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Prozessuale Arrestvoraussetzungen - arrestpraxis.ch

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9. Na<strong>ch</strong>weis von ausländis<strong>ch</strong>em Re<strong>ch</strong>t<br />

An dieser Stelle sollen keine Ausführungen darüber erfolgen,<br />

ob der Arrestgläubiger im Arrestbegehren zwingend bereits<br />

Ausführungen bzw. na<strong>ch</strong>weise zum ausländis<strong>ch</strong>en<br />

Re<strong>ch</strong>t ma<strong>ch</strong>en muss 26 . Aus anwaltli<strong>ch</strong>er Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>t ist<br />

aber zu bedenken, dass der (re<strong>ch</strong>ts)relevante Sa<strong>ch</strong>verhalt<br />

in jedem Fall nur dann vollständig vorgetragen werden<br />

kann, wenn das anwendbare Re<strong>ch</strong>t berücksi<strong>ch</strong>tigt wurde.<br />

Wird z.B. behauptet, eine Darlehenss<strong>ch</strong>uld sei zur Rückzahlung<br />

fällig, ist es unumgängli<strong>ch</strong>, darzulegen, dass die<br />

(zulässige) vertragli<strong>ch</strong>e Kündigungsfrist bzw. dass die dispositive<br />

gesetzli<strong>ch</strong>e Kündigungsfrist eingehalten wurde 27 .<br />

Ein derartiges Vorgehen zwingt den Arrestgläubiger zu vorsi<strong>ch</strong>tigem<br />

Prozessieren und bewahrt ihn vor prozessualen<br />

niederlagen im Arresteinspra<strong>ch</strong>e- bzw. Prosequierungsver -<br />

fahren. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> "erlei<strong>ch</strong>tert" eine au<strong>ch</strong> in re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er<br />

Hinsi<strong>ch</strong>t sorgfältige Begründung des Arrestbegehrens dem<br />

Ri<strong>ch</strong>ter die Arrestbewilligung.<br />

10. Dur<strong>ch</strong>griff<br />

im s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Zwangsvollstreckungsre<strong>ch</strong>t gilt der<br />

Grundsatz, dass nur Vermögen des S<strong>ch</strong>uldners, ni<strong>ch</strong>t aber<br />

sol<strong>ch</strong>es von Drittpersonen in die Zwangsvollstreckung einbezogen<br />

werden darf. Eine Ausnahme gilt dann, wenn ein<br />

vom Arrests<strong>ch</strong>uldner vers<strong>ch</strong>iedenes Re<strong>ch</strong>tssubjekt in re<strong>ch</strong>tsmissbräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er<br />

Weise vorges<strong>ch</strong>oben wird, um Vermögens -<br />

werte dem Arrestgläubiger zu entziehen28 . Aus Si<strong>ch</strong>t des<br />

Arrestgläubigers stellt es jeweils einen grossen Erfolg dar,<br />

wenn der Arrestri<strong>ch</strong>ter einen Dur<strong>ch</strong>griff bewilligt und Vermögen<br />

von (formell) Drittpersonen mit Arrest belegt.<br />

Die Sorgfaltspfli<strong>ch</strong>ten des Anwaltes gebieten in diesem<br />

Fall, den Arrestgläubiger darauf hinzuweisen, dass er dur<strong>ch</strong><br />

eine Arrestierung von Vermögen von Drittpersonen riskiert,<br />

neben dem ohnehin unumgängli<strong>ch</strong>en Prosequierungsverfah -<br />

ren gegen den Arrests<strong>ch</strong>uldner zusätzli<strong>ch</strong> (und parallel)<br />

au<strong>ch</strong> gegen diese Drittpersonen pro zes sie ren zu müssen, falls<br />

si<strong>ch</strong> diese einer Arrestierung wider setzen. Gelingt es einer<br />

Drittperson, im Rahmen des Arresteinspra<strong>ch</strong>e- bzw. des<br />

Widerspru<strong>ch</strong>sverfahrens (evtl. au<strong>ch</strong> des Bes<strong>ch</strong>werde verfah -<br />

rens) den Arrestbes<strong>ch</strong>lag auf ihrem Vermögen aufzu he ben,<br />

reduziert si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t nur das vom Arrestgläubiger arrestierte<br />

Substrat in diesem Umfang, sondern der Arrestgläubiger<br />

wird für die von der Drittperson angestrengten Verfahren<br />

überdies kosten- und ents<strong>ch</strong>ädigungspfli<strong>ch</strong>tig.<br />

11. Koordination der Arrestverfahren<br />

Gemäss Art. 276 Abs. 2 S<strong>ch</strong>KG stellt das Betreibungsamt<br />

dem Arrestgläubiger und dem Arrests<strong>ch</strong>uldner sofort eine<br />

Abs<strong>ch</strong>rift der Arresturkunde zu und bena<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tigt Dritte,<br />

die dur<strong>ch</strong> den Arrest in ihren Re<strong>ch</strong>ten betroffen werden.<br />

Es obliegt daher dem Arrestgläubiger bzw. dem diesen beratenden<br />

Anwalt, dafür zu sorgen, dass dann, wenn glei<strong>ch</strong>zeitig<br />

an vers<strong>ch</strong>iedenen orten – evtl. au<strong>ch</strong> im Ausland –<br />

Arrest gelegt wird, der Arrests<strong>ch</strong>uldner ni<strong>ch</strong>t derart früh<br />

Kenntnis von den Aktionen des Arrestgläubigers erhält,<br />

K n o w - h o w<br />

AJP/PJA 10/2002<br />

dass er no<strong>ch</strong> in der Lage ist, Vermögensvers<strong>ch</strong>iebungen anzuordnen.<br />

