Fallbeispiel Halberstadt - StadtBüro Hunger, Stadtforschung und
Fallbeispiel Halberstadt - StadtBüro Hunger, Stadtforschung und
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SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />
Beispiel <strong>Halberstadt</strong> Arbeitspaket 6<br />
6. Einfluss der vorhandenen sozialen <strong>und</strong> technischen<br />
Infrastruktur auf Um- <strong>und</strong> RŸckbaukonzepte<br />
6.1 Beispiel: <strong>Halberstadt</strong>-Gesamtstadt <strong>und</strong> Stadtumbaugebiet Nordring<br />
6.1.1 Zielgrš§en <strong>und</strong> Schwerpunkte des Stadtumbaus<br />
<strong>Halberstadt</strong> liegt im šstlichen Harzvorland <strong>und</strong> ist Verwaltungssitz des gleichnamigen<br />
Landkreises. Zum Zeitpunkt der Erarbeitung des Stadtentwicklungskonzepts im Jahr<br />
1999 zŠhlte <strong>Halberstadt</strong> etwa 41.800 Einwohner. Seit 1990 hatte <strong>Halberstadt</strong> trotz<br />
mehrerer Eingemeindungen bereits 3.700 Menschen bzw. 8% der Bevšlkerung verloren.<br />
Das Trendszenario der Bevšlkerungsprognose ging davon aus, dass die Stadt bis 2009<br />
noch einmal um 9% auf knapp 38.500 Einwohner schrumpft.<br />
Ende 1999 standen 3.550 Wohnungen bzw. 16% des Gesamtbestandes in der Stadt leer.<br />
Nach der Wohnbedarfsprognose des Stadtentwicklungskonzepts werden im Jahr 2009 im<br />
gŸnstigsten Fall etwa 1.500 Wohnungen <strong>und</strong> bei Fortsetzung des bisherigen Trends etwa<br />
3.500 Wohnungen leer stehen.<br />
Unter BerŸcksichtigung der vorhandenen privaten <strong>und</strong> šffentlichen Wirtschaftskraft stellte<br />
sich <strong>Halberstadt</strong> zum Ziel, bis 2010 mindestens 1.500 Wohnungen vom Markt zu<br />
nehmen. DarŸber hinaus wurde vereinbart, die ZukunftsfŠhigkeit der einzelnen<br />
WohnungsbestŠnde <strong>und</strong> das MengengerŸst des erforderlichen RŸckbaus in AbhŠngigkeit<br />
von der Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt regelmŠ§ig zu ŸberprŸfen.<br />
Als Schwerpunktgebiete des Stadtumbaus in <strong>Halberstadt</strong> wurden die Stadtteile Altstadt<br />
<strong>und</strong> Zentrum (Sanierung <strong>und</strong> Nachverdichtung) sowie die industriell errichteten<br />
Wohnsiedlungen Nordring (Neuordnung) <strong>und</strong> Bahnhofsvorstadt (Modernisierung <strong>und</strong><br />
Auflockerung) festgelegt.<br />
Stadtumbaugebiet Nordring<br />
Aufgr<strong>und</strong> akuter sozialer <strong>und</strong> wohnungswirtschaftlicher Probleme wurde der Stadtteil<br />
Nordring, ein in Plattenbauweise errichtetes Wohngebiet, zum grš§ten Umbaustandort in<br />
<strong>Halberstadt</strong>. Hier wird flŠchenhaft <strong>und</strong> in kurzer Frist ein erheblicher Teil der strukturellen<br />
WohnungsŸberhŠnge von <strong>Halberstadt</strong> abgebaut. Bis Ende 2004 werden 970<br />
Wohnungen, also der gesamte Wohnungsbestand mit Ausnahme von zwei<br />
randstŠndigen Objekten eines Zwischenerwerbers, abgerissen. Die<br />
WohnungseigentŸmer konzentrieren sich auf Modernisierung <strong>und</strong> Aufwertung ihrer<br />
BestŠnde im Stadtkern. Der Abrissbereich bleibt potenzieller Wohnstandort, wird aber vor<br />
Ende des Jahrzehnts kaum wieder bebaut werden.<br />
6.1.2 Auswirkungen auf die soziale Infrastruktur<br />
Als Mittelzentrum mit Teilfunktionen eines Oberzentrums hat <strong>Halberstadt</strong> weit Ÿber den<br />
eigenen Bedarf hinausgehende soziale <strong>und</strong> kulturelle Funktionen zu Ÿbernehmen. Zur<br />
Versorgung der Bevšlkerung in Stadt <strong>und</strong> Umland soll auch unter den Bedingungen von<br />
schrumpfender Nachfrage eine mšglichst breite Palette von Infrastruktureinrichtungen in<br />
den verschiedenen Kategorien erhalten bleiben <strong>und</strong> angeboten werden.<br />
KindertagesstŠttenplanung<br />
