitet <strong>und</strong> an Modellvorhaben getestet. Das derzeitige VerstŠndnis<br />

des Stadtumbaus West lŠuft jedoch, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auf eine<br />

Fortsetzung der klassischen StŠdtebaufšrderung unter anderem Namen hinaus. Der<br />

innovative Ansatz des Stadtumbaus Ost, nŠmlich stŠdtebauliche, sozialplanerische <strong>und</strong><br />

wohnungswirtschaftliche Belange gleicherma§en zu berŸcksichtigen, ist in den Vorhaben<br />

der alten LŠnder noch nicht ausgeprŠgt. Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens<br />

kšnnen hierfŸr eine wichtige Vermittlerrolle spielen.<br />

StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 12


SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />

<strong>Zusammenfassung</strong><br />

Weiterer Forschungsbedarf<br />

Die sozialwissenschaftliche Forschung greift das Thema des Stadtumbaus als Folge<br />

struktureller <strong>und</strong> anhaltender Schrumpfungsprozesse zunehmend in gebotener Breite<br />

auf, hinkt jedoch dem dynamisch sich verŠndernden praktischen Prozessen hinterher. Sie<br />

reflektiert einen breiten <strong>und</strong> dynamischen gesellschaftlichen Lernprozess, der erst seit<br />

1999 thematisiert wurde <strong>und</strong> der nun zum Spitzenthema in der raumrelevanten<br />

Forschungslandschaft geworden ist.<br />

Erfolgreich ist die sozialwissenschaftliche Forschung vor allem dort, wo sie<br />

RŸckbauvorhaben im Sinne aktivierender Sozialplanung direkt mitbeeinflusst sowie<br />

begleitet <strong>und</strong> die dabei gewonnenen Erfahrungen kommuniziert. Angeraten ist, die bei<br />

dem hier vorliegenden Bericht angewandte Methode der aktivierenden<br />

sozialwissenschaftlichen Begleitforschung <strong>und</strong> Best- Practice Ð Sammlung wŠhrend der<br />

Laufzeit des Stadtumbau Ð Programmes offensiv fortzusetzen <strong>und</strong> zu fšrdern. Dazu sollte<br />

sich das Forschungsfeld ãZukunftsvertrŠgliches WohnenÒ des BMBF zentral des<br />

Stadtumbau Ð Themas annehmen. Neben der Begleitforschung sind Verb<strong>und</strong>vorhaben<br />

von BŸros, Kommunen, Wohnungsunternehmen <strong>und</strong> Instituten erfolgversprechend, die<br />

gezielt Einzelthemen des Stadtumbaus experimentell angehen.<br />

StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!