Der Arrestgläubiger bzw. der Anwalt muss aktiv<br />

die Koordination der vers<strong>ch</strong>iedenen Begehren vornehmen 29 .<br />

Gemäss bundesgeri<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung entsteht die<br />

Auskunftspfli<strong>ch</strong>t einer Bank über Bestand und Umfang des<br />

arrestierten Vermögens spätestens na<strong>ch</strong> Ablauf der Re<strong>ch</strong>tsvors<strong>ch</strong>lagsfrist<br />

bzw. na<strong>ch</strong> Beendigung des Einspra<strong>ch</strong>everfahrens<br />

gemäss Art. 278 S<strong>ch</strong>KG 30 . Bis dahin befindet si<strong>ch</strong><br />

der Arrestgläubiger bezügli<strong>ch</strong> des Vorhandenseins und des<br />

Umfanges von Vermögensgegenständen (bei der Arrestierung<br />

von Bankforderungen) im Ungewissen, sofern die<br />

Bank ni<strong>ch</strong>t von si<strong>ch</strong> aus s<strong>ch</strong>on vorher Klarheit s<strong>ch</strong>afft.<br />

12. Abgrenzung von der strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Bes<strong>ch</strong>lagnahme<br />

im Rahmen der Arrestbewilligung ist es unerhebli<strong>ch</strong> und<br />

damit ni<strong>ch</strong>t ents<strong>ch</strong>eidrelevant, ob die Vermögenswerte bereits<br />

strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>lagnahmt wurden und ob dereinst eine<br />

Freigabe dieser Vermögenswerte erfolgen kann. Die strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Bes<strong>ch</strong>lagnahme geht dem zivilre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Arrest<br />

vor31 . Eine Arrestierung erfolgt diesfalls analog der Arrestie -<br />

rung von Vermögenswerten von Dritten bei einem Dur<strong>ch</strong>griff<br />

mit der "Unsi<strong>ch</strong>erheit", dass der Arrestgläubiger im<br />

Verwertungsverfahren ni<strong>ch</strong>t auf die ursprüngli<strong>ch</strong> arrestierten<br />

Vermögenswerte zugreifen kann. Wird ein Arrest auf strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

bes<strong>ch</strong>lagnahmte Vermögenswerte gelegt oder werden<br />

arrestierte Vermögenswerte vor der Verwertung dur<strong>ch</strong><br />

den Strafri<strong>ch</strong>ter bes<strong>ch</strong>lagnahmt, ist bei der Prognose des<br />

weiteren Verfahrensverlaufes dur<strong>ch</strong> den Anwalt der Unsi<strong>ch</strong>erheit,<br />

ob überhaupt no<strong>ch</strong> Vermögen verwertet werden<br />

kann, besondere Aufmerksamkeit zu s<strong>ch</strong>enken32 .<br />

26 P. BREitSCHMiD (Fn 9), 1009; F. C. MEiER-DiEtERLE (Fn 4)<br />

Fn 32 mit weiteren Verweisen; S<strong>ch</strong>KG-StoFFEL, Art. 272<br />

n 7; StEPHAn MAZAn, neuere Re<strong>ch</strong>tspre<strong>ch</strong>ung des Bundesgeri<strong>ch</strong>tes<br />

in Arrestsa<strong>ch</strong>en, in: Vorsorgli<strong>ch</strong>e Massnahmen aus<br />

internationaler Si<strong>ch</strong>t, Züri<strong>ch</strong> 2000, 36; Y. ARtHo Von GUntEn<br />

(Fn 8), 110 f.; Art. 16 iPRG; § 57 ZPo ZH.<br />

27 Vgl. z.B. §§ 609 und 609a BGB.<br />

28 KURt AMMon/DoMiniK GASSER, Grundriss des S<strong>ch</strong>uldbetreibungs-<br />

und Konkursre<strong>ch</strong>ts, Bern 1997, § 51 n 7; S<strong>ch</strong>KG-<br />

StoFFEL, Art. 272 n 26; MARKUS MÜLLER-CHEn, Die Auskunftspfli<strong>ch</strong>t<br />

Dritter beim Pfändungs- und Arrestvollzug,<br />

BlS<strong>ch</strong>K 2000, 225 mit weiteren Verweisen; BGE 126 iii 95 =<br />

Pra 2001 nr. 52; BGE 113 iii 31; ZR 1992/1993 nr. 27 E 1.<br />

29 P. BREitSCHMiD (Fn 9), 1028; F. C. MEiER-DiEtERLE (Fn 4),<br />

1418.<br />

30 BGE 125 iii 391 = Pra 2000 nr. 87.<br />

31 BGE 123 ii 613; P. BREitSCHMiD (Fn 9), 1013; H. A. MÜLLER<br />

(Fn 15), 53; FLoRiAn BAUMAnn, Konkurrenz zwis<strong>ch</strong>en Staat<br />

und Zivilgläubigern beim Zugriff auf strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>lag -<br />

nahmtes Vermögen, SZW 3/1999, 113 ff.<br />

32 Bei dieser Prognose ist zu unters<strong>ch</strong>eiden, gestützt auf wel<strong>ch</strong>e<br />

normen des Strafre<strong>ch</strong>tes (Art. 58 und 59 StGB, Art. 74a<br />

iRSG, § 83 StPo ZH) die Bes<strong>ch</strong>lagnahme erfolgt ist, und ob<br />

der Arrestgläubiger allenfalls glei<strong>ch</strong>zeitig strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong><br />

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