Im Stadtgebiet gibt es 19 Kindertageseinrichtungen mit einer KapazitŠt von 1.400<br />
PlŠtzen. Darunter sind 14 stŠdtische Kindereinrichtungen <strong>und</strong> 8 Einrichtungen in freier<br />
TrŠgerschaft. Seit 1990 wurden auf Gr<strong>und</strong> sinkender Bedarfszahlen wegen des<br />
drastischen GeburtenrŸckganges 11 Kitas mit etwa 600 PlŠtzen geschlossen. Inzwischen<br />
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Beispiel <strong>Halberstadt</strong> Arbeitspaket 6<br />
hat sich die Auslastung mit den leicht steigenden Geburtenzahlen wieder verbessert. Im<br />
Jahr 2002 gelten 21 Kitas als voll ausgelastet.<br />
In einigen FŠllen gibt es punktuelle VersorgungsengpŠsse, lediglich die Kita am Nordring<br />
verfŸgt noch Ÿber nennenswerte freie KapazitŠten, wird aber trotz anerkannt guter<br />
fachlicher Arbeit durch das Negativimage des benachbarten Plattenbaugebietes belastet.<br />
Die gegenwŠrtige Planung geht davon aus, dass bis 2010 weitere<br />
KapazitŠtsschlie§ungen nicht anstehen, mittelfristig sogar punktuelle Erweiterungen<br />
notwendig sein kšnnen.<br />
Schulplanung<br />
In <strong>Halberstadt</strong> gibt es 21 Schulen <strong>und</strong> schulische Einrichtungen Damit kann die Stadt alle<br />
wesentlichen Angebote im Bereich der Allgemeinbildenden Schulen abdecken. Die<br />
mittelfristige Schulplanung bis 2008 hat die demographischen VerŠnderungen<br />
aufgenommen <strong>und</strong> in ihren Auswirkungen auf die Bedarfsentwicklung berŸcksichtigt. Die<br />
geburtenschwachen JahrgŠnge nach der Wende haben die Gr<strong>und</strong>schule zum grš§ten<br />
Teil schon durchlaufen <strong>und</strong> erreichen ab 2002 die Sek<strong>und</strong>arschulebene.<br />
- Die Zahl der Gr<strong>und</strong>schŸler reduziert sich zwischen 1992 <strong>und</strong> 2008 von knapp 2.300 auf<br />
weniger als 1.000, also fast um zwei Drittel.<br />
- Die Zahl der Sek<strong>und</strong>arschŸler war zwischen 1992 <strong>und</strong> 1999 sogar leicht angestiegen<br />
(von 2.000 auf 2.300), wird sich dann aber bis 2008 auf 1.100 halbieren.<br />
In Reaktion auf diese Entwicklung mussten bereits zwei Schulstandorte geschlossen<br />
werden. Weitere Ma§nahmen zur Anpassung an die verminderten Bedarfe werden<br />
realisiert bzw. sind vorgesehen:<br />
Fusion GS ãAnne FrankÒ <strong>und</strong> GS ãGleimschuleÒ (2001/2002);<br />
Fusion GS ãGebrŸder GrimmÒ <strong>und</strong> ãFreiherr von SpiegelÒ (2001/2002);<br />
Fusion Sek<strong>und</strong>arschulen ãAnne FrankÒ <strong>und</strong> ãGleimschuleÒ (2001/2002);<br />
Fusion GS ãDiesterwegÒ, ãAm GršpertorÒ,ãJ.-W. GoetheÒ (2003/2004);<br />
Fusion Sek.-Schulen ãAm GršpertorÒ <strong>und</strong> J.-W. GoetheÒ (2003/2004);<br />
Fusion GS-Standorte Neupertstra§e 66 <strong>und</strong> Paulsplan 2 (2007/2008);<br />
Fusion Sek.-Standorte Paulsplan 3 <strong>und</strong> Bismarckstra§e 63 (2007/2008)<br />
Bei diesen Fusionen bleibt jeweils nur einer (der letztgenannte) der jeweiligen<br />
Schulstandorte bestehen.<br />
Angesichts der geplanten EinfŸhrung des 13. Schuljahres <strong>und</strong> der ZentralitŠt der Stadt<br />
<strong>Halberstadt</strong> in ihrem Versorgungsauftrag fŸr die Region wird davon ausgegangen, dass<br />
die beiden Gymnasien erhalten bleiben. Dasselbe gilt fŸr Kreisvolkshochschule <strong>und</strong><br />
Kreismusikschule. WeitergefŸhrt werden soll auch das Landesbildungszentrum fŸr<br />
HšrgeschŠdigte.<br />
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Beispiel <strong>Halberstadt</strong> Arbeitspaket 6<br />
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Beispiel <strong>Halberstadt</strong> Arbeitspaket 6<br />
Bestandsplanung Schulen<br />
Bestand 2001/2 Bestand 2007/8<br />
9 Gr<strong>und</strong>schulen<br />
6 Sek<strong>und</strong>arschulen<br />
2 Gymnasien<br />
