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Prozessuale Arrestvoraussetzungen - arrestpraxis.ch

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IV. Einspra<strong>ch</strong>everfahren<br />

(gegen Arrestbefehl)<br />

16. Zweck<br />

Wer dur<strong>ch</strong> eine Arrestbewilligung in seinen Re<strong>ch</strong>ten betrof -<br />

fen ist, kann innert zehn tagen, na<strong>ch</strong>dem er von dessen<br />

Anordnung Kenntnis erhalten hat, beim Arrestri<strong>ch</strong>ter Einspra<strong>ch</strong>e<br />

erheben41 . Das Einspra<strong>ch</strong>everfahren kommt daher<br />

immer dann zum Zuge, wenn der Arrestri<strong>ch</strong>ter einen Arrest<br />

bewilligt hat. Während eines Einspra<strong>ch</strong>e- bzw. Weiterzugs -<br />

verfahrens bleibt der Arrest bestehen42 . Der Ents<strong>ch</strong>eid des<br />

Arrestri<strong>ch</strong>ters kann gemäss Bundesre<strong>ch</strong>t innert 10 tagen<br />

an die obere kantonale Geri<strong>ch</strong>tsinstanz weitergezogen<br />

werden43 . Weitere kantonale Re<strong>ch</strong>tsmittel44 und die staatsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e<br />

Bes<strong>ch</strong>werde sind zulässig. na<strong>ch</strong> herrs<strong>ch</strong>ender<br />

Lehre gilt, dass eine Einspra<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Ablauf der Frist au<strong>ch</strong><br />

dann, wenn si<strong>ch</strong> die Sa<strong>ch</strong>lage geändert hat, ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

zulässig ist45 .<br />

17. Parteien<br />

Legitimiert zur Erhebung der Arresteinspra<strong>ch</strong>e ist einerseits<br />

der Arrests<strong>ch</strong>uldner, gegen den si<strong>ch</strong> das Arrestbegehren<br />

ri<strong>ch</strong>tet, anderseits der betroffene Dritte, dessen Vermögens -<br />

werte vom Arrest tangiert sind46 . Grundsätzli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t legiti -<br />

miert ist der Arrestgläubiger oder das den Arrest vollziehende<br />

Betreibungsamt 47 . Gemäss einem Ents<strong>ch</strong>eid des Kassations -<br />

geri<strong>ch</strong>tes des Kantons Züri<strong>ch</strong> vom 7. Mai 2001 fällt dem<br />

Arrestgläubiger im Einspra<strong>ch</strong>everfahren die Stellung des<br />

Klägers und dem Arrests<strong>ch</strong>uldner bzw. dem Dritten die Stel -<br />

lung des Beklagten zu48 . Der Ri<strong>ch</strong>ter hat gemäss Art. 278<br />

Abs. 2 S<strong>ch</strong>KG denjenigen Parteien Gelegenheit zur Stellungnahme<br />

anzusetzen, deren Re<strong>ch</strong>te dur<strong>ch</strong> bere<strong>ch</strong>tigte Anträge<br />

der Gegenpartei tangiert werden könnten. Beantragt<br />

z.B. der Arrestgläubiger eine Reduktion der Arrestkaution,<br />

muss dazu die Partei, zu deren Gunsten die Arrestkaution<br />

auferlegt wurde, unabhängig davon, ob sie selbst Einspra<strong>ch</strong>e<br />

erhoben hat, angehört werden49 .<br />

18. Frist<br />

Die Frist gemäss Art. 278 Abs. 1 S<strong>ch</strong>KG beträgt 10 tage<br />

ab Kenntnis von dessen Anordnung. Dies muss ni<strong>ch</strong>t immer<br />

dur<strong>ch</strong> notifikation dur<strong>ch</strong> das Betreibungsamt gemäss<br />

Art. 276 Abs. 2 S<strong>ch</strong>KG ges<strong>ch</strong>ehen. Falls nämli<strong>ch</strong> der Arrest -<br />

s<strong>ch</strong>uldner beim Arrestvollzug anwesend ist oder vom Dritts<strong>ch</strong>uldner<br />

(Bank) Mitteilung erhält, hat er vom Arrest s<strong>ch</strong>on<br />

vorher (rudimentäre) Kenntnis50 . Aus Gründen der Re<strong>ch</strong>tssi<strong>ch</strong>erheit<br />

sollte aber die Einspra<strong>ch</strong>efrist in jedem Fall erst<br />

ab Zustellung der Arresturkunde zu laufen beginnen, um<br />

dem Arrests<strong>ch</strong>uldner eine umfassende Beurteilung, ob er<br />

si<strong>ch</strong> gegen den Arrestbefehl wehren will, zu ermögli<strong>ch</strong>en51 .<br />

Die Frist kann dur<strong>ch</strong> das Betreibungsamt für Verfahrensbeteiligte<br />

im Ausland oder bei öffentli<strong>ch</strong>er Bekanntma<strong>ch</strong>ung<br />

verlängert werden52 . Zu bea<strong>ch</strong>ten ist, dass die Frist<br />

ni<strong>ch</strong>t zwingend parallel zur Prosequierungsfrist für den Arrestgläubiger<br />

gemäss Art. 279 Abs. 1 S<strong>ch</strong>KG verläuft 53 .<br />

K n o w - h o w<br />

AJP/PJA 10/2002<br />

Sobald aber ein Einspra<strong>ch</strong>everfahren anhängig gema<strong>ch</strong>t<br />

wurde, stehen die Fristen für die Prosequierung gemäss<br />

Art. 279 S<strong>ch</strong>KG still 54 .<br />

41 Art. 278 S<strong>ch</strong>KG; BGE 126 iii 485 = Pra 2001 nr. 86; S<strong>ch</strong>KG-<br />

StoFFEL, Art. 272 n 50. Der Einspre<strong>ch</strong>er hat das Re<strong>ch</strong>t, in<br />

sämtli<strong>ch</strong> Akten des Arrestbewilligungsverfahrens (Arrestbe -<br />

gehren, eingelegte Akten) Einsi<strong>ch</strong>t zu nehmen, Y. ARtHo Von<br />

