Fallbeispiel Cottbus, Sachsendorf-Madlow - StadtBüro Hunger ...
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SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Cottbus</strong> Wohnquartier Turower Stra§e Arbeitspaket 6<br />
6. Einfluss der vorhandenen sozialen und technischen<br />
Infrastruktur auf Um- und RŸckbaukonzepte<br />
6.2 Beispiel: <strong>Cottbus</strong> - Wohngebiet <strong>Sachsendorf</strong> - <strong>Madlow</strong><br />
Umbau des Quartiers Turower Stra§e<br />
6.2.1 Anpassungsbedarf der sozialen Infrastruktur<br />
Rahmenbedingungen und Stadtumbauziele<br />
Die in den 1970er und 1980er Jahren fŸr die Energiearbeiter der Lausitz gebaute<br />
<strong>Cottbus</strong>er Gro§siedlung <strong>Sachsendorf</strong>-<strong>Madlow</strong> ist mit 12.000 Wohnungen das grš§te<br />
Wohngebiet des komplexen Wohnungsbaus im heutigen Land Brandenburg. 1993 wohnten<br />
hier Ÿber 30.000 Menschen.<br />
Seit 1993 erlitt die Gro§siedlung einen BevšlkerungsrŸckgang von rund 14.000<br />
Menschen bzw. 46%. Zum 31.12.2002 wohnten in <strong>Sachsendorf</strong>-<strong>Madlow</strong> 16.190<br />
Menschen. Die hohen Einwohnerverluste fŸhrten zu massiven WohnungsleerstŠnden.<br />
Ende 2000 standen 3.000 Wohnungen leer.<br />
Das Ziel der Stadtteilentwicklung ist es, den Wohnstandort <strong>Sachsendorf</strong>-<strong>Madlow</strong><br />
nachhaltig zu sichern und die monostrukturierte Gro§siedlung zum integrierten <strong>Cottbus</strong>er<br />
Stadtteil mit vielfŠltigen Verflechtungen zu seinem Umfeld zu entwickeln. Durch den<br />
Stadtumbau in der Einheit von RŸckbau und Aufwertung soll sich die Einwohnerzahl im<br />
Jahr 2015 bei 12.000 Menschen stabilisiert haben. 5.400 Wohnungen sollen vom Markt<br />
genommen werden.<br />
Gelaufene und beabsichtigte Anpassungen der sozialen Infrastruktur<br />
Aufgrund des GeburtenrŸckgangs und der hohen Einwohnerverluste ist die Nachfrage<br />
nach Kita- und SchulplŠtzen stark zurŸckgegangen. Von den 1990 bestehenden 17<br />
Kindereinrichtungen und 7 Schulkomplexen, wurden bis Ende 2002 10 Kindereinrichtungen<br />
und eine Schule geschlossen. FŸr 8 Kindereinrichtungen konnte eine<br />
dauerhafte Nachnutzung gefunden werden. Zwei Kindereinrichtungen wurden bisher<br />
abgerissen.<br />
<strong>Sachsendorf</strong>-<strong>Madlow</strong> verfŸgt Ÿber ein dichtes, quartiersbezogenes Netz sozialer<br />
Infrastruktur. Bisher konnte der Gro§teil der leergefallenden RŠumlichkeiten von<br />
verschiedensten TrŠgern der Gemeinwesenarbeit nachgenutzt werden. Angesichts<br />
weiterer EinwohnerrŸckgŠnge und weniger šffentlicher Fšrderung geht es heute darum,<br />
die bestehenden Angebote zu stŠrken und zu vernetzen sowie auf die zukŸnftige<br />
Bevšlkerungsstruktur im Wohngebiet auszurichten.<br />
Auf der Grundlage der mittelfristig angelegten Kita- und Schulentwicklungsplanung sind<br />
folgende weitere Anpassungen vorgesehen:<br />
Abriss von zwei weiteren Kindereinrichtungen 2003/04;<br />
Abriss einer Grundschule mit Turnhalle 2003;<br />
Schlie§ung eines Grund- und Gesamtschulstandortes 2004. Die Nachnutzung oder<br />
der Abriss des Objektes ist derzeit offen;<br />
Schlie§ung einer Grundschule 2004. Das Objekt wird von einer Fšrderschule<br />
nachgenutzt.<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 233
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Cottbus</strong> Wohnquartier Turower Stra§e Arbeitspaket 6<br />