2 Sonderschulen<br />
2 Berufsbildende Schulen<br />
1 Kreisvolkshochschule<br />
5 Gr<strong>und</strong>schulen<br />
3 Sek<strong>und</strong>arschulen<br />
2 Gymnasien<br />
2 Sonderschulen<br />
1 Berufsbildende Schule<br />
1 Kreisvolkshochschule<br />
Planung der Kinder- <strong>und</strong> Jugendfreizeiteinrichtungen<br />
In <strong>Halberstadt</strong> existieren 11 Kinder- <strong>und</strong> Jugendfreizeiteinrichtungen in šffentlicher <strong>und</strong><br />
privater TrŠgerschaft. Die FortfŸhrung dieser Einrichtungen hŠngt im einzelnen von der<br />
Entwicklung konkreter Bedarfe <strong>und</strong> Nutzerinteressen ab. Soweit flŠchen- bzw.<br />
raumrelevant, werden die VerŠnderungen in die Fachplanungen einbezogen. Die Stadt<br />
verfolgt das Ziel, mšglichst viele, vielfŠltigere <strong>und</strong> kleinere Einrichtungen zu entwickeln.<br />
Damit will <strong>Halberstadt</strong> den immer differenzierter werdenden Interessen von Kindern <strong>und</strong><br />
Jugendlichen besser gerecht werden.<br />
Planung der wichtigsten Einrichtungen fŸr Alte<br />
Im Jahr 2001 werden in <strong>Halberstadt</strong> von TrŠgern der freien Wohlfahrtspflege 6<br />
Altenpflegeheime unterhalten. Hinzu kommen 3 Einrichtungen zur Kurzzeitpflege. Die<br />
Zahl Šlterer Menschen in <strong>Halberstadt</strong> wird wachsen, selbst wenn die Einwohnerzahlen<br />
insgesamt nach dem bisherigen Trend weiter schrumpfen. Lebten 1999 noch 7.200<br />
Menschen im Seniorenalter (Ÿber 65 Jahre) in <strong>Halberstadt</strong>, so werden es 2009 nach dem<br />
Trendszenario der Einwohnerprognose bereits 9.200 sein. Sollte das<br />
Stabilisierungsszenario eintreffen, kann die Seniorenzahl bis auf 10.100 steigen.<br />
Entsprechend dieser Entwicklung mŸssten die KapazitŠten fŸr die Altenpflege bis zu<br />
einem Drittel aufgestockt werden. Au§erdem ist damit zu rechnen, dass auch aus dem<br />
Umland in verstŠrktem Ma§e Šltere Menschen in <strong>Halberstadt</strong> Pflege- <strong>und</strong> Hilfsleistungen<br />
in Anspruch nehmen. Daher werden die entsprechenden Fachplanungen regelmŠ§ig<br />
aktualisiert.<br />
Fazit<br />
Der Prozess der Strukturanpassung der Gemeinbedarfseinrichtungen an verŠnderte<br />
Bedarfe lŠuft, im Unterschied zur Strukturanpassung des Wohnungsmarktes, bereits seit<br />
Anfang der 90er Jahre, <strong>und</strong> zwar relativ unspektakulŠr. Allerdings war die Kita- <strong>und</strong><br />
Schulentwicklungsplanung wenig mit der Stadtentwicklungsplanung vernetzt. Faktisch<br />
hatte das Stadtentwicklungskonzept die Ergebnisse der Fachplanung zu Ÿbernehmen.<br />
Diese war vorrangig an den Mengenbedarfskulissen, den KapazitŠten, den technischen<br />
Parametern <strong>und</strong> Investitionsbedarfen fŸr die einzelnen SchulgebŠude orientiert, wobei die<br />
Sek<strong>und</strong>arstufe sowieso in die Hoheit des Landkreises fŠllt <strong>und</strong> die Stadt hier nur<br />
begrenzte Mitsprache hat. Somit war der Einfluss konzeptioneller ErwŠgungen zur<br />
Entwicklung einer nachhaltigen Stadtstruktur unter den Bedingungen der Schrumpfung<br />
begrenzt.<br />
Die Schlie§ung von Einrichtungen erfolgte in einer Weise, dass aus gesamtstŠdtischer<br />
Sicht keine VersorgungslŸcken entstanden sind. Insgesamt ist eine Konzentration der<br />
sozialen Infrastruktureinrichtungen auf den Stadtkern (Stadtteile Altstadt, Zentrum,<br />
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Beispiel <strong>Halberstadt</strong> Arbeitspaket 6<br />
Bahnhofsvorstadt, SŸdstadt I) zu beobachten. Hinsichtlich des Sek<strong>und</strong>arschulbereichs<br />
<strong>und</strong> der weiterfŸhrenden Bildungseinrichtungen (berufsbildende Schulen sowie<br />
Fachhochschule Harz) ist diese Konzentration zu begr٤en, da sie zur funktionalen<br />