GUntEn (Fn 8), 36, 38.<br />

42 Art. 278 Abs. 4 S<strong>ch</strong>KG.<br />

43 Art. 278 Abs. 3 S<strong>ch</strong>KG. in Züri<strong>ch</strong> ist der Rekurs gegeben,<br />

§ 272 Abs. 1 ZPo ZH. Es handelt si<strong>ch</strong> um ein vom Bundesre<strong>ch</strong>t<br />

vorges<strong>ch</strong>riebenes ordentli<strong>ch</strong>es Re<strong>ch</strong>tsmittel ohne Streitwerterfordernis.<br />

S<strong>ch</strong>KG-REiSER Art. 278 n 40; WALtER A.<br />

StoFFEL, Das neue Arrestre<strong>ch</strong>t, AJP/PJA 1996, 1411.<br />

44 ZR 2002 nr. 4; S<strong>ch</strong>KG-REiSER, Art. 278 n 40.<br />

45 Y. ARtHo Von GUntEn (Fn 8), 108 f.<br />

46 Y. ARtHo Von GUntEn (Fn 8), 26 ff. und 153 ff.; vgl. DAniEL<br />

StoLL, Re<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>utz des in einen Arrest einbezogenen Dritten,<br />

Zür<strong>ch</strong>er Dissertation, Züri<strong>ch</strong> 1987.<br />

47 Y. ARtHo Von GUntEn (Fn 8), 30 ff. Zum Spezialfall der aus -<br />

s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>en Anfe<strong>ch</strong>tung der Arrestkaution gemäss Art. 273<br />

S<strong>ch</strong>KG vgl. Ziff. 14 und 27.<br />

48 ZR 2002 nr. 4. Diesem Ents<strong>ch</strong>eid ist vorbehaltlos zuzustim -<br />

men.<br />

49 Y. ARtHo Von GUntEn (Fn 8), 70 ff.<br />

50 Art. 276 Abs. 2 S<strong>ch</strong>KG. Zur Fristbere<strong>ch</strong>nung vgl. Y. ARtHo<br />

Von GUntEn (Fn 8), 50 ff.<br />

51 Die Begründung von Y. ARtHo Von GUntEn (Fn 8), 46 ff.<br />

überzeugt. Vgl. BJM 1999, 102.<br />

52 Art. 33 Abs. 2 S<strong>ch</strong>KG; ZR 2000 nr. 18.<br />

53 Da z.B. bei Ausländerarresten die Arresturkunde regelmässig<br />

dem Arrestgläubiger vor dem Arrests<strong>ch</strong>uldner zugestellt werden<br />

kann (der Arrestgläubiger hat zumeist einen Vertreter<br />

vor ort), muss der Arrestgläubiger die Prosequierung gemäss<br />

Art. 279 Abs. 1 S<strong>ch</strong>KG einleiten, bevor er weiss, ob der Arrests<strong>ch</strong>uldner<br />

oder Dritte überhaupt gemäss Art. 278 Abs. 1<br />

S<strong>ch</strong>KG Einspra<strong>ch</strong>e gegen den Arrestbefehl erheben werden.<br />

BGE 126 iii 293. Vgl. Y. ARtHo Von GUntEn (Fn 8), 114 f.;<br />

C. JAEGER/H. U. WALDER/tH. M. KULL/M. KottMAnn (Fn 1),<br />

Art. 278 n 32.<br />

54 Art. 278 Abs. 5 S<strong>ch</strong>KG. Das Bundes(zivilprozess)re<strong>ch</strong>t sieht<br />

einerseits zwingend vor, dass die Prosequierungsfristen wäh -<br />

rend dem Einspra<strong>ch</strong>everfahren und bei Weiterzug des Ents<strong>ch</strong>eides<br />

an die obere kantonale instanz still stehen. Anderseits<br />

ist diese Regelung abs<strong>ch</strong>liessend und bedeutet, dass die<br />

Prosequierungsfristen während allenfalls anhängigen kantonalen<br />

ausserordentli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tsmitteln bzw. einer staatsre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en<br />

Bes<strong>ch</strong>werde ni<strong>ch</strong>t mehr still stehen. Die Bots<strong>ch</strong>aft<br />

über die Änderung des S<strong>ch</strong>KG vom 8. Mai 1991 spri<strong>ch</strong>t in<br />

diesem Zusammenhang von der "re<strong>ch</strong>tskräftigen Erledigung"<br />

des Einspra<strong>ch</strong>everfahrens (Fn 2), 174. Darauf folgt, dass die<br />

notwendige Prosequierungshandlung na<strong>ch</strong> dem Weiterzugsverfahren<br />

an die kantonale oberinstanz in jedem Fall vorgenommen<br />

werden muss. Allenfalls re<strong>ch</strong>tfertigt es si<strong>ch</strong>, beim<br />

zuständigen (Re<strong>ch</strong>tsöffnung- oder ordentli<strong>ch</strong>en) Ri<strong>ch</strong>ter eine<br />

Sistierung des Prosequierungsverfahrens bis zur definitiven<br />

Erledigung des Einspra<strong>ch</strong>everfahrens zu beantragen.<br />

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