Anpassung der sozialen Infrastruktur in <strong>Sachsendorf</strong>-<strong>Madlow</strong><br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 234
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Cottbus</strong> Wohnquartier Turower Stra§e Arbeitspaket 6<br />
6.2.2 Startprojekt Soziale Stadt Ð Soziokulturelles Zentrum<br />
Das Quartier Turower Stra§e ist das Šlteste Wohnquartier der Gro§siedlung. Es entstand<br />
Mitte der 1970er Jahre und zeichnet sich durch seine zentrale Lage und unmittelbare<br />
Nachbarschaft zur Fachhochschule aus. Den Start fŸr den Umbau des dicht bebauten<br />
Wohnquartiers gab ein soziales Projekt: der Umbau einer leerstehenden Kita zum<br />
Soziokulturellen Zentrum. Von dieser neuen sozialen Mitte aus wird der RŸckbau von 160<br />
Wohnungen durch Herausnahme ganzer Haussegmente, die Aufwertung der<br />
verbleibenden Wohnungen und des Wohnumfeldes sowie die Modernisierung des<br />
Schulstandortes angegangen.<br />
Lage des Quartiers Turower Stra§e Lage der Kita im Quartier<br />
Ziele des Startprojektes Soziale Stadt<br />
<strong>Sachsendorf</strong>-<strong>Madlow</strong> wurde auf Grund der vielschichtigen Problemlagen 1999 in das<br />
Bund-LŠnder-Programm ÒStadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf Ð die soziale<br />
StadtÒ aufgenommen. Als Startprojekt wurde die nachbarschaftsbezogene Umnutzung<br />
der seit August 1997 leerstehenden KindertagesstŠtte im Quartier Turower Stra§e<br />
ausgewŠhlt mit der Intention, den Quartiersumbau durch die soziale Stabilisierung der<br />
Nachbarschaft zu unterstŸtzen. Die Idee ist unter FederfŸhrung des Sozialdezernates<br />
und des Baudezernates in enger Kooperation mit der Wohnungswirtschaft, den<br />
GemeinwesentrŠgern und dem BŸrgerverein entstanden und umgesetzt worden. Mit dem<br />
Projekt wurden folgende Ziele verfolgt:<br />
Den ersten Anzeichen ã†berforderter NachbarschaftenÒ sollte durch einen Ausbau der<br />
Gemeinwesenangebote entgegengewirkt werden, und zwar unter Einbindung der<br />
Bewohner und der Vereins- und TrŠgerlandschaft.<br />
Das vorhandene Angebot an Kultur- und Freizeiteinrichtungen im Wohngebiet wurde<br />
in einer reprŠsentativen Befragung1 von den Bewohnern deutlich bemŠngelt. Durch<br />
die neue soziokulturelle Einrichtung sollte mšglichst schnell ein Angebot entstehen,<br />
dass die Defizite dŠmpft.<br />
Das Startprojekt war als erste Aufwertungsma§nahme des komplexen<br />
Quartiersumbaus Turower Stra§e konzipiert, um der Bevšlkerung die neuen<br />
QualitŠten aufzuzeigen, die durch den Quartiersumbau entstehen. Stadt und<br />
WohnungseigentŸmer erhofften sich davon eine hohe Akzeptanz fŸr die anstehenden<br />
RŸckbau- und Aufwertungsma§nahmen bei den betroffenen Bewohnern im Quartier.<br />
1 Vgl. dazu: Sozialstudie <strong>Sachsendorf</strong>-Maldow, StadtBŸro <strong>Hunger</strong>, April 1999<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 235
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Cottbus</strong> Wohnquartier Turower Stra§e Arbeitspaket 6<br />
Bewohnerurteile zu den Kultur- und Freizeitangeboten im Wohngebiet 2<br />
ÒSind Sie mit den Kultur- und<br />
Freizeiteinrichtungen sowie den<br />
Treffmšglichkeiten in Ihrem<br />
Wohngebiet zufrieden?Ò<br />
59%<br />
19%<br />
22%<br />
ÒWas mŸsste Ihrer Meinung nach<br />
geŠndert werden, was fehlt?Ò<br />
(Rangliste nach Zahl der<br />
Nennungen)<br />
1. Tanzclub, -cafe, Disco 107<br />
2. Sport-/Freizeitanlagen 69<br />
3. spezielle Gastronomie 61<br />