Dichte <strong>und</strong> VitalitŠt der Innenstadt beitrŠgt.<br />
Was KindertagesstŠtten <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulen betrifft, ist eine gleichmŠ§ige Versorgung<br />
aller Stadtteile mit kurzen Wegen nicht mehr gewŠhrleistet ist. Hier sind nur im Nordosten<br />
(Sargstedter Siedlung) <strong>und</strong> SŸden (An den Spiegelsbergen) noch KapazitŠten erhalten.<br />
Besonders benachteiligt sind die Siedlungsbereiche im Osten, einschlie§lich der<br />
Neubausiedlung aus den 1990er Jahren ãAm LandgrabenÒ. Andererseits argumentiert die<br />
Stadt (mit einigem Recht), dass Eltern bereits KindergŠrten <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>schulen<br />
zunehmend nach QualitŠtsansprŸchen auswŠhlen <strong>und</strong> daher ganz bewusst auch lŠngere<br />
Wege in Kauf nehmen.<br />
Kontrovers diskutiert wurde die Entscheidung, den Schulstandort im Abrissgebiet<br />
Nordring (wegen des vergleichsweise geringeren Sanierungsbedarfs) zu halten.<br />
Einerseits wŠre damit bei einem langfristigen Fortbestand auch die kleinrŠumige<br />
Versorgung des Stadtteile im Falle einer Neubebauung nach 2010 gesichert.<br />
Andererseits verbleibt die Schule auf absehbare Zukunft in einem ãleergerŠumtenÒ<br />
Stadtbereich mit unklarer Zukunft.<br />
FŸr sŠmtliche in den 1990er Jahren leergefallenen Kitaeinrichtungen sind Umnutzungen<br />
fŸr Gemeinbedarf <strong>und</strong> VereinstŠtigkeit gef<strong>und</strong>en worden. Da sich die Situation inzwischen<br />
stabilisiert hat, sind in diesem Bereich keine neuen LeerstŠnde zu erwarten.<br />
DemgegenŸber stehen zwei SchulgebŠude leer (Gausschule, Friedensschule) <strong>und</strong><br />
werden von der Stadt zum Verkauf angeboten, da keine Nachnutzungsmšglichkeit<br />
gef<strong>und</strong>en werden konnte.<br />
6.1.3 Auswirkungen auf die technische Infrastruktur<br />
Der Stadtumbau konzentriert sich in <strong>Halberstadt</strong> auf das Wohngebiet Nordring. Im<br />
folgenden wird dargestellt, wie die Erschlie§ungskosten durch Weiternutzung des<br />
bestehenden Stra§en- <strong>und</strong> Wegenetzes niedrig gehalten werden <strong>und</strong> zumindest teilweise<br />
RŸckbaukosten marktgerecht auf die Nachnutzer umgelegt werden kšnnen. Die Kosten<br />
fŸr die Anpassung der technischen Infrastruktur sind von sozialwissenschaftlichem<br />
Forschungsinteresse, da sie Bedeutung fŸr die Hšhe der zukŸnftigen Mieten haben <strong>und</strong><br />
damit sozialplanerisch relevant sind.<br />
Leitbild des Stadtumbaus am Nordring - umfassende stŠdtebauliche Umstrukturierung<br />
Der Stadtteil Nordring wurde in den 1980er Jahren in industrieller Bauweise errichtet <strong>und</strong><br />
befindet sich nordwestlich der Altstadt. Zwar ist seine stŠdtebauliche Gr<strong>und</strong>struktur<br />
schlŸssig <strong>und</strong> die Ausstattung mit sozialer Infrastruktur (Schule, Kita) gut. Dennoch wird<br />
dieser Standort nach dem Stadtentwicklungskonzept als nicht zukunftsfŠhig eingeschŠtzt.<br />
Der Nordring (frŸher: Ernst-ThŠlmann-Ring) war des letzte in <strong>Halberstadt</strong> fertiggestellte<br />
Plattenbaugebiet. InnerstŠdtisch von Beginn an mit einem Negativimage behaftet<br />
(ãKuhwieseÒ), war die Siedlung auch fŸr ihre Bewohner bald nicht mehr attraktiv, zumal<br />
sich in den wenigen Jahren bis 1990 unter den Erstbeziehern noch kaum stabile<br />
Nachbarschaftsbeziehungen <strong>und</strong> Gemeinwesenstrukturen herausbilden konnten.<br />
Die WohnungseigentŸmer investierten in den frŸhen 1990er Jahren nicht, weil der<br />
technische Zustand der noch jungen Bausubstanz als ausreichend empf<strong>und</strong>en wurde<br />
<strong>und</strong> der Sanierungsbedarf bei anderen BestŠnden weit grš§er war. Als nach Mitte der<br />
1990er Jahre die LeerstŠnde wuchsen, stand die ZukunftsfŠhigkeit des Bereiches bald in<br />