4. niveauvolle Gastronomie 62<br />
5. BŸrger-, Freizeitzentrum 58<br />
zufrieden 6. Kultur- und Freizeitangebote 30<br />
teils, teils<br />
7.<br />
8.<br />
Kino, Cabaret, Theater<br />
Angebote fŸr Senioren<br />
23<br />
13<br />
unzufrieden offene Fragen, Mehrfachnennungen mšglich<br />
Schritte der Projektumsetzung, Methodik und Kosten<br />
Mit UnterstŸtzung der Wohnungsunternehmen erfolgte im August 1999 eine schriftliche<br />
Befragung aller Haushalte im Quartier zu mšglichen Nutzungsinteressen an dem<br />
leerstehenden GebŠude.<br />
Fragebogen<br />
Im Ergebnis wurde mehrheitlich ein Erhalt des Objektes und dessen Nutzung durch<br />
GemeinschaftsrŠume fŸr Anwohner sowie RŠume fŸr Vereine favorisiert.<br />
2 Vgl. dazu: Sozialstudie <strong>Sachsendorf</strong>-<strong>Madlow</strong>, StadtBŸro <strong>Hunger</strong>, April 1999.<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 236
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Cottbus</strong> Wohnquartier Turower Stra§e Arbeitspaket 6<br />
Ergebnis der Anwohnerumfrage zur Umnutzung der ehemaligen Kita<br />
Rang Antwortvorgabe Nennungen<br />
1 RŠumlichkeiten fŸr Vereine / gemeinnŸtzige TrŠger 31<br />
2 Gemeinschaftsraum fŸr die Anwohner des Hofes 30<br />
3 Werkstatt fŸr die Anwohner 19<br />
4 Ein Verleih von GartengerŠten und Werkzeug 16<br />
5 Unterstellmšglichkeiten fŸr FahrrŠder 6<br />
6 Sonstiges 66<br />
(80 befragte Haushalte mit 168 Nennungen, Mehrfachnennungen waren mšglich)<br />
Die Stadt <strong>Cottbus</strong> ist TrŠger des Projektes. In einem einjŠhrigen Planungsprozess<br />
wurden verschiedene Varianten des Ausbaus, der Nutzung und der TrŠgerschaft in den<br />
šffentliche Gremien zur Stadtteilentwicklung sowie auf einer gesonderten<br />
BŸrgerversammlung mit den Anwohnern diskutiert. Parallel dazu wurden auf einer<br />
Gemeinwesenkonferenz die im Stadtteil tŠtigen Vereine und VerbŠnde zur Mitarbeit und<br />
GebŠudenutzung eingeladen.<br />
Projektablauf<br />
Projektidee: Juni 1999<br />
Bewohnerumfrage: August 1999<br />
Gemeinwesenkonferenz: September 1999<br />
BŸrgerversammlung: November 1999<br />
Baubeginn: Juni 2000<br />
Eršffnung: Oktober 2001<br />
Umfeldgestaltung (2.BA): 2003<br />
KostenŸbersicht<br />
Umbauma§nahmen am GebŠude: 703.000 Û<br />
Umbauma§nahmen je qm NutzflŠche: 790 Û<br />
Freiraumgestaltung am GebŠude (1.BA): 89.240 Û<br />
Freiraumgestaltung im Umfeld (2.BA): 118.500 Û<br />
Freiraumgestaltung je qm FreiflŠche: 22 Û<br />
Kosten fŸr den Abbruch des NordflŸgels: 65.000 Û<br />
Kosten je qm rŸckgebaute NutzflŠche: 105 Û<br />
Einrichtung und Ausstattung: 66.500 Û<br />
Der GebŠudeumbau und die gebŠudenahe Freiraumgestaltung (1. BA) wurden Ÿber das<br />
Programm ÒSoziale StadtÒ finanziert. FŸr die weitere Umfeldgestaltung (2. BA) wird das<br />
Programm ÒStŠdtebauliche Weiterentwicklung gro§er NeubaugebieteÒ genutzt. Die<br />
Kosten fŸr die Ausstattung der RŠumlichkeiten wurden von der Stadt <strong>Cottbus</strong><br />
Ÿbernommen.<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 237
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Cottbus</strong> Wohnquartier Turower Stra§e Arbeitspaket 6<br />
Die laufenden Betriebskosten trŠgt ebenfalls die Stadt <strong>Cottbus</strong>. FŸr die Verwaltung und<br />
Organisation des Soziokulturellen Zentrums ist eine Teilzeitstelle geschaffen worden, die<br />
Ÿber das Sozialdezernat der Stadt <strong>Cottbus</strong> finanziert wird.<br />
†ber das Landesprogramm ÒArbeit statt SozialhilfeÒ (ASS) konnten bauvorbereitende und<br />
Ðbegleitende Arbeiten fŸr den Kitaumbau im Rahmen eines Projektes von ca. zehn<br />
SozialhilfeempfŠngern Ÿbernommen werden.<br />
ehemalige Kita - vor.,wŠhrend und nach dem Umbau<br />
Grundidee fŸr den GebŠudeumbau war es, erst nur einen GebŠudeflŸgel und den<br />
Verbindungsbau umzubauen. Der NordflŸgel blieb stehen, um die zukŸnftige<br />
Bedarfsentwicklung abzuwarten. Im eingeschossigen Verbindungsbau der Kita wurde ein<br />
umfangreicher baulicher Eingriff vorgenommen, um ein gro§zŸgigen Eingangsbereich mit<br />
Foyer anzulegen. Decken- und Wandelemente wurden abgebrochen und durch eine<br />
Stahlkonstruktion ersetzt. Ansonsten erfolgte eine kostengŸnstige, bestandsorientierte<br />
Sanierung des GebŠudes, die den Zwecken sozialkultureller Gemeinwesenarbeit<br />
angemessen ist.<br />
Da die Kita relativ weit von den nŠchsten WohngebŠuden entfernt und in einem gro§en<br />
Hofbereich liegt, hielt sich die Belastung durch BaulŠrm fŸr die Nachbarschaft in<br />
Grenzen. Von Seiten der Anwohner gab es keine grš§eren Beschwerden wŠhrend der<br />
Bauphase.<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 238
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Cottbus</strong> Wohnquartier Turower Stra§e Arbeitspaket 6<br />
PlŠne vom alten Grundriss und dem neuen Raumprogramm<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 239
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Cottbus</strong> Wohnquartier Turower Stra§e Arbeitspaket 6<br />
Angebotsprofil des Soziokulturellen Zentrums<br />
Das behindertengerecht umgebaute Haus bietet Vereinen, Institutionen und BŸrgern<br />
RŠume fŸr offene Treffen, Weiterbildung, Freizeitgestaltung, Kunst und Kultur sowie<br />
Familienfeiern. Die RŠume kšnnen ganztŠgig, auch am Wochenende genutzt werden. Im<br />
Foyer finden wechselnde Ausstellungen statt. Folgende stŠndige Nutzer haben u. a. im<br />
Soziokulturellem Zentrum ihr Domizil gefunden:<br />
BegegnungsstŠtte der VolksolidaritŠt: Angeboten wird ein Mittagstisch, Kaffee und<br />
Kuchen. RegelmŠ§ig finden Tanz- und Spielnachmittage sowie Vereinsfeiern statt.<br />
Netzwerk ÒMiteinander-FŸreinanderÒ: Aufgabe des Netzwerks ist die Fšrderung von<br />
Kontakten und Kooperationen der Einrichtungen des Gemeinwesens untereinander.<br />
Freiwilligenagentur: Das Projekt dient als Anlaufstelle fŸr BŸrger, die sich in der<br />
Freiwilligenarbeit engagieren wollen und Einrichtungen, die auf diese Hilfe<br />
angewiesen sind.<br />
ProbebŸhne der TheaterNative C mit monatlichen Gastspielen. Vom Theater wird<br />
auch die kŸnstlerische Umrahmung von Familien- oder Vereinsfeiern Ÿbernommen.<br />
verschiedene ehrenamtlich betreute Gruppen wie der ÒComputerclub 40 + XÒ oder mit<br />
den Themen RŸckengymnastik, kreatives Gestalten, Basteln fŸr MŸtter etc.<br />
Studenten der benachbarten Fachhochschule bieten ehrenamtlich Lebensberatung an<br />
und fŸhren Tšpferkurs durch.<br />
Das Soziokulturelle Zentrum hat sich seit seiner Eršffnung zu einem festen Anker des<br />
Stadtteillebens etabliert. Im ersten Jahr seit der Eršffnung konnte die Einrichtung 4.500<br />
Besucher zŠhlen.<br />
Frau KŠrgel, die Leiterin des Soziokulturellen Zentrums gibt folgenden RŸckblick auf das<br />
erste Jahr:<br />
Das Soziokulturelle Zentrum ist ein offenes Haus fŸr Vereine, Interessengemeinschaften,<br />
Initiativen und BŸrger. Durch die festen Nutzer sind hier vielfŠltige Angebote entstanden.<br />