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Beispiel <strong>Halberstadt</strong> Arbeitspaket 6<br />
Frage, sodass auch in den Folgejahren, vom kleinen Teilbestand eines<br />
Zwischenerwerbers abgesehen, nicht modernisiert wurde. Bereits zum Zeitpunkt der<br />
Erarbeitung des Stadtentwicklungskonzepts betrug der Leerstand 40%, d.h. die<br />
gesamtstŠdtischen WohnungsŸberhŠnge konzentrierten sich hier.<br />
Nach PrŸfung verschiedener Optionen wurde im Stadtentwicklungskonzept fŸr den<br />
Nordring die Strategie einer umfassenden stŠdtebaulichen Neuordnung festgelegt. Der<br />
gesamte Wohnungsbestand im Nordring soll bis auf die GebŠudezeile WolfenbŸtteler<br />
Stra§e rŸckgebaut werden. Die Schule wurde abhŠngig von der Entwicklung der<br />
Bedarfslage fŸr RŸckbau zur Disposition gestellt. Die Kita soll langfristig als<br />
Kindereinrichtung <strong>und</strong>/oder als soziokulturelles Zentrum des Stadtteils erhalten bleiben.<br />
Im Anschluss an den FlŠchenabriss soll der Bereich zu einem Eigenheimstandort<br />
umstrukturiert werden, wofŸr aus Sicht der Stadtentwicklung die NŠhe zur Innenstadt <strong>und</strong><br />
die gute Infrastrukturausstattung spricht.<br />
Auf den UmstrukturierungsflŠchen kšnnen Ð je nach Umgang mit Einrichtungen der<br />
sozialen Infrastruktur Ð zwischen 60 <strong>und</strong> 93 Baugr<strong>und</strong>stŸcke fŸr EinfamilienhŠuser<br />
entstehen. Alle Entwurfsvarianten bauen im wesentlichen auf dem bestehenden Stra§en<strong>und</strong><br />
Wegenetz auf. Nach dem Abriss von 970 Wohnungen wŸrde sich die heutige<br />
Wohnungszahl des Stadtteiles auf 297 bis 330 Wohnungen reduzieren.<br />
Inzwischen hat der Stadtumbau am Nordring begonnen <strong>und</strong> ist bereits weit<br />
fortgeschritten. In einem ambitionierten Vorhaben werden die beteiligten<br />
Wohnungsunternehmen den gesamten FlŠchenabriss in 1,5 Jahren (Oktober 2002 bis<br />
MŠrz 2004) vollziehen. Die FšrderantrŠge fŸr den Gesamtbestand wurden bereits im Mai<br />
2002 gestellt <strong>und</strong> sind positiv beschieden worden. Zum gegenwŠrtigen Zeitpunkt (Mai<br />
2003) sind bereits 740 Wohnungen abgerissen worden.<br />
Noch nicht geklŠrt sind Zeitpunkt <strong>und</strong> konkrete Form der Neubebauung. Der im<br />
Stadtentwicklungskonzept erreichte Gr<strong>und</strong>konsens zur Entwicklung eines<br />
Eigenheimstandorts hat nach Auskunft von Stadtverwaltung <strong>und</strong> EigentŸmern Bestand,<br />
allerdings wollen beide beteiligte Wohnungsunternehmen zunŠchst die Entwicklung auf<br />
dem lokalen Wohnungsmarkt genauer analysieren <strong>und</strong> sich weitere Klarheit Ÿber die<br />
finanziellen SpielrŠume <strong>und</strong> Vermarktungschancen am Standort verschaffen.<br />
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Beispiel <strong>Halberstadt</strong> Arbeitspaket 6<br />
Variante 1<br />
Variante 2<br />
Variante 3<br />
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SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />
Beispiel <strong>Halberstadt</strong> Arbeitspaket 6<br />
Kosten fŸr VersorgungstrŠger <strong>und</strong> Erschlie§ung 1<br />
Im Rahmen des Stadtentwicklungskonzepts wurde in Kooperation von<br />
VersorgungstrŠgern <strong>und</strong> Wohnungswirtschaft eine KostenschŠtzung erarbeitet, um zu<br />
ermitteln<br />
- ob auf den RŸckbauflŠchen preiswerter Eigenheimbau mšglich ist,<br />
- welche Lasten die VersorgungstrŠger <strong>und</strong> die Stadt beim Umbau der technischen<br />
Infrastruktur zu tragen haben.<br />
Tab.: Kosten fŸr VersorgungstrŠger <strong>und</strong> BauplŠtze im Nordring 2 (in EUR)<br />
Schmutz- <strong>und</strong> Regenwasser<br />
Erschlie§ungsbeitrŠge gesamt<br />
davon Baugr<strong>und</strong>stŸcksanteil<br />