Die VolksolidaritŠt konnte ihre Erfahrungen von der BegegnungsstŠtte im Stadtteil<br />
Sandow einbringen, die Vorstellungen der Theaternative C sind kulturelle Leckerbissen<br />
und durch die Arbeit der Freiwilligenagentur und des Netzwerks wurden Kontakte zu<br />
interessanten Menschen und Vereinen geknŸpft. So entstanden Angebote wie kreatives<br />
Gestalten, RŸckengymnastik, der Computerclub 40 + X. Es wurden VortrŠge zu<br />
verschiedensten Themen gehalten und Ausstellungen organisiert. BŸrgerversammlungen<br />
und ExistenzgrŸnderseminare fanden statt. Unsere Besucher waren Menschen aller<br />
Altersgruppen.<br />
FŸr unsere Arbeit war es wichtig, Meinungen und Anregungen unserer Besucher<br />
aufzunehmen. So war das monatliche Programmheft die Idee eines Besuchers, die wir<br />
schnell umsetzten. Auch der Name ÒSoziokulturelles ZentrumÒ regte immer wieder zu<br />
Diskussionen an.<br />
Der RŸckblick auf das sehr schnell vergangene Jahr zeigt mir, dass sich die gemeinsame<br />
Arbeit gelohnt hat. In <strong>Sachsendorf</strong> hat sich rumgesprochen, dass in unserem Haus<br />
Begegnung ÒerlebtÒ werden kann. Immer šfter kommen BŸrger mit der Frage: ÒIch habe<br />
gehšrt ...Ò.<br />
(aus dem Artikel zum einjŠhrigen Bestehen des Soziokulturellen Zentrums im<br />
Stadtteilfenster <strong>Sachsendorf</strong>-<strong>Madlow</strong> 12 2002)<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 240
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Cottbus</strong> Wohnquartier Turower Stra§e Arbeitspaket 6<br />
Herbstfest, Orchesterdarbietung Bastelaktion fŸr Kinder<br />
Treffen im Computerclub Probe der TheaterNative C<br />
vielfŠltige Veranstaltungen und Aktionen im Zentrum<br />
Weiteres Vorgehen<br />
Um erst die Akzeptanz des Hauses an diesem Standort abzuwarten, wurde einer der<br />
beiden FlŸgel der ehemaligen Kita nicht in die Modernisierung mit einbezogen. Der<br />
sogenannte NordflŸgel wurde lediglich gesichert und auf die Eignung fŸr andere<br />
Nutzungen geprŸft.<br />
So standen zeitweilig zwei Projekte zum Umbau des NordflŸgels zu einem Haus des<br />
betreuten Wohnens auf der Tagesordnung, der Ausbau des NordflŸgels fŸr die Nutzung<br />
durch Gemeinwesenakteure adŠquat des SŸdflŸgels wurde diskutiert und die Sicherung<br />
und Vorhaltung des GebŠudeteils fŸr spŠtere Bedarfe wurde als Option geprŸft.<br />
Letztendlich fiel im Konsens aller Akteure die Entscheidung, den NordflŸgel abzurei§en.<br />
FŸr diese Entscheidung sprach:<br />
Die Hofinnenlage des Hauses lŠsst eine Ausweitung der šffentlichen Nutzung als nicht<br />
sinnvoll erscheinen. Eine erhebliche Ausweitung des Publikumsverkehrs steht kontrŠr<br />
zu dem Ziel, die Hofinnenbereiche als privates oder gemeinschaftlich nutzbares<br />
FreiflŠchenangebot zu entwickeln.<br />
Eine Zentralisierung von BegegnungsrŠumen in einem Haus ist bei der Grš§e des<br />
Stadtteils nicht sinnvoll. Vielmehr sollen Gemeinwesenangebote, die auf Information,<br />
Steuerung, und Vernetzung bauen, entsprechend ihrer Bedeutung im Stadtteilzentrum<br />
angesiedelt werden.<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 241
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Cottbus</strong> Wohnquartier Turower Stra§e Arbeitspaket 6<br />
Der Umbau des NordflŸgels zu einem besonderen Wohnangebot erwies sich bei<br />
beiden Projekten im Aufwand-Nutzen-Vergleich als nicht sinnvoll.<br />