davon Stadtanteil<br />
Erschlie§ungsbeitrag<br />
Pro Baugr<strong>und</strong>stŸck<br />
Variante 1<br />
60 Eigenheime<br />
118.000<br />
87.000<br />
31.000<br />
Variante 2<br />
66 Eigenheime<br />
128.000<br />
96.000<br />
32.000<br />
Variante 3<br />
93 Eigenheime<br />
128.000<br />
138.000<br />
82.000<br />
1.453 1.461 1.483<br />
RŸckbaukosten 11.000 11.000 11.000<br />
Buchwerte 31.12.2003 26.000 26.000 26.000<br />
Gesamtverlust AWH 37.000 37.000 37.000<br />
Strom, Gas ,Wasser, FernwŠrme<br />
Erschlie§ungskosten gesamt 319.000 352.000 495.000<br />
davon BKZ 3 129.000 142.000 200.000<br />
davon HAK 4 191.000 210.000 295.000<br />
Erschlie§ungskosten<br />
Pro Baugr<strong>und</strong>stŸck<br />
5.328 5.382 5.382<br />
RŸckbau- u. Umverlegungskosten 528.000 487.000 518.000<br />
1 KostenschŠtzungen fŸr die finanzielle Belastung der VersorgungstrŠger durch den Umbau der<br />
stadttechnischen Anlagen <strong>und</strong> Netze wurden von der Abwassergesellschaft <strong>Halberstadt</strong> GmbH (AWH) <strong>und</strong><br />
den <strong>Halberstadt</strong>werken erarbeitet. Zugleich erfolgten von den VersorgungstrŠgern Angaben zum Umfang<br />
an Erschlie§ungsbeitrŠgen <strong>und</strong> -kosten fŸr die neuen Baugr<strong>und</strong>stŸcke, die durch Berechnungen fŸr den<br />
Stra§enneubau ergŠnzt wurden (Angaben in netto, DM umgerechnet in EUR).<br />
2 Planungseckwerte<br />
Baugr<strong>und</strong>stŸcksflŠche gesamt: Variante 1: 36.928 qm, Variante 2: 40.768 qm, Variante 3: 58.384 qm<br />
Baugr<strong>und</strong>stŸcksflŠchen: Doppelhaus 640 qm, Einzelhaus 752 qm, Reihenhaus (mittig) 320 qm<br />
Stra§enflŠchen: FlŠche Stra§enrŸckbau 4.820 qm; FlŠche Stra§enneubau Variante 1 <strong>und</strong> 2: 4.790 qm,<br />
Variante 3 9.000 qm; Kosten (netto): Stra§enrŸckbau 50 DM/qm, Stra§enneubau 200 DM/qm<br />
3 Unter BKZ versteht man die Kosten, die der Gr<strong>und</strong>stŸckseigentŸmer fŸr das vorgelagerte<br />
Haupterschlie§ungsnetz anteilig trŠgt (Baukostenzuschuss).<br />
4 Unter HAK versteht man die Kosten, die der Gr<strong>und</strong>stŸckseigentŸmer fŸr den Anschluss seines Gr<strong>und</strong>stŸcks<br />
an das Hauptversorgungsnetz trŠgt (Hausanschlusskosten).<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 229
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />
Beispiel <strong>Halberstadt</strong> Arbeitspaket 6<br />
Buchwerte 31.12.2003 408.000 443.000 443.000<br />
Gesamtverlust SWH 936.000 930.000 961.000<br />
Stra§e (ohne Schmutz- <strong>und</strong> Regenwasser)<br />
Erschlie§ungskosten gesamt 491.000 491.000 923.000<br />
davon Baugr<strong>und</strong>stŸcksanteil (90%) 5 442.000 442.000 831.000<br />
davon Stadtanteil (10%) 49.000 49.000 92.000<br />
Erschlie§ungsbeitrŠge<br />
pro Baugr<strong>und</strong>stŸck<br />
7.368 6.697 8.933<br />
RŸckbaukosten Stra§e 124.000 124.000 124.000<br />
Erschlie§ungsbeitrŠge u. -kosten<br />
pro Baugr<strong>und</strong>stŸck gesamt<br />
14.149 13.540 15.798<br />
Die Ergebnisse der KostenschŠtzung verdeutlichen, dass auf den RŸckbauflŠchen<br />
preiswertes baureifes Bauland angeboten werden kann. Die moderaten Erschlie§ungskosten<br />
von 22 Û/qm bis 25 Û/qm bieten fŸr die Baugr<strong>und</strong>stŸcke gute<br />
Vermarktungschancen. Wohnen zum Eigentum innerhalb der Stadt kann also, rein<br />
erschlie§ungsseitig betrachtet, auch fŸr mittlere Einkommensgruppe finanzierbar werden,<br />
was fŸr die soziale StabilitŠt der Innenstadt vorteilhaft ist.<br />
Die Verluste der Versorgungsunternehmen durch den RŸckbau von stadttechnischen<br />
Anlagen <strong>und</strong> Netzen im Zusammenhang mit dem Abriss der industriell gefertigten<br />
WohngebŠude <strong>und</strong> ggf. der Schule sind erheblich. Die gesamte FernwŠrmeversorgung<br />
fŸr den Bereich muss zurŸckgebaut werden. Damit steht auch der Bestand eines<br />