Die mittelfristige Vorhaltung der RŠumlichkeiten fŸr spŠtere Bedarfe stie§ nach allen<br />
GesprŠchen nicht auf die Akzeptanz der Anwohner, die eher eine zŸgige<br />
Entscheidung zu leerstehenden Infrastruktureinrichtungen forderten.<br />
6.2.3 ResŸmee<br />
Als Startprojekt des Bund-LŠnder-Programms ÒStadtteile mit besonderem<br />
Entwicklungsbedarf Ð die soziale StadtÒ in <strong>Sachsendorf</strong>-<strong>Madlow</strong> wurde die<br />
nachbarschaftsbezogene Umnutzung der seit August 1997 leerstehenden<br />
KindertagesstŠtte im Quartier Turower Stra§e ausgewŠhlt. Intention war, den<br />
Quartiersumbau durch die soziale Stabilisierung der Nachbarschaft zu unterstŸtzen.<br />
Grundideen des Umbaus: erst wurde nur ein FlŸgel umgebaut, der NordflŸgel blieb<br />
stehen, um die zukŸnftige Bedarfsentwicklung abzuwarten. Wichtig war die attraktivere<br />
Gestaltung des Eingangsbereiches. Ansonsten erfolgte eine kostengŸnstige,<br />
bestandsorientierte Sanierung, die den Zwecken sozialkultureller Gemeinwesenarbeit<br />
angemessen ist. NordflŸgel wird erst jetzt abgerissen, nachdem klar wurde, dass die<br />
Nachfrage vom vorhandenen Umbau gedeckt werden kann. Insgesamt also: ein<br />
sinnvolles schrittweises und kostensparendes Vorgehen.<br />
Kerndaten des Projektes<br />
Projektidee: 06 1999<br />
Baubeginn: 06 2000<br />
Eršffnung: 10 2001<br />
Umbauma§nahmen am GebŠude: 703.000 Û<br />
Umbauma§nahmen je qm NutzflŠche: 790 Û<br />
Freiraumgestaltung am GebŠude (1.BA): 89.240 Û<br />
Freiraumgestaltung im Umfeld (2.BA): 118.500 Û<br />
Freiraumgestaltung je qm FreiflŠche: 22 Û<br />
Kosten fŸr den Abbruch des NordflŸgels: 65.000 Û<br />
Kosten je qm rŸckgebaute NutzflŠche: 105 Û<br />
Einrichtung und Ausstattung: 66.500 Û<br />
Aus Sicht der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung lŠsst sich schlussfolgern:<br />
Um hohe Akzeptanz unter den Bewohnern zu erreichen, erweist es sich als<br />
notwendig, den Stadtumbau nicht allein auf die Strukturanpassung des<br />
Wohnungsbestandes zu orientieren, sondern parallel hierzu die soziale Infrastruktur<br />
den verŠnderten Bedarfen anzupassen.<br />
Um hohe Akzeptanz unter den Bewohnern zu erreichen, erweist es sich als<br />
notwendig, den Stadtumbau nicht allein auf die Strukturanpassung des<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 242
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen BundeslŠndern<br />
Beispiel <strong>Cottbus</strong> Wohnquartier Turower Stra§e Arbeitspaket 6<br />
Wohnungsbestandes zu orientieren, sondern parallel hierzu die soziale Infrastruktur<br />
den verŠnderten Bedarfen anzupassen.<br />
Die Idee, den Umbau einer Kita zu einem soziokulturellen Begegnungszentrum zum<br />
Startprojekt des Umbaus eines ganzen Wohnquartiers zu machen, hat sich bewŠhrt.<br />
Durch das konkrete Projekt ist es gelungen, die Anwohner umfassend fŸr den<br />
Stadtumbau zu interessieren und ihre Mitwirkung zu erreichen.<br />
Das schrittweise und an den Bedarfen orientierte Vorgehen fŸhrt zu angenommenen<br />
und sparsamen Lšsungen statt spektakulŠrer und teurer Hau-Ruck-Aktionen.<br />
Die Kopplung verschiedenster Fšrderprogramme bietet die Mšglichkeit, den Umbau<br />
der Wohnmilieus ganzheitlich und zeitlich konzentriert anzugehen. Attraktive<br />
Gemeinwesenangebote, ein ansprechendes Wohnumfeld und gute Wohnungen sind<br />
gleicherma§en QualitŠtskriterien fŸr nachhaltig akzeptierte Wohnadressen.<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> Stadtforschung und-planung 243