Heizkraftwerks in Frage. DarŸber hinaus mŸssen auch die Trink- <strong>und</strong><br />
Abwasserleistungen zum Gebiet <strong>und</strong> im Gebiet wegen der drastisch verminderten<br />
Mengenbedarfe neu dimensioniert werden.<br />
AbhŠngig von den stŠdtebaulichen Lšsungen bewegen sich die Verluste fŸr die<br />
Versorgungsunternehmen zwischen 974.000 Û bis 998.000 Û. Aber auch fŸr die Stadt<br />
entstehen unrentable Kosten durch den RŸckbau von Stra§en in einer Grš§enordnung<br />
von 124.000 Û (10% der Erschlie§ungskosten). Daneben ist die Stadt anteilig an den<br />
Erschlie§ungsbeitrŠgen zwischen 81.000 Û bis 174.000 Û beteiligt.<br />
Im Vergleich zur Entwicklung eines Eigenheimstandorts auf der grŸnen Wiese fallen die<br />
Erschlie§ungskosten niedriger aus, weil Teile des Stra§ennetzes <strong>und</strong> der<br />
Medienversorgung (speziell Strom, Telecom) nachgenutzt werden kšnnen. Dennoch<br />
ergibt sich fŸr die anderen Versorgungsstrukturen ein nicht unbetrŠchtlicher<br />
Umbaubedarf, da die Verbrauchsmengen an Wasser <strong>und</strong> Abwasser deutlich geringer<br />
ausfallen <strong>und</strong> die alten VersorgungsstrŠnge durch die KollektorgŠnge der Plattenbauten<br />
nicht erhalten bleiben kšnnen. Auch das Stra§ennetz muss teilweise neugebaut <strong>und</strong><br />
teilweise saniert werden.<br />
Vermindert werden die finanziellen Belastungen fŸr die beteiligten Seiten allerdings<br />
dadurch ganz erheblich, dass die Anpassung der technischen Erschlie§ung in einem<br />
5 Der Kostenanteil fŸr die Baugr<strong>und</strong>stŸcke wurde auf die Zahl der Baugr<strong>und</strong>stŸcke umgelegt. Eine genaue<br />
Zuordnung des Erschlie§ungsaufwandes fŸr das jeweilige Baugr<strong>und</strong>stŸck kann bei diesem groben Ansatz<br />
nicht berŸcksichtigt werden.<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 230
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />
Beispiel <strong>Halberstadt</strong> Arbeitspaket 6<br />
umzustrukturierenden Stadtteil mit vorrangiger PrioritŠt Ÿber die Quartiersaufwertung im<br />
Stadtumbauprogramm durch Land <strong>und</strong> B<strong>und</strong> zu zwei Dritteln gefšrdert werden kann.<br />
6.1.4 ResŸmee<br />
Soziale Infrastruktur<br />
Der Prozess der Strukturanpassung der Gemeinbedarfseinrichtungen an verŠnderte<br />
Bedarfe lŠuft in <strong>Halberstadt</strong>, im Unterschied zur Strukturanpassung des<br />
Wohnungsmarktes, bereits seit Anfang der 90er Jahre <strong>und</strong> unspektakulŠr. FŸr sŠmtliche<br />
in den 1990er Jahren leergefallenen Kitaeinrichtungen sind Umnutzungen fŸr<br />
Gemeinbedarf <strong>und</strong> VereinstŠtigkeit gef<strong>und</strong>en worden.<br />
Die Schlie§ung von Einrichtungen erfolgte so, dass aus gesamtstŠdtischer Sicht keine<br />
VersorgungslŸcken entstanden sind <strong>und</strong> eine Konzentration der sozialen<br />
Infrastruktureinrichtungen auf den Stadtkern eintrat. Betreffs der KindertagesstŠtten <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>schulen ist eine gleichmŠ§ige Versorgung aller Stadtteile mit kurzen Wegen nicht<br />
mehr gewŠhrleistet. Andererseits ist zu beobachten, dass Eltern bereits KindergŠrten <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong>schulen zunehmend nach QualitŠtsansprŸchen auswŠhlen <strong>und</strong> daher ganz<br />
bewusst auch lŠngere Wege in Kauf nehmen.<br />
Allerdings war die Kita- <strong>und</strong> Schulentwicklungsplanung wenig mit der<br />
Stadtentwicklungsplanung vernetzt. Faktisch hatte das Stadtentwicklungskonzept die<br />
Ergebnisse der Fachplanung zu Ÿbernehmen, der Einfluss konzeptioneller ErwŠgungen<br />
zur Entwicklung einer nachhaltigen Stadtstruktur war begrenzt.<br />
Technische Infrastruktur<br />
<strong>Halberstadt</strong> hat sich fŸr den FlŠchenabriss eines ganzen Wohngebietes mit ca. 1.000<br />
Wohnungen Ð mit Ausnahme einer Wohnzeile eines Zwischenerwerbers - entschieden.<br />
Durch die Nachnutzung der FlŠche <strong>und</strong> der vorhandenen technischen Infrastruktur<br />
bekommt die Stadt die Mšglichkeit, preisgŸnstig ein zentrumsnahes Eigenheimgebot zu<br />
erschlie§en <strong>und</strong> damit im einzigen noch wirksamen Nachfragesegment auf dem lokalen<br />
Wohnungsmarkt ein zugleich preislich wie qualitativ attraktives <strong>und</strong> im Sinne nachhaltiger<br />
Stadtentwicklung vertrŠgliches Angebot unterbreiten zu kšnnen.<br />
Die Verluste der Versorgungsunternehmen durch den RŸckbau von stadttechnischen<br />
Anlagen <strong>und</strong> Netzen im Zusammenhang mit dem Abriss der industriell gefertigten<br />
WohngebŠude sind erheblich. Vermindert werden die finanziellen Belastungen allerdings<br />
dadurch, dass die Anpassung der technischen Erschlie§ung in einem<br />
umzustrukturierenden Stadtteil mit vorrangiger PrioritŠt Ÿber die Quartiersaufwertung im<br />
Stadtumbauprogramm durch Land <strong>und</strong> B<strong>und</strong> zu zwei Dritteln gefšrdert werden kann.<br />
SozialvertrŠgliches Zusammenspiel von FlŠchenabriss <strong>und</strong> Aufwertung<br />
Die auf den ersten Blick aus sozialplanerischer Sicht rabiate Methode des<br />
FlŠchenabrisses ist sozialvertrŠglich, weil erstens fŸr alle Mieter eine akzeptierte<br />
Wohnalternative gef<strong>und</strong>en wurde. Zweitens wurde durch den Zuzug der Haushalte aus<br />
dem Abrissgebiet der Leerstand in anderen Wohngebieten der Stadt gedŠmpft, der<br />
schleichenden ãPerforierungÒ der Stadt mit ihren negativen sozialen Folgen wird<br />
entgegengewirkt.<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 231
SozialvertrŠglicher RŸckbau industriell gefertigter Wohnbauten in den neuen B<strong>und</strong>eslŠndern<br />
Beispiel <strong>Halberstadt</strong> Arbeitspaket 6<br />
Durch ein beratungsintensives <strong>und</strong> individuelles Umzugsmanagement ist es den beiden<br />
lokalen Wohnungsunternehmen HalberstŠdter Wohnungsbaugesellschaft mbh<br />
(HAWOGE) <strong>und</strong> Wohnungsbaugenossenschaft <strong>Halberstadt</strong> e.G. (WGH) gelungen, etwa<br />
70-80% ihrer Mieter innerhalb der eigenen BestŠnde zu halten. Den Haushalten wurden<br />
frisch modernisierte Wohnungen im Stadtzentrum oder preiswerte Wohnungen in der<br />
Bahnhofsvorstadt angeboten. Insofern ist <strong>Halberstadt</strong> ein gutes Beispiel fŸr das<br />
sozialvertrŠgliche Zusammenspiel von Abriss <strong>und</strong> Aufwertung, wobei die aufgewerteten<br />
BestŠnde im Stadtzentrum liegen <strong>und</strong> damit die Innenstadt stŠrken.<br />
Aufgr<strong>und</strong> des effektiven Umzugsmanagements konnte auch die Belastung der<br />
Nachbarschaften durch die Abbrucharbeiten trotz des FlŠchenabrisses minimiert werden.<br />
Die WGH hatte das Umzugsmanagement bereits beendet, bevor der erste Abriss<br />
begann, sodass die Mieter Ÿberhaupt nicht belŠstigt wurden. Die HAWOGE hat ihre<br />
BestŠnde inzwischen ebenfalls nahezu komplett leergezogen.<br />
DemgegenŸber ist die Immissionsbelastung fŸr die Mieter des verbleibenden<br />
Zwischenerwerbers ganz erheblich. Nach verschiedenen personellen <strong>und</strong> strukturellen<br />
VerŠnderungen im Unternehmen ist es letztlich nicht gelungen, diesen EigentŸmer<br />
verlŠsslich in den Stadtumbau zu integrieren. Hier zeigt sich ein generelles Problem, das<br />
hŠufig entsteht, wenn auswŠrtige EigentŸmer mit ihren jeweiligen Verwertungsinteressen<br />
ohne lokale Bindungen <strong>und</strong> mit begrenzter Kooperationsbereitschaft im Stadtumbau<br />
agieren.<br />
StadtBŸro <strong>Hunger</strong> <strong>Stadtforschung</strong> <strong>und</strong>-planung 232